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18. Dezember 2005

King Kong

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 17:31

Und ein paar Bemerkungen über „Horrorfilme“, sowie über die dazu gehörenden, lieben kleinen Mönsterchen

Von Tanja Krienen

Then something went wrong
For Fay Wray and King Kong,
They got caught in a celluloid jam.

Rocky Horror picture show

Alle Neuverfilmung, von Dracula über Frankenstein bis hin zu Dr. Jekyll und Mr. Hyde, leiden an dem Mangel der Unaufdringlichkeit ihrer Regisseure mit dem Duktus „Sehen Sie her, Käufer der Kinokarte, was wir mit diesem alten vergammelten Stoff mit modernster, hören Sie mir gut zu, MIT MODERNSTER TECHNIK, so alles FABRIZIEREN können – ist das nicht SPITZE?!“ Es ist ihnen partiell zu Gute zu halten, dass sie gleichzeitig die Urvorlagen mehr beachten als ihre Vorgänger – so wurden z.B. aus Coppolas Dracula tatsächlich der leidende Untote (der stets vortreffliche Gary Oldman), sowie aus Branaghs „Monster“ (der unter Wert spielende Robert de Niro) ein real Gehetzter – machten filmische Spielchen jedoch manches zunichte, kleisterte Branagh ewiges, aufdringliches Pathos (etwas, das man nach der Gene Wilder – Parodie Young Frankenstein nun wirklich nicht mehr machen konnte) alles zu, vor allem: die Ohren, - durch eine unentwegte, sich kaum eine halbe Sequenz zurückhaltende Orchestrierung. Brrrrommmmmtrommelbummbumm-zengbumm macht es da unentwegt! Wie beim Bayreuther (Weh! Weh! Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala, weiala weia!) Brommmtrommelbummbumm-zengbumm!

Wie schön, dass heute sogar Leserreisen auf, zu und in den Spuren der (selbstverständlich echten *g*) Figuren organisiert, gebucht werden können. Nun, damals in grauer Vorzeit des kalten Krieges (die Älteren unter uns, wissen was ich meine), mussten wir das noch selbst machen, z.B. war ich zur Jahreswende 1984/85 in Transsylvanien (Nicolae Ceausescu Bilder hingen überall draußen herum, ekelhaft, - wie auch seinerzeit die Öffentlichkeit zu dem an ihm begangenen Meuchelmord genau fünf Jahre später schwieg). Jedenfalls entstand dort dieses TK-Foto, mitten in Siebenbürger/Transsylvanien im Ort Sinaia.

In den 8oer Jahren schon ein Schlager – die Verbindung des rumänischen Kulturerbes (Vlad Tepes, der Pfähler, der einst Tausende Türken „gesotten, gepfählet un gepraten“ haben soll) mit Dracula, wozu auch mein genialer Aphorismus Nr. 6. passt: Die ökologische Konsequenz, 3 SAT, 4. Juli 2002: Die ökologische Konsequenz trägt eine weiße Jeans und einen lilafarbenen Sweater zu den offenen Sandalen. Sie, die Schweizerin, fuhr als Ökoaktivistin nach Transsylvanien, um dort einen Freizeitpark zum Thema DRACULA zu verhindern. Die Umwelt, so sagt sie den armen, rings um sie stehenden und staunenden rumänischen Bürgern, die doch so viel Hoffnung in das wirtschaftlich interessante Projekt legten, wäre in Gefahr. Sie redet sich heiß und vergisst dabei beinahe, die kalte Asche der Zigarette in Ihrer Hand, auf die saubere karpatische Erde abzuschlagen.

Die gothische Stimmung bedarf des Schwarzweißen, basta! Boris Karloff und Elsa Lancaster (verheiratet mit Charles Laughton) in “The bride of frankenstein”.

Das hier ist mein Liebling (leider findet ich das Foto mal wieder nicht auf Anhieb, das ich 1987 von seinem Grab machte. Er liegt ganz in der Nähe Bing Crosbys, der nicht, das sag ich diesmal für die Jüngeren („die neu geborenen Doofen“, Wolfgang Neuss) mit Bill Cosby verwandt ist) – siehe auch Bela Lugosi/Ed Wood

Das versteht aber nur jemand, der ein Originalhandtuch aus BATES HOTEL besitzt *g* - dabei begegnete das berühmteste Mordopfer der Filmgeschichte Janet Leigh (Mutter von Jamie Lee Curtis) tatsächlich auf dem Hollywood Boulevard.

Aber nun noch einmal zurück zum eigentlich Thema: King Kong. Schon 1976 blieben die Erwartungen trotz der hervorragenden Jessica Lange (die nur nicht den Mund aufmachen darf, wenn es um Politik geht, aber einst auch die terrible Genossin Francis Farmer so gut spielte, wie auch die „weiße Frau“ in eben jenem King Kong II), etwas hinter den Erwartungen zurück, trotz eines Jeff Bridges an ihrer Seite
(Vater Lloyd Bridges, gefallener KP-Linker in den McCarthy-Prozessen).

Wenn alles schwer sensationsheischend darauf hinzeichentrickt, den Kong zu szenieren, so ist das fad. Kong muss plötzlich kommen, er muss ruckeln, er muss einfach er selbst sein – schwarzweiß und urtümlich – mit weniger Technik

Verzeihung.
So, wie auf den Karten und Sticker, die man in den Universalstudios erhält, wo der „lebende Kong“ tatsächlich während der Fahrt durch eine „New Yorker Szenerie“, zu den eindruckvollsten Erlebnissen gehört –

Hier aber nun ein paar schöne Fotos aus einem Bilderbogen von 1933, der in einer kleinen Serie einst gefertigt wurde und von denen ich ein paar besitze –

Entzückt sehen wir hier die damals 26jährige Fay Wray die erst 2004, knapp 97jährig, verstarb.


Keine richtige Katharsis, der arme Kong. Schreckliche Welt, nicht wahr?!

Aber mir kann nichts passieren, meine Lieblinge bewachen ja immer den Pferdestall – Hohmann, Schröder, Thierse, Köhler




2 Kommentare »

  1. Eine kleine Filmkritik

    Gestern habe ich nun die spanische Fassung in einem Kino in Alicante gesehen - sie hat mein Urteil über diese Art Neuverfilmungen bestätigt, wenngleich sich selbstverständlich das Ansehen des Filmes lohnt.

    Weniger wäre mehr

    Der Film hat Ãœberlänge, er dauert etwas mehr als drei Stunden, was selbst den geneigtesten Zuschauer etwas unruhig werden lässt. Wenn am Ende 11, 12jährige Jungen weinend aus dem Kino rennen, so hat er jedenfalls sein Ziel erreicht: Emotionen durch die Kraft der Bilder und einer “traurigen Geschichte” so auszulösen, auf dass die Illusion über den Verstand siegt.

    Langsam nur kommt der Film in Schwung, sind die Charaktäre - die Filmproduzenten, Seeleute - allesamt überzeichnet und es fällt zudem etwas auf, dass keiner der ersten Schauspielergarde mit dabei ist. Falls es jemand nicht weiß, um was es geht: Nun, ein ehrgeiziger Regisseur will auf einer Insel mit mysteriösem Ruf einen Film drehen. Als die Crew dort eintrifft, wird sie mit Eingeborenen und einer Urwelt konfrontiert, in der ein Riesenaffe, “Kong” genannt, regiert. Der Affe wird gefangen und als Schauobjekt in New York ausgestellt - es kommt zur Katastrophe: der Affe bricht aus, die Stadt wird zum Teil verwüstet, der Affe totgeschossen, nach dem er auf die Spitze des Empire State Buildings kletterte.

    2005 sind die Eingeborenen so aggressiv wie nie zuvor - Leichen hängen überall in den Bäumen und die Weißen werden überfallen. Wie das stattfindet, befremdet. Der Film wird verwaschen präsentiert wie vor 25 Jahren, als man diese Effekte erfand und inflationär einsetzte. Trommelmusik, Knochen splittern, Zeitlupenaufnahmen - also keine normal gefilmte Handlung. Wer braucht so etwas? Wer denkt sich so etwas aus? “Herr der Ringe”-Regiesseur Peter Jackson heißt die Antwort, und tatsächlich sehen wir oftmal mehr Fantasie, als Horror.

    Karneval der Kulturen

    Wenn die Eingeborenen etwas später die “weiße Frau” für KONG mit Tamtam zur Opferstätte bringen, dann wirkt das wie der KARNEVAL DER KULTUREN IN KREUZBERG - wer hier wissend schmunzelt, darf sich seiner Erkenntnis rühmen. KONG wirkt dann mehr wie ein normaler, etwas größer geratener Gorilla, dessen schnelle “normale” Affenbewegungen gerade das besondere und neue sein sollen, doch wirkt der “alte Kong”, der sich steifer, majestätischer und langsamer bewegt, viel riesenhafter und gefährlicher. Ray Harryhausen und Co. machten es doch “gruseliger” - und natürlich darf man über eine bestimmte Naivität auch lächeln.

    Die Handlung verliert sich dann nicht selten im Urwald. Da werden minutenlang flüchtende Dinos gezeigt, drängt die Animationstechnik den Kern der Geschichte mit ihren offensichtlich fantastischen Bildern ins Abseits. Kamerafahrten nerven - der Mann am Computer fährt Sonderschichten. Auch später präsentiert sich die Flora und Fauna eminent vielseitig, aber man fragt sich: Wo ist der Kong? Und wo ist die arme arme Frau?

    Die Beiden kommen sich in einer späteren Szene näher. Wie in der zweiten Verfilmung Jessica Langes Bad mit anschließender Trockenpustung durch den Entführer anrührt, das macht die insgesamt doch erheblich schwächer wirkende Naomi Watts mit einer Tanz und Jongleur-Einlage an dieser Stelle wett. Kong tötet sie nicht (viele Skelette nahe seines Ausgucks weisen darauf hin, dass er nicht immer so “human” handelte).

    The big mistakes

    Wenn letztlich doch King Kong von dem Rest der Überlebenden geschnappt, resp. durch Chloroform betäubt wird (zwei, drei kleine Gläschen aufs platte Näschen), dann purzeln die Fragen nur so daher:

    1. Wo sind die Eingeborenen hin (die in den anderen Versionen noch immer zusehen waren und die Öffnung der Mauer verhindern wollten)?

    2. Wie konnte der überlebende Rest der Crew (kaum mehr als ein halbes Dutzend ziemlich angeschlagener Gestalten), den Riesenaffen auf das Schiff bringen?

    3. Wie war es überhaupt möglich, das Tier zu transportieren, da das “Schiff”, mehr einem etwas größeren Kahn, denn einem Frachter glich (noch dazu recht beschädigt).

    Während man z.B. im zweiten Teil Kong in einem großen Laderaum unterbringt und sich während Heimreise ein Teil der Handlung abspielt, entfällt das völlig! Nichts! Rein gar nichts! Hier die Insel - schnipp - da New York. Ein katastrophaler Drehbuch - und Regieeinfall, der aber nötig war, um Bilder des völlig unglaubwürdigen Transports des Affens auf DIESEM “SCHIFF” zu umgehen.

    Verlust der Twin Towers, Rückkehr zum Ursprung

    Wenn der Affe aus dem Theaters ausbricht, zeigt sich ein weiteres Dilemma, weil wohl niemand an die Logik im Detail dachte: Das Tier reicht kaum an den zweiten Stock der Häuser - maximal ist es 5,50 Meter groß. Nun kommt es - kurz vor dem finalen Akt - zur melancholischten Szene, die, wie mancher Melancholik-An- und Einfall, nahe am Kitsch angesiedelt ist (besonders gute Melancholie - Momente speisen sich jedoch nicht aus derartigen in Szene gesetzten Einfügungen), aber noch einmal kurz im Chaos eine letzte Ruhepause vor dem Einbruch des Grauens in diese Idylle gibt: Kong rutscht auf einem gefrorenen Teich aus und - mit seinem Objekt der Begierde in der Hand - erfolgt ein Lauf über das Eis; ein Schlittschuhlauf ohne Schuhe, ein kleines Pflichtprogramm des Eislaufes. Der Affe und seine Frau, die Frau und ihr Affe - sie haben Spaß, lachen unbeschwert bis zu jenem Moment, da die Stille von dem Trommelfeuer der Army durchbrochen wird.

    Im Remake von 1976 ziehen die Twin Towers, das WTC, den Affen an, da sie zwei markanten Punkten auf seiner Insel ähnlich sehen (das WTC als natürliches Zeichen einer anderen, wenngleich ihn brutal behandelnden, Zivilisation). Nun jedoch muss er - wie im ersten Film von 1933 - auf das Empire State Building hinauf. Sein Sterben dauert ewig. Von Kugeln durchsiebt wird er schwächer und schwächer - zuletzt verabschieden sich der Riesenaffe und eine Frau, in einem liebevollen Moment, ehe er die Augen schließt und absackt, fällt.

    Ohne Probleme hätte man den Film auf zwei Stunden kürzer können, wäre ein Verzicht auf die überladene Tricktechnik an manchen Stellen anzuraten. Die Story, der Plot, hätte dadurch gewonnen. Wer aber eine Stunde braucht, um recht unwichtigen Nebenfiguren mehr als nötig einen Charakter zu geben, und Nebensächlichkeiten zu Handlungsnebensträngen ausbaut, der zeigt dann Riesenlöcher, statt eines Riesenaffen und lässt Lücken offen, die man leicht hätte schließen können, wenn man sich nicht ein wenig im Dschungel, buchstäblich, verfranst hätte.

    Dennoch: Ein sehenswerter Film, da die Geschichte nicht kaputt zu kriegen ist und auch eine Reihe eindrucksvoller Bilder zu sehen sind. Eine “neue Sichtweise” oder wirklich ein neuer und tragfähiger Einfall war nicht zu sehen, aber: vielleicht ist das auch besser so.

    Tanja Krienen

    Kommentar von Campo-News — 21. Dezember 2005 @ 09:02

  2. Nun liegt der Artikel in der Print-Variante vor. Bedingt durch das große Format musste ich leider etwas schneiden und kleben.



    Kommentar von Campo-News — 21. Januar 2006 @ 10:13

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