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28. Januar 2024

„Oppenheimer“ oder „Nurejew macht Krawumm“

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 07:05

 

So wie ich 3 Minuten-Schlager/Popmusikstücke liebe, weil ich meine, in drei Minuten könne/solle/müsse man alles, zumindest das Wesentliche, gesagt haben, so reichen mir im Normalfall 90 Minuten Film, denn: mögen wir auch lesend z. B. die Inneneinrichtungs-beschreibung in einem Buch ertragen – filmisch dies vor-zu-buch-sta-bie-ren ist geradezu skandalös nervtötend. Eine zügige Gangart schätze ich also und hätte gern – was ich ohne meine Begleitung auch getan hätte – den vorliegenden Fall nach 90 Minuten ohne mich langweilen lassen.

 

Doch der Reihe nach. Der für 13 Oscaris ;) nominierte Film über den „Vater der Atombombe“ Robert Oppenheimer (1903-1967), einem Wissenschaftler mit deutschen Eltern jüdischen Glaubens, präsentiert den schlimmsten, übelsten, irrsten Sound, den ich je in einem Film vernahm. Bumm, Krawumm, Wummmmmrrrrrrrrrrrrmmmmmrmrmrrrmmm, so erschüttert er quasi in 175 seiner 180 Minuten. Dazu eine Musik, die schlimmer nicht das Filmhoppesingking-Orchester Sindelfingen-Süd 1921 als Stummfilmbegleitung hätte erbringen können: JEDE REGUNG wurde mit Musik untermalt, aber auch JEDE! Ist Filmmusik, bzw. der Sound, für gewöhnlich schon ganz schön nervend, treibt sie hier jeden latent vorhandenen körperlichen Schaden so voran, dass jede Sollbruchstelle knackst. Grrrrrummmmel, dröhnt die Grummelmaschine, krawummt in jeder gefühlten dritten Minute und dräut stets, was da kommen mag und zwar so, dass selbst wenn ich mir die Ohren zuhalte, der Herzschlag durch die Erschütterung mitsamt des Blutdrucks hochjagt. Der Film ruht nie. Ein einziger Trailer, ein alles zermalmender Textbrei, eine gigantische Krachmaschine, die keine Pause gönnt.

 

Politisch macht er, der Nolan-Film, vieles richtig. Er zeigt, dass es „unsere“ Bombe ist, die der Wissenschaft, der Demokraten, der Antijapaner, also jener Nation, die den tiefverwurzeltesten Irrationalismus in sich trägt und größten Blutzoll verantwortete (Pearl Harbour, Nanking).

 

3,5 Punkte von 10 erhält so der Film, der einen mir unbekannten Schauspieler in der Titelrolle präsentiert, den man eher als Nurejew erwarten könnte und der sogar einem Chemnitzer die Hand drückt: dem inzwischen als Neo-Horst Frank „typischen Deutschen“ (Heisenberg) erscheinende Dauer- „blonde Bestie“-Darsteller Matthias Schweighöfer.

 

Leider gibt es noch keinen Oscar für eine Mini-Nebenrolle. In einem mit kleinen Nebenrollen strotzenden Film, der Halb-Hollywood auffährt, ragt dennoch (neben Dan DeHaan und Casey Affleck) Gary Oldham hervor! Einzigartig, wie er Harry Truman mimt, der lippenlos hinter seinen Gläsern hockt und Friedenspolitikverdächtige frisst und frisst und frisst.

 

Im Oppenheimer-Film geht es drunter und drüber zu, mehr Collage als Erzählung. Aber wenn man denkt, dass alles vorbei sein sollte, beginnt erst die  dreiviertelstündige Nachspielzeit. Sie ist die beste, die nach großen Krawummbbrrrummschütterschüttelbrrrumherum erfolgende Analysephase des „Tiefen Staates“. Ja, das ist das „linke Hollywood“, antiautoritär, patriotisch, jüdisch, gut und manchmal ambivalent….

 

Eine Stunde und 50% weniger Text, 90% weniger Krawall und der Film wäre „anspruchsvoll“…….

https://youtu.be/cE331qh3jYs?si=p6SypAG6Bq31Miwc

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