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17. Januar 2006

LL-Aktion: Exekution des Werkes Lutz Rathenows

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 14:15

Von Tanja Krienen

Als nachgereichte Aktion zu Ehren der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, wird heute, am 17. Januar 2006 um Punkt 15.00 Uhr, auf der Finca Independencia (Freiheit), die sich dem heiligen Ort Campo de Criptana verpflichtet fühlt, in dem der ehrenwerte, rührige und ritterliche Herr der Mancha, Don Quijote, erfolgreich wirkte, das - soweit vorliegende – Werk des Stiftschrellers Lutz Rathenow exekutiert. Eine Fotostrecke davon kann im Laufe der nächsten Woche im stets brandaktuellen CAMPO-NEWS-BLOG angesehen werden.Hier geht es zur Bilderstrecke 

Das Urteil: Soweit das Werk Rathenows vor Ort zu erreichen ist, wird es exekutiert und zwar: Durch die Schusswaffe, den Strang und das Fallbeil. Begleitet wird dieser Vorgang durch ständiges, lautes Abspielen des schönen Songs „Lied der Partei“ (Gesang Ernst Busch) – bei hochgezogener roten Fahne, sowie der Verschönerung durch diverse DDR-Devotionalien. Für die Abfälle wird eine angemessen tiefe Grube ausgehoben, ein Vera Lengsfeld-Bild hinzulegt und alles gemeinsam verscharrt.

Begründung: Der Stiftschreller Rathenow gehört zu den Gestalten aus der Vor, - Zwischen und Nachwendezeit der DDR, die jeden Regenguss zur Zeit des unzulänglichen Sozialismus in Form eines Aufschreis gegen die Unmenschlichkeit an sich in rührender Form darboten, mit der Intension, selber für die große Versuchung Freiheit einzutreten. Diese Haltung erweist sich jedoch heute als Parodie, als Fake und Attrappe, ja als groteske Verzerrung des vorgeblich Liberalen – wenn sie es nicht schon immer war.

Für immer und ewig wird hiermit ein Verdikt gegen die säuerlichen Umweltbibliotheksmäuse, - Spät-Hippies und Ewigkeitsbärte ausgesprochen. Wer sich aus dieser Sippschaft stammend, der Finca Independencia auch nur auf 100 Schritte nähert, wird augenblicklich mit dem Marschlied „Wir tragen die roten Spiegel“ des Musikkorps des Wachregiments des Ministeriums für Staatssicherheit und dem „Kundschafterlied“ (Nachdichtung Markus Wolf, Ensemble Klassenbrüder-Waffenbrüder Karl Marx-Stadt) beschallt.

Nachtrag: Als der Dorfschulze von Quellendorf 1998 wegen angeblicher TS vom Ex-DDR- Mob aus der ehrenamtlichen Tätigkeit gedrängt wurde (mit 6:2 Stimmen des Dorfrates – die zwei Gegenstimmen kamen – lediglich der Parteisolidarität geschuldet - von der PDS), schrieb ich (in der Sache muss gesagt werden: leider), eine Solidaritätsadresse der Dortmunder PDS. In meinen persönlichen Anmerkungen an den Dorfrat hieß es damals:

Dass es auch die Erziehung der DDR nicht geschafft hat, aus der Mehrheit der Deutschen anständige Menschen zu machen, erschüttert mich nicht zum ersten Mal. Trotz humanistischer und antifaschistischer Erziehung konnte die tief verwurzelte Intoleranz und Herrenmenschen-Ideologie nicht überwunden werden. Im vorliegenden Fall, kann dieses auch mit der Begrenztheit deutscher Sozialisten und Kommunisten alter Prägung in Fragen der Sexualität zu tun haben. Aber mehr noch scheint die Unbelehrbarkeit deutscher Menschen hier wieder eine sichtbare Ausprägung zu erfahren. Dass allerdings gerade die Populisten, die immer wieder Ungerechtigkeiten in der DDR beklagten, ausgerechnet jene, die sich stärker als andere für Bürgerrechte und Selbstbestimmung in Fragen der Demokratie immer wieder einsetzen, belehren wollen, zeigt das ganze Ausmaß ihres heuchlerischen Wirkens. Wenn die Staatssicherheit fundamental humanistisch gehandelt hätte, so müsste man es heute bedauern, sie nicht gegen jene Sechs der Acht einsetzen zu können. Falls die „89er Wende“ uns weiter derartige Auswüchse reaktionären Geistes beschert, wären die ehemals ergriffenen Maßnahmen gegen die in faschistischer Tradition Handelnden viel zu gering ausgefallen. Deshalb sei Brechts Frau Carrar zitiert: „Das sind keine Menschen. Das ist ein Aussatz und der muß ausgebrannt werden wie ein Aussatz!“ Ein Satz genügt und ich erkläre Ihnen, den unwerten Sechs aus Acht, das alles persönlich. Als ebenfalls TS mit ausreichender Erfahrung im Umgang mit unangenehmen Fällen, bin ich jederzeit bereit, nicht nur Ihnen, sondern auch dem dazugehörenden Mob, an Ort und Stelle, die Richtung anzugeben…“

6 Kommentare »

  1. Zuversicht-

    Kommentar von Campo-News — 17. Januar 2006 @ 17:46












  2. …die soll man auch mit den Köpfen auf das Pflaster schlagen. Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht…

    Die Heilige Johanna der Schlachthöfe, Bertolt Brecht

    Kommentar von Campo-News — 17. Januar 2006 @ 18:44

  3. Lutz Rathenow ist ein sanfter Rebell, der seit frühester Jugend die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR kritisch beobachtet und analysiert hat. Als er 1980 seinen ersten Prosa-Band “Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet” ohne Genehmigung im Westen herausbrachte, wurde er verhaftet. Ein Dissidentenleben begann.

    Jetzt wird Lutz Rathenow 50. Er ist ein spannender Zeitzeuge. Für die einstigen DDR-Bürger haben Rathenows Texte vor allem einen Effekt der Wiedererkennung. Für Westdeutsche sind sie interessant, weil sie die kleinen Fluchten aus einem totalitären Regime beschreiben.

    Kommentar von ads — 18. Januar 2006 @ 01:52

  4. Der Text ist mehr als 3 Jahre alt, anscheinend hat er in der letzte Zeit zuviel in der Wintersonne gelegen und sich das Oberstübchen verkühlt.

    Seine “kleine Flucht” hält an - sie sucht ihr Ziel im Opportunismus von Fake-Liberalismus und Unterstützung von “Maßnahmen”.

    TK

    Kommentar von Campo-News — 18. Januar 2006 @ 08:34

  5. Die ewigen Dissidenten … Selbstlos, benachteiligt, heldenhaft, …

    Worin eigentlich besteht der Unterschied zwischen einem beliebigen kleinen Unternehmer und einem Dissidenten? Nun, es gibt keinen. Beide suchen Ihren Vorteil, der Unternehmer den Gewinn, der Dissident den Ruhm. Beide leben (oder lebten) mit einem gewissen Risiko. Der Unternehmer mit der Risiko der Pleite, der Dissident mit dem Risiko, in die Mühlen der Repressionsorgane des jeweiligen Staates zu geraten.

    Die Dissidenten der ehemaligen DDR? Nun, für diejenigen, die sich auskannten, ein schönes Leben. Nicht unbedingt materiell, aber die Aufmerksamkeit der Publikationsorgane der benachbarten westlichen Bundesrepublik und damit die gewünschte Zurschaustellung der eigenen Persönlichkeit war gewiß. Nicht ganz ohne Risiko, gewiß, aber die Stasi war im wesentlichen ein zahnloser Tiger, auch, wenn die Darstellungen, präsentiert - wie überraschend - speziell von den Dissidenten ein anderes Bild suggerieren. Wegen der desolaten wirtschaftlichen Lage mußte die DDR sehr vorsichtig agieren. Diejenigen, die dieses Spannungsfeld kannten - Lutz Rathenow ganz vorn - konnten darin gut leben. War wäre beispielsweise heute ein Lutz Rathenow ohne seine kurzzeitige Verhaftung wegen eines lächerlich unbedeutenden Buches durch ein paar überreagierende Stasi-Mitarbeiter? Diese paar Tage werden doch nun seit Jahren gnadenlos vermarktet. Die Stasi als Quelle der aktuellen Einnahmen? Doch nicht die allerschlechteste Wahl.

    Und diejenigen, die sich nicht derart vermarkten können? Dürfen nun einen großen Anspruch auf Entschädigung erheben? Auf welcher Basis bitte? Ihr “Geschäftsmodell” funktioniert seit dem Ende der DDR nicht mehr. Aber so etwas kann jedem Unternehmer (siehe oben) doch auch passieren. Kann der daraus einen Anspruch auf Entschädigung ableiten? Einverstanden, es gab Fälle physischer und psychischer Gewalt und den Opfern dieser Maßnahmen soll selbstredend Gerechtigkeit geschehen. Aber nur die Anzahl an Akten im Archiv des MfS besagt gar nichts.

    Kommentar von Ellis Perkuhl — 12. Juni 2007 @ 20:15

  6. Etwas zynisch, ja, aber nicht ohne Berechtigung. Der Stiftschreller Rathenow, die “Bürgerrechtlerin” Lengsfeld und andere Umweltbibliothekssünder sind schlicht erledigte Fälle. Es bleibt dabei: Für immer und ewig wird hiermit ein Verdikt gegen die säuerlichen Umweltbibliotheksmäuse, - Spät-Hippies und Ewigkeitsbärte ausgesprochen.

    http://www.mlwerke.de/kl/kl_004.htm

    Kommentar von Campo-News — 13. Juni 2007 @ 07:12

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