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14. Juli 2006

Der bekannteste „Aussteiger“ sagt: „Rrrespekt! Donnerrrwetterrr!

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 10:53

Walter Moers bringt gerade seinen „Bonker“ heraus, demnächst spielt Helge Schneider den „Föhrer“, aber meine Satire entstand bereits vor 1 ½ Jahren. Sie ist variable und musste nun aus aktuellen Gründen leicht bearbeitet werden.

TK trifft AH

Gestern abend saß ich, die Sonne versank gerade über den Bergen der Mancha, bei einem Glas erfrischenden Früchtetees, als plötzlich das Telefon klingelte. Eine Stimme flüsterte aufgeregt einen Hinweis, der wohl als größte Sensation des letzten halben Jahrhunderts zu sehen ist: „Kommen Sie nach ABC um XYZ Uhr, dort werden wir zu Adolf Hitlers Versteck fahren. Er lebt!“

War es eine Finte? Ich kabelte zurück: „Hehe, lang nicht mehr so gelacht.“ „Nein, im Ernst!“ (Röhm meinte er wohl, dachte ich lachend, und sagte, während ich den Hörer auflegte: „Nerv nicht, Dummkopf.“) Kurz darauf klingelte das Telefon noch einmal und in überzeugenden Worten offenbarte mir der Anrufer seine reale Existenz. Ich begann an meinen Zweifeln zu zweifeln. „Wahrscheinlich“, so dachte ich, „mache ich jetzt einen großen Fehler“, packte aber meine Reisetasche, sauste nach Alicante, setzte mich ins letzte Flugzeug und landete 2 ½ Stunden später – gegen 1.15 Uhr- in Berlin. Adolf Hitler nämlich, hatte sich praktisch gar nicht vom Fleck bewegt, so der Kern der Nachricht.

Mein Informant wartete schon am Flughafen auf mich, er trüge einen roten „Momper-Schal“ hatte er noch kurzatmig ins Telefon gehechelt. Ich erblickte ihn sogleich. „Sind Sie wirklich Momper?“ fragte ich ihn, „Sie sehen fast so aus!“ „Stellen Sie doch nicht soviel Fragen“, erwiderte er, „fragen Sie IHN wer ich bin!“ Das klang zwar forsch, aber überzeugend und so folgte ich ihm bis zu seinem Auto, nahm auf dem Vordersitz platz, rechts natürlich, und wir fuhren in das Dunkel der Hauptstadt, das uns mit grellem Licht den Weg deutete (an dieser Stelle musste ich beim Schreiben so laut lachen, sodass „Momper“ meinte, ich solle doch lieber noch einmal mein Näschen pudern, ehe ich „zum Führer“ gelange).

Nun wurde mir doch ein wenig mulmig. Würden diese Deppen eine Tür öffnen, und Tschernobyl Jobatey fragt mich: „Verstehen Sie Spaß?“, oder Frank Elsner winkt vielleicht gar mit der Million aus dem Sorgenkind-Fond und lallt: „Ich will kein Mitleid, ich will Respekt”– oder umgekehrt und gleichzeitig? – oder blökt etwa ein Plaste- und Elastehund: Thööööölke! : Ich war auf alles gefasst und hypernervös.

„Momper“ parkte vor einer Grünfläche: „Wissen Sie, was sich hier einmal befand?“ Ich verneinte. „Der Führerbunker“, sagte er fast vorwurfsvoll mit einem Blick, der mich als inkompetent auf diesem Gebiet seit 60 Jahren entlarvte. Er ging mit schnellem Schritt zum nächsten Häuserblock – ich folgte ihm, mit Pudding im Hirn und in den Füßen, die „wann ist denn endlich Schluss mit der Charade?“ signalisierten.

„Tätärätä“ – die Klingel an der Tür stieß einen fanfarenartigern Laut aus, lauerte Frank Elsner doch irgendwo in der Ecke? Frau von Malwida von Grothenmohl stand auf der Klingel. Eine uralte Frau öffnete zu meiner Überraschung die Holztür. Drinnen gärte ein Topf auf dem Feuer, sirrte die Luft. „Kochender Asphalt aus Dresden gefälligst, kochender Asphalt aus Dresden gefälligst“ krächzte ein gefiederloser Papagei unentwegt. Seine Beine waren mit Drähten an dem Holzast gefesselt, auf dem er im Takt von rechts nach links schwankte. „Nichts da“, sagte ich, „ich stehe auf Joghurt.“ „Tiefflieger im Angriff, Tiefflieger im Angriff, hähähä“, lachte der Papagei irre – irgendwie hatte er sich doch trotz seines Frauchens eigenständige Gedanken gemacht. Ich beschloss, ihn für die weitere Zeit in dieser „Wohnung“ zu ignorieren.

„Sagen Sie, wo…“ Pssst“, unterbrach mich die Alte sofort, „Sie werden schon sehen.“ Sie drückte auf irgendeinen Punkt an der Wand und schon öffnete sich eine geheime Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. „Attacke, Attacke, Attrappe, Attrappe!“ hörte ich noch einmal aus der Ferne den Papagei krächzen. Ich zeigte ihm in Gedanken einen Vogel.

Nach einer Zeit, die mir unendlich lange vorkam, obwohl ich nur 33 Stufen zählte, gelangten wir zu dem Eingang eines Raumes, dessen Klinke während des Drückens etwas knarrte, und dann den Blick plötzlich auf einen älteren, aber rüstigen Mann freigab und ich fragte mich, ist das nun wirklich Bruno Ganz oder, nein: Adolf Hitler! Ich erkannte ihn gleich am waschechten Schnurrbart! Die alte Frau entfernte sich rasch.

Hitler kam freundlich lächelnd mit überraschend festem Schritt, sowie auch Tritt, auf mich zu: „Seien Sie mir willkommen, Tanja Krienen“, sprach er geradezu demütig leise, und nur ein leichtes Rollen der „Rs“ verriet, zu welchem Tremolo seine Stimme diesbezüglich noch immer im Stande zu sein schien. „Sie müssen mich nicht „Mein Führer“ nennen, können gerne Adolf zu mir sagen.“ „Guten Tag, Herr Hitler, ich meine: Adolf“, stammelte ich, während er mir die Hand drückte.“ „Sie sehen noch reizender aus, als auf den Fotos im Internet“, er lachte keckernd auf, „seit Elisabeth Förster-Nietzsche, und natürlich meiner Eva – Gott der Herr habe sie selig – ist mir noch nie wieder eine so reizende Person untergekommen.“ „Nun“, erwiderte ich mit leicht ironischem Anflug, „untergekommen ist ja sowieso wohl seltener passiert und Frau Malwida ist nun auch nicht gerade….“ Zu meiner Überraschung lachte Hitler wohlbeschwingt: „Wissen Sie, es ist schon ein Kreuz, hier, nach dem UNTERGANG des Reiches (seine Augen schweiften in die Ferne und ich glaubte kurz eine aufkeimende Träne darin entdecken zu können), und so freue ich mich, endlich wieder etwas Gesellschaft zu bekommen.“

„Ja, aber“, haspelte ich schnell und etwas verlegen, noch immer beinahe gelähmt von dem, was ich sah: „Wie sind hier hierher gekommen und Verzeihung, ich bin überwältigt: Sie müssten doch inzwischen 116 Jahre alt sein!?“ Hitler lächelte: „Ach, daran ist mein Zauberer hier Schuld“ – er deutete auf „Momper“. „Wissen Sie, wer das ist? Es ist der bedeutendste Genealoge den Deutschland je hatte – „unser Jung-Spund Mengele“, er ist erst 94.“ Hitler deutete dabei auf „Momper“. „Mompers“ Augen blitzten schalkhaft: „Alle Welt erzählt diese Geschichten, aber wir, mein Führer und ich, haben währenddessen die Geschichte neu erfunden. Die ewige Jugend ist möglich, die Alterung verläuft nach unseren Experimenten nur im halben Tempo, wenn man weiß, wie es geht“ flüsterte er geheimnisvoll. Hitler blickte nun ernster: „Aber ich spüre, dass es nun trotzdem mit mir bergab geht, und deshalb habe ich Sie gerufen. Nehmen Sie Platz! Das ist ein Befehl!“, er schaute mich plötzlich belustigt, fast spöttisch, im Grunde selbst ironisch an.

Ich setzte mich. Hitler begann nun einen längeren Monolog: „Damals, in den letzten Stunden des Reiches, die so schmerzhaft für mich waren, und noch heute das Kinopublikum (er streckte sich dabei und lächelte befriedigt in sich herein) zu Tränen rührt, schickte mir der Himmel wie durch ein Wunder, einer nie erbebten Fügung, einen Engel: Frau Malwida von Grothenmohl! Ihr Keller grenzte, was wir nicht wussten und der dilettantische und viel zu fette Göring vorher – gottlob, im Nachhinein – nicht bemerkte (seine Stimme wurde für den Moment, da er sich über Göring echauffierte schneidiger), direkt an meinen Führerbunker. Plötzlich, am 20. April 1945, an meinem 56. Geburtstag, ging eine Tür auf, und SIE stand dort! Wir waren natürlich alle überrascht (Momper/Mengele nickt heftig), aber ich wusste jetzt: es gibt einen Ausweg. Nicht nur Juden konnten versteckt und gerettet werden, sondern auch so ein hilfloser Führer wie ich. Ich konnte plötzlich erahnen, was es hieß verfolgt zu werden. Ich wollte nur noch raus, ich wollte: AUSSTEIGEN!“

Ich unterbrach ihn: „Aber die verkohlte Leiche!“ Hitler lachte laut: „Ach, meine Liebe, das war doch nur mein altes Glücksschwein „Ernst“, dem wir die Haut abgezogen, und in ein paar Stiefel gesteckt hatten. Die Russen haben den Unterschied gar nicht bemerkt.“. Plötzlich bekam sein Gesicht eine andere Farbe, er erstarrte fast. „Hören Sie, Tanja“, Hitler beugte sich bis nahe an mein linkes Ohr und sprach ganz leise: “Ahnen Sie, was ich 60 Jahre hier im Keller mitgemacht habe? Ich bin ein anderer Mensch geworden! Ich bereue tief und würde niemals wieder etwas Böses tun. Glauben Sie mir!“ Ich schwieg und blickte mich verstohlen um. Er wiederholte seine Worte, diesmal fragend: „Glauben Sie mir?“ und fügte insistierend „Tanja!!“ hinten an, flehte sogar: „Bitte“. Auch Mengele/Momper sah mich mit bittenden Augen an und ich glaubte fast einen Hauch aus seinem halb geöffneten Mund zu hören, der wie: „Tun Sie es doch“ klang.

Ich war hochgradig irritiert. Hitler spürte meinen Zweifel: „Tanja, ich spreche ganz offen zu ihnen: schon damals, in der frühen Systemzeit, kamen mir Zweifel. Ich war doch nur zum Militär gegangen, um für Deutschland etwas zu tun, und noch mehr, um den feschen jungen Gesellen nahe zu sein, die ihre Uniformen so locker trugen, wie ich es nie konnte.“ (Hitler räusperte sich verlegen). „Mein erster Freund, ach, es war nur ein schüchterne Liebe – ich verzichtete, weil ich mich lieber Deutschland hingeben wollte. Mein Intimus Röhm jedoch, versuchte mich zu erpressen: politisch, menschlich – ich musste handeln. In Wahrheit strebte ich immer nach dem Ausgleich und dem Schönen. Mit Goebbels diskutierte ich angeregt über die herrlichen Erfolge des kommunistischen Aufbaus in Sowjetrussland. Sie haben doch sicher neulich den SPIEGEL gelesen? Genauso war es: Wir wollten doch nur die Volksgemeinschaft, das beste für das Volk, auf gleicher, nationaler und sozialistischer Basis. Dabei habe ich jedoch ein paar Fehler gemacht, für die ich jetzt um Verzeihung bitte.“ Er sah mich mit traurigen Augen an, blinzelnd.

„Die Menschen draußen benötigen ein Zeichen, sie wollen nicht nur ihr Selbstmitleid sehen, sondern eine wahre Überzeugung spüren“ stieß ich gepresst hervor. Hitler nickte: „Was schlagen Sie vor?“ „Nun“, ich sah ihn durchdringend an: „Ich kenne da ein paar politische Parteien, die würden Sie, Adolf, sicher aufnehmen. Wovor ich aber unbedingt warnen würde, wären die rechten Parteien, die sich noch immer nicht von alten Phantasien trennten. Man würde ihnen den Wandel nicht abnehmen. Sie sollten in eine linke Partei eintreten, am besten in eine ganz linke, das wirkt heute besonders überzeugend! Und dann, ach herrje, das wäre so eine Perversion…ich will das gar nicht aussprechen….“

Hitler war immer näher gekommen, hatte gebannt jedes Wort, das ich sagte, begierig von meinen Lippen gelesen; sein Kopf schwoll rot an, er nahm seine Arme hoch, führte die Hände zu meinen Schultern, fasste mich hart an und begann mich durch zurüttelte, für einen Moment schien er wieder der alte zu sein: „Sagen Sie es mir! Sagen Sie es mir! Sie müssen es mir sagen, Tanja!!“ Angst stand ihm im Gesicht, er bemerkte meinen Schrecken und ließ die Hände wieder sinken: „Entschuldigung, ich wollte ihnen nicht wehtun, ich war immer gut zu allen Lebewesen.“

„Schon gut“, meinte ich, doch sichtbar um Fassung ringend, „also: ich würde…(noch einmal seufzte ich tief, weil mir dieser Schritt wirklich zu gewagt und grotesk schien)… ich würde…irgendwie….zu sehen…dass man mich für… einen… Sympathisanten des Judentums hält“. Hitler starrte mich an, die Sekunden vergingen, dann erhellte sich sein Antlitz, die Augen explodierten zu riesigen Tellerminen (um im Bild zu bleiben) und er riss erregt die Arme triumphierend nach oben: „Das ist DIE Idee. Die Idee!“ Er stampfte rhythmisch mit den Füßen auf den Boden, wie man es zuletzt 1944 auf dem Obersalzberg sah und von den Farbaufnahmen her kennt: „hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha, Hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha. Hawa neranena, hawa neranena, hawa neranena neranena.“ Wir lachten alle, auch Malwida von Meier-Müller-Schmidt, die plötzlich wieder im Raum steht, lachte schüchtern mit.

„Hören Sie auf, hören Sie auf, Adolf“, prustete ich”, ich kann nicht mehr vor Lachen!“ Hitler war sichtlich außer Atem, aber auch sehr aufgekratzt: „Seid dem Fall von Paris war mir nicht mehr so leicht zu Mute!“ „Aber“, ich versuchte die Stimmung wieder zu versachlichen, „Sie sollten auch unbedingt den Anschein erwecken, in jüdischen Organisationen tätig zu sein, das heißt ja nicht, dass Sie dort wirklich mitmachen müssen. Sie müssen nur so tun als ob! Füllen Sie doch einfach einen Aufnahmeantrag aus und bezahlen dann z.B. keine Beiträge mehr – Hauptsache, die Leute denken, der ist koscher.“

„Sie werden immer besser, Frau Tanja“, Hitler klopfte mir anerkennend auf die Schulter“, wir werden das ganz groß aufziehen. „Machen wir das doch so“, erklärte ich“, Ich nehme mal Kontakt zur Fernsehsendung „Frontal 33“ auf, dort kenne ich den Doktor Dings, und außerdem zum jüdischen Internetportal Gagalil, da kenne ich auch einige Leute, die machen auch den ältesten Nazi wieder flott. Dann sprechen wir mit einigen alten Lehrern aus der SED, die immer sehr viel Verständnis für Zusammenbrüche und Neuanfänge haben, und touren ein bisschen durch die Lande, um den geläuterten Hitler vorzuzeigen. Da ziehen die bestimmt mit, denn wenn der Hitler schon nicht mehr mitmacht, werden die jungen Nazis auch bald die Springerstiefel ausziehen, so denken die jedenfalls.“

„Und Sie meinen, da spielen die mit?“, fragte Hitler skeptisch. „Natürlich“, erwiderte ich, „die machen alles, wenn es nur Geld, eine Quote und Verwirrung in den Köpfen bringt. Und wenn Sie jemand als „alten Nazi“ beschimpft und als Lügner, dann zeigen Sie den einfach an – damit haben Sie heute in Deutschland einen tollen Erfolg. Und wenn die Sache dann so richtig toll läuft, können Sie ja in ein paar Jahren immer noch der NPD beitreten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie schon die 16. Periode des Deutschen Bundestages als Alterspräsident eröffnen können.“

Hitlers Augen wurden feucht und seine Stimme färbte sich feierlich: „Das wäre etwas, noch einmal dort oben zu stehen, und meinem Volk zu sagen, was ich empfinde. Und vor allem mit den Missverständnissen aufzuräumen, denn, immer waren meine Maxime nur: Freiheit, Frieden und Wohlstand für das ganze deutsche Volk! Und ich werde sagen: Ihr seht, ich habe mich geändert. Und das deutsche Volk ist nicht mehr das Volk der Ehrlosigkeit und Schande, der Selbstzerfleischung, der Kleinmütigkeit und Kleingläubigkeit; nein, das deutsche Volk ist wieder stark geworden: In seinem Geist stark in seinem Willen, stark, in seiner Beharrlichkeit, stark im Ertragen aller Opfer. Nun segne unseren Kampf um unsere Freiheit und damit unser deutsches Volk und Vaterland!”

„Bravo“, rief Mengele aus“, ich sehe Sie schon wieder, mein Führer, in alter Macht auf dem Thron, der ihnen zusteht.“ „Noch sind wir nicht soweit“, warf Hitler ein“, denn wir müssen doch erst das andere Programm durchlaufen, wenn ich unsere schlaue Tanja richtig verstanden habe.“ Ich pflichtete ihm bei: „Genau so ist es! „Marrrsch marrrrsch, oh mein Isrrrael. Verrrgeltung sei das oberrrste Ziel“, schnarrte Hitler. Ich räusperte mich verlegen, angesichts dessen, was ich angerichtet hatte, fing mich, und sprach mit fester Stimme: „Beim Blick auf die Uhr sehe ich, dass es schon sehr spät wurde und ich jetzt unbedingt aufbrechen muss. Verhalten Sie sich noch ein paar Tage still, ich fädele das ein. Gagalil wird sicher begeistert sein – man ist zu allem bereit, darauf können Sie Gift nehmen. Nein, war nur ein Scherz. Tun Sie es nicht, machen Sie eine Flasche vom besten Südtiroler Tropfen aus, den Sie finden können. Sie sind im Handumdrehen rehabilitiert, wenn Sie auf mich hören!“

Hitler kam mit feierlich anmutender Geste auf mich zu und ergriff fest meine Hände: „Danke!“, seine Stimme zitterte, „nichts als: Danke!“ „Schon gut“, meinte ich, und löste mich aus der Umklammerung. Mengele/Momper verließ den Raum, ich folgte ihm, drehte mich noch einmal um, und winkte Hitler zu: „Shalom!“ Er brüllte lachend: „Shalom, meine Beste!“

Tja, was nun? Meine Aufgabe ist heikel genug: Gehen wir an die Arbeit. Bei Gagalil werde ich sicher leichtes Spiel haben, dachte ich beim Verlassen des Hauses. Malwida von Grothenmohl hielt mich noch kurz beim Hinausgehen fest und flüsterte mir ins Ohr: „Wenn Sie wieder kommen, dürfen Sie mich auch Eva nennen.“ “Was?”, ich war sehr erstaunt, “Sie sind die immer fröhliche Eva Braun? Ja, dann ist Momper/Mengele vielleicht wirklich Momper oder Mengele?” “Nein”, beunruhigte sie mich“, das ist unser Cem! Er stand eines Tages vor der Tür, wir ließen ihn herein, schoren ihm Bart und Kopf, und seit dem macht er sich nützlich. Er sieht zum Beispiel ganz ganz genau, wer ein Jude ist, und wer nicht.” “So? -, na sieh mal an, wer hätte das gedacht?!”, sagte ich und hastete grußlos aus dem Haus. Schnell, immer schneller. Die erste Maschine startete schon um kurz nach 7. oo Uhr.

Tanja Krienen

12 Kommentare »

  1. Geschmacklos

    TK: “Geschmacklos” ist der Hype um “Aussteiger”, nicht aber eine treffende Satire dazu, die schmeckt nämlich gut. Aber darüber macht man ja auch keine Witze, nicht wahr? Schade, so ist eine Wortmeldung mal wieder nichts als “Herr Lehrer, ich weiß was, nämlich, dass ich nichts weiß”.
    https://www.spiegel.de/politik/prozess-in-stuttgart-mutmasslicher-linksextremist-martin-e-war-frueher-neonazi-a-1dac434f-0002-0001-0000-000177779133

    Kommentar von Spanier — 15. April 2007 @ 22:20

  2. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/darf_man_ueber_pocher_und_hitler_lachen

    Kommentar von Campo-News — 13. März 2013 @ 08:29

  3. http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article136495159/Er-ist-wieder-da-jetzt-spielt-er-sogar-Theater.html

    Kommentar von Campo-News — 23. Januar 2015 @ 07:29

  4. 20 Wochen stand Timur Vermes’ Was-wären-wenn-Szenario “Er ist wieder da” auf Platz eins der SPIEGEL-Bestsellerliste, mehr als zwei Millionen Mal soll sich das Buch über die Wiederkehr Adolf Hitlers im Berlin der Gegenwart verkauft haben.

    Der Film beginnt nun wie das Buch damit, dass der Diktator 70 Jahre nach seinem Tod dort aufwacht, wo einst der Führerbunker stand, um dann derangiert durch Berlin-Mitte zu irren. http://www.spiegel.de/kultur/kino/er-ist-wieder-da-hitler-groteske-nach-timur-vermes-a-1056231.html

    Kommentar von Campo-News — 7. Oktober 2015 @ 10:23

  5. Endfassung aus meinem Buch “Fackeln in der Dämmerung” -

    33. Mit dem „Nazi-Aussteiger“ im Bunker!

    Gestern Abend saß ich, die Sonne versank gerade über den Bergen der Mancha, bei einem Glas erfrischenden Früchtetees, als plötzlich das Telefon klingelte. Eine Stimme flüsterte aufgeregt einen Hinweis, der wohl als größte Sensation des letzten halben Jahrhunderts zu sehen ist: „Kommen Sie nach ABC um XYZ Uhr, dort werden wir zu Adolf Hitlers Versteck fahren. Er lebt!“ War es eine Finte? Ich kabelte zurück: „Hehe, lang nicht mehr so gelacht.“ „Nein, im Ernst!“ (Röhm meinte er wohl, dachte ich lachend, und sagte, während ich den Hörer auflegte: „Nerv nicht, Dummkopf.“) Kurz darauf klingelte das Telefon noch einmal und in überzeugenden Worten offenbarte mir der Anrufer seine reale Existenz. Ich begann an meinen Zweifeln zu zweifeln. „Wahrscheinlich“, so dachte ich, „mache ich jetzt einen großen Fehler“, packte aber meine Reisetasche, sauste nach Alicante, setzte mich ins letzte Flugzeug und landete 2 ½ Stunden später - gegen 1.15 Uhr- in Berlin.

    Adolf Hitler nämlich hatte sich praktisch gar nicht vom Fleck bewegt, so der Kern der Nachricht. Mein Informant wartete schon am Flughafen auf mich, er trüge einen roten „Momper-Schal“ hatte er noch kurzatmig ins Telefon gehechelt. Ich erblickte ihn sogleich: „Sind Sie wirklich Momper? Sie sehen fast so aus!“ „Stellen Sie doch nicht so viele Fragen“, erwiderte er, „fragen Sie IHN wer ich bin!“ Das klang zwar forsch, aber überzeugend. So folgte ich ihm bis zu seinem Auto, nahm auf dem Vordersitz Platz, rechts natürlich. Wir fuhren in das Dunkel der Hauptstadt, das uns mit grellem Licht den Weg deutete (an dieser Stelle musste ich beim Schreiben so laut lachen, sodass „Momper“ meinte, ich solle doch lieber noch einmal mein Näschen pudern, ehe ich zum Führer gelange).

    „Momper“ parkte vor einer Grünfläche: „Wissen Sie, was sich hier einmal befand?“ Ich verneinte. „Der Führerbunker“, sagte er fast vorwurfsvoll mit einem Blick, der mich als inkompetent auf diesem Gebiet seit 50 Jahren entlarvte. Er ging mit raschem Schritt zum nächsten Häuserblock. Ich folgte ihm, mit Pudding im Hirn und in den Füßen, die „wann ist endlich Schluss mit der Charade?“ signalisierten. Nun wurde mir doch ein wenig mulmig. Würden sie eine Tür öffnen und Tschernobyl Jobatey mich fragen: „Verstehen Sie Spaß?“, oder Frank Elsner vielleicht gar mit der Million aus dem Sorgenkind-Fond winken und lallen: „Ich will kein Mitleid, ich will Respekt“ oder umgekehrt und gleichzeitig? Oder blökt etwa ein Plaste- und Elastehund: Thööööölke!? Ich war auf alles gefasst und hypernervös.

    „Tätärätä“ – die Klingel an der Tür stieß einen fanfarenartigen Laut aus, lauerte Frank Elsner doch irgendwo in der Ecke? Frau von Malwida von Grothenmohl stand auf der Klingel. Eine uralte Frau öffnete zu meiner Überraschung die Holztür. Drinnen garte ein Topf auf dem Feuer, sirrte die Luft. „Tiefflieger im Angriff, Tiefflieger im Angriff“, krächzte ein gefiederloser Papagei unentwegt. Seine Beine waren mit Drähten an dem Holzast gefesselt, auf dem er im Takt von rechts nach links schwankte. „Tiefflieger im Angriff, Tiefflieger im Angriff“, Ich beschloss, ihn für die weitere Zeit in dieser „Wohnung“ zu ignorieren. „Sagen Sie, wo…“ Pssst“, unterbrach mich die Alte sofort, „Sie werden schon sehen.“ Sie drückte auf irgendeinen Punkt an der Wand und schon öffnete sich eine geheime Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. „Attacke, Attacke!“ hörte ich noch einmal aus der Ferne den Papagei krächzen.

    Nach einer Zeit, die mir unendlich lange vorkam, obwohl ich nur 33 Stufen zählte, gelangten wir zu dem Eingang eines Raumes, dessen Klinke während des Drückens etwas knarrte, und dann den Blick plötzlich auf einen älteren, aber rüstigen Mann freigab und ich fragte mich, ist das nun wirklich Bruno Ganz oder, nein: Adolf Hitler! Ich erkannte ihn gleich am waschechten Schnurrbart!

    Die alte Frau entfernte sich rasch. Hitler kam freundlich lächelnd mit überraschend festem Schritt auf mich zu: „Seien Sie mir willkommen, Tanja“, sprach er geradezu demütig leise, und nur ein leichtes Rollen der „Rs“ verriet, zu welchem Tremolo seine Stimme diesbezüglich noch immer im Stande zu sein schien. „Sie müssen mich nicht „Mein Führer“ nennen, können gerne Adolf zu mir sagen.“ „Guten Tag, Herr Hitler, ich meine: Adolf“, stammelte ich, während er mir die Hand drückte.“ „Sie sehen noch reizender aus, als auf den Fotos im Internet“, er lachte keckernd auf, „seit Elisabeth Förster-Nietzsche und natürlich meiner Eva – Gott der Herr habe sie selig – ist mir noch nie wieder eine so reizende Person untergekommen.“ „Nun“, erwiderte ich mit leicht ironischem Anflug, „ist ja sowieso wohl eher seltener passiert und Frau Malwida ist nun auch nicht gerade….“ Zu meiner Überraschung lachte Hitler wohlbeschwingt: „Wissen Sie, es ist schon ein Kreuz, hier, nach dem Untergang des Reiches (seine Augen schweiften in die Ferne), und so freue ich mich, endlich wieder etwas Gesellschaft zu bekommen.“

    „Ja, aber“, haspelte ich schnell und etwas verlegen, noch immer beinahe gelähmt von dem, was ich sah: „Wie sind hier hierhergekommen und Verzeihung, ich bin überwältigt: Sie müssten doch inzwischen 115 Jahre alt sein!?“ Hitler lächelte: „Ach, daran ist mein Zauberer hier Schuld“ – er deutete auf „Momper“. „Wissen Sie, wer das ist? Es ist der bedeutendste Genealoge den Deutschland je hatte – „unser Jung-Spund Mengele“, er ist erst schlappe hundert.“ Hitler deutete dabei auf „Momper“. „Mompers“ Augen blitzten schalkhaft: „Alle Welt erzählt diese Geschichten, aber wir, mein Führer und ich, haben währenddessen die Geschichte neu erfunden. Die ewige Jugend ist möglich, die Alterung verläuft nach unseren Experimenten nur im halben Tempo, wenn man weiß, wie es geht“ flüsterte er geheimnisvoll. Hitler blickte nun ernster: „Aber ich spüre, dass es trotzdem mit mir langsam bergab geht, und deshalb habe ich Sie gerufen. Nehmen Sie Platz! Das ist ein Befehl!“, er schaute mich plötzlich belustigt, fast spöttisch, im Grunde selbst ironisch an.

    Ich setzte mich. Hitler begann nun einen längeren Monolog: „Damals, in den letzten Stunden des Reiches, die so schmerzhaft für mich waren, und noch heute das Kinopublikum (er streckte sich dabei und lächelte befriedigt in sich herein) zu Tränen rührt, schickte mir der Himmel wie durch ein Wunder, einer nie erbebten Fügung, einen Engel: Frau Malwida von Grothenmohl! Ihr Keller grenzte, was wir nicht wussten und der dilettantische und viel zu fette Göring vorher nicht bemerkte (seine Stimme wurde für den Moment, da er sich über Göring echauffierte schneidiger), direkt an meinen Führerbunker. Plötzlich, am 20. April 1945, an meinem 56. Geburtstag, ging eine Tür auf, und SIE stand dort! Wir waren natürlich alle überrascht (Momper/Mengele nickt heftig), aber ich wusste jetzt: es gibt einen Ausweg. Nicht nur Juden konnten versteckt und gerettet werden, sondern auch so ein hilfloser Führer wie ich. Ich erahnte plötzlich, was es hieß, verfolgt zu werden. Ich wollte nur noch raus, ich wollte: AUSSTEIGEN!“ Ich unterbrach ihn: „Aber die verkohlte Leiche!“ Hitler lachte laut: „Ach, meine Liebe, das war doch nur mein altes Glücksschwein „Ernst“, dem wir die Haut abgezogen, und in ein paar Stiefel gesteckt hatten. Die Russen haben den Unterschied gar nicht bemerkt.“

    Plötzlich bekam sein Gesicht eine andere Farbe, er erstarrte fast. „Hören Sie, Tanja“, Hitler beugte sich bis nahe an mein linkes Ohr und sprach ganz leise: “Ahnen Sie, was ich 60 Jahre hier im Keller mitgemacht habe? Ich bin ein anderer Mensch geworden! Ich bereue tief und würde niemals wieder etwas Böses tun. Glauben Sie mir!“ Ich schwieg und blickte mich verstohlen um. Er wiederholte seine Worte, diesmal fragend: „Glauben Sie mir?“ und fügte insistierend „Tanja!!“ hinten an, flehte sogar: „Bitte“. Auch Mengele/Momper sah mich mit bittenden Augen an und ich glaubte fast einen Hauch aus seinem halb geöffneten Mund zu hören, der wie: „Tun Sie es doch“ klang.

    Ich zitterte. Hitler spürte meinen Zweifel: „Tanja, ich spreche ganz offen zu ihnen: schon damals, in der frühen Systemzeit, kamen mir Zweifel. Ich war doch nur zum Militär gegangen, um für Deutschland etwas zu tun und engagierte mich nach Krieg links, wie alle. Ich stand sogar am Wegesrand um die Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Eisner zu eskortieren: einem ausgewiesenen Vertreter des bolschewistischen Joodentums! Meine tiefe antikapitalistische Sehnsucht. Doch es kam anders. Ich wurde benutzt. Zum Kanzler musste man mich drängen. Mein Intimus Röhm versuchte mich dann zu erpressen: politisch, menschlich – ich musste handeln. In Wahrheit strebte ich immer nach dem Ausgleich und dem Schönen. Mit Goebbels diskutierte ich angeregt über die herrlichen Erfolge des kommunistischen Aufbaus in Sowjetrussland. Wir wollten doch nur das Beste für das Volk, auf gleicher, nationaler und sozialistischer Basis. Dabei habe ich jedoch ein paar Fehler gemacht, für die ich jetzt um Verzeihung bitte.“ Er sah mich mit traurigen Augen an, blinzelnd.

    „Die Menschen draußen benötigen ein Zeichen, sie wollen nicht nur ihr Selbstmitleid sehen, sondern eine wahre Überzeugung spüren“ stieß ich gepresst hervor. Hitler nickte: „Was schlagen Sie vor?“ „Nun“, ich sah ihn durchdringend an: „Ich kenne da ein paar politische Parteien, die würden Sie, Adolf, sicher aufnehmen. Wovor ich aber unbedingt warnen würde, wären die rechten Parteien. Man würde ihnen den Wandel nicht abnehmen. Sie sollten in eine linke Partei eintreten, am besten in eine ganz linke, das wirkt heute besonders überzeugend! Und dann, ach herrje, das wäre so eine Perversion…ich will das gar nicht aussprechen….“ Hitler war immer näher gekommen, hatte gebannt jedes Wort, das ich sagte, begierig von meinen Lippen gelesen; sein Kopf schwoll rot an, er nahm seine Arme hoch, führte die Hände zu meinen Schultern, fasste mich hart an und begann mich durchzurütteln, für einen Moment schien er wieder der alte zu sein: „Sagen Sie es mir! Sagen Sie es mir! Sie müssen es mir sagen, Tanja!!“ Angst stand ihm im Gesicht, er bemerkte meinen Schrecken und ließ die Hände wieder sinken: „Entschuldigung, ich wollte ihnen nicht wehtun, ich war immer gut zu allen Lebewesen.“

    „Schon gut“, meinte ich, doch sichtbar um Fassung ringend, „also: ich würde…(noch einmal seufzte ich tief, weil mir dieser Schritt wirklich zu gewagt und grotesk schien)… ich würde…irgendwie….zu sehen…dass man mich für… einen… Sympathisanten des Judentums hält“. Hitler starrte mich an, die Sekunden vergingen, dann erhellte sich sein Antlitz, die Augen explodierten zu riesigen Tellerminen (um im Bild zu bleiben) und er riss erregt die Arme triumphierend nach oben: „Das ist DIE Idee. Die Idee!“ Er stampfte rhythmisch mit den Füßen auf den Boden, wie man es zuletzt 1944 auf dem Obersalzberg sah und von den Farbaufnahmen her kennt: „Hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha, Hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha. Hawa neranena, hawa neranena, hawa neranena neranena.“ Wir lachten alle, auch Malwida von Meier-Müller-Schmidt, die plötzlich wieder im Raum steht, lachte schüchtern mit.

    „Hören Sie auf, hören Sie auf, Adolf“, prustete ich, „ich kann nicht mehr vor Lachen!“ Hitler war sichtlich außer Atem, aber auch sehr aufgekratzt: „Seit dem Fall von Paris war mir nicht mehr so leicht zu Mute!“ „Aber“, ich versuchte die Stimmung wieder zu versachlichen, „Sie sollten auch unbedingt den Anschein erwecken, in jüdischen Organisationen tätig zu sein, das heißt ja nicht, dass Sie dort wirklich mitmachen müssen. Sie müssen nur so tun als ob! Einfach einen Aufnahmeantrag ausfüllen und bezahlen dann z.B. keine Beiträge mehr – Hauptsache, die Leute denken, der ist koscher. Als erstes aber sollten Sie sich kurzzeitig einen Leibrabbiner zulegen! Ein starkes Symbol!“

    Hitler stieß einen spitzen Schrei aus und keckerte: „Großarrrrtig! Sie werden immer besser, Frau Tanja“. Er klopfte mir anerkennend auf den Arm und sprach, wieder beruhigt, leise, fast wispernd, weiter: „Wir werden das ganz groß aufziehen.“ „Machen wir das doch so“, erklärte ich. „Ich nehme mal Kontakt zur Fernsehsendung „Frontal 33“ auf, dort kenne ich den Doktor Dings, und außerdem zu bestimmten Internetportalen, da kenne ich auch einige Leute, die machen auch den ältesten Nazi wieder flott. Dann sprechen wir mit einigen alten Lehrern aus der SED, die immer sehr viel Verständnis für Zusammenbrüche und Neuanfänge haben, und touren ein bisschen durch die Lande, um den geläuterten Hitler vorzuzeigen. Da ziehen die bestimmt mit, denn wenn der Hitler schon nicht mehr mitmacht, werden die jungen Nazis auch bald die Springerstiefel ausziehen, so denken die jedenfalls.“ „Und Sie meinen, da spielen die mit?“, fragte Hitler skeptisch. „Natürlich“, erwiderte ich, „die machen alles, wenn es nur Geld, eine Quote und Verwirrung in den Köpfen bringt. Und wenn Sie jemand als „alten Nazi“ beschimpft und als Lügner, dann zeigen Sie den einfach an – damit haben Sie heute in Deutschland einen tollen Erfolg. Und wenn die Sache dann so richtig toll läuft, können Sie ja in ein paar Jahren immer noch einer richtigen Partei ihrer Wahl beitreten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie schon die 20. Periode des
    Deutschen Bundestages als Alterspräsident eröffnen können.“

    Hitlers Augen wurden feucht und seine Stimme färbte sich feierlich: „Das wäre etwas, noch einmal dort oben zu stehen, und meinem Volk zu sagen, was ich empfinde. Und vor allem mit den Missverständnissen aufzuräumen, denn, immer waren meine Maxime nur: Freiheit, Frieden und Wohlstand! Und ich werde sagen: Ihr seht, ich habe mich geändert!” „Bravo“, rief Mengele aus“, ich sehe Sie schon wieder, mein Führer, in alter Macht auf dem Thron, der ihnen zusteht.“

    „Noch sind wir nicht soweit“, warf Hitler ein, „denn wir müssen doch erst das andere Programm durchlaufen, wenn ich unsere schlaue Tanja richtig verstanden habe.“ Ich pflichtete ihm bei und räusperte mich verlegen, angesichts dessen, was ich angerichtet hatte, fing mich, und sprach mit fester Stimme: „Beim Blick auf die Uhr sehe ich, dass es schon sehr spät wurde und ich jetzt unbedingt aufbrechen muss. Verhalten Sie sich noch ein paar Tage still, ich fädele das ein. Die Freunde vom Aussteigerprogramm werden begeistert sein – man ist zu allem bereit, darauf können Sie Gift nehmen. Nein, war nur ein Scherz. Tun Sie es nicht, machen Sie eine Flasche vom besten Südtiroler Tropfen aus, den Sie finden können. Sie sind im Handumdrehen rehabilitiert, wenn Sie auf mich hören!“ Hitler kam mit feierlich anmutender Geste auf mich zu und ergriff fest meine Hände: „Danke!“, seine Stimme zitterte, „nichts als: Danke!“ „Schon gut“, meinte ich und löste mich aus der herzlichen Umklammerung. Mengele/Momper verließ den Raum, ich folgte ihm, drehte mich noch einmal um, und winkte Hitler zu: „Shalom!“ Er brüllte lachend: „Shalom, meine Beste!“

    Tja, was nun? Meine Aufgabe ist heikel genug: Gehen wir an die Arbeit. Bei „Frontal 33“ werde ich sicher leichtes Spiel haben, dachte ich beim Verlassen des Hauses. Malwida von Grothenmohl hielt mich noch kurz beim Hinausgehen fest und flüsterte mir ins Ohr: „Wenn Sie wieder kommen, dürfen Sie mich auch Eva nennen.“ “Was?”, ich war sehr erstaunt, “Sie sind die immer fröhliche Eva Braun? Ja, dann ist Momper/Mengele vielleicht wirklich Momper oder Mengele?” “Nein”, beunruhigte sie mich“, das ist unser Heiko! Er stand eines Tages vor der Tür, wir ließen ihn herein, schoren ihm Bart und Kopf, und seit dem macht er sich nützlich. Er sieht zum Beispiel ganz genau, wer ein Nazi ist, und wer nicht.” “So? -, na sieh mal an, wer hätte das gedacht?!”, sagte ich und hastete grußlos aus dem Haus. Schnell, immer schneller.
    Die erste Maschine startete schon um kurz nach 7. 00 Uhr.
    Urfassung März 2005
    http://www.n-tv.de/leute/film/Er-ist-wieder-da-auweia-article16093836.html

    Kommentar von Campo-News — 8. Oktober 2015 @ 12:37

  6. http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/was-die-propaganda-verschwieg-10-skurrilitaeten-zur-person-adolf-hitlers_id_4633911.html

    Kommentar von Campo-News — 10. Oktober 2015 @ 11:19

  7. „Hitler wollte die Juden zu dem Zeitpunkt nicht vernichten, sondern ausweisen“, sagte Netanjahu laut einer Mitschrift seines Büros. „Und Amin al-Husseini ging zu Hitler und sagte: ‚Wenn Sie sie vertreiben, kommen sie alle hierher.‘ ‚Also, was soll ich mit ihnen tun?‘, fragte er [Hitler]. Er [Al-Husseini] sagte: ‚Verbrennt sie.‘ “ http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/verzerrung-der-geschichte-netanjahus-absurde-theorie-palaestinenser-stiftete-hitler-zum-holocaust-an_id_5027972.html

    Kommentar von Campo-News — 21. Oktober 2015 @ 11:29

  8. “Hitler bevorzugte harmlose Unterhaltungs-, Liebes- und Gesellschaftsfilme”, schrieb NS-Architekt Albert Speer 1969 in seinem Buch “Erinnerungen”. “Revuefilme mit vielen nackten Beinen konnten seines Beifalls sicher sein. http://www.spiegel.de/einestages/hitlers-lieblingsfilme-king-kong-micky-maus-feuerzangenbowle-a-1063582.html

    Kommentar von Campo-News — 2. Dezember 2015 @ 14:09

  9. Das Buch “Er ist wieder da” könnte seine Idee bei mir gestohlen haben, jedenfalls: der Film zeigt einen souveränen, in sich ruhenden Hitler. Das verwirrt. Sonst nichts.

    Kommentar von Campo-News — 6. April 2017 @ 15:17

  10. Adolf Hitler wohnte ganze zehn Jahre lang in einem Zimmer in der Münchner Thierschstraße, ein regelrechtes Nazi-Nest. Nun stellt sich heraus: Der Besitzer war Jude - und mochte den Antisemiten sogar. http://www.spiegel.de/spiegel/adolf-hitler-hatte-in-muenchen-bis-1929-einen-juedischen-vermieter-a-1142428.html

    Kommentar von Campo-News — 9. April 2017 @ 08:45

  11. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-chinesische-touristen-machen-hitlergruss-vor-reichstag-festnahme-a-1161525.html

    Kommentar von Campo-News — 6. August 2017 @ 07:03

  12. Der Föhrer zog um

    Gestern Abend lag ich mehr als ich saß halb schlummernd herum, die Sonne versank gerade über den südöstlichsten Zipfeln des Sauerlandes, als plötzlich das Telefon klingelte. Eine Stimme flüsterte aufgeregt einen Hinweis, der wohl als größte Sensation des letzten dreiviertel Jahrhunderts zu werten wäre: „Kommen Sie nach ABC um XYZ Uhr, dort werden wir zu Adolf Hitlers Versteck fahren. Er lebt!“ War es eine Finte? Ich kabelte zurück: „Hehe, lang nicht mehr so gelacht.“ „Nein, im Ernst!“ (Röhm meinte er wohl, dachte ich lachend, und sagte, während ich den Hörer auflegte: „Nerv nicht, Dummkopf.“) Kurz darauf klingelte das Telefon noch einmal und in überzeugenden Worten offenbarte mir der Anrufer seine reale Existenz. Ich begann an meinen Zweifeln zu zweifeln. „Wahrscheinlich“, so dachte ich, „mache ich jetzt einen großen Fehler“, packte aber meine Reisetasche, sauste nach Dortmund, setzte mich ins letzte Flugzeug und landete 3 Stunden später - gegen 1.15 Uhr - in Kiew.

    Adolf Hitler nämlich hatte sich praktisch gar nicht vom Fleck bewegt, so der Kern der Nachricht. Mein Informant wartete schon am Flughafen auf mich, er trüge einen „Hofreiter”-Schnitt“ hatte er noch kurzatmig ins Telefon gehechelt. Ich erblickte ihn sogleich: „Sind Sie wirklich Hofreiter? Sie sehen fast so aus!“ Ich zupfte vorsichtig an den Fusseln. „Stellen Sie doch nicht so viele Fragen“, erwiderte er, „fragen Sie IHN wer ich bin!“ Das klang zwar forsch, aber überzeugend, doch das bayrisch klang nicht so ganz echt. So folgte ich ihm bis zu seinem Auto, nahm auf dem Vordersitz Platz, rechts natürlich. Wir fuhren in das Dunkel der Hauptstadt, das uns mit grellem Licht den Weg deutete (an dieser Stelle musste ich beim Schreiben so laut lachen, sodass „Hofreiter“ meinte, ich solle doch lieber noch einmal mein Näschen pudern, ehe ich zum Führer gelange).

    „Hofreiter“ parkte vor einer Grünfläche: „Wissen Sie, was sich hier einmal befand?“ Ich verneinte. „Der Führerbunker“, sagte er fast vorwurfsvoll mit einem Blick, der mich als inkompetent auf diesem Gebiet seit uffzig Jahren entlarvte. “Hä?” murmelte ich verwirrt. Er ging mit raschem Schritt zum nächsten Häuserblock. Ich folgte ihm, mit Pudding im Hirn und in den Füßen, die „wann ist endlich Schluss mit der Charade?“ signalisierten. Nun wurde mir doch ein wenig mulmig. Würden sie eine Tür öffnen und Tschernobyl Jobatey mich fragen: „Verstehen Sie Spaß?“, oder Eckart von Hirschhausen vielleicht gar mit der Million aus dem Sorgenkind-Fond winken und lallen: „Ich will keinen Respekt, ich will Mitleid“ oder umgekehrt und gleichzeitig? Oder blökt etwa ein Plaste- und Elastehund: Thööööölke!? Ich war auf alles gefasst und hypernervös.

    „Tätärätä“ – die Klingel an der Tür stieß einen fanfarenartigen Laut aus, lauerte doch Hirschhausen irgendwo in der Ecke? Frau von Malwida von Grothenmohl stand auf der Klingel. Eine uralte Frau öffnete zu meiner Überraschung die Holztür. Drinnen garte ein Topf auf dem Feuer, sirrte die Luft. „Tiefflieger im Angriff, Tiefflieger im Angriff“, krächzte ein gefiederloser Papagei unentwegt. Seine Beine waren mit Drähten an dem Holzast gefesselt, auf dem er im Takt von rechts nach links schwankte. „Tiefflieger im Angriff, Tiefflieger im Angriff“, Ich beschloss, ihn für die weitere Zeit in dieser „Wohnung“ zu ignorieren. „Sagen Sie, wo…“ Pssst“, unterbrach mich die Alte sofort, „Sie werden schon sehen.“ Sie drückte auf irgendeinen Punkt an der Wand und schon öffnete sich eine geheime Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. „Attacke, Attacke!“ hörte ich noch einmal aus der Ferne den Papagei krächzen.

    Nach einer Zeit, die mir unendlich lange vorkam, obwohl ich nur 33 Stufen zählte, gelangten wir zu dem Eingang eines Raumes, dessen Klinke während des Drückens etwas knarrte, und dann den Blick plötzlich auf einen älteren, aber rüstigen Mann freigab und ich fragte mich, ist das nun wirklich Bruno Ganz oder, nein: Adolf Hitler! Ich erkannte ihn gleich am Schnurrbart, war mir bezüglich der Echtheit aber nicht ganz sicher.

    Die alte Frau entfernte sich rasch. Hitler kam freundlich lächelnd mit überraschend festem Schritt auf mich zu: „Seien Sie mir willkommen, Tanja“, sprach er geradezu demütig leise, und nur ein leichtes Rollen der „Rs“ verriet, zu welchem Tremolo seine Stimme diesbezüglich noch immer im Stande zu sein schien. „Sie müssen mich nicht „Mein Führer“ nennen, können gerne Adolf zu mir sagen.“ „Guten Tag, Herr Hitler, ich meine: Adolf“, stammelte ich, während er mir die Hand drückte.“ „Sie sehen noch reizender aus, als auf den Fotos im Internet“, er lachte keckernd auf, „seit Elisabeth Förster-Nietzsche und natürlich meiner Eva – Gott der Herr habe sie selig – ist mir noch nie wieder eine so reizende Person untergekommen.“ „Nun“, erwiderte ich mit leicht ironischem Anflug, „ist ja sowieso wohl eher seltener passiert und Frau Malwida ist nun auch nicht gerade….“ Zu meiner Überraschung lachte Hitler wohlbeschwingt: „Wissen Sie, es ist schon ein Kreuz, hier, nach dem Untergang des Reiches (seine Augen schweiften in die Ferne), und so freue ich mich, endlich wieder etwas Gesellschaft zu bekommen.“

    „Ja, aber“, haspelte ich schnell und etwas verlegen, noch immer beinahe gelähmt von dem, was ich sah: „Wie sind hier hierhergekommen und Verzeihung, ich bin überwältigt: Wenn Sie nicht ein Schauspieler sind, müssten doch inzwischen 130 Jahre alt sein!?“ Hitler lächelte: „Ach, daran ist mein Zauberer hier Schuld“ – er deutete auf „Hofreiter“. „Wissen Sie, wer das ist? Es ist der bedeutendste Genealoge den Deutschland je hatte – „unser Jung-Spund Mengele“, er ist erst schlappe Hundertzwanzig.“ Hitler deutete dabei auf „Hofreiter“, dessen Augen schalkhaft blitzten: „Alle Welt erzählt diese Geschichten, aber wir, mein Führer und ich, haben währenddessen die Geschichte neu erfunden. Die ewige Jugend ist möglich, die Alterung verläuft nach unseren Experimenten nur im halben Tempo, wenn man weiß, wie es geht“ flüsterte er geheimnisvoll. Hitler blickte nun ernster: „Aber ich spüre, dass es trotzdem mit mir langsam bergab geht, und deshalb habe ich Sie gerufen. Nehmen Sie Platz! Das ist ein Befehl!“, er schaute mich plötzlich belustigt, fast spöttisch, im Grunde selbst ironisch an.

    Ich setzte mich. Hitler begann nun einen längeren Monolog: „Damals, in den letzten Stunden des Reiches, die so schmerzhaft für mich waren, und noch heute das Kinopublikum (er streckte sich dabei und lächelte befriedigt in sich herein) zu Tränen rührt, schickte mir der Himmel wie durch ein Wunder, einer nie erbebten Fügung, einen Engel: Frau Malwida von Grothenmohl! Ihr Keller grenzte, was wir nicht wussten und der dilettantische und viel zu fette Göring vorher nicht bemerkte (seine Stimme wurde für den Moment, da er sich über Göring echauffierte schneidiger), direkt an meinen Führerbunker. Plötzlich, am 20. April 1945, an meinem 56. Geburtstag, ging eine Tür auf, und SIE stand dort! Wir waren natürlich alle überrascht (”Hofreiter”/Mengele nickt heftig), aber ich wusste jetzt: es gibt einen Ausweg. Nicht nur Juden konnten versteckt und gerettet werden, sondern auch so ein hilfloser Führer wie ich. Ich erahnte plötzlich, was es hieß, verfolgt zu werden. Ich wollte nur noch raus, ich wollte: AUSSTEIGEN!“ Ich unterbrach ihn: „Aber die verkohlte Leiche!“ Hitler lachte laut: „Ach, meine Liebe, das war doch nur mein altes Glücksschwein „Ernst“, dem wir die Haut abgezogen, und in ein paar Stiefel gesteckt hatten. Die Russen haben den Unterschied gar nicht bemerkt.“ “Und…ich konnte kaum noch klar denken. “Aber wie in Dreiteufelsnamen kommt der Bunker nach Kiew?” “Ach”, Hitler schmunzelte: “Das Transportotrans schafft alles.”

    Plötzlich bekam sein Gesicht eine andere Farbe, er erstarrte fast. „Hören Sie, Tanja“, Hitler beugte sich bis nahe an mein linkes Ohr und sprach ganz leise: “Ahnen Sie, was ich 77 Jahre hier im Keller mitgemacht habe? Ich bin ein anderer Mensch geworden! Ich bereue tief und würde niemals wieder etwas Böses tun. Glauben Sie mir!“ Ich schwieg und blickte mich verstohlen um. Er wiederholte seine Worte, diesmal fragend: „Glauben Sie mir?“ und fügte insistierend „Tanja!!“ hinten an, flehte sogar: „Bitte“. Auch “Hofreiter”/Mengele sah mich mit bittenden Augen an und ich glaubte fast einen Hauch aus seinem halb geöffneten Mund zu hören, der wie: „Tun Sie es doch bitte“ klang.

    Ich zitterte. Hitler spürte meinen Zweifel: „Tanja, ich spreche ganz offen zu ihnen: schon damals, in der frühen Systemzeit, kamen mir Zweifel. Ich war doch nur zum Militär gegangen, um für Deutschland etwas zu tun und engagierte mich nach Krieg links, wie alle. Ich stand sogar am Wegesrand um die Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Eisner zu eskortieren: einem ausgewiesenen Vertreter des bolschewistischen Jodentums! Meine tiefe antikapitalistische Sehnsucht. Doch es kam anders. Ich wurde benutzt. Zum Kanzler musste man mich drängen. Mein Intimus Röhm versuchte mich dann zu erpressen: politisch, menschlich – ich musste handeln. In Wahrheit strebte ich immer nach dem Ausgleich und dem Schönen. Mit Goebbels diskutierte ich angeregt über die herrlichen Erfolge des kommunistischen Aufbaus in Sowjetrussland. Wir wollten doch nur das Beste für das Volk, auf gleicher, nationaler und sozialistischer Basis. Dabei habe ich jedoch ein paar Fehler gemacht, für die ich jetzt um Verzeihung bitte.“ Er sah mich mit traurigen Augen an, blinzelnd.

    „Die Menschen draußen benötigen ein Zeichen, sie wollen nicht nur ihr Selbstmitleid sehen, sondern eine wahre Überzeugung spüren“ stieß ich gepresst hervor. Hitler nickte: „Was schlagen Sie vor?“ „Nun“, ich sah ihn durchdringend an: „Ich kenne da ein paar politische Parteien, die würden Sie, Adolf, sicher aufnehmen. Wovor ich aber unbedingt warnen würde, wären die rechten Parteien. Man würde ihnen den Wandel nicht abnehmen. Sie sollten in eine liberale Partei eintreten, am besten in eine ganz linke, das wirkt heute besonders überzeugend! Und dann, ach herrje, das wäre so eine Perversion…ich will das gar nicht aussprechen….“ Hitler war immer näher gekommen, hatte gebannt jedes Wort, das ich sagte, begierig von meinen Lippen gelesen; sein Kopf schwoll rot an, er nahm seine Arme hoch, führte die Hände zu meinen Schultern, fasste mich hart an und begann mich durchzurütteln, für einen Moment schien er wieder der alte zu sein: „Sagen Sie es mir! Sagen Sie es mir! Sie müssen es mir sagen, Tanja!!“ Angst stand ihm im Gesicht, er bemerkte meinen Schrecken und ließ die Hände wieder sinken: „Entschuldigung, ich wollte ihnen nicht wehtun, ich war immer gut zu allen Lebewesen.“

    „Schon gut“, meinte ich, doch sichtbar um Fassung ringend, „also: ich würde…(noch einmal seufzte ich tief, weil mir dieser Schritt wirklich zu gewagt und grotesk schien)… ich würde…irgendwie….zu sehen…dass man mich für… einen… Sympathisanten des Judentums hält“. Hitler starrte mich an, die Sekunden vergingen, dann erhellte sich sein Antlitz, die Augen explodierten zu riesigen Tellerminen (um im Bild zu bleiben) und er riss erregt die Arme triumphierend nach oben: „Das ist DIE Idee. Die Idee!“ Er stampfte rhythmisch mit den Füßen auf den Boden, wie man es zuletzt 1940 auf dem Obersalzberg sah und von den Farbaufnahmen her kennt: „Hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha, Hawa nagila, hawa nagila, hawa nagila, w´niss mecha. Hawa neranena, hawa neranena, hawa neranena neranena.“ Wir lachten alle, auch Malwida von Dings, die plötzlich wieder im Raum stand, lachte schüchtern mit.

    „Hören Sie auf, hören Sie auf, Adolf“, prustete ich, „ich kann nicht mehr vor Lachen!“ Hitler war sichtlich außer Atem, aber auch sehr aufgekratzt: „Seit dem Fall von Paris war mir nicht mehr so leicht zu Mute!“ „Aber“, ich versuchte die Stimmung wieder zu versachlichen, „Sie sollten auch unbedingt den Anschein erwecken, in jüdischen Organisationen tätig zu sein, das heißt ja nicht, dass Sie dort wirklich mitmachen müssen. Sie müssen nur so tun als ob! Einfach einen Aufnahmeantrag ausfüllen und bezahlen dann z.B. keine Beiträge mehr – Hauptsache, die Leute denken, der ist koscher. Als erstes aber sollten Sie sich kurzzeitig einen Leibrabbiner zulegen! Ein starkes Symbol!“

    Hitler stieß einen spitzen Schrei aus und keckerte: „Großarrrrtig! Sie werden immer besser, Frau Tanja“. Er klopfte mir anerkennend auf den Arm und sprach, wieder beruhigt, leise, fast wispernd, weiter: „Wir werden das ganz groß aufziehen.“ „Machen wir das doch so“, erklärte ich. „Ich nehme mal Kontakt zur Fernsehsendung „Frontal 33“ auf, dort kenne ich den Doktor Bumms, und außerdem zu bestimmten Internetportalen, da kenne ich auch einige Leute, die machen auch den ältesten Nazi wieder flott. Dann sprechen wir mit einigen alten Philosophen, die immer sehr viel Verständnis für Zusammenbrüche und Neuanfänge haben, und touren ein bisschen durch die Lande, um den geläuterten Hitler vorzuzeigen. Da ziehen die bestimmt mit, denn wenn der Hitler schon nicht mehr mitmacht, werden die jungen Nazis auch bald die Springerstiefel ausziehen, so denken die jedenfalls.“ „Und Sie meinen, da spielen die mit?“, fragte Hitler skeptisch. „Natürlich“, erwiderte ich, „die machen alles, wenn es nur Geld, eine Quote und Verwirrung in den Köpfen bringt. Und wenn Sie jemand als „alten Nazi“ beschimpft und als Lügner, dann zeigen Sie den einfach an – damit haben Sie heute in Deutschland einen tollen Erfolg. Und wenn die Sache dann so richtig toll läuft, können Sie ja in ein paar Jahren immer noch einer richtigen Partei ihrer Wahl beitreten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie schon die 21. Periode des Deutschen Bundestages als Alterspräsident eröffnen können.“

    Hitlers Augen wurden feucht und seine Stimme färbte sich feierlich: „Das wäre etwas, noch einmal dort oben zu stehen, und meinem Volk zu sagen, was ich empfinde. Und vor allem mit den Missverständnissen aufzuräumen, denn, immer waren meine Maxime nur: Freiheit, Frieden und Wohlstand! Und ich werde sagen: Ihr seht, ich habe mich geändert!” „Bravo“, rief “Hofreiter” aus“, ich sehe Sie schon wieder, mein Führer, in alter Macht auf dem Thron, der ihnen zusteht.“

    „Noch sind wir nicht soweit“, warf Hitler ein, „denn wir müssen doch erst das andere Programm durchlaufen, wenn ich unsere schlaue Tanja richtig verstanden habe.“ Ich pflichtete ihm bei und räusperte mich verlegen, angesichts dessen, was ich angerichtet hatte, fing mich, und sprach mit fester Stimme: „Beim Blick auf die Uhr sehe ich, dass es schon sehr spät wurde und ich jetzt unbedingt aufbrechen muss. Verhalten Sie sich noch ein paar Tage still, ich fädele das ein. Die Freunde vom Aussteigerprogramm werden begeistert sein – man ist zu allem bereit, darauf können Sie Gift nehmen. Nein, war nur ein Scherz. Tun Sie es nicht, machen Sie eine Flasche vom besten Südtiroler Tropfen aus, den Sie finden können. Sie sind im Handumdrehen rehabilitiert, wenn Sie auf mich hören!“ Hitler kam mit feierlich anmutender Geste auf mich zu und ergriff fest meine Hände: „Danke!“, seine Stimme zitterte, „nichts als: Danke!“ „Schon gut“, meinte ich und löste mich aus der herzlichen Umklammerung. “Hofreiter”/Mengele verließ den Raum, ich folgte ihm, drehte mich noch einmal um, und winkte Hitler zu: „Shalom!“ Er brüllte lachend: „Shalom, meine Beste!“

    Tja, was nun? Meine Aufgabe ist heikel genug: Gehen wir an die Arbeit. Bei „Frontal 33“ werde ich sicher leichtes Spiel haben, dachte ich beim Verlassen des Hauses. Malwida von Grothenmohl hielt mich noch kurz beim Hinausgehen fest und flüsterte mir ins Ohr: „Wenn Sie wieder kommen, dürfen Sie mich auch Eva nennen.“ “Was?”, ich war sehr erstaunt, “Sie sind die immer fröhliche Eva Braun? Ja, dann ist “Hofreiter”/Mengele vielleicht wirklich Hofreiter oder Mengele?” “Nein”, beunruhigte sie mich“, das ist unser Henryk! Er stand eines Tages vor der Tür, wir ließen ihn herein, schoren ihm Bart und Kopf, und seit dem macht er sich nützlich. Er sieht zum Beispiel ganz genau, wer ein Nazi ist, und wer nicht.” “So? -, na sieh mal an, wer hätte das gedacht?!”, sagte ich und hastete grußlos aus dem Haus. Schnell, immer schneller.
    Die erste Maschine startete schon um kurz nach 7. 00 Uhr.
    leicht verändert am 6.6.22, Urfassung März 2005 (!)

    Kommentar von Campo-News — 5. Juni 2022 @ 18:04

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