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9. Juli 2022

ELVIS - DER FILM

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 16:58

Filmkritiken von Berit und Manfred Such & Tanja Krienen

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1 - Elvis - Die Stimme  - Eine Filmkritik der anderen Art

von Berit&Manfred Such

Das Lichtspielhaus “Universum” ist der Rest einer Kinokultur in Soest. Gab es in den 50er und 60er Jahren noch 5 Kinos in Soest, wurde aus dem ehemaligen Großraumkino, das in den 50er und 60er Jahre mit CinemaSkope-Leinwand für Modernität stand und sich kulturell vom sogenannten Radaukino, wie man z. B. die  Soester “Filmbühne”, Am Krummel bezeichnete, abhob, ein Multiplex Kino mit 3 D Technik, Blockbuster, Vorpremieren, Arthouse in 3 Sälen.

In diesem Kino, in dem zur Zeit “Elvis” läuft, lief 1961 der angeblich  kommerziell erfolgreichste Elvis Film - “Blue Hawaii. Hier stimmte tatsächlich alles: Die hawaiianische Kulisse, ein toller Soundtrack, schöne Co-Stars und jede Menge Elvis, so sieht es jedenfalls die Elvis Presley Gesellschaft.

Wer nun damals die Vorgänger Filme wie “Love me tender”, “Loving You”, “Jailhouse Rock”, oder “King Creol” und “G.I.Blues”, die mit den an Schwachsinn grenzenden deutschen Titeln, wie “Pulverdampf und heiße Lieder”, “Gold aus heißer Kehle”, “Rhythmus hinter Gittern”, “Mein Leben ist der Rhythmus”  oder, die Reihenfolge weiterführend, als “Cafe Europa” im “Radaukino” gesehen hatte, Elvis-Fan aus Protest gegen eine miefige 50er Jahre Musikkultur a la Peter Kraus, Conny Froboess, Peter Alexander, Gerhard Wendland oder Vico Torriani war, verließ nach “Blue Hawaii” das Großraumkino mit Tränen in den Augen. Der Musik-Rebell Elvis war zu Grabe getragen worden.

Mit dem Film “Elvis”, der meisterhaft in fast allen Belangen der Filmkunst im Universum Multiplex Kino in der 3. Woche (immerhin) noch im kleinen Saal aufgeführt wurde, wurde die Grablegung eindrucksvoll dokumentiert. Für die “Elvis-Fans der 1. Stunde” war das Gewitter, das mit diesem Film über sie hereinbrach, eine unwetterhafte Zusammenfassung dessen, was sie bis zum Tod ihres Helden schleichend miterlebt hatten. Der Film bringt es auf den Punkt, und was die Kritiken zum Film betrifft, sind die, insbesondere was die schauspielerische Leistung der Hauptrollen, die Dramaturgie oder die technische Aufbereitung betreffen, herausragend. Sich weiter hier damit zu beschäftigen, würde unsere Kompetenzen überschreiten.

Bleibt für uns nur die Frage, wie konnte es geschehen, warum wurde es zugelassen und warum hat Er es zugelassen, dass das Talent, die Kunst eines Jahrtausendkünstlers und Wegbereiters des erfolgreichsten Musikstils der Popmusik-Geschichte, so diffamiert, drangsaliert, verleumdet und ausgebeutet wurde?

Die lächerlichen deutschen Titel, nicht nur der oben aufgeführten, sondern auch die zahlreichen weiteren deutschen Betitelungen der vielen folgenden seiner Filme (32), sind nur ein Sargnagel zur Grablegung.

Was von Elvis Presley bleibt? Seine Songs und die Art ihrer Interpretation und vor allem seine Stimme! Er konnte die Großen der Pop- und Rock-Scene alle, auch Sinatra, bis auf wenige Ausnahmen - Jerry Lee Lewis oder Roy Orbison.

Eindrucksvoll sein letzter Auftritt, der im Film “Elvis” original dokumentiert wird, in dem Elvis, körperlich schwer gezeichnet mit einer kraftvollen Stimme den von Paul Anka und Frank Sinatra bearbeiteten und gesungenen Song “My Way” singt.

Damals, wie im Film - man zittert - schafft er den Song noch? Geschafft!

Elvis, die Stimme lebt! 

 

2-  Elvis - Der Film, ein postmodernes Kaleidoskop

 Von Tanja Krienen

45 Jahre zuvor. Ein Moment. Oder zwei. War es so? Da sind diese Schlagzeilen. Die Kamera erblickt sie, ich erblicke sie durch die Kamera. Es wird irgendwo getuschelt. War es auf der Strandstraße? Friedrichstraße? Vor Bendix Düysen? Jedenfalls in Westerland. Am 17. August 1977. Elvis! Tot? Ja… Lese ich es? Spreche ich mit anderen darüber? So will es die Erinnerung. (Das Foto ganz oben rechts, zeigt den unmittelbaren Moment DAVOR; aus „Sylt 1977“). Ein totaler Schock war es nicht, zu viele gute Musiker lebten seinerzeit, die auch meine Zeit war ;) . 20 erst und schon Veteranin auf diesem Gebiet ;) . Und Elvis…nun ja…toll war der letzte Eindruck, der oft der bleibende ist, nicht. Doch jetzt: die filmische Biographie.

Elvis. Der Film. In Soest saßen wir zu sechst beieinander und blicken nach vorn…sowieso…geht gar nicht anders…aber heute auf die Leinwand. Der Australier Baz Luhrmann hat ein Werk geschaffen und einen „Elvis“ kreiert, der, wie alle Filmbiographien, Wahrheit und Dichtung vermengt. Die Frage ist immer. Wie gelingt es? Fazit: recht gut. Ob der holländische Gaukler Andreas Cornelius van Kuijk, der als Colonel Parker in die Musikgeschichte eingehen sollte (von Tom Hanks bemüht im Fettanzug verkörpert), wirklich für Presley eine Art jener war, welcher Salieri für Mozart gewesen sein soll, oder ob das Dreifachereignis King/Kennedy/Tate ihn tatsächlich so erschütterte (mancher zeitliche Zusammenhang ist nachweislich falsch oder passt politisch nicht so recht) oder sich der spirituelle und soziologische Rahmen wirklich so einfügen lässt  - die Westsidestory-Kulisse des schwarzen „Ghettos“ ist doch mehr eine nette Utopie, denn gewesene Realität - und dient bestenfalls als Schmiermittel der Story. Dafür aber gut und das alles nehmen wir mal für einen Moment so hin, denn: „It works!“

Austin Butler verkörpert Elvis Presley nahezu kongenial, auch wenn sich die deutsche Synchronstimme mehr müht als uns allen lieb ist den laxen Ton Presleys zu treffen und dabei ständig klingt, als bisse er auf ein Taschentuch zwischen seinen Zähnen, so spürt man doch, wie der Schauspieler die Aufgabenstellung annahm und (beindruckenden) Zugang fand. Das ist nicht selbstverständlich für jemanden, der eine Generation nach Presley und in eine Welt der beginnenden kulturellen Barbarei hineingeboren wurde. Der Spin vermag ihn nicht vor Übertreibungen zu schützen. Zuviel Bewegungs-Aktivismus, zuviel kultureller Einheitsmatsch (mehrfach werden Rap-Brücken gebaut, von denen keine trägt), nachträglich eingebaute Dynamik und ein Elvis mit „woke“-Touch. Dabei ist nicht klar, wie er konkret tickte, anzunehmen ist eher, dass er ein kulturell offener Weißer mit nach innen geschlossenen wertkonservativen Prinzipien war, der pflichtbewusst seinen Wehrdienst (in Deutschland leistete) und dem Krieg in Vietnam zustimmte, taktisch gebremst vom „Colonel“, der aber auch seine anfänglich rebellische Seite unterdrückte. Fakt ist: Presley war ein „guter US-Soldat“, diente bewusst unprivilegiert und verließ die Armee als Sergeant. Als Soldat in Deutschland war er allerdings nicht in historische Ereignisse verwickelt, anders Kollege Johnny Cash, dem nachgesagt wird, während seiner Tätigkeit als Funker in Landsberg, als erster Mensch im Westen beim Abhören sowjetischer Frequenzen von Stalins Tod erfahren zu haben.

Etwas mehr Witz und Abstand hätte dem Film sicher gutgetan. Selten gibt es eine Darstellung des ahistorischen Blickwinkels, wie z.B. bei der Interpretation des Film-Little Richards, der ein überaus gelungenes „Tutti-Frutti“ darbietet. Augenzwinkernd auch der Kurzauftritt des Film-Fats Domino. Der Sound des Films ist insgesamt sehr „trendy“, der Rhythmus aufgepeppt. Modern, aber etwas „zu“… Ansonsten dräut und wummert die Hintergrundmusik dramatisch, löst sich nie von der „Schicksalsmelodie“, denn unweigerlich wird es hart zuschlagen. Ja, sterben müssen wir alle. Vorläufig noch.

Wie bodenständig Elvis war, sehen wir auch daran, dass er kaum aus „seiner Gegend“ herauskam und NIE(!) außerhalb der Nordamerikas (USA/Kanada) auftrat – letztlich war das „Weltereignis Elvis“ ein lokales, mit unfassbarer Außenwirkung. Darum auch seine Country-Allianzen in der Anfangszeit. Und er war übrigens nie in der Sparte „Gospels „ oder „Blues“ in den Billboards, sondern immer nur bei den „Country“-Songs. Die im Film mehr oder weniger gezeigte Verachtung gegenüber der Country – Musik, ist somit nicht im Sinne des Protagonisten. Zum Beispiel wird dem im wahren kulturellen Leben grandiosen Hank Snow „THE SINGING RANGER“ der erst 1999 im Alter von 85 Jahren starb (sogar die STONES adaptierten Songs von ihm) die Rolle eines neidisch-tumben Hillbillys zugeeignet, der die Zeichen der Zeit leider leider nicht erkennen will. Die weißen Wurzeln des „Rock ´n Roll“ werden wie immer negiert, die schwarzen heroisiert, wie auch der Einfluss des ersten Rockers Bill Haley, der zuvor Erfolge als Country-Jodler feierte, ehe er einen neuen Sound kreierte. Die obligatorische kulturelle Arroganz weht auch hier bisweilen kräftig vom Abort herüber.

Trotz einiger Schwächen, die dem etwas älteren Kritiker mehr auffallen als den Schwärmern sämtlicher weiterer Altersstufen, überzeugt der Film durch sein Tempo hauptsächlich im ersten Teil, durch die Musik und die ziemlich schlüssig erzählte Story. Es entstehen funktionelle Bilder, die jedoch meist an der Oberfläche bleiben, historische Punkte auf der Liste erwähnenswerter Lebensereignisse abarbeiten, schnell abhaken, um das nächste schillernde Intermezzo präsentieren. So wird alles zu einem Kaleidoskop nebeneinander existierender Farbtupfer, die mehr oder weniger zufällig ein buntes Bild ergeben, inklusiver Werbeoptik. Über Fehler sieht man in diesem prinzipiell seinem Objekt freundlich zugetanen Werk dann doch eher hinweg und denkt: och, beim nächsten Mal mit ein paar Bieren bei Sky, werden es wieder gemütlich 2,5 Stunden, von denen 0,25 ohne jedes Problem hätte gekürzt werden können, wenn nicht gar müssen. Mama-Trief und Kinderkitsch gähnen immer mal wieder aufs Publikum hinab. Wie gesagt: Fehlerhaft sind wir alle.

P.S. Woher stammte Elvis Presley? War seine Urururgroßmutter eine Cherokee? Oder hatte er Sintis in seiner Ahnenkette? War sein amerikanischer Urvater ein Pfälzer namens Pressler/Bressler? Puh, wer weiß es? Aber ja, seine Tochter war mit Michael Jackson liiert und abermals ja, seine Frau, die „böse“ Priscilla war die wunderbar humoristische Partnerin an Leslie Nielsens Seite in drei „Nackte Kanone“-Filme.

P. P.S. Ed Bonja war DER Fotograf Presleys. Er ließ sich irgendwann in Soest nieder. Seit ich für diesen Artikel recherchierte weiß ich nun, warum er meine Interviewanfrage nicht beantwortete: er war schon eine Weile recht krank starb vor rund drei Jahren!

P.P.P.S Film-Fazit: 6 von 10 Punkten!

1 Kommentar »

  1. http://www.campodecriptana.de/blog/2022/07/09/2251.html

    Kommentar von Campo-News — 9. Juli 2022 @ 17:00

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