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24. Januar 2006

Respekt, Gert Winkelmeier von der PDS!

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 10:41

Wann immer über TS berichtet wird (ich erwarte dieser Tage in der BILD nur noch den Titel “Didi-Dödel”), da sind die Herren des dumpfen Teiles des Boulevard dabei (und was habe ich auf BILD-Vizechef Quoos eingeredet, damit sein Blatt mal diesbezüglich zur Vernunft kommt). Auch der Focus wird dann feucht. Dass aber mal ein PDS-Politiker ein anständiges Geschäft, eine funktionierende Ich-AG, eine tolle Alternative zu Hartztdemos, eine befriedigende gemeinnützige Arbeit unterstützt, und dazu steht - das ist doch toll!


8 Kommentare »

  1. Herzlichen Glückwunsch,

    endlich hat ein Deutscher Politiker mal ein Instrument gefunden, schwer vermittelbare Randgruppen, sogenannte “Betreuungskunden” der Agentur für Arbeit und der ARGE’n, dauerhaft und sinnvoll zu integrierten. Fehlt eigentlich nur noch das daraus ein offiziellen Programm mit ESF-Förderung wird. Analog zur bisherigen Namensgebung solcher Programme würde ich dafür “Trans-Plus” vorschlagen.

    Kommentar von Daniela N. — 24. Januar 2006 @ 11:27

  2. Ganz ohne Ironie: Es ist wichtig, dass sie den Job machen kann, den sie ausüben möchte und sich selbst - nebenbei - dadurch unterhält. Zwar kenne ich ihren Status nicht genau, bin aber bei solchen “Mädchen von der Sex-Front” immer gern bereit, sie ohne weiteren Augenschein als wirkliche TS zu akzeptieren (jedenfalls viel viel eher als die männerhassenden Straps-Papse, der Rest unter Fragen Sie Frau Krienen)

    Auch erscheint mir “Didi” wirklich TS zu sein und er ist sogar sympathisch. Etwas anderes ist allerdings, was er mit dieser Geschichte macht und wie das aufgearbeitet wird (keine Ahnung, inwiefern er dafür Verantwortung trägt). Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, das die Medien oft ziemlichen Unfug aus durchaus sachlichen Informationen basteln. Sie starren auf TS und sind in Wirklichkeit für die richtige Einschätzung blind. Sollte “Didi” tatsächlich Murks erzählt haben, kriegt er er dicken Minuspunkt von mir, ansonsten: Viel Glück! (wobei ein ungerechtes Element hier wieder zutage tritt, warum halt TS oft nicht konkurrenzfähig im “neuen Geschlecht” sind: Die Stimme hat ganz andere Möglichkeiten, als sie normale Jungs haben, - und das ist unfair).

    Grüße, TK

    Kommentar von Campo-News — 24. Januar 2006 @ 11:37

  3. Im Prinzip meinte auch ich das nur halb ironisch. Immerhin ist es besser einer TS eine Integrationsmöglichkeit in diesem wichtigen Beruf zu bieten, als gar keine, wie das langläufig der Fall ist und sowohl die echten und auch pseudo-TS bis zur Rente auf der Tasche des Steuerzahlers liegen.
    Allerdings ist mit dem Terminus “Transsexuell” im Rotlicht-Milieu sehr oft ein körperliches Zwischenwesen gemeint, mit deren Hilfe verklemmte schwule Männer sich befriedigen und sich dann einreden, sie hätten es ja mit einer Frau getrieben.

    Kommentar von Daniela N. — 24. Januar 2006 @ 11:58

  4. Das stimmt - es hat aber auch bis zu einem gewissen Grad seine Berechtigung, und wenn Männer diese Option wünschen, so habe ich nichts dagegen, sofern es richtig bewertet wird. Für eine Ãœbergangszeit kann dies für eine TS, die den Weg konsequent geht, schon eine gute Möglichkeit zur Selbstbestimmung sein. Für mich wäre das in einem solchen Stadium nicht in Frage gekommen - es wäre “unter meiner Würde”, besser und abschwächend “unter meinem Anspruch” gewesen. Aber als tatsächliche Frau unter Frauen und nur als solche “eingekauft” - warum nicht? Und wenn dieser PDS-Politiker dazu beiträgt, dass wunderbare Prinzip des Kapitalismus über den eigenen Körper frei zu verfügen, und ihn - buchstäblich - “zu Markte tragen” zu können/dürfen, Anwendung finden kann, so ist das doch etwas Feines.

    Wie schrieb ich doch in meiner Biographie (aus dem gekürzten Kapitel “Prostitution”):

    Ohne die schönen Frauenfiguren Brechts, besonders „seinen“ Prostituierten, wäre Tanja Krienen wohl so nicht denkbar. Diese Figuren ließen mich bereits im Alter von nicht einmal 18 Jahren in die Rolle einer dienenden, jedoch selbstbewussten Frau schlüpfen, die jederzeit die Fäden in der Hand behält, aber dennoch über die Fähigkeit zur Hingabe verfügt. Die Seeräuber-Jenny, die Jenny aus „Mahagonny“, die „Dirne Evelyn Roe“, aber auch Anna und Anna aus den „Sieben Todsünden“, sowie weitere Frauengestalten Brechts - „Die Courage“, und „Frau Carrar“ - prägten sich mir tief ein.

    Erstens vergesst nicht kommt das Fressen
    Zweitens kommt der Liebesakt
    Drittens das Boxen nicht vergessen
    Viertens saufen laut Kontrakt
    Vor allem aber achtet scharf,
    Dass man hier alles dürfen darf.

    So heißt in der Dreigroschenoper, und manche „Linke“ vergessen diese ambivalenten Forderungen Brechts allzu gerne: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ - dieser viel zitierte Satz, der meist nur proletarisches Vorgehen rechtfertigt, bekommt unter diesem Gesichtspunkt eine so ganz und gar andere Bedeutung; das Fressen steht neben den anderen Dingen, es geht aus Prinzip nicht ohne, aber die Moral ist unabhängig davon.

    Im September 1996 stand mein Plan fest: Mittelfristig, würde ich im Freilichtmuseum ganz aufhören und nur noch auf dem Straßenstrich arbeiten; momentan zog ich es vor, ein paar Wochen parallel beide Tätigkeiten zu verrichten. In der einen Woche wollte ich also brav im Museum schuften, in der anderen - meiner offiziellen Freiwoche - den Männern dienen. Ab November würde ich dann sowieso pausieren, anschließend müsste ich Weiteres planen.
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    Den Dortmunder Straßenstrich nannte und nennt man kurz „Bornstraße“, auch wenn er heute seinen Schwerpunkt an einer anderen Stelle hat (immer noch nahe der Straße - aber darauf komme ich später zurück). Er befand sich 1996 nicht weit entfernt der offiziellen Bordellstraße - der Linienstraße am Steinplatz, an dem schräg gegenüber die ehemalige berühmt-berüchtigte Steinwache liegt, auf der so viele Menschen während der Nazizeit geschlagen wurden (eine Dauerausstellung und eine Gedenktafel erinnern daran). Die Bornstraße ist die Ausfallstraße aus der Dortmunder Innenstadt in Richtung Norden (Eving). Der Strich befand sich aber hauptsächlich in den Nebenstraßen. So gab es z.B. Bereiche, in denen in erster Linie Drogenabhängige anschafften oder andererseits Transvestiten am Johannisborn auf Freier warteten. Ich orientierte mich sofort an den normalen Frauenstrich - da gehörte ich schließlich auch hin!

    An einem Samstag im September 1996, es war der 14., begann ich meine Arbeit am Straßenstrich. Kaum war ich zwischen dem Parkplatz an der Leuthardstraße und den Parkreihen am Burgwall, kurz vor der Bornstraße angelangt, bremste auch schon ein Auto:
    Ich stieg sofort ein. Die üblichen Preise an der Straße waren mir bekannt, woher, vermag ich gar nicht mehr zu sagen; jedenfalls nahm ich mir vor für französischen Sex, sprich blasen, im Auto, 70 Mark zu nehmen. Theoretisch konnte ein Freier auch mit mir nach Hause fahren - also nach Hagen - dann würde ich 150 DM verlangen, stellte ich mir vor (später, als ich in Dortmund wohnte und Anfahrtsweg kurz wurde, nahm ich 100). Jetzt aber, vor der Disko, kam für mich lediglich eine „mündliche“ Befriedigung in Frage.

    Der Vorgang klappte reibungslos, wir fuhren auf einen Parkplatz den der Freier kannte und ich besorgte ihm das, was er brauchte. Besonders nobel fand ich, dass er mir noch zehn DM drauflegte: „Da, kauf Dir ein paar Zigaretten“. Mich überraschte die Freundlichkeit, stellte auch später immer wieder fest, dass die allermeisten Männer höflich und umgänglich waren. Es gab ein paar Spezialfälle, die aber mehr durch endlose Verhandlungen oder nachgeschobene Forderungen auf - und missfielen, - aber ein wirkliches Problem bekam ich mit einem Mann nie!

    Eine neue schöne Situation stellte sich ein. Ich brauchte z.B. samstags kaum Geld einstecken (nur für den Notfall), sondern verdiente mir was ich brauchte für den Abend, schnell und prompt, in dem ich etwas nett zu einem Mann war, und dadurch mit mehr Geld als ich einsteckte, wieder nach Hause zurück kam.

    Der Strich war wirklich eine gute Geldbeschaffungsmöglichkeit; dies sahen wohl ein paar sehr junge Mädchen so, die seltener vorbeikamen, aber dann, um sich ein bisschen Geld für Klamotten zu verdienen. Es war sehr rührend anzusehen, wie zwei besonders junge Kids, untereinander auf sich aufpassten. Auch bei den anderen Frauen war das manchmal der Fall, aber hier herschte im Wesentlichen Konkurrenzverhalten. Manche hatten Begleiter, die ständig in der Nähe im Auto warteten und für den Notfall zur Hilfe kommen konnten. Das einzige was in dieser Beziehung passierte aber war, dass ich dummes Ei mich in einen Streit einer Kollegin mit einem potenziellen Freier herein mischte, weil er sie schlug und er mich später bei der Polizei bezichtigt ihn(!) geschlagen zu haben. Das war natürlich Quatsch - schlimmer war, dass die Polizei meinen Ausweis kontrollierte und dabei die Manipulation bemerkte. Ich hatte nämlich mit einem schwarzen dünnen Filzstift aus der 5 in der Rubrik „Alter“, eine 6 gemacht, das Geburtsjahr demnach von 1957 in 1967 geändert. Dies brachte mir eine Anzeige wegen Urkundenfälschung ein und nur schwer konnte ich mich damit rausreden, dies müsse wohl ein Fleck Dreck in meinem Ausweis gewesen sein. Weil die Polizisten Kontrolleure, ohne das Objekt VORHER zu fotografieren, die Stelle mit ihrem Finger „reinigten“, so kam ich, die Verbrecherin, noch einmal ungeschoren davon.

    Von Anfang an störte am meisten die ständig drohende Anwesenheit der Polizei. Sie konnten jeden Moment auftauchen und alle von der Straße weg fangen, denn der gesamte Strich lag im Sperrbezirk - kein Wunder: Die ganze Innenstadt war als Sperrbezirk ausgewiesen. Zwei Mädchen und ich, versuchten uns immer gegenseitig zu warnen, wenn wir irgendetwas Verdächtiges entdeckten. Wir standen meist am Ring, vor dem Sidi-Klub. Das war zwar eine Schwulendisko, aber zur Not konnte man da schnell hinein und sich dem Blick der Polizei entziehen. Das war aber erst vom Abend an möglich und die Betreiber schmissen uns dann auch schon mal hinaus. Vor allem eines der beiden Mädchen - beide waren 20 Jahre alt - bekam immer schnell mit, wenn sich eine mit einem zivilen Fahrzeug getarnte Streife näherte, denn sie kannte alle Kennzeichen der Wagen, die oft ihre wahre Herkunft durch das Nummernschild verschleierten.

    Alle Einsatzwagen aber gehörten zur Abteilung der Dortmunder Sittenpolizei. Diese leitete die Personalien der Festgenommenen an das Ordnungsamt weiter und das stellte dann Mahnbescheide über 300 DM aus. Beim zweiten Mal drohte eine Verhandlung und eine Haftstrafe. Der Ton der Polizei war stets rüde. Manchmal, wenn sie ganz offen aufscheuchen wollten, kamen sie mit ihrem großen grünen Wagen, stellten das Megaphon an und schrieen dann: ,,Frau Sowieso, wir kommen! Wir nehmen Sie jetzt mit!“ Kindisch, aber mit einem sehr ernsten Hintergrund. Einer Kollegin wurde offen gedroht, man nähme ihre drei Kinder weg, wenn sie noch mal erwischt würde. Dass bestimmte Frauen also Angst entwickelten, war klar.

    Aber was war die Alternative zum Straßenstrich? Ich hatte auch im Herbst 1996 zwei Tage in einem Klub am Barbarossaplatz in Köln ausgeholfen. R. rief mich an und ich sagte zu. Zwei Tage zuvor hatten dort noch vier Polinnen gearbeitet, die aber mitsamt eines Teils der Einrichtung abgehauen waren. Von heute auf morgen belegten den selben Arbeitsplatz also drei transsexuelle Frauen;
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    Mit R. aber informierte ich mich am Kölner Eigelstein in einem Bordellhaus mit einzelnen Zimmervermietungen, über die dort herrschenden Arbeitsmöglichkeiten. Wir sprachen mit einer Hure über die Konditionen. Ihr Macker kam dazu hinter dem Vorhang zum kleinen Nebenraum hervor, in dem er sich sonst während der Arbeit seiner Frau aufhielt. Im vierten Stockwerk lagen die Räumlichkeiten. Ein großes Zimmer mit einem Bad, alles in allem nicht schlecht, aber: Pro Person hätten wir pro Tag 120 DM zahlen müssen, dazu kamen noch Kosten für Präservative und Hygieneartikel, die nur beim Hausservice gekauft werden durften.

    Von der Laufkundschaft allein konnte man voraussichtlich nicht leben, so hätten noch Anzeigen geschaltet werden müssen. Pro Woche lagen die Kosten für das Zimmer bei etwa 1700 Mark. Geht man von einer fünf Tage Woche aus (blieb das Zimmer leer, reduzierte sich der Preis auf die Hälfte), so mussten immerhin pro Person allein für das Zimmer etwa 700 DM aufgebracht werden. Dies bedeutete bei einem Einstiegspreis von 50 DM, dass knapp 15 Männer als Kunden „gemacht“ werden mussten, ehe jede in die schwarzen Zahlen kam. Dabei waren die Zusatzkosten noch nicht berücksichtigt. Bei einer Fünf-Tage-Woche waren das also drei Freier pro Tag (noch einen, wenn Anzeigen dazukämen) mindestens noch mal so viele mussten es also sein, damit es sich lohnte. Dies aber hätte Stress bedeutet. Stressig sollte die Angelegenheit aber doch nicht werden!

    An der Straße konnte ich zwei oder dreimal in der Woche - wenn ich Lust hatte - zwei oder drei Freier „machen“, ohne vorher zu investieren, ohne mich zu Verausgaben. Nein, der Spaß wäre damit wieder vorbei gewesen. R. und ich schätzten das sehr ähnlich ein. Ich schlug ihr stattdessen vor nach Dortmund mitzukommen und es dort am Straßenstrich zu probieren.

    Bislang konnte ich von Glück sagen, dass ich noch nicht von der Polizei erwischt wurde; einmal waren sie hinter mir her gerannt und ich konnte mich in ein Haus retten, in dem sich in der zweiten Etage ein Gym-Studio befand. An jenem Tag trug ich meine gut eingetragenen Stiefel und so waren meine Chancen, den Häschern zu entkommen, höher. So war ich denn flink genug auf den Beinen, um mich bis in der zweiten Stock zu retten, in dem sich der Erfrischungsbereich des Studios befand. Mit einer halben Etage Vorsprung erreichte ich das schützende Studio - der Einsatz des Polizisten war beendet.

    An guten Tagen sprach die Polizei Platzverweise aus, an manchen schlug sie sofort zu - dies konnte man nie wissen. Die Freier fuhren mit ihren Autos immer im Kreis herum, ein kurzes Stück über den Burgwall, dann in den Johannisborn, an der Hunnentränke vorbei, an der Kappellenstraße die Bahngleise unterquerend und dann durch die Mühlenstraße wieder zurück auf die Bornstraße. Sie hielten dann an, man ging zum Auto hin oder setze sich hinein, um Verhandlungen über den Preis und die Leistung zu führen.
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    Ohne Alkohol stand ich das nicht durch - ich erwähnte es schon. Auf der Fahrt nach Dortmund füllte ich mir immer soviel Wodka-Lemon in meine Cola-Flasche, sodass es etwa vier Doppelten entsprach. Zwischen zwei Freiern trank ich dann schnell noch ein Bier in einer der Lokalitäten in der Innenstadt. Es war eine uneingeschränkt schöne Zeit und lediglich die einsetzende Kälte machte mir etwas zu schaffen. Beinahe jeder Tag brachte irgendwelche Neuigkeiten, lustige Begebenheiten oder auch menschlich interessante Erfahrungen.

    Rührend war es beinahe, wenn manche Männer mich zu sich nach Hause nahmen und ich als kleines Stückchen Glück, in den Dortmunder Wohnungen mit Soldatenbildern, Familienfotos an der Wand und Borussia Devotionalen im Schrank, ein bisschen lieb zu ihnen sein durfte. Das war auch für mich sehr schön. Es war dann die andere Seite der rauhen Arbeiter, der Ex-Bergleute oder Kraftfahrer zu erleben, die meist schon zufrieden waren, wenn man ihren Schwanz schön und engagiert blies.

    Einer der der älteren Freier war noch im zweiten Weltkrieg gewesen, er zeigte mir seine Schussverletzungen, - wann konnte man so was noch leibhaftig erleben? Interessant war auch ein ehemaliger Steiger, der über drei Eier verfügte! Er meinte, dies käme häufiger vor - hmm; ich hatte so etwas noch nicht gesehen, aber mich störte es nicht. Über Bäuche musste man genauso hinwegsehen, wie über bestimmte Gerüche, drei Eier waren dagegen wirklich eine Kleinigkeit. Normalerweise verwendete ich nie Kondome, da ich den Geruch des Gummis überhaupt nicht mag und zudem die Hände danach stinken - nur wenn ein Freier nicht ganz sauber war, dann griff ich zu diesen Dingern. Den normalen Schwanzgeruch stattdessen, empfand ich nie negativ - im Gegenteil!

    Problematisch konnte es aber auch aus einer anderen Richtung werden. So besaß einer meiner Stammfreier einen derart großen Schwanz, dass ich ihn kaum zwischen meine Zähne bekam. Unvorstellbar!!! Der hatte im unerigierten Zustand den Umfang eines Unterarmes; wuchs aber auch nicht großartig, wenn man ihn bearbeitete. Mit diesem Mann konnte man auch ganz nett plaudern, wie mit so vielen, die an der Straße auftauchten. Ein großer Vorteil zu den Bordellen oder Klubs, wo manche halt gegen Mitternacht völlig angesäuselt auftauchen, war auch der, dass es sich im Grunde niemand erlauben konnte, dort betrunken herum zu fahren. Zu groß war die Gefahr in eine Polizeikontrolle zu geraten.

    Einige Freier vielen durch ihre Neigung zur Feilscherei auf. In seltenen Fällen ging ich bis 60 Mark herunter, aber wenn mir der Mann überhaupt nicht gefiel, dann sagte ich nur „Tut mir leid“ und stieg wieder aus. Auch bei einem Behinderten ohne Beine, machte ich dies, weil ich es dabei einfach nicht konnte. Wenn mir aber manche zu nervend handelten, dann sagte ich auch: „Kuck, da hinten stehen die Drogenabhängigen, die machen es schon für 30 Mark. Geh doch dahin.“ Nee, ich versuchte immer einen gewissen Preisstandard zu halten. Rechne ich alle „Einsätze“ zusammen (auch später jene, als ich in Dortmund wohnte), so komme ich auf einen Schnitt von 96 DM, also 50 Euro. Damit bin ich nach wie vor zufrieden.

    Die missliebige Frage war immer: „Wohin fahren wir?“ Manche Freier kannten selbst gute Plätze, die aber auch oft mit einer längeren Fahrt verbunden waren. Zur Not aber brachte ich immer die Parkplätze des Westfalenstadions ins Spiel. Je nach der Verkehrdichte - auf den Straßen der Innenstadt, meine ich - war dies ein Weg zwischen sieben Minuten und einer guten Viertelstunde. Und es war sicher dort, denn es fiel nicht auf, wenn irgendwo auf den großen Parkplätzen ein Wagen mit einem Pärchen stand. Nur einmal tauchte hier die Polizei auf und dies zog eine etwas kuriose Szene nach sich. Gerade als ich den Freier französisch befriedigte, mein Kopf also in seinem Schoß lag (während er, oben, durch die Scheibe seines PKW sah), rief er plötzlich: „Polizei!“ Ich unterbrach meine Arbeit, sah auf und zog mir schnell mein Höschen und den Rock wieder hoch, denn das hatte ich als Fummelmöglichkeit heruntergelassen und da ich dort nicht anders aussah als normale Frauen, war damit auch immer der überzeugendste Beweis meiner Weiblichkeit gegeben.

    Ich weiß bis heute nicht, wie gutaussehende Transvestiten die Ungewissheit aushalten, ob etwas bemerkt wird oder nicht und vor allem, wie oft muss es zu Problemen kommen, da ich aus Erfahrung weiß, wie gerne Männer nun mal den Genitalbereich einer Frau bearbeiten wollen. Egal. Die Polizei fuhr in dieser Szene einmal auf und ab
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    Ich mochte es nicht, wenn Fickplätze nachher total verschmutzt aussahen. Das passierte schnell, weil viele Huren Kondome und Tücher einfach aus dem Auto werfen und dann mit dem Mann abdüsten. Um dies zu vermeiden, stellte ich mir immer ein Päckchen her, bestehend aus einem Kondom und einigen Papiertaschentücher; diese Utensilien steckte ich dann einen kleinen durchsichtige Frischhaltetüte, faltete es zusammen und so wanderte es in meine Tasche. Wenn ich den Inhalt gebrauchte, steckte ich die schmutzigen Tücher und das Kondom in die Tüte und warf alles zusammen bei der nächsten Gelegenheit in einen Mülleimer.

    Besonders schön war die Arbeit immer auf einem Parkplatz nahe des Hoeschgeländes. Dort kam man der großen blauen, ständig brennenden Flamme des Hochofens recht nahe. Dies sah immer wundervoll aus und jedes Mal geriet ich in eine melancholische Stimmung dabei, versuchte jedoch den Einfluss auf die Arbeit gering zu halten. Schade: Jetzt ist der Hochofen für immer verloschen, seine Einzelteile wurden im Sommer 2002 zerlegt und in China wieder aufgebaut. Hoffen wir, dass sich auch chinesische Prostituierte an jenem schönen Schauspiel während ihrer Arbeit erfreuen können.

    Was Freier in Wahrheit wollen, ist manchmal schwer auszumachen. Es gibt welche, die endlos verhandeln und man hat bei ihnen den Eindruck, dies reicht ihnen schon aus um Befriedigung zu finden. Dies geht allerdings zu unseren Lasten, es ist zunächst reine Zeitverschwendung.

    Dennoch sollte man auch mit derartigen Männern nach Möglichkeit höflich umgehen. Dasselbe gilt für jene, die immer nur im Kreis fahren und gucken, dabei sich möglicherweise einen runter holen. Dummer läuft es dann, wenn die Gefahr der Ausnutzung besteht. So geschehen bei einem, den ich beinahe Stammfreier nennen würde, der aber plötzlich nur noch von seinem Schreibtisch in der Dortmunder Stadtverwaltung anrief, ellenlange Gespräche mit mir führte, aber zu keinem konkreten Treffen Zeit hatte. Er onanierte während des Gespräches - das merkte ich. Drei Mal machte ich die Sache mit, dann lehnte ich weitere Gespräche ab. Es ist halt ein Problem, dass der Mann meist nach einem halben Dutzend Mal Sex mit einer Frau, eine andere will. Das ist so. Ausnahmen sind selten.

    Ansonsten sei noch mal klar gesagt: Im Normalfall kann man nicht um seinen Lohn betrogen werden, denn es wird selbstverständlich grundsätzlich vorher kassiert. Mir passierte es nur einmal bei einem Stammfreier, der mit den Worten: „Ich habe mein Geld vergessen“, seinen Dienst erhielt, weil ich ihm vertraute. Aber er wollte wohl bei seinem einkalkuliert letzten Besuch, ohne Bezahlung davon kommen. Doch ich hatte seine Telefonnummer, wusste wo er arbeitete - nach der Drohung, ich würde ihn in der Firma besuchen, brachte er mir meine ausstehenden 100 DM.

    Es gab auch echte Highlights. So wurde ich einmal von einem Mehrfachfreier als Begleitung zum Geschäftsessen engagiert in einem schönen Restaurant mit Blick auf den Hengsteysee, nahe der Ruhr. Ich fuhr direkt von der Arbeit im Freilichtmuseum zu seiner Arbeitstelle in Hagen-Haspe, nicht weit entfernt von dem Erziehungsheim, in dem ich vier Jahre arbeitete und wo er als Abteilungsleiter arbeitete. Gemeinsam fuhren wir von dort zum Restaurant. Es war ein bisschen langweilig, weil ich von all den Dingen die dort geredet wurden, nicht viel verstand und manchmal musste ich mühselig die Klippen umschiffen, denn offiziell war ich doch eine Angestellte des Betriebes und konnte bisweilen nur sehr allgemein über „meine Arbeit“ dort Auskunft geben.

    Eine andere Begleitung hatte einen ganz und gar anderen Charakter. So wurde ich im November für einen halben Abend als fehlendes Teil eines Paares engagiert, damit der Kunde einen Kino-Pärchen - Klub besuchen konnte. Er bezahlte Eintritt, wir nahmen im Foyer noch einen Drink und gingen hinein, in diesen „etwas anderen“ Kinoraum. Hier flimmerten ausschließlich Pornos über die Leinwand, die anwesenden Personen lagen mehr oder weniger kreuz und quer durch und übereinander. Die Atmosphäre war gemäßigt ansteckend und obwohl ich dafür eigentlich nicht bezahlt wurde, blies ich auch dem einen oder anderen Mann - zusätzlich meinem Freier selbstverständlich - den Schwanz. Ich wollte mich auch nicht wie eine Mimose verhalten, denn er hatte ja schließlich dafür bezahlt eine nette und mitmachende Partnerin an seiner Seite zu haben. Da geschah leider auch etwas völlig Unerwartendes: Frauen griffen nach mir!!! Zwei Frauen fassten mir an die Brust und versuchten mich in irgendwelche Spielchen hinein zu ziehen. Igitt! Nun wurde es mir dann doch zuviel - ich machte mich höflichst aus dem Staub und trollte mich endgültig in das Foyer zurück. Das Ganze war natürlich nicht so sehr mein Ding - aber 300 Mark für so eine Abwegigkeit, waren auch nicht zu verachten.

    Grundsätzlich war es kein übles Angebot, das mir ein Freier eröffnete - 400 DM für eine Nacht. Ich sagte zu. Die Fahrt ging tief ins Sauerland, nach Bigge-Olsberg. Dort gehörte ihm ein Haus, dass recht interessant ausgestattet war und in dem sich in fast jedem Zimmer ein Bildschirm befand. Der Hausherr sah sich halt gerne überall Pornos an. Nun dachte ich, eine Nacht könne nach einer guten Stunde beendet sein, wenn sie einmal abspritzen, dann kommen Männer meist zu Ruhe. So war es zunächst auch. Unangenehm allerdings, dass er glaubte, mich von Zeit zu Zeit wecken zu dürfen, wenn ihm danach war. Ich war am Morgen ziemlich genervt. Außerdem eröffnete er mir - entgegen unserer Absprache - er könne mich nicht nach Hause fahren. Immerhin gab er mir noch das Geld für die Bahnfahrkarte und fuhr mich zum Bahnhof. Hier stand ich nun um 6.30 Uhr in der Früh, mitten im Sauerland, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und dies alles mit einem kurzen Rock (wenngleich - gottlob - mit Stiefeln und Jacke bekleidet). Alle Schüler und Jungarbeiter, die in Hagen oder Dortmund lernten, waren an diesem Morgen unterwegs und fuhren mit dem Zug ins Ruhrgebiet. Ich fand mich zwar katastrophal aussehend, übernächtigt und schlecht gelaunt, aber irgendwann gegen 9.00 Uhr, kam ich ohne Probleme wieder in Hagen an.

    Die Freier wandten auch viele Tricks an, um unbemerkt von ihren Partnern zum Straßenstrich zu kommen. Manche blieben einfach dem obligatorischen Abendtraining fern, manche dehnten Einkaufsfahrten aus und andere logen sich die Zeitlücke gekonnt zurecht. Genau das warf man dem CDU-Landtagsabgeordneten und Präsident des Basketballvereins SSV Hagen D. vor, der von der Polizei am Strich Mitte der 8oer Jahre aufgegriffen wurde. Sechzehn Jahre alt war das Mädchen, welches in seinem Auto saß, als die Polizei kam. Er habe es trösten wollen, sagte er der Polizei; sie habe geweint, als sie sich zu ihm ins Auto setzte; nein, sonst wäre nichts gewesen, er habe nur auf seine Frau gewartet, die in der Innenstadt Besorgungen mache. Die Wellen schlugen in der Presse hoch. Der Dortmunder CDU-Bundestagsabgeordnete eilte seinem Parteifreund zu Hilfe, - Norbert Blüm, zu dieser Zeit zudem Bundesarbeitsminister! Ergebnis: Die Polizei musste sich für ihr Vorgehen entschuldigen, der Abgeordnete war rehabilitiert.

    Er habe die Polizei rufen müssen, teilte ein Mann seiner Frau per Autotelefon mit. Irgendjemand habe ihn fotografiert und er bestehe auf das „Recht am Bild“. Daraufhin habe man ihm gesagt, er müsse zum Polizeipräsidium fahren, um den Vorfall dort zu melden, es würde also noch etwas dauernd. Diese Geschichte erzählte ein Freier währenddessen wir bereits unterwegs zu seinem Haus in einem Dortmunder Randbezirk waren. Seine Frau harrte in der Stadt aus - er rief sie noch mal an, als wir sein Haus erreichten. Nach dem Sex fuhr er mich schnellstens wieder zum Strich und anschließend holte er seine wartende Frau ab. So machten sie es.

    Dies waren aber auch solche Momente, in denen gewisse moralische Bedenken aufkamen. Meine Existenz wurde zum vielfachen Grund für Ehebruch. Aber gab es nicht andere Gründe für den Weg der Männer zu mir und zu meinen Kolleginnen? Musste nicht schon sehr viel passiert (oder auch nicht passiert sein), damit es dazu kam? Ja, ich kann die Verzweifelung von Frauen bis zu einem gewissen Grad verstehen, die sich dadurch betrogen und gedemütigt fühlen. Zum einen bricht in diesem Moment die möglicherweise mühsam aufrechterhaltenen Idylle zusammen, zum anderen, geraten eventuell alle moralischen Kategorien durcheinander - eine schwierige Situation, die nicht nur mit falschen, „spießbürgerlichen“ Vorstellungen zusammen hängt, sondern auch Ausdruck einer tiefen Irritation und einer schweren Enttäuschung ist, die wohl auch oft als persönliche Niederlage empfunden wird.

    Es gibt aber zur Prostitution keine Alternative. Wäre sie verboten, würden zudem viel mehr Ehen auseinander gehen, weil „das Neue“ oder „das Andere“ nur mit einem brachialen Schritt der Trennung verbunden wäre. Viele Männer suchen aber nur die Abwechselung und sind dann wieder die alten, familienorientierten Ehemänner. Nein, man sollte das alles - so schwer es auch fällt - nicht ganz so hoch hängen. Selbst wenn der Seitensprung gelebt wird, heißt das überhaupt nicht, diese Männer würden ihre Frauen nicht lieben. Dies anzunehmen, wäre ein großer Irrtum.

    Die langjährige gewachsene Zuneigung wird nicht durch ein Abenteuer oder auch zwei, drei ausradiert - sie bleibt bestehen. Es ist lediglich der natürliche Trieb der Männer, ab und zu auszubrechen und die Fähigkeit zur Populationsvermehrung zu beweisen. Das ist psychologisch eindeutig bewiesen. Verständnis ist hier angesagt. Abstrafung wäre die falsche, mehr Zuneigung, die richtige Teillösung dieses Problems.

    Spannend ging es im Herbst 1996 am Strich zu, weil man eine Kollegin ermordete. Sie war noch am Abend an der Tankstelle an der Bornstraße gesehen worden - ganz in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Brügmannplatz. Von dort aus war sie nach Essen gefahren um in der Nähe des Hauptbahnhofes anzuschaffen. Sie wurde einige Tage später im Rheinland tot aufgefunden.

    Die Presse berichtete groß und am Straßenstrich waren wir doch etwas nervös geworden, wurde es doch wieder einmal plötzlich klar, wie gefährlich der Job werden konnte. Nun passten wir genauer auf, wer in welches Auto stieg und einmal in dieser Zeit bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Ich war mit einem Freier weit in ländliches Gebiet gefahren, um am Rand eines Feldes den Wagen abzustellen und dort Sex zu praktizieren. Plötzlich bemerkten wir einen Schatten in der Nähe des Autos. Sofort unterbrachen wir den Spaß und versuchten in der einbrechenden Dunkelheit etwas zu erkennen. Da fuhr auch schon ein etwa 50 Meter entfernt abgestellter PKW zügig davon - es war wohl ein Spanner, der uns vom Strich aus nachgefahren war und beim Sex zugeschaut hatte. Ich war also etwas verunsichert.

    Die Polizei verhielt sich in dieser Phase ausnahmsweise einmal so, wie es normale Menschen tun und befragte jede Einzelne von uns, ob wir irgendein verdächtiges Verhalten von Freiern bemerkt hatten, ob wir die Tote kannten und was wir über sie sagen konnten. Ich hatte sie nur ein Mal flüchtig gesehen, konnte also zur gesamten Thematik nichts sagen. Weil der Täter zunächst nicht gefasst wurde, blieb eine latente Unsicherheit bei uns bestehen. Erst zwei Jahre später wurde er gefasst und ging als „Rhein-Ruhr-Ripper“ in die Kriminalgeschichte ein. Insgesamt verübte er vier Morde. Den Prostituierten schob er während des Geschlechts-verkehrs ein Messer in den Rücken - dies brachte den Kick, den er brauchte. Wie soll man sich nur vor so einem „Menschen“ schützen?

    Ablenkung aber brachten auch die kleinen, nicht ganz alltäglichen Wünsche der Männer. 10 DM bekam ich z.B. extra, weil ich meinen Hintern aus dem Fenster des fahrenden Autos hielt, während wir über die Bornstraße düsten. Der Typ fand das sehr geil und ich ziemlich lustig. Spaßig war auch der junge Mann, der gar keinen Sex wollte; er habe nur eine Bitte, - zu gern möchte er doch meine Füße fotografieren. Nun, für einen Sonderpreis, 50 Mark, konnte er gerne ein paar Aufnahmen machen, dies war schnell verdientes Geld. Bei dem Wunsch eines anderen nach Sadomaso-Praktiken jedoch, musste ich kapitulieren. Ich sagte dem jungen Mann, er solle dann doch lieber ein Studio aufsuchen, nach dem ich ihm drei Mal den Gürtel widerwillig über den Oberkörper gezogen hatte. Ich bin in diesem Punkt blockiert.

    Manchmal nimmt sich ein Mann halt auch das was er will, z.B. verpasste mir
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    Ich war glücklich. Er hatte dies so kräftig, überzeugend und zielstrebig gemacht, dass ich vollsten Respekt dafür empfand. Es war ein Italiener.
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    Noch ziemlich am Anfang meiner Straßenstrich Zeit, stieg ich eines Tages in der Nähe der Transvestiten aus einem Auto aus. Ein paar Mal war ich schon an ihnen vorbei gefahren. Sie waren teilweise groß, sehr groß, unglaublich stark geschminkt, oftmals grotesk angezogen und stammten allesamt aus Marokko. Ich dachte immer noch trotz einer gewissen Skepsis, es gäbe bestimmte Berührungspunkte zwischen uns und ging freundlich auf die erste zu: „Hallo, ich heiße Tanja.“
    „Was willst Du hier? Hau ab!“
    „Hä? Was soll das, ich wollte nur mal „Hallo“ sagen, weil ich auch hier arbeite, da oben stehe ich immer.“ Ich zeigte auf die nächste Straßenkreuzung.
    „Du arbeitest nicht mehr lange hier.“ „Suleika“ hieß sie, wie ich später erfahren sollte. Bei Sonja Zietlow hatte „sie“ mal einen Auftritt als Bruder, der seiner Schwester ab und zu mal Klamotten klaut. Dort wirkte „sie“ sehr belustigend - hier, auf der Straße jedoch brutal. „Suleika“ stieß mich weg.
    Im selben Moment kam ein anderes, geradezu furienhaftes Wesen auf mich zu, stieß mich kräftig in die Seite und schrie:
    „Mach, dass Du hier wegkommst, sonst knallts.“ Es war Aiche, die hier fast jeden Abend stand. Sie trieb mich buchstäblich vor sich her, ballte die Fäuste und spannte die männlichen Muskeln an. Ich hatte an diesem Tag hohe, glatte Schuhe an, kam kaum vom Fleck und war fast paralysiert angesichts dieses überraschenden Angriffs. Aiche kam mir immer näher und zeterte dabei lauthals. Ich rettete mich in die Schwulendisco an der Ecke, dem Sidiklub. Hier rief ich nach der Polizei. Aiche kam hinter mir her und nur einer der Gäste stellte sich zwischen uns.

    Von den meisten Schwulen wurde ich(!) beschimpft, weil ich nach der Polizei rief. Seitdem versuchte mich der Idiot, der mit dem Besitzer liiert war, jedes Mal aus dem Laden zu werfen, wenn ich mal kurz ein Getränk zu mir nehmen wollte. Ein ganz und gar uneinsichtiger Dummkopf, der aber mit den marokkanischen Transen sympathisierte - er war selbst ein Transvestit und vermutlich auch ein bisschen neidisch auf meinen Zustand. In erster Linie aber war ein einfach ein großes Arschloch.

    An meinem nächsten Arbeitstag ging ich trotzdem auf Aiche zu: „Kann ich mal mit Dir reden?“ „Ja“, Aiche hatte sich abgeregt. Sie erklärte, mit allen die neu hier auftauchten und arbeiten wollten, würde sie so umzugehen. Die Deutschen fände sie sowieso total beschissen aussehend, aber von ihr aus, könne ICH ruhig bleiben! Das war natürlich ein Kompliment, ich hatte mich durchgesetzt. Doch ich erklärte ihr, dass wir uns ohnehin nie in die Quere kämen, weil ich HIER nie stehen würde. Sie war es zufrieden. Klar, sie versuchte mit den anderen ihren Teil des Straßenstrichs zu verteidigen und dennoch war ihr Einstand für mich völlig indiskutabel. Ich erkannte auch, dass sie durchaus einen transsexuellen Charakter hatte, das heißt, sie war deutlich auf dem Weg dazu, ständig in der Frauenrolle zu leben. Auch „Suleika“ begann im Jahr nach dem „Sonja“- Auftritt Hormone zu nehmen. Sie war nur ein Mitläufer und weil Aiche mir gegenüber nun friedlich gestimmt war, war sie es auch. Wir sprachen über meinen Status und Aiche war sehr neugierig, wie so etwas nach einer OP ausschaut. Ich ging mit ihr auf die Toilette im Don-Klub, setzte mich mit dem Hintern auf den Toilettendeckel in „Untersuchungstuhlstellung“ und ließ den Slip herunter. Aiche fand es hübsch. Sie selbst war erst 19 und stand am Anfang des Prozesses, hatte null Busen, dafür aber alles, was einen Mann sonst noch so ausmacht. Aber Ende des Jahres tat sie den ersten Schritt und ließ sich einen großen Busen implantieren. Nun konnte sie sich oben herum schon etwas natürlicher geben.

    Manchmal lief ich in den Nebenstraßen des Strichs herum, kam einmal auch in die Nähe des Pornokinos an der Steinstraße und wurde von der Straße weg, für Sex im Pornokino eingekauft; nichtdie Leinwand, für die Anwesenden schien der real zu erlebende Sex tatsächlicher interessanter zu sein - wen wundert´s? Denn während ich in der dritten Reihe sitzend dem Mann einen blies, schaute ich mit einem Auge kurz hoch und traute demselben nicht: Alle Männer blickten zu uns her und guckten zu - die meisten mit der Hand in der Hose! Dies empfand ich als eine ganz angenehme Situation. Der Tag hatte sich wieder mal gelohnt! Ich stellte fest, dass ich so ein glückliches Leben in Dortmund führen konnte und konkretisierte meinen Plan, in dem ich mich während der kalten Jahresendphase, in der ich nicht arbeitete, um eine Wohnung in der Stadt bemühte. Ja, es war klar: Meine Zukunft lag in Dortmund! Und wie…

    Kommentar von Campo-News — 24. Januar 2006 @ 12:04

  5. Ich habe sie gefunden, hier aber komischerweise noch in Berlin. Auch die Anzeige ist merkwürdig, naja Allegra

    Kommentar von Campo-News — 24. Januar 2006 @ 14:45

  6. Neues von Dona Carmen

    Junaita Henning hatte im ersten CAMPO geschrieben:

    Mehr verschämt, denn offensiv, beschloss die rotgrüne Exekutive, es sei das Verhältnis von Frau und Mann in bestimmten öffentlichen Konstellationen neu zu ordnen. Über diese herrscht bei allen „guten Menschen“ unbedingte Gewissheit, geht es doch in der Prostitution - nach deren Vorstellungen - schmutzig, zwanghaft und irgendwie nicht mit rechten Dingen zu. Die Ergebnisse sind nun auch danach. Die Realität, belässt den braven Bürger wo er ist: In der Hoffnung, irgendwann käme doch noch die Strafe für die Unverschämtheit Freiheit einzufordern -

    Löchrig wie ein Sieb
    - Kritische Anmerkungen zum bundesdeutschen Prostitutionsgesetz -

    „Abschaffung der Sittenwidrigkeit von Prostitution“, „Legalisierung des ältesten Gewerbes der Welt“, „Ende der Doppelmoral“ - was sollte das neue Prostitutionsgesetz nicht alles bewirken? Das seit Januar 2002 geltende Gesetz gibt der Ausübung von Prostitution in Deutschland eine neue rechtliche Grundlage. Die möglichen positiven Aspekte dieses Gesetzes sind allerdings gering.

    Zwischen Bordellbetreibern und Prostituierten können reguläre Beschäftigungsverhältnisse die bislang üblichen Mietverhältnisse ersetzen. Ein „eingeschränktes Weisungsrecht“ der Betreiber soll dem sozialversicherungsrechtlichen Schutz von Prostituierten den Weg ebnen. Das Schaffen angenehmerer Arbeitsbedingungen durch Bordellbetreiber ist nicht mehr strafbar. Und die Vermittlung sexuellen Verkehrs gilt nur noch dann als „Zuhälterei“, wenn dadurch die persönliche oder wirtschaftliche Bewegungsfreiheit einer anderen Person nicht mehr beeinträchtigt wird.

    Darin erschöpft sich auch schon das, was man an diesem Gesetz als positiv bezeichnen könnte. Dabei ist bis jetzt völlig ungewiss, ob das Positive auch praktisch zum Tragen kommt. Denn das Gesetz enthält zahlreiche Widersprüche, die seine eigene Umsetzung in Frage stellen. Dass das Gesetz gar nicht, wie oft behauptet und leichtfertig geglaubt wird, die so genannte „Sittenwidrigkeit“ der Prostitution in Deutschland abgeschafft hat – das bezeugen mittlerweile eine Reihe einschlägiger Gerichtsurteile aus jüngster Zeit.

    Wer immer noch glaubt, es handele sich bei diesem Gesetz um ein durch und durch emanzipatorisches Projekt, geht den vollmundigen Versprechungen der rotgrünen Bundesregierung auf den Leim. Ein Beitrag zur gesellschaftlichen Anerkennung von Prostitution durch Gewährung der üblichen und für andere Berufe selbstverständlichen Bürgerrechte an Prostituierte ist das Gesetz nicht. Selbst das, was das Gesetz an magerer Substanz zu bieten hat, gleicht einem Schweizer Käse und ist löchrig wie ein Sieb.

    Zudem ist das Gesetz geprägt von einer tief sitzenden und weiter fortwirkenden Philosophie der Diskriminierung. Es begründet eine modernisierte Form der Prostitutionskontrolle: Die bisherige, vergleichsweise primitive Form der Kontrolle mittels Ausgrenzung und Ächtung wird ersetzt durch eine modernere Variante, in der neben Polizei- und Ordnungsbehörden nun auch Finanzbehörden und Sozialversicherungsträger etc. eingebunden werden. Prostitutionskontrolle wird damit verbreitert und erscheint ziviler. Sie wird aber deshalb nicht weniger repressiv, nur weil ihre Form sich wandelt.

    Was dabei auf den ersten Blick als „Liberalisierung“ und den Prostituierten zugestandene höhere „Eigenverantwortung“ erscheint, geschieht nicht um der Sache selbst willen. Es geht nicht um die Emanzipation von Prostitution aus dem Status eines rechtlich diskriminierten Berufs, nicht um die rechtliche Gleichstellung sexuell Dienstleistender mit anderen Anbietern von Dienstleitungen. Elemente einer „Liberalisierung“ enthält das Gesetz nur in dem Maße, sofern sie unerlässlich sind zur effektiveren Auffüllung der Kassen von Fiskus und Sozialversicherung und zur Kriminalitätsbekämpfung unter Einbeziehung der immer noch zu „Opfern“ deklarierten Frauen.

    In Zeiten schleichenden Staatsbankrotts geht es der Regierung weder um Moral noch um Doppelmoral, sondern schlicht um Geld, ohne dabei das traditionelle Bedürfnis nach Prostitutionskontrolle aus dem Auge zu verlieren. Die Anonymität sexueller Dienstleistungen, die die Prostitution grundsätzlich auszeichnet, wird durch das Gesetz ignoriert. Unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung und der Heranziehung zu Steuer und Sozialversicherung will der Staat die „gläserne Prostituierte“ mit eingeschränkten Bürgerrechten.

    Die Option einer fortgesetzten Stigmatisierung des Prostitutionsgewerbes dokumentieren die ständigen Debatten um „Zwangsprostitution“ und „Menschenhandel“, die interessierte Verwischung der Grenzen zwischen Kinderprostitution und erwachsener Prostitution, die pauschale Diskriminierung von Sextourismus, die behördliche und mediengesteuerte Diskriminierung des Sexualverhaltens von Prostitutionskunden, die tendenzielle Gleichsetzung von Migrantinnen-Prostitution mit Sklaverei, die regierungsamtliche Zuordnung von Prostitution zu „organisierter Kriminalität“ etc. etc. All diese Formen einer verzerrten Wahrnehmung von Prostitution sind staatlich gewollt und gesponsert. Auch die permanente Präsentation von Prostituierten als „gehandelte Ware“ und „hilflose Opfer“ dient nur der Fortsetzung einer als „Fürsorge“ getarnten staatlichen Bevormundung. Für Tausende ausländischer Prostituierter in Deutschland erweist sich diese „Fürsorge“ tagtäglich als Razzia, Ausweisung und Abschiebung.

    Die dem Prostituiertengesetz eigenen Widersprüche, die wir von der Organisation Doña Carmen in unserer Zeitung „La Muchacha“ ausführlich dargestellt haben, sind keineswegs nur Ungereimtheiten und handwerklicher Pfusch, resultierend aus der Eile des politischen Geschäfts. Sie ergeben sich vielmehr allesamt aus der Philosophie der Diskriminierung, die dem Gesetz zugrunde liegt. Prostitutions-Diskriminierung erfährt keine Abschaffung, sondern lediglich einen Formwandel. Insofern ist das Gesetz eine Mogelpackung.

    Den für das Gesetz politisch Verantwortlichen wird Kritik nicht erspart bleiben. Dabei lautet die Alternative: Entweder vorwärts zu einer konsequenten Entdiskriminierung der Prostitution, also Anerkennung von Prostitution als Beruf. Oder aber eine Rolle rückwärts hin zu klassisch konservativen Positionen der Ausgrenzung und Stigmatisierung. Einen Mittelweg gibt es nicht.

    Juanita Henning, Doña Carmen (Organisation für politische und soziale Rechte von Prostituierten) Frankfurt/Main, E-Mail: DonaCarmen@t-online.de – wer den Verein unterstützen möchte, kann dies unter der Bankverbindung: Frankfurter Sparkasse,
    BLZ 500 500 01, Kontonummer 466 166

    Kommentar von Campo-News — 31. Januar 2006 @ 07:57

  7. Typisch Arbeiterklassen-Moral: Die “Linksrechts-Partei” spielt Erna Klein und die anderen Philister ziehen mit. Prostitution ist bah! sagen die Frauen von der CDU und SPD. Und die Grüne setzt eins drauf: Ausgerechnet die Linkspartei - wo doch ficken nur etwas für Männer ist und den Frauen schadet! Winkelmeiers Fehler ist, dass er nicht wie der Berliner Bürgermeister Sado-Maso-Feste puscht, kein AIDS-Schleifchen trägt, nicht mit dem kleinen Wackelhintern auf dem Stühlchen herum rutscht wie Herr Beck und vor allem: dass er überhaupt heterosexuellen Sex unterstützt. Das geht doch nicht mehr! Warum begreift er das nicht? Deutschland 2006.

    Kommentar von Campo-News — 14. Februar 2006 @ 09:45

  8. Die Philisterei geht weiter

    Kommentar von Campo-News — 15. Februar 2006 @ 08:22

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