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13. März 2005

Nordkoreanisches Tagebuch

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 12:15

von Olaf Petersen

Nachdem Petsche im STERN - Forum meinte das die Menschen in Nordkorea halbwegs ein gutes Auskommen haben, wollte er sich persönlich davon überzeugen. Es war nicht einfach, aber in Zusammenarbeit mit Anita, Feige Raute, Agano, Alica, Stephanius & Co haben sie es geschafft : Sie dürfen ein Jahr lang in Nordkorea leben und arbeiten, zu gleichen Bedingungen wie die lokale Bevölkerung.
Hier das Tagebuch :

Tag 1:
Wir sind in Nordkorea angekommen und wurden herzlich begrüßt. Auch die Koreaner freuen sich, uns für die nächsten 12 Monate zu Gast zu haben. Die Wohnquartiere in die wir eingewiesen werden sind hell erleuchtet und gut geheizt, wir sind begeistert. Nur rundrum ist alles dunkel, die Koreaner sagen das die Leute alle am Aufbau des Kommunismus arbeiten und daher nicht daheim sind.
Morgen werden wir unsere Arbeit aufnehmen, wir haben Jobs in einer der modernsten Fertigungsstätten des Landes zugewiesen bekommen. Von Abendessen hat noch niemand etwas gesagt, aber wir sind auf die koreanische Küche sehr gespannt.

Tag 2:
Das Abendessen gestern abend fiel aus, der Koch sei krank geworden. Frühstück haben wir auch nicht bekommen, die Koreaner sagen es sei hier so Sitte.
Heute morgen sind wir zu Fuß in die Fabrik gelaufen, 15 km und das in der Dunkelheit ohne Straßenbeleuchtung. Busse standen überall herum, aber sie fahren nicht. Unser koreanischer Betreuer sagt das die Busse aus Umweltschutzgründen nicht fahren. Die bösen Amerikaner würden die Luft so sehr verpesten, die Nordkoreaner wollen daher den Ausgleich schaffen. Wir sind von diesem Gedanken begeistert
In der Fabrik angekommen erhalten wir eine ideologische Schulung, besichtigen die Werkhallen - in ihnen stehen frierende Menschen und verstaubte Maschinen, Arbeiter kratzen das letzte Schmierfett von den Maschinen. Was sie wohl damit vorhaben?
Wir sollen uns in den Produktionsprozess einfügen und machen bis Feierabend eine schöpferische Pause.
Nach Absingen eines fröhlichen Lobliedes auf Kim Jong Il und Kim Il Sung machen wir uns auf den Heimweg, es hat noch immer nichts zu essen gegeben. Daheim funktioniert die Heizung nicht mehr, Strom gibt es auch keinen. Unsere koreanischen Betreuer sagen das sie die Probleme unserer Eingliederung bedauern und geloben das morgen alles besser wird.
Getränke haben wir heute auch keine bekommen, wir essen Schnee gegen den Durst.
Sozialismus ist doch schon ein Abenteuer, aber sind wir im Westen nicht doch alle zu dick ? Toll, hier können wir abspecken!

Tag 3 :
Die Bettdecken waren irgendwie sehr dünn und kratzig, jetzt im Winter ist es schon arg kalt. Die Heizung geht immer noch nicht, und der Strom ist auch abgestellt. Straßenlaternen könnten Licht spenden, die sind aber ausgeschaltet. Wir wohnen im 3. Stock, die Wasserleitungen funktionieren auch nicht. Also sind wir runtergegangen und haben an einem Brunnen Wasser geholt, die Leute haben uns wegen der schönen Plastikeimer beneidet. Die hatten meist nur alte, rostige Blecheimer. Wir haben, um Brötchen zu kaufen, eine Bäckerei gesucht – aber nicht gefunden. Langsam haben wir gewaltigen Kohldampf.
Dann 15 km zur Arbeite gelaufen, Kampflieder gesungen und 10 Stunden rumgestanden, dann Rückmarsch nach Hause. Uns fällt auf, das die Koreaner sehr schlechte Schuhe haben, die Koreaner sagen das die Amerikaner daran schuld seinen.
Müde, durchgefroren und hungrig ins Bett gestiegen, morgen wir bestimmt alles besser.

Tag 4 :
Der Morgen beginnt wie üblich, langsam fangen wir an, das wir seid wir in Deutschland bzw. der Schweiz aufgebrochen sind nicht mehr duschen konnten, an zu riechen. Dazu kommt das wir in Ermangelung von Waschmaschinen, Wasser und Seife keine Wäsche waschen können. Da wir aufgrund der dünnen Bettdecken in unseren Kleidern schlafen müssen sind die Klamotten richtig durchgemieft. Für den Sozialismus und ein Land das den bösen Amis widersteht muss man halt Opfer bringen
Sonstiger Tagesablauf : Siehe Vortag.
Abends dürfen wir in einem Gemeinschaftsraum zusammen mit den koreanischen Nachbarn Fernsehen schauen. Das Programm ist toll : Erst wird der große Vorsitzende gezeigt, er eröffnet moderne Fabriken und tolle Wohnanlagen, die dort gezeigten Menschen sind erheblich besser genährt und gekleidet als unsere Nachbarn. Dort fahren auch Busse und die Straßenlaternen funktionieren. Dann wird ein Film gezeigt in dem heldenhafte Nordkoreaner die bösen Amis im Krieg eins auf die Mütze geben, anschließend kommt die Nationalhymne vom Endlosband. Das war ein netter Abend, aber wir haben noch immer nichts zu essen bekommen. Langsam werden die Nerven dünner.

Tag 5:
Wir fragen unseren Nachbarn wie und wo man etwas zu essen bekommt. Er verrät uns wo ein Lager mit Lebensmitteln für die Nomenklatura ist, wenn wir mutig sind könnten wir mit Chance dort einbrechen. Wenn wir geschnappt würden, bräuchten wir eh nie wieder etwas zu essen. Wir winken ab da wir den Sozialismus nicht schädigen wollen und fragen nach Alternativen. Man beschreibt uns den Weg zu einem Wald an dessen Bäumen noch Rinde sein muss und es besonders saftiges Gras gibt. Wir sind befremdet und geben mit argem Hunger ins Bett

Tag 6:
Wir beschweren uns bei unseren Betreuern, so könne es nicht weitergehen. Wir wollen dahin, wo der große Führer vorgestern die Fabriken eingeweiht hat. Dort sei es gewiss besser. Die Betreuer habe so merkwürdig gelacht und sind weggegangen. Vorher haben sie uns gefragt ob wir denn Träumer seien. Als wir mit unserer Abreise drohen werden wir ausgelacht. Wir seinen schließlich hier um 12 Monate und keinen Tag weniger den Sozialismus zu genießen.
Anita träumt mittlerweile vom Käsefondue,

Tag 7:
Unsere Betreuer haben Wind bekommen das wir mit unseren Nachbarn über die Versorgungslage gesprochen haben. Sie versprechen uns, sollten wir unseren Nachbarn von den Lebensumständen in Deutschland und dem Rest der Welt erzählen, dass wir dann in eine Regierungeeigenes Umerziehungslager kommen. Dort würde uns schon Dankbarkeit gegenüber dem großen Führer Kim Jog Il gelehrt werden. Das Wasser aus dem Brunnen schmeckt merkwürdig ölig und chemisch, wir bekommen Magenkrämpfe und Durchfall.
Heute ist ein arbeitsfreier Tag, d.h. wir brauchen nicht in die Fabrik laufen um dort zu frieren und sonst nichts zu tun, wir machen das nun daheim.
Agano phantasiert von Schweine – und Entenbraten. Er ärgert sich das er seine Mumm-Vorräte nicht mitgenommen hat.

Tag 8:
Wir wollen eine westliche diplomatische Vertretung zu kontakten und landen stattdessen in einer Arrestzelle der Polizei. Dort gibt es statt Nahrung und Wasser Prügel und Elektroschocks, wir werden aus undankbare Konterrevolutionäre bezeichnet. Wir sollen gestehen für die Amerikaner zu spionieren. Unsere Betreuer intervenieren, wir werden freigelassen, versprechen nicht vom heutigen Tag zu erzählen.
Das abendliche Grassüppchen schmeckt nicht schlecht, vielleicht bekommen wir irgendwo her Salz damit es noch besser schmeckt.
Alico vergleicht den Geschmack mit Döner und türkischer Pizza. Er versicht Gras schmecke ihm, da es weder Döner noch türkische Pizza gebe, heute besser

Tag 9:
Wir überlegen wie wir unser Tagebuch in den Westen bringen können. Die Jungs vom Stern Forum sind doch eigentlich gang okay, vielleicht kann sich El Ci nach…[Message truncated]

Olaf Petersen, hier geht es zu seinem Blog -
http://forums.delphiforums.com/deutschesforum1/messages/?start=Start+Reading+%3E%3E

3 Kommentare »

  1. Sehr freundlich, Tanja. Aber Ehre, wem Ehre gebührt: Das NK-Tagebuch ist von Haitabu, einem bekannten Foristen bei stern.de, und nicht von mir.

    Und der Link, der da oben angegeben ist, gehört nicht zu meinem Weblog, sondern zu meinem Forum.

    Mein Weblog ist unter folgendem Link zu erreichen:

    http://amigoboom.typepad.com/

    Kommentar von Olaf Petersen — 13. März 2005 @ 15:52

  2. Ok, es ist alles sehr kompliziert *g*

    TK

    Kommentar von Campo-News — 14. März 2005 @ 17:26

  3. Das ist alles doch eine sehr übertriebene Darstellung. In Nordkorea erhalten mindestens 20 % der unter achtzehnjährigen, bis fünfundzwanzigjährigen männlichen Bevölkerung durch freiwillige Teilnahme an der Landesverteidung eine großzügige Vollverpflegung, eine Pflicht zum religiösen Bekenntnis besteht nicht.

    Das kann man doch gelungene Verteidigung des Sozialismus nennen - und ein Staat, der 20% seines Nachwuchses unter Vollgarantie nimmt, ist ja wohl ein Guter Kommunistischer Staat (GKS).

    Da Nordkorea dasjenige Land ist, das durch die kapitalistische Weltgemeinschaft am allerstärksten bedroht ist - also in seinem Existenzrecht noch stärker als Israel infrage steht -, müssen wir von gerade von Deutschland und Japan aus konkrete Hilfsmaßnahmen ersinnen, oder fatwa nicht, halacha nochmal?

    Spendet für Nordkorea! Schickt dem filmsüchtigen Diktator eure ausgesehenen Videos, auf daß er endlich begreife, daß die Welt tatsächlich so aussieht, wie auf seinem Bildschirm!

    Deng-Xiao-Pingt ihm eins!

    Tut irgendwas, um die Militärherrschaft in Nordkorea ZU ZERSTÖREN!!!

    DEUTSCHER WEIßKOHL FÜR NORDKOREA!

    Damit das Volk da endlich wieder was zu fressen hat.

    Wir würden auch noch Fleisch mit zu liefern haben.

    Max

    Der geneigte Leser entscheide selbst, welches der beiden Angebote dem nordkoreanischen Volk mehr bringt, und verzeihe Max seinen Humor.

    Kommentar von Max — 16. März 2005 @ 04:41

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