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23. Juni 2005

Andalusien, Marokko und Gibraltar: Wo sich Europa und Afrika berühren - Teil I

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 09:22

und John Lennon einst Yoko Ono heiratete.

Text und Fotos von Tanja Krienen

Teil II

Worin liegen die Vorteile einer Reisebus-Tour? Worin die einer privat organisierten Fahrt? Schwer zu sagen, weshalb grundsätzlich das Motto „Jeder nach seinem Gusto“ gilt. Doch „auf eigene Faust“ reizt es den individualistisch gesinnten Menschen selbstverständlich mehr. Schon die Auswahl des Hotels, der Strecke und des spontan veränderlichen Zeitplanes, erfordern ein größeres Maß Eigenverantwortung. Es kann sich lohnen…

Zielort Tarifa: Die südlichste Stadt Europas! Von Alicante sind es bis dorthin punktgenau 650 km, also je nach Tempo und Verkehr eine Fahrt zwischen sechs und sieben Stunden Dauer. Über Murcia geht es Richtung Granada oder zur Filmstadt Almeria – die Pogues punken von der Kassette ihren Almeria-Song. Geradaus geht es jedoch nach Granada! Die Sierra-Nevada fordert ihren Tribut. Hoch kriecht die Straße hinauf. Es wird merklich kühler. Das Fenster muss nun geschlossen bleiben: 1380 Meter zeigt jetzt ein Schild. Auf den Spitzen des knapp 3500 Meter hohen Gebirges liegt Schnee – auch im Mai. Euphorie; Trini Lopez bestätigt das -

„And when day is done and the sun starts to set in Granada
I envy the blush of the snow-clad Sierra Nevada“

Es geht hinunter zur Küste nach Malaga, des Geburtsortes von Antonio Banderas. Die Mondänität dieser Gegend wird spürbar. Marbella heißt der nächste, größere Ort. Doch zu selten ist der freie Blick über das Meer, zu oft führt der Weg durch schummerige Tunnel. Hier unten im Süden ist aber erstmals wieder für einige wenige kurze Strecken eine Autobahngebühr zu entrichten: nach 500km freier Fahrt ein außergewöhnliches Erlebnis. Außergewöhnlich sind auch die Immobilienpreise. Die Gesamtgemengelage macht die Costa Blanca durchaus im positiven Sinne konkurrenzfähig.

Ein erster Moment gibt die Sicht auf Gibraltar frei. Doch rasch geht es weiter, denn die britische Kronkolonie ist längst nicht der südlichste Punkt Europas. Dieser liegt ca. 40 km entfernt, nahe des Ziels Tarifa. Hier ist die Straße von Gibraltar gleichzeitig so schmal, wie an keiner anderen Stelle. Nur 14 km sind es bis zum „schwarzen Kontinent“.

Dunst liegt über dem Wasser. Beinahe mystisch sieht es aus, da die Ausläufer des afrikanischen Rifgebirges durch den Nebel über der Küste schimmern. Doch die Motoren der unzähligen Windnutzungsmaschinen zersirren jegliches Versinken in den Augenblick. Ohne diese drangsalierenden Riesenapparate mit ins Panorama zu nehmen, ist ein Foto kaum zu erstellen. Öko-Unbewusstsein als Touristen - und Naturdestruktion.

„El estrecho de Gibraltar“, Die Straße von Gibraltar, ist nicht nur die meist befahrene Schifffahrtsroute der Welt, sondern auch, wie manche behaupten, das größte Massengrab Europas. Bis zu 500 Personen greift die Polizei täglich bei der Flucht aus Afrika auf, manche können nur tot geborgen werden. Hilfsorganisationen rechnen mit mehreren Hundert Opfern pro Jahr. Die marokkanischen Behörden fühlen sich nicht zuständig. C´est la vie.

Das neue oder schöne Leben trägt für alle den hoffnungsvollen Namen „Tarifa“. Die lichte Seite des Ortes bedeutet für die sorgloser Lebenden, mit dem ständigen Wind, der vom Atlantik bläst, auch ihr Paradies gefunden zu haben, konkret: das Surfer-Paradies! Hier soll es mehr Surfershops und Kite-Schools geben, als in Maui auf Hawaii – tatsächlich: In Tarifa reiht sich Shop an Shop, in denen vor allem die Kites (Drachen) „angesagt“ sind.

Groß gewachsene junge Männer dominieren hier das Straßenbild, modisch gestylt bis hin zum eingefärbten Bärtchen und den zeit, - doch nicht ganz ideologielosen Rastalocken. Schlabberlook und Buddhafiguren. Die große Gelassenheit unter dem stürmischen Wind. Konsumorientiert empfindende, aber antiglobal denkende Sportive. Jene sonst so gerne demonstrierte Betroffenheitshaltung, findet sichtbar nicht statt. Die anderen Neuankömmlinge sieht man nicht, man lebt ja hier nur temporär. Der Geist, sowie die Augen, die ihn schaffen, sind woanders. Verständlich. Zudem buddhistisch konsequent.

Die Augen und der Geist sind auch nicht im Kino. In Tarifa läuft Mitte Mai das große Afrikanische Filmfestivals. Schwere Kost. Lange Einstellungen, viel Wüste, langsame Erzählweise, fremde Länder, wenige nachvollziehbare Sitten. Filme aus Mauretanien, Togo, Burkina Faso, Senegal oder Tschad versprechen keine Kurzweil. Auch verständlich. Widersprüche. Wer löst sie auf? Warum sollen Wahrheiten nicht auch nebeneinander existieren können? Können Sie das? Wie lange noch? Immer? Warum nicht?!

Von Tarifa aus lockt das Abenteuer, größer noch als das kalkulierte Risiko des Surfens. Es geht mit dem Boot hinaus. Wale und Delfine können besichtigt werden. Wer Zeit hat, sollte dies tun, wer weniger Zeit mitbringt, muss sich mit einem Trip nach Afrika, genau gesagt nach Tanger in Marokko, begnügen.

In den nächsten Tagen geht es weiter, aber das vorveröffentlichte “Interview” mit Machmud Fatwa ist ja schon bekannt


Machmud Fatwa:
Machmud Fatwa im Gespräch

3 Kommentare »

  1. http://www.spiegel.de/politik/ausland/streit-um-fischgruende-gibraltar-vergleicht-spanien-mit-nordkorea-a-914909.html

    Kommentar von Campo-News — 5. August 2013 @ 17:27

  2. http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/hunsrueck_artikel,-reitz-andere-heimat-wegen-windkraft-nicht-mehr-moeglich-_arid,1119092.html

    Kommentar von Campo-News — 19. August 2017 @ 08:53

  3. http://www.focus.de/politik/ausland/spanien-starker-anstieg-fluechtlingszahlen-haben-sich-an-andalusiens-kueste-mehr-als-verdoppelt_id_7604708.html

    Kommentar von Campo-News — 18. September 2017 @ 13:35

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