Der gottesfürchtige Gysi
Nun ist es passiert. Nach seinem Herzinfarkt, so werden jetzt viele Genossen munkeln, wäre wohl nicht nur das nicht unwichtige pumpende Organ dort geschädigt, wo man schon immer deren zwei bei Gysi vermutete, sondern, nun sei auch sein Hirn erkrankt.
Hatte er schon nichts anderes zu tun, als einen der ersten öffentlichen Auftritte nach seinem langen Krankenhausaufenthalt bei einer evangelischen Tagung zu verbringen, so muss es ihn wohl dort ob der kargen und kalten Tristesse-Sphäre überkömmen haben, sagte Gysi doch sinngemäß, angesichts des Scheiterns der Linken, könnten heute nur die Kirchen für Moral sorgen. Sein Ausbruch gipfelte in dem Satz: „Auch als Nichtgläubiger fürchte ich eine gottlose Gesellschaft.“
Nun wissen wir es: Wenn einem Linken der Glaube an die volkssozialistische Kraft der Umgestaltung zu einer „friedlichen Welt“ abgeht, so muss er diesen Glauben durch einen anderen ersetzen, denn ohne ein Korsett von Parteirichtlinien kann er nicht leben, und so helfen zuletzt nur eins: die zehn Gebote!
Irgendwie ahnten wir das schon immer, doch dass uns nun Gott statt Marx so offen empfohlen wird, wundert schon ein wenig. Ob dies auch Margot Honecker beherzigen und sich demnächst im Kloster „Zur Jungfrau auf den heiligen Feldern“ melden wird? Wetten werden gern entgegengenommen.
Tanja Krienen
“Es war einmal eine Kellerassel
Die geriet in ein Schlamassel
Der Keller, in dem sie asselte
Brach eines schönen Tages ein
So daß das ganze Haus aus Stein
Ihr auf das Köpfchen prasselte.
Sie soll religiös geworden sein.”
Hat der alte Bertolt Brecht aus den schwarzen Wäldern es nicht wieder einmal perfekt auguriert?
Was dann folgt:
Die Hexe Margot wird in selbigem Walde durch ein von Marie Luise Kaschnitz bereitetes Pilzgericht dahingebracht; so erhält auch die höhere Moral ihre Gerechtigkeit.
Prost und Toast auf Freifrau von Kaschnitz und die alte, machtlose BRD, Euer Max.
Kommentar von Max — 16. März 2005 @ 00:52