Das Wunder von Mengele
„War der KZ-Arzt und Mörder Josef Mengele ein Spitzenforscher der Genetik?“ fragt der SPIEGEL, und erklärt den Deutschen die Ambivalenz von Auschwitz.
Neben der Schilderung einiger Grausamkeiten, heißt es in dem Artikel: „Mengele war kein Doktor Mabuse, sondern ein “talentierter Nachwuchswissenschaftler” (Massin), der jenseits ethischer Erwägungen und eng verzahnt mit den Ordinarien im Reich Versuche durchführte…Mit der Einsicht, dass auch ein Mörder Eliteforschung betreiben kann, fällt neues Licht auf einen Mann, der, 1911 geboren, in Schwaben aufwuchs.“
Dass es so kommen würde, ahnte ich schon Ende 2003, als ich in meinem Aufsatz (erschienen in CAMPO Nr. 4) „Deutschland vor, noch ein Tor (oder zwei)?!“ schrieb:
„Warum sollte z.B. nicht auch der Mann, der am Anthropologischen Institut der philosophischen Fakultät der Universität München seine Dissertationen mit dem Titel: „Rassenmorphologische Untersuchung des vorderen Unterkiefer-Abschnitts bei vier rassischen Gruppen” und zudem über „Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“ schrieb, eine Relativierung erfahren? Einfach so, weil sich doch momentan alles ändert, also: Mengeles Rehabilitierung steht an, zumindest als kühner Forscher, ganz wertfrei. Nach dem „Wunder von Bern“ und dem Bergwerksdrama „Wunder von Lengede“, würde das „Wunder von Mengele“ allerdings ein paar Irritationen im Ausland hervor rufen, doch da es schon niemanden interessierte, dass mitten in Berlin jüngst ein jüdischer Geschäftmann auf Grund von Mobbereien seinen Laden aufgeben musste, wird man das wohl auch locker wegstecken – solange der Trend, der ewige deutsche, hält…“
Dass noch irgendetwas im Ausland Irritationen hervorruft, scheint mir noch ein Rest von Naivität gewesen zu sein, doch in Zeiten, da ganze Jahrzehnte sonstiger Entwicklungen in einem Jahr durchgehechelt werden, bin ich seit dem um Dekaden gereift.
Immerhin, über die Beschaffenheit der Kapos war sich Mengele mehr im Klaren, als die User des verflossenen (AUCH deshalb) CAMPO-Forums, die in diesen Verbrechern, die nur zufällig Opfer wurde, nur den Status der letzteren zu sehen imstande waren.
Der SPIEGEL schreibt: „Als Häftlinge ihn aufklärten, dass die aus Schwerstkriminellen rekrutierten Blockältesten die Juden gern zu Tode prügeln würde, ließ er über hundert dieser „Kapos“ antreten und abstrafen.“
Dass hätten eine Reihe der hauptsächlich linken CAMPO-Forumsuser nicht so gerne gesehen, doch AUCH weil den CAMPO-Kapos in diesem Punkt kein Widerspruch zuteil wurde, habe ich das Forum geschlossen.
Tanja Krienen