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30. Januar 2008

31. Januar 1933: Hitler wird zum Reichskanzler ernannt

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 17:11

Als Ulbricht (KPD) mittels aufbinden und die SPD durch das Bekenntnis zu soldatischen Traditionen den nationalen Sozialismus verhindern wollten.

Das ist KEINE „ahistorische“ TK-Satire, obwohl sie absurder klingt, als alles, was ich bisher erdachte: Als die SPD nicht die „Partei der Deserteure“ sein wollte und den schwerstbehinderten Abgeordneten Dr. Goebbels aus dem Rheinland einen „Drückeberger“ nannte.

Da es das nicht im Net gibt, habe ich es einmal abgehört und aufgeschrieben. Es ist der „Dialog“, der zu dem größten Tumult der Weimarer Parlamentsgeschichte führte. Grund: Die SPD fühlte sich kollektiv beleidigt, weil sie der Abgeordnete Goebbels „Partei der Deserteure“ nannte. Intellektuell voll auf der Höhe der Zeit, konterte sie mit der Vorwurf der Drückebergerei. Aber der Reihe nach -

23. Februar 1932

Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD): Wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Goebbels.

Heftige Tumulte, viele Zurufe

Goebbels: Die nationalsozialistische Bewegung hat diese Gelegenheit herbei gewünscht, um mit dem Kabinett Brüning, und der von ihm repräsentierten Politik, eine grundsätzliche Abrechnung zu halten. Es ist die Pflicht der Regierung zu regieren, dafür hat sie die Macht. Dafür trägt sie die Verantwortung. Das aber kann und darf nicht Pflicht der Opposition sein. Die Opposition kann sich damit begnügen die Regierung, ihre Taten und ihre Leistungen, vor der Öffentlichkeit unter die kritische Lupe zu nehmen. Und die Entscheidung darüber, wem die Macht gebührt, der Regierung oder der Opposition, steht allein und ausschließlich dem demokratisch-parlamentarischen Regime, dem Volke zu. (Lautes Geschrei der Linken, die nachfolgende Bemerkung geht im Lärm unter)…Es ist auch nicht an dem, als wenn bankrotte Parteien, die das Vertrauen des Volkes verloren haben, ihnen nachfolgenden Parteien Vorschriften darüber zu machen hätten, wie sie die Macht gebrauchen müssen. Wer die Macht hat, der gebraucht sie. Und wer in der Opposition steht, der hat das Recht, den Gebrauch der Macht durch die Regierung zu kritisieren. Das nationale Deutschland hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, von dieser Regierung Bilanz zu verlangen, über das, was sie versprach, und über das, was sie tatsächlich einlösen konnte. Die Regierung hat sich in weitestgehendem Maße des Paragrafen 48 bedient. Aber die Regierung musste dabei die Festsstellung machen, dass man mit dem Paragraf 48 zwar nationale Bewegungen niederknüppeln kann (Geschrei, Tumult,)….wenn man versuchte unter Zuhilfenahme des Paragrafen 48 und der Notverordnungen praktisch in Deutschland den innenpolitischen Frieden wieder herzustellen, so muss man heute vor der Nation feststellen, dass Deutschland heute vor dem Bürgerkrieg steht, dass, mehr gesagt, der Bürgerkrieg latent in Deutschland bereits vorhanden ist.

(Tumult, Geklingel der Glocke, Löbe: Ich bitte um etwas mehr Ruhe. Hier ist doch kein Sportpalast.)

Goebbels fährt fort: Ich verwahre mich dagegen, wenn der nationalsozialistischen Bewegung der Vorwurf gemacht wird, sie habe Hindenburg im Stich gelassen. Nein! Hindenburg hat die Sache seiner ehemaligen Wähler im Stich gelassen! (Anm: TK. Tatsächlich wurde kurz darauf Hindenburg der Kandidat AUCH der SPD und siegte in der Reichspräsidentenwahl 1932 vor Hitler und Thälmann). Sage mir wer dich lobt und ich sage dir wer du bist. Gelobt, von der Berliner Asphalt-Presse, gelobt von der Partei der Deserteure…. (der Rest geht im Gejohle unter, schwere Tumulte, Lärm, Geschrei, Glockengebimmel)

Löbe (SPD): Herr Abgeordnete Goebbels, Sie haben eine im Hause anwesende Partei, Partei der Deserteure genannt…. Wieder lautes Schreien, vor allem bei der SPD, wiederholtes Glockengebimmel). Ist Ihnen wahrscheinlich auch bekannt, dass in der Partei, auf die Sie hingewiesen haben, eine ganze Menge Kriegsteilnehmer und Kriegsverletzte sind? Ich nehme deshalb an (Unruhe), dass Sie diese BESCHULDIGUNG zurücknehmen werden.

Goebbels: Es ist mir weiterhin bekannt…

(Tumult, Löbe: Bitte um Ruhe.)…

Goebbels: Es mir weiterhin bekannt….

Löbe: Sie wollen also meine Frage nicht beantworten? Ich bin mit meiner Ordnungsmaßnahme noch nicht am Ende. Sie haben die Partei, „Partei der Deserteure“ genannt. (Der Rest der „Ordnungsmaßnahme geht im Geschrei aller Fraktionen unter.)

Goebbels fährt an gleicher Stelle fort: Es ist mir weiterhin bekannt, dass aus dieser Partei, aus ihrem Reichtagsbüro (Anm. TK: Das Büro Nahles/Marquardt gab es noch nicht) eine amtliche Schrift kam in der stand, dass der Landesverrat kein Verbrechen darstelle (erhebliche Tumulte, allgemeines Durcheinander)

Löbe: Da der Redner den Vorwurf gegen die Partei nicht zurück genommen hat, rufe ich hiermit zur Ordnung. Ich bitte jetzt um Ruhe.

Zuruf aus der SPD-Fraktion an die Adresse des schwer körperbehinderten Goebbels: Kriegsteilnehmer Goebbels! Hahahahaha (Unruhe, Ermahnung von Abgeordneten)

Löbe: Ich muss unter allen Umständen dafür sorgen, dass der Redner seine Rede beendet. Die Beleidigung ist gerügt.

Zwischenrufer aus der SPD-Fraktion: Von einem Drückeberger lassen wir uns nicht beleidigen!

Es ist kaum noch ein Wort zu verstehen, mehrere Abgeordnete werden ermahnt, Löbe: ich unterbreche die Sitzung für eine halbe Stunde.

Reichtagspräsident Löbe, SPD, nach der Pause: Meine Damen und Herren, die Unterbrechung unserer Sitzung war herbei geführt durch einen VORWURF den der Abgeordnete Goebbels, gegen die „Partei der Deserteure“, wie er sie nannte, gerichtet hat, den ich durch einen Ordnungsruf gerügt habe. Die Kriegsteilnehmer und Kriegsverletzten der Partei haben diesen Ordnungsruf nicht für ausreichend erachtet, dass ich nach Paragrafen 91 der Geschäftordnung eine größere Verletzung der Ordnung darin erblicken muss und Herrn Abgeordneten Goebbels von dieser Sitzung ausschließe. (Wieder schwere Tumulte, Beifall der Linken) Das Wort für die Kriegsteilnehmer aller übrigen Parteien hat der Abgeordnete Lemmer

Lemmer (DDP): Der Abgeordnete Goebbels hat die Sozialdemokraten die „Partei der Deserteure“ genannt. Diese BELEIDIGUNG hat bei den Kriegsteilnehmern dieses Hauses DIE GRÖßTE ENTRÜSTUNG ausgelöst. Wir weisen die infame Beleidigung des Abgeordneten Goebbels auf das Schärfste zurück (Allgemeines Schreien)

Löbe (SPD) klingelt mit der Glocke: Herr Abgeordneter Lemmer! Der Ausdruck „infame Beleidigung“ ist unparlamentarisch. Ich rüge ihn!

Lemmer: Als der Abgeordnete Goebbels und ein großer Teil seiner Fraktionskollegen den Weltkrieg nicht mitgemacht haben, gegen Kriegteilnehmer dieses Hauses, die miterlebt haben, wie Tausende Sozialdemokraten im Felde starben, (fängt an zu schreien) SIND IM ANDENKEN AN IHRE GEFALLENEN KAMERADEN EMPÖRT ÜBER DIESE FRECHE BELEIDIGUNG DES ABGEORDNETEN GOEBBELS! (Alles grölt, es sind nur noch Wortfetzen des späteren Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Kiesingers Berlin-Beauftragten Lemmer zu vernehmen:

BELEIDIGUNG…SKRUPELOS…(luftschnapp)..KRIEGSOPFER DER NATION…AUF DEM ALTAR DES VATERLANDES….

Kurt Schumacher, SPD, schreit: Die ganze nationalsozialistische Agitation ist ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen. Und wenn wir irgendetwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Anerkennung, dass Ihnen zum ersten Mal in der deutschen Politik, die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist. Der Herr Dr. Goebbels hat sich als großer Leitartikel hier gebärdet und er ist doch nur ein missratenes kleines Feuilleton. Ich stelle hiermit fest: Von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, haben im Kriege 70% aktiv sich beteiligt! Abschließend sage ich den Herren Nationalsozialisten: Sie können tun und lassen was sie wollen, an den Grad unserer Verachtung werden sie niemals ranreichen. Pazifistisches Gesindel! (Anm. TK: Hoppla, ich glaube, die letzten beiden Worte habe ich wohl doch nur geträumt)

Löbe: Das Wort hat der Abgeordnete Ulbricht

Ulbricht (KPD, später Regierungschef der DDR): Die Diskussion in diesem Reichstag zeigt, dass dieser Reichstag im Zeichen der imperialistischen Kriegspolitik tagt. Er zeigt, dass sich die Nationalsozialisten und Sozialdemokraten den Rang ablaufen, wer die treuesten Diener der Hindenburgs sind. Hindenburg ist das Programm des imperialistischen Krieges. Hindenburg war es, der den Erlass herausgab, in dem gesagt wird, dass man gegen jene Soldaten, die nicht mehr weiter ihre Knochen auf die Schlachtfelder tragen wollen, dass man sie anbinden müsse. Hindenburg, er forderte das Anbinden der Soldaten. Nun, die deutschen Arbeiter werden antworten bei dieser Präsidentenwahl, wen man anbinden soll. Sie werden antworten: Wen man nicht nur anbindet, sondern: wen man aufbinden soll. (Der Rest geht im nachfolgenden Chaos unter, die Folgen sind bekannt: Die Nationalsozialisten überwanden ihre schändliche Drückebergerei, die Sozialdemokraten marschierten überwiegend mit und die Kommunisten marschierten auch, oder trugen die Folgen ihrer Anbindungs-Schwadronierereien.).

10 Kommentare »

  1. Bilder folgen…

    Gestern war ich in Marburg und habe Hindenburg besucht. Er steht mitsamt Gattin abgedunkelt in der Ecke der Elisabeth-Kirche (die über dem Grab der Heiligen errichtet ward). Der Kirchendiener wollte nicht erklären warum das so ist, doch ich weiß, dass die Gemeinde einst die Abschaltung der Strahler anordnete. Deutsche Vergangenheitsbewältigung. Meinen Unmut darüber habe ich im ausliegenden Gästebuch zum Ausdruck gebracht.

    Ansonsten: nette Anfahrt, palavere mit einem argentinischen Austauschstudenten (der nach drei Monate D. auf dem Weg über Frankfurt in Richtung London war) inklusiver Zahnspange in Spanisch über Deutschland und die Welt. Ankunft. Schöne Stadt, aber auch nicht schöner als andere, die sich eine prachtvolle „spätmittelalterliche Optik“ erhielten. Der große Nachteil: Marburg präsentiert sich höchst – vereinfacht gesagt – uneben. Treppen über Treppen. Wohnen möchte ich dort nicht. Aber für Studenten ist es gut genug. „Ahoi!“, um mit Kästner „realistisch“ zu reüssieren..

    Eine Studentengruppe erklimmt den Berg. Einer trägt - bei ca. 0,5 Grad - kurze braune Hosen mit unterschiedlichen Schuhen dazu. Lange Haare, kürzerer Verstand. Ich stehe, obwohl ich das Schloss suche, plötzlich vor irgendeinem Fachbereich. Frage nach, wie ich zum Schloss komme. Erhalte zwar keine wirklich substanzielle, aber doch eine vage Beschreibung: „Etwa 20 Minuten zu Fuß.“ Nach acht Minuten bin ich dort. Hier im Landgrafenschloss (die ersten Mauern wurden 1050 errichtet) disputierte Luther mit Zwingli, doch konnten sie sich nicht einigen, ob Jesus persönlich bei Abendmahle anwesend sei, oder dies nur als rituelle Handlung in seiner Gesamtheit zu verstehen wäre. In 14 Punkten war man sich einig, an diesem 15. schieden sich die Geister, und also musste die gemeinschaftliche Reformation warten.

    Ein schönes Rathaus haben sie dort – ca. 500 Jahre alt. Sehnsucht. Drinnen liegen – genderkorrekt - sexistische, will sagen männerfeindliche, natürlich meist bunte, Zettel aus. Bei einer Änderung der Verhältnisse sollten diese sofort beseitigt werden.

    Ich lasse den Tag im Jornal, so die Schreibweise, ausklingen. Paar Krefelder, schmackhaftes Bolognese-Schnitzel. Den Salat lasse ich zurückgehen. Lese bei allem die WELT („Safer sex überflüssig“ – na endlich, sage ich doch; Fasten hat nur eine psychologische Wirkung, ENTSCHLACKUNG GIBT ES NICHT!; und: Kinder werden im Regelfall nicht dick, wenn sie GESTILLT wurden! Ja sapperlot, denke ich, sollte die Vernunft doch hier und da in einer Zeitung zu Wort kommen – ja, nur jede 5. Frau stillt ausreichend lange und es sind beinahe nur die der bösen „Oberschicht“).

    Kommentar von Tanja Krienen — 8. Februar 2008 @ 09:50

  2. Tradition und Moderne in Marburg

    marburg-1.jpg

    marburg-2.jpg

    Kommentar von Campo-News — 9. Februar 2008 @ 06:49

  3. Vom Hängen und gehängt werden:

    Rosa Luxemburg: »Wenn man die bisherigen Reden zur Frage des politischen Massenstreiks hier gehört hat, muß man sich wirklich an den Kopf fassen und fragen: Leben wir denn tatsächlich im Jahre der glorreichen russischen Revolution oder stehen wir in der Zeit zehn Jahre vor ihr? Wir sehen doch an der Geschichte, daß alle Revolutionen mit dem Blut des Volkes erkauft sind. Der ganze Unterschied ist, daß bis jetzt das Blut des Volkes für die herrschenden Klassen verspritzt wurde – und jetzt, wo von der Möglichkeit gesprochen wird, ihr Blut für die eigene Klasse zu lassen, da kommen vorsichtige sogenannte Sozialdemokraten und sagen, nein, dieses Blut ist uns zu teuer…«

    August Bebel: »Nun hat die Debatte nach einer Richtung einen etwas seltsamen Charakter angenommen. Ich habe mit Ausnahme der Jahre, in denen ich mich in “Staatspension” (im Gefängnis) befand, allen Parteikongressen beigewohnt. Aber eine Debatte, in der so viel von Blut und Revolution die Rede gewesen wäre wie in der heutigen, habe ich noch nicht gehört. Als ich das alles hörte, habe ich ein paarmal unwillkürlich auf meine Stiefelspitzen gesehen, ob diese nicht bereits im Blut wateten … «

    Rosa Luxemburg: »August warf mir Ultraradikalismus vor und rief: “Wenn die Revolution in Deutschland kommt, wird Rosa bestimmt auf der Linken stehen und ich bestimmt auf der Rechten”, und dann fügte er scherzhaft hinzu: “Aber wir werden sie aufhängen, wir lassen uns nicht von ihr in die Suppe spucken.” Worauf ich ruhig erwiderte: “Es ist noch nicht heraus, wer wen aufhängen wird.”«

    Kommentar von Campo-News — 3. Juli 2009 @ 13:00

  4. Das Leben ist offen - hauptsächlich zur SED hin.

    Post von der SPD. Die Antwort auf mein Protestschreiben:

    Danke für Ihre Email an uns, die uns die Möglichkeit gibt, Ihnen unsere Beweggründe für einen Ausschluss von Thilo Sarrazin aus der SPD näher darzulegen.

    Eine Partei wie die SPD, die zurecht mit Stolz darauf verweisen kann, dass viele ihrer Mitglieder für ihre Überzeugung und u. a. den Einsatz für freie Meinungsäußerung in den Konzentrationslagern des Naziregimes ihr Leben verloren haben, macht es sich nicht leicht, ein Mitglied wegen seiner Meinung auszuschließen.

    Aber in dieser Partei gibt es seit 150 Jahre unverrückbare Werte, die jeder Sozialdemokrat teilen muss. Erst recht, wenn er wie Thilo Sarrazin ein prominentes Mitglied ist.

    Zu diesen Werten heißt es kurz zusammengefasst in unserem Grundsatzprogramm: “Wir widersetzen uns jeder Form der Diskriminierung. Die Würde des Menschen ist unabhängig von seiner Leistung und seiner wirtschaftlichen Nützlichkeit.”

    Deshalb hat die SPD Charlottenburg-Wilmersdorf nach Analyse des Buches und intensiver Diskussion am 2. September 2010 einstimmig beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren mit dem Ziel eines Ausschlusses aus der SPD einzuleiten.

    Denn Thilo Sarrazin hat in seinem Buch “Deutschland schafft sich ab” und damit verbundenen Interviews Äußerungen getätigt und Feststellungen getroffen, die erheblich gegen die Grundsätze der SPD verstoßen und ein Parteiausschluss aus der sozialdemokratischen Wertegemeinschaft zwingend erforderlich machen.

    So leitet Herr Dr. Sarrazin in seinem Buch und in den begleitenden Interviews individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen grundsätzlich aus biologischen Gegebenheiten ab, die für ihn, wenn überhaupt, nur marginal beeinflussbar sind. Er propagiert mit seinem festgefügten Gesellschaftsbild eine Klassengesellschaft mit klaren Abgrenzungen zwischen verschiedenen Schichten und Aufgabenzuweisungen für dieselben. Er ergänzt dies durch eine Wertigkeitsskala von Kulturen und kulturellen Hintergründen und daraus folgenden Ansprüchen auf mehr oder weniger Förderung. Herr Dr. Sarrazin diffamiert zum wiederholten Male ganze Bevölkerungsgruppen durch Pauschalvorwürfe und -wertungen, schürt Ressentiments und spaltet die Gesellschaft. Dies steht nicht nur diametral den Grundsätzen der Sozialdemokratie entgegen, sondern verstößt in seiner Zielrichtung und einzelnen Empfehlungen auch gegen Grundsätze unserer Verfassung.

    Beispielhaft zu nennen sind hier
    die grundsätzliche Diffamierung des Islam als einer Religion, die ihre Anhänger zu nutzlosen Mitgliedern der Gesellschaft macht,
    die Feststellung, dass eine Erhöhung der Durchlässigkeit des Bildungssystems und der Gesellschaft nutzlos bzw. sogar schädlich sei,
    die Nähe zur Rassenideologie des Nationalsozialismus’ mit Äußerungen wie „alle Juden teilen ein bestimmtes Gen“,
    die Einteilung der Wertigkeit von Menschen gemäß ihrer wirtschaftlichen Nützlichkeit und damit verbundene Vorschläge zur schichten- und ethnienspezifischen Geburtensteuerung.”

    Der SPD Kreisvorsitzende Christian Gaebler erklärt hierzu: “Thilo Sarrazin hat sich ganz klar außerhalb der sozialdemokratischen Gemeinschaft mit ihren unverhandelbaren Grundwerten und ihrem Menschenbild gestellt. Er kann seine Meinung in diesem Land frei äußern. Die Verbindung der SPD-Mitgliedschaft mit diesen Ansichten ist aber nicht tragbar.”

    Dieser Beschluss ist keine Absage an eine intensive Debatte über Integrationspolitik in unserem Land. Im Gegenteil: Die SPD hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit integrationspolitischen Fragen beschäftigt. Dazu gehören gerade hier in Berlin viele Maßnahmen, die u. a. den Spracherwerb fördern und mehr Chancengleichheit ermöglichen sollen. Integration bedeutet für uns Sozialdemokraten auch, dass Kinder in Berlin jetzt zwei und ab 2011 drei Jahre unentgeltlich die Kita besuchen können. Die Schulstrukturreform mit der Abschaffung der Hauptschule ist hier ebenfalls ein wichtiger Baustein. Spracherwerbskurse, Stadteilmütter und vieles mehr zeigen, dass sich die SPD darum bemüht, allen Menschen eine Chance zu geben.

    Natürlich liegt noch vieles im Argen. Eine kritische Debatte über den Stand der Integration, über erreichte Fortschritte, aber ebenso auch über fortbestehende Probleme und Defizite, ist dringend geboten und erforderlich. Dem stellen wir uns auch weiterhin.

    So wichtig eine kritische Bestandsaufnahme der Integration in Deutschland aber auch ist:

    Sie muss in der Sache richtig und im Ton sachlich sein. Pauschalisierungen und Polemisierungen führen nicht weiter. Sie spalten, grenzen aus und erschweren so einen offenen, kritischen Dialog über bestehende Probleme und notwendige Lösungen. Wenn Thilo Sarrazin Zuwanderung mit „Landnahme“ in Verbindung bringt, vor einer „Übernahme“ von Staat und Gesellschaft durch Migranten warnt und muslimischen Migranten einen „wirtschaftlichen Mehrwert“ abspricht, dann schürt er Ängste und Vorurteile und vergreift sich klar im Ton. Für die Sozialdemokratie gilt aber, Ton und Haltung sind keine Nebensache, wenn es um Integration geht. Wer Probleme in unserem Land nicht verschärfen, sondern lösen will, der darf keine Vorurteile schüren.

    Damit nicht genug: Thilo Sarrazin schreibt darüber hinaus in seinem Buch, dass Intelligenz und ebenso mangelnde Intelligenz wesentlich vererbt seien. Seine Schlussfolgerung hieraus: Deutschland werde im Durchschnitt dümmer, da vor allem die bildungsfernen Bevölkerungsgruppen in unserem Land Kinder bekämen. Als Lösung schlägt er dann unter anderem vor: Eine Prämie von 50 000 Euro für junge Akademikerinnen, die ein Kind bekommen. Eine solche Einteilung von Menschen nach ihrer Nützlichkeit widerspricht unserer sozialdemokratischen Grundüberzeugung, dass alle Menschen gleich viel wert sind.

    Als Sozialdemokraten sagen wir klar: Das Leben ist offen. Die Entwicklung oder Charaktereigenschaften eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen sind nicht durch ein bestimmtes Erbgut vorgezeichnet. Es kommt vielmehr darauf an, durch Erziehung und durch gute Bildung die freien Entwicklungschancen eines jeden Menschen freizusetzen. Das ist die Grundüberzeugung unserer auf Emanzipation und Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität aufbauenden sozialdemokratischen Politik. Thilo Sarrazin hat diesen gemeinsamen Boden mit seinen jüngsten Äußerungen und Buchveröffentlichungen verlassen.

    Wir hoffen, Ihnen unsere Beweggründe mit diesen Zeilen nahegebracht zu haben und würden uns über eine differenzierte Betrachtung des Vorganges freuen. Bitte vergessen Sie dabei nicht: Die SPD ist eine Wertegemeinschaft und dies seit beinahe 150 Jahren. Für uns ist es entscheidend, dass alle unsere zentralen Werte für unser gemeinsames Anliegen einer gerechten und solidarischen Gesellschaft teilen.

    Mehr Informationen zu dem Parteiausschlussverfahren gegen Thilo Sarrazin nebst zugrundeliegenden Zitaten aus Thilo Sarrazins Buch finden Sie auf unserer Internetseite: http://www.spd-citywest.de

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihre SPD Charlottenburg-Wilmersdorf

    Kommentar von Campo-News — 5. September 2010 @ 20:31

  5. Ein irritierendes Spiegel-Portrait Hitlers: “Vor der Verwendung von Fremdwörtern scheute er nicht zurück; denn sie hatten für ihn “Klangfarbe”. Wenn er sie verwendete, trafen sie das Richtige. Gezwungene Verdeutschungen belegte er mit Spott; denn in dieser Hinsicht war

    ihm Deutschtümelei fremd: “Man stelle

    sich vor, wenn wir damit anfingen, Fremdworte auszumerzen, wo sollten wir dann aufhören!” (7. März 1942).

    Als sprachliches Vorbild hat Hitler Schopenhauer angesehen; er erwähnt ihn noch in den “Tischgesprächen” als den einzigen Deutschen, der imstande gewesen sei, sprachliche Änderungen vorzunehmen (7. März 1942).” - http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46162899.html

    Kommentar von Campo-News — 24. Juli 2012 @ 18:15

  6. Zitate führender “Nazis”, die sich selbst als Linke einstuften

    Höchst bemerkenswert ist allerdings, dass führende Nazi-Verbrecher ihre Partei als “linke“ Bewegung verstanden. Die Zitate sprechen für sich:

    „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke… Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock.“
    (Joseph Goebbels, 1931 in „Der Angriff“)

    „Meine gefühlsmäßigen politischen Empfindungen lagen links.“
    (Adolf Eichmann, Organisator der Massenmorde an den Juden, in seinen Memoiren)

    „Wir haben die linken Klassenkämpfer liquidiert, aber leider haben wir dabei vergessen, auch den Schlag gegen rechts zu führen. Das ist unsere große Unterlassungssünde.“
    (Adolf Hitler, 24. Februar 1945, Tagung der Reichs- und Gauleiter, zitiert bei Rainer Zitelmann in „Hitler–Selbstverständnis eines Revolutionärs“, Seite 457)

    Besonders erstaunlich auch die Einschätzung von Willy Brandt, die er 1932 – damals noch unter seinem wirklichen Namen Herbert Frahm – zu seinen Genossen von der Sozialistischen Arbeiterpartei äußerte:

    „Das sozialistische Element im Nationalsozialismus, im Denken seiner Gefolgsleute, das subjektiv Revolutionäre an der Basis, muss von uns erkannt werden.“

    Kommentar von Campo-News — 14. Juni 2013 @ 07:10

  7. Der Umschwung - http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1983_1_7_schumacher.pdf

    Kommentar von Campo-News — 7. Mai 2015 @ 15:41

  8. Heute traf Oswald Spenglers “Jahre der Entscheidung” aus dem Jahr 1933 ein, habe mir schon “Der Untergang des Abendlandes” vom selben Autor vorgemerkt. Ich weiß schon jetzt, dass ich einige Dinge anders beurteilen werde, aber ihn bislang nicht im Zusammenhang und im Original gelesen zu haben, erachte ich als Bildungslücke, die ich nun zu schließen gedenke. “Zu dieser rein abendländischen (wiewohl den Globus tangierenden) weißen Revolution gesellt sich für Spengler die zweite, die ‚farbige’ Weltrevolution. Die Bedrohung von innen wachse durch die zusätzliche Schwächung des Abendlandes nach außen….Die Kriege der faustischen Völker untereinander zeitigten laut Spengler unter den Farbigen eine höchst ermutigende Wirkung: Ihre Volksmassen seien zum Teil in die Kämpfe involviert gewesen und hätten besichtigen können, dass sie den weißen Herren keineswegs hoffnungslos unterlegen gewesen seien: „sie begannen die Weißen zu verachten wie einst Jugurtha das mächtige Rom.“ Das bedenkliche Anzeichen sei, dass sich die Weißen der natürlichen Ãœberlegenheit begeben hätten und dies nicht einmal bemerken würden.” - https://de.wikipedia.org/wiki/Jahre_der_Entscheidung

    Kommentar von Campo-News — 2. Oktober 2015 @ 10:25

  9. Symbol der deutschen Niederlage: der 9. Juli 1919

    Weit gefehlt, urteilt nun Thomas Weber: „Mit dem linksrevolutionären Regime unter Kurt Eisner und den nachfolgenden Räterepubliken hat sich der Weltkriegsgefreite offensichtlich ganz gut arrangiert, weil er unbedingt beim Militär bleiben wollte.“ Schließlich habe er keine Familie und keinen Beruf gehabt, wohin er hätte zurückkehren können.

    Den Beginn von Hitlers Wandel zum politischen Fanatiker datiert Weber auf einen späteren Zeitpunkt als die große Mehrzahl der Forscher und nennt dafür ein genaues Datum: den 9. Juli 1919. An diesem Tag ratifizierte Deutschland den Friedenvertrag von Versailles, der unter anderem die Abtretung umfangreicher Gebiete sowie die Zahlung von Reparationen an die Westmächte vorsah. „Erst jetzt setzte sich bei Hitler wie bei vielen anderen Deutschen die Erkenntnis durch, dass der Krieg nicht in einer Art Unentschieden geendet hatte, sondern wirklich verloren wurde“, erklärt der Historiker. http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/spaeter-radikalisiert-als-gedacht-historiker-glaubt-dieses-ereignis-machte-adolf-hitler-zum-nazi_id_5548080.html

    Kommentar von Campo-News — 20. Mai 2016 @ 11:36

  10. Hitler hat seine Mutter sehr geliebt und war ein fürsorglicher Sohn. Er war bis zum 32. Lebensjahr ein normaler Mensch, im Krieg bescheiden und verlässlich. Ohne die Erziehung durch seinen Vater wäre er nicht der, der er wurde. Er war kein Dämon, was die böse Seite nicht besser macht.
    http://charleskrueger.de/waren-hitler-und-die-nazis-kapitalisten-und-ist-der-faschismus-eine-form-des-kapitalismus/?fbclid=IwAR1d6qhR8PsjZdNXT0eWRfe-oMpgFC18Pj95MvAm4mxjFgu8Pf8S1wTR0yE

    Kommentar von Campo-News — 8. März 2017 @ 11:15

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