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19. September 2009

Die Piratte

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 12:14


Die nachfolgende Satire wurde am Neujahrstag 2002 geschrieben (damals mit dem Untertitel „Eine Neujahrsgeschichte aus einem paralysierten Land“), am 31. Mai 2007 angesichts der Heiligendamm-Proteste leicht modifiziert und erfährt heute eine weitere Verwendung.

 

>>Abgeschickt von SWAD am 27 Dezember, 2001 um 03:13:27 Hallo, benötige für Einsätze alle mögliche Bombenanleitung oder inernetadressen wo man sie findet. Bitte schnellst möglich mailen. DANKE, SWAD Headquarter. CODE: 0#A5703XX (aus Sicherheitsgründen verändert von Tanja Krienen; aus dem - nationalen Anarchieforum)< <

 

„Frau Krienen ähnelt in vielerlei Hinsicht Minuscharakteren wie Henryk Broder, Karin Struck oder Wolf Biermann. Personen eben, die nach gewissen Konsequenzen rufen: Man sollte es jedoch nach Unfall aussehen lassen…“ von der rot-roten Berliner Justiz ungeahndeter Mordaufruf in diesem Blog

 

Die Piratte

 

Der Menschenauflauf war groß, dort, an der Gedächtniskirche; stand doch einer davor, mit einem langen weißen Hemd auf dem dürren Körper, Piercings über den Brauen und in der Zunge, große Ohrringe, barfuß, bleich, lange verfilzte Wursthaare, welche parallel zu einem fusseligen Bart hingen, über dem der wirre, unstete Blick einer unbestimmten Kreatur loderte. Warum diese Furcht, Schrecken, Unruhe und Gestank ausströmende Gestalt, die ein Pappschild mit buntem Band um den Hals trug, auf dem in großen Lettern stand: “Freiheit fürs Dreckmachen! Kampf gegen die Realität! Nieder mit dem BGB! Mehr Knete für mich!” Sein Papagei, den er stets auf der Schulter trug, kotete auf seinen Kopf und krähte: „Klar zum kentern!“

 

Die umherstehenden Leute applaudierten höhnisch, als er in stakkohaften Schreien losbrüllte: “Lasst das Wasser aus den sieben Weltmeeren! Rettet uns vor ihrer satanistischen Weltherrschaft! Glaubt nicht den Schulmedizinern! Gegen das zwangsheterosexuelle Gewaltregime! Brecht die Zinsknechtschaft! Liebet Eure Feinde! Freiheit für Mumia Abu Jamal! Vernichtet das Schweinesystem! Schafft das Privateigentum ab! Für den bewaffneten Kampf!” Die Polizei wurde schnell herbeigerufen. Nur unter Einsatz von allerlei Sprays und mehrerer Großportionen Wassers, konnten sie sich schreienden und um sich schlagenden Existenz nähern und sie letztlich abführen. Den Sprengstoff fand man erst bei der Durchsuchung seiner Plastiktüte mit dem Aufdruck „Der Umwelt zuliebe“.

 

„Ich bin ein Pirat”, sagte er zu den Polizisten auf dem Revier und: “Pirat sein, heißt frei sein.“ ,,Zensurschweine”, schrie er im ersten Verhör. Sie nannten ihn nur noch “Die Piratte”. „Piratte“ sollte später auch an seiner Zellentür stehen - im Trakt für schwer Geisteskranke. Vor jedem Verhör machte sich die Piratte in die Hose: “Das hab ich von Marc Dutreux gelernt”, lachte er, „der macht das auch immer, ist voll rattig. Für Euch Scheißbullen genau das Richtige.” “Echt krass, Günter”, sagten diese dann. Obwohl er nichts aussagte, konnte seine Identität festgestellt werden, - jedenfalls sein bisheriger Wohnsitz. Eine Frau hatte sein Bild am Morgen darauf in der Zeitung gesehen. Seine Kellerwohnung am Prenzlauer Berg, teilte er mit drei anderen Personen, die zwischen Müll und Sperrmüll hausten. Dort lasen sie Bücher und Schriften wie “Hare Krishna und dein Weg zur Erleuchtung” oder „Lebe leicht und frei“. An der Wand hing ein Zeckenkalender (Ausbreitung und Gefahren) und lediglich ein Computer mit den Aufklebern: „Stoppt die Vernunft! Jetzt! Schafft mehr Chaos! Für ein menschliches Miteinander!“ - zeugte davon, dass hier Menschen lebten. Hier saßen er und seine Kumpanen nächtelang und schickten ihre „Mehr-Bootschaften“ ins Internet, beleidigten ehrbare Menschen oder organisierten kriminelle Aktionen, die sie selbst als „Befreiungsaktion zur Lande, zu Wasser, aber vorläufig noch nicht in der Luft“ bezeichneten.

 

Die Piratte, so fand die Polizei heraus, hatte aushilfsweise im Krematorium gearbeitet, weil ihm das Leichenwaschen so viel Spaß machte, wie einige der Mitarbeiter zu berichten wussten. Seine Lieblingsvokabel war “krass”. Er hatte sich als “Günter”” vorgestellt, doch alle bezweifelten, dass dies sein richtiger Name war. Weil er ein ungeklärtes Verhältnis zu manchen Leichen entwickelte, wie man hier hinter vorgehaltener Hand flüsterte, wurde er nach wenigen Wochen entlassen. Er war mit einer Bezirksabgeordneten der Linkspartei liiert, die früher im Gefängnis Hohenschönhausen ihren Dienst versah. “Du bist mir noch viel zu bürgerlich”, schrie sie ihn manchmal an, während sie ihn auspeitschte. Ihre Wähler verstanden sie in diesem Punkte ausnahmsweise nicht.

 

Die Verhaftung der Piratte löste eine große Empörung aus. Claudia Roth protestierte: „Aber er hat doch immer den Rio so schön nachgesungen – er muss ein guter Mensch sein.“ Charlotte Roche rief aus: „Ach, ich bin heute wieder so talibanhaft. Kunst, Kunst, alles in der Welt ist doch Kunst. Mein Gott, er ist doch so kreativ und sein Phall einzigartig!“ Horst Eberhard Richter überlegte laut: “Wir alle tragen Schuld an der Entwicklung eines jeden Einzelnen” - und forderte „Eine Therapie für alle Politiker und für die führenden Kräfte der Wirtschaft!” Walter Jens gab in einem kurzen lichten Moment näselnd zu bedenken, dass „die Sprache des Eingekerkerten, sehr bunt und überdurchschnittlich präzise“ und “sein ungeheures Potential, unbedingt für die Kräfte des Fortschritts im Kampf gegen die Barbarei zu nutzen” sei. Ähnlich äußerte sich Gregor Gysi, Eskalationsvorsitzender der Linkspartei im deutschen Bundestag und fügte hinzu: “Wir kämpfen um jede Seele!” Mit den Haaren müsste nur unbedingt etwas gemacht werden”, kritisierte Wolfgang Joop dagegen sehr scharf, während Andrea Nahles kreischte: „Die mach ich mir auch! Die mach ich mir auch!“

 

Während des Prozesses gestand die Piratte (seinen wirklichen Namen fand man nie heraus), dass er nach der kleinen Aufwärmaktion vor der Kirche, falls man ihn nicht festgenommen hätte, seinen Sprengstoff „als Protest gegen die völlig unbegründete Internetzensur und für den schrankenlosen Zugriff auf das Eigentum anderer, auch im realen Leben“ wenige Minuten später hätte zünden wollen. Die evangelische Kirche bekräftigte daraufhin ihren Willen zum Dialog mit der ganzen Menschheit. Etwan zu befürchtende Proteste gegen die Aussagen der deutschen Intellektuellen, Politiker, Publizisten und publizierten Hofschranzen schwuler Unterhaltungschefs, blieben wie immer aus. Deutschland pausiert. Noch. Zählen wir die Stunden.

 

Tanja Krienen, 1. Januar 2002, modifiziert am 31. Mai 2007 und am 18. September 2009

28 Kommentare »

  1. Bertolt Brecht

    Ballade von den Seeräubern

    Von Branntwein toll und Finsternissen!
    Von unerhörten Güssen naß!
    Vom Frost eiskalter Nacht zerrissen!
    Im Mastkorb, von Gesichten blaß!
    Von Sonne nackt gebrannt und krank!
    (Die hatten sie im Winter lieb)
    Aus Hunger, Fieber und Gestank
    Sang alles, was noch übrig blieb:
    Oh Himmel, strahlender Azur!
    Enormer Wind die Segel bläh!
    Laßt Wind und Himmel fahren! Nur
    Laßt uns um Sankt Marie die See!
    Kein Weizenfeld mit milden Winden
    Selbst keine Schenke mit Musik
    Kein Tanz mit Weibern und Absinthen
    Kein Kartenspiel hielt sie zurück.
    Sie hatten vor dem Knall das Zanken
    Vor Mitternacht die Weiber satt:
    Sie lieben nur verfaulte Planken
    Ihr Schiff, das keine Heimat hat.
    Oh Himmel, strahlender Azur!
    Enormer Wind die Segel bläh!
    Laßt Wind und Himmel fahren! Nur
    Laßt uns um Sankt Marie die See!

    Mit seinen Ratten, seinen Löchern
    Mit seiner Pest, mit Haut und Haar
    Sie fluchten wüst darauf beim Bechern
    Und liebten es, so wie es war.
    Sie knoten sich mit ihren Haaren
    Im Sturm in seinem Mastwerk fest:
    Sie würden nur zum Himmel fahren
    Wenn man dort Schiffe fahren läßt.
    Oh Himmel, strahlender Azur!
    Enormer Wind die Segel bläh!
    Laßt Wind und Himmel fahren! Nur
    Laßt uns um Sankt Marie die See!

    Sie häufen Seide, schöne Steine
    Und Gold in ihr verfaultes Holz
    Sie sind auf die geraubten Weine
    In ihren wüsten Mägen stolz.
    Um dürren Leib riecht toter Dschunken
    Seide glühbunt nach Prozession
    Doch sie zerstechen sich betrunken
    Im Zank um einen Lampion.

    Sie morden kalt und ohne Hassen
    Was ihnen in die Zähne springt
    Sie würgen Gurgeln so gelassen
    Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt.
    Sie trinken Sprit bei Leichenwachen
    Nachts torkeln trunken sie in See
    Und die, die übrig bleiben, lachen
    Und winken mit der kleinen Zeh:

    Vor violetten Horizonten
    Still unter bleichem Mond im Eis
    Bei schwarzer Nacht in Frühjahrsmonden
    Wo keiner von dem andern weiß
    Sie lauern wolfgleich in den Sparren
    Und treiben funkeläugig Mord
    Und singen um nicht zu erstarren
    Wie Kinder, trommelnd im Abort:
    Oh Himmel, strahlender Azur!
    Enormer Wind die Segel bläh!
    Laßt Wind und Himmel fahren! Nur
    Laßt uns um Sankt Marie die See!

    Sie tragen ihren Bauch zum Fressen
    Auf fremde Schiffe wie nach Haus
    Und strecken selig im Vergessen
    Ihn auf die fremden Frauen aus.
    Sie leben schön wie noble Tiere
    Im weichen Wind, im trunknen Blau!
    Und oft besteigen sieben Stiere
    Eine geraubte fremde Frau

    Wenn man viel Tanz in müden Beinen
    Und Sprit in satten Bäuchen hat
    Mag Mond und zugleich Sonne scheinen:
    Man hat Gesang und Messer satt.
    Die hellen Sternennächte schaukeln
    Sie mit Musik in süße Ruh
    Und mit geblähten Segeln gaukeln
    Sie unbekannten Meeren zu.

    Doch eines Abends im Aprile
    Der keine Sterne für sie hat
    Hat sie das Meer in aller Stille
    Auf einmal plötzlich selber satt.
    Der große Himmel, den sie lieben
    Hüllt still in Rauch die Sternensicht
    Und die geliebten Winde schieben
    Die Wolken in das milde Licht.

    Der leichte Wind des Mittags fächelt
    Sie anfangs spielend in die Nacht
    Und der Azur des Abends lächelt
    Noch einmal über schwarzem Schacht.
    Sie fühlen noch, wie voll Erbarmen
    Das Meer mit ihnen heute wacht
    Dann nimmt der Wind sie in die Arme
    Und tötet sie vor Mitternacht.

    Noch einmal schmeißt die letzte Welle
    Zum Himmel das verfluchte Schiff
    Und da, in ihrer letzten Helle
    Erkennen sie das große Riff.
    Und ganz zuletzt in höchsten Masten
    War es, weil Sturm so gar laut schrie
    Als ob sie, die zur Hölle rasten
    Noch einmal sangen, laut wie nie:
    Oh Himmel, strahlender Azur!
    Enormer Wind die Segel bläh!
    Laßt Wind und Himmel fahren! Nur
    Laßt uns um Sankt Marie die See!

    Kommentar von Campo-News — 20. September 2009 @ 15:42

  2. Ihre Eltern beklagen, Holly sei mit dem “enormen Druck” und der “neuen Vielschichtigkeit” von sozialen Netzwerken und in “Freundschafts-Gruppen” nicht zurechtgekommen. Dabei hatten sie das Leben ihrer Tochter ganz genau geplant: “Wir sind nicht katholisch, aber wir wollten, dass sie die katholische St. Edwards School besucht”, so die Eltern. “Wir glaubten, dass die Moralvorstellungen und Werte der Schule ihr eine Grundlage für den nächsten Abschnitt ihres Lebens bieten können.”

    Dass Schüler gemobbt werden, ist keine neue Erscheinung. Neu daran ist das Medium: Im echten Leben jemandem Boshaftigkeiten ins Gesicht zu sagen, kostet zumindest Überwindung. In der Anonymität des Internets schreibt man schnell einen fiesen Kommentar - und schickt ihn ab, ohne zu überlegen oder an die Konsequenzen zu denken. Man sitzt ja im Trockenen, die Reaktion des Opfers ist unsichtbar. Die Betroffenen hingegen leiden doppelt, denn die Feindseligkeiten sind sowohl öffentlich einsehbar als auch im Netz dokumentiert.

    Kommentar von Campo-News — 22. September 2009 @ 18:00

  3. Hier ist ja auch von Walter Jens die Rede. Es heißt aktuell über Hannes Wader, der seit letztem Jahr in Kassel lebt: “In jüngeren Jahren sei er ohnehin leichter zu beeindrucken gewesen: „Als Prof. Walter Jens, damals PEN-Präsident, mir mal nach einem Konzert sagte, er habe ‚Hotel zur langen Dämmerung‘ nicht verstanden, habe ich das Lied 20 Jahre nicht mehr gesungen.“

    WIR SEHEN ALSO:

    Schon vor der Demenz
    War er blöd - der Jens

    An tausend Meilen hast du heut schon hinter dich gebracht.
    Es ist spät, du suchst und findest eine Bleibe für die Nacht.
    Von alldem, was du schon gesehn und nicht begriffen hast,
    bist du todmüde, sehnst dich nur nach einer langen Rast.
    Dies Hotel, die trübe Funzel in dem engen Korridor
    kommen dir, als du dich umsiehst, schon nicht ganz geheuer vor.
    Und dann weißt du es genau, als du die Zimmertür aufschließt,
    daß du vor langer Zeit schon einmal hier gewesen bist.

    Ref:

    Schlaf nicht ein im Hotel zur langen Dämmerung bleib wach.
    Denn der Atem toter Seelen staut sich unter diesem Dach
    und frißt sich, wenn du schläfst, so tief in Hirn und Lungen fest,
    daß du dieses Haus nur sterbend oder tot wieder verläßt.

    Und du sitzt und wachst und wartest, doch die Zeit will nicht vergehn.
    Und dir ist, als könntest du auf einmal durch die Wände sehn.
    Siehst ein Zimmer, so wie deins, und ein Junge kommt herein.
    Du erschrickst und meinst, du selber könntest dieser Junge sein:
    Große Füße, große Augen, von zu Hause durchgebrannt,
    Haar und Hosen viel zu kurz, wie es noch brauch ist auf dem Land,
    alles liebend ohne Furcht, was neu und fremd ist um ihn her.
    Und du fragst dich, ob du je so jung gewesen bist wie der.

    Ref.

    In dem Raum gleich nebenan siehst du dich als alten Mann,
    einsam und verbittert, krank und ohne einen Zahn.
    Und er wackelt mit dem Schädel, hält die Bibel auf den Knien,
    seine dürren Spinnenfinger blättern aufgeregt darin.
    Ganze Sätze streicht er aus mit dem Rotstift in der Hand
    und schreibt dafür böse flüsternd wilde Flüche an den Rand.
    Und schon bluten seine Finger, zucken weiter wie im Krampf,
    du gibst ihm noch eine Stunde, und dann endet dieser Kampf.

    Ref.

    Auch der Junge schläft noch nicht, nimmt sein Instrument und spielt.
    Dazu schreibt er etwas auf, bringt in Reime, was er fühlt.
    Falsche Töne, schlechte Verse - es ist gleich wie gut er’s macht.
    Denn nur schreibend, spielend, singend übersteht er diese Nacht.
    Das macht durstig, und er dreht an dem Wasserhahn, der spritzt
    etwas aus, was nach dem riecht, das ein Sterbender ausschwitzt.
    Und du wünscht dir, daß er statt zu trinken in das Becken schifft.
    Und er tut’s und bleibt für diesmal noch verschont von diesem Gift.

    Ref.

    Deine Uhr zeigt erst auf drei, sie blieb schon vor Stunden stehn.
    Sie schläft den langen Schlaf und wird nie mehr wieder gehn.
    Es wird Morgen. Junge, nimm jetzt deine Brocken, du mußt fort.
    Da ist ein Park mit einem Brunnen, trink und wasch dich dort.
    Du wirst doch noch andre finden, die sind auch so jung wie du.
    Die erklären dir die Welt, höre ihnen ruhig zu.
    Dann wirst du weiterziehn, viel sehn, doch das wenigste verstehn,
    und nach Jahren vielleicht nochmal über diese Schwelle gehn.

    Dann schlaf nicht ein im Hotel zur langen Dämmerung, bleib wach.
    Denn der Atem toter Seelen staut sich unter diesem Dach
    und frißt sich, wenn du schläfst, so tief in Hirn und Lungen fest,
    daß du dieses Haus nur sterbend oder tot wieder verläßt.

    Kommentar von Campo-News — 22. September 2009 @ 18:10

  4. Wie man in Mexico Piratten bekämpft, die prinzipiell ähnlich leben, wie jene, die sich hier unter der Frei - und Ausbeuterflagge versammeln.

    Kommentar von Campo-News — 30. September 2009 @ 07:14

  5. In Kewils Forum habe ich einige Beiträge geschrieben, die ich den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten möchte, da sie gut meine Position zur Pirattenpartei beschreiben. Mit ein bisschen Phantasie kann man auch erahnen, auf was ich antwortete. Auslöser war die Eröffnung eines Themas durch den Blog-Betreiber, der mit dem Satz „Miss Tanja Krienen hat mich zum Verbrecher erklärt, weil ich Piraten gewählt habe“ begann.

    1. Ich habe von einer “Verbrecherpartei” gesprochen, nicht davon, dass der Wähler der Piratten per se einer sei. Die Logik de weiteren Postings will sich mir auch nicht unbedingt erschließen. Die Piraten sind eine ultra-antikapitalistische, ja Eigentum prinzipiell negierende Kraft.

    Ich bin keine Miss, aber das ist nur ein Teil des Fehlers, der hier schon lange offenkundig wurde.

    2. “Piratte” ist ein hübsches Wortspiel. Es fasst Schein und Sein, Subjekt und Subexistenz auf das Trefflichste zusammen, sodass diese Schöpfung mir schon allein ein Eckchen in den großen Gedenk-Büchern diesen Landes sichern sollte und das jetzt schon, obwohl ich noch fast 60 Jahre vor mir habe.*g*

    Zur Sache. “Geistes Kind” zeigt, wessen Geist er ist. Ohne ihn gäbe es keine Polemik, keine Kritik, keine Kultur usw.. Der Einwand, Löschung sei besser als eine Sperrung, ist natürlich wieder daneben. Von mir aus kann man auch gern löschen, sofern die Dinge eindeutig sind, aber was, wenn sie es nicht sind?!

    Nachdenken! Es heißt zwar nach-denken, aber das stimmt nicht, denn es muss im Voraus geschehen. Eigentlich müsste es also Vorausdenken heißen. Denken wir voraus. Wenn diese Homepage hier einfach gelöscht würde, so wäre sie weg. Gegen eine Sperrung, oder partielle Sperrung (z.B. für ausländische User), könnte man z.B.noch agieren, Einspruch einlegen, Fristen abwarten, gegebenfalls prozessieren- bei einer Löschung ist alles weg! Basta! Wo wäre der Fortschritt?

    Es ist also, egal ob wir im konkreten Fall der tatschlichen (und nicht z.B. im Falle eines simplen Nacktbildes eines 17jährigen Menschen) falsch definierte Kinderpornographie sperren oder löschen wollen, Fakt ist jedenfalls, dass sich keine Partei mit dieser Alternative hinstellen und von sich aus behaupten soll, ihr Löschungskonzeot sei “liberaler”. Blödsinn ist es! Maximal “wertfrei”. Fakt ist, dass es ein Fake darstellt, ein Nichts, eine Ablenkung. So wie die ganze Pirattenpartei.

    3. “Die Piraten vertreten auch die Interessen derer, die hier im Kommentar-Sektor herumpöbeln.”

    Ja, das ist es ja- und ich bin dagegen, will stattdessen zivilisatorische Umgangsformen und durchsetzbares Recht auf der Basis des BGB. Das Internet jedoch ist in diesem Punkt postdemokratisch und insofern von Übel. Komisch, dass Leute wie Sie einerseits das freie Wort rethorisch (und aus meiner Sicht völlig verlogen) reklamieren, aber anderseits harmlose Polemiken - noch dazu abstrakt und nicht persönlich- als Beleidung (von Gruppen) werten wollen. Das ist typisch “Autobahn”.

    Aber wo ist Ihre Logik? Sie winden sich jetzt heraus, in dem sie auf ausländische Standorte der Server verweisen. Das ist doch klar, aber worüber reden wir jetzt? Wir debattieren doch hier über nationales Recht oder will uns eine Piratte im Bundestag einen Vortrag über ausländisches Recht halten? Es muss darum gehen, dass wir uns klarmachen, welche Freiheit wir möchten und wo wir sie gefährdet sehen. Sie aber sehen nur die Freiheit des Gesetzebrechers (und ich spreche hier nicht von einer kleinlichen Auslegung, wie Sie sie schon in puncto abtrakter Beleidigung ausmachen wollten), sondern von klaren Verstößen, wie ich Sie z.B. in meiner Satire über die Piratte erwähnte, als da wären, Morddrohungen, Mordaufrufe, Bombenbaltelanleitungen, Rufmorde und natürlich ECHTE Kinderpornographie. Über mein verlinktes Beispiel gingen Sie natürlich wieder hinweg.

    Es mag sein, dass es auch rechte Leute gibt, die sich über Zensur beschweren (Recht haben sie immer, wenn diese Zensur willkürlich und politisch gezielt und einseitig erfolgt), doch ist das eigentlich Prinzip dahinter ein linkes (halt ein sozialistisches, egal mit oder ohne national davor), nämlich die Frage der Übertretung des Rechts, die Eigentumsfrage (auch hier bin ich nicht kleinlich und würde, wie z.B. die Achse-Des-Guten-Autorin Sybille Berg einmal bei mir eine Abmahung androhte, als ein Blogkommentar ein Teil eines Aufsatzes von ihr enthielt, - wie lächerlich, da er zudem gekennzeichnet war) und das Grundsatzprinzip, das Leistung Geld kostet. Wer das negiert und sich verweigert, ist strukturell ein Anarchist und/oder gemeiner Linker. Es ist und bleibt mir unverständlich, wie ausgerechnet im Milieu der JF und ef eine Faible für eine derartige Gesinnung wachsen konnte, die jeglicher bisherigen Linie widerspricht.

    Ob diese 2% der Wähler etwas richtig hielten oder aus taktischen Gründen ihre Stimme abgaben oder vielleicht auch einfach damit protestieren wollten, lassen wir einmal dahintergestellt. Die Motive sind in jedem Fall unzureichend. Die Piratten wurden wie keine neue Gruppierung zuvor von den Mainstreamnedien mit Wohlwollen behandelt oder gar befeuert - allein das müsste für eine skeptische Betrachtung reichen. Zu keiner der wirklich brennenden Fragen der GESELLSCHAFTLICHEN REALITÄT (Schulden- und Wirtschaftspolitik, Immigrantenprobleme, Familien und Genderpolitik, klimalüge etc.) sagen sie etwas Handfestes und wenn, dann ist dies vom Üblichen nicht zu unterscheiden. Diese Partei ist geschickt aufgebaut worden, um von den wahren Problemen der Zeit abzulenken. Möglich, das JF und ef - Milieu dachte, da sie die Rückmeldung von einer handvoll dort Aktiven erhielt, es gäbe eine Chance - für was auch immer - und unterstützte deshalb diesen politischen Mummenschanz unter Freibeuterflaggen, Papageien und Augenklappen. Wer sie wählte, war indes auf beiden Augen blind.
    Soweit.

    4. Keineswegs jubele ich Schäuble insgesamt zu, ebenfalls nicht “der größten aller Laien”. Ich bestreite aber nach wie vor, dass ihre postulierte Option “Löschen statt Sperren” auf nur eine Nuance liberaler ist, als die umgekehrte. Mir ist das übrigens komplett egal- ich bin nur gegen das Gewese um diese Frage und gegen die Aufblähung dieser Sache zu einem Punkt des Menschenrettungsplanes. Leider las ich kein einziges Argument gegen meine ausgewogenen Ausführungen.

    Schon in meiner Satire (geschrieben 2007) “Schönes Grün” (kauf die einmal, so teuer ist sie nicht), die bekanntlich 2022 spielt, hieß es:

    Wo ist hier ein Telefon? Verdammt, leben wir hier auf Mond?“
    „Hallo Sie“, wisperte plötzlich jemand: „Sie wollen telefonieren?“
    „Genau. Haben Sie vielleicht ein mobiles Telefon?“
    „Nein, so etwas gibt es doch nur im „Museum für überflüssige Güter aus der Systemzeit“. Handys wurden doch auch gesundheitlichen Gründen schon 2010 verboten. Das private Telefonieren dann ab 2019. Seitdem kann nur noch in den „Staatlich phonetischen Hallen“ telefoniert werden. Dazu muss man sich aber bei der „Reichskommunikationsbehörde“ anmelden. Die Wartefristen für ein Gespräch liegen bei ca. drei Wochen. Und vergessen Sie nicht ihren Strahlenanzug mitzubringen! Sind Sie nicht von hier?“
    „Sakra! Und was ist mit dem Internet?“
    „Das wird schon seit 2013 nur noch militärisch genutzt. Der private Gebrauch ist verboten.“
    „Hm, das ist ja die erste ambivalente Nachricht. Ok, danke!“

    Kommentar von Campo-News — 1. Oktober 2009 @ 11:35

  6. Normalerweise gehen die Ratten von Bord.

    Etwas ganz anderes.

    Kommentar von Campo-News — 3. Dezember 2009 @ 16:38

  7. Ein interessanter Artikel. Nur: wer hat je etwa sanderes gedacht? Von Anfang an lautete die Programmatik “Diebstahl, Rechtsbruch und Lumpenproletariertum zu Lande, zu Wasser und in der Hängematte”

    Kommentar von Campo-News — 5. Dezember 2009 @ 09:33

  8. “Kunden” nennen Hehler nun die virtuellen Räuber.

    Kommentar von Campo-News — 9. April 2010 @ 11:11

  9. Die Realität

    Kommentar von Campo-News — 18. April 2010 @ 17:37

  10. Den Vergewaltungsmüll lassen wir einmal weg, sonst stimmmt es: “Asssange hat sich im Internet eine Wirkungssphäre geschaffen, die ohne geltendes Recht auskommen will. Diese Haltung ist im Web ohnehin sehr verbreitet. Sie beginnt bei beleidigenden Leserkommentaren, reicht über üble Nachrede, getarnt als objektiver Eintrag bei Wikipedia, und endet letztlich beim organisierten Geheimnisverrat des Wikileaks-Projektes.Aus purer Hilf- und teilweise auch Ahnungslosigkeit haben wir – das schließt den Journalismus neben der Politik mit ein – diesem zum Teil unverantwortlichen Treiben viel zu lange zugesehen, während uns sogenannte Netzexperten glauben machen wollten, das Internet schaffe schon irgendwie seine eigene Ethik. Das ist nicht passiert.
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    Stattdessen gilt es bei manchen heute schon als Zensurmaßnahme, wenn man gegen Kinderpornografie zu Felde zieht. Dieser digitalen Kultur des „Anything goes“, in der alles möglich und natürlich möglichst auch alles umsonst sein soll, entstammt auch Julian Assange, der schon als 16-Jähriger mit dem Computer Sicherheitscodes von Firmen geknackt hat. Offenbar hat er angenommen, dass die Elastizität von Recht und Gesetz im Internet auch im wahren Leben gilt.”

    Kommentar von Campo-News — 8. Dezember 2010 @ 16:14

  11. Sehr gut! “Und exakt das sind die Wikileaks-Jünger: Verschwörungstheoretiker, virtuelle Fürsten der Finsternis, die sich selbst nicht in die Karten schauen lassen wollen, während sie den Rest der Welt in ein Aquarium verwandeln möchten. Sie handeln mit gestohlenen Daten, feiern sich aber als selbstlose Robin Hoods, die nichts kennen als Wahrheit und Lüge, schwarz oder weiß.”

    Kommentar von Campo-News — 13. Dezember 2010 @ 09:55

  12. Ich habe noch nie Leute erlebt, die weniger von sich geben und nur gezielter, als die Piratten. Die von ihnen eingeforderte Offenheit betrifft nur andere, nie sie selbst - sie sind also ein Fake, ein arrogantes und gefährliches noch dazu. Viel schlimmer als das Original.

    “Sie weigern sich, Antworten zu geben auf die Fragen, wer sie sind und was sie antreibt. Sie bleiben unsichtbar.

    Ein paar wenige reden, unter den Bedingungen, dass sie anonym bleiben und dass sie ihre Zitate lesen dürfen, bevor sie erscheinen. Einer dieser Menschen trägt ein himmelblaues Polohemd und weiße Schuhe, er geht über den Rasen eines Golfplatzes in Franken und sagt, man könne sich aussuchen, welche Geschichte er erzähle: wie er einer Engländerin das Leben rettete, wie er als Privatmann Menschen wegen Sachbeschädigung oder Diebstahl verhaftete oder wie er half, Guttenberg zu stürzen. Der Mann will Goalgetter genannt werden. Es gehe um das Projekt, sagt er, und er könne nur für sich selbst sprechen. Goalgetter ist der Gründer von VroniPlag.

    Ein paar Tage zuvor sitzt ein anderer Mann in einem Café vor einem Glas Pfirsich-Eistee und verhandelt die Bedingungen für sein Interview. Man dürfe schreiben, dass er in Süddeutschland lebe, aber nicht die Stadt. Dass er Mitglied in einer Partei sei, aber nicht in welcher. Studienfach ja, Spezialisierung nein. Familienstand, nein. Name, nein. Foto, nein. Der Mann will PlagDoc genannt werden. Es gehe um das Projekt, sagt er, und er könne nur für sich selbst sprechen. PlagDoc ist der Gründer von GuttenPlag.” - http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,775009,00.html

    Kommentar von Campo-News — 19. Juli 2011 @ 11:04

  13. Die Piraten, Durchschnittsalter 31 Jahre, fordern hingegen, schon 14-Jährige an die Urne zu lassen. - http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,784334,00.html

    Kommentar von Campo-News — 7. September 2011 @ 11:45

  14. Die Besetzerinnen und Besetzer der zwölf maroden Gebäude in der Hamburger Innenstadt haben erreicht, dass die Stadt ihr Konzept übernimmt und mit Hilfe eines städtebaulichen Erneuerungsverfahrens die Sanierung fördert. - http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,784970,00.html

    Kommentar von Campo-News — 8. September 2011 @ 15:50

  15. Es ist verständlich, dass sich die Partei nicht Gangster- oder Asozialenpartei nannte. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/kaeptn_sharky_will_ins_parlament/

    Kommentar von Campo-News — 10. September 2011 @ 13:59

  16. Die „Im Himmel ist Jahrmarkt“-Mentalität der „Piraten“ kommt beim Wähler indes gut an: nur Vorteile für mich, keine Nachteile. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_nische_fordert_mehr_raum/

    Die Beliebigkeit beim Zustandekommen einer politischen Entscheidung ist keine Freiheit, sondern das Gegenteil. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/piraten_ente_entern_enter/

    Kommentar von Campo-News — 20. September 2011 @ 14:00

  17. In meinem Landkreis war die erste Aktion des Piraten-Abgeordneten die Bildung einer Fraktion mit der Linkspartei (hielt jedoch nicht lange), in Berlin läuft es ähnlich und das sollten endlich mal ALLE die sich von der Partei etwas erwarten - z.B. Andre Lichtschlag - durch den Kopf gegen lassen - http://nachrichten.t-online.de/berlin-gehen-die-piraten-aus/id_49925908/index

    Kommentar von Campo-News — 20. September 2011 @ 16:25

  18. Was sonst? “Nach dem Scheitern der Koalitionsgespräche zwischen SPD und Grünen spekulieren manche Piraten schon über ein mögliches rot-rot-orangefarbenes Bündnis in der Hauptstadt - also eine Koalition mit SPD und Linken.” Spon

    Kommentar von Campo-News — 5. Oktober 2011 @ 15:59

  19. Die Piraten haben außer ihrer relativen Jugend eigentlich nicht viel zu bieten, allerdings ein deutlich schickeres Outfit. Netz-Community und so. Das ist wie gemeinsames Häkeln für den Frieden 2.0. Deshalb sind sie auch die neuen Lieb-lingskinder der Medien. Wer will nicht jung und voller Potenzial sein? Die Piraten werden gefeiert wie eine Krabbelgruppe, die so wunderbar kreativ mit Legosteinen umgehen kann. Oder ganz irre Farbkleckse an die Wand malt. So was muss unbe-dingt gelobt werden, auch wenn es noch so bescheuert ist. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_gruene_seniorenteller/

    Kommentar von Campo-News — 16. Oktober 2011 @ 12:49

  20. Völlig richtig - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/edelpupser_des_zeitgeistes/

    Kommentar von Campo-News — 19. Oktober 2011 @ 17:46

  21. Piratte auf sozialdemokratisch - http://www.youtube.com/watch?v=1H6AX3CSWeg

    Kommentar von Campo-News — 26. Oktober 2011 @ 14:23

  22. Man könnte sagen, die Piraten kungeln in Hinterzimmern und simulieren im Netz Transparenz. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/robert-stein-im-interview-die-piraten-simulieren-transparenz-a-925614.html

    Kommentar von Campo-News — 4. Oktober 2013 @ 08:35

  23. Aha, eine Pirattin - http://www.blauenarzisse.de/index.php/anstoss/item/5127-wer-ist-mercedes-reichstein

    Kommentar von Campo-News — 22. Januar 2015 @ 18:43

  24. Wir sehen, jene, die stets über Datenmissbrauch klagen, benehmen sich wie die infamsten Verbrecher - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wikileaks_verbuendet_sich_mit_nordkorea

    Kommentar von Campo-News — 30. April 2015 @ 11:11

  25. Quergelesen, während der Lektüre eines Sloterdijk-Buches - „Der moderne Mensch, der sich tätowiert, ist ein Verbrecher oder ein Degenerierter. Es gibt Gefängnisse, in denen achtzig Prozent der Häftlinge Tätowierungen aufweisen. Die Tätowierten, die nicht in Haft sind, sind latente Verbrecher oder degenerierte Aristokraten. Wenn ein Tätowierter in Freiheit stirbt, so ist er eben einige Jahre, bevor er einen Mord verübt hat, gestorben.“ (Adolf Loos, Ornament und Verbrechen,1908)

    Kommentar von Campo-News — 19. August 2015 @ 09:01

  26. Stolze: Jedes Jahr erklären Ärzte Tausende Menschen für “alzheimerkrank”. Ein prominentes Beispiel ist der Schriftsteller und Rhetorik-Professor Walter Jens, dessen Krankheitsgeschichte sein Sohn Tilman in einem Buch beschrieben hat. Dieser Mann wird gern als berühmtes Alzheimer-Opfer dargestellt. Tatsächlich litt Walter Jens nicht nur lange Zeit an Depressionen. Er war auch über Jahrzehnte hinweg tablettensüchtig. Der Beginn seiner Demenzkrankheit stand in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Enthüllung, dass er als Mitglied der NSDAP geführt wurde. Unmittelbar nach dieser Nachricht hat Walter Jens, so schreibt jedenfalls sein Sohn, die Dosis seiner Psychopharmaka stark gesteigert. Der Mann wurde zunehmend verwirrt, bis er so dement war, dass er kaum noch ansprechbar war und in eine Klinik eingeliefert werden musste. Obwohl bei Walter Jens vieles dafür spricht, dass die Medikamente die Hauptursache für seine Demenz sind, wird er von führenden Forschern immer wieder als prominenter Alzheimer-Fall vorgeführt. https://www.welt.de/gesundheit/article13664663/Gibt-es-womoeglich-gar-keine-Alzheimer-Kranken.html

    Kommentar von Campo-News — 7. November 2016 @ 12:47

  27. Gut so - Hinter Williams Schmuck-Abneigung dürfte aber auch eine Tradition des britischen Adels stecken, wie Etikette-Experte William Hanson erklärt: “Traditionellerweise war es nicht üblich, dass Gentlemen Schmuck trugen,” zitiert “Harper’s Bazar”. “Heute gilt das als ein stiller Indikator für Klasse und Stil.” Auch der Ehemann der Queen, Prinz Philip, zeigt sich ohne Ring. http://www.focus.de/kultur/videos/seit-sechs-jahren-verheiratet-prinz-william-traegt-keinen-ehering-und-das-aus-gutem-grund_id_7073427.html

    https://www.achgut.com/artikel/wenn_corona_auf_bionade_trifft

    Kommentar von Campo-News — 3. Mai 2017 @ 14:09

  28. Der Anti-Querdenker

    Der Menschenauflauf war groß, dort, an der Gedächtniskirche; stand doch einer davor, mit einem langen braunen Hemd auf dem dürren Körper, Piercings über den Brauen und in der Zunge, große Ohrringe in der Nase, barfuß, bleich, lange verfilzte Wursthaare, zwischen denen ab und zu der wirre, unstete Blick einer unbestimmten Kreatur, hervor loderte. Warum diese Furcht, Schrecken, Unruhe und Gestank ausströmende Gestalt, die ein Pappschild mit buntem Band um den Hals trug, auf dem in großen Lettern stand: “Impfen statt schimpfen! Kampf gegen die Realität! Nieder mit der Freiheit! Mehr Knete für mich!” Sein Papagei, den er stets auf der Schulter trug, kotete auf seinen Kopf und krähte: „Klar zum Kentern!“

    Die umherstehenden Leute applaudierten höhnisch, als er in stakkatohaftem Schreien losbrüllte: “Lasst das Wasser aus den sieben Weltmeeren! Rettet uns vor der freien Meinungsäußerung! Glaubt nicht den Lesenden! Gegen das zwangsheterosexuelle Gewaltregime! Brecht die Knechtschaft der schweren Sprache! Liebet Eure Feinde nicht! Freiheit für mich, nicht für dich! Vernichtet das Scheinesystem! Schafft das Privateigentum ab! Für den giftig-grünen Kampf! Denkt nicht quer, denkt geradeaus! Sprengt die Welt!” Die ratlose Polizei wurde herbeigerufen. Erst als der Anti-Querdenker ein Messer zückte und schrie: „Was starrt ihr so? Macht was!“ machten sie was. Unter Einsatz von allerlei Sprays und mehrerer Großportionen Wassers, konnten sie sich schreienden und um sich schlagenden Existenz nähern und sie letztlich abführen. Den Sprengstoff fand man erst bei der Durchsuchung seiner Plastiktüte mit dem Aufdruck „Der Umwelt zuliebe“.

    „Ich bin ein Anti-Querdenker”, sagte er zu den Polizisten auf dem Revier und: “Antiquerdenker sein, heißt regierungstreu sein.“ sagte er im ersten Verhör. Sie nannten ihn nur noch “Das Innenminister.in”. „Innenministerin“ sollte später auch an seiner Zellentür stehen - im Trakt für schwer Geisteskranke. Vor jedem Verhör machte sich der Anti-Querdenker in die Hose: “Das hab ich von Marc Dutreux gelernt”, lachte er, „der macht das auch immer, ist voll rattig. Für Euch genau das Richtige.” “Echt krass, Fancy-Nancy”, sagten diese dann. Obwohl er nicht aussagte, konnte seine Identität festgestellt werden, - jedenfalls sein bisheriger Wohnsitz. Eine Frau hatte sein Bild am Morgen darauf in der Zeitung gesehen. Seine Kellerwohnung am Prenzlauer Berg teilte er mit drei anderen Personen, die zwischen Müll und Sperrmüll hausten. Dort lasen sie Bücher und Schriften wie “Bevor es zu spät“ ist von Karl Lauterbach“ oder „Wer wie wir wirr sein könnte“ von Robert Habeck oder „Göring-Eckardt-eine Karriere“ von Guido Knopp. An der Wand hing ein Zeckenkalender (Ausbreitung und Gefahren) und lediglich ein Computer mit den Aufklebern: „Stoppt die Vernunft! Jetzt! Schafft mehr Chaos! Für ein menschliches Miteinander!“ - zeugte davon, dass hier Menschen lebten. Hier saßen er und seine Kumpanen nächtelang und schickten ihre „Mehr-Bootschaften“ ins Internet, beleidigten ehrbare Menschen oder organisierten kriminelle Aktionen, die sie selbst als „Befreiungsaktion zur Lande, zu Wasser, aber vorläufig noch nicht in der Luft“ bezeichneten.

    Der Anti-Querdenker, so fand die Polizei heraus, hatte aushilfsweise im Krematorium gearbeitet, weil ihm das Leichenwaschen so viel Spaß machte, wie einige der Mitarbeiter zu berichten wussten. Seine Lieblingsvokabel war “krass”. Er hatte sich als “Nancy” vorgestellt, doch alle bezweifelten, dass dies sein richtiger Name war. Weil er ein ungeklärtes Verhältnis zu manchen Leichen entwickelte, wie man hier hinter vorgehaltener Hand flüsterte, wurde er nach wenigen Wochen entlassen. Er war mit einer Bezirksabgeordneten der Linkspartei liiert, die früher im Gefängnis Hohenschönhausen ihren Dienst versah. “Du bist mir noch viel zu bürgerlich”, schrie sie ihn manchmal an, während sie ihn auspeitschte. Ihre Wähler verstanden sie in diesem Punkte ausnahmsweise nicht.

    Die Verhaftung des „Anti-Querdenkers“ löste eine große Empörung aus. Claudia Roth protestierte: „Aber es hat doch immer den Rio so schön nachgesungen – es muss ein guter Mensch sein.“ Charlotte Roche rief aus: „Ach, ich bin heute wieder so talibanhaft. Kunst, Kunst, alles in der Welt ist doch Kunst. Mein Gott, er ist doch so kreativ und einzigartig!“ Howard Carpendale und Uschi Glas traten mit hochgekrempelten Ärmeln vor die Presse und erklärten: “Wir alle tragen Schuld an der Entwicklung eines jeden Einzelnen” - und forderten „Eine Therapie für alle Ungeimpften und für die führenden Kräfte der Opposition!” Auf die Frage, was das denn mit dem vorliegende Fall zu tun hätte, gaben sie zu Protokoll, dies wüssten sie auch nicht genau, es wäre aber zu vermuten, dass er eine ungeimpfte Großmutter habe, die ihr schlechtes Karma auf ihn übertrüge. Roland, der SPD-Kaiser, gab zu bedenken, dass, im Gegensatz zu seiner, „die Sprache des Eingekerkerten, sehr bunt und überdurchschnittlich präzise“ und “sein ungeheures Potential, unbedingt für die Kräfte des Fortschritts im Kampf gegen die Barbarei zu nutzen” sei. Ähnlich äußerte sich Omi Nouripour, Eskalationsvorsitzender der Grünen im deutschen Bundestag und fügte hinzu: “Wir kämpfen um jede Seele!” Mit den Haaren müsste nur unbedingt etwas gemacht werden”, kritisierte Wolfgang Joop dagegen sehr scharf, während Ricarda Lang kreischte: „Die mach ich mir auch! Die mach ich mir auch!“

    Während des Prozesses gestand der Anti-Querdenker (seinen wirklichen Namen fand man nie heraus), dass er nach der kleinen Aufwärmaktion vor der Kirche, falls man ihn nicht festgenommen hätte, seinen Sprengstoff „als Protest gegen die völlig unzureichende Impfquote, als Zeichen der Solidarität und es Miteinanders“ wenige Minuten später hätte zünden wollen. Die Richterin verstand seine Argumentation und sagte, sie könne „ein Stück weit mit ihm gehen, aber es gäbe leider noch Gesetze“ und verurteilte ihn für 40 Stunden Hilfsarbeit beim diakomischen Werk. Die katholische Kirche bekräftigte nach diesem Urteil, das wie ein gerechter Freispruch aufgefasst werden könne, ihren Willen zum Dialog mit der ganzen Menschheit „grade jetzt, wo wir selber so tief…“. Etwan zu befürchtende Proteste gegen die Aussagen der deutschen Intellektuellen, Politiker, Publizisten und publizierten Hofschranzen schwuler Unterhaltungschefs, blieben wie immer aus. Deutschland pausiert. Noch. Zählen wir die Stunden.

    Tanja Krienen, am 1. Januar 2002, modifiziert am 31. Mai 2007 und am 18. September 2009 und veröffentlicht als „Die Piratte“. Aktualisiert am 13.2. 22

    Kommentar von Campo-News — 13. Februar 2022 @ 12:53

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