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22. August 2005

Die Zeit ist nicht passè!

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 08:23

Von Tanja Krienen, aus dem Buch „Die Ausbürgerung – Anfang vom Ende der DDR“

Nein, die Zeit ist ganz und gar nicht passé.

25 Jahre vergingen, nicht mehr, nicht weniger. Doch die Ereignisse, Abläufe, Erschütterungen, die traumatischen Einwirkungen, die den Lebenslauf vieler Menschen änderten, sie leben in der Erinnerung, brannten sich ein, sind unvergessen; holten sie doch die Erfahrung des Ungewissen, der trügerischen Ruhe, die schon morgen unerbittlich umschlagen kann in einen entrechteten Zustand, als intensives Erlebnis - mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft – anschaulich zurück.


Ullstein Berlin, Herausgeber: Fritz Pleitgen, 2001, ISBN 3-89834-044-9

Auch der Bezugsrahmen, das Ringen um Freiheit, die Abwehrung der Leidenstifter, die maßlosen lügnerischen Energien, mit denen kolossale politische Zyklopen, ihre degenerierte politische Einäugigkeit mittels lautstarkem Gebrüll – ersatzweise durch gesichtsverkrampfendes Grinsen – verdecken möchten, um vom verzerrten Antlitz abzulenken, - diese Monstren sind nicht tot, waren nie tot und ihre Zeit lief niemals ab. Die Zeit ist nicht passé !

Wir jungen, „links“ empfindenden Menschen, die beinahe noch so sehr in den Kinderschuhen steckten, dass sich die 1968er Storys, wie Erzählungen aus einer längst vergangenen Epoche anhörten, wir nahmen begierig, Legenden, Mythen und Histörchen auf, die mit der rebellischen Zeit des Aufbruchs verbunden waren.

Aus einem proletarischen Elternhaus stammend, Vater Maurer, Mutter Verkäuferin, waren mir lebende politische Vorbilder meiner Klasse – wie ich es damals einordnete - nicht präsent. Auf anderen Gebieten, z.B. der Rock - und Popmusik, gab es hingegen durchaus musterhafte Beispiele, geradezu revolutionäre Exemplare, die einen ganz neuen Typus, der Rebellion und Ethos legierte, hervorbrachten. All diese Elemente - Revolte, Kampf, proletarische Herkunft, Expressivität, Pop und ein bisschen liebenswerten Narzissmus, verkörperte nur einer, der überdies schon einen legendären Ruf genoss: Wolf Biermann !

Seine in der DDR manchmal unter obskuren Bedingungen aufgenommenen Tonbandlieder, listig und konspirativ an der taubenblaugrauen staatlichen Krake vorbei geschmuggelt, um uns dann frisch gepresst zersungene, hinaus geschrieene, partiell surreal anmutende Realitäten, in den Verstand, hinab ins Herz und wieder zurück einzuhämmern, verkörperten kongenial die Musik zu einer Lebenshaltung, welche die Zeit des respektlosen Punks, um mehr als ein halbes Jahrzehnt vorwegnahmen.


Chausseestr. 131, 1968

Warte nicht auf beßre Zeiten, 1973

Aah - ja!, 1974

Auch die Kenntnis der gemeinsamen Produktion mit Wolfgang Neuss, die 1965 während einer Westtournee in Frankfurt/Main entstand und zum Auftrittsverbot führte, gehörte zum unverzichtbaren Repertoire eines jeden Menschen, der sich mit den Texten Biermanns beschäftigte.


Aus Volker Kühn: Das Wolfgang Neuss – Buch

Die Aura des in der „kommunistischen DDR“ verbotenen Kommunisten, strahlte selbst in der Dunkelheit der mittleren 70er Jahre – trotz des schon zehn Jahre andauernden offiziellen Totschweigens – zu uns hinüber und so waren wir sehr enttäuscht, als ein erster Versuch durch die Offenbacher Veranstaltung im Jahre 1975, das Schweigen zu durchbrechen, zu beenden, scheiterte. Als jedoch die Gewerkschaften aus ihrem Schlaf kurzzeitig erwachten, das Haupt dösend erhoben und sich durchrungen, unter einem ihrer Namen – der IG METALL – eine Wolf-Biermann-Tournee zu organisieren, da waren wir wie elektrisiert und hofften endlich das Berufsverbot durchbrechen zu können. Dass nach diesem Verbot ein noch schlimmeres folgen sollte, eines, von dem sich die DDR selbst nie wieder erholte, ahnte auch ich nicht, damals, Mitte 1976, als sich die Nachricht verbreitete, Wolf Biermann dürfe - nach 11 Jahren Zwangspause – wieder in der Bundesrepublik Deutschland auftreten !

Ein üblicher Tourneeplan wurde veröffentlicht. Wohnhaft in Hagen, gab es für mich zwei naheliegende Termine, zum einen, gleich das erste Konzert in Köln und zum anderen, eine Veranstaltung – sechs Tage später – im nicht fernen Bochum. Ich entschied mich für die Bochumer Ruhrlandhalle und kaufte für 5 (!) DM eine Eintrittskarte.

Am Freitag den 13. November 1976, saß ich vor dem Radio und hörte die Live-Übertragung aus der Kölner Sporthalle. Ich konnte es nicht fassen – Wolf Biermann, der Underdog, der verfemte, der von vielen gehasste, aber auch geliebte, war live im Radio zu hören! Endlich konnte es raus, mussten es zudem andere hören, die lauen, dummen, böswilligen, wie auch jene luftleeren Hohlköpfe, die immer nur mit unverschämten Grinsen fragten: „Wem nützt das, Genossen?“


Kölner Konzert, 13. November 1976

Dem abgefeimten Grinsen folgten adäquate Taten, aber man sage nicht, sie wären gänzlich pietätlos und undurchdacht, denn erst einen Tag nach (!) dem 40. Geburtstag von Wolf Biermann, am 16. November, erfolgte die hinterhältige Ausbürgerung.

Unter den meisten Gewerkschaftern in den Betrieben, war das alles nicht das ganz große Thema. Zu links und zu laut sei der Biermann, die Lieder zu intellektuell und überhaupt wäre alles viel zu theoretisch usw… Diese Stimmung erfuhr ich direkt vor Ort, denn ich begann im Jahre 1975 in einem großen Betrieb (etwas über 1000 Belegschaftsmitglieder) der chemischen Industrie eine technische Ausbildung. Dort war ich die erste Jugendvertreterin, als solche assoziiertes Mitglied des Betriebsrates, Delegierte meiner Gewerkschaft im Kreisjugendausschuss des DGB und Mitglied des Bezirksjugendausschusses der IG Chemie Papier Keramik. Klar, das sozialdemokratische Arbeitermilieu lehnte die Maßnahmen spontan ab, nicht mit einer tiefen und ideologisch begründeten Theorie, aber doch durch ein Bekenntnis zur freien Meinungsäußerung und eines nicht verschütt gegangenen Restes des guten alten, gegen staatliche Willkür gerichteten Widerspruchsgeistes. Anders sah es schon bei den konservativen Mitgliedern unter den Betriebsräten und gewerkschaftlichen Vertrauensleute aus, die den Sozialausschüssen der Christlich Demokratischen Union nahe standen, jedwede Diskussion über eine Reformierbarkeit der „Ostzone“ ablehnten und deshalb auch ausschließlich den „linken Biermann“ sehen wollten, während ihnen die sprengende Kraft des radialdemokratischen Ansatzes, den dieser zuvorderst postulierte, gänzlich verborgen blieb.

In den Gremien der oben erwähnten DGB-Jugendlichen, wurden Diskussionen geführt, die denen der akademischen Jugend nicht unähnlich waren. Denn hier hatten viele radikale Linke Schlüsselpositionen „erkämpft“ (das ist buchstäblich zu nehmen), die sie mehr dem Bekenntnis zum „langen Marsch durch die Institutionen“ schuldeten, als ihrer Herkunft und ihrer Qualifikation. Vor allem maoistisch orientierte Kader orientierten ihre Mitglieder auf die Besetzung von wichtigen Funktionen im DGB, die in Konkurrenz zu den in der SPD eingegliederten trotzkistischen Theoretikern traten, welche wiederum im Streit mit DKPlern und die mit sich selbst befanden. Wie der Laie sieht – eine höchst kuriose, von außen kabarettistisch wirkende Gemengelage, die auch dementsprechend, einige in unseren Tagen höchst überzeugende „witzige“ Spezies hervorbrachte. Man stritt sich, vertrug sich und hielt am imaginären Ziel – Sozialismus – fest!

Auch die Autorin dieses Textes hatte keine Alternative zum postulierten politischen Ziel anzubieten, denn ein Wechsel ins Lager von Kohl und Strauß, hätte eine sich als „links“ definierende, sehr junge Gewerkschafterin, zu jener Zeit nur im Angesicht der Guillotine vollzogen.


Ich war neunzehn, als mich die Meldung über die Ausbürgerung vehement traf und dies nicht nur, weil ich den Spagat zwischen der grundsätzlichen Bejahung der DDR und dem Recht an dieser Kritik üben zu dürfen auf allen Ebenen infrage gestellt sah, nein, es war nach meiner Überzeugung eine anachronistische Maßnahme, die allerschlimmste und totgeglaubte Handlungsweisen – inszeniert durch eine zum Äußersten bereite Politclique – neu aufleben ließ und imgrunde die gesamte Linke diskreditierte.

Wie aber ging es nun in dieser historischen Situation weiter? Samstags erfolgte das „Kölner-Konzert“, dienstags die Ausbürgerung und freitags sollte in Bochum der nächste Auftritt erfolgen. Keineswegs könne Wolf Biermann auftreten lief es durch die Presse, eine Solidaritätsveranstaltung sei jetzt geplant, Rudi Dutschke, Mythen umwobener Ex-Studentenführer, Günter Wallraff, Schriftsteller und politischer Aktionist, Heinz Brandt, unbequemer Gewerkschafter in Ost und West und „die rote Heidi“, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Ex-Juso Vorsitzende und als Entwicklungsministerin heute aktuelles Mitglied der Regierung Schröder, würden eine Diskussion um die gesamten Vorgänge leiten.

Die Halle füllte sich schnell. Über der Bühne hing ein riesiges weißes Transparent, auf dem, mit roter Farbe geschrieben, die Forderung nach einer möglichen Rückkehr Wolf Biermanns in seine Heimat aufgestellt wurde. Die Stimmung war zunächst gedrückt, Ratlosigkeit herrschte vor, keiner der Besucher wusste, was zu erwarten war. Bis jemand rief: „Wolf Biermann ist da!“ ,,Wo?“ ,,Da vorne, an der Bühne!“ Die Überraschung war perfekt. Wolf Biermann hatte tatsächlich den ersten Schlag dieses Schurkenstückes soweit überwunden, dass es ihm möglich war, vor und mit einem tausendfachen Publikum zu sprechen, zu singen und zu streiten.

Inklusive meiner Super-Acht-Tonfilmkamera, ignorierte ich den mir zugewiesenen Platz, setzte mich direkt vor die Bühne, filmte und beobachtete eine anschwellende emotional aufgewühlte Szenerie, die sich anschickte – neben des Bekenntnisses zur Solidarität mit Wolf Biermann – sämtliche linken Streitereien vergangener Jahrzehnte, ausfechten zu wollen. Ähnlich war es einige Tage zuvor in Köln verlaufen.

Es war beinahe körperlich zu spüren, wie die Ereignisse der drei zurückliegende Tage, Wolf Biermann zugesetzt hatten. Der optimistisch frech befreite Habitus, den man in Köln noch wahrnehmen konnte, war einer resignierenden Haltung gewichen. Die persönliche Verunsicherung einer menschlichen Existenz, sichtbar werdend an langsamen Bewegungen, fragenden Gesten und erschöpften Blicken aus ermüdeten Augen unter zerzaustem Haar, war für jeden wachsamen Betrachter deutlich zu erkennen. Nur langsam fand er den Weg zurück ins Leben, taute auf, erwachte, peu á peu, - so wie man aus einem Halbschlaf mit bösartigen Traumsequenzen entstandene Verwirrungen abstreift - mit jedem Bekenntnis zur Solidarität, welches er von den anwesenden Menschen durch Applaus und den abgegebenen, demonstrativen Erklärungen der Podiumsteilnehmer empfing.

Vertreter der Bochumer Universität, die Gewerkschaft IG Metall, Heidemarie Wieczorek-Zeul für die SPD und weitere Organisationen fanden scharfe Worte für die im alten Geist angeordneten Maßnahmen eines brutal um sich schlagenden Staates. Sie alle reihten sich ein in die lange und mit vielen bekannten Namen gespickte Liste der “antikommunistischen Krakeeler“, wie sie das Zentralorgan der Vorläuferpartei der PDS “Neues Deutschland“ schimpfte. Verlor sich Heinz Brandt auch ein bisschen, so störten vor allem maoistische Kader immer wieder, in dem sie mit Zwischenrufen unterbrachen und in altbekannter Manier Diskussionen einforderten. Besonders als Günter Wallraff von der wachsenden innerparteilichen DKP-Opposition sprach, die er allerdings objektiv deutlich überschätze, kam es zu kleineren Tumulten. Es wiederholte sich, als Wolf Biermann die Solidaritätserklärung einer großen Anzahl von DKPlern aus Marburg erwähnte. Unter „Das sind Heuchler“ – Rufen, kippte die Veranstaltung kurz um und verzettelte sich durch Diskussionen, die in dieser Form, an diesem Ort und zu diesem Zweck, unproduktiv erschienen.

Doch Wolf Biermann geriet in Hochform, parlierte glänzend, rezitierte, schrie, weinte und lachte, fand, nicht ohne Selbstzweifel zu äußern, den Weg zur polemischen Abstrafung perfider und ruchloser Administratoren, welche töricht und dreist, ausgestattet mit krimineller Energie, einen Skandal verbrachen, der – bis zuletzt – auf ihrer Weste klebte, als der schmutzigste Fleck, direkt neben den blutigen.

Gut zwei Stunden der hitzigen Veranstaltung waren vorbei, da kam ER – Rudi Dutschke! Unter altbekannten „Rudi, Rudi“- Rufen, stürmte er auf die Bühne, unterbrach so das Programm und umarmte den Mann, der so dringend Schutz und Beistand benötigte. Dieses war die herzlichste und spontanste Szene des gesamten Abends und Dutschke brannte anschließend ein Feuerwerk in Form einer überaus polemischen – sarkastischen Rede ab. Rudi Dutschke war in seinem Element. Mit Hohn und Spott überzog er die tumben Machthaber der bürokratischen Arroganz, bissig und süffisant kommentierte er die Speichelleckereien, der sich anbiedernden, westlichen, schwesterlichen Parteigänger jener Schreibtischtäter. Er knüpfte nahtlos an seine Polemik an, die er an die Adresse Wolfgang Abendroths wenige Monate zuvor verfasste. Viele dieser großen Auftritte sollte Rudi Dutschke nicht mehr erleben, er starb drei Jahre später an den Folgen des Osterattentates von 1968, welches keiner so in Text und Musik umsetzte, wie Wolf Biermann selbst.

Die Bochumer Protestveranstaltung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, erreichte selbstredend nicht mehr, als alle anderen Resistenzbekundungen, die in Ost und West, im In – und Ausland, die Rücknahme der Maßnahme forderten.

In der DDR selbst, wurde nun die Zeit der Abrechnungen eingeläutet, begann eine schmutzige Jagd auf diejenigen, die sich trotz der Drohungen ihren Mund nicht verbieten lassen wollten, verhöhnt dabei von jenen Claqueuren im Westen, die dreizehn Jahre später als kümmerlich verbliebener Rest - noch immer ewige Treue schwörend - mit untergingen.

Alle, die diese historischen Abläufe nicht nur in den Medien verfolgten, sondern durch persönliche Erfahrungen miterlebten, wie ein Mensch zum Kampf um seine Existenz gezwungen und dabei mit politisch motiviertem Dreck beworfen wurde, behielten von nun an im Gedächtnis, was es heißt, einer Menschenmühle, einem Moloch ausgesetzt zu sein, der zuvor nun beinahe banalisiert und herab kodiert erscheinend, als Drache verharmlosend charakterisiert ward. Diese historische Lehrstunde nicht verpasst, sondern wachsam verfolgt zu haben, blieb mir als ein regulatives und unverzichtbares Element, zur Beurteilung politischer Entscheidungen, bis zum heutigen Tag erhalten.

Und so wäre diese Zeit nicht passé, denn viele tragen die damaligen Abläufe in ihren Herzen und im Verstand. Was aber ist mit denen, ohne Herz und ohne Verstand? Auch sie hörten, lasen und dachten – mit ihren begrenzten Mitteln – nach, fanden jedoch auffallend keinen Zugang zu dem tiefen psychologischen Charakter dieser Geschehnisse. Sind sie böse, dumm oder nur denkfaul? Vielleicht gar dreist, frech, unveränderlich und immer wieder zu allem entschlossen? Dass sich viele nicht geändert haben und auch der Nachwuchs mit den selben, nur oberflächlich gereinigten Westen durch die Welt stolpert, zeigen aktuelle Äußerungen aus dem Internetdiskussionsforum der umbenannten SED, der heutigen PDS, Zitat vom 4. August 2001 (!): „Wenn ich mir die Biografie von Biermann anschaue, war sein größter Verdienst wohl der, dass er es als einer der ersten geschafft hat, sich von der DDR rausschmeißen zu lassen, ohne den Weg durch den Todesstreifen zu wählen. Aber ich kann die DDR sogar verstehen, einen so schlechten Musikus kann man nur rausschmeißen!“

Nein, die Zeit ist nicht passé. Im Gegenteil.





20 Kommentare »

  1. Ich geh mit meiner Uniform spazieren

    Bevor ich am Wochenende nach der Präsentation des Buches „Die Ausbürgerung – Anfang vom Ende der DDR“ und des Biermann-Konzertes zum 25. Jahrestag der Maßnahme, aus Berlin zurück nach Unna fuhr, stattete ich der deutschen Taliban-Zentrale – dem Karl-Liebknecht-Haus – noch einen Besuch ab.

    Diether Dehm der sogenannte Ex – Liedermacher Lerryn und heutige Parteivize der umbenannten SED - lud wieder Mal zum „Roten Bock“, einem – wie ich erfuhr – obskuren sonntäglichen Talk-Frühschoppen mit so ganz eigenen, ja eigenartigen Bedingungen, der an diesem Sonntag, den 18 November 2001, 10.30 Uhr zum Thema „Afghanistan“ stattfinden sollte. Seine Plaudergäste waren Wolfgang Gehrcke, der frühere SDAJ-Chef und DKPler, den man jetzt fatalerweise, zum außen- und friedenspolitischen Sprecher weiß wusch, sowie Herrn Reinhold Andert, Liedermacher-Darsteller und Wiegler im Auftrage durchsichtiger Motive.

    Ich also nix wie hin, um die beiden „Wanderer zwischen den Welten“ (Dehm über Dehm) ein bisschen zu ärgern. Ãœber Dehm, der nach Biermanns-Ausbürgerung dessen Manager war, schrieb Henryk M. Broder: „Zur Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR im November lieferte IM Willy bereitwillig Informationen über Wolf Biermann, der zu dieser Zeit bei Günter Wallraff in Köln wohnte. Zitat Dehm: “Charakterlich hat Biermann sich in der letzten Zeit eher negativ als positiv entwickelt. Er ist äußerst labil und mitunter ausgesprochen hysterisch. Er benimmt sich wie ein politisches Kind. Beifall und Schmeichelei lassen ihn jegliche Vorsätze und Versprechen vergessen.” Der IM erhält eine Prämie vom MfS von 500,- DM, die Stasi schreibt: “Durch Dehms hohe Kooperationsbereitschaft ist es gelungen, Biermann nach dessen Ausbürgerung gut unter Kontrolle zu halten.”

    Aber welche unnachahmlichen Texte hatte uns der Dehm, nebenbei Kaus Lage und Bots – Produzent, zu seiner aktiven Zeit beschert? - wenn man nur an die einfallsreichen Verse denkt, die er an die Adresse „Oma Krug“ ejakulierte:

    Oma Krug, Oma Krug
    War niemals krank genug
    Um nicht dabei zu sein
    Zumindest im Ortsverein

    Jetzt liegt wohl Erde drauf, der Deckel ist zu,
    Nach so’nem Treiben braucht man seine Ruh.

    Oma Krug, Oma Krug
    Ist niemals tot genug,
    Um nicht dabei zu sein
    Zumindest im Ortsverein.

    Der durchschaubar inszenierte Dialog Dehms, mit der clownesken, besser wäre, lebenden Burlesken auf zwei Beinen Andert, der seine Existenz momentan mit Behauptungen aus berufenen Mündern, nämlich denen des Ehepaares Honeckers, zum Verhältnis Biermann/Margot Feist, später Honecker, aufzuwerten versucht und dabei, wie Günter Wallraff jüngst meinte, einen Rufmord begeht, dieser Andert klampfte sich durch die ersten Minuten mit einem Bekenntnis zum positiven Rassismus. So trug er mit seiner nichtvorhandenen Sangesstimme - seit jeher nicht befähigt zu irgendeiner Modulation - einen kruden sozialkitschigen Klischee-Text vor, der ungefähr, zusammengerafft, so ging: „Gott brannte den ersten Menschen zu schwarz, den zweiten zu weiß, aber beim dritten Versuch schuf er uns – sagte die alte Zigeunerin“. So sieht sie aus, die Welt des Klosterschülers und ML-Studenten Andert.


    Blumen für die Hausgemeinschaft, Andert-Schallplatte

    Ach ja, dieser Andert! Ausgerechnet er sollte also zum Afghanistan-Krieg, seine nichtvorhandene Erfahrung als Friedensblödel und Liliput-Gandhi vorexerzieren; und dies vor einem Publikum, welches zu 80 % aus Rentnern der alten Parteimeute und 20 % des grenzdebilen, aber auch nicht wesentlich jüngeren Nachwuchses bestand.

    Sicher, seine alten Lieder konnte „das Schwein“, wie ich jemanden dieser Tage über ihn urteilten hörte, leider nicht singen – seine Taktik wäre im Dämmerlicht der Räume im Restaurant „Neues Deutschland“, als dort ausgebrütete Taktik dahingeschmolzen, erinnern wir uns doch zu gut an seine selbstgewerkelten Weisen, die mal langhaarige englische Jungen, mal französische Bordellsucher diffamierten, aber meist so daherkamen, -

    Ich geh` mit meiner Uniform spazieren
    Ich habe heute Ausgang bis um acht

    500 Mann in unserer Kaserne
    Und Schützenpanzer SP sechs Strich zwo
    Dazu noch 30 FlaRas, sehr moderne
    Nur keine Angst, ich sage schon nicht wo
    Zu Hause lernte man uns Freundlichkeiten
    Hier lernen wir den Schützenpanzer drehn
    Und von Raketen die Geschwindigkeiten
    Wir lernen beides gleichzeitig verstehn.

    Ich geh` mit meiner Uniform spazieren
    Ich habe heute Ausgang bis um acht
    Wie immer wird auch heute nichts passieren
    Doch ihr könnt ruhig schlafen heute nacht.

    Dieser exklusive Mut, der neben der Verhöhnung des anscheinend auch von ihm als senil eingeschätzten Publikums, auch das jüngere, ob des kurzen Gedächtnisses irrlichten will, dieser Schlawiner des parteiinternen Frühschoppens im vermeintlich geschlossenen Kreis, taugt angesichts dieser Knittelei, sowenig zum Kriegsgegner wie „Frau“ Alice Schwarzer zum Boxenluder *g* . Noch ein Beispiel für die Staunenden -

    Wir schützen gemeinsam gemeinsame Schienen
    Ein Sowjetsoldat muß drei Jahre dienen
    Wir Waffenbrüder die Hälfte.
    Wir lernen die Konjugation von idti
    Und behalten die Fälle von putj fast nie
    Doch Russisch lernen ist Pflicht
    Denn das ist die Sprache der Weltraumflieger
    Die Sprache unserer Klassenbrüder
    Und die vergessen wir nicht.

    Und wie reflektierte Andert den Einmarsch des Warschauer Paktes in die CSSR 1968? Er lässt einen fiktiven tschechischen Jungen einen ebensolchen Aufsatz schreiben, RGW-Lied:

    „Andere machten sich nämlich Gedanken und behaupteten mit zweitausend Worten, dass unser Bier schlecht sei, weil die Bierfässer den Arbeitern gehörten. Viele glaubten ihnen, plapperten sie nach, wollten die Grenzpfähle ausgraben, um die Bierfässer zu verschenken. Wieder kam die rote Armee, diesmal mit Verstärkung. Sie setzte die Grenzpfähle in Cheb und in den Köpfen wieder richtig, und daraufhin tranken wir unser Bier öfter mit Freunden und merkten, dass es eigentlich ganz gut schmeckte.“

    Die beiden urdemokratisch-sozialistischen Figuren Dehm und Andert, schoben denn auch aus aktuellem Anlass das eigentlich, dank der erfolgreichen Alliierten, erledigte Thema Afghanistan beiseite und höhnten, litten und erröteten über das Thema Biermann, dem das „Verlautbarungsorgan des Bundesnachrichtendienstes, der Spiegel“ (Zitat Dehm), viel zu viel Platz eingeräumt hätte und über den man in den letzten Tagen in penetrantester Form überall gestolpert wäre – angewidert blickte der Andert den Dehm an! Doch nun solle der Reinhold mal erzählen, was ihm Margot Honecker, die gepeinigte, so alles über ihren alten Bekannten erzählte. Andert legte los, rührte hier den Wende-Quark, mixte dort ein Legendchen bei, streute auch nicht Nachvollziehbares ein, kurzum, stellte seine Melange aus fremdinjiziertem Honecker-Schmus als Recherche dar, laut greinend im schwachzähligem Chor mit Dehm, niemand hätte Werbung für sein (Anderts) Buch machen wollen. Dabei, so Dehm, würde doch nun klar sein, dass Biermann die Ausbürgerung gemeinsam mit Margot Honecker als „PR-Gag“ inszeniert habe.

    Es reichte. Ich meldete mich, ordnungsgemäß, parteigerecht, wie es sich für einen Wortbeitrag gehört. Dehm schüttelte den Kopf, Andert schickte sich an, weiter zu plappern, Dehm pflichtete ihm höhnend bei, wie Wolf Biermann der seit Kindertagen bekannten Margot Feist/Honecker, Lieder zu deren Gaudi vorgetragen hätte usw.. Nun fiel ich ihm ins Wort; begrüßenswert wäre dieses aktuelle Thema der Biermann-Ausbürgerung, denn das Thema Afghanistan habe sich ja schon erledigt, hier aber würden Lügen verbreitet. Andert schwieg. Dehm griff das Mikro fester, wurde energischer; hier dürfe nicht diskutiert werden, das hätte man noch nie gemacht. Ich wäre zum ersten Mal hier, antworte ich und fände eine Diskussion erheblich sinnvoller, erst recht, da hier Unsinn geredet würde. Übrigens gäbe es ein interessantes neues Buch zur Ausbürgerung. Andert blich vor sich hin und her. Dehm benutzte nun ohne jegliche Scheu die Macht des Mikros um mich zu übertönen, meinte also gut, „Die Ausbürgerung“ heißt das, aber nun machen wir weiter. „Warum scheut man hier die Diskussion?“ fragte ich, rufend, und: „Es scheint sich nichts geändert zu haben!“ „Nein, es hat sich nichts geändert“, höhnte der nassforsche Dehm ziemlich einsilbig, während Andert seine Brille zurechtrückte.

    Inzwischen brachen Tumulte unter den Rentner aus: „Schmeißt sie raus! Ruhe jetzt!“ Nach all meinen Erfahrungen mit der P“DS“ sah ich nun den Zeitpunkt des schwungvollen Abganges gekommen, nicht ohne laut zu bemerken, hier säßen Spitzel und Lügner an einem Tisch um eine lächerliche Show abzuziehen, - ging dann aber hinaus. Einem anwesenden KONKRET-Autor (Mathias Wedel) erklärte ich noch kurz meine Motivation und zog es dann vor, Brechts-Wohnung, sein Sterbezimmer und sein Grab an und auf der Chausseestraße zu besuchen, noch vor dem Museum am Checkpoint Charlie. Ein schöner Sonntagmittag, am Ende einer ereignisreichen Woche, ging zu Ende.

    TK in der Stunde nach der gelungenen „konstruktiv-stragetischen Störung“:

    Kommentar von Campo-News — 22. August 2005 @ 09:20

  2. Kommentar von Campo-News — 22. August 2005 @ 09:50

  3. Hätte der Ex-Stalinist Hans Christoph Buch bereits im März 1999 Partei gegen den “religiös verbrämten Faschismus” islamischer US-Verbündeter ergriffen, wäre ich in der Lage, für diesen “homo politicus”, trotz seiner kommunistischen Verirrungen, ein Gran an Respekt aufzubringen. Abgesehen davon, daß sich der polemische Anti-Pazifismus (nicht nur) Buchs (als eines publizistischen Sprachrohrs rot-grüner Bombenkriegshumanitaristen) 1999 völlig umstandslos ausschließlich gegen die OPFER islamischer Expansionsbestrebungen richtete, legt die - verharmlosende! - Qualifizierung des radikal-islamistischen Totalitarismus als einer Variante des “Faschismus” wieder einmal Zeugnis ab über einen pejorativ gewendeten Eurozentrismus, der in der europäischen Geschichte insbesondere der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Wurzeln allen globalen Ãœbels (einschließlich des “Islamofaschismus”) zu sehen vermeint.

    Kommentar von Digenis Akritas — 22. August 2005 @ 18:19

  4. Auch an dieses Thema muss immer und immer wieder aufs neue erinnert werden!

    Damals wurde es jedem westdeutschen Linken bewusst, dass der sozialistische Arbeiter und Bauernstaat noch nicht einmal gegenüber Linken mit von der Parteilinie abweichenden Ansichten Toleranz zeigte. Jedem westdeutschen Linken war von diesem Moment an klar, dass die sogenannte DDR auch ihn nicht von Repressalien verschont hätte. Mit dem Fall Biermann nahm die Unterstützung der Kommunisten der DKP und ihrer Tarnorganisationen VVN&Co rapide ab!

    Der aktuelle “Der Spiegel” Nr. 34 2005, enthält zwei interessante Artikel: “Beim Werben um ostdeutsche Wähler verdrängen alle Parteien das wahre Problem” und “Die Wiederauferstehung des Karl Marx”. Höchst interessant.

    Nach Stoibers mutigem Einsatz beginnt das von der politischen Gesellschaft selbst verhängte Tabu um die Demokratiedefizite grosser Teile der Ostdeutschen zu bröckeln!

    Ein echter Fortschritt, obgleich natürlich “Der Spiegel” einige analytische Fehler macht und, den üblichen linken Reflexen folgend, die Kommunisten mit den wirtschaftlich Gescheiterten verwechselt. Aber immerhin glotzt die hässliche Fratze von Marx den Bürger aus nahezu jedem Zeitschriftenladen an. Und das ist gut so. Der Bürger soll und muss begreifen, was sich da Böses in seinem Lande zusammenbraut!

    Kommentar von nfreimann — 22. August 2005 @ 18:31

  5. Wie bitte? Buch soll ein Stalinist gewesen sein?! Wie laut soll ich da lachen?

    Dass ist alles, was du zu dem Thema zu sagen hast: Ausgerechnet DAS!?

    Kommentar von Campo-News — 23. August 2005 @ 12:20

  6. Es dürfte keine abwegige Interpretation Deiner “Blütenlese” betreffend Biermann, Buch und Co. sein, daß Du eine Kontinuität von der Desavouierung des totalitären Staatssozialismus zu der Kritik an der pseudo-pazifistischen Agitation einer (post-totalitären) Linken, die selbst den militärischen Sturz des klerikalfaschistischen Taliban-Regimes verurteilte, vor Augen führst. So weit, so gut. Auch ich bin der Auffassung, daß nur derjenige politisch und moralisch glaubwürdig seinen Abscheu vor EINER Variante der totalitaristischen Trias Nationalsozialismus – Marxismus-Leninismus – Islamismus zu bekunden imstande ist, wenn er auch die jeweils anderen beiden Varianten in den Blick nimmt, da zwischen den genannten Formen totalitärer Herrschaft ein enger historischer Nexus nicht in Abrede zu stellen ist.

    Nun verkörpern allerdings “Intellektuelle” wie Buch, der sich durchaus gelegentlich in eleganter Weise dem pro-totalitaristischen “mainstream” der literarischen “Linken” der Bundesrepublik zu entziehen weiß, alles andere, als eine verläßliche Gegnerschaft zum Totalitarismus jeglicher Varianz. Vielmehr legen Sie – ungeachtet ihres sympathischen Protests gegen die Biermann-Ausbürgerung oder des ebenso sympathischen Eintretens für eine Befreiung Afghanistans von der atavistischen Taliban-Theokratie – eine gewisse KONTINUITÄT an den Tag, wenn sie sich zwar – mit Recht – über die heuchlerischen Betroffenheitsbekundungen der Grass und Co. über die US-Militäraktionen gegen die Taliban ereifern, während sie jedoch andererseits Jugoslawien und Rußland verurteil(t)en, wenn diese “nicht-westlichen” Staaten sich unter Einbeziehung militärischer Mittel IN EIGENEM STAATSGEBIET gegen islamische Gewaltsezessionisten zur Wehr setz(t)en: Die selektive Wahrnehmung des globalen Hegemonialanspruchs islamistischer Mordbrenner durch den gegenwärtigen Buch korrespondiert der selektiven Wahrnehmung staatssozialistischen Unrechts durch eine Reihe herausragender bundesrepublikanischer Linker bis zum Zusammenbruch der sozialistischen Gewaltherrschaft im Osten Europas – einer Selektivität, die in dem Gemeinplatz, (erst) die Ausbürgerung Biermanns – also eines damals im Kern NICHT fundamentaloppositionellen “Störenfrieds” - habe “linken Idealisten” die Augen über den kriminellen Charakter einer Diktatur geöffnet, die sich tatsächlich von Anfang an auf nackten Terror gründete, in hervorragender Weise dokumentiert ist.

    Kommentar von Digenis Akritas — 23. August 2005 @ 13:14

  7. Noch immer fehlt mir der Beleg für die Charakterisierung Buchs als “Stalinist”.

    Nochmal: Niemand verurteilt Russland, wenn es berechtigte Maßnahmen gegen den Terror ausübt, wohl aber müssen innenpolitische De-Demokratisierungs-Tendenzen, sowie in manchen Fällen mangelhafte De-Eskalierungs-Strategien angesprochen werden. Abgesehen von falschen außenpolitischen Äußerungen und Handlungen. Doch das ist hier nicht das Thema, sondern: Die PDS ist die Partei, in der sich weite Teile der Mitgliederschaft noch immer nicht dazu durchringen können, die verbrecherische Maßnahme gegen Biermann zu verurteilen. Sie sind also Komplizen der Verbrecher im Geiste, völlig unverändert, siehe auch diesen Artikel, der in einem Unterpunkt über eine meiner Lesungen in Spanien Auskunft gibt - http://www.campodecriptana.de/blog/2005/04/27/130.html

    TK

    Kommentar von Campo-News — 24. August 2005 @ 08:09

  8. “Niemand verurteilt Russland, wenn es berechtigte Maßnahmen gegen den Terror ausübt, wohl aber müssen innenpolitische De-Demokratisierungs-Tendenzen, sowie in manchen Fällen mangelhafte De-Eskalierungs-Strategien angesprochen werden.”

    Zwar muß die Behauptung, “niemand” verurteile Rußlands notwendige und legitime Anti-Terror-Maßnahmen, als ein Ausdruck niederer Gesinnung gewertet werden, da sie diejenigen, die - wie etwa Tilman Zülch, der den Kindermassenmord von Beslan eine “verbrecherische Reaktion [sic!]” auf die russische Tschetschenien-Politik nannte und in Anbetracht dieses erneuten Ausdrucks islamistischer Barbarei allen Ernstes danach verlangte, auch Putin vor ein “Tribunal” zu stellen, entschuldet: Wer - in Kenntnis neonazistischer und islamistischer Propaganda - behauptet, “niemand” leugne Auschwitz, von dem wird nicht erwartet werden können, daß er sich den antisemitischen Hetzern argumentativ entgegen stellt, da es sie ja gar nicht geben darf; wer in Kenntnis der fiesen antirussischen Proklamationen beispielsweise der deutschen Außenpolitiker Bütikofer und Pflüger, die im September 2004 - unmittelbar nach “Beslan” - sachlich zumindest weit überzogene Anschuldigungen gegen Moskau unterstützten und die sich auf der anderen Seite NIEMALS zur prinzipiellen Notwendigkeit und Legitimität der politischen Ausschaltung des mörderischen tschetschenischen Gewaltsezessionismus bekannten, keine pro-terroristischen Sympathisanten der Maschadow-Bande (in der “westlichen Öffentlichkeit”) erkennt, macht sich objektiv zum Komplizen der widerwärtigsten Strolche, die die Menschheitsgeschichte vorzuweisen hat.

    Kommentar von Digenis Akritas — 24. August 2005 @ 18:37

  9. “Niemand” scheint dann wohl nicht zu stimmen, wenn ich z.B. Herrn Zülch lese - die Äußerungen der deutschen Außenpolitiker sind differenzierter zu sehen, doch möchte ich dies nicht schon wiederausführen müssen.

    Es geht hier um die politischen Teufel der PDS!

    Kommentar von Campo-News — 25. August 2005 @ 13:56

  10. Stellen Sie sich einmal vor, in einem Zustand des Fehlens einer funktionierenden Staatsgewalt sähe ein Familienvater sich veranlaßt, im Nachbarhaus, das ihm gehörte, wenngleich er es drei Jahre zuvor - mangels Autorität - seinen Mietern einer schrankenlosen Selbstverwaltung hatte überlassen müssen, nun doch gewaltsam einzuschreiten, weil das Familienoberhaupt dieses Nachbarhauses die ihm Unterworfenen - vor allem seine Frau und seine Töchter - in übelster Weise mißhandelte und zudem in dreister Weise die Besitzrechte des VERMIETERS auch in dem von diesem bewohnten Haus durch Ãœbergriffe in Frage gestellt hatte. Stellen Sie sich desweiteren vor, ausgerechnet der Strolch, der seine eigene Frau und seine eigenen Töchter vergewaltigte und auch seine Söhne mißhandelte, legte dem eingreifenden Vermieter eine Verletzung seiner “Privatsphäre” und sogar seiner “Menschenrechte” zur Last und ließe sich von anderen Strolchen, denen der Vermieter bereits vor langer Zeit Hausverbot erteilt hatte, bewaffnen, um die Kinder des Vermieters in Geiselhaft zu nehmen und sie, als der Vermieter nicht von der Gültigkeit seiner Eigentumsrechte abzurücken sich bereit zeigte, feige ermorden zu lassen. Inwiefern machte es in diesem Falle einen Unterschied, ob ein Dritter die Ermordung der Kinder des Vermieters eine “verbrecherische Reaktion” auf das Handeln des Vermieters gegenüber dem Strolch, der seine Mieterrechte mißbrauchte und seine eigene Familie terrorisierte, nennte, oder ob er den Kindermassenmord als (durch den Vermieter und dessen Familienangehörige) “auch selbst verursacht” titulierte.

    Natürlich leuchtet auf den ersten Blick ein, daß in beiden Fällen das Opfer von Unrecht und Gewalt als deren Urheber stigmatisiert werden soll, wobei in beiden Fällen der Ankläger des Opfers zu feige ist, sich VORBEHALTLOS mit dem Täter zu solidarisieren, indem er eine “NICHTverbrecherische Reaktion” resp. eine “NUR selbst verursachte” Gewalt postulierte.

    Kommentar von Digenis Akritas — 28. August 2005 @ 23:22

  11. Ich tauche in dieser Kollage als “konkret-Redakteur Mathias Wedel” auf. Ich erkläre hiermit, nie Redakteur bei konkret gewesen zu sein. Mathias Wedel

    Kommentar von Mathias Wedel — 12. September 2005 @ 16:28

  12. Stimmt. “Konkret-Autor” muss es heißen (und natürlich EULENSPIEGEL). Ich habe es geändert.

    Ees müsste aber auch “Collage” heißen, denn diese ist das Ding, das man zusammenstellt, während Kollagen (komplett deutsch gesprochen mit Betonung auf gen), das ist, was man aufschmiert, damit z.B. - ach was, das erklär´ ich jetzt nicht.

    Aber lustig und listig war es doch.

    Gruß, TK - auch dies, und es ist, siehe Broder, sehr aktuell

    Kommentar von Campo-News — 12. September 2005 @ 16:51

  13. Habe Biermann in Chausseestr. 13 besucht. Wegen DDR und Stasi hat er schon vor Ausbürgerung kein Blatt mehr vor den Mund genommen!

    Kommentar von fakten-fiktionen — 13. September 2005 @ 13:36

  14. Nr. 131 muss es heißen. Warum aber verlinkst du jetzt noch Blogs, gegen die jene Stasi eine basisdemokratische Truppe war?
    TK

    Kommentar von Campo-News — 13. September 2005 @ 13:54

  15. Ein Spiegel-online-Artikel nach dem schon sechs Seiten in der noch aktuellen Ausgabe über das inzwischen 30(!) Jahre zurückliegende Ereignis abgedruckt wurden.

    Kommentar von Campo-News — 4. November 2006 @ 13:57

  16. Im Beitrag schrieb ich ja auch über Rudi Dutschke. Ja, dieser Interviewteil z.B. hört sich gut an. Was auffällt, ist die Art und Weise, wie damals diskutiert wurde: Ohne Dauerlächeln, direkt, unprätiös, subjektiv redlich. Natürlich springt er, stolpert wie immer bei Sprechen, formt Worte ungewöhnlich mit einer eigenartigen Wortmelodik, spricht so schnell, wie er auch denkt. Angstfrei (Repessionsfrei würde er gesagt haben) ist das Zauberwort, das vor allem jene, die dann doch durch und mit ihm an die Macht kamen, erst richtig zur Bedeutung verhalf.

    Kommentar von Campo-News — 11. Februar 2010 @ 09:25

  17. Gegen die Käßmänner und Käßfrauen dieser Republik! Im aktuellen Spiegel schreibt Wolf Biermann in bekannt treffender Weise über Bertolt Brecht und die DDR. Sein Aufsatz endet sinngemäß, Brecht sei kein Kommunist gewesen. Unter dem Strich stimme ich zu (er war es auch keinesfalls bis zur Dreigroschenoper 1928, man schaue sich seine Bemerkungen dort zum Sozialkitsch an), vor allem aber war er kein verlogener Heuchler wie die heutige Linke und würde Frau Käßmann mit seinen Sätzen in den Ohren dröhnen. Auffällig sind es fast nur Ex-Linke, die den Konservativen voraus haben, niemals im Kirchentagsmodus der Käßmänner untergegangen zu sein und die darum noch wissen, dass der Kampf um die Freiheit geführt werden muss.

    Der Padre: Für mich gilt das Wort unseren Herrn: Du sollst nicht töten.
    Der Arbeiter zum Padre: Wenn Sie zum Beispiel einem Mann, der gerade getötet werden soll und sich verteidigen will, mit dem Wort in den Arm fallen: Du sollst nicht töten!, so dass er wie ein Huhn abgeschlachtet werden kann, dann nehmen Sie vielleicht an diesem Kampfe doch teil, ich meine, in ihrer Weise.
    Der Padre: Ich kann nur bitten.
    Der Arbeiter: Ja, das ist die Neuralität. Sie sind doch auch neutral?
    Der Padre: Wie meinen Sie das?
    Der Arbeiter: Nun, für Nichteinmischung. Und indem Sie für Nichteinmischung sind, billigen Sie im Grund jedes Blutbad…
    Der Padre: (mit abwehrenden Händen in Kopfhöhe): Ich billige es nicht!
    Der Arbeiter: Lassen Sie ihre Hände einen Augenblick oben….Es fällt mir auf, daß die Haltung, mit der man etwas missbilligt, so schrecklich der Haltung gleicht, mit der man kapituliert. Ich habe oft gelesen, daß Leute, die ihre Hände in Unschuld waschen, dies in blutigen Schüsseln tun. Man sieht es den Händen danach an.

    Aus „Die Gewehre der Frau Carrar“, Bertolt Brecht -https://www.youtube.com/watch?v=2CZgXSAAhis

    Kommentar von Campo-News — 13. August 2014 @ 12:25

  18. Portrait eines Monopolbürokraten

    Von deinen Lippen wehen uns die Fahnen aus Rotwein.

    Verraten dir deine Spitzel nicht, was die Männer von der Müllabfuhr sagen, wenn sie dich vorbeiflüchten sehen in einer Kolonne aus kugelsicheren Staatslimousinen, versteckt hinter Gardinen in den nächsten Bürobunker?

    Die Arbeiter schützen sich vor deiner Rache. Warum sonst halten sie die Hand vor den Mund, wennn sie einen Witz über dich erzählen?

    Die Zeitungsschreiber verachten dich, denn so übertrieben loben sie dich, dass jeder Plattkopf über dich grinsen muss.

    Die Kinder fürchten sich vor dir. In der Schule gibt es Ärger und schlechte Noten wenn sie sagen, was sie zu Haus´ über dich aufgeschnappt haben.

    Warum geht dir das Volk so auf den Wecker?

    Warum schlägt dir die Wahrheit so auf den Magen?

    Dieses Gedicht, warum empört es dich?

    Warum zitterst du so…?

    Den Biermann-Text “Portrait eines Monopolbürokraten” kann man nur der Aufzeichnung des Kölner Konzertes von 1976 entnehmen, ansonsten ist er total verschwunden. Dabei trifft er doch die Situation von heute auf den Kopf. Darum dies als Auszug.

    Kommentar von Campo-News — 27. Mai 2016 @ 09:57

  19. http://www.welt.de/debatte/kommentare/article155654093/Es-ist-mein-Freundes-Land-meines-Sohnes-Land.html

    Brüning: Ja, schon. Ich fühlte mich erst mutig, als ich unterschrieb, ich hatte Gänsehaut, ich fror. Ich dachte, dieses Gefühl hält lange an. Dann, in die Enge getrieben, war das ein bisschen anders. Letztlich war Biermanns Ausbürgerung der Anfang vom Ende der DDR, ab da fing es an zu bröckeln. http://www.spiegel.de/kultur/musik/uschi-bruening-fuer-mich-war-die-wende-mehr-abbruch-als-aufbruch-a-1254739.html

    Kommentar von Campo-News — 27. Mai 2016 @ 13:21

  20. Also zum Beispiel Kanzlerin und Bundespräsident im vollgepfropften Berliner Ensemble (so eine Art Virus-Wandlitz) zu Wolf Biermanns fünfundachtzigstem Geburtstag. Während die Hausarrest-Pläne fürs gemeine Volk schon in der Schublade lagen https://www.achgut.com/artikel/die_anti_corona_mogelpackungs_industrie

    Kommentar von Campo-News — 6. März 2022 @ 06:47

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