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8. Dezember 2005

Vor 25 Jahren wurde John Lennon ermordet.

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 11:09

Ein paar sehr subjektive Bemerkungen.

Von Tanja Krienen

Heute vor 25 Jahren erschoss ein ziemlicher Irrer den Ex-Beatle John Lennon.

John Lennon sah ich einmal, vor fast 40 Jahren, während der BRAVO-BEATLES-BLITZTOURNEE, die zwei Monate vor dem letzten öffentlichen Auftritt der Gruppe stattfand – hier steht ALLES dazu, weshalb ich mir weitere Lobpreisungen an dieser Stelle ersparen kann -
Warum ich eine Alt - 66erin bin

Nachdem der Wahn-Sinnige Mark „Tracy“ Chapman Lennon erschoss, bemächtigte sich die hier um keinen Preis der Welt namentlich genannte Japanerin, deren Namen sich auf „Bono“ reimt (was nun überhaupt kein Grund zum Lachen ist, weil rein tragisch), endgültig seines Werkes, nachdem sie das schon ein langes ein und fast ein weiteres halbes Jahrzehnt (das wir, die wir mit litten, beteten und gar zu unaussprechliche Phantasien pflegten) vorher schon getan hatte.

Als ich noch nicht wie heute - obwohl meine Kritiker (das sind die, mit den zehn Lektoren in der Etappe) darüber zu höhnen pflegen – die Orthographie beherrschte, schrieb ich auf die aktuelle Plattenhülle, worüber man sprach, nämlich, - zwar sei Cassius Clay (der sich etwa zu der Zeit den Sklavennamen Mohammad Ali gab) der Größte, die Beatles aber gleich vier mal. Keine Ahnung, wann andere Kinder eine Vorstellung von der Zeit entwickelten – ich hatte sie schon damals. Mir war es völlig bewusst, was es bedeutete, an DIESEM Tag das Datum festzuhalten. Gestern, Heute, Morgen waren – lassen wir jetzt mal ein paar später hinzukommende eher philosophische Interpretationen aus – für mich in ihrer Dimension absolut klar.

Ich dachte: Du schreibst jetzt das Datum auf die Plattenhülle, und wirst dich immer an diesen Augenblick erinnern, auch wenn du ganz ganz alt bist. „Ganz ganz alt“, das war für mich damals das Futurejahr 2000, das Jahr, in dem wir nach zeitgemäß kursierenden Vorstellungen in „Raumschiff Orion“-Welten (tatsächlich „tanzt“ man heute hier und da nicht viel anders) leben würden (und ich, nicht daran denkend, dass es Vollverrückte geben könnte, welche das neue Jahrtausend michnichtdichnichts ein Jahr vorverlegten - auf dass eine weitere überflüssige Party zu feiern sei - unfassbar greisige 43 Jahre wäre, wenn das 3. Jahrtausend seit unserer Zeitrechung beginnen sollte). Die konkreten Mondlandungspläne hatten alle möglichen Phantasien in der Mitte der bis dahin so wunderbaren 60er Jahre freigesetzt: Drei Wochen zuvor waren die Astronauten von Apollo 1 in ihren Kapseln verbrannt, aber an jenem 11. 3. 1967 erklärte Stalins Tochter, dass sie immer im Westen bleiben würde – und es waren noch 12 Wochen bis zum 2. Juni 1967. Am 25. August desselben Jahres schließlich drückte Willy Brandt den Startknopf zum Farbfernsehen. Forrest Gump ist ein Zweitklässler, nur mal so.

Wie alt „unsereins“ doch schon ist. Neulich sah ich auf dem Wissensstuhl der mäßig begabten Geldgierigen (die dann gottlob doch nur mit 500 Euro nach Hause gehen müssen) einen, der nicht nur nicht wusste, welcher Beatle als erster nach der Trennung (ach so) einen Solohit hatte, sondern, dass es „My sweet Lord“ überhaupt gab. Verzweiflung pur.

Was das mit John Lennon zu tun hat? Nix, oder? Doch.

Die oritschinell sinkel wromm se jir neintinnsickstinnnein wenn TK woos ganze Twelf jirs old wie einä großä Publikateur aus Munig sagen würde.

Ev’rybody’s talking about Ministers,
Sinisters, Banisters and canisters
Bishops and Fishops and Rabbis and Pop eyes,
And bye bye, bye byes

Let me tell you now
Ev’rybody’s talking about
Revolution, evolution, masturbation,
flagellation, regulation, integrations,
meditations, United Nations,
Congratulations.

Ev’rybody’s talking about
John and Yoko, Timmy Leary, Rosemary,
Tommy Smothers, Bobby Dylan, Tommy Cooper,
Derek Taylor, Norman Mailer,
Alan Ginsberg, Tanja Krienen
Hare Krishna,
Hare, Hare Krishna
All we are saying is give peace a chance
All we are saying is give peace a chance

Weihnachtsgeschenk 1966



Aus derselben Bravo, 27. Juni 1966, als Dr. Sommer noch Dr. Vollmer hieß, diese weisen Worte

5 Kommentare »

  1. In der Ausgabe der nächsten Woche erklärte Dieter Bohlen, der damals noch Sexy-Rexy Gildo hieß und sich noch nicht die Augenbrauen zupfte, wie man ein Star wird und außerdem, warum er ein Faible für das weibliche Geschlecht hat-hehe.


    z.B. interessierte uns, was in der Welt geschah

    oder Mode mit Roy

    Ratschläge fanden wir auch spannend, selbst wenn es Jungs betraf, wie hier-
    „Bist du nicht sexy, sondern mickrig
    Streck dich zur Decke, Dr. Zittrig“


    Brennend warteten wir auch immer auf die Tipps für uns heterosexuelle Teens, obwohl wir noch nicht menstruierten und die Zeit unfassbar lang erschien, aber alles hörte sich überzeugend und weise an.

    Die Fußballweltmeisterschaft hatte gerade begonnen und Anfang Mai holte meine Borussia schon den Europacup – wir waren optimistisch (bis plötzlich dieser eine Russe kam lief es ja auch ganz gut)

    Im Frühjahr hatte es die ersten Hartz 1 Proteste gegeben, weil die Autos so eine Zumutung seien, sagten die Verbände (oder verwechsle ich da jetzt etwas?)


    Wir aber wollten nur noch: lottern wie die Rattles


    Etwas später mochte ich außer Roy Black auch noch andere Schlagersänger, später davon mehr

    Kommentar von Campo-News — 8. Dezember 2005 @ 15:35

  2. Da schreibt die Jungle World heute einen Schmarrn und zeigt genau, warum “68″ ein Verhängnis war. Jaja, das System, das System allein macht die schlechte Musk! Wenn wir den Sozialismus hätten, würden wir alle nur gute Musik machen! Jaja. Das System ist schuld. Deshalb: 66 rules! - zumal die wichtigsten Worte in dem Aufsatz fehlen:

    But when you talk about destrucion
    Don´t you know that you can count me out.

    But if you go carrying pictures of chairman Mao
    You aint´t going to make it with anyone anyhow.
    Genau!

    Aus der JW:

    Helmut Salzinger? Kennt man den noch? Wenn man am Tresen gefragt wird, wer das sei, den man da so enthusiastisch feiere, dann hilft die schnelle Antwort: Salzinger war der Diederichsen der siebziger Jahre. Freilich eine Unverschämtheit, es müsste ja umgekehrt lauten: Diedrich Diederichsen ist der Salzinger der Achtziger und Neunziger. Salzinger hätte dieses Jahr seinen 70. Geburtstag gefeiert, wäre er nicht am 3. Dezember 1993 an einer Herzattacke gestorben. Er kam gar nicht aus der Subkultur, er war promovierter Germanist, ein Jazz-Purist, wie Hadayatullah Hübsch in seinem Nachruf schrieb, der 1966 als freier Autor für die Zeit, den Spiegel und die Frankfurter Rundschau begann. Wenig später landete er, bereits den Rolling Stones verfallen, bei konkret und schrieb dort 1968 einen Text über die »Scheiß-Beatles«.

    Die ätzende Kritik an der Band ist, aus damaliger Sicht, genial. Gefeiert wird von ihm zunächst das Desinteresse der Beatles an Politik: »Es war gerade das Wichtigste an den Beatles, dass sie unpo­litisch waren. Im Rahmen der englischen Klassenstruktur bedeuteten die Mods eine wirkliche Revolte gegen die Elterngeneration. Für die Abköm­mlinge des Slums war es damals noch ungeheuer revolutionär, durch bloßes Klimpern auf der Gitarre Millionen zu machen, denn die speziellen Auslesetests des Systems verwehrten ihnen von vornherein jeden Zugang zu irgendeiner anderen Karriere mit höherer Schulbildung.« (Wer sich jetzt zurücklehnt und sagt: Ist doch alles bekannt!, ignoriert schlicht, dass dieser Zugriff auf populäre Kultur in Deutschland durch Salzinger erstmals praktiziert wurde.)

    In dem Moment aber, in dem die Beatles sich explizit politisch äußern, man denke an den legendären Song »Revolution«, kippt es: Sie entpuppen sich als angepasste Klugscheißer. »You say you’ll change the constitution/ Well you know/ we all want to change your head/ You tell me it’s the institution/ Well you know/ You better free your mind instead.« Die Beatles hassen? Salzinger konnte das.

    Wie hätte sich die letzte Popdebatte, die Berliner Provinzposse um Ulf Poschardts FDP-Begeisterung, aus der Sicht Salzingers dargestellt? Vermutlich ganz einfach: Thema verfehlt. Ob Popkultur politisch ist bzw. in welche politische Richtung sie sich entwickeln muss; ob sie eher ein Feld für lin­ke Realpolitik ist oder ob sie der Wucht des so genannten Neoliberalismus nichts entgegenzusetzen hat – das alles hätte ihn kaum interessiert, weil es an den je besonderen Gegenständen (den aktuellen Platten, den neuen Bands, ihren Konzerten, ihrem Publikum) vorbeizielt. Die Radikalisierung des Pop-Kritikers Salzinger leitet sich ganz aus der vorurteilsfreien, bis an die Schmerz­grenzen des Pedantischen und Peinlichen gehenden Analyse ab.

    Salzinger, der 1973 ein wunderbares Buch über Walter Benjamin schrieb, »Swinging Benjamin«, und noch Kolumnist bei Sounds wurde, zog sich in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre immer mehr in die norddeutsche Natur zurück. Er schrieb Naturgedichte, muss wohl zu einem spätsurrealistischen Landschaftsgärtner geworden sein. Auf Musik kam er nur noch sporadisch zu sprechen.

    Kommentar von Campo-News — 9. Dezember 2005 @ 11:38

  3. Jaja, der böse Lennon

    Kommentar von Campo-News — 24. Januar 2006 @ 09:43

  4. Diese BILD-Serie basiert ja auf der Biographie des früheren Tony Sheridan-Managers Fascher. Hab ich schon die miese Geschichte erzählt, dass sich meine Ex ausgerechnet als erstes nach unserer Trennung mit einem ehemaligen Bandmitglied Sheridans einließ? “Skinny Minny” konnte ich jahrelang nicht hören. Egal - kann man ja in meiner Biographie nachlesen.

    Kommentar von Campo-News — 25. Januar 2006 @ 19:10

  5. Und dann sagt Scharansky etwas für mich Unfassbares: John Lennons Song „Imagine“ ist ein Antifreiheits-Lied. Ich antworte: Ich verstehe nicht ganz, dieses wunderbare Lied ist doch die Hymne einer ganzen Generation, die sich Frieden, Freiheit und Freizügigkeit auf die Fahnen geschrieben hatte. „Imagine“ ist definitiv ein Freiheits-Song. Scharansky hält dagegen: Freizügigkeit ja, Freiheit nein. In Lennons Lied heißt es: Stell dir vor, es gibt nichts, für das es wert ist zu sterben! Für Lennon war das der Wunschtraum. Für mich, sagt Scharansky, ist es der Albtraum.

    Scharansky sieht in dieser Zeile von Lennon eine gefährliche Form von Kulturrelativismus. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/antikapitalismus_antiamerikanismus_und_antisemitismus

    Kommentar von Campo-News — 31. Mai 2013 @ 19:26

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