Das Auswandererhaus
Bisher Bremerhaven und Umgebung
Länder und Meere, so schön und so weit,
Ferne, zu Märchen und Wundern bereit,
Alle Bilder müssen weichen,
Nichts kann sich mit dir vergleichen!
Dir gilt mein Lied in der Ferne, Heimat
Heimat deine Sterne
Sie strahlen mir auch am fernen Ort.
Was sie sagen, deute ich ja so gerne
Als der Liebe zärtliches Losungswort.
2. Teil: Das Auswandererhaus
Die selbsternannte „Letzte Kneipe vor New York“ lädt in Bremerhavens Hafen ein. Sie verweist auf die Tradition des Ortes, zu dem wir nun kommen.
Das Häuserensemble zwischen Hafen und Innenstadt: Das Auswandererhaus links, das futuristische Klimahaus in der Mitte und das Columbus-Center rechts.
7 Millionen Menschen wanderten über Bremerhaven aus. Besonders Personen, die in die USA eingereisten, dürften sich und ihre Geschichte hier wieder finden, so sie es könnten. Das Fazit zuerst: 6,5 von 10 möglichen Punkten würde ich dem Auswandererhaus geben, also eine “3 +” um es mit einer Schulnote auszudrücken. 10,50 € bezahlt ein Erwachsener, die Fotographie-Erlaubnis kostet 1,50. Zudem erhält man einen „Boarding Pass“ (nun gut, es sind viele internationale Gäste hier und die englische Sprache der kleinste gemeinsame Nenner), außerdem ein elektronisches Kärtchen, um den Weg einer zugeeigneten Person nacherleben zu können. Das E-Kärtchen muss man nach dem Rundgang wieder abgeben.
Unverständlich, warum man durch ein Graffiti übersätes Tor gehen muss um in einem Raum zu landen, der einer Abfahrtshalle aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden wurde. Man wird sagen: So sieht das halt aus? Wo? Was? 1850 ist man durch ein Graffiti verschmiertes Tor gegangen? Und wieso sieht das „jetzt hier“ so aus? Soll DAS „Amerika“ symbolisieren? Und wenn ja, warum am Eingang?
Toll, wie hier eine Abfahrt im 19. Jahrhundert in Szene gesetzt wurde. Die Menschen warten darauf, an Bord gehen zu dürfen. Das Schiff dümpelt im Hafen. Wasser inklusive.
Und so ging es „nach drüben“. Armut war noch Armut, aber der Deutsche bald ein Amerikaner. „Das Schicksal selber in die Hand nehmen“, nannte man das damals noch.
Nun ja, für Ostdeutsche und Freunde des Zeltens ist das ja ein noch immer sehr vertrauter Anblick.
In der großen Sammlung von biographischen Daten lässt sich schön stöbern. Hören auch. Hier findet man auch jene Personen, deren Kärtchen eingangs ausgegeben wurden.
Das Ziel: New York! Feministische Anarchistinnen und Mittellose wurden gar erst nicht hereingelassen. Ihre Bilder sieht man hier in einer Mischung von Abschreckung und ambivalenter Sozialkritik. Ein Glockenton erklingt für jeden neuen Ankömmling.
Gegen Ende werden zwei Filme in einem sehr schönen Kino gezeigt.
Dort sieht man zwei 9 und 14 Minuten lange Streifen, die das Leben einiger noch lebender Auswanderer in New York, sowie Buenos Aires dokumentieren. Darin ist viel von Nazis die Rede, Ultralinke, die man auch in Argentinien verfolgte, kommen überproportional zu Wort, sodass hier von tendenziösen Berichten gesprochen werden kann. Von allgemeiner Freiheitssuche aus allgemeinen deutschen Verhältnisse heraus, war weniger die Rede. Hätte ja sein können, jemand wäre darüber gestolpert, dass Verhältnisse wie in Bremerhaven oder Bremen selber der Grund zur Auswanderung auch in neuerer Zeit gewesen sein könnten. Doch Radio Bremen ist nicht weit und schließlich sind wir hier im kleinsten, aber ewigen SPD-Land Bremen. Denn: die Auswanderungszahlen steigen seit Jahren wieder deutlich an (Kurve)!
Demnächst: Das Klimahaus! Frei nach dem Motto: Tue Böses und rede darüber!
Vorschau: Selbstportrait unter dem Schweizer (!) Gipfelkreuz und was es damit auf sich hat.