Gustav Stresemann
Momentan, da gerätselt wird, ob der derzeitige Kanzler Gerhard Schröder in der neuen Regierung noch eine Rolle spielen wird, und er möglicherweise als Vize-Kanzler weiter macht, fällt der Name Gustav Stresemann, der bislang der einzige Reichskanzler war, welcher später auch in einem anderen Regierungsamt - als Außenmister - in Erscheinung trat.
In der ersten CAMPO-Ausgabe schrieb Gero Brandes einen Standard - Artikel zum Leben und Werk Gustav Stresemanns.
Frühjahr 2003, CAMPO Nr. 1 -
Das Bürgertum war in Deutschland nie besonders stark, nun scheint es sogar fast auszusterben. Ein klassischer „bürgerlicher Politiker“ ist jedenfalls nirgendwo mehr zu entdecken. Eine Epoche geht zu Ende, unbemerkt und schon seit längerer Zeit. Gero Brandes erinnert deshalb an einen national-liberalen Politiker jüdischer Herkunft: Gustav Stresemann.
Souveränität und Erfüllung
Das Leben des Gustav Stresemann
Gustav Stresemann wurde am 10.05.1878 als Sohn eines Berliner Bierhändlers geboren. Als einziger von 5 Kindern kam ihm das Privileg eines Universitätsbesuches zu; er studierte Staatswissenschaften und Nationalökonomie. Zwischen Schulzeit und Studium entwickelte der junge Stresemann - wie viele - seine politische und geistige Weltanschauung. Vorbilder spielten dabei eine große Rolle, allen voran Napoleon Bonaparte und Eugen Richter, einflussreicher Politiker der linksliberalen Fortschrittspartei. Hinzu kamen während seines Studiums Adolf Wagner, Vertreter der mittelständischen Interessen gegenüber der Schwerindustrie und den Warenhäusern; prägend war außerdem der Einfluss Friedrich Naumanns und Max Webers.
Friedrich Naumann, während Stresemanns Studium ein junger evangelischer Theologe, hatte sich vom Konservatismus getrennt und gründete 1896 den Nationalsozialen Verein. Inspiriert von der wachsenden Macht der Sozialdemokratie verstand Naumann den Nationalsozialen Verein als Brücke zwischen Proletariat und Bürgertum, zu den Grundforderungen gehörten Ausbau der Kriegsflotte und der Kolonien und das allgemeine Wahlrecht. Unter diesem geistigen und politischen Einfluss entwickelte Stresemann seine nicht spannungsfreie Weltanschauung, die auf den beiden Säulen der Macht nach außen und der Reform nach innen stand. In seiner Arbeit als Syndikus der sächsischen Industriellen engagierte Stresemann für einen Interessensausgleich zwischen den Fabriken und versuchte, Verdrängungswettbewerbe zu vermeiden.
Neben seiner Arbeit als Verbandsfunktionär schloss er sich Naumanns Nationalsozialem Verein im Jahr 1901 an. Doch als zwei Jahre später die Partei bei den Reichstagswahlen in der Versenkung verschwand, verließ auch Naumann seine parteipolitische Schöpfung und wechselte zur Fortschrittlichen Partei. Stresemann seinerseits ging zur Nationalliberalen Partei und fand dort seinen nächsten politischen Ziehvater: Ernst Bassermann. Schon bald aber fiel Stresemann als innerparteilicher Kritiker mit unorthodoxen Vorstellungen auf, der eine Entwicklung seiner Partei weg von der regierungsfrommen Honoratiorenpartei hin zu einer selbstbewussten Volkspartei propagierte: „Wir müssen mit allen Schichten, mit Handwerken, mit den Arbeitern Fühlung suchen.“ Kurz vor der Wahl 1906 bot die Partei Stresemann den Wahlkreis Annaberg-Schwarzenberg im Erzgebirge an, ein sozialdemokratisches, und daher schwieriges Pflaster für den Nationalliberalen. Mit seinen rhetorischen Fähigkeiten und seinen thematischen Schwerpunkten Kolonialpolitik und Flottenrüstung schaffte es Stresemann, den wesentlich aussichtsreicheren sozialdemokratischen Kandidaten und bisherigen Reichstagsabgeordneten Ernst August Grenz klar im zweiten Wahlgang zu besiegen; der 28jährige war von nun an jüngstes Mitglied des Reichstages (MdR), und zu den ersten Gratulanten zählte Ernst Bassermann, Fraktions - und Parteivorsitzender der Nationalliberalen. Bassermann und Stresemann fanden nun nach den anfänglichen Meinungsverschiedenheiten über den Kurs der Partei sehr stark zueinander; beide waren begeisterte Monarchisten und Patrioten, beide hatten jüdische Wurzeln.
Dass Stresemann seiner Zeit weit voraus war, zeigte bereits eine seiner ersten Reichstagsreden am 12.04.07, die er zum Etat des Innenministeriums hielt. Zu seinen Forderungen waren freie Organisationen von Gewerkschaften und Arbeitgebern, Tarifautonomie – Forderungen, die uns selbst in der postmodernen Zeit nicht ungewohnt in den Ohren klingen.
Wirtschaftspolitisch war er dem Mittelstand und seinen Interessen treu geblieben, weltwirtschaftspolitisch vertrat und unterstützte er die aggressive Haltung des Kaisers Wilhelm II. Aber befasste sich auch intensiv mit der Geschichte und Bedeutung der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie, mit dem Ziel, den politischen Gegner ideologisch ausfindig zu machen, ihn zu „entlarven“ ,und „großen Teilen der Arbeiterschaft“, der „Wiege der Sozialdemokratie“ zu zeigen, dass die programmatischen Vorstellungen der Sozialdemokraten „nicht mehr hineinpassen in die Bedürfnisse eines Arbeiters in einem Industriestaat“.
Eingedenk der nationalen Interessen interpretierte Stresemann den ersten Weltkrieg als einen Krieg für deutsche Gleichberechtigung in wirtschafts- und machtpolitischen Fragen. Frieden konnte es aus seiner Sicht nur als „Siegfrieden“ geben, er unterstützte mit voller Überzeugung einen U-Boot-Krieg. Friedensbemühungen, wie sie von linker Seite im Reichstag gefordert wurden, lehnte der Reichstagsabgeordnete Stresemann kühl ab. Innenpolitisch dagegen – anscheinend paradox – forderte er eine liberale Verfassungsreform, welche vor allem die Aufhebung des Klassenwahlrechts beinhaltete. Von einer Einbindung der Sozialdemokraten in der Regierung versprach sich Stresemann eine stärkere Verbindung von Volk und Staat, korrespondierend zu einer Verbindung aus Monarch und Parlament.
Tief bestürzt nahm Stresemann Niederlage, Zusammenbruch des Kaiserreiches und die revolutionären Umtriebe zur Kenntnis. Für andere wiederum bedeutete dieser Umbruch gleichzeitig einen Aufbruch, einen Neuanfang gekoppelt mit mehr Chancen auf politische Freiheiten. Zu diesen „Gründervätern“ der neuen Demokratie gehörten unter anderem der Heidelberger Soziologe Alfred Weber, der Chefredakteur des „Berliner Tagesblattes“ Theodor Wolff und einige namhafte Politiker wie Hartmann von Richthofen von den Nationalliberalen. Diese Männer gaben den Impuls für die Gründung der liberalen „Deutschen Demokratischen Partei“. Schnell gesellten sich zu ihnen ehemalige intime Feinde Stresemanns aus den Zeiten der Nationalliberalen Partei; Stresemanns Gesuch dagegen wurde abgelehnt. Alfred Weber begründete diese Ablehnung später mit folgenden Worten: „…bei diesen Fühlungnahmen habe ich erklärt, dass ich seine (Stresemanns) Aufnahme in den Vorstand jetzt für unmöglich hielte, weil es eine direkte Ãœbernahme dieser Erbschaft in den Augen des Landes und der Welt heißen würde. Das schließe natürlich keine persönliche Aufnahme in die Partei aus. (…) Zu dieser Stellungnahme glaubte ich mich aus dem Grunde genötigt, da Stresemann ja nicht der erste beste Nationalliberale war, sondern der anerkannte Führer der nationalliberalen Partei gewesen war. Er hatte (…)im Hauptausschuss des Reiches sowohl den unbeschränkten U-Bootkrieg wie die Annexionspolitik bis zum letzten Augenblick verteidigt …“ Eine einfache Mitgliedschaft kam für den selbstbewussten Stresemann unter diesen Umständen nicht in Frage, und so war dies der Anfang von der Spaltung des Weimarer Liberalismus.
Stresemann sah sich nun genötigt, nicht auf seinem eigentlichen politischen Stammplatze, der Mitte, sondern in der gemäßigten Rechten seine Heimat zu finden. Nicht Heuss und von Richthofen, sondern Stinnes und Vögler waren seine Gesinnungsgenossen, zumindest zunächst.
Die Wahlen zur Nationalversammlung fanden für Stresemann und die neu gegründete nationalliberale Deutsche Volkspartei unter erschwerten Bedingungen statt, da die meisten seiner ehemaligen Parteifreunde zur DDP gewechselt waren und die Kampagne in 5 Wochen zu bereiten war.
Klein war die erste Fraktion der DVP, aber harmonisch. Als ein Jahr später sich bei den Wahlen zum Reichstag die Fraktion numerisch verdreifachte, stieg damit auch die interfraktionelle Opposition des rechten Flügels gegen Stresemann, allen voran Stinnes und Vögler.
Anders als einige Fraktionsmitglieder war das „das einfache Fußvolk“ der Partei seiner Führungsfigur treu, vor allem die studentische Jugend, welche sich in zunehmendem Maße Stresemann zugehörig fühlte. Eines der größten Probleme der Deutschen Volkspartei war mangelnde Präsenz in der Medienwelt. Dort drohten die Nationalliberalen zerrieben zu werden zwischen dem deutschnationalen Hugenbergkonzern und der demokratischen und sozialdemokratischen Presse. Stresemann, dem man seit seinen Tätigkeiten als Verbandsfunktionär und seit seinen Anfängen als Politiker ein für damalige Verhältnisse ungewöhnliches Talent im Umgang mit Medien nachsagte, wusste natürlich um dieses Defizit, und versuchte es zu umgehen, indem er selbst Artikel in den verschiedenen Zeitungen verfasste.
Die Anfangsjahre der Weimarer Republik waren für Stresemann auch Jahre des Wandels. Anderthalb Jahre brauchte er, aufgewachsen in bürgerlichen Verhältnisse und politisch sozialisiert im kaisertreuen Nationalliberalismus, um die Zerschlagung dessen, woran er geglaubt und wofür er gekämpft hatte, zu verarbeiten.
Den Putschversuche der Militaristen und Deutschnationalen vor Augen näherte sich der mit Abscheu von Revolution und Umsturz aufgewachsene Stresemann endgültig der republikanischen Realität und den Republikanern. Verbittert über die Forderungen des Versailler Vertrages und über die wechselnden Kabinette sah er es als seine Aufgabe an, sich einzubringen, zunächst als Fraktionsvorsitzender der DVP. Katapult zur Macht war für Stresemann eine weitere Krisenzeit: Am 10. und 11.01.1923 besetzten Franzosen und Belgier das Ruhrgebiet, um ihre Reparationsforderungen durchzusetzen. Zu dieser war Stresemann Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages. Im Namen aller bürgerlichen Fraktionen ergriff er im Reichstag das Wort, um die französische und belgische Besatzung zu verurteilen. Dieses würdige Eingreifen gepaart mit einer taktisch klugen und taktvollen Zurückhaltung in personalpolitischen Fragen brachte den Namen Stresemanns umso mehr in das allgemeine Gespräch über eine Nachfolge des glücklosen Reichskanzlers Cuno. Als dieser am 12.08.1923 zurücktrat, ernannte Reichspräsident Friedrich Ebert Stresemann zum neuen Reichskanzler. Ein Mann, den einst die Demokratische Partei kühl abgelehnt hatte, weil seine Vergangenheit eine zu wilhelminische Färbung trug, war zur letzten Hoffnung der Republikaner und Bürgerlichen geworden – und ihm gelang es, eine Regierung der Großen Koalition zu ermöglichen, an welcher vom linken Flügel der Sozialdemokraten bis zur Deutschen Volkspartei alle partizipierten. Dabei behielt Kanzler Stresemann das Amt des Außenminister – taktisch ein kluger Schachzug, denn in dieser Krisenzeit ging es auch darum, die Kontrolle über die Verhandlungen mit den Alliierten zu behalten, aber für den gesundheitlich stark angeschlagenen Stresemann eine kaum zu bewältigende Aufgabe, zumal die französischen Besatzer keine Anzeichen für einen Rückzug gaben. Das Reichskabinett sah sich genötigt, den passiven Widerstand, welche die Bewohner des Ruhrgebietes versuchten, den Besatzern zu leisten, beenden zu lassen. Unter dem Eindruck der totalen Hilflosigkeit sah sich Stresemann plötzlich mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert, nämlich mit der eigenen Partei. Dort wurde eine Tendenz der Spaltung sichtbar, angetrieben von einer Gruppe, die sich später „Nationalliberale Vereinigung“ nennen sollte und deren Wortführer Nationalisten wie Baron von Lersner oder Geheimrat Quaatz waren; später spalteten sie sich von der Deutschen Volkspartei ab. Dazu wurde der Ton von rechtsaußen rauer und heftiger.
Der Deutschnationale Graf Westarp kritisierte die Außenpolitik Stresemanns, die laut seiner Aussage lediglich im Aufgeben des passiven Widerstandes bestand, andere lehnten schon die Tatsache ab, dass Stresemann mit den „Besatzern und Siegermächten“ Verhandlungen führte. Einst vermeintlich einer der ihren, war Stresemann – ähnlich wie vorher Rathenau – zum Feindbild des „Erfüllungspolitikers“ mutiert. Die bayerische Regierung Knilling führte als Antwort auf die Aufgabe des passiven Widerstandes den Ausnahmezustand ein und forderte den Schulterschluss aller vaterländischen Bewegungen gegen die Regierung, andere Putschversuche ließen nicht auf sich warten. Besonders schockierend für Stresemann war der Hitlerputsch, der ihn zum Ausspruch „Finis Germaniae“ (Ende Deutschlands, oder Germaniens) brachte.
Als auch die Regierung Stresemann der drohenden Inflation nicht Herr wurde, die Sozialdemokraten das Kabinett verließen, war das Fiasko der Koalition unumkehrbar. Bei den Verhandlungen mit den Vertretern des Rheinlandes kam es zum Streit zwischen dem Kölner Oberbürgermeister Adenauer und Stresemann. Der Stoff des Konfliktes war die Entscheidung, die zwischen einer weiteren Subventionierung des Rheinlandes, dem Nachgeben der Reparationsforderungen und andererseits dem Wert der Reichsmark zu treffen war. Für Adenauer gab es da keine Diskussion: Die Lebensnotwendigkeit des Rheinlandes ist mehr wert als ein, zwei oder drei neue Währungen. Stresemann nahm diese Formulierung sehr mit und später sagte er in Anspielung darauf:“ Die Oberbürgermeister des heutigen Deutschlands sind in Wirklichkeit (…) die Könige der Gegenwart“. Hundert Tage reichten Stresemann, um als Kanzler abzudanken.
Doch das Kabinett des Zentrumspolitikers Wilhelm Marx konnte auf die diplomatischen Fähigkeiten und außenpolitischen Kenntnisse Stresemanns nicht verzichten, und so wurde er auch in diesem Kabinett Außenminister, trotzdem er dies zunächst abgelehnt hatte. Dieses Kabinett überlebte darüber hinaus einen Rechtsrutsch bei den nächsten Wahlen 1924, deren Ursache wohl auch in der Spaltung der Nationalliberalen zu suchen ist. Doch da die Mehrheitsverhältnisse recht verworren waren, kam es im Dezember zu Neuwahlen, die aber auch nicht die notwendige Klärung herbeibrachten. Luther wurde zum Kanzler ernannt. Mit dem Dawesplan wurde eine Neuregelung der Reparationsfrage erreicht: Auf eine Festlegung der Gesamthöhe der Zahlungen wurde verzichtet, dafür wurden Reichsbahn und Reichsbank dem Reich entzogen und in unabhängige Institutionen umgewandelt. Dies gehörte zu einem der außenpolitischen Erfolge Stresemanns, ein innenpolitischer war die Sicherung der Mehrheit durch Sozialdemokraten, Mitte-Parteien und einen Teil der Deutschnationalen, den Stresemann gewinnen konnte. Der nächste außenpolitische Erfolg sollte folgen: Mit dem Locarno-Vertrag erreichte Stresemann einen Meilenstein in der europäischen Kooperation. Frankreich versprach die baldige Räumung der Besatzungszone, dafür erkannte Deutschland den Versailler Vertrag als Konsequenz aus dem Ersten Weltkrieg an. Eine Revision des Vertrages könne nur durch eine Politik des Friedens und der internationalen Verständigung erreicht werden. Das außenpolitische Konzept Stresemanns bestand nun dahin, weiter einen freundschaftlicheren Kontakt mit Frankreich zu suchen, gleichzeitig auch auf Kooperation mit Russland und Großbritannien zu setzen. Dies ermöglichte einen weiteren Meilenstein, nämlich der Aufnahme im Völkerbund, welche 1926 politische Realität wurde.
Stresemanns erste Rede im Völkerbund verdeutlichte seine Überzeugung, dass nur in einem gemeinschaftlichen Europa ein friedvolles Zusammenleben möglich ist:“ Nur auf der Grundlage einer Gemeinschaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleichberechtigung umspannt, können Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit die wahren Leitsterne des Menschenschicksals werden. Nur auf dieser Grundlage lässt sich der Grundsatz der Freiheit aufbauen.“ Zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand erhielt er für diese Bemühungen am 10.12.1926 den Friedensnobelpreis.
Bis zu seinem Tod am 03.10.1929 blieb Gustav Stresemann Außenminister, keine Regierung, sei sie sozialdemokratisch oder bürgerlich, wagte es, ihn abzusetzen. Mag er vom Urteil der reaktionären manchmal vernichtet worden, dem Urteil der Geschichte hält Stresemann stand.
Tragisch und vernichtend dagegen war für die Weimarer Republik die Tatsache, dass viele ihrer anerkannten, fähigen Repräsentanten zu früh verstarben – neben Stresemann seien hier noch Max Weber, Friedrich Ebert, Erzberger und Rathenau (beide Opfer eines politisch motivierten Anschlages) genannt. Dies führte tatsächlich dazu, dass die Weimarer Republik zu einer Republik ohne Republikaner wurde.
Gero Brandes, Mitglied der FDP und DIG (Deutsch-israelische Gesellschaft), E-Mail: geroliberal@gmx.de
“Stresemanns erste Rede im Völkerbund verdeutlichte seine Ãœberzeugung, dass nur in einem gemeinschaftlichen Europa ein friedvolles Zusammenleben möglich ist:“ Nur auf der Grundlage einer Gemeinschaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleichberechtigung umspannt, können Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit die wahren Leitsterne des Menschenschicksals werden. Nur auf dieser Grundlage lässt sich der Grundsatz der Freiheit aufbauen.“ Zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand erhielt er für diese Bemühungen am 10.12.1926 den Friedensnobelpreis.”
Rund 80 Jahre nach der Auszeichnung Briands und Stresemanns kann ein deutscher Dichter weitgehend unwidersprochen einen deutschen Kanzler als Friedensnobelpreiskandidaten ins Gespräch bringen, dessen “Friedenspolitik” sich durch eine radikale Negation des Ideals einer “Gemeinschaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleichberechtigung umspannt”, auszeichnet.
Kommentar von Digenis Akritas — 9. Oktober 2005 @ 23:01
“die biografie ist unvollständig.man sollte keine biografien von menschen ins internet setzen mit denen man sich nicht richtig auseinander gesetzt hat!”
Kommentar von mela — 12. April 2006 @ 17:52
hm da hat sich jemand nicht richtig mit gustav stresemanns geschichte auseinandergesetzt…da fehlt einiges…
und ich weiß wovon ich rede er ist schließlich mein urgroßvater…
TK: Allein verwandtschaftliche Beziehungen machen noch keinen Fachmann, aber es kann durchaus sein, das etwas fehlt (dies waren drei Seiten Stresemann und keine 300 Seiten Biographie). Nur hätte ich dann gern gewusst WAS da fehlen soll!
Kommentar von j. Bertram — 31. März 2007 @ 03:22
kann mir vielleicht jemand von euch euch sagen welche bedeutung stresemann heute hat!? und welche zusammenhänge zwischen der bedeutung damals und heute bestehen!? wäre echt super wichtig!!!!! brauch das für einen vortrag un weiß nich mehr weiter!!!!!! ich hoffe ihr könnt mir helfen! danke!
Kommentar von sandra — 26. Oktober 2007 @ 15:54
Hallo Sandra!
Der Autor Gero Brandes, Ex-Jungspund bei der partiell schätzungswerten “Jungen Freiheit”, hat, Philosemit der er ist, mit viel Verve fürs Aristokratische, speziell für jenes Deutsche, das eben noch sein kann, was es morgen schon nicht mehr nie gewesen sein will, den “Bürgerlichen” Stresemann herausgearbeitet - und das mit Recht. Das Bürgertum stand in Deutschland immer auf jenem wackeligen Fuß, der, links hochgehoben, rechts absetzte, was in der Mitte noch gar keinen Halt fand und so im Vorwärst (der jetzt wieder stattfindet) auf die Schnauze fiel.
Nun denn.
Wenn selbst die Nachgeborenenen und Verwandten Stresemanns hier im Blog nicht mit der Darstellung einverstanden sind, aber auch nichts zur Verfeinerung der Ansichten über den Mann beitragen wollen, so zeigt dies, dass ein endgültiges Bild über ihn, nicht so leicht zu zeichnen ist.
Meine persönliche Meinung dazu: Mit Frank Walter Steinmeier (SPD) haben wir seit Stresemann einen, der sein Erbe als “geborener Diplomat” nicht nur antreten, sondern auch ausfüllen, ja gar erweitern kann. So einer ist auch widersprüchlich, hat Schwächen, ist angreifbar unvollkommen etc. - aber sein Stellenwert kann erst sehr viel später bewertet, und aktuell nur erahnt werden.
Stresemann ist der, der Typ, der uns als Politiker fehlt. Ebert und Stresemann, auch Rathenau (über den Gero Brandes ebenfalls schrieb), sind die Politiker, die ausnahmslos in ihren 50er Jahren verstarben, resp. ermordet wurden (und überwiegend jüdisch - national - waren), und die “33″ hätten verhinderten können. Die gesamte Phalanx der “bürgerlichen Linken” brach der Weimarer Republik immer dann weg, als sie am nötigsten gebraucht wurden. Das ist es, was vielleicht hier ausgesagt werden sollte, damals, 2003, in der Systemzeit, als es noch Hoffnung gab, dass…
Kommentar von Campo-News — 26. Oktober 2007 @ 19:15