Die grenzenlose Freiheit, die sie meinen
Dieses unerschöpfliche Becken, hieß es, nahm alles auf, was hineinfiel, und verwandelte es in zweimal zwei Wochen bis zur Kenntlichkeit! Alle Rassen, an diesem lustvollen Kontinent gelandet, gaben sich eifrigst auf, ihre eingewurzelten Eigenarten vergessend wie schlechte Gewohnheiten, um schleunigst so zu werden wie die hierorts so sehr Anwesenden!
Verschollener Ruhm der Riesenstadt New York, Bertolt Brecht, 1930
 Die grenzenlose Freiheit, die sie meinen
Die „Offene Gesellschaft“, Liberalität und individuelle Freiheit sei das Maß aller Dinge und höher zu bewerten, als die Sicherheit, so tönen jene, die jetzt entdecken müssen „dass ihr System des Gemeinlebens denselben jämmerlichen Fehler aufweist wie das bescheidenerer Leute!“ (noch einmal nach Brecht).  Existieren jene Prinzipien in den USA aus unterschiedlichen Gründen längst nicht mehr in Reinkultur – wahrscheinlich haben sie nie wirklich bestanden – so scheint die Übertragung ihrer Geltung auf jeden Fleck der Erde, als der entscheidende Punkt. Ein Stopp erscheint hier zwingend notwendig.
Mit dem Handel setzten sich Freiheitsbestrebungen durch, die Aufklärung wurde zum Motor der Gesellschaft und zum beherrschenden Entwicklungszweig der zivilisierten Welt. In ihrer Folge entstand die Moderne und mit ihr eine Zusammengehörigkeitsgefühl, welches nicht selten einherging mit der Loslösung von überkommenen religiösen Traditionen, und ein länderübergreifend ähnlichen Einstellung zur Literatur, Theater, Kultur im Allgemeinen. Die später folgende Postmoderne offenbarte eine partiell entdialektische Sicht, nach der sich die behandelten Themen nicht mehr logisch auf einer höheren Stufe auflösten, sondern unterschiedliche Elemente als gleichrangige „Wahrheiten“ nebeneinander existieren konnten.
Mit der Entdeckung des Zusammengehörigkeitsgefühl wuchs auch das Bestreben sich kennen lernen zu wollen und so auch die Vorstellung der austauschbaren nationalen Identitäten. Ein „kosmopolitisches Bewusstsein“ erfasste einen Teil des entwickelten Bürgertums, welches sich auf der eher proletarischen Seite als „Inter-Nationales“ zeigte. Merkmal war dabei der klare Bezug auf das Nationale, bei gleichzeitiger Beachtung der Verhältnisse in anderen Staaten – aber ohne sie zu überwinden. Zwar gab man auch hier das Postulat einer länderübergreifenden Phantasie heraus, doch sei diese erst möglich, wenn die abhängig Beschäftigten weltumspannend gesiegt und gleiche Verhältnisse geschaffen hätten. Hier haben wir bereits jene zwei Strömungen, die auch heute wettstreiten, auf welcher Weise diese „Eine Welt“ geschaffen werden sollte: die einen wollen sie privatkapitalistisch und eigenverantwortlich und die anderen bevorzugen die gezügelte Wirtschaft mit Sicherheit, aber auch staatlicher Bevormundung.
Die dritte Gruppe verharrte ausschließlich im nationalen oder regionalen Bezug. Während die Unterschiede der beiden anderen Auffassungen letztlich nur in der Sichtweise auf die Frage, wem die Produktionsmittel gehören, zu sehen sind, während sie ansonsten beide für die grenzenlose Bewegungs -, Niederlassungs –, und Tätigkeitsfreiheit der Menschen eintreten, interessiert den Regionalisten im Wesentlichen nur der unmittelbare Lebensbereich. Da für Menschen, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlen, die letztgenannte Einstellung nicht das Maß aller Dinge sein kann, stellt sich die Frage, worin ein Kompromiss der Auffassungen liegen könnte?
Dafür schauen wir einmal in die Vergangenheit, die gar nicht so fern liegt und deren Schnitt man endgültig in der Euroeinführung sehen kann, dessen Fanfarenstoß jedoch zur großen „Wendezeit“ - genau: zur de facto Kapitulation der „sozialistischen“ Staaten(zwangs)gemeinschaft - erfolgte. Bis dahin gab es Staaten, die als „Einwanderungsländer“ galten. Wer dorthin wollte und sein Glück versuchte, dabei weniger auf die soziale Sicherung und mehr auf die freie – auch oft unternehmerische Entfaltung – setzte, der konnte, falls er die Spielregeln erfüllte, sich dort verwirklichen. Nicht zuletzt war dazu eine persönliche Einstellung vonnöten, die sich in einer eher kosmopolitisch orientierte und wenig im Heimatland verwurzelte, definierte. Ein Schmelztiegel aller Nationen zieht manche an – aus unterschiedlichen Gründen, die hier nicht weiter beleuchtet werden müssen.
Doch in den letzten Jahren, also in einem recht überschaubaren Zeitraum, wurden die ideologische Haltung, die Einwanderungsländer als positiv bewertete, allen (!) Staaten übergestülpt. Zum einen, weil die kapitalistische Warenwirtschaft es auf Grund des unbegrenzt verfügbaren Menschenmaterials so wollte und zum anderen, weil auch Teile der neuen Linken in einer Gesamtgemengelage von Sozialutopie und Umgestaltungsphantasie, Ökologie und Esoterik. Doch ihr entscheidendes Merkmal ist eine in vielen Punkten banale und mit austauschbaren Inhalten versehene Liberalität, die lediglich tendenziell geringfügig links oder rechts ausgelegt wird. Entscheidend ist ein diffuser und idealistischer Begriff der Freiheit an sich, der nicht selten einer unbegrenzten Naivität entspringt und einer in keiner Wiese vorhandenen Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung.
Man sollte also wissen, worauf die Kritik zielt. Begeben sich Menschen freiwillig in eine Welt des „Alles geht“ so ist es zu akzeptieren, zumal diese Gesellschaften eine andere Tradition und Basis haben. Anders verhält es sich mit den – versimpelt gesprochen - natürlich gewachsenen und ethnisch recht einheitlichen Volksstaaten. Hieran dieselben Maßstäbe anzulegen, bedeutet die Existenzvernichtung sämtlicher Völker und die Schaffung eines Einheitsgeschlechtes, bei gleichzeitiger Verfügbarkeit für die Produzenten. Das ist die Freiheit, die sie meinen. Man muss kein nationaler Extremist sein, um diesem Konzept die Zustimmung zu entsagen.
In der aktuellen Einwandererdebatte stammen fast sämtliche Anstöße zur kritischen Diskussion aus dem eher rechtssozialdemokratischen Milieu, zumindest dringen sie als einzige durch das Meer des Schweigens. Die Einordnung anderer widersprechender politischen Strömungen im Hier und Jetzt fällt nicht leicht, nehmen wir nur die Selbsteinschatzung der Libertären als „rechts“, denn die historischen und aktuellen „Nazis“ sehen sie als links von sich stehend. Man gefällt sich in der Rhetorik gegen Intellektuelle, resp. das verstandesgemäße Denken. Marx, Darwin, Freud, Adorno spielen für beide Gruppen dort, wohin man selten kommt, nämlich im berühmten böhmischen Dorf, so wie auch die kulturellen Ergebnisse des durch Liberalität entstandenen Schmelztiegels Marke „Hollywood“.
Woher soll also eine Lösung für die Probleme Deutschlands kommen? Es scheint, als sei die – wie auch immer – Rechte nur bedingt in der Lage eine klassische Ursache-Wirkungs-Analyse vornehmen zu können, zumindest weist alles, was sie sagt, groteske Unzulänglichkeiten auf.
Soll also die Verteidigung der Aufklärung nicht als ein durchschaubares taktisches Kalkül sein, so ist zu klären, welches die Basis dafür abgeben soll. Noch immer, so scheint es, kommt nicht umhin, Ideologieelemente der vielgescholtenen und weitgehend versagenden Linken in modifizierter Form zur Lösung der anstehenden Probleme heranziehen zu müssen. Die konkreten Abläufe in den nächsten Jahren werden der langen Geschichte der Kämpfe um die gesellschaftliche Vorherrschaft ein weiteres und sicher sehr lehrreiches Kapitel hinzufügen.
Wo der Liberalismus seine äußersten Grenzen erreicht, schließt er den Mördern die Tür auf. Das ist Gesetz!
Ernst Jünger
Kommentar von Campo-News — 1. April 2011 @ 15:52
Meine Antwort an einen sehr Nationalen bei FB -
Du kritisierst, dass ich auf Distanz zum compacten, eigentümlich und jungfreiheitlichen Lager gehe. Nun, das stimmt insoweit und insofern, wie die These, ich sei systemfreundlich, passt. Diese stimmt, soweit das westdeutsche System zwischen 1949 und 1989 gemeint ist und man dies auf der Grundlage der Adenauer-CDU plus Schmidt-SPD definiert: also: konservativ, liberal und sozial. Auf das heutige System passt das aber alles nicht und so bin ich dagegen, gerade weil es die althergebrachten Prinzipien konterkarikiert und inzwischen längst ein DDR 2.0 System darstellt. Es ist nämlich gekippt. Warum aber ist es gekippt? Und wer steht dem näher? Die Okkupys oder jene, die dies, wie ich, kritisieren?
Nun mag die Schließung einer Notgemeinschaft zwischen Gruppen, die unter Druck gerieten, plausibel sein. Zum Teil bietet es sich auch an. Aber wenn Islamisten, Dekadente, Okkupys und Piratten dazugehören (die auch in dem Teil des Systems präsent sind, das du kritisierst und die mit Recht negativ bewertet werden), so stinkt dieser faulige Fisch, wenn er in einem Passepartout präsentiert wird, in dem die Feinde der oben genannten, leider historisch gewordenen Republik, jenen Mob repräsentieren, der eigntlich zu bekämpfen ist. Damit meine ich Anachisten, Schuldenmacher per Politik, Anti-Bürgerliche die gegen die tradierten Werte inklusive Recht und Ordnung stehen usw.. Kurz gesagt: ich verkörpere heute den „reaktionären, spießigen „Law and Ordner“-Typus! (ohne es wirklich zu sein, weil mein eigentlicher Bezug der us-amerikanische, meist republikanisch affine Country-Fan-Typ ist – der aber vom hiesigen linken Mainsstream, zu dem auch die deutsche Rechte gehört, weder verstanden, noch geachtet wird), der auf dem rechten Flügel der Union, aber auch der SPD oder der FDP aktiv war, der aber immer wusste, dass das „raffende“ Kapital nicht von den Schmarotzern und gesellschaftlichen Freibeuter, sondern von den unternehmerisch tätigen „Juden und anderen Zinsschaffenden“ repräsentiert wurden (in Wirklichkeit einfach von aktiven und arbeitenden Menschen mit Ideen). Über kulturelle Einflüsse und negative Seiten der Medaille, darf man gerne diskutieren. Aber NUR DIESE halten deinen Darm in der Verdauung! Alles andere ist intellektueller Onanismus – und der besteht auf DEINER Seite.
Wie aber soll das zusammenpassen? Links-sozialistische Gesellschaftkritik soll sich mit dem Ansinnen, möglichst frei, aber „ostküstenfrei“ zu produzieren, treffen? Und dann national? Marx und Hayek plus Himmler? Nein: Schumacher, Erhard, plus Eugen Richter – und einer Ausdehnung des US-Staatsprinzips auf alle anderen Länder, also Beibehaltung des nationalen Staates, solange es sinnvoll erscheint. DAS ist MEIN Ziel.
Kommentar von Campo-News — 17. Dezember 2011 @ 21:12
Die juristischen Probleme der EU - http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/europas-zukunft/europas-zukunft-prinzipien-statt-pragmatismus-12052280.html
Kommentar von Campo-News — 7. Februar 2013 @ 08:34
Oder andersrum gefragt: Was würde eigentlich passieren, wenn morgen alle Politiker in diesem Land, ihre Staatssekretäre, höhere Beamten und die weiter unten Stehenden in der schmarotzenden Nahrungskette einfach platzten und die ganzen Regierungsgebäude in Flammen aufgehen würden? Gäbe es dann kein Brot mehr in der Bäckerei? Würde dann ein einziges Mercedes-E-Klasse-Wagen weniger verkauft? Würden dann die Werktätigen in der Schwermaschinenbranche ihre Arbeit niederlegen? Würden dann die Bauern nicht mehr ihre Kühe melken? Natürlich nicht. Alles würde weiter gehen so wie bisher, nichts würde sich ändern. Außer natürlich für die, die von diesem Klauhannes namens Staat leben. - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/fuck_the_politics/ Kein Problem, ich bezahl die Folgen ja nicht. Hunderttausendfach analphabetische Ausländer ins Land reinlassen? Kein Problem, ich bezahl die Folgen ja nicht. Schulformen umändern, damit das Niveau an die Dööfsten angepaßt wird? Kein Problem, ich bezahl die Folgen ja nicht. von Akif Pirincci
Kommentar von Campo-News — 7. Februar 2013 @ 11:18
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/maher_in_der_fremde._ein_maerchen_aus_pallywood
Kommentar von Campo-News — 6. Juni 2014 @ 13:08
Kosmopolitisches
1.
Wenn eines Tag´s die Sippe der Sachsen -
Wie alle Sippen, verdummt, verwachsen
Die Erdenschwere von sich warf
Sich freudig mit dem Weltgeist traf
Ward alter Geist tagsdrauf gestorben.
2.
Wenn eines Tag´s die Clique der Basken
Ins Feuer wirft ihre Hassmasken
Ist unser Spanien nicht mehr verloren:
Singt nun: “im fernen Vaterland geboren”
Sind sie hinweg, die alten Lasten!
3.
Wenn eines Tag´s der Club der Katalanen
Dem dunklen Erbe seiner Uralt - Ahnen
Adios sagt: “Wir gehen mit!
Du freies spanisches Madrid!”
Einheit das Ziel! Die gleichen schönen Fahnen!
4.
Wenn eines Tag`s die Rotte der Kroaten
Sich schämen muss für ihre Missetaten
Der Ustascha und des Herrn Hitler
Für brave und aktive Mittler
Gibt es bald weniger Balkan - Primaten
5.
Wenn eines Tag´s auch anderen Völkchen
Verlassen aufgebauschte Wölkchen
Ob Korsen, Kurden, Flamen, Iren
Entseuchen den Verstand von Viren
Verteilt der Weltgeist keine Knöllchen
6.
Wenn eines Tag´s auch deutsche Autochthone
Einsehn, dass sich das Deutschsein nicht mehr lohne
Erfülln Europas Pläne strebsam
Bleiben dabei freundlich genügsam
Steigen herab vom hohen Throne
7.
Wenn eines Tag´s die Völker dieser Welt
Begründen was sie hier zusammenhält
Und Streit und Krieg beiseite schaffen
Vielleicht mit einem Rest von Waffen
Man zahle keinem Schmerzensgeld !
8.
Drum liebe kleine Sachsenmeute
Tretet flugs ab, besser noch Heute
Seid folgsam und denkt an den Kant
Dann seid ihr mit der Welt bekannt -
Werdet auch Ihr Weltbürger-Leute!
Zusatz
Der Baum ist stumpf, er steht nur fest
Sorgt sich nicht um des Waldesrest
Nur was der eignen Borke nützt –
Das andere will er ungeschützt:
Weh dem, der ihn regieren lässt!
Der Mensch will Menschen um sich her
Er braucht die Zäune nimmer mehr
Er denkt jetzt an die ganze Welt
An das was sie zusammenhält -
Freiheit will alles! Und das sehr…
Kommentar von Campo-News — 27. Juni 2014 @ 11:54
FB-Beitrag - Ich habs auch nicht so mit der Hymne und man muss den pathetisch-weinerlichen Kampfgesang der Südländer nicht nachahmen. Ich möchte “lediglich”, dass der Bereich in dem ich lebe von Vernunfts und Verstandesprinzipien, Freiheit und Rechtsstaatlichkeitsprinzipien, sowie Wissenschafts und ökonomisch ordentlichen Leitlinien geprägt ist. Das Ganze auf der Basis einer modernen Grundlage, die sich aber von der Postmodernen abgrenzt und somit nicht dem Prinzip “Anything goes” huldigt. Durchlässigkeit der Völker ja, aber keine Abschaffung und keine voraussetzungslosen offene Grenzen.
Kommentar von Campo-News — 2. Juli 2014 @ 12:11
http://jungefreiheit.de/kolumne/2014/die-falsche-menschenfreundlichkeit/
Kommentar von Campo-News — 13. Juli 2014 @ 12:34
Für den Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel ist im Gespräch mit der Huffington Post klar: „Mithilfe der zuständigen Behörden nützt die US-Regierung den VW-Skandal schamlos aus, um den eigenen Wirtschaftsstandort zu stärken.“
Die Höhe des Bußgeldes, das für VW im Raum steht, scheint ihm Recht zu geben. http://www.huffingtonpost.de/2016/04/20/oekonom-usa-schadet-deutsche-wirtschaft-exporte_n_9740324.html?1461182525
Kommentar von Campo-News — 21. April 2016 @ 06:15
Wenn der nationale Standort ignoriert wird - http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/opel-hat-alternativplan-zum-verkauf-an-peugeot-a-1134691.html
https://www.nzz.ch/feuilleton/coronavirus-die-freiheit-ist-vorbei-nun-kommt-der-corona-staat-ld.1552779?fbclid=IwAR1Tmg8YNKNgSLuxjtWzDB3rYfV3z3Pb0VFkX25dOGQDYOrMgJh6uKoGYtY
Kommentar von Campo-News — 15. Februar 2017 @ 13:24