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30. November 2005

Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 16:24

Eine Vorstellung des neuen Buches des „rechten Anarchisten“

Von Tanja Krienen

Michel Houellebecq hat ein neues Buch geschrieben: Die Möglichkeit einer Insel, erschienen bei DuMont, ISBN 10: 3-8321-7928-3

Mehr zu Houellebecq in diesem Blog - Plattform und Elementarteilchen

Wie immer bei Houellebecq interessiert der Plot erheblich weniger, als die provokativen Einzelaussagen mitsamt des Erzählstils, der stets zwischen Aggression und Melancholie pendelt. Wohl nicht zufällig ist seine Erzählfigur eine, außerhalb der ein Leben kaum vorstellbar ist: ein zynisch scharfer Komiker! Dieser „Daniel24“ erzählt vom Verschwinden der Menschheit und des Überlebens des „Neo-Menschen“ – aber wie die Beschreibungen formuliert sind, ist es allemal wert zu diesem Buch zu greifen.

Aus meiner Sicht ist es kein Zufall, dass sich Houellebecq auch hier im spanischen Süden für ein paar Jahre niederließ (ungefähr 200 km von Alicante entfernt) und viel von dem was er schreibt, ist zum Greifen nah und realistisch. Und wie recht er doch hat *lol*: „Etwa um die gleiche Zeit kaufte ich ein Ferienhaus nördlich von Almeria…fünf Jahre später hatten sich die Grundstückspreise verdreifacht. Kurz gesagt, in jenen Jahren war ich ein bißchen wie König Midas.“ *g*



Und: „Das Halten von Haustieren ist in Spanien noch lange nicht üblich. In dieser von Katholizismus, Machokultur und Gewalt gekennzeichneten Gesellschaft… Die Homosexualität verbreitet sich immer mehr…vegetarisches Essen und New-Age-Schnick-Schnack kamen in Mode…“

„Ich stellte mir vor, wie sie als zartes junges Mädchen in Madrid in Sexshops ging, um Poppers zu verlangen. Wenn Gesellschaften, die stark von religiöser Moral geprägt sind, Auflösungserscheinungen zeigen, gibt es eine kurze Periode, in der die jungen Leute wirklich Lust auf ein freies zügelloses Leben haben…und am Ende vögeln sie noch weniger als zu der Zeit, da die religiöse Moral noch Intakt war, aber Esther gehörte einer Generation an, die sich mit dieser kurzen idealen Periode identifiziert hatte, die in Spanien später als in anderen Ländern eingetreten war.“

„Ich hatte zwei Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen von Madrid, ehe ich nach Almeria weiterflog, setzte mich in einen TIP TAP TAPAS und bestellte widerliche Würstchen, die in einer sehr fetten Soße schwammen, und trank dazu mehrere Gläser Bier; ich spürte wie sich mein Magen aufblähte, sich mit Scheißfraß füllte….Als ich mir zufällig eine Kultursendung im spanischen Fernsehen ansah (es war übrigens mehr als ein Zufall, eher ein Wunder, denn Kultursendungen sind im spanischen Fernsehen sehr selten, die Spanier haben nichts für Kultursendungen und Kultur im allgemeinen übrig, das ist ein Bereich, dem sie äußerst feindlich gegenüberstehen, wenn man über Kultur spricht, hat man manchmal den Eindruck, dass man sie gleichsam persönlich beleidigt)…“

Houellebecq ist immer besonders stark, wenn er die alltägliche Perfidie beschreibt, die ja auch ich z. B. im Lachen sehe (erinnern wir uns an „Der Name der Rose“, denn dort war ja auch die Beschreibung des Lachens, ausgehend von der Gruppe der Homosexuellen unter den Mönchen der Beginn einer Mordserie mit apokalyptischen Zuständen, hatten doch die konservativen Kleriker das Lachen über billigen, vordergründigen Kitsch, absolut richtig beurteilt): „…nein, ich ertrug das Lachen nicht mehr, das Lachen als solches, diese plötzliche, heftige Verzerrung des Gesichtes, die ihm augenblicklich alle Würde nimmt. Nicht umsonst ist der Mensch das einzige Lebewesen, das diese grässliche Gesichtsverzerrung zur Schau stellt…Jeden Abend, wenn ich auf die Bühne ging, schluckte ich ein ganzes Röhrchen Xanax. Jedesmal wenn das Publikum lachte, fühlte ich mich gezwungen, den Blick abzuwenden, um diese blöden Gesichter nicht zu sehen, Hunderte vor Haß zusammenzuckende Gesichter“ Vortrefflich – ganz nebenbei – finde ich in diesem Zusammenhang, dass auf den neuen Passbildern die Grimassierung endlich verboten wird.

„Meine Show AM LIEBSTEN GRUPPENSEX MIT PALÄSTINENSERINNEN war ohne Zweifel der Höhepunkt meiner Karriere….Muslimische Vereine stellten Strafanträge, es gab Bombendrohungen“. „…eine Rap-CD mit dem Titel „Fick die Beduinen“ und dem Untertitel „Tribute to Ariel Sharon…“

„Die muslimische Religion, die sich auf ständige massive Einwanderung stützte…hatte sie dennoch zunehmend Einfluss bei den alteingesessenen Europäern, und zwar ausschließlich aufgrund der ihr innewohnenden Machohaltung. Immer mehr Männer und vor allem Frauen träumen von der Rückkehr zu einem System, im dem die Frauen züchtig und gehorsam waren…Im Verlauf von ein, zwei Jahrzehnten gelang es dem Islam in Europa die Rolle zu übernehmen, die der Katholizismus in seinen Glanzeiten gespielt hatte: Der Islam wurde zu einer offiziellen Religion die Einfluß auf den Kalender nahm und kleine Zeremonien organisierte, einer Religion mit Dogmen, die primitiv genug waren, um einer möglichst großen Anzahl von Menschen einer Zugang zu erlauben…das gleiche Phänomen vollzog sich auch in den USA…Ist ein Gesellschaftssystem erst einmal zerstört, ist diese Zerstörung endgültig, dann besteht keine Möglichkeit des Zurück mehr…Als die arabischen Länder nach jahrelanger Unterminierungsarbeit, die vor allem über geheimen Internetverbindungen und das Herunterladen dekadenter Kulturprodukte erreicht wurde…war die Begeisterung der Bevölkerung ebenso lebhaft und groß wie circa 50 Jahre zuvor in den kommunistischen Ländern.“

Hübsch auch: „Das sind doch richtigen Lolitas, sie sind sechzehn oder siebzehn.“ Ja“, räumte sie ein. „Nabokov hat sich um fünf Jahre geirrt. Den meisten Männern gefällt an den jungen Mädchen nicht die Zeit vor der Pubertät, sondern der Moment direkt danach.“ „In der Pause zwischen zwei Unterrichtstunden, die Mädchen waren 14 oder 15 und alle waren hübscher und begehrenswerter als Isabelle, nur weil sie jünger waren…Als ich Isabelle an jenem Tag in der Redaktion abholte, hatte ich versucht, eine Weißrussin anzumachen, die darauf wartete, für das Foto auf Seite 8 zu posieren. Das Mädchen war einverstanden, verlangte aber 500 Euro für einmal Blasen, ich lehnte ab. Zu jener Zeit wurde das Jugendschutzgesetz verschärft und insbesondere der Sexualverkehr mit Minderjährigen mit immer höheren Strafen geahndet, die Forderung nach medikamentöser Kastration wurde immer lauter. Die sinnliche Begierde bis ins Unerträgliche steigern und deren Befriedigung immer mehr zu erschweren, das war das Grundprinzip, auf dem die westliche Gesellschaft basierte… Was mich in dieser Phase meiner Ãœberlegung so schockierte, war nicht etwa die Tatsache, dass es Teenies gab, die für Geld zu haben waren, sondern der Umstand, dass es Mädchen gab, die NICHT zu haben, kurz gesagt, ich war für Marktsteuerung….Warum sollte man zum Beispiel die Jugendlichen, sowohl Mädchen wie Jungen, die einem blinden Konsumrausch verfallen und immer auf Taschengeld erpicht sind, nicht zur Prostitution zwingen…Mit jemandem zu schlafen, der es nicht begehrte oder der nicht imstande war sein Einverständnis deutlich zu formulieren, also mit jemandem in der Vorpubertät, war moralisch zu verurteilen, was jedoch nach der Pubertät stattfand, entzog sich selbstverständlich jedem moralischen Urteil.“

„Wie viel bildschöne Mädchen war sie, was Ernährung angeht, zunächst etwas zimperlich und empfindlich gewesen und hatte nur widerwillig den Samen heruntergeschluckt, aber die Erfahrung hatte ihr eindeutig gezeigt, dass sie sich damit abfinden musste und dass Männer das Schlucken des Samens weder als etwas Nebensächliches noch als eine Art Extra betrachteten, sondern als eine unersetzliche persönliche Huldigung; inzwischen tat sie es gern, und für mich war es ein riesiges Vergnügen, in ihrem kleinen Mund zu kommen.“

„Bei den Ex-Kommunisten ist vielmehr die Brutalität stärker ausgeprägt – im Vergleich dazu wirkt die Gesellschaft, die Balzac beschreibt und die aus dem Zerfall des Königtums entstanden ist, wie ein Wunder an Barmherzigkeit und Sanftheit. Man tut gut daran, den Doktrinen, die Brüderlichkeit propagieren, zu misstrauen.“

„…jeden Morgen fand man erfrorene Obdachlose auf den Bürgersteigen. Ich konnte gut verstehen, dass sie sich weigerten, die Nacht über in einem Heime zu verbringen, dass sie keine Lust hatten, einen engen Raum mit Ihresgleichen zu teilen; es war ein raues Milieu voller grausamer, stumpfsinniger Menschen…es war ein Milieu, in dem es weder Solidarität noch Mitleid gab – Schlägereien, Vergewaltigungen, Folterungen waren gang und gäbe…“

„An dem Tag, an dem mein Sohn Selbstmord beging, habe ich mir Rührei mit Tomaten zubereitet…Ich habe dieses Kind nie geliebt, es war so dumm wie seine Mutter und so gemein wie sein Vater. Sein Tod war wirklich keine Katastrophe, auf solche Menschenwesen kann man verzichten.“

„Sie war Vizepräsidentin des Vereins „Paare gegen AIDS“…ich selbst hatte noch nie ein Kondom benutzt….“

„..aber auf Isabelles Rat hin verlieh ich dem Film zusätzlich einen leicht antisemitischen Zug, der den ziemlich antiarabischen Charakter meiner Show ausgleichen sollte; das war der Pfad der Weisheit. Ich entschied mich deshalb für einen Pornofilm oder besser gesagt, für die Parodie eines Pornos mit dem Titel GRAS MIR DEN GAZASTREIFEN AB (mein dicker jüdischer Siedler). Die Schauspielerinnen waren echte französische Nordafrikanerinnen, garantiert aus dem Departement Seine-Saint-Denis – vom Typ her geile Schlampen, aber verschleiert..“

„Das Schlimme daran war, dass ich als Humanist angesehen wurde; ein Humanist zwar wider Willen, aber doch ein Humanist.

„Wie hast du es bloß geschafft mit dem Trinken aufzuhören?“ fragte ich sie.
„Morphium.“

„Eine alte verzweifelte Frau
mit einer Hakennase
Geht im Regenmantel
Über den Petersplatz.“

Etwas stelle ich mal als Textbeispiel ein, weil es so aktuell ist. In diesem Sinne:




17 Kommentare »

  1. Ich habs noch nicht gelesen, und deshalb gebe ich kein Urteil zu diesem Buch ab.
    Aber gleich zu deinem erstem Satz, TK: “Wie immer bei Houellebecq interessiert der Plot erheblich weniger, als die provokativen Einzelaussagen mitsamt des Erzählstils…”:
    Nein. Seine ersten zwei Romane “Ausweitung der Kampfzone”, und ganz insbesondere “Elementarteilchen”, die haben sich in erster Linie dadurch ausgezeichnet, dass sie ganz hervorragende Literatur sind. D.h. die Handlung, die Charakterisierung der Personen, der Stil, und die Art, allgemeine Themen in Charakteren darzustellen, das hatte höchstes Niveau. Die provokativen Formulierungen in diesen Büchern waren nie das wesentliche, sie hatten aber ihren Platz in den Grundgedanken der Bücher. So viel oder wenig man von diesen Grundgedanken halten mag, sie zeugen auf jedem Fall von sehr tiefgehendem, grundlegendem und originellen Nachdenken über die Grundfragen der Menschen, und das dargestellt in Literatur auf hohem Niveau. Wären in diesen Büchern nur die provokativen Formulierungen gewesen, dann hätte man sie allerdings gleich in die Mültonne werfen können.
    So wie du sein neues Buch hier beschreibst (und das stimmt allerdings mit einigen Rezensionen überein), hat dieses neue Buch tatsächlich nicht viel mehr zu bieten als diese Provokationen. D.h. die herausragende literarische Qualität, zu der Houllebecq fähig ist, scheint diesem Buch komplett zu fehlen. Wenn dieses Buch tatsächlich nicht mehr Gehalt hätte als Sätze wie die obenstehenden, dann wäre dieses Buch allerdings nur provozierender Schund. Und Houllebecq hätte sich diesmal lediglich als kläffender Dackel erwiesen. Schade, denn wir wissen, eigentlich kann er mehr.

    Kommentar von Strauch — 1. Dezember 2005 @ 09:49

  2. Du hast die unangenehme Angewohnheit Meinungen hinzuwerfen, und nie auf meine Antworten zu antworten, weil dies die Fähigkeit zur Verarbeitung einer Antithese voraussetzt, um zu einer dialektisch-methodischen Wahrheit zu gelangen, welche du jedoch nie gewinnen möchtest, da deine ursprüngliche Meinung dir über alles geht. Korrigiere mich, wenn es nicht so ist.

    Die Rezensionen die ich las - erst gestern noch die aus der neuen KONKRET (furchtbar billig und oberflächlich) - meinten, er sei ein schlechter Stilist UND habe zugleich nichts zu sagen. Beides ist falsch, und das habe ich doch auch gesagt, meine jedoch in der Tat, dass es Autoren gibt, die formal ihr Handwerk besser beherrschen und der Gehalt der Houellebecqsche Provokation deshalb die Qualität der reinen Schreibbeherrschung übertrifft. Das ist noch nicht schlimm, oder? Die allermeisten linken Agitations-Autoren - also der Arbeiterschriftstellermainstreamminiaturen der geputschten und rein künstlich hergestellten DDR-”Literatur” bestand meist aus völlig talenlosen Schreibern (wie auch die Billigmassenautoren, die man derzeit im Westen fast ausnahmslos vorfindet) - Hoellebecq ist ihnen weit überlegen (aber nicht so gut wie ein wirklich guter Schreiber wie Kant - siehe die Erzählung in der neuen KONKRET).

    Aber wieso sind die angeführten Beispiele schlecht? Im Gegenteil - das ist seine Stärke, während manche pseudophilosophischen Ausführungen etwas langweilen, und seine Bücher immer dadurch ein wenig zu lang geraten. Wohl aufgemerkt, ich kritisiere hier maximal das, was ich stets bei Science fiction - Erzählungen tue, da ich mit diesem Komplex grundsätzlich wenig anfangen kann, weil ich nicht fürs Spekulative bin. Auffallend ist jedoch, dass Houellebecq durchaus auf dem allgemeinen philosophischen Gebiet viel zu sagen hat, und nicht zufällig oft Schopenhauer erwähnt, dessen Sicht er auf die Welt - ähnlich wie ich - zu teilen scheint. Auch hört man Nietzsche heraus und Kant (der andere) wird auch erwähnt. Gut so, das.

    “Die Ausweitung der Kampfzone” hatte übrigens in der Tat einen etwas anderen Charakter, weshalb ja daraus auch ein Bühnenstück entstand, was bei den anderen Büchern viel schwerer möglich ist. Dort nämlich fand die Handlung verdichteter statt und befanden sich die Personen in nachvollziehbareren Beziehungen. Dialoge gab es erheblich öfter, während z.B. das neue Werk quasi nur aus Monologen, besser einzelnen Berichten, besteht.

    Du musst aber doch zugeben, dass auch “Elementarteilchen” und “Plattform” schwer in einer Inhaltsangabe wiederzugeben sind, weil viele Dinge parallel und scheinbar nicht zusammenhängend geschehen - auch die Zeitebenen wechseln extrem. Das macht die Sache nicht einfach. Aber bitte: Was ist an den von mir zitierten Aussagen anders (von der Grundrichtung und vom Stil her), als an denen der anderen Bücher? Und warum sind diese Zitate “Schund”? Worauf kommt es dir an?

    TK

    Kommentar von Campo-News — 1. Dezember 2005 @ 09:54

  3. Dass ich nicht antworte, das ist eine schlechte Angewohnheit von mir, da gebe ich dir recht.
    Wenn die von die genannten Rezensionen die These, “er sei ein schlechter Stilist UND habe zugleich nichts zu sagen” auf sein Gesamtwerk beziehen, dann ist das Unsinn. Das gegenteil ist richtig. Wenn sie sich auf sein neues Werk beziehen, dann kann ich dazu kein Urteil abgeben, aber andere Rezensenten, die ihm wohlgesonnener sind, empfinden dieses ebenfalls als enttäuschend.
    Der Vergleich mit linker Agitationsschriftstellerei ist hier vielleuicht ganz passend, aber in einem anderen Sinne. Zwar bin ich selbst ein Linker, aber von Agitationsschriftstellerei (Agitationsmusik, Agitationsmalerei usw.) halte ich gar nichts. Das ist ein Genre, bei dem die künstlerische Form lediglich zum Vehikel einer Botschaft wird, künstlerisches Niveau wird so selten erreicht. Die wenigen Produkte aus diesem Genre, die tatsächlich gut sind, sind es trotz der Regeln dieses Genres und nicht wegen dieser Regeln.
    Die hier dargestellten Sätze sind sehr harte Provokationen, mit denen man bei all denen, die nicht seiner Meinung sind, nur Ärger hervorruft, und sonst nichts. Ich sage hier mal nichts gegen diese Methode im allgemeinen (obwohl ich sie für Unsinn halte), aber ic möchte diese Methode einmal mit der Methode vergleichen, die Houllebecq in “Elementarteilchen” angewandt hat: Dort waren solche Provokationen stets in einen Kontext eingebettet, der durch seine tiefe Reflexion und die Qualität der Darstellung so zwingend war, dass man als geistig halbwegs aufgeschlossener Leser, nach anfänglicher Verärgerung, doch gezwungen war, anzuerkennen, dass dahinter sehr nachdenkenswerte Gedanken stehen. Und so regten diese zum Nachdenken an. Zum Beispiel bei mir: Nach wie vor bin ich in vielen Thesen aus “Elementarteilchen” ganz anderer Meinung als Houllebecq - aber seine Thesen haben mich nachhaltig zum Nachdenken über einige Grundfragen angeregt, und das rechne ich ihm hoch an.
    Und die Grundfragen, die er anspricht, liegen ja nicht nur in seinen pseusophilosphischen Auführungen, die liegen auch in der exemplarischen Ausgestaltung der CHaraktere und ihrer Schicksale.
    Sätze wie die von dir zitierten dagegen wirken wie schnell dahingeschissen: da hat einer geistige Bauchschmerzen, und das muss schnell raus, also nehme man das nächste Papier, scheisse es drauf, und schicke es gleich an den verlag, der den Fehler gemacht hat, das Honorar schon im Voraus zu bezahlen. Die Stärke Houllebecqs liegt in der gründlich durchdachten Provokation, und das ist eben nicht dasselbe wie das Hinscheissen von anscheinend wenig durchdachtem.
    Was ich damit sagen will: eine Provokation in “Elementarteilchen” steht in einem so ausgearbeiteten Begründungszusammenhang, dass sie durch den geistigen Faustschlag, den sie dem Leser erteilt, nur um so nachdrücklicher auf den Begründungszusammenhang hinweist, und das regt zum Nachdenken an. Eine Provokation der Art wie “jetzt war ich zu anti-arabisch, dann gleiche ich das wieder aus, indem ich auch antisemitisch werde”, dagegen, zeugt das von ernsthaften Nachedenken? Eine Behauptung, dass es unter Obdachlosen weder Solidarität noch Mitleid gebe, lässt dies darauf schliessen, dass Houllebecq schon ein einziges Mal mit einem solchen gesprochen hätte? Manche Gedanken riechen geradezu nach Stammtisch: starke These aber keine Ahnung. Wenn so etwas von einem drittklassigen Schreiber wie Stuckrad-Barre käme, dann könnte man sagen: der denkt so wie er es nicht anders kann. Huollebecq dagegen kann es besser, er will nur nicht.

    Kommentar von Strauch — 1. Dezember 2005 @ 10:51

  4. Danke, jetzt weiß ich schon besser, was du meinst. Aber wer sagt dir, dass H. es schlechter machte als sonst? Ich nicht. Es ist nur soweit schlechter, als es länger ist, als die anderen. So wie eine gute Hitsingle im Regelfall nur drei Minuten dauern und ein guter Film in 90 Minuten alles gesagt haben sollte, so sind für mich gewöhnlich 300 Seiten eines Romanes(!) genug. Ok, meine Biographie hat über 400 (und das klein gedruckt), ist aber auch gaaanz etwas anderes *g*.

    Völlige Zustimmung zu deinen Ausführungen über Agitationsliteratur usw. - die Qualität eines Produktes ist unabhängig von der politischen Ausrichtung eines Autors und wer aus politischen oder anderen dummen Gründen zensiert (sofern nicht wirkliche Straftatbestände vorliegen), handelt schurkisch.

    Schon Recht - Charakterbeschreibungen sind auch Ausdruck einer treffenden oder schwammigen Allgemeinauffassung und dennoch gibt es eine Reihe Autoren, die das anders und besser machen. Aber auffallend ist doch, dass H. plötzlich Sätze einschiebt, die er - davon bin ich überzeugt, weil ich das in meinen kleinen Formen mache (einen Roman könnte ich nie schreiben, weil ich diesen Spannungsbogen nicht entwickeln kann - H. leider auch nicht so recht) - ganz bewusst einschiebt, weil sie diese Wirkung erzielen sollen. Da plätschert etwas hin und plötzlich sagt die Figur etwas, dass nicht unbedingt an dieser Stelle gesagt werden müsste - nehmen wir nur den Ägypter aus den Elementarteilchen (hoffentlich ist das jetzt richtig), der über den Niedergang seines ursprünglich doch so innovativen Landes durch den Islam redet. Das ist eine Figur, die kommt für einen Moment, sagt hochgradig Provokantes, geht wieder ab und ward nie wieder gesehen. Nicht, dass ich damit Probleme habe - überhaupt nicht, aber das fällt schon auf. Insofern “scheißt” er schon, wie du es ausdrückt, aber wenn es doch nötig war, sollte er “scheißen” dürfen. Wichtig ist, dass diese Einzelschissereien gut sind.

    Entschuldige: Die Beschreibungen des Sektenlebens (auch im neuen Buch ist das wieder vorhanden und überstrapaziert), sind doch so oft nicht nötig, ebenso wie manch experimenteller Gedanke - dieses Buch knüpft im Grunde mit seinen phantasischen Szenarien an den Schluss des letzten an (wenn ich jetzt nichts durcheinander werfe, aber ich kann das jetzt nicht so schnell alles nachprüfen, da mir die Zeit fehlt - ich schreibe ja nur eine Antwort und keine offizielle Rezension).

    Nein, was du als “Stammtisch” bezeichnest ist bester Schopenhauer! Der Mensch ist von Grund auf so schlecht wie die Welt selbst, je niedriger die Klassen, desto missratener und nichts, aber auch gar nichts, verheißt Besserung. Weil das so ist, beschreit H. wie jeder vernünftige Reaktionär das Mitleid, denn das muss es geben, findet aber nicht bei verrohten Menschen statt. Der gewöhnliche Reaktionär ist nämlich nur insofern reaktionär, als das die Zustände eher als dauerhaft und unabänderlich ansieht. Er ist dadurch weniger roh und aggressiv als der vermeintlich linke Weltverbesserer, nach dessen Experimenten alles meist noch ärger wird, vor allem: letzterer greift mit Gewalt ein! Der Reaktionär aber urteilt durchaus moralisch, vor allem aber unbestechlich und nicht ideell. Nietzsche ging weiter. Wie alle wirklichen Denker mit Melancholie, Lebensernst und dem Wissen um die Möglichkeit des Scheiterns geschlagen, verbat er sich das Mitleid, wurde zum Ãœberwinder des Passiven und so zum Gewillten. Schopenhauer bildet Nietzsches Grundlage, von der man sich nicht so entfernen muss, wie Nietzsche selbst es tat. Keiner der Beiden - auch Marx und Engels nicht - wären sich jedoch über den Charakter des Lumpenproletariers uneins gewesen.

    TK

    Kommentar von Campo-News — 1. Dezember 2005 @ 14:50

  5. Nun antworte ich mal noch nicht auf alles, sondern nur auf deine letzte These: “Nein, was du als “Stammtisch” bezeichnest ist bester Schopenhauer! Der Mensch ist von Grund auf so schlecht wie die Welt selbst, je niedriger die Klassen, desto missratener und nichts, aber auch gar nichts, verheißt Besserung.” Mag dieser Satz falsch oder richtig sein - ich zweifele ihn an, aber es gibt gute Gründe, von seiner Richtigkeit überzeugt zu sein.

    Um die Qualität einer Schriftstellerei zu beurteilen, die diesen Satz zum Thema macht, ist es allerdings wichtig, wie dieser Satz schriftstellerisch dargesetllt wird. Ein guter Schriftsteller wird - ebenso wie ein guter Sozialwissenschaftler oder ein guter Journalist- die Pouplation um die es geht, genau beobachten: präzise, analytisch und einfühlsam. Und dann wird er diese Beobachtungen reflektiert zu einem Text machen, der ein genauses Bild davon gibt, wir diese Schlechtigkeit sich im einzelnen äussert, welche Formen sie hat, und wo sich möglicherweise auch unzureichende Momente von besserem dort hineinmischen. So etwas gibt ein Bild, das Leben enthält. Und insbesondere dies macht eine Kern jeder guten Schriftstellerei aus.

    Die schlechte Methode ist es, eingfach nur von einer allgemein gehaltenenen These auszugehen, diese in starke Worte zu fassen, mit einem simplem Beispiel zu versehen, sie kräftig zu formulieren, und fertig. Hierbei ist es ganz egal, ob diese These gut oder schlecht ist, ob sie von Schopenhauer oder vom Stammtisch kommt. Was diese Methode auszeichnet, ist die simple Denkbewegung: Wenn es sich im allgemeinen so verhält, dann ist das wohl bei den Obdachlosen auch so, also schreiben wir es hin. Und das ist billig und kein Kennzeichen guter Literatur. Das ist auf dem selben Niveau wie die billigsten Kunsterzeugnisse der Sowjetunion aus den 50er oder 60er Jahren: Da stand am Anfang der Grundgedanke, dass es den Arbeitern in einer sozialistischen Fabrik gut geht. Also wurde ein Gemälde gemalt: Eine Fabrik und darin ein Arbeiter mit gesundem Körper und zufriedenem Gesicht. Wieviel reales Leben spiegelt sich in so einem Bild? Den so abgebildeten Arbeiter gab es nicht, ganz unabhängig von der Wahrheit oder Unwahrheit der zugrundegelegten These. Selbst wenn wir einmal annehmen, dass auch hier ein Körnchen Wahrheit zugrundeläge, d.h. wenn wir die Annahme zugrundelegen, dass es tatsächlich Arbeiter in der Sowjetunion gegeben haben mag, die mit ihrer Situation sehr zufrieden waren (ich will jetzt nicht entscheiden, ob dies stimmt), solche Arbeiter waren auf den Gemälden nicht dargestellt. Der Maler hätte in die Fabrik gehen können, einen solchen Arbeiter suchen, und ein Porträt von ihm malen. Das wäre gute Kunst gewesen, aber die hätte anders ausgesehen. Die so gemalten Arbeiter sind keine realen Porträts, das sieht man gleich. Was solche Kunst in ihrer Qualität von Stammtisch unterscheidet, das ist nicht ihr geistiges Niveau, sondern höchstens noch die formale stilistische Qualität ihrer Darstellung. Wenn ein solches Gemälde dann auch noch technisch schlecht gemalt wäre, dann hätte es in jeder Hinsicht Stammtisch-Niveau.

    Und auf dieser Ebene siedle ich die hier zitierten Sätze von Houllebecq an. Gerade der Satz über Obdachlose verrät doch, dass Houllebecq anscheinend nichts direktes über das Leben dieser Menschen weiss. Wenn man welche kennt, kann man zu denselben Schlüssen kommen, oder zu anderen. Aber auf alle Fälle schreibt man das dann anders. Von einem Literaten erwarte ich da schon mehr, vor allem wenn ich weiss, dass er es kann.

    Kommentar von Strauch — 1. Dezember 2005 @ 17:10

  6. P.S.: Vielleicht mag das Buch im Zusammenhang besser sein als die hier dargestellten Zitate, d.h. möglicherweise mögen die Zitate im Zusammenhang des Buches mehr Sinn offenbaren.
    Es ist ja nicht grundlegend schlecht, ein Buch zu schreiben, das aus hunderten Seiten zusammengereihtem Gemeckere besteht. Thomas Bernhard hat dies z.B. dauernd gemacht. Wenn man seine Bücher nur als Aphorismensammlung ansehen würde, würde da sicherlich viel Dummheit zu finden sein. Das geniale an Bernhard liegt aber u.a. darin, dass er in seinen Büchern nicht nur den stets mieslaunigen und verbitterten Grantler verkörpert, sondern diese Rolle des verbitterten Grantlers eben auch stets mitreflektiert und begründet und somit auch relativiert.
    Mag auch Houllebecqs neues Buch im ganzen etwas darstellen, was die herausgenommenen Ziate im Kontext künstlerisch rechtfertigt, ich weiss es nicht. Den Rezensionen nach, die ich darüber gelesen habe, glaube ich das allerdings nicht.

    Kommentar von Strauch — 1. Dezember 2005 @ 17:27

  7. Nun, ist es nicht gerade ein Ausdruck großer Literatur, wenn Wahrheiten “nebenbei”, scheinbar beiläufig gesagt werden? Da gehst mir da doch wieder - Verzeihung - etwas zu links-ideologisch heran, so als müsse gleich immer eine soziologischen Studie mitgeliefert werden, wenn sich jemand über thailändische Prostituierte, französische Clochards oder ägyptische Anti-Islamisten äußert, oder ihnen Worte in den Mund legt. Er macht doch das Gegenteil von dem, was es die russische Proletliteratur tat - aber das ist dir dann auch wieder nicht recht.

    Aber unterstelle ihm doch nicht eine geringe Lebenserfahrung - er hat sie sicher mehr als der Schnitt und kämpft wie jeder intellektuelle Melancholiker mit seinen eigenen Schwächen, die ihm eben deshalb bewusster sind, als dem Massenmensch. Aber gerade deshalb ekelt er sich ja vor denen so sehr. Er sagt sich: “Ich weiß genau, dass mein Ekel an der Welt und mein Wissen über ihn, mir mehr Probleme bereitete und manch Option bereit hält, als du dir träumen lässt - aber ich würde nie da landen, wo du bist, eher würde ich mich umbringen.” Seine Abscheu gilt auch denen, die sich an das Leben klammern, aber noch mehr jenen, denen es nicht deshalb schlecht geht, weil sie mit sich und der Weltgeschichte hadern, sondern einzig allein deshalb, weil sie einen miesen Charakter haben, und nicht zufällig dort sind, wo sie jetzt leben. Aber ansatzweise wird doch auch sein Mit-Leiden deutlich, unterscheidet er doch zwischen denen die ihresgleichen berauben und denen, die den Kontakt mit den potenziellen Räubern meiden - bei Strafe des eigenen Untergangs. Zwar benennt er drastisch die Erfrorenen, aber gleichzeitig signalisiert er doch: “Ach ihr Armen, die ihr unter Euresgleichen nicht leben konnten und deshalb sterben musstet.”

    Wenn wir einem Bettelnden geben, so liegt doch auch immer ein wenig Abscheu darin, auch Interesse, auch, letztlich, ein Versuch der eigenen Erhöhung: “Seht alle her, ich habe gegeben!” Es sage keiner, dass dieses Gefühl nicht mitspielt. Die Eigenliebe kann so ein Motor des Guten sein, solange sie nicht anmaßend wird. Die freiwillige Spende ist die Sozialpolitik de Reaktionärs - und es ist die richtige! Wer sie erbringt, fordert nichts, will nichts fordern. Er mahnt aber indirekt auch den Empfänger nichts zu fordern. Wird der Bettler alimentiert, schwindet der Anreiz des Besitzenden abzugeben. Die staatliche Fürsorge hat somit die Menschlichkeit unterhöhlt.

    Du erwähnst in deinem Nachschub Bernhard. Richtig! Der war großartig und die Wortkaskaden - buchstäblich gelebt durch Minetti (dem alten, nicht dem aus der SED, der trotzdem auch kein schlechter Schauspieler war, resp. ist) - sind AUCH ihrer selbst Willen vorhanden, aber zugleich ein gutes Zeichen einer künstlerisch-literarischen Haltung, die um nichts kreist als die subjektive Wahrheit zu verkünden, egal was jemand “außen” davon hält.

    Kurz noch etwas zum Leben Houellebecqs aus dem deutlich wird, dass er “lebt” - nicht zuletzt beweisen das die wunderhübschen Studien zu den spanischen Arbeitern, die ich bis auf den Buchstaben bestätigen, gutheißen und nachvollziehen kann.

    Am 26. Februar 1958 wird er in La Réunion geboren. Sein Vater, ein Bergführer, und seine Mutter, eine Anästhesistin, interessieren sich bald nicht mehr für seine Existenz. Eine Halbschwester wird vier Jahre nach ihm geboren. Mit sechs Jahren wird er seiner Großmutter väterlicherseits anvertraut, einer Kommunistin, deren Namen er als Pseudonym angenommen hat. Er lebt in Dicy (Yonne), dann in Crécy-la-Chapelle. Sieben Jahre lang ist er im Internat des Lycée von Meaux.
    Er besucht die Vorbereitungskurse für die Grandes Ecoles. Seine Großmutter stirbt 1978.
    1980 erhält er sein Diplom als Landwirtschaftsingenieur. Im gleichen Jahr heiratet er Jacintha, die Schwester eines Studienfreundes.
    Dann beginnt für ihn eine Phase der Arbeitslosigkeit. Sein Sohn Étienne wird 1981 geboren. Er wird geschieden.Eine Depression beschert ihm mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie.

    Kommentar von Campo-News — 1. Dezember 2005 @ 17:30

  8. Es sei noch der Plumperquatsch aus der KONKRET nachgereicht -


    Kommentar von Campo-News — 2. Dezember 2005 @ 08:39

  9. Ich unterstelle Houlellebecq gar nicht mangelnde Lebenserfahrung. Ein so bemerkenswertes Buch wie “Elementarteilchen” hätte er gar nicht schreiben können, wenn er nicht viel davon selbst beobachtet hätte, oder zumindest sehr einfühlsam beobachtet. Dieses Buch ist voll von präzise beschriebenem und gründlich reflektiertem Leben, und u.a. deshalb ist es gut.

    Um aber wieder auf das Beispiel von dem Zitat über die Obdachlosen zurückzukommen: Das ist schlichtweg Stammtisch, weil es so ganz einfach nicht stimmt. Richtig ist wohl, dass es sehr viel Schlechtigkeit unter Obdachlosen gibt, richtig ist dass die meisten nicht gerne ins Wohnheim gehen, u.a. auch wegen einiger ihresgleichen, die sich dort aufhalten.
    Und doch enthält das vorgestellte Zitat gleich zwei schlichte und platte Unwahrheiten, die geradezu beweisen, dass Houllebecq von Obdachlosen in Wirklichkeit gar keine Ahnung hat. Die eine Unwahrheit ist die, dass es hier weder Solidarität noch Mitleid gäbe. Wer ein bisschen Erfahrungen gemacht hat, weiss, dass das schlichtweg nicht stimmt. Es gibt Solidarität und Mitleid unter ihnen. Es gibt auch Schlechtigkeit, Brutalität, Betrug untereinander usw., und davon i.d.R. zuviel, als dass ein stabiles Gemeinwesen unter den meisten Obdachlosen zustandekäme. Aber Solidarität und Mitleid sind vorhanden, bei sehr vielen. Wäre Houllebecqs These, dass Solidarität und Mitleid unter den Obdachlosen nicht in ausreichendem Masse vorhanden wären, dann wäre das eine diskutierbare These. Wenn es sagt, es gäbe davon überhaupt nichts, dann ist das Stammtisch, von der plattesten und dümmsten Sorte.
    Die zweite platte Unwahrheit in diesem Zitat lasse ich als Ratespiel einmal offen…

    Um noch einmal auf Bernhard zurückzukommen: Auch Bernhard schreckt vor dummen Allgemeinplätzen nicht zurück. Beispielsweise behauptet Bernhard, dass alle Österreicher zugleich Nationalsozialisten und Katholiken seien, und zwar ohne jede Ausnahme. In dem selben Buch behauptet er, dass alle Gärtner sanftmütige und gute Menschen seien. Von der unzulässigen Verallgemeinerung abgesehen, können diese beiden Thesen schon wegen der logischen Unmöglichkeit nicht beide wahr sein, denn was ist dann ein Gärtner aus Österreich?
    Solche Allgemeinplätze sprechen aber nicht gegen Bernhard, denn sie werden im Kontext des Buches (ich rede übrigens von “Auslöschung”) aus der Persönlichkeit hergeleitet, die sie ausspricht, die zum Empfinden von Ambivalenzen nahezu unfähig ist, die an ihrer eigenenen Verbitterung leidet und daran seelisch und körperlich zugrundegeht. Nicht zuletzt ist dieses Buch dann auch trotz der allgegenwärtigen Verbitterung, dem Hass, der Trauer, und auch der bleischweren Liebe, die aus ihm spricht, durch und durch ironisch.

    Solche ironische Selbstdistanzierung ist aber nicht gerade das Metier von Houllebecq, ist es noch nie gewesen. Und deshalb muss sich Houllebecq seine Aussagen auch ganz ernsthaft zurechnen lassen. Wenn Houllebecq z.B. in “Elementarteilchen” die Linken beschimpft, dann meint er das vollkommen ernst, und relativiert gar nichts davon. Und er liefert gute Gründe, die diese Beschimpfung rechtfertigen. Wenn er hier die Obdachlosen beschimpft, dann offenbart er allerdings anstatt einer guten Begründung nur mangelnde Sachkenntnis. Und gleichzeitig bleibt er (im Gegensatz zu Bernhard) zu 100% identisch mit der von ihm gemachten Aussage, von Ironie keine Spur. Also bleibt einem doch nichts anderes übrig, diese Aussage als das zu nehmen, was sie offensichtlich ist: eine Sachaussage. Und als solche gesehen ist sie einfach eine ausserordentlich dumme.

    Kommentar von Strauch — 2. Dezember 2005 @ 18:24

  10. P.S.: Was du über das Geben von Almosen schreibst, ist schon wieder ein anderes Niveau. Daraus spricht reflektierte Lebenserfahrung. Und aus deiner Beobachtung folgt wiederum, dass es als “Besservedienender” schwierig ist, ein nicht ambivalentes Verhältnis zu Bettlern aufzubauen. Hätte Houllebecq mal auf diese Weise reflektiert, dann wäre direkt etwas mit Niveau herausgekommen. Ich glaube aber, dass du ihn hier mit Argumenten verteidigst, die besser sind als seine eigenen.

    Kommentar von Strauch — 2. Dezember 2005 @ 18:29

  11. Ich habe grad nochmal ins alte CAMPO-Forum gesehen, und festgestellt, dass wir da ja gar nicht soweit in den provozierenden Äußerungen auseinander waren, du aber dort ganz schön “Stammtisch” betrieben hast. Erinnerst du dich? Olaf Petersen fand das sogar justiziable und listete rund fünf Jahre Knast auf g – der gute Mensch.

    Auch finde ich es gut, dass wir hier mal eine richtige Diskussion über ein Buch haben, und dass es dabei um das wirklichen Leben geht und nicht nur um sehr abstrakte oder gar gekünselte Dinge, das zeigt doch, wie nah Houllebecq am wahren Leben orientiert ist. Es bleibt auch wohl nicht ganz aus, dass Äußerungen, die sich auf recht aktuelle und relevante Sachverhalte beziehen, auch ein wenig populistisch erscheinen können. Jedes massentaugliche Argument muss mit diesem Vorwurf leben – manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht.

    Und da können wir gleich bei den Obdachlosen bleiben! Wir sehen aktuell, was passieren kann, wenn man sich als solcher zu “Seinesgleichen” begibt, weil: da kommen welche zusammen, die haben schlicht keine Ordnung in ihrem Leben – was mit ihrem Hang zum Rauchen beginnt, über allgemeine Unordnung bis hin zur Erschlaffung des Geistes und des Körpers reicht. Der Brand in diesem Heim ist auch keineswegs das Ergebnis einer gesellschaftlichen Fehlleistung, sondern einer rein menschlichen Unzulänglichkeit. 9 Tote, weil ein Penner nicht die Handlung 1 (Kippe ausdrücken), vor 2 (schlafen) beging, sondern – umgekehrt. Während er aber noch früh genug wach wird, und sich retten kann, sterben 9 neben ihm, die nicht in der Lage waren – wahrscheinlich weil sie sich ohnmächtig soffen – die nur drei, oder vier Schritte zur Rettung zu gehen. Und was hat der Verursacher die ganze Zeit gemacht, da der doch Brand bei ihm ausbrach (und er ihn doch noch rechtzeitig bemerkte)? Hat er die anderen herausgeholt? An die Türen geklopft? Lass mich besser nicht spekulieren. Wer gute zynische amerikanische Filme sieht, der weiß, wie das ablief. Und wer wie ich lange Jahre mit schwererziehbaren Jugendlichen und Obdachlosen arbeitete, hat da nur wenige Illusionen. Die dort sind, haben es immer besser gewusst als die anderen, haben sich nie auch nur irgendetwas sagen lassen, wussten aber nur zu gut, wie sie das soziale System ausnutzen können. Jeder Option auf Besserung ihres Zustandes, jeder wohl gemeinte Vorschlag der Sozialarbeit erstickt in ihrem Narzissmus, in ihrer Bequemlichkeit, in ihrer ganzen Fäulnis (das gilt für den Teil, der da nicht herauskommt/heraus kommen will, wohlgemerkt) Niemand muss heute obdachlos sein. Wer nur halbwegs die Sinne beisammen hat, wird einen Antrag auf eine Sozialwohnung stellen, oder sich frühzeitig um eine Wohnung kümmern – die Wohnungsgesellschaften bieten massenhaft preiswerten Wohnraum an, der in dem durch das ALG2 finanzierten Bereich liegt. Wer also obdachlos ist gehört zu denen, die sich extrem verweigerten. Es gibt also für Obdachlosigkeit vier Gründe:

    1 Eine extreme Verweigerungshaltung
    2 Tatsächlicher Schwachsinn (viele der O. sind in der Tat debil)
    3 Wirkliches Pech (es gibt unbestritten derartige Fälle und diese sind es, die vor den anderen fremdeln)
    4 Der Wille zum Abenteuer (der Lebensentwurf “On the road”, ist nicht selten einer, der durchaus angenommen/angestrebt ist und kann das Ergebnis einer Haltung zur Freiheit, ebenso wie zum extremen Nihilismus sein)

    Dort wo Obdachlose scheinbar positiv miteinander kommunizieren, ist es maximal ähnlich wie auch sonst in der Gesellschaft der Maskenmenschen: Scheinheiligkeit, Kitsch und Beziehungs-Ökonomie nach dem Motto: wenn ich mir etwas davon verspreche, dass ich mit dir rede, dir etwas Gutes tue usw., dann mache ich das, aber auch nur solange. Ansonsten gilt Brechts Dialog (und nicht zu unrecht, weil man sich fragen muss, woher der Abgebrannte seinen Anspruch auf Hilfe begründet, da er doch so viel hatte und nicht in die Schenke hinein gehen musste) aus “Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny” – ich zitiere das jetzt lediglich aus dem Kopf:

    “Was, der Herr will nicht zahlen?
    Was der Herr hat keine Moneten.
    Frechheit, Unverstand und Laster
    und das Schlimme ist: kein Zaster!
    Da steht natürlich Hängen drauf!”

    Wenn nun Houellebecq etwas sagt, oder auch Thomas Bernhard, dann MUSS so ein Satz, will es nicht in einen Betroffenheitsroman ausarten, der mehr zu einer soziologischen Abhandlung, denn zu einem provokanten, wahren Buch passen, in meist apodiktischer Form ausgesprochen werden. Ich kenne diesen Vorwurf selbst und große Dummköpfe nehmen dann solche Sätze und reißen sie aus dem Zusammenhang, sodass man meinen könnte, hier habe einer besonders grausame Gedanken. Doch liest sich das nur so von Leuten, die nicht lesen können. Meist gibt es nämlich dazu auch eine Art Antithese, zumindest einen Einwand, der das vorher Gesagte, wenn nicht abschwächt oder relativiert, so doch ein wenig gerade rückt. Um Literatur begreifen zu können, besonders solch bisweilen artifizielle wie die eines Bernhards, bedarf es der Fähigkeit des Mitdenkens und normalerweise auch einer Lebenserfahrung, ja einer Lebenshaltung. Nicht umsonst sind ja auch große Literaten selbst keine, deren Leben eine einzige bunte Blumenwiese war und die selbst am Abgrund standen. Ähnliches gilt für Schauspieler. Nicht für den Penz, der geil auf die Kamera ist und sich GZSZ bewirbt und noch weniger gut sprechen kann, als unser derzeitigen Bundespräsident (gegen den Heinrich Lübke ein Medien-Vollprofi war). Ein guter Schauspieler trägt viele Facetten in sich, muss sie haben, um sie VERKÖRPERN zu können. Ein deutscher Schauspieler ist immer er selbst – mehr darf er ja nicht sein, weil in Deutschland die “Authentizität” über alles geht, weshalb die Bauernbühne, Willomitsch, Arzt – und Krimisendungen usw. dominieren. Wie sie schon sprechen, immer so leise und tonlos, interpretationslos. Das Risiko wird gescheut. Heino Ferch wird deshalb kein Bruce Willis, weil er nicht will, aber vor allem, weil niemand da ist, der einen Plot wie “Das 5. Element, “12 Monkeys” oder “The Bonfire of the Vanities” schreibt, resp. durchbekommt – über ökofaschistische Spinner und Weltbedroher (12 Monkeys, Regie Terry Gilliam von Monty Python) z.B., würde man in D. nie einen Film drehen können, erst recht dürfte ein Heino Ferch nie die Welt retten, sondern muss stets in Berlin bleiben. Was hätte man z.B. aus diesem Berlin – Film neulich machen können? Wenn ich die Etikette “betulich”, bieder”, “langweilig” verwende, bleibe ich noch weit unter dem, was ich mir vor dem Fernsehschirm ob der verbranntenn Zeit an Unzitierbarem zusammenfluchte.

    Ich schweife ab. Was hältst du denn nun von der KONKRET-Rezension?

    Nochmal: Wenn sich Houellebeqc in einer kurzer Sequenz zu diesem oder jenem Thema äußert, dann darf er das, denn er muss nicht zu jedem Gedanken gleich eine ganze Handlungsschnur entwerfen. Es gibt Themen, da macht er das, es gibt andere, da bleibt es bei einem Postulat. Auch darf man ruhig scheinbar sich widersprechende These – wie du es bei Bernhard richtig aufgezeigt hast – äußern. Schließlich komme es ja auch darauf an, WER WAS WANN sagt? Auch eine Figur darf sich völlig widersprechen. Brechts Mutter Courage sagt ständig etwas, womit sie sich an anderer Stelle widerspricht und dann kommt wieder das Gegenteil davon! Gute Stücke leben sogar davon, dass ihre Protagonisten – manchmal in völliger Hilflosigkeit Sätze sagen, die offensichtliche Widersprüche darstellen. Nehmen wir doch nur den durch und durch asozialen Charakters des Herrn Karls, von Carl Merz und Helmut Qualtinger geschrieben, und von letzterem so genial als Ein-Personenstück auf die Bühne gebracht. Das ist doch eine solch ekelhafte Gestalt, die sich offensichtlich durch das Leben lügt und nichts als leicht zu durchschauende Legenden strickt, um sich und sein Versagen zu rechtfertigen. Ein Versagen, das zudem mithalf eine Diktatur zu errichten und anderen das Leben kostete. Da ist der Plot natürlich ganz klar – andere Stücke sind ambivalenter und wir können nicht immer genau sagen, welche der von den Figuren geäußerten Einzelmeinung entspricht der Meinung des Autors, und welche bilden den Widerspruch zu den richtigen. Der Dussellinke sagt oft mit blödem Haschischlächeln: “Hat nicht auch Brecht schon gesagt “Eine Bank ausrauben ist genauso wie eine Bank zu besitzen?“ – kicher, gröhl” – Nein, das hat er nicht gesagt, es wäre Brecht nicht im Traume eingefallen einen Bankraub zu rechtfertigen. Er hat dies den Gaunern in der Dreigroschenoper in den Mund gelegt. Doch diese Gauner waren für ihn die Spiegel-Existenzen der “Guten Gesellschaft”. Doch sie waren Gauner, und die Moral der Gauner – oder des schlimmeren Teiles der Bankbetreiber – war nicht Brechts Moral. Und wenn so ein Dussel-Linker diesen Satz adaptiert – nebenbei – scheint für ihn der Bankraub moralisch gleich des Bankgeschäftes zu sein, da er aber erstere billigt, darf er eigentlich nicht das zweite missbilligen.

    Soweit, TK

    Kommentar von Campo-News — 3. Dezember 2005 @ 09:40

  12. Sehr schön hat in der neuen KONKRET Horst Tomayer den Kitsch auseinandergenommen - im Anschreiben fehlte nur noch die “AIDS”-Krankheit der Negerin. Da würden mir auch ein paar gute Fragen einfallen.


    Kommentar von Campo-News — 3. Dezember 2005 @ 11:36

  13. http://www.wsj.de/article/SB10001424052702303615304579156974078855820.html

    Kommentar von Campo-News — 30. Oktober 2013 @ 13:39

  14. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/unterwerfung_ist_das_was_wir_alle_suchen

    Kommentar von Campo-News — 24. Januar 2015 @ 17:53

  15. Michel Houllebecqs Interview im “Philosophie Magazin” liegt mir nur in der Print-Form vor, sodass ich, weil ich den Text abtippen muss, nur sehr kurz ein paar zentrale Aussagen zitieren möchte. Houellebeqc steht übrigens seit dem Charlie Hebbdo-Attentat unter Polizeischutz.

    “Ich weiß nicht, ob ich konservativ bin, aber ich glaube nicht, dass der Mensch - ebenso wenig wie jedes andere Tier - dafür gemacht ist, in einer sich ständig wandelnden Welt zu leben. Der permanente Wandel macht das Leben unmöglich.

    Die totale Herrschaft der Linken über die Intellektuellen dauert seit 1945 an. Es sah aus, als würde das noch ewig so sein, aber jetzt hat sie Risse bekommen.

    Seit 2001 sprach man allgemein davon, dass man nicht alle über einen Kamm scheren, niemanden stigmatiseren solle, dass der Islam eine Religion des Friedens, der Toleranz und der Liebe sei, dass die Leute keine Muslime seien, sondern psychisch Labile aus Familien mit alleinerziehenden Eltern mit großen finanziellen Schwierigkeiten et cetera. Im Januar dann wieder die üblichen Reden, aber erstmals wurde gegähnt und gespöttelt. Das ist das Neue. Es gab ein paar Intellektuelle, die versucht haben sich frei zu machen, sie wurden aber sofort zurückzugepfiffen, allerdings ohne großen Erfolg. Wie Michel Onfray, der Premier Manuel Valls einen Kretin genannt hat. Kretin ist genau das richtige Wort, und ich schätze es sehr, wenn jemand das richtige Wort findet.

    Es ist doch erstaunlich, dass man gegendie Häresie (durch Isis) nicht vorgeht, dass es keine Anti-Isis-Fatwas gibt.

    Allein der Begriff “kollektives Glück” löst in mir eine Art Entsetzen aus. Der Gedanke, dass die Gesellschaft sich um mein Glück kümmern möchte, ist mir nicht geheuer.

    Den Schlussakt von der Herrschaft der Muslimie können sich alle vorstellen. Im Detail gibt es da natürlich Unterschiede, weil es in manchen Ländern keine politische Gruppe in der Art unseres Front National gibt, zum Beispiel in Deutschland, man hätte dort zu viel Angst davor. In Italien haben sie den Faschismus ein bisschen vergessen und sehen ihn als lauschige Zeit. Vielleicht haben die Italiener auch kein Talent für Schuldbewusstsein, die Deutschen sind auf diesem Gebiet eher hochbegabt. Die Meinung über den Islam ist mehr oder weniger gleich schlecht in Europa. Das ist vielleicht das Einzige, was wir miteinander teilen.

    Als Orwell 1948 in England “1984″ schreibt, sagt er ja nicht, dass alles so kommmen wird. Er verleiht einer Angst Ausdruck, die die Briten seinerzeit unbewusst quält, nämlich die Furcht vor dem “wir werden alle sozialisiert und kontrolliert werden”. Das ist keine Weissagung, sondern Ausdruck der Ängste einer Epoche. Der Autor - ich Orwell oder ein anderer - spürt eine Angst bei seinen Zeitgenossen und drückt das in einem Buch aus. Das ist der Motor.

    Frage: Die Angst, die Sie wahrnehmen und in “Unterwerfung” beschreiben ist, dass wir von einer anderen Kultur beherrscht werden könnnten.

    Houellebebecq: Genauer gesagt, vom Islam.

    Frage: Aber es gibt keine Lösung für diese Angst?

    Houellebecq: Nein, das ist pure Angst./

    Zuerst erschienen in: Revue des deux mondes, Juli/August 2015

    Kommentar von Campo-News — 5. Oktober 2015 @ 09:58

  16. http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/polizei/drei-tote-in-wuppertal-51900314.bild.html

    Kommentar von Campo-News — 25. Mai 2017 @ 12:43

  17. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koeln-obdachloser-erschlagen-und-angezuendet-lange-haftstrafen-a-1153051.html

    https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/plus185548620/Michel-Houellebecq-Europa-eine-daemliche-Idee.html?wtmc=socialmedia.facebook.shared.web&fbclid=IwAR2m9_XS6jCiu5b2e5WdIiSEUwKB93Wk7kKSBzDsMiMY1QHeOiMylUhOzlA

    http://www.spiegel.de/plus/serotonin-von-michel-houellebecq-der-pathologe-des-abendlands-a-00000000-0002-0001-0000-000161665916

    Das ist der Grund - https://www.soester-anzeiger.de/lokales/soest/spende-sozialberatungsstelle-pertheswerkes-uebergeben-11758165.html

    Kommentar von Campo-News — 20. Juni 2017 @ 11:46

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