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3. Februar 2008

Der kleine Muck

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 07:53

von Tanja Krienen

Um das Problem der deutschen “Liberalen” zu skiziieren, reicht eigentlich schon die Nennung der Namen Homberger, Pieper, Leutheuser-Schnarrenberger oder Koch-Mehrin. Diese Partei, die ein blasses Nicht oder bestenfalls ein reines Durcheinander repräsentiert, wird zur Lösung der anstehenden Probleme wenig beitragen. Sie wird nicht das Sammlungsbecken der Demokraten rechts vom ultralinken Mainstream sein, obwohl gerade dort ein Zusammenschluss so bitter notwendig wäre, um der eigentlichen Gefahr dieser Zeit - der Linkspartei (wie ich es seit neun Jahren ohne Unterlass betone) - theoretisch und praktisch etwas entgegen zu setzen.

Die ZEIT schrieb nun: “Ohnehin scheint die Zeit zu Ende zu gehen, in der weite Teile der Partei ihren Vorsitzenden mittrugen, auch wenn sie sich öffentlich für ihn rechtfertigen mussten. Am deutlichsten haben die Jungen Liberalen die Abkehr demonstriert, die als Nachwuchsorganisation lange Zeit mehr um ihre innerparteilichen Karrierechancen bemüht waren als um die inhaltlichen Debatten in der Partei.” Richtig, der “liberale” Nachwuchs von heute, war gestern schon der satte Bürger von morgen. Dies brachte ich bereits vor vier Jahren in der nachstehenden Beschreibung zum Ausdruck.

 

Der kleine Muck

Inwieweit er etwas dafür kann, meistens schlechter auszusehen, als sein altersgemäßer Widerpart aus dem linken Lager, können wir letztlich nicht ergründen. Nähern wir uns deshalb seinem soziokulturellen Umfeld, mag sein, dass wir hier eine Teilantwort auf das Gesamtproblem finden.

Er, der jungliberalkonservative Muck, bürstet sich stolz, spreizt sich ob seiner Zukunft, die, davon ist er überzeugt, längst nicht so sein wird wie die Gegenwart, denn die ist doch: sehr mittelmäßig. Eher mäßig. So wie er. Doch er besitzt die feste Überzeugung, wenn er jetzt einige Jahre stillhält, nicht weiter auffällt, sich nicht erregt, nicht zu stark gegen etwas eintritt, und nur ab und zu für diese oder jene untergeordnete Kleinigkeit, dann wird es etwas werden - in der Jungen Union, im Liberalen Jugendverband oder in der Kirchengruppe.

Er pflegt seine Manierismen, doch manchmal schlingt er auch den taubenblauen Schal um den Hals, schmückt sich mit farblich auffallend sehr gedeckten Krawatten, lässt aber auch schon einmal ein gewagtes Tüchlein blitzen. Seine Söckchen von „La Redoute“ halten die Füße gerade so umspannt, das die Schuhe von „Daniel Hechter“ so eben noch nicht den Straftatbestand des arrogantes Totschlags erfüllen; den Wert der früh erworbene Brille, Marke „Aristo“, unterstreicht er mit leichtem Blinzeln, wenn er etwas mit erlernten snobistischen Geste von sich weist, was er wissen sollte, aber jetzt nicht unbedingt wissen muss, denn: es könnte ihm ja schaden. Und schaden will er nicht, schon gar nicht sich selbst. Aber sonst geht’s ihm gut! Zumindest, momentan. Zumindest halbwegs. Das soll auch so bleiben, lächelt er verschmitzt, und sein ICH lächelt ebenso belustigt zurück: Ich bin doch ein deutscher Student!

Eigentlich versteht er sich als Kämpfer: gegen Rot-grün, gegen die Linken, gegen die Gleichmacherei. Eigentlich. Daneben aber weiß er, schickt es sich nicht, mit den Linken allzu heftig zu streiten, zumal: die machen ihn fertig! Und wovon die reden: ach Gott, da versteht er doch nur die Hälfte, und dann sind die auch noch lauter als er. Da spielt doch lieber seine eigene Geige, schaut beseelt ins Album „Große Deutsche, bunt bebildert“ und kichert, wenn er den Namen Dolly Buster hört, oder „Prostituierte“ oder „Transsexuelle“. Igitt, denkt er dann, und: Was ich Mama (mit deutlicher Betonung auf der zweiten Silbe) nur am nächsten Muttertag schenken soll, immer diese Narzissen….?

Die Welt ist sehr profan, zu profan für unseren Muck. Er widersteht im Geiste, manchmal auch im Hinterzimmer. Sein Vorbild ist Stauffenberg. Wie der damals war, ja so mutig möchte er auch mal sein. Wenn doch nur ein zweiter Hitler in Sicht wäre. Schade. So wartet er halt ab. Ästhetik ist ihm auch wichtig. Leni Riefenstahls Bilder - mit Beethoven untermalt - gilt ihm als höchstes Prinzip. Momentan ergötzt er sich an - weil sie so schick sind - Wolfgang Joop und Guido Westerwelle. Er hat damit einen schweren Stand. Die Linken lachen ihn aus. Er schlägt die Augen zum Protest nach innen, nach unten. Er ist sogar zu arrogant, um sich zu schämen.

Er mag das Militär, doch nicht zu sehr, immer nur ein bisschen, so, dass es da ist, aber nicht unbedingt dort sein muss, wo es eigentlich hingehört. Auch Burschenschaften findet er nett, denn da knistert und knastert es zwischen den uniformierten Männern im bunten Wichs, da mauschelt und mieft es, da werden nicht nur die Salamander gerieben: Prost und dann der Stoß! Und wenn es dann eins auf das Schnütchen setzt, sodass es die halbe Wange zerfetzt, dann sinkt er zufrieden ins warme Bett: Heut´ war es mal wieder besonders nett! Die Mensur ist eine Tortur, doch aus manchem kleinen Fux, wurde schon bald ein echter Windhund.

Neulich, da hat er was ganz etwas Tolles entdeckt. Da geriet er in eine Versammlung von Leuten, die waren sehr patriotisch, doch nicht idiotisch (was er nicht auf Anhieb bemerkte), denn die sprachen von ihrem Land, von Sicherheit und Militär, von Feinden und einem Krieg. Und da sagte sich der Muck: Schau, das wäre doch etwas für mich, da kann ich endlich mal mein nationales Mütchen kühlen, kann mich ganz patriotisch fühlen, kann den Mund weit aufmachen, ohne das die Leute lachen, und ohne das jemand „Nazi“ schreit. So trat er der deutsch-israelischen Gesellschaft bei. Als die merkten, warum er zu ihnen gestoßen war, sprachen sie nicht mehr mit ihm. Da war enttäuscht und wurde wieder in der katholischen Kirchengruppe aktiver.

Dann engagierte er sich für die USA, doch Uuuiii! davon hat er eigentlich keine Ahnung, versteht nix minus Zwölfdreiviertel. Die US-Musik hasst er, die Freiheit dort eigentlich auch, Hollywoodprodukte findet er prinzipiell „total doof“ und er kann nie beim neuesten Film mitreden, den die Linken alle kennen (ist ja auch immer eine Demokratenhochburg gewesen, dieses Hollywood – bah pfui!) und im Großen und sehr Ganzen mag er auch Europa gar nicht, ist gegen den EU-Vertrag und sogar gegen Atatürk-Türken, denn und weil: Die Heimat und die heimatlichen Heimatabende sind doch das Beste!

Er ist für die wehrhafte Demokratie: unbedingt. Er glaubt Bush zu verstehen, schimpft, wenn einer sagt, so wie er es verstünde wäre es eine Karikatur, und seine Autorität nur den Autoritäten geschuldet, weil er selbst autoritär denkt. Wenn er aber einen Feind der Demokratie trifft, sagt er ihm ganz deutlich, warum er…nicht mit ihm streitet. Warum die Linken nur immer so gut aussehen, denkt er dann nur, und entschließt sich von nun an mehr Sport zu treiben und nicht mehr so viele Salamander zu reiben. „Pah, nicht mal eine Coleurdame hat er in Anspruch genommen“, raunt sein „Alter Herr“ ob des Teilrückzuges barsch in die gestählte Runde.

Nach dem 11.9 war er sehr entsetzt, politisch und menschlich. Seine Arbeitsgruppe „Kirche und Kopftuch“ war auch entsetzt. Sie vereinbarten einen weitreichenden Protest: eine Stunde abwägendes Schweigen. Sie saßen da, schweigend, abwägend, nacheinander, miteinander, an den Händen fassend, eine Stunde. Dann gingen sie wieder auseinander. Die eine mit Kopftuch, der andere ohne.

Es klopft unterirdisch, mal hier, mal dort; lauter und lauter. Doch kein Laut, der des Mucks Ohr heute erreicht, weil sein Panier „gestern“ heißt. Und leis´, ganz leis´, erklingt der Geige Ton - „fideldumm“. So geigt der kleine Muck unerschütterlich sein Lied vom Eichenlaub mit Schwertern, die er taktisch durch die Israel-Fahne und das Sternenbanner ergänzt, - denn er ist doch immer derselbe der Mucker, er, der zeitlose, er, der über die Welt geht, als Menetekel für die, die ihn immer wieder erkennen und sich entsetzen.

5 Kommentare »

  1. Salve

    Danke für diesen Artikel! Super geschrieben, auch wenn die Meinung nicht unbedingt mit meiner übereinstimmt. Liegt es doch an der Basis die Spitze zu erneuern. Also… ich frage mich nun doch ein bisschen, wer sich an der Nase nehmen muss. Der kleine Muck oder diejenigen, die ihn schon so lange tragen.

    Christian

    Kommentar von Christian — 6. Februar 2008 @ 15:04

  2. Hallo! Nichts zu danken! Eine konkrete, inhaltliche Kritik, würde ich aber auch interessant finden! Jedenfalls: Glückwunsch für den Preis in der Schweiz! Grüße, TK

    Kommentar von Tanja Krienen — 6. Februar 2008 @ 15:48

  3. Nun ist auch diese Satire in der Realität angekommen.

    siehe oben: “Er mag das Militär, doch nicht zu sehr, immer nur ein bisschen, so, dass es da ist, aber nicht unbedingt dort sein muss, wo es eigentlich hingehört. Auch Burschenschaften findet er nett, denn da knistert und knastert es zwischen den uniformierten Männern im bunten Wichs, da mauschelt und mieft es, da werden nicht nur die Salamander gerieben: Prost und dann der Stoß! Und wenn es dann eins auf das Schnütchen setzt, sodass es die halbe Wange zerfetzt, dann sinkt er zufrieden ins warme Bett: Heut´ war es mal wieder besonders nett! Die Mensur ist eine Tortur, doch aus manchem kleinen Fux, wurde schon bald ein echter Windhund.”

    Kommentar von Campo-News — 21. Oktober 2008 @ 06:45

  4. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/studenten-outfits-studienfaecher-und-kleiderordnung-a-1047974.html

    Kommentar von Campo-News — 17. August 2015 @ 07:29

  5. Der Mitläufer trägt einen irreführenden Namen, er kann nicht laufen, wahrscheinlich hat er gar keine Beine. Genau weiß man es nicht, denn er trägt einen Umhang, oder einen Rock, der bis zum Boden reicht. Manche vermuten, dass darunter Beine sind, doch ihn laufen sehen, das hat noch nie jemand. Vielleicht ist es nur der Rock, oder der Umhang, der ihm eine gewisse Stabilität verleiht, damit er nicht umfällt. Bewegen kann er sich damit allerdings nicht. Doch Arme hat er, zwanzig Stück. Die sind elastisch und können bis zu mehreren Metern lang sein, und an deren Enden befinden sich Saugknöpfe. So ähnlich wie beim Tintenfisch. Damit hält er sich bei denjenigen die Beine haben fest, bei denen die laufen können. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/kleine_betrachtung_ueber_den_mitlaeufer

    Kommentar von Campo-News — 21. September 2015 @ 12:05

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