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3. Juli 2005

Andalusien, Marokko und Gibraltar: Wo sich Europa und Afrika berühren - Teil III

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 18:14

Tarifa, Tanger, Gibraltar – drei Städte, zwei Kontinente, drei völlig unterschiedliche Gesellschaften

Teil I Andalusien
Teil II Afrika

Zurück geht es nach Europa, der nächste Höhepunkt folgt: Gibraltar. Ein 6,5 qkm kleines Fleckchen am Ende des Kontinents, das zudem beinahe zur Hälfte aus einem bis zu 426 Meter steil aufsteigenden Felsen – „The Rock“ – besteht. Der Anführer der Mauren, die im 8. Jahrhundert Spanien überfielen, hieß Tarik. So wurde der Fleck als „Gibel Tariks“ – Berg Tariks – benannt; aus dieser Bezeichnung entstand im Laufe der Jahrhunderte „Gibraltar“.


Der Berg vom größten Platz der kleinen parlamentarischen Monarchie, aus den Beständen des britischen Weltreiches, gesehen

Die Briten eroberten im Spanischen Erbfolgekrieg die Halb-Insel und wehrten im 18. Jahrhundert zwei Rückeroberungen ab, die zweite dauert von Juni 1779 bis Februar 1783. In dieser Zeit fielen 250 000 Bomben und Granaten auf den Landstrich, doch 7000 Engländer trotzten einer vielfachen Überzahl. Fast sämtliche maurische Spuren gingen in diesem Feuersturm verlustig. Aus dieser Zeit stammt jedoch die Legende, die britische Macht in Gibraltar ende dann, wenn die auf dem Felsen lebenden Affen verschwänden. Churchill musste den gefährdeten Bestand der Affen während des 2. Weltkrieges erhöhen, denn mindestens zwei Dutzend sollten es unbedingt sein.


Das 15köpfige Parlament von Gibraltar

Wer die einzigen Affen Europas aus zeitlichen Gründen nicht sehen kann, muss sich mit einem Kuriosum Marke „very british“ begnügen: Männer in weißen kurzen Hosen und weißen Kniestrümpfen. Es sind Marineangehörige, die hin und wieder in dieser Kluft zu sehen sind. So wie die „Bobbys“, die hier, so wie in der Londoner City bekleidet, ihren Dienst schieben – unter der südlichen Sonne des geschrumpften britischen Empires.

Auffallend sind aber auch die vielen traditionell gekleideten Juden im Straßenbild. Zieht man die Soldaten von der Bevölkerungszahl ab, stellten die Juden, neben den Spaniern, Ende des 18. Jahrhunderts die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe – sie waren zahlreicher als die Briten.


Straßenbild

In Gibraltars Innenstadt herrscht reges Treiben. Hier lassen sich viele Waren günstig erwerben, der Souvenirverkauf überwiegt. Museen laden zur Information ein, wer will, kann auch in einem der vielen britischen Pubs ein kühles Beer trinken. Bezahlen kann man durchgängig auch in Euros. Gleichermaßen wird Spanisch und Englisch gesprochen.

Franco meldete Ende der 60er Jahre wieder verstärkt Anspruch auf das Gebiet der Kronkolonie an und nach dem einhelligen Votum der Bewohner Gibraltars zur Eigenständigkeit, ließ er die Grenzen kurzerhand schließen. Auch nach Francos Tod änderte sich zunächst nichts. Der wieder eingesetzte spanische König blieb der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Di fern, da der britische Thronfolger angeblich alle Spanier mit der Ankündigung eines Gibraltarbesuches brüskierte. Die Grenze öffnete komplett erst wieder im Jahre 1985, als Spaniens EU-Mitgliedschaft nahte.

Albert Hammond (It never rains in southern california) wurde in Gibraltar geboren; John Lennon und Yoko Ono heiraten hier im Jahre 1969. Fast provozierend singt Lennon im Beatles Song „The ballad of John and Yoko“ von diesem Moment:
„Peter Brown call to say, you can make it ok
You can get married in Gibraltar near Spain“
„Gibraltar near Spain“, wie kann man in dem Moment, da die Option des spanischen Zugriffes drohte, stärker britisches Selbstbewusstsein demonstrieren?


Die Autorin des Beitrages vor dem Admiral Lord Nelson Denkmal

Vier Tage gehen schnell dahin, wenn die Fülle des Programms kaum durchatmen lässt. Als die Tafel „Comunidad Valencia“ wieder auftaucht, ist es doch schon so etwas wie eine Rückkehr aus fernen Welten in die neue Heimat.

Weitere Informationen bei mail@tanjakrienen.de

5 Kommentare »

  1. Hallo Tanja,
    ich habe Deine Berichte gelesen. Bei einer evtl. Reise werden sie mir sicherlich sehr hilfreich sein. Ich finde sie interessanter als manch andere Reisebeschreibung.
    Liebe Grüße
    Elke

    Kommentar von Elke — 6. März 2006 @ 20:14

  2. Danke, liebe Elke, - alles weitere per Mail, herzlichst, Tanja

    Kommentar von Campo-News — 7. März 2006 @ 08:16

  3. “…und der französische Intellektuelle Bernard-Henri Lévy erholt sich bis heute gern und regelmäßig auf seinem Anwesen in Tanger. Von der Magie der Beat-Poeten, von Interzone und Intellekt, ist in der Stadt heute freilich nichts mehr zu spüren - nicht, wenn man die hohen, oft meterschmalen Gassen der Medina entlangläuft.

    Kommentar von Campo-News — 9. November 2009 @ 15:06

  4. http://www.spiegel.de/reise/staedte/marokko-tipps-fuer-einen-tag-in-tanger-an-der-strasse-von-gibraltar-a-977386.html

    Kommentar von Campo-News — 14. Juli 2014 @ 09:55

  5. http://www.focus.de/politik/ausland/spanien-starker-anstieg-fluechtlingszahlen-haben-sich-an-andalusiens-kueste-mehr-als-verdoppelt_id_7604708.html

    Kommentar von Campo-News — 18. September 2017 @ 13:35

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