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19. April 2005

Die VVN und der Stellvertreter

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 14:20

Rolf Hochhuth, der soeben noch dem als Holocaust-Leugner bezeichneten britischen „Privat-Historiker“ (Wikipedia) David Irving beistand, und die VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten), machen nun eine gemeinsame Veranstaltung. Die Hintergründe sind mehr als bemerkenswert.

Am 8. Mai steht in Hannover eine von der VVN veranstaltete Matinee auf dem Programm, in der Schauspieler Peter Sodann, der unvermeintliche Konstantin Wecker und der Autor Rolf Hochhuth auftreten.

Reichen ja schon mal bei mir Denunziationen, ich sei eine in neonazistischen Bezügen verstrickte Person, weil ich ein handvoll Leserbriefe an die Junge Freiheit schrieb, so war Hochhuth sogar als Autor der Jungen Freiheit aufgefallen, als er einen Nachruf auf Ernst Jünger verfasste und zudem wiederholt als Interviewpartner der rechtskonservativen Zeitung in Erscheinung trat. In der hatte er im März über den im allgemeinen als Holocaust-Leugner bezeichneten Briten Davis Irving, der in Deutschland Einreiseverbot hat, gesagt: “Irving ist ein fabelhafter Pionier der Zeitgeschichte, der großartige Bücher geschrieben hat. Ganz zweifellos ein Historiker von der Größe eines Joachim Fest. Der Vorwurf, er sei ein Holocaustleugner, ist einfach idiotisch!” (Junge Freiheit 08/05, 18. Februar 2005). Gegenüber dem Berliner Tagesspiegel bekräftigte Hochhuth die Parteinahme einen Tag später. Hier sagte er, dass Irving „sehr viel seriöser (sei) als viele deutsche Historiker“. Das Einreiseverbot für Irving führte er auf „Verleumdung“ zurück. Irving, mit dem er eine persönliche Freundschaft pflege, sei ein “ehrenwerter Mann” (Der Tagesspiegel, 19. Februar 2005).

Das alles ist schon komisch, mehr als das wird es, wenn man sieht, welche Figuren bei der VVN im Hintergrund agieren. In Hannover erscheint nämlich auch die Zeitung „Der rechte Rand“, die von Klaus Harbart herausgegeben wird. Es ist der gleiche Klaus Harbart, der bis vor wenigen Wochen Bundesgeschäftsführer der VVN war, die z.B. eine Publikation „Nach den Rechten“ sehen, gestaltet, in der es im Herbst noch hieß: „Die sechste Ausgabe der Zeitschrift “Campo de Criptana” stellt auch rechten Autoren wieder ausreichend Raum zur Verfügung. Herausgegeben wird das Heft von der Ex-PDSlerin Tanja Krienen (früher Unna), die in der Vergangenheit auch Leserbriefe an die “Junge Freiheit” schrieb und dort für ihre neue Zeitschrift warb, nun aus dem spanischen Onil. In der neuesten Ausgabe kommen neben Sarah Wagenknecht (PDS) und Ilka Klein (Mitglied des Europäischen Parlaments bis 2004) auch der Herausgeber der rechten Zeitschrift “eigentümlich frei”, Andre Lichtschlag zu Wort, auch sein Autor David Schah, zugleich Chefredakteur des befreundeten Satiremagazins “Gustloff“, die CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld und Professor Michael Wolffsohn von der Münchener Bundeswehruniversität….“

Wird man also dort schon als Rechte entlarvt, weil man ein paar Leserbriefe(!) an die JF schrieb (mit durchweg widersprechendem Inhalt) und weil die libertären Lichtschlag und Schah, die Unionsabgeordnete Lengsfeld und der konservative Wolfssohn schreiben oder Interviews geben, so paktiert die VVN kurioserweise offen mit Autoren der ansonsten übel geschmähten „neofaschistischen Jungen Freiheit“.

Halten wir fest: Klaus Harbart aus Hannover, Herausgeber von „Der rechte Rand“, einer Postille, die sogar vom Verfassungsschutz als linksextremistisch aufgelistet wird; Klaus Harbart, Ex-Bundesgeschäftsführer der VVN und DER Aktivist in Sachen „Wir drechseln uns einen Faschisten“; Klaus Harbart, dessen Heimatorganisation, die VVN in Hannover, nun einen Bunten Abend mit dem Saddam-Gefolgsleute-Händeschüttler Wecker und dem JF-Autor und Unterstützer Irvings Hochhuth (er entschuldigte sich dafür auf Grund des öffentlichen Drucks eine Woche später) veranstaltet.

Und sonst? Nun, der ehemalige NPDler, Schüler Udo Voigts und Kurze-Hosen-Luder von DVU-Chef Gerhard Frey und heutige K-Gruppen-Aktivist, Jörg Fischer, hatte sich vor wenigen Tagen in einem linken Forum damit gebrüstet, er habe die Lesung im Brecht-Haus von Tanja Krienen im November 2004 verhindert, in gemeinsamer Aktion mit…..nun…..dem damaligen Bundesgeschäftsführer der VVN – kein anderer als besagter Klaus Harbart!!! Fischers Posting lautete im Original und die einzige Frage ist, da wir Fischer kennen, ob die Aktionseinheit wirklich als Fakt zu sehen ist: „An der Verhinderung dieser Provokation war Eike (gemeint ist der homosexuelle Aktivist, Konkret-Autor, Heterophobe und Publizist Eike Stedefeld, Gigi/Röhm, Anm. TK) tatsächlich nicht beteiligt, da waren meine Person und der damalige Bundesgeschäftsführer der VVN/BdA beteiligt - und es war und ist gut, das uns dies gelungen ist.“

Zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass ich, obwohl ich die Hintergründe noch nicht komplett in ihrer ganzen absurden Schmierigkeit kannte, ganz treffend in meiner Erklärung vom November 2004 beschrieb - - -

Das Brechthaus auf den Spuren Stalins

Am 12. November wollte ich, Tanja Krienen, aus meiner gerade erschienenen Biographie „Hammerschläge“, im Brechthaus lesen. Der Vertrag für diese Veranstaltung bestand seit mehr als drei Wochen, Werbung wurde in vielfältiger Weise gemacht. Gestern, zwei Wochen vor dem Veranstaltungstermin, sagte die Leiterin des Brechthauses, Frau Hörnigk, die Lesung unter fadenscheinigen Gründen ab und schickte dem Veranstalter, Herrn Stephan Roth, einen Brief, in dem sie schreibt, sie sähe sich gezwungen die Nutzung der Räume zu kündigen, „da uns zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht bekannt war, welche Inhalte Frau Krienen repräsentiert. Wir haben uns auf ihrer Internetseite sachkundig gemacht und sind zu der Überzeugung gekommen, das die vertretenen Inhalte grundsätzlich der Ausrichtung des Programmes widersprechen. Gesellschaft für Sinn und Form, Literaturforum im Brechthaus“.

Auf meine Nachfragen hin, erklärte die Stellvertreterin von Frau Hörnigk, Frau Conrad, eigentlich habe man „gar nichts Besonderes“ zu beanstanden gehabt, schickte dann nach, „die Radikalität der Haltung“ sei ungewöhnlich, was ja im Grunde „etwas Positives“ wäre, jedoch seien sie „klar antifaschistisch ausgerichtet“. Ob sie denn wisse, dass ich einst die „Demokratischen Sozialisten“ im Westen mitbegründet habe (1982), und Mitglied, ja sogar Kreisvorsitzende der PDS gewesen sei, fragte ich sie, und sie sagte, das wisse sie zwar, jedoch habe man „ein ungutes Gefühl“ und befürchte, ich würde das „Brechthaus instrumentalisieren wollen“.

Was kann sie damit meinen? Nun, und hier liegen wohl die politischen Gründe, sie wussten vorher nicht, dass ich nach meinem Austritt aus der PDS (1999) immer wieder in den Medien auf unsägliche Positionen oder Skandale aufmerksam machte. Auf Grund meiner Kritik an bestimmten Erscheinungsformen des homosexuellen Lebens (CSD), hatte ich mir zudem den (faktisch unbegründeten) Hass des linken Schwulenmilieus zugezogen. Aktuelle Denunziationen aus dem linken Homosexuellenmilieu im Internet, lassen mutmaßen, hier wäre das Umfeld einer Person am Werke, die früher in der NPD, der DVU, und später bei der PDS aktiv wurde (nun in einer kommunistischen Sekte) und mich überall wo es möglich ist, als angeblich „homophobe Person“ outet, resp. diffamiert. Nichts als ein schmutziges Spiel, das einem politischen Rufmord gleichkommt, zumal ich keinerlei Kritik an diesem Milieu äußere, die nicht einen konstruktiven Inhalt besitzt.

Wahrscheinlicher aber ist, dass die angesprochenen Inhalte meines Politik – und Kulturmagazins „CAMPO de Criptana“ nicht passen, das sich grundsätzlich als völlig in der politischen Mitte stehen sieht und Autoren von ganz links bis zum konservativen Spektrum umfasst. Aber: es wird auch kritisch über die PDS und ihres Umfeldes berichtet. Zudem passt den Veranstaltern sicher nicht – und hier kommen wir zum Kern – meine Werbung für ein besseres Verständnis der Politik Israels und der USA.

Nun knüpft das Brechthaus an die Zeit an, die man seit 1989 für beendet hielt: Es wird politisch zensuriert, Verträge gebrochen und willkürlich gehandelt. Wo die Erben der SED Macht besitzen, können sie auch in der Demokratie unliebsame Personen liquidieren. Dem Erbe Bertolt Brechts wird damit zumindest partiell widersprochen, dem Peter Huchels gewiss. Es scheint momentan so, als seien die Verhältnisse in Deutschland: unbeschreiblich!

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