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11. Februar 2008

Die Scrabble-Politik der Lego-Republik

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 14:04

Es wäre nicht unklug, wenn vor der Razzia auf Literaturprofessoren, die ich vorhabe, die Redaktionen rechtzeitig ihren Bedarf decken wollten; denn wenn ich erst einmal die Kathederjournalisten, die da in die Nachwelt hineinstinken, mit nassem Fetzen dorthin jage, wohin sie gehören, dann…..

Karl Kraus, Untergang der Welt durch schwarze Magie

Seht oh seht den Bastl-Mann
Wie der Bastl basteln kann
Mit Zündholz und Papier und Scheer
Stellt man sich ein Luftschiff her.
Hängt es an den Luster auf
Dreht im Kreis den Zeppelin
Haut man dann recht kräftig drauf
Ist der ganze Luster hin.

(Ravagiana, Hermann Leopoldi,1929)

 

Die Scrabble-Politik der Lego-Republik

Die Republik braucht Lösungen. Die Auflösung kommt hernach. Als die ersten Legosteine auf den Markt kamen, waren sie nicht sehr stabil. Diese Probleme wurden beseitigt, indem man in die Unterseite der Steine hohle Röhren integrierte. Nun, hohle Röhren haben wir doch schon genug. Bauen wir also, sagt man uns…

So empfehlen uns mancherlei Kommentatoren dieser Tage eine Republik, in der alles gehen, in der sich Grönemeyer gemäß alles drehen, in der jeder alles geben, in der Zoll um Zoll das Paradies erstehen soll. Sie halten die Kompatibilität auch des größtes Unfugs mit dem reinen Nichts für ein Zeichen besonderer Liberalität, in denen Alchimisten aus der bestehenden Fragilität, das Gold der Demokratie, die Stabilität, erschaffen möchten.

Erschlaffen demnächst selbst die Soldaten unter neu georderten Pepita-Hütchen und platzt auch der CO2 pralle Minister mit der drallen Bärchenfigur und dem Puttengesicht aus den Nähten: solange er mit der zitronengelben Puppenfrau inklusiv der empört geschüttelten Fransen unter dem Pony und diese wiederum mit der Frau, die da steht, als wär´ sie falsch ins Sakko eingenäht, könnte, die ihrerseits problemlos mit jener, schon äußerlich farbenfroh, angestrengt, gutgelaunt und blau-gelb daherkommenden „Mit-mach-weils-Spaß-macht“-Truppe will - das Bärchen und die Pony-Puppe müssen dann nur noch mit den blutorangerosaroten Putern changieren und die Re-Publik wäre perfekt.

Aus den (nur leicht variierten) Scrabbel – Regeln*

Eigennamen von Personen und geografischen Objekten dürfen nicht gelegt werden, mahnt uns das Spiel für Doofe, das sich „Scrabble“ nennt, gleich in den Spielregeln und hat damit in diesem Fall die leichtesten Polithuren auf seiner Seite: Karl und Rosa, Ludwig und Konrad, aber auch Oświęcim und Workuta, ja sogar Hitler oder Dimitroff, erst recht Haifa, Buchenwald, Remagen oder Stalingrad sind demnach verboten. Gesetzt werden dürfen hingegen Namen, die im allgemeinen Sprachgebrauch noch eine andere Bedeutung haben, z.B. HORST (Raubvogelnest), Berben (Beruf) oder SEINE (Possessivpronomen).

Markenbezeichnungen (Trabant, Chips, VW, Coca-Cola…) dürfen auch nicht gelegt werden. Darunter fällt beispielsweise auch FÖN, welches ein eingetragenes Warenzeichen ist, auch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch damit kein Produkt eines bestimmten Herstellers gemeint ist. Zulässig wird das Legen von FÖN wieder über die Bildung des Imperativs vom Verb fönen.

Abkürzungen sind verboten (CDU, SED, USPD…). Kurzwörter, die als ein Wort gesprochen werden, dürfen aber gelegt werden (Moped, Trafo, Kilo). Ufo und RADAR oder Künast sind beispielsweise keine Kurzwörter sondern unzulässige Abkürzungen.

Für zusammengesetzte Substantive gibt es keine verbindlichen Regeln. Substantive, die nicht eindeutig und selbstverständlich sind bzw. nicht in einem Wörterbuch verzeichnet sind, sollten nach Möglichkeit nicht gelegt werden - so könnte z.B. Schneckenhaus oder Pfeffermühle gelegt werden, Würmerhaus, Hundnase, Nationalbolschewismus, Gen-Technik oder Schwanzhund jedoch nach Möglichkeit nicht. Man sollte sich über die Vorgehensweise hierzu vor Spielbeginn mit seinen Koalitionspartnern verständigen.

Eine Sonderbehandlung fällt den Worten Autobahn zu und weil es so ähnlich klingt auch Ergowan. In beiden Fällen couragiere man zuvor Herrn Johannes „Chinesen“ Kerner oder Frau „die größte aller Laien“ um Weisung.

Multivitaminintegrationsmigrationsgratifikation geht, aber Abtreibung nicht

Schwarz und orange, schwarz und grün, schwarz und blau-gelb, grün-orange-blau-gelb, Jamaika, Ampel, Schwampel oder Kotzbrocken – was klingt wie eine Werbung für Afri-Cola („Alles ist in Afri-Cola“), sind die deutschen Farbenspiele einer ausklingenden Zeit. Wo Grellheit beschrieen wird, klingt nämlich nichts mehr. Je mehr einer etwas „spannend“ findet, ist er – man kann darauf wetten – ein Mucker.

Wir rühren die Buchstabensuppe und bilden die Worte: Sozial, Ganztagsschule, Ökologie, Kultur, Kinderkrippen, Erneuerbare Energie, Gender-Mainstreaming, Mindestlohn, „Unsere Mutter-Erde“, Krieg, Frieden, DDR-Biographie, Maximalentgelt, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Multivitaminintegrationsmigrationsgratifikation, Drogenersatztherapie, Abtreibungsverbot – stopp, sagt die größte aller Laien, das geht nicht!

Ansonsten geht fast alles. Es wird angelegt, probiert und gesponnen. Und wenn etwas noch nicht geht, dauerts nicht mehr lang. Schon duzen sich Zoellner (CSU) und Seifert (Linkspartei) - weil Behinderungen verbinden, so wie ja auch das „Frau-sein-an-sich“ – oder auch Beckstein (CSU) und Roth (Grüne). Zu jeder Zeit findet eine Kelly den passenden Bastian, und eine Beer ihren General-Bären. Aus den Rohren wird nur zu Hause gefeuert.

Die runden Tische heißen so, weil schon zuvor die Ecken weg gebissen wurden. Aber heute beißt man nicht mehr – man streichelt tot. Nicht immer, aber immer öfter. „Sie sehen doch sicher ein, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten wenig fruchtbar ist“, sagt die einzige Seite, die etwas zu sagen hat, der anderen, die schweigt. Der Rest streichelt weiter. Die Stimmen hebt man nur selten. Das Volk will nichtmal die mehr hergeben.

So schleift man die Ecken rund, bastelt an den neuen Klötzen, den farbenfrohen, drückt die Einzelsteinchen der kunterbunten Republik hier und dort zusammen, bricht sie wieder auseinander, fügt sie neu. Was also hilft gegen die Misere? Vielleicht Decahydronaphthalin?! Ganz sicher!

 

*Wie oft in TK-Texten, stammt der Kern aus offiziellen Verlautbarungen, Bemerkungen oder Pamphleten.

17 Kommentare »

  1. Selbst der Niebel ist dafür. Die Dummheit grassiert, sie nimmt zu, sie wächst und wächst und wächst und wächst und…

    Kommentar von Campo-News — 10. Juli 2008 @ 07:18

  2. Allerweltsparteien nennt man das also? Aha. Und das die bürgerliche Gesellschaft tot ist, alles zuschaut und die Falschen zum Jagen schickt, sage ich seit zehn Jahren wie kaum eine andere in dieser Republik. Wenn aber behauptet wird, die Grünen seien ein Ableger der Liberalen, ja dann ist sicher niemandem mehr zu helfen…

    Kommentar von Campo-News — 5. Oktober 2008 @ 06:44

  3. Eine Multikulti-Mutti wie Claudia Roth, die stets tränenreich über das Elend der Welt lamentiert und über Migranten so spricht, als hätte sie es mit Behinderten zu tun, steht der nachhaltig verwirrten grünen Seele wohlmöglich näher als ein Mann, der als inoffizieller Sprecher der aufgeklärten Einwanderer inzwischen von allen Seiten in die Pflicht genommen wird.

    Kommentar von Campo-News — 12. Oktober 2008 @ 11:34

  4. So sieht die Kontrolle durch die Berhörden aus, wenn Gender und andere Ideologen Fakten schaffen:

    Außerdem soll eine unabhängige Instanz, beispielsweise das Deutsche Jugendinstitut oder das Deutsche Institut für Jugendhilfe und Familienrecht, Einsicht in die Akten des Vereins erhalten, um die noch offenen Fragen zum Verbleib der bisher abgelegten Kinder zu beantworten.

    Diesen Vorschlag hat SterniPark inzwischen abgelehnt. Der Verein will, dass der frühere Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau Einsicht in die Akten erhält.

    “Es geht uns nicht vorrangig darum, dass wir die Details über die Mütter erfahren”, erklärt die Sprecherin der Sozialbehörde. “Wir müssen für die Zukunft Verbindlichkeiten schaffen.”

    In der Hamburger High Society ist SterniPark beliebt, Dana Schweiger, Frau des Schauspielers Til, engagiert sich ebenso wie Britta Kerner, Ehefrau des Moderators Johannes B., und selbst Bischöfin Maria Jepsen. Ein wahrer Spendenregen ging über dem Verein nieder, allein “Bild” gab 250.000 Euro für den vermeintlich wohltätigen Zweck.

    Kommentar von Campo-News — 24. Juli 2009 @ 11:27

  5. Ein passender Artikel dazu

    Kommentar von Campo-News — 4. Oktober 2009 @ 07:47

  6. Wobei freilich ein wachsender Teil der Gesellschaft ins Schweigen oder Grummeln driftet, Nichtwähler und Nichtschnecken, Stumpfe und Stolze. Bei der Meinungsfreiheit geht es ja nicht um Abstraktes. Sondern um Macht. Darum, wer anderen das Maul verbieten kann - schon klar, nicht verbieten, nur verdreschen - und wer es verboten, verdroschen kriegt.

    Kommentar von Campo-News — 14. September 2010 @ 07:02

  7. Reinhard Mohr stellt treffend fest: “Eine ganze Generation von Politikern im mittleren Alter, denen sich gerade die Jüngeren allzu reibungslos anschließen, hat sich inzwischen einen abgeschmirgelten Politsprech zu eigen gemacht, der noch etwas anderes und mehr ist als das übliche Politiker- und Bürokratendeutsch. Ãœber Parteigrenzen hinweg hat sich die Semantik der abgeschlossenen Sonntagsrede auch in jenen rhetorischen Momenten ausgebreitet, die angeblich dem harten Meinungsstreit dienen. Wer über Jahre schon aus beruflichen Gründen die politischen Talkshows verfolgen musste - von “Anne Will” bis “Hart aber fair” -, dem wurde nur zu oft ganz blümerant zumute, zuweilen gar schwindlig und manchmal übel. Denn stets galt: Das Gesetz des Diskursdschungels befolgt der am effektivsten, der möglichst viele Nebelkerzen wirft. Sprachregelungen statt Sprache, Schwurbelei statt Klarheit, Tricks statt Theorie: Eine einzige ohrenbetäubende Wortwatte, sieht man von den PvDs ab, Provokateuren vom Dienst wie Arnulf Baring und Roger Köppel.

    Anders als vor ein paar Jahrzehnten, als die überwiegend links geprägte Hegemonie des Diskurses noch an eine ideologische, meist auch politisch dezidierte - und somit immerhin angreifbare - Überzeugung gebunden war, besteht die aktuelle Diskurshoheit in einer politisch neutralen, geradezu aseptischen Vermeidung jeder offenen Diskussion. Sie präsentiert sich gerade nicht kämpferisch, sturmfest und erdverwachsen, keineswegs optimistisch und zukunftsorientiert, sondern ängstlich und defensiv und fast neurotisch darauf bedacht, die Regeln einer eingebildeten politischen Korrektheit einzuhalten.

    Umso hemmungsloser wird gegen jene gepestet, die gegen den Kodex verstoßen. Motto: Opportunisten aller Bundesländer, vereinigt euch! Hier könnt ihr euch austoben! Der alte linke Satz, dass es schon revolutionär sei zu sagen, was ist, wird nun zur “rechtspopulistischen” Provokation. Und immer ist irgendwo eine neue Studie zur Hand, die vor einer dramatischen Zunahme rechtsradikaler Stimmungen, gar einem “Extremismus der Mitte” warnt.

    Dabei ist die Wirklichkeit selbst jener Feind, der von den Diskursraumpflegern mit ihren flauschigen Redeschaumteppichen gebannt werden soll. Selbstverständlich wird die Definition dessen, was Wirklichkeit und was Wahrheit sei, immer umstritten bleiben. Aber die politischen wie medialen Diskurswächter wollen den Streit gleich ganz unterbinden - jedenfalls dann, wenn er ihnen nicht nützt, sondern schadet. Dabei verbindet sich die notorische Vermeidungs- und Beschwichtigungsrhetorik mit der Unfähigkeit, die Grundwerte von Aufklärung, Zivilgesellschaft und Menschenrechten klar und selbstbewusst zu vertreten.”

    Kommentar von Campo-News — 28. Oktober 2010 @ 10:35

  8. Genau, Kinder sind es und die Inhalte sehen danach auch aus.

    Kommentar von Campo-News — 15. November 2010 @ 14:30

  9. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/mindestlohndebatte-politik-des-reinen-herzens-a-936141.html

    Kommentar von Campo-News — 28. November 2013 @ 16:38

  10. http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/bundesweite-preiserhoehungen-taxifahren-kostet-wegen-des-mindestlohns-20-prozent-mehr_id_4391958.html

    Kommentar von Campo-News — 9. Januar 2015 @ 12:23

  11. http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/lohn-bei-der-linken-nichts-bundestag-zahlt-seinen-praktikanten-keinen-mindestlohn_id_4412875.html

    Kommentar von Campo-News — 18. Januar 2015 @ 08:23

  12. Der Händler oder Gastronom wartet oft lange auf Kundschaft. Bei der Betreuung von Menschen oder der Bewachung von Objekten geht es über weite Strecken nur um eine aufmerksame Anwesenheit. Und in vielen Kreativbranchen wird nicht stündlich Neues erfunden, sondern viele Versuche erweisen sich als Fehlschlag und müssen ohne zählbaren Ertrag abgebrochen werden. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_mindestlohn_buerokratie_wahnsinn_mit_methode

    Kommentar von Campo-News — 17. Februar 2015 @ 12:00

  13. De Bruyne war offizieller Botschafter der Special Olympics 2014 in Antwerpen und ließ sich als Teil der Werbekampagne unter dem Motto „Would you still be my fan if I looked like this?“ („Wärst du immer noch mein Fan, wenn ich so aussehen würde?“) als Mensch mit Down-Syndrom darstellen.

    Am 19. Spieltag der Bundesligasaison 2014/15 beleidigte De Bruyne einen Balljungen beim Spiel Eintracht Frankfurt gegen den VfL Wolfsburg mit den Worten „Give me the ball, you motherfucker“.[8] Dafür wurde er vom DFB zu einer Strafzahlung in Höhe von 20.000 Euro verurteilt.[9]

    Kommentar von Campo-News — 24. August 2015 @ 16:42

  14. In der Vergangenheit waren es andere Farben, da standen sich Rot und Schwarz gegenüber, sie waren es die es in den Schlusslauf schafften. Noch früher gab es sicher noch andere Farben. Dies zählt heute nicht mehr, aus Feinden sind Freunde geworden, die sich nun gemeinsam, wenn es sein muss, hinter einer neuen Farbe versammeln. Ihre vormaligen Farben wecken lediglich nostalgische Gefühle, im hier und heute spielen sie keine Rolle mehr. Sie sind im Vorlauf ausgeschieden. http://www.achgut.com/artikel/auch_rot_und_schwarz_ist_gruen_und_blau

    Kommentar von Campo-News — 25. Mai 2016 @ 07:06

  15. Quentin Quencher beschreibt auf der “Achse des Guten” die neue und austauschbare politische Farbenlehre. Bereits im Februar 2008 habe ich diese Thematik beschrieben -

    Die Scrabble-Politik der Lego-Republik

    Die Republik braucht Lösungen. Die Auflösung kommt hernach. Als die ersten Legosteine auf den Markt kamen, waren sie nicht sehr stabil. Diese Probleme wurden beseitigt, indem man in die Unterseite der Steine hohle Röhren integrierte. Hohle Röhren haben wir genug, bauen wir also. So empfehlen uns mancherlei Kommentatoren dieser Tage eine Republik, in der alles gehen, in der sich Grönemeyer gemäß alles drehen, in der jeder alles geben, in der Zoll um Zoll das Paradies erstehen soll. Sie halten die Kompatibilität auch des größtes Unfugs mit dem reinen Nichts für ein Zeichen besonderer Liberalität, in denen Alchimisten aus der bestehenden Fragilität, das Gold der Demokratie, die Stabilität, erschaffen möchten.

    Erschlaffen demnächst selbst die Soldaten unter neu georderten Pepita-Hütchen und platzt auch der CO2 pralle Minister mit der drallen Bärchenfigur und dem Puttengesicht aus den Nähten: solange er mit der zitronengelben Puppenfrau inklusiv der empört geschüttelten Fransen unter dem Pony und diese wiederum mit der Frau, die da steht, als wär´ sie falsch ins Sakko eingenäht, könnte, die ihrerseits problemlos mit jener, schon äußerlich farbenfroh, angestrengt, gutgelaunt und blau-gelb daherkommenden „Mit-mach-weils-Spaß-macht“-Truppe will - das Bärchen und die Pony-Puppe müssen dann nur noch mit den blutorangerosaroten Putern changieren und die Re-Publik wäre perfekt.

    Aus den (nur leicht variierten) Scrabbel – Regeln*

    Eigennamen von Personen und geografischen Objekten dürfen nicht gelegt werden, mahnt uns das Spiel, das sich „Scrabble“ nennt, gleich in den Spielregeln und hat damit in diesem Fall die leichtesten Polithuren auf seiner Seite: Karl und Rosa, Ludwig und Konrad, aber auch Oświęcim und Workuta, ja sogar Hitler oder Dimitroff, erst recht Haifa, Buchenwald, Remagen oder Stalingrad sind demnach verboten. Gesetzt werden dürfen hingegen Namen, die im allgemeinen Sprachgebrauch noch eine andere Bedeutung haben, z.B. HORST (Raubvogelnest), Berben (Beruf) oder SEINE (Possessivpronomen). Markenbezeichnungen (Trabant, Chips, VW, Coca-Cola…) dürfen auch nicht gelegt werden. Abkürzungen sind verboten (CDU, SED, USPD…). Kurzwörter, die als ein Wort gesprochen werden, dürfen aber gelegt werden (Moped, Trafo, Kilo). Ufo und RADAR oder Künast sind beispielsweise keine Kurzwörter sondern unzulässige Abkürzungen.

    Für zusammengesetzte Substantive gibt es keine verbindlichen Regeln. Substantive, die nicht eindeutig und selbstverständlich sind bzw. nicht in einem Wörterbuch verzeichnet sind, sollten nach Möglichkeit nicht gelegt werden - so könnte z.B. Schneckenhaus oder Pfeffermühle gelegt werden, Würmerhaus, Hundnase, Nationalbolschewismus, Gen-Technik oder Schwanzhund jedoch nach Möglichkeit nicht. Man sollte sich über die Vorgehensweise hierzu vor Spielbeginn mit seinen Koalitionspartnern verständigen. Eine Sonderbehandlung fällt den Worten Autobahn zu und weil es so ähnlich klingt auch Ergowan. In beiden Fällen couragiere man zuvor Herrn Johannes Kerner oder Frau „die größte aller Laien“ um Weisung.

    Schwarz und orange, schwarz und grün, schwarz und blau-gelb, grün-orange-blau-gelb, Jamaika, Ampel, Schwampel oder Kotzbrocken – was klingt wie eine Werbung für Afri-Cola („Alles ist in Afri-Cola“), sind die deutschen Farbenspiele einer ausklingenden Zeit. Wo Grellheit beschrieen wird, klingt nämlich nichts mehr. Je mehr einer etwas „spannend“ findet, ist er – man kann darauf wetten – ein Mucker.

    Wir rühren die Buchstabensuppe und bilden die Worte: Sozial, Ganztagsschule, Ökologie, Kultur, Kinderkrippen, Erneuerbare Energie, Gender-Mainstreaming, Mindestlohn, „Unsere Mutter-Erde“, Krieg, Frieden, DDR-Biographie, Maximalentgelt, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Multivitaminintegrationsmigrationsgratifikation, Drogenersatztherapie, Abtreibungsverbot – stopp, sagt die größte aller Laien, das geht nicht!

    Ansonsten geht fast alles. Es wird angelegt, probiert und gesponnen. Und wenn etwas noch nicht geht, dauerts nicht mehr lang. Schon duzen sich Zoellner (CSU) und Seifert (Linkspartei) - weil Behinderungen verbinden, so wie ja auch das „Frau-sein-an-sich“ – oder auch Beckstein (CSU) und Roth (Grüne). Zu jeder Zeit findet eine Kelly den passenden Bastian, und eine Beer ihren General-Bären. Aus den Rohren wird nur zu Hause gefeuert.

    Die runden Tische heißen so, weil schon zuvor die Ecken weg gebissen wurden. Aber heute beißt man nicht mehr – man streichelt tot. Nicht immer, aber immer öfter. „Sie sehen doch sicher ein, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten wenig fruchtbar ist“, sagt die einzige Seite, die etwas zu sagen hat, der anderen, die schweigt. Der Rest streichelt weiter. Die Stimmen hebt man nur selten. Das Volk will nichtmal die mehr hergeben. So schleift man die Ecken rund, bastelt an den neuen Klötzen, den farbenfrohen, drückt die Einzelsteinchen der kunterbunten Republik hier und dort zusammen, bricht sie wieder auseinander, fügt sie neu.

    Kommentar von Campo-News — 25. Mai 2016 @ 09:44

  16. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/gesundheitssystem-deutschland-viele-reformen-wenig-wirkung-a-1170134.html

    Kommentar von Campo-News — 28. September 2017 @ 10:20

  17. https://www.achgut.com/artikel/Moderne_Metamorphosen

    Kommentar von Campo-News — 10. September 2022 @ 11:15

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