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27. März 2005

Michel Houellebecq

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 13:53

Wenn Du, lieber Leser, dass 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hast, dann solltest Du erst Mami oder Papi bitten diesen Beitrag zu lesen.

Wenn Sie, älterer Mensch, deutschsprachiger Mittelmäßigkeit glauben, ein paar abweichende Meinungen nicht verkraften zu können, weil die Papis und Mamis der vorlaufenden Generation das Köpfchen nicht ausreichend schulten, so lesen auch Sie nicht weiter, denn: Es folgt nun eine kleine Auswahl, bisweilen zeitlich und räumlich geraffter Ausschnitte, aus dem stark diskutierten Buch „Plattform“, des französischen Autors Michel Houllebecq, der von Philistern des Sexuellen und Islamisten - wegen eben jener Passagen - angezeigt wurde. Der Beitrag besteht aus zwei Teilen – beginnen wir mit dem, der die Eigenschaften einer uns weitgehend unbekannten Gruppe, mit denen schon der selige Herr Hitler gute Kontakte pflegte.

Teil I

Anmerkung: Die Hauptperson des Buches heißt – welch ein Zufall – Michel! Michels Vater wurde ermordet, weil er sexuelle Kontakte zu einer nordafrikanischen Frau namens Aicha unterhielt, die deren Bruder nicht billigte.

Aus dem Buch: Aicha sprach: ,,Meine Familie betrachtet mich sowieso als Hure. Vor zwei Jahren hat mein Vater eine Pilgerreise nach Mekka gemacht, seither ist nichts mehr mit ihnen anzufangen. Meine Brüder sind noch schlimmer: Sie unterstützen sich gegenseitig in ihrer Dummheit, besaufen sich mit Pastis und behauptet gleichzeitig die Verfechter des wahren Glaubens zu sein; und erlauben sich, mich als Schlampe zu bezeichnen, weil ich Lust habe zu arbeiten, anstatt einen Idioten wie sie zu heiraten.“ … Aicha saß in sich zusammengesunken auf einem Stuhl und wandte ostentativ den Blick von der Stelle ab, an der ihr Bruder stand. Der war von zwei Gendarmen eingerahmt und starrte mit bockiger Miene zu Boden. Die Schädeluntersuchung des Opfers hatte einwandfrei ergeben, dass der Täter mit Härte und Verbissenheit vorgegangen war. Das Gesicht meines Vaters war außerdem so brutal über den Boden geschleift worden, dass praktisch ein Auge aus der Augenhöhle gesprungen war. Ich sah Aichas Bruder starr an, ohne die Augen abzuwenden. Hätte ich eine Waffe gehabt, ich hätte ihn ohne zu zögern niedergeknallt. Diesen kleinen Dreckskerl zu töten, erschien mir nicht nur als eine banale, sondern als eine wohltuende, positive Handlung. Es wurde dunkel. Ein paar Schafe beendeten ihren Tag. Auch sie sind dumm, vielleicht noch dümmer als Aichas Bruder; aber in ihren Genen ist keine Gewaltreaktion programmiert. Am letzten Tag ihres Lebens blöken sie vor Aufregung, ihr Herzrhytmus beschleunigt sich, ihre Beine bewegen sich verzweifelt, dann fällt ein Schuss aus der Pistole, das Leben verlässt sie und ihr Körper verwandelt sich in Fleischerware.

Anmerkung: Ein Ägypter denkt gegen Ende des Buches über die Islamisierung seines Landes nach.

Aus dem Buch: Er wollte mich davon überzeugen, dass die Ägypter keine Araber sind. ,,Wenn ich daran denke, was dieses Land alles erfunden hat, die Architektur, die Astronomie, die Mathematik, die Landwirtschaft, die Medizin; und seit dem Aufkommen des Islams nichts mehr: Das absolute geistige Nichts, die totale Leere. Wie sind zu einem Land von verlausten Bettlern geworden. Bettler voller Läuse, das sind wir inzwischen. Lumpenpack, Lumpenpack!“ Er verscheuchte mit einer wütenden Geste ein paar Kinder, die uns um Münzen anbettelten. ,,Sie dürfen nie vergessen, dass der Islam in der Wüste entstanden ist, inmitten von Skorpionen, Kamelen und allen möglichen Tieren. Wissen Sie wie ich die Muslime nenne? Die elenden Kerle aus der Sahara. Das ist der einzige Name den sie verdienen. Der Islam konnte nur im Stumpfsinn einer Wüste entstehen, inmitten dreckiger Beduinen, die nichts anderes zu tun hatten – entschuldigen Sie den Ausdruck – als ihre Kamele zu ficken….Und unsere Frauen! Wie schön unsere Frauen waren! Erinnern Sie sich nur an Cleopatra, die den großen Cäsar in ihren Bann zog. Sehen Sie sich nur an, was heute davon übrig geblieben ist.“ Er zeigte auf gut Glück auf zwei verschleierte Frauen, die sich mühsam unter der Last von Warenballen dahinschleppten. ,,Fettsäcke. Unförmige Fettsäcke, die sich unter zerlumpten Tüchern verstecken. Sobald sie verheiratet sind, denken sie nur noch ans Essen. Sie fressen und fressen und fressen! Die Wüste bringt nur Geisteskranke und Idioten hervor.“

Anmerkung: Es kam zu mehreren Attentaten in Thailand – ein Mädchen hatte man gesteinigt, ihr Körper eine einzige kaum noch wiederzuerkennende Schwellung. Ein Deutscher hatte eine durchschnittene Kehle und war kastriert worden, sein Glied und seine Hoden hatte man ihm in den Mund gestopft. Bei einem weiteren Attentat von Islamisten in Thailand, wird Michels Freundin Valerie zerfetzt und kommt ums Leben.

Aus dem Buch: Man kann allein dadurch am Leben bleiben, dass man von einem Gefühl der Rache erfüllt ist; viele Menschen haben so gelebt. Der Islam hatte mein Leben zerstört, und der Islam war sicherlich etwas, was ich hassen konnte. In den folgenden Tagen bemühte ich mich, die Muslime zu hassen. Es gelang mir ganz gut und ich begann wieder die Nachrichten aus aller Welt zu verfolgen. Jedesmal wenn ich erfuhr, dass ein palästinensisches Kind oder eine schwangere Palästinenserin im Gazastreifen erschossen worden war, durchzuckte mich ein Schauder der Begeisterung bei dem Gedanken, dass es einen Muslim weniger gab. Ja, man konnte auf diese Weise leben.

Teil II

Anmerkung: Der Kern des Buches besteht aus Schilderungen, die ein Reisender während unterschiedlichster Phasen erlebt. Besonders wird der Sextourismus reflektiert.

Aus dem Buch: Kuba hat den Vorteil, dass es eines der letzten kommunistischen Länder ist und in dieser Form vermutlich nicht mehr lange bestehen wird…In dem Augenblick, da wir die ehemalige DDR überflogen, versank ich in dumpfen Schlaf….Wir würden gleich Afghanistan überfliegen. Die Taliban dürften jetzt schon schlafen und sich in ihrem Dreck suhlen. ,,Gute Nacht, Taliban, gute Nacht“, murmelte ich, ehe ich die zweite Schlaftablette hinunterschuckte.

Santiago de Cuba. Anscheinend konnte niemand in diesem Land von seinem Monatslohn leben. Nichts funktionierte hier wirklich: Es fehlte an Benzin für die Motoren, an Ersatzteilen für die Maschinen. Alle Kubaner überlebten daher dank einer Nebenbeschäftigung, die mit dem Tourismus verbunden war….Wenn es ein Land auf der Welt gibt, das Sextourismus braucht, dann sind sie das. Aber bisher gibt es noch ein Embargo für amerikanische (Tourismus)-Unternehmen. Doch Kuba wird sowieso wieder ein kapitalistisches Land. Kuba ist dann DIE Gelegenheit in der Karibik….Wir verließen den Bus. Am Straßenrand befand sich ein stark rostendes Metallschild, auf dem Che Guevara die Arbeiter zur revolutionären Entwicklung der Produktivkräfte aufrief. In der Luft lag ein abscheulicher Gestank…Ich entwickelte die Grundlagen einer konplexeren und zweifelhafteren Theorie: Kurz gesagt: Die Weißen wollten sich bräunen lasen und Negertänze lernen; die Schwarzen wollten sich die Haut aufhellen und das Haar entkrausen lassen. Die ganze Menschheit strebt instinktiv nach einer Rassenmischung und dies gelang ihr in erster Linie über die Sexualität. Der einzige jedoch, der diesen Prozess konsequent zu Ende geführt hatte, war Michael Jackson.

Anmerkung: Mit dem Bericht über Thailand beschließe ich den kleinen Reigen des empfehlenswerten Buches – siehe auch www.tanjakrienen.de / Kultur, Philosophieseiten und das „Blaue Brett“ zum selben Thema.

Aus dem Buch: Meine Wahl fiel sehr schnell auf Nummer 7. Sie hieß Oon und kam aus dem Norden des Landes. Sie war neunzehn. Kein leichter Job den diese Mädchen hatten - Babette und Lea (zwei französische Mitglieder der Gruppe), dachte ich, wären dessen nicht fähig gewesen, thailändische Prostituierte zu sein; SIE WAREN DESSEN NICHT WÃœRDIG!…Direkt neben dem Lokal entdeckte ich ein Gartenrestaurant. Ein paar Tische weiter hatten sich zwei pummelige deutschen Lesben in Latzhosen und kurzgeschorenen Haar die Gesellschaft einer reizenden jungen Frau mit langen schwarzem Haar und sehr feinen Gesichtszügen geleistet. Auch einzelne Araber von undefinierbarer Nationalität waren dort – ihre Schädel waren mit geschirrtuchartigen Stofflappen umwickelt, an denen man Arafat bei seinen Fernsehauftritten erkennt. Außerdem gab es einen Tisch mit Chinesen aus Hongkong – erkennbar an ihrer Schmutzigkeit, die schon für einen Westeuropäer schwer zu ertragen war und die die thailändischen Kellner völlig fassungslos machte. Die Chinesen schlingen das Essen gierig herunter, lachen mit offenem Mund, spucken auf den Boden, schnäuzen sich zwischen den Fingern – kurz gesagt, sie verhalten sich alles in allem genau wie Schweine. Außerdem sind es viele Schweine, was die Sache nicht besser macht.

Robert und Lionel kamen an den Tisch. ,,Ich stehe politisch rechts,“ sagte Robert“, aber Vorsicht“, er bewegte den Zeigefinger hin und her. ,,Ich glaube an die Wahrheit.“, sagte er, ,,Eine der ersten Folgen des Reisens, besteht darin, Rassenvorurteile zu stärken oder zu schaffen. Meine erste Reise ging nach Madagaskar. Seither habe ich nie mehr eine Weiße…Die Weißen betrachten sich selbst als minderwertige Rasse, alles ist bereit für das Aufkommen eines neuartigen Rassismus, der auf Masochismus beruht. Alle Antisemiten zum Beispiel sind sich darin einig, den Juden eine Ãœberlegenheit auf gewissen Bereichen zuzuerkennen: Wenn Sie die antisemitischen Schriften aus der damaligen Zeit lesen, werden Sie über die Tatsache erstaunt sein, dass der Jude als intelligenter und gewitzter angesehen wird. Ergebnis: Sechs Millionen Tote! Ich sehe für die kommenden Jahre eine Zunahme der rassistisch begründeten Gewalttaten in Europa voraus, das Ganze wird enden in einem Bürgerkrieg – dann wird es mit der Kalaschnikow ausgetragen. Aber mir ist das schweißegal.“ ,,Stimmt es, dass sie mit einem Mädchen zusammen waren und ihr Geld gegeben haben?“ fragte Valerie sanft. ,,So arm sind die Mädchen nicht“, fügte Robert hinzu, sie können sich sogar Motorroller und Klamotten leisten. Manche lassen sich sogar die Brüste vergrößern. es ist nicht billig, sich die Brüste vergrößern zu lassen. Sie unterstützen allerdings auch ihre Eltern. Kennen Sie Pattaya? Traumhaft, einfach traumhaft. Dort findet jeder, was er sucht, für jeden Geschmack das Richtige: Homosexuelle, Heterosexuelle, Transvestiten. Das ist Sodom und Gomorra in einem. Sogar noch besser, denn da gibt es auch Lesbierinnen.“

Wenn deutsche Senioren viel getrunken haben, tun sie sich manchmal zu einer Gruppe zusammen und stimmen langsame Gesänge von unendlicher Traurigkeit an. Das belustigt die umstehenden thailändischen Kellner so sehr, dass sie kleine Schreie ausstoßen. Die deutschen Senioren legen die Hand schwer auf die Schenkel ihrer jungen Begleiterinnen. Ein älterer Deutscher saß zu meiner Linken vor einer Flasche Carlsberg. Eindrucksvoller Bauch, weißer Bart, Brille, er sah sehr nach einem Universitätsprofessor im Ruhestand aus. Wie gebannt starrte er auf diese jungen Körper, die sich vor seinen Augen bewegten, er saß so regungslos da, dass ich einen Augenblick glaubte, er sei tot. Mehrere Nebelmaschinen traten in Aktion. Der alte Deutsche starrte noch immer auf die Bühne, irgendwann nahm er die Brille ab, um sie zu putzen, seine Augen waren feucht. Er war im Paradies. Er gab einem der Mädchen, das immer noch mit einem weißen String bekleidet vor der Bühne auf den nächsten Auftritt wartete ein Zeichen. Sie näherte sich sogleich und setzte sich zwanglos zwischen seine Schenkel. Ihre jungen runden Brüste bewegten sich vor dem Gesicht des alten Mannes, der vor Vergnügen errötete. Ich hörte, wie sie ihn „Papa“ nannte. Ich zahlte und ging geniert nach draußen; ich hatte den Eindruck, eine der letzten Freuden des alten Mannes miterlebt zu haben, das war rührend und zu persönlich.

Mehr als jedes andere Volk kennen die Deutschen Kummer und Schande, sie verspüren das Bedürfnis nach einer sanften und unendlich erfrischenden Haut. Mehr als jedes andere Volk kennen sie den Wunsch nach ihrer eigenen Vernichtung. Selten kommt es vor, dass sie Gymnastik treiben und ihren eigenen Körper in Form halten. Im allgemeinen essen sie zuviel, trinken zuviel Bier und setzen Fett an; die meisten von ihnen dürften bald sterben. Sie sind zumeist herzlich, scherzen gern, sind stets bereit, eine Runde auszugeben, Geschichten zu erzählen; ihre Gesellschaft ist beruhigend und zugleich traurig.

Plattform, Michel Houllebecq, Roman DuMont

Auch ein Beitrag, der schon vor über drei Jahren entstand -

Michel Houellebecqs Elementarteilchen

Lesen wir mal gemeinsam eine verdichtete Stelle aus dem Buch von Michel Houellebecq “Elementarteilchen”. Der französische Autor muss sich seit seinem großen Erfolg “Ausweitung der Kampfzone” mit dem Vorwurf des “Rassismus” und “Faschismus” auseinandersetzen, weil er Dinge einfach so beschreibt wie sie gesagt werden müssen, wenn man geradeheraus und unverstellt sprechen dürfte. Sein neues Buch “Plattform” steht aktuell auch wieder unter dem Beschuss der guten Menschen. Hier aber folgt ein Ausschnitt aus “Elementarteilchen”.

Ein Wort noch zur Handlung, damit man es versteht. Die beiden Brüder Michel und Bruno werden ans Totenbett ihrer Mutter gerufen, die sich nie um sie, aber dafür umso mehr um absonderlichen spiritistisch-esoterischen Müll kümmerte, dann unter Hippies geriet und nun im Sterben liegt. -

Bruno sagte: “Anscheinend ist die alte Sau zum Islam übergetreten - inspiriert durch die sufistische Mystik oder irgend so einen Scheiß. Sie hat sich bei einer Schar von ausgeflippten Typen eingenistet, die in einem verlassenen Haus etwas abseits vom Dorf leben. Nur weil die Zeitungen nichts mehr über Aussteiger oder die Hippies berichten, glaubt man, es gäbe sie nicht mehr. Dabei werden sie im Gegenteil immer zahlreicher, durch die Arbeitslosigkeit ist ihre Zahl beträchtlich gestiegen, man kann sogar sagen, es wimmelt nur so davon. Der Trick bei der Sache ist, dass sie sich jetzt Ökobauern nennen, aber in Wirklichkeit sind das alles faule Säcke, die nur von der Sozialhilfe leben und einen obskuren Zuschuss für Landwirtschaft in strukturschwachen Gebieten kassieren.” “Unsere Mutter liegt also im Sterben”, unterbrach ihn Michel. “Ach, da ist ja der Arsch!” sagte Bruno und zeigte auf einen jungen Mann, der gerade das Bistro betreten hatte. Er mochte etwa 22 sein. Er trug eine Military-Hose und ein T-Shirt mit dem Aufdruck GREENPEACE, hatte einen dunklen Teint, und sein schwarzes Haar war zu kleinen Zöpfen geflochten, kurz gesagt, er war ein Anhänger der Rasta-Mode. “Tag, du Arsch”, sagte Bruno schwungvoll. “Können wir jetzt die Alte aufsuchen?” Der andere nickte wortlos, offensichtlich hatte er beschlossen, auf Provokationen nicht einzugehen.

“Der Arzt ist noch einmal vorbeigekommen”, erklärte der Schwarzkopf-Hippie, ,,sie ist nicht transportfähig, außerdem ist sowieso nichts mehr zu machen. Das ist das Gesetz der Natur”, sagte er ernsthaft. “Hast Du das gehört? Die “Natur”, das ist ihr Lieblingswort. Das ist meine Mutter, du Arsch!” sagte er geschwollen. “Und hast du sein battle-dress gesehen?”, fuhr er fort”, Die anderen sehen genauso aus, wenn nicht noch schlimmer. Zum Kotzen sag ich dir.”

Außer dem Schwarzkopf-Hippie befanden sich im größten Raum noch eine unbestimmte mattblonde Kreatur, vermutlich eine Holländerin, die vor dem Kamin einen Poncho strickte, und ein älterer Hippie mit langem grauen Haar, einem ebenfalls grauen Spitzbart und dem feingeschnittenen Gesicht einer klugen Ziege. “Sie ist dort drüben”, sagte der Schwarzkopf-Hippie. Michel betrachtete durchaus mit Interesse die in ihrem Bett zusammengesunkene bräunliche Kreatur, die sie mit den Augen verfolgte, als sie den Raum betraten. Schließlich war es erst das zweitemal, dass er seine Mutter sah und alles deutete darauf hin, dass es das letzte Mal sein würde. “Keine Sorge”, sagte Bruno”, sie kann nicht mehr sprechen”.

Sie konnte nicht sprechen, war aber sichtlich bei Bewusstsein. Bruno ließ sich auf einen Stuhl neben dem Bett fallen. “Du bist eben eine alte Schlampe”, sagte er in didaktischem Ton. “Du verdienst es zu verrecken.” “Du willst eingeäschert werden?” fuhr Bruno lebhaft fort. “Sobald es soweit ist, wirst Du eingeäschert. Was von Dir übrig bleibt, kommt in einen Topf, und jeden Morgen, wenn ich aufwache, pisse ich auf Deine Asche.” Er nickte befriedigt; sie gab einen heiseren kehligen Laut von sich. In diesem Augenblick tauchte der Schwarzkopf -Hippie wieder auf und fragte: “Wollt ihr was trinken?” “Was glaubst du denn Alter” ,brüllte Bruno. “Mach schon die Pulle auf du Arsch.!”

“Ich glaube, sie ist tot”, sagte Bruno, nachdem er sie einige Zeit beobachtet hatte.

 Michel Houellebecq: Notfallmedizin für die Gegenwart - Literatur - derStandard.de › Kultur

Michel Houellebecq Corona Krise Pandemie – Essay vom Schriftsteller (21-million-lights.de)

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