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21. April 2007

Spiegelglatt

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 16:23

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Ich sehe schon aus im Spiegel, wie eine 40jährige

Surabaya-Johnny, Bertolt Brecht, nur echt in der Lotte Lenya-Fassung

„Eine glatte Stirn deutet auf Unempfindlichkeit hin“, sagte Brecht und hatte Recht.

Ihre öligen Visagisten mit den eingecremten Visagen über dem fixierten submikroskopischen Skrotum lächeln mit pferdeschwänziger Penetranz süßlich hinab zu den manipulierten und mutierten Objekten hinter mauerdicken Brillen mit hartgesottenen Furchen boshaftiger Furcht aus sinisterer Ignoranz und Gleisnerei.

Glättet euch, sagen sie.

Versteckt eure Boshaftigkeit, raten sie.

Macht glatt, was euch glatt macht, flüstern sie.

Seid ihr auch schal trotz Schal und nur berührt wenn eines eurer Tiere stirbt, so müsst ihr jetzt noch mehr cremen, raunen sie.

Ist es auch das Produkt eurer Aggression und das Resultat eurer gut versteckten Empfindlichkeit, so ist grad deswegen Tünche nötig, predigen sie.

Und so sei es. Die Einhaltung der Disziplin äußerer Ordnung gelingt umso ätherischer, desto ruchloser die Gesinnung. Gelänge sie ästhetisch und geruchlos, wäre es göttlich. Wenngleich teuflisch teuer. Geht aber die Ästhetik zum Teufel, weil die Ruchlosigkeit wächst, müssen nun ätherische Düfte zusätzlich her - auf welche Oberflächen und in welche Öffnungen auch immer geschmiert und geträufelt - oder woraus auch immer gestiegen.

Hassfalten oder Denkfalten? – der Creme ist das egal. Scheinbar faltenlos lächelt die Täterin tot. Nimmt die Zahl der Taten und ihre Größe zu, grellt der Schein heller. Lächelt die Täterin nicht tot. Töten sollt ihr: ihr Lächeln. Doch jetzt gibt es auch Lösungen, die von innen kommen (wenn schon sonst nichts Selbstheilendes kommt) und – selbstredend – nur für Frauen.

Das alles spricht natürlich nicht gegen Cremes und Pillen für die, die sie sich verdienten. Und auch nicht gegen jene, die für ihre Freundlichkeit die Unterstützung finden, die sie benötigen, weil ihre Empfindlichkeit sie nicht natürlich glatt sein lässt. Ihr Zorn sei geheiligt. Denn, so Brecht, “Wer über die Rohheit in Zorn gerät, der lasse sich gleich begraben. Wer keine Gemeinheit duldet, wie soll der geduldet werden.” Ja, wie nur?

Aber, es ist wahr: „Eine glatte Stirn deutet auf Unempfindlichkeit hin.“ Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten. Doch wer, so fragen wir unruhig, schaltet das Licht wieder an?

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