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14. Oktober 2008

Marcelke Heiden-Reich-Ranicki

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 09:12

Elke Heidenreich (SPD-Mitglied seit 25 Jahren), war empört über das, was der arme alte Marcel Reich-Ranicki aushalten musste: „Was für eine Zumutung diese armselige, grottendumme Veranstaltung“ für ihn sein müsse.

Kalkulierter Eklat?

EH sprach von jenem ziemlich kalkuliert wirkenden Eklat, der von fern nach guter Vorbereitung und durchaus Willkommen riecht, denn ein bisschen Abwechslung, ein bisschen Ablenkung, kann nicht schaden, schließlich wollen auch Kolumnisten beschäftigt sein. Und so druckt die FAZ, noch eher Frau Heidenreich die „Toten Hosen“ auflegen kann (dazu weiter unten) einen Kommentar, in dem sie die Abläufe durchblicken ließ: „In einem unserer häufigen Telefonate erzählte mir Reich-Ranicki stolz von diesem Fernsehpreis für sein Lebenswerk und sagte, Gottschalk halte die Laudatio. Wir waren uns einig, das der das nicht tun sollte, ich sollte es tun…weil ich näher dran bin, mit Reich-Ranicki mehr zu tun hatte und habe, eine Sendung mache, die in gewisser Weise die seine fortführt.“ Ein Schlingel, der denkt, hier sei auch schon über das Drehbuch zum „Eklat“ nachgedacht worden.

Elke Heidenreich hat selbstverständlich Recht. In seinem dominierenden Strang sind die Fernsehproduktionen, besonders der Unterhaltungssparte dumm, handwerklich dilettantisch und politisch verquast bis gefährlich. Das gilt aber nicht wenig auch für die Handhabung der Literatur, des Theaters mit seinem grausamen Hang zur Verfälschung und „Modernisierung“ und es gilt ebenfalls für die Diskussionskultur – auch in der „realen Politik“. Die Erosion ist überall - als „unterirdische Klopfzeichen“ von mir schon vor Jahren tituliert – zu beobachten: der Boden rutscht, reißt auf und verschlingt alles, was sich bewegte. Aber bei aller Kritik an den öffentlich-rechtlichen Anstalten (welch´ schöne Doppeldeutigkeit liegt in diesen Begriff), diese sind geradezu ein Hyperion im Vergleich zu den „Privaten“, die dafür verantwortlich sind, dass in den letzten fünf Jahren die Dämme auf allen Ebenen des Fernsehens brachen.

Marcels Reich Ranickis Drama, dem die gebürtige Korbacherin Elke Heidenreich die Rezension gleich beifügte, stellt einen Teil des Medienzirkus´ dar. Das System wäre imstande, daraus einen Dauerbrenner zu installieren, eine monatliche, dann wöchentliche, später gar tägliche Show: „Ich breche (Tabu-huhus)“. Wenn ein Broder bei Spiegel-Online Distanz bewahrt, gehört auch das dazu. Es ist nicht bekannt, dass jener einmal deutlich in der Öffentlichkeit zum Ausdruck brachte, wie sehr das Niveau sank, wie denn auch, wenn man gleichzeitig bejubelt, dass Bohlens „Superstar“-Format zurecht den ersten Preis erhalten habe. Das „neoliberale Element“ schätzt ja grundsätzlich den Nicht-Intellektuellen, den Nicht-Grübler, den Nicht-Brecher und Nicht-Brechtler.

Marcelke Heiden-Reich-Ranicki als mediales gesamtkonzeptionelles Werk – selten wurde, angesichts des Schweigens auch jener beiden zum Niedergang in den letzten Jahren, soviel Wind gemacht. „Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen.“ Wie gerne hätte man z.B. das nach dem Eva Herman –Eklat gehört, wie gern angesichts der Talkshows, in denen es um das reine Nichts geht, wie gern nach der Ausstrahlung von TV-Tragödien aller Art?

Da etwa 20 Jahrgänge bereits ihre Gene-Ration, der wahrscheinlich keine Re-Generation folgen wird, an absoluter Verdummung erhielten und im tiefsten Keller von Empfindungen, Wahrnehmungen und Einflüssen sitzen, kann auch eine Frau Heidenreich vom Vergessen zehren und sich zur Kultur-Engel/in aufschwingen. Im August 2006 sagte Frau Heidenreich: „Ich habe die Toten Hosen immer geliebt….Ich habe mich in meinem ganzen Denken den Toten Hosen immer sehr verwandt gefühlt.“ Schlimmer gehst nimmer. 1981 schon, schrieb die Autorin dieser Zeilen: „Ganz kluge Leute haben herausgefunden, dass selbst in den Namen der Gruppe der NDW ein latenter Faschismus durchklingt. So zeigte sich die ansonsten von mir geschätzte Moderatorin des „Kölner Treffs“, Elke Heidenreich, ein bisserle schockiert über Namen wie: Deutsch-Amerikanische Freundschaft, Nachdenkliche Wehrpflichtige, Einstürzende Neubauten, Freiwillige Selbstkontrolle, Wirtschaftswunder, ZK, Hass, Störtrupp, Kriminalitätsförderungsclub, Vrontal und andere. Die Annahme, hierbei könnte es ich um Ironie handeln, ließ sie durch eine genießerische, sorgenvolle Miene, gar nicht erst aufkommen.“ Aber es ist doch fast klar: Die Toten Hosen waren und sind keine Punk-Band, DESHALB kann man sie auch mögen, wenn man Elke Heidenreich heißt und von diesem Thema nichts versteht. Meine Wertschätzung verlor sie übrigens mit den Jahren auf Grund ihres Eintretens für mancherlei Frauen-K(r)ampf-„Literatur“, die sie der „ekelhafte Altmännerliteratur“ entgegenstellt und dem Hochjazzen von fragwürdigen politischen Büchern. Sie ist selbst eine Art Gottschalk der Literatur. Immerhin: sie arbeitet in einer Sparte, die selber noch nicht alle Wertschätzung verlor – wieso eigentlich ? - und hier und da hat sie auch mal etwas Richtiges gesagt. So auch jetzt wieder.

Die Kultur-Qualität der Elke Heidenreich

Bekannt wurde sie als „Else Stratmann“. Else wer? Nun, die jüngeren, die nicht mal Adenauer und Ulbricht auseinander halten können, geschweige denn überhaupt kennen, wissen nicht, dass diese Figur einst als „Kabarett“ durchging, aber so witzisch war, wie ungefähr der Redaktions-Clown eines regionalen Käseblattes, wenn dieser „heiter“ seine Meinung zu dem Müllberg an der Straßenecke oder dem Gesichtslifting irgendeines D-Promis kund tut. Als Kolumnisten der „Brigitte“ nölte sie dann frauengerecht herum und erklomm den Kulturtempel, in dem sie z.B. Mama Flodder synchronisierte. Sie lebt in Köln. Wenn das nicht alles sagt.

7 Kommentare »

  1. Einer von hundert zu berücksichtigen Fixpunkten (nur wenige davon konnte ich andeuten): “”Dass eine so kluge Frau aus der Hochkulturabteilung sich zu so einem polternden Ausbruch gekränkter Eitelkeit hinreißen ließ, nur weil nicht sie die Laudatio auf Reich-Ranicki halten durfte, wirkte auf mich höchst krampflösend”, so Gottschalk zum SPIEGEL. “Ihre Attacke tut mir deshalb überhaupt nicht weh, auch wenn mich das Gekeife in dieser Schrillheit dann doch überrascht hat.” Heidenreich habe “sich verhalten wie eine beleidigte Leberwurst”.

    https://www.achgut.com/artikel/die_sprachlosigkeit_der_gruenen_jugend

    Kommentar von Campo-News — 18. Oktober 2008 @ 14:08

  2. Herr Thomas Gottschalk im Spiegel-Interview: “Die sollen ihren Schopenhauer lesen und mich in Ruhe lassen!” Danke für die klaren Worte, wir ahnten es….

    Kommentar von Campo-News — 21. Oktober 2008 @ 07:49

  3. Zugegeben, sie hat den Rauswurf billigend in Kauf genommen, dennoch…

    Ach ja, dies noch zum Eingangsthema: Die entsetzliche Qualität selbst mancher, vom Thema her gehobenen Bereiche, sind so grotesk schludrig, so fern der Realität, so durchdrungen von Ideologie, so dumm und solch ein Dreck, weil die Redaktionen dies en masse produzieren. Doch in Wirklichkeit nicht sie: irgendwelche quotenorientierte Produktionfirmen schustern ein Gemurx zurecht, weil sie damit den vor 30 Jahren befürchteten Zustand erreichen wollen: Ein dummes Volk, lenkbar durch die Verspaßung aller Bereiche, entkernt und entdenkt, nichts bringend als leere, aber zählbare Köpfe. Sie stellen sich nicht. Sie haben nichts zu sagen. Sie machen es wie Herr Jauch bei Stern TV oder dieser Pilawa: lächelnd, Kritikmiene aufsetzen, Filmchen ankündigen - und morgen und übermorgen einen anderen Text vor anderen, manchmal derselben, Kulisse ablesen.

    Kommentar von Campo-News — 23. Oktober 2008 @ 11:03

  4. Thor Kunkel: In der Welt der veröffentlichten Meinung ist es inzwischen nicht anders. Die Posten- und Pöstchenmelange geht Hand in Hand mit tendenziösen oder werblichen Texten. Da lobt beispielsweise Elke Heidenreich den in ihrer Edition erschienenen Hans Neuenfels (Das Bastardbuch) und glaubt ernsthaft, dass niemand den parfümierten Kuhhandel riecht. Nichts gegen Neuenfels, aber was unterscheidet Heidenreichs Rezension von product placement, inklusive PR-Journalismus? - http://www.titel-magazin.de/artikel/215/10192/den-%C2%BBhausheiligen%C2%AB-der-feuilletons-fehlt-es-stets-mehr-an-selbstverpflichtung-zur-wahrheit.html

    Kommentar von Campo-News — 10. Dezember 2011 @ 09:46

  5. Ein einfaches Gedankenexperiment vermag dem zwangsfinanzierten öffentlichrechtlichen Fernsehen den Nimbus des Unantastbaren zu nehmen: Welcher Mensch würde sich dafür hingeben, eine öffentlichrechtliche Zeitung zu fordern, und zwar mit dem Argument, allein eine solche vermöge inhaltliche Qualität, nationalen Bezug und Meinungsvielfalt zu garantieren?
    Eben.

    Rene Scheuch

    Kommentar von Campo-News — 10. März 2015 @ 16:34

  6. Auch darum war es früher besser - Heute kocht es angeblich überall, während die meisten Talkshows wie mediale Kühltürme eher darum bemüht sind, die gesellschaftliche Betriebstemperatur möglichst niedrig zu halten. http://www.spiegel.de/kultur/tv/der-heisse-stuhl-bei-rtl-mangelnder-anstand-als-sendungskonzept-a-1125612.html

    Das Shitding muss man sich merken - https://de.wikipedia.org/wiki/Annabelle_Mandeng

    Und warum wrid Geert Wilders verzrteilt, wenn hier noch klarer über Marokkaner geredet wird - http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/tv-kolumne-hart-aber-fair-plasberg-blickt-auf-das-krisen-jahr-2016-zurueck_id_6344767.html

    Kommentar von Campo-News — 13. Dezember 2016 @ 06:35

  7. Wie sie auf Jauchs Nachfrage zugab, war sie als 12-Jährige bereits Gast in der Talk-Show „Arabella“ und mit 18 bei „Vera am Mittag“. Bei Arabella habe sie sich damals angemeldet, um ihre Mutter zu überraschen. Das Thema der Sendung habe nämlich gelautet: „Ich bin stolz auf meine Mutter.“

    Dummerweise sei das kurz vor der Sendung jedoch geändert worden in: „Meine Mutter bekommt mehr Männer als ich“. „Wir wurden dermaßen bedrängt“, erinnert sich die Kandidatin, deswegen hätten sie und ihre Mutter dennoch mitgemacht. Für die Show hätten sie Texte zum Auswendiglernen bekommen. „Heute wäre das ein Fall für den Presserat“, so Jauchs schockierter Kommentar. http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/tv-kolumne-500-die-quiz-arena-wurden-bedraengt-quiz-kandidatin-spricht-bei-jauch-klartext-ueber-kult-talkshow_id_7287252.html

    Kommentar von Campo-News — 27. Juni 2017 @ 07:59

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