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14. Juni 2010

Öffentlich an(ge)sehen

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 07:27

WM-Fußball in der Westfalenhalle (mit Fotos)

Solange es Fernsehübertragungen gibt, also seit den Olympischen Spielen 1936, schauen Menschen gemeinsam in dafür gesondert eingerichteten Bereichen. Meistens fand und findet dieses mehr oder weniger sinnstiftende Gemeinschaftserlebnis in Gaststätten aller Art statt (und dabei schon „immer auch draußen), manchmal auch in Kinosälen oder Stadien, in Form einer Übertragung auf Leinwänden. Da die Gesellschaft des Spektakels - in der die Unterhaltung immer mehr zur Unten-Haltung mutiert - aber ständig bemüht ist, dem Volk die es umgebende Leere zu füllen um die Ablenkung zu perfektionieren, muss die Hülle immer neu erfunden – und selbstverständlich immer „bunter“, aber auch vorgestanzter - werden. So sind scheinbare „Neuerfindungen“ nötig, obwohl die Inhalte oder Daseinsformen seit „ewiger Zeiten“ existieren. Die nachfolgende Generation weiß jedoch davon nichts, ist als geschichtsloses Subjekt jeglicher Manipulation so ausgesetzt, wie eine Nussschale dem Sturm auf dem Meer. Die Propaganda, die zur WM 2006 einsetzte, will es, dass der krude Begriff des „Public viewing“, als neue Erscheinung zum Repertoire der Fußballbegeisterung an die Spitze geriet.

Das öffentliche Fußballsehen findet nicht selten auf großen Plätzen statt. An einer der größten Veranstaltungen dieser Art kann man in der Westfalenhalle 1 zu Dortmund teilnehmen. 10000 Zuschauer könnten die deutschen Spiele sehen – es waren hier wohl etwa 5000. Nur wenige Steinwürfe von hier, erlebte ich die WM 1974, bei der ich sämtliche vier Spiele in Dortmund sah. Auf den Friedensplatz passen sogar 18000 Menschen. Überall gilt: „Das Mitführen von Vuvuzela-Trompeten ist nicht erlaubt!“

Die Truppe unter den deutschen Farben – jetzt auch mit Kakau - ist also schon einmal Multi-Kulti-Weltmeister, wie es gestern medial tönte. Die Sportreporter bemühen sich den Schaden, den die WM in Augen und Ohren anrichtet, pädagogisch herabzumindern. Ihre Subjektivität ist beeindruckend. Nur der in der Westfalenhalle agierende Einpeitscher Frank Neuenfels war noch offener, als er sich freute, endlich hätten die Serben eins draufbekommen und Ghana gottseidank gewonnen. Man fragt sich, wie so etwas in die Köpfe gelangt? Zwar waren in der Halle Südafrikas-Tröten verboten, doch die Lautsprecheranlage übertrug den archaischen Lärm umso stärker. Bela Rethy, sonst schon kaum auf Grund der Sprachmelodik und der nicht klaren Aussprache, geschweige der Inhalte, kaum zu verstehen, machte die Sache nicht angenehmer. „Es ist Kennedy, nein, es ist nicht Kennedy“, war so ziemlich das Einzige, was ich verstand, entsprach aber genau dem, was man sonst so von ihm hört („Bernd Schneider - links angenommen, links geschossen – die alte Ausbildung in der DDR“)

Ansonsten war die Stimmung gut, wirkte nicht unsympathisch: und natürlich darf man mal ganz doof sein und jubeln. Sofern man die Analysefähigkeit nicht verliert. Der Alltag hat alle eh bald wieder.


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5 Kommentare »

  1. 8000 sollen es laut Spiegel gewesen sein - scheint mir zu hoch gegriffen.

    Im Dortmunder Stadion war die Zuschauerzahl auf 1000 begrenzt, dafür drängten sich in der benachbarten Westfalenhalle schon zum Anpfiff mehr als 8000 Fans.

    Kommentar von Campo-News — 14. Juni 2010 @ 08:19

  2. Günther Netzer bemerkte zur Halbzeit des Spieles Japan-Kamerun, die Afrikaner seien “emotional anfälliger”.

    Kommentar von Campo-News — 14. Juni 2010 @ 17:13

  3. Nun sind die Bilder eingestellt.

    Kommentar von Campo-News — 24. Juni 2010 @ 14:59

  4. So ist es: Dummbratzen! Es geht ihnen nicht um Fußbal, selbst wenn sie in der Sache zufällig mal recht haben. So sind sie, wohin man kommt!

    “Fußballfans oder Eventbesucher?

    Aber sind es überhaupt Fans, die bei solchen Länderspielen ins Stadion kommen? Oder handelt es sich mehrheitlich um jenen Zuschauertypus, der im Vereinsfußball als Eventbesucher bezeichnet wird? Vieles deutet darauf hin, dass die Leute eher wegen des Spektakels kommen, nicht weil sie ihre Mannschaft lieben. Sie singen nicht, sie machen wenig Stimmung. Aber sie bezahlen Geld, und sie wollen unterhalten werden. Größere Zusammenhänge interessieren sie nicht.” Spon

    Kommentar von Campo-News — 30. März 2011 @ 09:25

  5. Aber zurück zu Fanmeile und Public Viewing. Gebrüll, Gedränge, Gezapftes, alle aufgepeitscht, alles laut – wie wirkt das auf jemand, der in puncto Fußball leidenschaftslos ist? Etwa so, wie eine Techno-Party oder ein Metal-Konzert für diejenigen, die damit nichts anfangen können. Also, ehrlich gesagt: Eher pfui, als hui. Allerdings sind Technoten und Metal-Hörer über diese Geringschätzung nicht unglücklich. Wenig würde sie nämlich mehr ärgern, als wenn auf ihren Partys plötzlich ihr oberspießiger Nachbar am Tresen lehnen würde, um danach angetüdelt die Tanzfläche zu entern. Anders beim Fußball. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ganz_deutschland_eben_nicht/

    Kommentar von Campo-News — 24. Juni 2012 @ 08:19

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