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12. März 2006

„Halle am 28. April 2006 nachmittags“ oder Spaß mit der PDS

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 12:15

„Lieber Frau, als gar kein Faschist“ meint die PDS und kommt dieser Tage dort an, wo sie hingehört.

Von Tanja Krienen

Die PDS steht Kopf: Ihr allseits beliebtester, Dietmar „Jürgen“ Bartsch“, gab vor einer Woche bekannt, der große Trend sei geschafft, habe doch die PDS erstmals nach der Wende am Ende eines Jahres mehr Mitglieder, als am Beginn desselben. So kann die PDS im Jahr 2005, so sie richtig in ihrem Herrschafts, äh Frauschaftsbereich zählen lernten, ein stolzes Plus von 104 Mitgliedern vermelden. 104! Es ist kaum zu fassen! Was allerdings ist, wenn die „Probiermitgliedschaften“ von 1600 Genossinnen (sind sie ja alle) – die dazu gerechnet wurden (wahrscheinlich hat die nach altem Muster eine Propaganda-Truppe auf irgendwelchen ND-Festen zum Unterschreiben gelockt und ihnen dabei einen bunten Ballon in die Broiler gefetteten Hände gedrückt) nach sechs Monaten auslaufen, wagen wir uns ganz ohne Häme, selbstverständlich, schon jetzt vorzustellen.

Gut läuft es auch bei den Frauen! Die haben nach alter Art nun ein Frauenplenum einberufen und wie das so ist in einer Partei, in der die Frauen hauptsächlich „mit dem Bauch denken“ – weshalb es in den „Papieren“, so denen wir gleich noch kommen, auch immer so angenehm bläht – habe sie auch einen Treffpunkt ausgemacht: „Das Frauenplenum trifft sich in Halle am 28. April 2006 nachmittags.“ (und das alles ohne Punkt und Komma) Das muss wohl reichen, bzw. riechen. Wie sonst findet man mit diesen Angaben zueinander? Keine Ahnung, sagt mein Hirn, welches sich nicht schämt, ein Bekenntnis zur Aufrechterhaltung „perfider männlich-analytischer Strukturen“ abzulegen.

Das Frauenplenum ruft auf und posaunt übertitelnd: „Brot und Rosen. Ermutigen und selbst ermächtigen.“ Sie schreiben wirklich „ermächtigen“ und: Niemand zweifele daran! : „Das Frauenplenum trifft sich in Halle am 28. April 2006 nachmittags.“ Das klingt schon „Zack-zack“ „Leibstandarte Hilde Benjamin“: rührt euch!

„Brot und Dosen“ wäre doch irgendwie zumindest mit einem Anflug von Ironie zu verkaufen gewesen. Mal ehrlich: Würden Sie, werter Bürger, es wagen MdReichstag und Vorstandsmitglied Dorothee Menzner, siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Doroth%C3%A9e_Menzner#/media/File:Dorotheemenzner0202.jpg  eine Rose zu überreichen? Was glauben Sie, werden Sie daraufhin zu hören bekommen?

1 Glaubst du, du kannst mich so ins Bett kriegen?
2 Steck dir den Scheiß in den Arsch!
3 Deine sexistische Anmache kannst du dir sparen!
4 Genosse, die sozialistische Bewegung der Frauen aller Geschlechter wird es dir danken. Und nun verpiss dich!

Apropos Geschlechter! In der Überschrift zur Frauenpolitik heißt auf der PDS-Website wortwörtlich: „Geschlechtergleichstellung ist Querschnittsaufgabe Es geht nicht darum, der männlich dominierten Gesellschaft ein feministisches Reservat abzutrotzen, sondern die Gesellschaft von der Dominanz eines Geschlechtes zu befreien. Doch die Verhältnisse ändern sich erst, wenn alle Geschlechter daran mitwirken.“

Bleibt die Frage, wie viele Geschlechter die PDS per Parteibeschluss erschuf? Drei, 0815, 4711 oder sowohl wie sie Mitglieder hat – 61487? Da wird sich aber die brave Parteifrau, die 1949 eintrat, um die DDR zu stärken und drei Kinder in die Welt setzte, aber schwer wundern, wenn sie DAS erfährt.

Wer also schon nicht weiß, was eine „Querschnittaufgabe“ ist, bei dem es aber langsam dämmert, dass sie nicht Gleichstellung, sondern Gleichmachen, Angleichen und also die Abschaffung des Männlichen im Visier haben („Wir wollen uns gegenseitig ermutigen und selbst ermächtigen, die Gesellschaft weiblich zu interpretieren und zu verändern“), reibt sich kaum noch die Augen, wenn er einen weiteren Satz gequirlter Sozialisten-Dosen-Rosen-Ermächtigungsgesetz-Verbalakkrobatik liest, die da eiert: „Wir Frauen wollen die neue Partei der Linken als Partei, die wir von Anfang an politisch, strategisch, kulturell prägen.“ Weiß jemand, was das bedeutet? Bitte Mail an die große Frauenfreundin TK – mail@tanjakrienen.de

Ich würde ja so gern bei dieser großartigen humanitären Veranstaltung dabei sein, die verspricht „Das Frauenplenum ist ein offener Raum, um uns gemeinsam neue Räume zu öffnen (kein Scherz, das steht dort) - für unsere Gedanken, unsere Kommunikation, unsere Forderungen.“, und dabei total tolerant daherkommt, vor allem gegenüber den anderen 50% der Menschheit „Wir wollen untereinander Vertrauen und miteinander Selbstvertrauen entwickeln. Wir wollen beraten, wie wir besser Widerstand gegen die Zerstörung des Gesellschaftlichen leisten können. Der entfesselte Kapitalismus zerstört das Soziale, ja sogar die Ideen des Sozialen, der Demokratie, der Gleichheit; er ist gewalttätig nach innen und außen.“

Schön auch, was Christiane Reymann (Mitglied des Parteivorstandes der eur. Linken) knarzt: „Weltweit ist jede dritte Frau Gewalt ausgesetzt, weil sie eine Frau ist. In Deutschland erleidet jede fünfte Frau körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner. Es sind Männer, die Gewalt gegen Frauen ausüben, sie verharmlosen, vertuschen. Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt vom Stand der Kultur in einer Gesellschaft. Das Zeugnis lautet: Der Lack der Zivilisation ist dünn, er bröckelt.“ Interessant ist dann der nachgeschobene Satz: „Nicht Armut macht Männer gewalttätig.“ Aha! Sondern? Wir hören die Messer wetzen und sie wetzt und fetzt gewaltig: „Dabei verstärken sich heute patriarchale und kapitalistische Interessen gegenseitig. Das Recht des Stärkeren geht der Gewalt gegen Frauen voraus. Indem Krieg wieder zu einem Mittel der Europäischen Politik wird, indem aus Menschen („nützliches“ oder „unnützes“) „Humankapital“ wird, indem nicht nur der Sozialstaat zerstört, sondern die Idee des Sozialen aus der Politik vertrieben wird, breiten sich Gewaltverhältnisse in unseren Gesellschaften weiter aus - in der Arbeit, in Medien, im Verhältnis zur Natur, auf den Straßen, in den Wohnungen. Das ist der Nährboden für Terrorismus, Rassismus und Gewalt an Frauen. Bilder von Geschlechterrollen deformieren Männer und Frauen. Solange Männer als das „starke Geschlecht“ gelten, müssen oder wollen sie dieser Zuweisung genügen, auch dann, wenn sie ganz schwach sind, auch um den Preis ihrer eigenen Verrohung.“

Wie heißt es doch so schön im Aufmacher für das Frauenplenum: „(Gemäß Statut Abschnitt 4, Abs. 5 haben Frauen das Recht, “innerhalb der Partei eigene Strukturen aufzubauen und Frauenplenen durchzuführen”.)

Genau, darauf wies ich schon hin, als ich noch Kreisvorsitzende der PDS und Mitglied des Parteirates NRW war, schrieb ich doch bereits im Dezember 1998: „Die politisch linken Frauen werden in der Grünen Partei, der SPD und der PDS, von lesbischen Feministinnen dominiert. Da diese wiederum die männlichen Parteimitglieder beherrschen, wird die Mehrheit der Organisierten von einer verschwindend kleinen Minorität geführt. Dies wird auch als moralisch gerecht angesehen. Gesonderte Frauenstrukturen sind willkommen, sogar erwünscht. Frauen betreffende Fragen können z.B. der PDS von den anwesenden Frauen (und seien es drei von dreizehn versammelten Personen) mit der einfachen Mehrheit, also in diesem Fall 2:1 entschieden werden. “Frau“ behauptet: Die politischen Strukturen sind grundsätzlich männlich. Männer bewegen sich also ständig auf den für sie geschaffenen Feldern. Einwände gegen diese Behauptungen entgegnet “frau“ mit lächelnder Arroganz und innerparteilichen Machtspielen. Widersprechende Frauen gelten als Verräterin an der feministischen Sache. Es ist schon eine der krudesten Storys überhaupt wie sich Adepten des Männlichen, als feministisch, also weiblich, bezeichnen können. Dabei sind sie doch die Machos unter den Frauen. Alles ist demnach nur ein Etikettenschwindel. Sexualfeindlichkeit gehört zu ihrer Natur, denn: Alle Sexualität geht vom Manne aus! “Lieber Dienst in der Kaserne, als am Manne unter der Laterne“, „dichtet“ “frau“ in der Emma, in der man so schreibt und aussieht, wie die Zeitung heißt.“

Die Frauen SS-KP schnarrt: „Wer ist der dafür, dass im nächsten Jahr die Tötung von Kinder von 130 000 in Deutschland auf 200 000 angehoben werden kann? Abtreibung bis zum 8 Monat ist unsere Forderung! Schnauze, ihr 100 Kerle im Saal! Das ist eine Frauenfrage! Los, ihr Frauen, stimmt ab! 15:11! Angenommen! Und wenn diese scheiß kapitalistische Drecksregierung dann gar nicht mehr weiß, wie sie die künftige Generationspolitik gestalten soll, gehen wir auf die Straße! Losung: Für eine humane Kinder - und Frauenpolitik! Angenommen? Angenommen! Wäre doch gelacht, wenn wir diese bürgerlichen Verbrecher, diese „Schweinebande“, wie Genossin Oscar sie neulich nannte, nicht zerschlagen könnten! Vorwärts, vorwärts, schmettern die hellen Schalmeien!

Siehe auch – Was die neue SED wirklich will.

Zusatz, aus dem CAMPO-Forum, Sommer 05:

Nun besann sich die Wahlleiterin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Namen gäbe. Als am andern Tag das Männchen der Partei kam, fing sie an mit Freiheitspartei, Demokratische Partei, Blaue Partei usw. und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her; aber bei jedem sprach das Männlein: „So heißen wir nicht.” Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herum fragen, wie die Leute da genannt würden, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor, aber es antwortete immer: ,,So heißen wir nicht.” Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: ,,Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo sich Fuchs und Has’ gute Nacht sagen, sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Hause brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:

„Heute quatsch ich, morgen bau ich,
übermorgen hol’ ich der Wahlleiterin ihr Volk.
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass wir XXX und ich XX heiß!”

Da könnt ihr euch denken wie die Wahlleiterin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald hernach das Männlein hereintrat fragte sie:

“Heißet ihr Rinkspartei?”

“Nein.”

“Heißet ihr Lechtspartei?”

“Nein.”

“Heißet ihr „Hier können Familien Kaffe kochen”?”

“Nein, nein, nein, so heißen wir nicht!“

“Heißet ihr „Die deutsche Taliban-Zentrale?“

“Hähähä, nein, so heißen wir auch nicht. Eine letzte Chance habt ihr, überlegt euch eure Antwort sehr wohl!”

“Heißet ihr etwa Sozialistische Einheitspartei?”

“Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt!” schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.

Rumpelstilzchen, leicht verändert von Tanja Krienen

6 Kommentare »

  1. “Das Frauenplenum ist ein offener Raum, um uns gemeinsam neue Räume zu öffnen”

    Geil, aber nur, wenn die Tür offen steht und Männer den Raum gemalert haben.

    Kommentar von A — 12. März 2006 @ 22:01

  2. Das ist ja das Perfide: Offen sind sie nur für sich und unfähig überhaupt mit anderen offen zu reden. Denn, ich darf mich gern selbst zitieren, schließlich ist das bei anderen nicht zu haben: “Kungeleien alternativer Frauen in der Teeküche (haben) in ihrer Spitze Röhm-Putsch Qualitäten.”

    Kommentar von Campo-News — 13. März 2006 @ 07:55

  3. Nana, Tanja,

    a) sind die gar nicht offen, weder in der Kleinfamilie noch bei dem Betroffenentreff noch bei der Vertilgung einer Mortadella nur für sich(am besten dargestellt von der Carlo Ponti Gefährtin, wie heisst die noch, Sonja Potente??) hehe…

    b) ist Claudia Cardinale in “Spiel mir das Lied vom Tod” immer noch das beste Vorbild.

    und

    c)sind nicht alle Schwule, Lesben und auch Heteros, die nicht das “Familienspiel” spielen, gleich “Arschlöcher”, “Weicheier” oder was weiss ich, oder is’ Krieg?

    Und zu allerletzt: Jedwede reliös basierte Deppenmoral suckez bis auf die Knochen. Auch die Behauptung, man selbst sei eine integere Person. Falle schnappt!

    Nur so.

    Grüsse nach Spanien

    Kommentar von hegelxx — 14. März 2006 @ 18:30

  4. Nein nein, das sage ich auch nicht! Die Familie ist nicht per se “gut”, aber schon gar nicht “von Natur” das Gegenteil. Doch das was ich beschrieb, ist wirklich die politische Pest.

    Grüße

    Kommentar von Campo-News — 14. März 2006 @ 18:58

  5. Liebe Leute,

    dann zieht Euch mal das hier rein:

    Interview
    “Die Quote ist unverzichtbar”

    Es ist falsch, dass keiner der Vorsitzenden der neuen Linkspartei weiblich ist, sagt die Vizevorsitzende Katja Kipping. Selbst kandidieren will sie vorerst aber trotzdem nicht

    taz: Frau Kipping, wenn an diesem Wochenende eine vereinigte Linkspartei entsteht, wird auf dem Parteitag eine rein männliche Führungsspitze gewählt. Wie geht es Ihnen als Farbtupfer für eine Riege älterer Herren?

    Katja Kipping: Mal ganz abgesehen davon, dass das eine Unterstellung ist, geht es mir gut.

    Ist es in Ordnung, dass die Fraktions- und Parteivorsitzenden ausschließlich Männer sind und Frauen nur Stellvertreter werden dürfen?

    Dass ich Stellvertreterin bleibe, wenn ich gewählt werde, ist völlig in Ordnung. Wir können froh sein, dass wir Männer wie Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und Lothar Bisky haben. Aber dass es in der Spitze keinen Platz für Frauen gibt, ist ein politischer Fehler - dazu kann ich schon aus Parteiräson nicht schweigen. Es entspricht nicht den Grundsätzen der neuen Linken, die für feministische Positionen kämpft.

    Warum haben Sie dann nicht selbst für den Vorsitz kandidiert?

    Weil es naiv ist, zu glauben, ich könnte mit knapp 30 Jahren eine Partei führen. Auf solchen Posten braucht man eine gewisse Lebenserfahrung. Aber ich bin überzeugt davon, dass es in unserer Partei auch Frauen mit Lebenserfahrung gibt. Darum streben wir an, die derzeitige Situation zu korrigieren. Die Männer könnten allerdings auch sehr an Größe gewinnen, wenn sie dieses Anliegen aktiv mit befördern.

    Brauchen Politiker nicht weniger Größe als Macht, wenn sie Dinge verändern wollen?

    Das ist keine Macht-, sondern eine Grundsatzfrage. Inzwischen häufen sich in der Partei Anfragen aus den Regionen, die wissen wollen, warum sie sich an die Frauenquote halten sollen, wenn die Spitze das nicht tut. Aber eine linke Partei, die auch für junge moderne Linke eine Adresse sein möchte, kann nicht auf die Quote verzichten.

    Um das zu beeinflussen, braucht es Macht. Warum fordern die Frauen in der Linkspartei die nicht konsequenter ein?

    Ich kann da nur für mich sprechen: weil es auch andere Dinge gibt, die mir wichtig sind, und weil es für alles ein gewisses Alter gibt.

    Das heißt, die Männer können Sie gern mal schimpfen lassen, weil man sie danach problemlos wieder einfangen kann?

    Der Vorwurf, mich als das weibliche freche Feigenblatt durchzumogeln, begleitet mich schon von Anfang an. Solch taktisches Verhalten ist mir aber fremd. Gerade weil ich derzeit nicht ganz an die Spitze will, habe ich die Freiheit, Probleme anzusprechen.

    Sie denken also nie an Karriere?

    Doch. Ich arbeite gerade hart an meiner Karriere als Hobbytänzerin. In ein paar Tagen habe ich meinen ersten Auftritt.

    Ihnen ist das Tanzen wichtiger als die Partei?

    Wie gesagt, um einen Chefposten kann ich mich auch mit 40 oder 50 bewerben, aber beim Tanzen muss der Durchbruch jetzt kommen. Dafür brauche ich einfach mehr Zeit, als ein noch höheres Amt erlauben würde.

    Verraten Sie uns, wo Sie auftreten werden?

    Ich werde den Teufel tun und das der Presse sagen. Ich traue mich zwar vor 80.000 Leuten zu reden, aber ich bin schrecklich aufgeregt, wenn ich vor 80 tanzen soll.

    Warum machen Sie es dann?

    Wegen der Musik und des gemeinsamen sozialen Erlebnisses. Beim Jazzdance tanzt man mit einer ganzen Truppe. Und das sieht nur gut aus, wenn es ein gutes Teamwork gibt.

    Wie sehr wird dieses Teamwork in Ihrer Partei noch funktionieren, wenn Oskar Lafontaine die Macht übernimmt?

    Bisher klappt das doch ganz gut.

    Sehen das die Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Berlin genauso, die Lafontaine angeraunzt hat, weil sie nicht seine Positionen vertreten?

    Abkanzeln sollte nicht typisch für die neue Linke werden. Die Leistung von Oskar Lafontaine besteht aber darin, dass er eines deutlich gemacht hat: Pluralität darf nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden. In der Linkspartei ist, auch aus der historischen Erfahrung der SED, Vielfalt lange so wichtig gewesen, dass es manchmal schwer war, noch die Grundsätze zu entdecken.

    Und die Alternative ist ein Basta von Lafontaine?

    Nein, die liegt zwischen den Extremen. Wir müssen uns auf einen Konsenskorridor verständigen, der von bestimmten Grundsätzen begrenzt wird. Dazu gehören für mich die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, die Ablehnung von Repressionen gegenüber Erwerbslosen und konsequent antimilitaristische Positionen.

    Aber es kommt ja nicht nur Lafontaine, sondern auch eine WASG mit einer Staatsfixierung und einem autoritären Parteiregime, das manche an die SED erinnert. Wird die Linke durch die Genossen aus dem Westen wieder ostiger?

    Dieses einseitige Bild von der WASG ist falsch. Ich habe das Netzwerk Grundeinkommen mit WASG-Mitgliedern gegründet. Es gibt dort so viel Basisdemokratie, dass es sogar mir als Radikaldemokratin manchmal zu viel wird. Mit Sicherheit werden sich aber viele DDR-sozialisierte PDS-Mitglieder mit den gewerkschaftsnahen WASG-Leuten gut verstehen. Das hat vor allem mit einem ähnlichen Bild von Erwerbsarbeit als Mittelpunkt des Lebens zu tun.

    Und was setzen Sie dagegen? Die sogenannte Jugendbrigade, mit der Sie sich aus Dresden bis zur Vizevorsitzenden hochgekämpft haben?

    Die Jugendbrigade ist ein klassischer Fall von selbst erfüllender Prophezeiung. Sie hat nie als geschlossene Gruppe existiert. Aber da wir Jüngeren von einigen betagteren Genossen immer in Sippenhaft genommen wurden, haben wir uns dann tatsächlich stärker abgesprochen - schon aus Selbstschutz. Heute sind wir etwas verstreuter, aber wir haben mit der emanzipatorischen Linken eine bundesweite Diskussionsplattform für Themen, die uns wichtig sind, geschaffen. Vor persönlichen Entscheidungen beraten wir uns gegenseitig.

    Bei der Frage, wer wen heiratet?

    Eher dabei, welche Schwerpunkte man für eine Rede setzen sollte oder welche Kinofilme empfehlenswert sind. Heiraten wäre uns wohl allen zu bürgerlich.

    INTERVIEW: DANIEL SCHULZ

    Kommentar von bruno — 17. Juni 2007 @ 10:57

  6. Oooooohhhhhh, Didi gibt auf.

    Kommentar von Campo-News — 15. Januar 2010 @ 10:44

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