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16. März 2005

Umweltschutz mit stürmendem Stil

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 17:17

Heute bekam ich eine vor Metaphern und Schwulst triefende Mail einer deutsch-spanischen Umweltschutzorganisation, die schon ihr Anliegen im Titel schreiend durch die Welt jagt: „GEMEINSAM GEGEN DEN URBANISTISCHEN UND UMWELTTERRORISMUS. SPANIEN. EUROPA.“

Sie raunen gespenstisch vor sich her: „DER MENSCH VERWANDELT DIE NATUR IN LANDSCHAFT DURCH SEIN EINGREIFEN, ODER SOGAR DURCH SEINEN BLICK.“ und man fragt sich: Warum sind sie da? Ich meine: auf der Welt und in Spanien?

Das alles verließ noch nicht das übliche Spektrum des reinen Blödsinns, wenn es da in einem der Links nicht eine Karikatur gäbe, in der man ausdrückt, was Deutsche seit dem Mord an Rathenau verbindet.

Es sind zwei Männer zu sehen, der erste greift nach einem Baum, nach der Natur – er hält sie in der offenen Hand. Er grinst. Breit. Er ist kahl. Seine Brauen, seine Augen - das Gesicht, es trägt diabolische Züge. Und er hat, außer Riesenpranken auch eine riesige gekrümmte Nase. Natürlich trägt er einen Anzug, blau. Und ein weißes Hemd zur Krawatte. Die Riesennase grinst im runden Mondgesicht.

Der zweite Mann trägt einen schwarzen Anzug und einen Schal-artigen Umhang. Er grinst ebenfalls. Die dicke Zigarre im Mund, trägt er den Zylinder auf dem gelblichen Kopf. Die rechte Hand hält er geöffnet hin, bereit, den Baum, die ganze Natur zu übernehmen. In der linken Hand, in Kopfhöhe, hält er einen großen Sack. Auf diesem prall gefüllten Sack prangt das DOLLAR-ZEICHEN.

Ja, das sollen sie sein, jene, die immer für die schmutzigen Geschäfte zeichnen: Der Dollar-schwere Zylinderträger-Mann und der großnasige Mogler des großen Glücks des kleinen Mannes: der Natur!

Ich antwortete darauf -

Sehr geehrter Herr - - -

Wenn Sie Spanien schon vor 30, 35 Jahren gekannt hätten, wüssten Sie es zu schätzen, was hier entstanden ist. Ohne Zweifel gibt es partiell fragwürdige Entwicklungen, doch so wie es auch in Manhattan klar war, dass dort nicht ewig ein Naturschutzparadies bestehen konnte, weil es DIE zentrale Menschenansammlung auf dem neuen Kontinent wurde, so ist es klar, dass manche Orte hierzulande nicht in einem unberührten Zustand bleiben können. Doch die Küste ist lang und letztlich sind nur rund 25% bebaut.

Was Sie aber mit der ersten Verlinkung sagen wollen, die eine klassisch antiamerikanisch-antijüdische Karikatur zeigt, ist mir erst recht nicht klar. Wir können als hier Siedelnde nicht über den Dingen stehen, sondern sind die Betroffen. Warum wir allerdings mit großer Nase gierig nach der Natur und den Dollars schnappen, weiß wohl nur der zu sagen, der aus einem Land mit Aufwärtstendenzen für NPD und PDS kommt. Lesen Sie mal den Spiegel der vergangenen Woche über die Grundlage der NS-Diktatur und das neue Chrichton-Buch über den gefährlichen Umweltkitsch, und Sie werden erkennen, dass es wichtige Dinge gibt, z.B. den Kampf gegen den Terror von ETA und Al Quaida, die Ökonomie, die Wasserversorgung und die Verbrechensbekämpfung.

Mit freundlichen Grüßen, Tanja Krienen - und schicken Sie mir nicht noch einmal eine solche Karikatur.
Wer sich davon überzeugen möchte, schicke eine Mail an mail@tanjakrienen.de

1 Kommentar »

  1. Auch die Behauptung, daß seit dem Mord an dem republikanischen deutschen Außenminister Walther Rathenau, der - zum Unterschied von seinen republikfeindlichen Denunziatoren und Mördern - immerhin einer demokratisch legitimierten Regierung des Deutschen Reiches angehörte, der eliminatorische Antisemitismus “Deutsche […] verbindet”, wäre dem “übliche[n] Spektrum des reinen Blödsinns” zuzurechnen, wenn sie nicht - in der Tradition der denunziatorischen Wehrmachts-Ausstellung - durch irrationalistische Kollektivschuldzuweisungen die Legitimität der gegenwärtigen Wahrnehmung deutscher Souveränitätsrechte (beispielsweise in der Frage einer wenigstens neutralen Haltung gegenüber völkerrechtswidrigen Aggressionskriegen, wie sie freilich von einer rot-grünen Bundesregierung nicht ernsthaft erwartet werden kann) prinzipiell moralisch zu desavouieren geeignet wäre.

    Kommentar von Digenis Akritas — 23. März 2005 @ 17:50

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