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26. Juni 2010

Aphorismen, Beobachtungen und ein Buchtipp (Cioran)

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 17:58


 Cioran schaute aus, wie eine gelungene Mischung aus Bela Lugosi und Nicolae Ceauşescu. Schlägt man das bei Suhrkamp erschienene Buch aus über 2000 Seiten auf, explodiert es in jedem Satz. Der Autor, der Nietzsche zu harmlos empfand, bleibt an keiner Stelle hinter der zurück, die er zuvor verließ. Nüchterner Rausch unbestechlicher Anschauungen, getrieben von Wahrheit, Einsamkeit und Emotionen. Der in Transsylvanien geborene Autor, kann in Gänze für extrem günstige 30 Euro gelesen werden, möglich, so ich Teile des mir vorliegenden Werkes noch einmal geschaut habe, komme ich darauf zurück.

 

MEINE neuen Aphorismen (und Beobachtungen)

 

1. „Isch stesch Disch ab!“ Als dieser einseitige - egal ob Dia,- oder Monolog - im Prozess aktenkundig wurde, notierte die Richterin erfreut, dass keine Heimtücke vorlag.

 

2. Taka Tuka, schon der Name ihres Sproß´ wies stolz auf seine Herkunft hin. Ihre Nachbarin nannte ihren Sohn Heinrich und ward somit als „Nazi“ enttarnt.

 

3. Glasbruch, Zerstörung trifft Durchzug; Müll, Papier, abgetrocknete Ausscheidungen. Die bunte Werbung an der Bushaltestelle macht das wieder wett: „Südafrika in Dortmund“.

 

4. 2033 - Sie erregte Aufsehen im Straßencafe Ballaballababa, das dem Besitzer Kakaka gehörte und im Dreick der Somaboxen von Kakau dem christlichen und Kakau dem moslemischen lag, als sie in einem Buch las. Wie, wo und warum man sie fand, blieb offiziell unklar.

 

5. Ihr Körper maß etwa 1,5×1,5 Meter. Sie war sicher auf dem Weg zum „Public-Eating“ in the Leftzone.

 

6.  Jeder, der sie für eine junggebliebene 60jährige hielt, die wie eine 50jährige aussah, war überrascht, wenn sie sagte, sie sei 38.

7. Sowohl das Che Guevara-t-shirt, als auch das laute Klatschen, störten an dem Wortführer der Gehörlosengruppe, der vergaß, dass es auch außerhalb seines Kreises Menschen gab, die besonders von der Hektik verbreitenden Aktivität der gestenreichen Gebärden und der herumfliegenden Arme irritiert wurden, obwohl sie den unzweifelhaft schätzendwerten Vorteil besaßen, nicht so ins Gehör zu dringen, wie die stakkohaften Hervorstöße indischer Zugfahrer, die, in gleicher Stärke, die Aufmerksamkeit der Fahrgäste eines ganzen Bahnhof mittlerer Größe auf sich zu ziehen vermochten.

8. Der tätowierte Balkanese bemühte sich nicht, seinen Hund bei Fuß zu halten, musste dies auch nicht, da er in dem ebenfalls radebrechenden Kellner einen ebenbürtigen Mitstreiter fand, der sofort mit einer Schale Wasser anrückte und somit drei Mal schneller parierte, als auf die gewöhnliche Anwesenheit der zweibeinigen Gäste. Es wurde ihm mit gönnerhafter Geste gedankt und beschieden, nun habe er, der Kellner, „ein paar Pluspunkte“ gesammelt. Bei dem Hund.

9. In Zeiten, da Lärm auf Schritt und Tritt an den Verstandesmenschen nagt und sich Erwachsene mit nacktem Hinterm auf öffentlichen Straßen präsentieren, ist es doch wie vor 40 Jahren so, dass niemand auf dem Rasen des altehrwürdigen Rote-Erde Stadions  auch nur 30 Sekunden stehen darf, ohne nicht zum Verlassen des Grüns aufgefordert zu werden. Natürlich zum Schutz, wegen des Kalks. Immer nur zum Schutz. Immer.

10. „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“, sagte einst Gary Lineker. Das ist wohl war, aber 1966 wurden 120 Minuten gespielt. 2010 auch?

8 Kommentare »

  1. Die Lösung.

    Seit zweitausend Jahren rächt sich Jesus an uns dafür, dass er nicht auf einem Sofa gestorben ist. https://www.deutschlandfunk.de/emil-cioran-ein-gedanke-muss-aetzen-wie-ein-gifttropfen.2540.de.html?dram:article_id=371670

    Kommentar von Campo-News — 28. Juni 2010 @ 12:48

  2. Variieren wir den ersten Aphorismus:

    Er starb, nachdem er nach den Prügelattaken einen Herzinfarkt erlitt. Als das im Prozess aktenkundig wurde, notierte der Richter erfreut, dass keine Heimtücke vorlag.

    Kommentar von Campo-News — 17. Juli 2010 @ 10:57

  3. Sein Sohn sei unter anderem einmal wöchentlich eineinhalb Stunden gejoggt und zweimal die Woche 1000 Meter gekrault, hieß es in der Aussage des Vaters. Er habe auch beträchtliche Beträge für soziale Zwecke gespendet und sich in seiner Firma als Vorstandsmitglied besonders für Bedürftige und schwierige Fälle eingesetzt. Dominik Brunner, der sehr an Literatur und Kino interessiert gewesen sei, habe davon geträumt, einmal selbst einen Film zu drehen.

    Kommentar von Campo-News — 26. Juli 2010 @ 18:59

  4. S. Berg, lesenswert “Das Elend zeigt sich beim Pärchen-Urlaub” - http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,807555,00.html

    Kommentar von Campo-News — 7. Januar 2012 @ 17:12

  5. E.M. Cioran: Die einzig wahre Ironie ist die, welche eine Träne oder eine Verkrampfung, wenn nicht gar ein groteskes und verbrecherisches Grinsen ersetzt. Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen der Ironie der Menschen, die gelitten haben, und der Ironie der Gecken und Trägen…Aus diesem Grunde scheint mit die bittere, tragische und agonale Ironie viel echter zu sein als die lächelnde, die einen leichtfertigen Skeptizismus von verschwommener und mehrdeutiger Heiterkeit entspringt, der aber Anspruch auf Lichtheit und Wohlwollen erhebt. https://www.youtube.com/watch?v=Js0LptMMHes

    Kommentar von Campo-News — 13. Juli 2014 @ 10:06

  6. Gedanken zum Tage

    1. „Nazis raus!“, rufen sie sonst, aber „Islamische raus!“ kommt ihnen nicht über die Lippen. Weil das Hirn darüber nur in Takten arbeitet.

    2. Wenn Juri Löw alles was zwischen München und Stuttgart, das traditionell weit bis nach Afrika reicht, in und um die „National“-Mannschaft unterbrachte, hat er seine Agenda „2022- Wir sind die echten Katarer“ erreicht. Schönes Arabien, bella Arabia! („Rheinische Post: Bevor Karim Bellarabi das Trikot der deutschen U21 überstreift, betet der 22-Jährige in Richtung Mekka oder lauscht den wuchtigen Bässen des US-Rappers 2Pac. “Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen”, sagt der Flügelflitzer dessen Biographie ein wenig an die Brüder Boateng erinnert.“)

    3. Team Deutschland 2022: Onukogu, Boateng, Baba, Balla, Häfele, Kirango, Özil, Bellarabi, Atta, Ramadan, Haxenhuber

    Kommentar von Campo-News — 12. Oktober 2014 @ 07:50

  7. „Ich bin stolz, schwul zu sein und betrachte dies als eines der größten Geschenke, die Gott mir gemacht hat,“ schwadroniert Apple-Chef Tim Cock Cook durch die Welt. WARUM NUR, ZUM DONNER?! Davon abgesehen zeigt er seinen bestechenden Intellekt und gibt jenen Nahrung, die wieder einmal jenen phantasiedefizitären durchschnittliche Ingenieur vor sich zu sehen glauben, welcher zu einem der abgelutschesten Sätze des Universums greifen muss, um andere an der prickelnden „Wer-lutscht-was-und warum-Frage“ teilhaben zu lassen. Gut, nun hat er sich also eingereiht in die zauberhafte, elitäre und bunte Gesellschaft von Hauptmann Röhm bis Jürgen Bartsch, die allesamt fest und stolz, superstolz, megastolz und überhaupt den neuen Menschen verkörpernd, beschloss, andere Menschen mit ihren privaten Vorlieben zu penetrieren. Meist erst dann, wenn Mama so tot ist wie ein Stück stinkender Fisch vom letzten CSD, weshalb sie leider am ganzen bunten Stolz nicht mehr teilhaben kann. Also hören Sie Cook, was ihnen Erich Kästner sagen möchte:
    Mir ist es einerlei.
    Nur schreit nicht dauernd wie am Spieß,
    Was ihr für tolle Kerle wärt!
    Bloß weil ihr hintenrum verkehrt
    Seid ihr noch nicht Genies.
    Naja, das wäre dies.

    Kommentar von Campo-News — 31. Oktober 2014 @ 15:50

  8. Fünf Gedankensplitter zum Jahresende 2014/15

    1. Mir war das abgelaufene Jahr im Durchschnitt 3,5 Grad zu kalt.

    2. Soeben beschenkte ich mich anlässlich des Jahresendes mit zwei Schallplatten(!) zu je einem Euro von Eddie Cochran und den Andrew Sisters, sowie einer posthumen Johnny Cash CD (Out among the stars). Wir sehen an diesen Namen, wie die Kultur der heutigen Zeit, die als Decadence nur unzureichend beschrieben wäre, eher als überwiegend irreversiblen Aussatz, dagegen aussieht. Auch darum gibt es keine Hoffnung.

    3. Die Linkspartei textet heute durchgehend wie Käthe Kollwitz malte. Und aussah.

    4. Ich finde nie einen Grund Sylvester so zu feiern wie andere. Nicht nur, weil es naiv ist zu glauben ein Jahr könne man hinter sich abschließen und im neuen wäre alles anders, nein, es ist der tiefste Winterzeitpunkt, der meine Melancholie so sehr fördert, auf dass es irre wäre spontan ausgerechnet an diesem Tag in gute Stimmung zu geraten, um den ewigen unnützen Kreislauf des Lebens hochleben zu lassen. Wenn es besonders laut zugeht, so richtig ballert, tobt, kreischt, quietscht, eiert und mit ganz großen Schritten der dümmste Erwin der schrillsten Heidi von hinten an die Schultern packt, dann, ja dann, sehe ich aus wie Käthe Kollwitz.

    5. Ach macht doch euren Kram alleine.

    Es gibt viele alltägliche Vorgänge im Leben, die als haarsträubend, nervend, überflüssig und/oder unlogisch empfunden werden müssen. Die vordersten Plätze dabei belegen ärztliche Überweisungsscheine, die Abseitsregeln beim Fußball und das Fahrkartensystem des Öffentlichen Nah – und Fernverkehrs.
    Kommentare
    Ronald M. Hahn
    Stimmt alles.
    · Antworten · 37 Min.
    Tanja Krienen
    Ronald M. Hahn Ich verstehe gar nicht, dass so viele Menschen so gelassen durch die Gegend marschieren und das alles weder bemerken, noch als störend, belastend oder überhaupt als Fakt empfinden, der doch willkürlich gehandhabt, und also veränderlich w… Mehr ansehen
    · Antworten · 19 Min.
    Ronald M. Hahn
    Du darfst nicht vergessen, dass mindestens 50% aller Menschen einen Dachschaden haben.
    · Antworten · 8 Min.
    Tanja Krienen
    Ronald M. Hahn Das kann wohl sagen. Es ist nicht einmal polemisch. 51(!) von 100 sind kaum in der Lage zu sprechen, zu denken oder überhaupt einfachste Vorgänge logisch einzuordnen, von der totalen Verkommenheit ihres Charakters mal ganz zu schweigen.
    · Antworten · 1 Min.

    Kommentar von Campo-News — 31. Dezember 2014 @ 11:28

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