CAMPO NEWS-Nr. 6 und “Der bayerische Wald an der Costa Blanca”, sowie etwas über die “Internationalen Brigaden”
Die zurückliegende, ereignisreiche Woche, wird sich hier demnächst noch inhaltlich präsentieren. Ich bitte um etwas Geduld.
Es gibt eine neue Print-Kolumne aus der CBZ, die in “CAMPO in den Medien” nachzulesen ist - ganz unten auf der Seite Kolumne
Dazu kommt ein kurzer Leserbrief in der CBN, der nur auf der TK-Site Hier zu sehen ist, unter “Politik”, Seite 4, letzte Einstellung.
Beide Texte können aber in voller Länge hier nachgelesen werden. Bitte -
Der bayrische Wald an der Costa Blanca
Die beiden Liedermacher Schobert und Black sagten mal in einem ihrer Programme, man habe sie in Bayern belehrt, sie dürften in einem Lied nicht singen „Im bayrischen Wald“, sondern: Im bayerischen Wult! Das würde irgendeinen schwerwiegenden Unterschiede ausmachen, aber sie würden das gerne singen, auch wenn sich nun das Lied nicht mehr reime.
Nun, wir kennen das ja schon von der Costa Blanca. Da steht dann auf den Straßenschildern nicht Alicante, sondern Alacant. Hier haben sich die bayerischen „Wult“-Freunde also schon durchgesetzt. Ich stelle mir vor, dass würde auch in Deutschland umgesetzt, dann ständen dort Wegweiser wie „Kölle“ (Köln), „Schtuttgaat“ (Stuttgart) „Hässä“ (Hessen) oder Doatmund (Dortmund). Hm.
Wir Preußen kennen das ja noch vom Hörensagen: Früher musste man sich schon besonders oft in der Krachledernden auf der Dorfstraße zeigen, beim Schützenfest gleich zwei Fässer Bier aussaufen, drei „fesche Maderl“ vernaschen und vier Fingerhakeln-Wettberbe an einem Tag hintereinander gewinnen, bis man als „Z´greißter“ endlich – mit viel Glück - nach einem halben Jahrhundert als „Uonhoamischa“ anerkannt wurde. Doch während die Bayern sich letztlich schiedlich friedlich in ihre Schicksal fügten, und die großen Schrotgewehre nur noch bei Folkore-Abenden oder an der Wand präsentieren, machen die Regionalisten hier in Spanien mobil.
Die Spitze des Eisberges konnte man in einem Interview mit einem Vertreter des nationalen valenzianischen Blogs vernehmen, der sogar als Kulturstadtrat in Denia tätig ist (in einer Koalition mit den Sozialisten). Er sagte: „Wir sind es leid, spanisch sprechen zu müssen. Ich habe ein Recht darauf, in meiner Sprache zu kommunizieren, und niemand kann von mir verlangen, dass ich ins Spanische übersetze. Bei einem offiziellen Termin, werde ich stets valencianisch sprechen, weil es meine Sprache ist. Und weil ausländischen Residenten damit klar machen möchte, dass sie valencianisch lernen müssen, wenn sie hier leben. Nehmen Sie es als eine Botschaft an ihre Landsleute: Das Land, in dem leben ist Valencia und nicht Spanien. Die Zeit, in der die Realität verschleiert wurde, ist vorbei. Von jetzt an werden wir unsere Identität nicht mehr verleugnen. Wir leben in einer Region mit eigenen Traditionen und mit eigener Geschichte und eigener Sprache. Wer sich hier integrieren möchte, muss das akzeptieren. Was ist wahre Integration. Alles andere ist das Vorspielen einer falschen Realität. Ich bin Nationalist. Ich lebe im Staat Spanien, aber ich für die Freiheit und die Selbstbestimmung meines Landes Valencia.“
Von den Integrationswilligen wird also nicht nur die Erlernung der fremden Sprache gefordert, sondern auch noch einer zweiten, nämlich eines Dialektes, dessen Wortstämme mehr im Französich-Katalonischen zu finden sind, denn im verhassten Castelleno. Als eingewanderte Deutsche wissen wir die vielerorts freundliche Art der Spanier zu schätzen, jener Spanier, die wissen, dass mit dem Tourismus und den zugezogenen Ausländern ein nicht unerheblicher ökonomischer Aufschwung in eine früher recht gottverlassene Gegend einzog. Doch diese Ansprache klingt wenig einladend.
Anderenorts wird mit noch härteren Bandagen gekämpft. So eben ist z.B: im Baskenland die gerade verbotene Eta nahe Batasuna in Form einer kommunistischen Sekte wiederauferstanden. Nun werden wir wohl mit weiteren Aktivitäten zur Herauslösung des Baskenlandes konfrontiert werden. Nicht anders geht es bei den Katalonen zu. Statt der europäischen Einheit, folgt die Auseinanderdriftung der Regionen. Jeder für sich. Das Trennenden wird betont, das Verbindende abgelehnt, das Fremde gehasst. Die Aussichten könnten besser sein.
Der bayerische Wald gibt sich heute offen. Hier, wo es jetzt noch offen zugeht, darf man hoffen, dass dies so bleibt. Machen wir das Beste daraus.
Tanja Krienen
Internationale Brigaden, Freiwillige der Freiheit
Wollen wir gar nicht langwierig darüber diskutieren, ob die kommunistisch dominierten Interbrigaden wirklich in einen Schwarz-Weiß-Gegensatz zu den Franco-Leuten in Stellung gebracht werden können – schon der Name Thälmann steht gewiss nicht für die Demokratie, denn er war der Umsetzer Stalins Thesen in Deutschland, und auch die in den Brigaden herrschenden Praktik mit anders denkenden Linken umzugehen, kann nicht als leuchtendes Beispiel für ein positives Bild Spaniens stehen; dass viele Kämpfer jedoch in guter Absicht handelten und Franco nicht legitimiert war diesen Bürgerkrieg zu entfachen, steht außer Frage.
Man sollte nicht triumphieren, wenn bis heute viele Bürger Spaniens die dominierende Landesprache ablehnen, sehen wir doch, zu welchen fatalen Entwicklungen dies auch aktuell führen kann und der Einwand, dies habe Franco verursacht, erscheint nicht selten als Argument sekundärer Wahrheit, steht doch der Regionalismus bisweilen für ein militantes und wenig kompromissbereites Programm, das auch ohne Francobezug von weniger eng denken Menschen nicht zu teilen ist.
Aber es ist grundsätzlich falsch zu behaupten, die deutschen Interbrigadisten hätten die spanische Sprache abgelehnt. Sicher sprachen sie hauptsächlich deutsch, wer beherrsche schon damals Fremdsprachen? Gerade die linken Helfer der gewählten spanischen Regierung kamen ja in der Regel aus Arbeiterverhältnissen, und hatten schon mit der eigenen Sprache ihre liebe Müh`. Aber Spanisch war keineswegs verpönt. Ein besonderes Zeugnis legen davon die Lieder des Kieler Arbeiters, Schauspielers und Sängers Ernst Busch (die bekanntestes deutsche Schauspielschule trägt noch immer seinen Namen) ab, der in unzähligen deutschen und spanischen Liedern den Krieg besang. Ich zähle allein mehr als ein Dutzend verschiedener Aufnahmen komplett oder zumindest teilweise in spanischer Sprache gesungen in meiner Sammlung.
Tanja Krienen
“Man sollte nicht triumphieren, wenn bis heute viele Bürger Spaniens die dominierende Landesprache ablehnen, sehen wir doch, zu welchen fatalen Entwicklungen dies auch aktuell führen kann und der Einwand, dies habe Franco verursacht, erscheint nicht selten als Argument sekundärer Wahrheit, steht doch der Regionalismus bisweilen für ein militantes und wenig kompromissbereites Programm, das auch ohne Francobezug von weniger eng denken Menschen nicht zu teilen ist.”
In der Tat erscheint die Behauptung, die Unterdrückungspolitik des Franquismus (auch) gegenüber dem baskischen Bevölkerungsteil Spaniens habe das atavistische Segregationsbestreben des Ethno-Nationalismus der ETA “verursacht”, als in gleichem Maße abwegig, wie die - bei deutschen Freunden völkischer Banditen - mindestens ebenso beliebte These, die UCK sei ein Produkt serbisch/jugoslawischer und die Maschadow-Bande ein Produkt russischer “Unterdrückungspolitik” gegenüber muslimischen Völkerschaften, die kein Wässerchen zu trüben vermöchten.
Kommentar von Digenis Akritas — 18. Mai 2005 @ 23:12
Aus einem Leserbrief an die Wochenzeitung “Junge Freiheit” vom November 1996:
Zu: „Angriffe auf die Freiheit - PDS will deutsche Spanien-Kämpfer als Vorbild ehren“, JF 47/96
Daß die angeblich demokratisch geläuterte SED-Fortsetzungspartei für ihre Genossen aus der „Kampfzeit“ des Spanischen Bürgerkrieges „einen hervorragenden Platz im Geschichtsbild des neuen Deutschland“ fordert, also dem wiedervereinigten Deutschland das Geschichtsbild der „antifaschistisch-demokratischen Ordnung“ aufzuzwingen sucht, halte auch ich für skandalös.
Ihr Kommentar allerdings, der die Brigaden zur Unterstützung des republikanischen Spanien gegen Franco kollektiv als „Banden“ abqualifiziert, auf deren Konto „tausende geschändete Nonnen, grausam ermordete Priester und geplünderte und abgefackelte Kirchen“ gingen, wird leider ebenfalls den geschichtlichen Tatsachen nicht ganz gerecht, denn diese Schandtaten zu Beginn des Bürgerkriegs müssen v. a. den spanischen Anarchisten zugeschrieben werden. Selbst die KP übte damals noch Zurückhaltung, um ihre Glaubwürdigkeit bei den Bürgerlichen als zuverlässiger Bündnispartner gegen den „Faschismus“ unter Beweis zu stellen, und begann erst 1937 ihren Ausrottungsfeldzug gegen Andersdenkende innerhalb des „antifaschistischen“ Waffenbündnisses.
Auf republikanischer Seite, auch in den Reihen der Internationalen Brigaden, kämpften nicht nur Anhänger Stalins, sondern auch viele Humanisten und Demokraten aus dem linken Lager, die der „Volksfront“-Propaganda der Sowjetunion und der Kommunistischen Internationale auf den Leim gegangen waren. Als wichtigste Beispiele seien hier André Malraux (nach dem II. Weltkriege französischer Kulturminister im Kabinett de Gaulles), George Orwell und Willy Brandt angeführt, deren Erfahrungen mit den Handlangern der Sowjetdiktatur sie zu konsequenten Gegnern des Linkstotalitarismus machten. Orwell zeichnete einige Jahre später (1948) in seinem „1984“ in schwärzesten Farben das Wesen des totalen Staates. Willy Brandt erkannte in Spanien: „Ein höheres Gut als Freiheit gibt es nicht, und es muß gegen mehr als eine Seite verteidigt werden.“
Daniel Schikora, München
Kommentar von Digenis Akritas — 19. Mai 2005 @ 11:13
George Orwell jedoch, erlebte in Spanien auch eine politische Umwälzung. Danach war er Antikommunist und zwar aus eben den Gründen, die ich in dem Leserbrief nur andeutete: Die “Genossen Stalinisten” haben genauso gewütet wie die andere Seite. Die anderen Linken wurden im Gefängnis von den “eigenen Leuten” schlimmer behandelt, als die Franco-Leute. Dies hatte Orwell zu genau mitbekommen und zog die Lehren aus der kommunistischen Propaganda.
TK
Kommentar von Campo-News — 19. Mai 2005 @ 16:04
“Die anderen Linken wurden im Gefängnis von den “eigenen Leuten†schlimmer behandelt, als die Franco-Leute.”
Selbst, wenn die Schergen der totalitären Sowjetunion ausschließlich Franquisten gefoltert oder ermordet hätten, würde sich nichts an ihrer Beurteilung als verabscheuungswürdiger Verbrecher gegen die Menschheit ändern. Analog zu dieser Beurteilung könnten die Lageraufseher von Guantanamo oder Abu Ghraib (sowie deren Auftraggeber) sich im Falle einer - bedauerlicherweise nicht zu erhoffenden - rechtsstaatlichen Ahndung ihrer Gewaltverbrechen nicht darauf berufen, daß es sich bei ihren wehrlosen Opfern ihrer Einschätzung nach um tatsächliche Islamisten gehandelt habe, denen “Recht” widerfahre.
Kommentar von Digenis Akritas — 19. Mai 2005 @ 21:30
Man muss nicht immer gleich mit der Keule “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” kommen, es würde ja auch reichen, wenn wir einfach feststellten, dass Verbrechen an bestimmten Menschen und ihrem Milieu geschehen sind.
TK
Kommentar von Campo-News — 20. Mai 2005 @ 07:48
Dummköpfe, libertäre - http://ef-magazin.de/2014/09/04/5706-schottland-mein-staat-bin-ich
Kommentar von Campo-News — 4. September 2014 @ 16:17
Separatismus. Wenn Männer in karierten Röcken Holzklötze herumschleudern, dabei Bierhumpen stemmen und sich darüber definieren, sollte der Weltgeist alarmiert sein. Die Schotten werden sich wohl dennoch nicht von ihrem Plan abhalten lassen lächerlichste Formen einer grotesken Auffassung von Ursprünglichkeit als freiheitliches und abgrenzungswürdiges Element zu feiern und mitsamt ihren Riten in den kalten Hochländereien zu verschwinden. Stimmen sie so ab, ist es nicht schade um sie. Doch traurig ist die virulente und wachsende Dummheit, die ominöse Folklore für wichtiger nimmt als das, was moderne Menschen eint.
Vor zehn Jahren schrieb ich über den wachsenden Separatismus in Spanien. Der Artikel wurde dort und in der “Kanadischen Rundschau” veröffentlicht.
Kommentar von Campo-News — 8. September 2014 @ 14:00
Es klingt wie eine Kindersprache. “Man muss lachen, wenn man sie hört”, schreibt der entsandte Reporter der römischen Zeitung “La Repubblica”. Man spräche dort, als hätten kleine Kinder gerade Kastanien im Mund und redeten gleichwohl drauflos. Nun wäre das ja nicht schlimm, wenn die Veneter untereinander Veneter Platt reden. Aber sie wollen diese sprachliche Eigenart nun zur zweiten Amtssprache erheben. http://www.spiegel.de/politik/ausland/italien-venetien-plant-die-unabhaengigkeit-a-1125219.html
Kommentar von Campo-News — 12. Dezember 2016 @ 07:25