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11. September 2007

Zum 11. September: Krieg dem Krieg

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 18:34

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und hier zum privaten Eklektizismus

Damals, im Holozän, so hatte man den Eindruck, im Untergeschoss des Quartärs, im Souterrain des Neozoikums sozusagen, tief im Plesbizitärium, vis-a-vis des Eskapismus, schräg unter dem Elitärzän, weit droben im Eklektizismus, schrieb ich

Krieg dem Kriege oder Warum wir, die wir den Krieg so sehr hassen, manchmal Krieg führen müssen!

Ja, wir hassen den Krieg. Wir sind aber nicht abgestumpft genug, um ihn zu akzeptieren. Deshalb empören wir uns. Unsere Empörung, unsere hohe Emotionalität angesichts bestialischer Vorgänge, lässt jedoch eine Verdrängung nicht zu, führt nicht zur Unfähigkeit, hilflose Appelle, an die Stelle notwendiger Analysen zu setzen. Deshalb lehnen wir den naiven Schrei nach Frieden, dessen Infantilität nicht selten einem ebensolchen Gemüt, öfter aber dem bewusst schuldlos vorgespielten, immergleichen und zielgerichtet desinformierendem Denken und Handeln entspringt, ab.

Haben uns die Toten der Kriege nichts gelehrt? Warum finden Kästners Leichen, die „Stimmen aus dem Massengrab“ kein Gehör, wieso nimmt sich niemand des „Totenbataillons“ Tucholskys an, ist Borcherts Beckmann, seine Last der „limonadenfleckigen Toten“ mit dem Knochenzylophon vergessen, warum die Wandlung Brechts Frau Carrar unreflektiert zu den pazifistischen Akten gelegt? Warum also, setzt sich die Erkenntnis, wie sehr der faule Frieden oder die Hinnahme kriegerischer Aggressionen, eine schändliche, ja menschenverachtende Haltung ist, nach den Erfahrungen der Geschichte, nicht durch?

Wie sagen „Nein“ zur feigen Haltung, Despoten und Kriminellen das Feld zu überlassen, wir finden uns mit der Passivität, die den Aggressiven nutzt, nicht ab. Uns ist bewusst, wie jederzeit das Grauen in die Realität einbrechen kann, das Grauen, dessen unterirdische Klopfzeichen manchmal Jahre brauchen, bis sie von lethargischen Menschen wahrgenommen werden; aber die Gefahr ist latent vorhanden, die bürgerliche Sicherheit nur eine Fassade, die zu jeder Zeit einbrechen kann.

Wehrlosigkeit als Selbstzweck des Scheiterns zu beweisen, käme einer Haltung nahe, die uns ein Religionsstifter am Kreuze zeigte. Wir jedoch lassen uns nicht kreuzigen. Kämpfen wir für die Prinzipien der Aufklärung, die selbst nur im Kampf durchgesetzt wurden – mit Kampf und Aufklärung!

1 Kommentar »

  1. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/faul_satt_und_geil_darauf_sich_zu_ergeben

    Erfolgreiche Aggressionen wirken aggressionsverstärkend

    Eine kleine, scheinbar nebensächliche Randnotiz über die Empfehlung, seine Feinde nicht zu bekämpfen, sondern zu ignorieren, fordert nicht nur meinen großen Widerspruch heraus, weil ich diese These für falsch halte, nein, sie klingt überdies höchst gefährlich. Warum?

    Niemals erlebte ich in meiner bislang zwölfjährigen pädagogischen Praxis, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Obdachlosen oder Anfallskranken, einen Fall, da ein gedemütigter Mensch, in der Gruppe – gleich welcher Art – anerkannt und als gleichwertig geachtet wurde.

    Es sollte doch ein Allgemeinplatz sein, dass eine erfolgreich vorgenommene Aggression, aggressionsfördernd und verstärkend wirkt! Erfolgreiches Mobbing, führt zur verschärften Gangart des Mobbers; der widerspruchslos hingenommene, deutlich über das Maß hinaus gehende harsche Ton des Vorgesetzten, wird beim nächsten Mal den Tabubruch noch schneller geschehen lassen; das rüde Vorgehen eines ,,starken“ Jugendlichen in der Gruppe, führt unweigerlich zu einer Trennung in Anhänger und Folgsame, deren Hierarchie bis zur Auflösung unveränderlich bleibt; ein Staatswesen, ein Volk, welches seinem ,,Feind“ aus der Position des Starken droht, erreicht meist schon allein durch diese Haltung bei seinem Gegenüber, eine Demutsgeste des Kompromissangebotes. Von selbst, so sehen wir, ändern sich die Konstellationen nicht. Wie denn auch ? – hat es die Natur doch so eingerichtet, dass der ,,Verlierer“ sein Revier geschlagen räumt und der ,,Sieger“ triumphierend das Feld beherrscht. Eine Änderung der Naturgesetze, werden wir also nicht durch Nichtstun erreichen.

    Dem Angreifer muss deshalb – möglichst intelligent – Paroli geboten werden. Schweigen, Demut, Sich-Wegdrehen und den Nacken zeigen, lösen Effekte aus, die zum Nachsetzen animieren. Der Angegriffene muss vielmehr lernen, dem Aggressiven, die Stirn zu bieten, ihn anzusehen, ihn zu stellen und mit ihm über seine feigen Handlungen, seine absurden Vorwürfe und Unterstellungen zu reden und dabei möglichst ein Publikum schaffen, sodass es dem bösartigen Gegner erheblich schwerer fällt zu beleidigen oder zu intrigieren. Offene Situation vor Zeugen, scheut er wie das Kind die Ofenplatte, hier wird es ihm zu heiß, hier kann er Worte nicht beliebig drehen, hier wird sein Plan der verschleierten Hetze durchkreuzt.

    Dabei fühlt er sich unangenehm, nun schwindet seine Macht, die nur im Dunkeln wachsen konnte, solange sein Opfer selbst, fatalerweise, die Helligkeit scheute. So einer fühlte sich nur solange wohl, da er als mehr oder weniger anonymer Täter, durch allgemeines Schweigen, auch durch die Feigheit anderer geschützt wurde. Die Konfrontation mit dem Objekt seiner Intrigen, macht ihn zum kleinen Diffamierer aus niedrigsten Motiven, erkannt von vielen, gemieden von einigen – von nun an.

    Despoten und Verbrecher gegen die Menschlichkeit sind nirgendwo freiwillig gegangen, haben nicht ohne Gegenwehr den Rückzug angetreten – analog dazu, findet sich nirgendwo ein Beispiel dafür, dass Bürgerrechte und zivilisatorische Errungenschaften durch die Hinnahme von Gewalt und Willkür erreicht werden konnten, im Gegenteil, nur aktive Bekämpfung des Übels, in welcher Gestalt auch immer, erbrachte uns zumindest einen besseren gesetzlichen Rahmen, der ja die Grundlage des gerechteren Miteinanders darstellt.

    Würden, wie es Rosenblatt empfahl, die Prinzipien der Wehrlosigkeit weiter gefördert und damit der Instinkt der Selbsterhaltung, der vom Willen der eigenen Verteidigung lebt, untergraben, so wäre dies eine Vertiefung der negativen Zivilisationsgebrechen. Angriffe auf die Seele lassen immer Spuren zurück. Die Zulassung ungebremster, böswilliger Stiche in die Seele, in das Gemüt, in die Psyche, bewirkt eine Beschädigung des getroffenen Individuums, eine Schädigung, von der man gar verlangt, sie solle hingenommen werden und die angesichts der nicht helfenden Umgebung doch nur mehr schmerzt und bohrt, da sie doch zum privaten Problem herab bagatellisiert wird. Dabei ist es doch wie im wirklichen Leben, - ein Messerstich ist nicht zu vermeiden, in dem man ihn ignoriert!
    Psychologie Heute, 11/2001

    Kommentar von Campo-News — 26. Juni 2015 @ 08:03

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