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16. April 2006

Frohe Ostern oder: Schützt den Papst!

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 09:23

Ein Text, der bereits Donnerstag-Vormittag entstand, aber als Osterei gedacht war.

Von Tanja Krienen

Schützt den Papst!

In jeder Partei ist einer, der durch sein gar zu gläubiges Aussprechen der Parteigrundsätze die übrigen zum Abfall reizt.

Friedrich Nietzsche

Alte Ehepaare, so heißt es, nähern sich im Laufe der Jahre einander an: psychologisch und bisweilen sogar physiologisch – von den Alltagsnörgeleien mal abgesehen, die sie benötigen, um ein wenig Selbstbewusstsein zu demonstrieren. Mag sein, es verhält sich mit den Religionen ähnlich.

Vor wenigen Wochen habe ich an dieser Stelle über Tendenzen zur Unfreiheit geschrieben, die nicht nur im Machtbereich der muslimischen Religion zu sehen sind. Unserer Verwunderung über die unkontrollierten Reaktionen anlässlich der Mohammad-Karikaturen, folgte bei manchen Zeitgenossen ein allzu gefälliges Schulterklopfen über die eigene, angeblich so große Toleranz, die doch bei näherem Hinsehen einige blinde Flecken erkennen ließ. Nun gibt es einen Prüfstein innerhalb des „christlichen Lagers“ und dieser zeigt, wo wir stehen: nicht weit von den anderen entfernt.

Was war geschehen? Die BBC hatte einen satirischen Zeichentrick(!)-Film „Popetown“ produziert, in der die Welt des Vatikans in humorvoller, bisweilen an die Komikertruppe Monty Python erinnernder Weise dargestellt wird. Schnell gab es Proteste – der Beitrag wurde von der BBC daraufhin nicht gesendet. Nun aber wollte der Musiksender MTV jenen Trickfilm seinem meist jungen Publikum zeigen. Dies rief hierzulande den „Zentralrat der Katholiken“ auf den Plan. Schließlich kritisierte auch der Werberat „Popetown“, aber MTV kippte trotz des Drucks nicht.

Vor der Reformation war die katholische Kirche durch ihre Leibesfreundlichkeit bekannt. Die Klerikalen aßen gut, waren auch insgeheim dem Liebensleben nicht abgewandt. Bis in die heutige Zeit hat sich das Bild des runden und den Genüssen zugewandten katholischen Priester, adäquat dazu passt die Bilderfülle der katholischen Kirschen, gehalten. Den Gegensatz bildet der hagere, asketische und immerzu mahnende Evangelist. Seine Kirche ist die schmucklose, die langweilige, die des Konsenses auf allen Ebenen. Wo die Katholen streiten, schlichten die Evangelen, die den Kompromiss mehr lieben, als der Teufel das Weihwasser hasst.

Wer Gott als Realität anerkennt, der akzeptiert auch die Existenz des Teufels. Gut und böse, richtig und falsch, sind in der katholischen Kirche noch immer scharf getrennt. Ein freier Geist mag sie sogar deshalb, weil er sich an ihr reiben kann. Das schlägt jedoch um, wenn diese Kirche so erdrückend humorlos und unangenehm autoritär wird, dass sie anderen, den weltlich orientierten Menschen, die Sichtweise auf die Kirche vorschreiben will.

Schon fühlen sich Politiker berechtigt, die Gunst der Stunde zu nutzen, und den Nichtgläubigen (die im Übrigen sehr viele Aggressionen schon durch die Bibel selbst ertragen müssen), Kritik an kirchlichen Institutionen bereits im Ansatz abwürgen zu wollen. So fordert der CSU-Generalsekretär Söder anlässlich der „Popetown“-Debatte, ein schärferes Blasphemie-Verbot im Strafrecht. Es seien „alle zentralen religiösen Symbole“ von „Verunglimpfungen“ zu schützen.

Ob die Kirche nicht selbst das Leben in verantwortungsloser Weise verunglimpft, z.B. in dem sie meist mit dem Verweis auf die jenseits zu erwartende Erlösung (jedoch nicht durch 72 Jungfrauen wie bei den Moslems), die Menschen in ihrem einzigen Leben, das sie nach menschlichem Ermessen haben, vertröstet?

Vielleicht hätte „Papa“ Ratzinger sogar über das Filmchen geschmunzelt. In diesem Sinne sollten er und sein Ansehen möglicherweise vor den Söders und Co geschützt werden…

3 Kommentare »

  1. Frohe Ostern ;) ;)

    Also Popetown finde ich recht witzig, ;) und wer weiß wie es wirklich hiter den Mauern des Vatkans so abgeht. :D :D

    Kommentar von TanjaJ — 17. April 2006 @ 13:05

  2. Und dies:

    Kommentar von Campo-News — 20. April 2006 @ 16:58

  3. Sollte MTV wegen Blasphemie verurteilt werden, werde ich den Namen des Priesters Benedikt …. geben, der eine eidesstaatliche Versicherung abgegeben hat, um seine Vaterschaft an Mathieu C. Montabaur abzuwenden. Die Priester dürfen sich wie die letzen Schweine in unserer Gesellschaft verhalten aber Fiktionen über die Katholische Kirche sollen verboten werden. So geht es nicht weiter.

    NIEDER MIT DER DIKTATUR IM NAME GOTTES

    Kommentar von unionsbuerger — 26. April 2006 @ 23:27

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