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18. Juni 2005

Samba versus Sirtaki 3:0

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 09:09

Fußballübertragungen sind nicht selten unfreiwillig komisch, jetzt war es mal wieder soweit.

Von Tanja Krienen

Dem in Wien geborene Ungar Bela Réthy („Ziege ist da umgeknickt… Scheint sich um eine Schulterverletzung zu handeln.“), fiel die verantwortungsvolle Aufgabe zu, das Mini-WM-Spiel zwischen dem amtierenden Weltmeister Brasilien und dem Europameister Griechenland zu kommentieren. Bekanntlich wird das kleine, küstenzerklüftete Land, von dem Essener Ãœbungsleiter Otto Rehagel („Die von der südlichen Halbkugel, also die mit dem braunhäutigen Blut…”) trainiert, dessen Name noch heute bei jedem Fußballfan die Assoziation „Torhagel“ auslöst, in Gedenken an das 0:12 seiner damaligen Mannschaft Borussia Dortmund im Spiel gegen den Namensvetter aus Mönchengladbach (ich selbst habe das Spiel seinerzeit mit Grausen im Düsseldorfer Rheinstadium gesehen).

Bei Rethy ist das anders. Er hält Rehagel – wie er während des Spieles launig bemerkte - für einen Philosophen, der sich deshalb, nach Rethys Vorstellung, in Griechenland wie zu Hause fühlt. Das muss wohl der Grund gewesen sein, warum der Griechen-Otto aus der Hand von Peer Steinbrück (SPD), am 12. Mai 2005 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Der gewöhnliche Mensch denkt beim Stichwort „Griechenland“ jedoch zunächst an Tsatziki oder Sirtaki und somit an Gurken oder an großköpfige älteren Herren, die gesäßlastig, aber sehr bärtig, aneinander umschlingend im Kreis herum hüpfen, und ab und zu in die vom Lammfleisch und Olivenöl gefetteten Hände klatschen. Wenn sie musizieren, möchte man meist mitleiden, jedenfalls geschieht dies mit einem stets sehr männlichen Ernst, bei gleichzeitiger Präsentation weißer Rüschenblusen, wobei der Übergang zwischen Rüschen und Brusthaaren, nur dem besonders geübten Beobachter eine Unterscheidung abzuringen imstande ist.

Tatsächlich jedoch soll es wohl noch ein paar Menschen geben, die auch an die alte griechische Philosophie denken, wenn sie Namen Griechenland vernehmen – meist schmunzelt der Vorurteiler dabei, denkt an Sandalenplausch, an alte Steine auf wackligen, und recht unzweckmäßig angelegten Säulen, und vielleicht noch an irgendetwas mit schwarzgelockten Knaben. Nicht viel, aber insgesamt doch interessanter als das heutige Athen bei 40 Grad mit vollgestopften Autostraßen und der obligatorischen Geräuschkulisse.

Rethy hat bekanntlich immer senk – und waagerecht und wer Rehagel und seinen Schatten, der Beate heißt, kennt, weiß von den Weisheiten des alten Kämpen, des Recken gar, den die Taz so zitierte und beschrieb: “Kein Eisbein essen”, warnt Rehagel die versammelte Schülerschaft nach der Fußball-Präsentation. Rehagel erzählt von früher. “Nach dem Krieg bin ich in Essen-Altenessen aufgewachsen”, sagt er. “Damals hatten wir keinen Game-Boy und auch keinen Fernseher.” Täglich habe er auf den Straßen von Essen gespielt. “Wir hatten ja nur den Ball”, berichtet der 66-Jährige über die Anfänge seiner sportlichen Karriere.“

„Wir hatten ja rein gar nix“ ist sicher eine Weisheit, die Diogenes mit grobem Lachen quittiert hätte: „Kommse mal näher ran, Herr Torhagel, sehnse mal wat ick hier hab, noch weniger als nix, nich´ mal nen Ball“, geschweige ne Luftpumpe – nur ne große Tonne!“ Und Sokrates hätte ihm beigepflichtet (so Xanthippe ihn gelassen hätte): „Ich weiß nur eines, und dieses ist, dass ich nichts weiß und von Fußball verstehe ich deshalb erst recht nichts, aber Eisbein ist etwas, was niemand verachten sollte, erst recht nicht, wenn er aus ESSEN stammt.“ Epikur bekam einen Lachkrampf. Platon jedoch zuckte unmerklich mit den Augenliedern und sophistete in altbekannter Art: „Herr Rehagel, Sie erinnern mich an ein Stück Schafskäse, mehr Schaf als Käse, aber doch soviel Käse, dass ein Schaf vor Gestank davon laufen würde, hören Sie, was ich immer sage >Gebrauchet keinen Zwang, sondern lasst die frühe Unterweisung eher eine Art Spiel sein, so werdet ihr am ehersten dazu befähigt, die natürliche Art der Kinder herauszufinden< Wo ist eigentlich der Knabe, mit dem ich verabredet war, um ihn zu unterweisen in die Künste des Eisbeinessens, Rauchen und anderer Wichtigkeiten?“ Aristoles blickte sehr ernst als er Platons Worte vernahm, und sagte, da er Rehagel mitsamt seiner Beate begossen wie zwei Pudel da stehen sah: „Eines gebe ich ihnen auf den Weg“, und dabei wandet er sich Frau Rehagel zu: „Des Weibes Schmuck ist Schweigen.“ Da grinste auch Herr Nietzsche, der grad mal wieder zu Besuch in Griechenland weilte und pflichtete bei: „Schwarz Gewand und Schweigsamkeit, kleidet jeglich Weib gescheit.“ Nun aber nahm Rehagel die nächste Wasserflasche und feuerte sie auf den Boden, auf dass sie barst, so, wie es war, als das 0:3 fiel.

Bei den Griechen fiel besonders auf, dass sie den Erwartungen nicht gerecht wurden. Wenn jemand mit dem Vornamen Sotirios auf dem Platz steht, fragt man sich doch zunächst: „Wie schmeckt der wohl?“ Und heißt einer Zagorakis, dann ist man doch geneigt das Portemannaie zu zücken und „Zwei Portionen, bitte“ auszurufen – aber nichts passierte, es sah eher aus, wie sich anhört, wenn Costa Cordalis singt: nicht sehr überzeugend, Fluchtinstinkte auslösend.

Die brasilianischen Sambatänzer, sowie die argentinischen Tangokönige und Steak-Esser, werden wohl den Titel unter sich ausmachen, wenn ihnen nicht die mexicanischen Mariachi-Adepten einen Strich durch die Rechnung machen (was wohl nicht sehr wahrscheinlich ist).
Sing:

Mexico Mexico Ra Ra Ra!

Yo soy mexicano

Me gusta el sombrero hechado de lado
pistola que tenga cacha de venado
humar en hojida, tabaco picado
Jugar a los gallos, sentirme afamado
Pero más me gusta ser enamorado.

Yo soy mexicano muy atravesado.

Jorge Negrete, siehe auch Jorge Negrete

Rethy macht immer noch eine Reihe von Fehlern, wurde aber in letzter Zeit frecher und unkorrekter. Ein irrer Kommentar dazu, natürlich von einem Negoiden, der alles ist, nur kein Journalist und der seine Brüder verteidigt, weil er diesselbe Ästhetik bevorzugt - http://www.spiegel.de/sport/fussball/final-kommentator-bela-rethy-pogba-hat-nur-quatsch-im-kopf-a-1218580.html

1 Kommentar »

  1. […] ler sind. Neues aus dem großen Mini-WM – Tagebuch von Tanja Krienen, siehe auch Samba versus Sirtaki Das Wirken der sozialdemokratischen Weichspüler und Plauderer […]

    Kommentar von Campo News-Blog » Mexico, mexico ra ra ra, Aleman, aleman ga ga ga — 20. Juni 2005 @ 18:00

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