Klima – und Auswanderungshaus, Bremerhaven
Ein Bericht in drei Teilen
1. Teil: Bremerhaven und Umgebung Â
Hein Mück aus Bremerhaven ist allen Mädchen treu.
Er hat nur eine feste Braut, aber zwanzig hat er nebenbei.
Die eine in Havanna, die andere in Hawaii
Und auch in Nagasaki wartet eine Butterfly!
Sein Herz ist so groß, das Meer ist weit
Und fort ist er so lange lange Zeit!
Hein Mück aus Bremerhaven hat bei den Mädchen Glück
Doch seine alte Liebe ist und bleibt sein bestes Stück.
Charles Amberg, Gesang Hans Albers
Obwohl die Jahreszeit nicht meine favorisierte ist, nahm ich die Einladung einer an der Nordsee wohnenden Freundin, die dort eine Galerie betreibt, zu einem kurzen Urlaub an, nicht zuletzt, weil ich gern einmal wieder den Norden sehen wollte, denn früher besuchte ich ja häufig Sylt. ICE-Züge meidend, weil zu schnell und gefährlich, fahre ich immer ausschließend mit den Regionalzügen. Im benachbarten (nordrhein)-westfälischen Warburg (der Heimatstadt meines Vaters), setzte mich KHF ab (was drei Stunden Fahrt einsparte, da ich die hessische Strecke Korbach-Kassel überspringen konnte) und so lautete die erste Umsteigestation Altenbeken.
Welch ein Erlebnis! Im Wartesaal Altenbekens, steht die Zeit still. Augen zu und wieder auf – und man wähnt sich auf einer Zeitreise in die 60er Jahre. Wäre es nur wirklich noch einmal möglich…aber ach. Über Lügde (vom Eisenbahn-Lautsprecher wirklich „Lüchte“ gesprochen, doch, wie ich auf der Rückreise über Brilon feststellte, spricht man auch fälschlicherweise Warburg-Scherfede mit einem w, also Scherwede aus). Über Bad Pyrmont (der einstmaligen Enklave des Fürstentums Waldeck-Pyrmont, heute Niedersachsen), ging es weiter durch Hameln bis nach Hannover. Beim Umstieg genehmigte ich mir noch rasch eine verachtenswerte „Bio-Quarktasche“ zu einem unverschämten Preis - der nur in Relation zum ebensolchen Geschmack angemessen gewürdigt werden kann - und fuhr weiter nach Bremen, kurz aus dem Fenster bei  Neustadt am Rübenberge sehend, ob man den R. Enke inzwischen vollständig beseitigte. In Bremen gab es am „Werder-Stand“ eine leckere Currywurst (auch die in Hannover, bei der Rückfahrt genossen, ist zu empfehlen), aber der Aufenthalt war nur kurz, die nächste, vorletzte Etappe nach Bremerhaven-Lehe nicht weniger. Es folgten nämlich nur noch neun Minuten bis zum Nordseebad Wremen (Niedersachsen).
Im Sommer schaut das große, wohl etwa 200 Jahre alte, Bauernhaus so aus.
Wie sehr die Deutschen den “Klimawandel” und den steigenden Mär-Meeresspiegel wirklich als bare Münze nehmen, zeigt sich an der regen Bautätigkeit auf dem Polderland am Deich. Viele Neubauprojekte, reichlich Interessenten, Preise steigend. Das neue Deichgraf-Hotel trotzt der Propaganda und weist in die Zukunft. Der kleine Kutterhafen spielt die Rolle der Vergangenheit in diesem Ensemble. Platt ist das Land sowieso.
Fährt man aus Bremerhaven (Land Bremen) nach Niedersachen, sieht es aus, wie einst an der Zonengrenze. Bremerhaven ist Zollgebiet; kontrolliert werden vor allem Auswärtige. Wir sind Hiesige, nicht Dösige: Mit unserem Cuxhavener Nummernschild haben wir stets freie Fahrt.
Reges Treiben herrscht am Containerhafen. Ladungen werden gelöscht, das Geschäft brummt wieder. CO2 wird gleich im Hafenbecken neutralisiert. Der Captain lacht: Nichts wird so schlimm, wie es kommt. Die neue Aurora liegt vor Anker, geschossen wird heute nicht. Die Stadt fault, der Schiffshund jault und verläuft sich im Nebel.
Bremerhavens Kirche im Zentrum steht. Das Columbus-Center hockt gegenüber. Der Weihnachtsmann füllt Taschen, Backen und das Gemüt. Für die Stadtmusikanten fehlt das Geld, die Katze ist gestrichen.
Demnächst: Das Klimahaus! Frei nach dem Motto: Tue Böses und rede darüber!
Sowie: Das Auswandererhaus.
Vorschau: Selbstportrait unter dem Schweizer (!) Gipfelkreuz und was es damit auf sich hat.
Mutter war Dirne und Vater war Dieb… und Jim machte Dienst auf einem Kutter -
also wurde ich wie Mutter.
Kommentar von Campo-News — 13. Dezember 2009 @ 13:43
In Toplage – direkt am Fuße des Nordseedeichs
Wer die Kleine Hexe betritt, muss helenefischerfest sein. Zu ihr kommen sie alle. Studenten von der Hochschule. Die Frauen mit den Prellungen. Die Trinker mit den Wellensittichaugen. Der reiche Pensionär vom Stadtrand, der hier jede Woche Darts spielt. Die Männer aus dem Hafen, die noch wissen, wie die letzte große Werft bankrott ging und schwarze Fahnen in der Stadt wehten. Vor Gabys Herz sind alle gleich. Sie sitzen am Tresen, an den Tischen mit den Plastiktischdecken https://www.zeit.de/kultur/2017-02/bremerhaven-lehe-stadtviertel-armut-ehrenamt-kuenstlerhaus-heimatreporter/seite-2
Kommentar von Campo-News — 21. Dezember 2009 @ 19:17