Der neue Blog ist unter http://campodecriptanablog.apps-1and1.net erreichbar




11. Dezember 2006

Als der große schwarze Weihnachtsengel kreiste

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 16:48

Am 11. Dezember 1985 - heute vor 21 Jahren - starb ich. Beinahe.

Von Tanja Krienen

Diese Weihnachtsgeschichte wurde Ende 2002 in Spanien prämiert (nicht zu verwechselt mit dem ebenfalls prämierten und dasselbe Thema behandelnden Text “Der kürzestes Tag”) - siehe auch meine Homepage Kultur, Philosophie und Reflexionen, Zeitungsauschnitte.

Komm großer schwarzer Vogel - hilf mir doch!
Press Deinen kalten Schnabel auf meine Wunde, auf meine heiße Stirn
Komm großer schwarzer Vogel, - jetzt wärs grad günstig.
Die Anderen dort im Zimmer schlafen fest.
Aber ganz leise sein, dann hört uns die Schwester nicht
Bitte, hol mich weg, von dort!
Und dann fliegen wir auf, mitten in den Himmel hinein
In die neue Zeit, in die neue Welt.
Und ich werd singen, ich werd lachen
Ich werd: Das gibt’s nicht schrein!
Ich werd auf einmal kapieren,
Um was sich alles dreht.

Komm großer schwarzer Vogel, Ludwig Hirsch

Als der schwarze Weihnachtsengel kreiste

Weihnachtsstimmung lag in der Luft. Die Straßen waren glanzvoll erleuchtet, die Luft kalt und klar, das Kinderheim, in dem ich arbeitete, liebevoll bis in alle Winkel geschmückt. Doch meine letzte Stunde schien angebrochen, an diesem Dezembertag des Jahres 1985 – zwei Wochen vor dem heiligen Abend.

Um Punkt 12 war die obligatorische Dienstbesprechung zu Ende gegangen. Vor dem offiziellen Dienstantritt - zwei Stunden später – wollte ich nach Hause zum Mittagessen fahren. Eine knappe halbe Stunde Fahrt, gut 30 Minuten Aufenthalt und eine halbe Stunde zurück, so sah der Plan aus, der ohne Hatz absolviert werden konnte. So fuhr ich disziplinierte 50 km/h auf der rechten Straßenseite der insgesamt vierspurigen und geraden Fahrbahn, als ich glaubte, Zeuge eines Unfalls zu werden. Ohne Zweifel - das sah ich in einem lang gezogenen Augenblick ganz deutlich - scherte von der gegenüberliegenden Fahrbahn ein Kombi aus und er würde das vor mir fahrende Fahrzeug rammen. Ich sah ihn herüberkommen. Jetzt musste er frontal auf den Wagen aufprallen. Ja, ganz sicher würde das so passieren! Doch halt! Was war das? Unfassbar! Er streifte den Wagen vor mir nur an der hinteren Achse und traf: MICH! DER WAGEN TRAF MICH! FRONTAL! MICH! DIE RÄDER STANDEN SOFORT STILL! AUS! ICH STARB JETZT! - so dachte ich noch.

Mit dem Kopf war ich frontal gegen die Scheibe geprallt. Was war geschehen? Auf dem linken Auge konnte ich nichts mehr sehen - füllte es sich mit Wasser oder Blut? War mein Auge überhaupt noch vorhanden? Was war mit meinen Beinen? Ich spürte sie nicht. Nichts konnte ich bewegen. Irgendwelche Leute redeten kurz auf mich ein und verschwanden dann wieder. Ich war allein. Nur kurz geriet ich leicht in Panik, jedoch legte sich das schnell wieder. Ich würde hier sterben – das war klar. Kaum jemand warf einen Blick auf den zerschmetterten Leib des sterbenden Menschen. Doch ich wurde zu keinem Zeitpunkt ohnmächtig, blieb wach, gespannt, kämpfend gegen das große Dunkel. Aber es kam nicht, ich blieb hellwach und fragte mich, wann es vorbei wäre?! Und was dann? Dies sollte wohl meine Sterbestunde sein, so weit war mir die Situation bewusst und ob mein Leben noch einen Sinn hätte, selbst wenn ich die schweren Verletzungen überleben sollte, hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können. Ich sah Autos an mir in Fahrtrichtung vorbeifahren, andere kamen mir entgegen. Auf vielen Gesichtern war blankes Entsetzen zu lesen und ICH WAR DAS OBJEKT! MIR WAR ETWAS UNFASSBARES GESCHEHEN, WÄHREND ICH BEOBACHTETE – Kafkas Brücke!

Der Krankenwagen kam. Man gab mir sofort eine starke Beruhigungsspritze. War mir bislang schon das Ganze surreal, d.h. zwar aus realen Einzelteilen bestehend, aber wie im Fiebertraum, in nicht zwingend logischen Zusammenhängen dargeboten vorgekommen, so gelangte ich nun in das Stadium eines fast nicht Beteiligten Zuschauers, eines galgenhumoristischen gar. Im Krankenhaus angekommen versetzen mich Arzthelfer in eine Narkose. Ich wurde sofort operiert. Mein rechtes Knie war nahezu zerschmettert, es brach gleich zweimal. Dazu war das linke Hüftgelenk aus der Hüftpfanne buchstäblich heraus gerissen und das Becken der Länge nach gebrochen. Mein Auge zudem indifferent beschädigt. So lag ich am Heiligabend unter der Einnahme von etwa 20 Tabletten und drei Spritzen pro Tag im Bett, hing am Tropf, roch wie weidwundes Tier durch die Ausdünstung der intravenös und oral eingenommenen Medikamente und befand mich in einem desaströsen psychischen Zustand, denn inzwischen war mir mein Schwerbehinderten-Status – hervorgerufen durch das Unfalltrauma – natürlich bewusst und war mir zu diesem Zeitpunkt keineswegs sicher, dieses Haus wieder lebendig verlassen zu können.

Da lag ich also nun in einem halbwachen Zustand, kaum fähig zu einem geordneten Gedanken, als plötzlich ein Stoß aus Posaunen und Hörnern das Haus erschütterte. Oh mein Gott! Was war das? Kam es direkt aus dem Himmel? Halluzinierte ich? Die vielen Spritzen mit drogenähnlichen Wirkungen hatten ja schon so manches nicht reale Bild entstehen lassen. Für einen Moment, glaubte ich den großen schwarzen Todesengel über meinem Bett kreisen zu sehen. Ja, ich spürte ihn, sah ihn an und schlug instinktiv nach ihm. Ich mochte ihn nicht. Wieder ertönte die Musik. Lauter als zuvor – sie schwoll zu einem durchdringenden Ton an. Schauerlich, alptraumartig – ich zitterte und weinte. War es jedoch ein Traum? Nein! Die Todesmusiker befanden sich im Flureingang der Station! Sie waren da, um Freude zu schenken! Ihre Todesfreude, - welche sonst? Es war ein Bläserensemble, das uns armen kranken Seelen, uns, den armseligsten Kreaturen (wer hier zu Weihnachten liegen muss, gehört – das wissen sie genau – zum todgeweihten Aussatz), die dazugehörenden Töne zuschmetterte: Abgrundtief erschütternde, todtraurige, erbarmungswürdige Musik, solche, die man manchmal bei Begräbnissen hört und die signalisiert: „Wir spielen zu Eurem Ende. Bald ist es vorbei. Lasset alle Hoffnung fahren. Gehet hin. Ruhet in Frieden. Seid bereit für die Rückkehr in den Schoß Eures Schöpfers. Taaaanjaaaaa! - kleine Atheistenseele, siehst Du ein, dass wir mächtiger sind als Dein Verstand und dein Wille? Komm zu uns! Komm…“

Nein, ich kämpfte, ich überstand dieses Weihnachtsfest aus Blut, Gerüchen und Todesfurcht. Die Waschungen im Bett, der Toilettengang auf einen untergeschobenen Topf, das Essen mittels hochgeschraubten Bettoberteiles, die Pillenesserei, Blutdruckmessungen, Spritzen, kleine und größere Visiten, zwei bisweilen nervende Mitpatienten auf dem Zimmer, eigene Besuche, störende Besuche der anderen, Zukunftsängste angesichts der Verletzungen - das alles geschah einem Menschen, der heute noch stolz darauf ist, seit “ewigen Zeiten” (1978) nicht mehr beim Zahnarzt gewesen zu sein, aus beinahe jedweder Entfernung Schilder und Bücher lesen zu können, völlig frei von jeder Spielart des Hypochondertums ist und unnötigen Gefahren im Alltag oder Sport stets aus dem Weg ging, um sich ja keine Verletzung einzufangen.

Nach fünf Wochen wurden die Bolzen, mit denen mein Knie und die Hüfte zusammengehalten waren, entfernt. Meine Hüfte bzw. das Becken waren mit zwei langen Nägeln/Schrauben verschraubt worden und auch nach dem das alles wieder halbwegs zusammenwuchs, verblieben die Stahlteile zwecks Stabilisierung dort. Erst nach drei Monaten durfte ich zum ersten Male wieder das Bett verlassen und auf eigenen Füßen stehen – 1 ½ Jahre war ich insgesamt arbeitsunfähig.

Noch heute humpele ich sichtbar, - besonders nach einem anstrengenden Tag; die Nägel in der Hüfte sind nicht entfernt (dem Himmel sei Dank, dass sie hält und noch nicht durch eine künstliche ersetzt werden musste). Es ist schon so, wie Robert Redford es im „Elektrischen Reiter“ raunte: „Wer alle Knochen gebrochen hatte, braucht morgens eine gewisse Zeit um sie wieder flott zu machen.“ Stimmt!

Dieser Unfalltag hätte eigentlich mein Todestag sein sollen. Nicht aufgrund einer höheren Macht, so glaube ich jedenfalls, aber durch „das Schicksal“. Nur wenig fehlte, vielleicht ein um 10 km/h höheres Tempo an jenem Mittag oder ein anderer Aufprallwinkel des Fahrzeuges und mein Leben wäre im Alter von 28 Jahren beendet gewesen. Es war jedenfalls das Ende meines unbehinderten Lebens – das steht fest. Aber dieses „Weihnachtsfest“ 1985, werde ich niemals vergessen. Unliebsame Ereignisse richten sich nicht nach dem Kalender - für niemanden gibt es die Gewissheit, den nächsten Tag zu überstehen. Der große schwarze Engel kommt und geht, wann immer er es will, es sei denn…

4 Kommentare »

  1. Wie so oft - http://www.spiegel.de/panorama/unfall-bei-magdeburg-autofahrer-lassen-schwerverletzte-liegen-a-1016149.html
    Tanja Krienen
    Und kaum jemand stirbt an Skepsis.
    · Antworten · 18 Min. · Bearbeitet
    Peter Lancester
    Ich wäre auch April dieses Jahres fast an einer gestorben. Der Grund war hanebüchen: Ich bekam hohes Fieber und niemande wollte mich behandeln, es könnte ja Corona sein, ich solle mich in einer Corona-Ambulanz vorstellen. Und die hatten alle zu oder waren nicht erreichbar.
    · Antworten · 7 Min.
    Tanja Krienen
    Peter Lancester So ist es. Ich weiß es auch, egal um was geht: Demenz, Diabetes, Kreislauf - bist du nicht ein willfähriger oder überhaupt “No Covid”- Patient, willst du nur einen besuchen, so sieht es übel aus. Mir hätte man schon beinahe im KH ein Bein amputiert, hat tendenziell eine Sepsis verursacht und überhaupt wäre ich unter Herrschaft der Kaffeetanten-Herrschaft schon mehrfach krepiert, wenn ich nicht, ja…warum nicht?

    Kommentar von Campo-News — 1. Februar 2015 @ 14:14

  2. Vor 30 Jahren starb ich. Sozusagen. Nun muss ich doch einmal so persönlich wie selten werden, denn heute vor genau 30 Jahren, am 11.12. 1985, hätte eigentlich mein Todestag sein sollen. In dieser Stunde….

    Als der große schwarze Weihnachtsengel kreiste - Eine böse Weihnachtsgeschichte

    Komm großer schwarzer Vogel - hilf mir doch! Press Deinen kalten Schnabel auf meine Wunde, auf meine heiße Stirn
    Komm großer schwarzer Vogel, - jetzt wärs grad günstig. Die Anderen dort im Zimmer schlafen fest.
    Aber ganz leise sein, dann hört uns die Schwester nicht Bitte, hol mich weg, von dort!
    Und dann fliegen wir auf, mitten in den Himmel hinein in die neue Zeit, in die neue Welt.
    Und ich werd singen, ich werd lachen ich werd: Das gibt’s nicht schrein!
    Ich werd auf einmal kapieren, um was sich alles dreht.

    Komm großer schwarzer Vogel, Ludwig Hirsch

    Weihnachtsstimmung lag in der Luft. Die Straßen waren glanzvoll erleuchtet, die Luft kalt und klar, das Kinderheim, in dem ich arbeitete, liebevoll bis in alle Winkel geschmückt. Doch meine letzte Stunde schien angebrochen, an diesem Dezembertag des Jahres 1985 – zwei Wochen vor dem Heiligen Abend.

    Um Punkt 12 war die obligatorische Dienstbesprechung zu Ende gegangen. Vor dem offiziellen Dienstantritt - zwei Stunden später – wollte ich nach Hause zum Mittagessen. Eine knappe halbe Stunde Fahrt, gut 30 Minuten Aufenthalt und eine halbe Stunde zurück, so sah der Plan aus, der ohne Hatz absolviert werden konnte. So fuhr ich disziplinierte 50 km/h auf der rechten Straßenseite der insgesamt vierspurigen und geraden Fahrbahn, als ich glaubte, Zeuge eines Unfalls zu werden. Ohne Zweifel - das sah ich in einem lang gezogenen Augenblick ganz deutlich - scherte von der gegenüberliegenden Fahrbahn ein Kombi aus und er würde das vor mir fahrende Fahrzeug rammen. Ich sah ihn herüberkommen. Jetzt musste er frontal auf den Wagen aufprallen. Ja, ganz sicher würde das so passieren! Doch halt! Was war das? Unfassbar! Er streifte den Wagen vor mir nur an der hinteren Achse und traf: MICH! DER WAGEN TRAF MICH! FRONTAL! MICH! DIE RÄDER STANDEN SOFORT STILL! AUS! ICH STARB JETZT! - so dachte ich noch.

    Mit dem Kopf war ich frontal gegen die Scheibe geprallt. Was war geschehen? Auf dem linken Auge konnte ich nichts mehr sehen - füllte es sich mit Wasser oder Blut? War mein Auge überhaupt noch vorhanden? Was war mit meinen Beinen? Ich spürte sie nicht. Nichts konnte ich bewegen. Irgendwelche Leute redeten kurz auf mich ein und verschwanden dann wieder. Ich war allein. Nur kurz geriet ich leicht in Panik, jedoch legte sich das schnell wieder. Ich würde hier sterben – das war klar. Kaum jemand warf einen Blick auf den zerschmetterten Leib des sterbenden Menschen. Doch ich wurde zu keinem Zeitpunkt ohnmächtig, blieb wach, gespannt, kämpfend gegen das große Dunkel. Aber es kam nicht, ich blieb bei Bewusstsein und fragte mich, wann es vorbei wäre?! Und was dann? Dies sollte wohl meine Sterbestunde sein, so weit war mir die Situation bewusst und ob mein Leben noch einen Sinn hätte, selbst wenn ich die schweren Verletzungen überleben sollte, hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können. Ich sah Autos an mir in Fahrtrichtung vorbeifahren, andere kamen mir entgegen. Auf vielen Gesichtern war blankes Entsetzen zu lesen und ICH WAR DAS OBJEKT! MIR WAR ETWAS UNFASSBARES GESCHEHEN, WÄHREND ICH BEOBACHTETE. Kafkas Brücke.

    Der Krankenwagen kam. Man gab mir sofort eine starke Beruhigungsspritze. War schon das Ganze bislang surreal, d.h. zwar aus realen Einzelteilen bestehend, aber wie im Fiebertraum, in nicht zwingend logischen Zusammenhängen dargeboten vorgekommen, so gelangte ich nun in das Stadium eines fast nicht Beteiligten Zuschauers, eines galgenhumoristischen gar. Im Krankenhaus angekommen versetzen mich Arzthelfer in eine Narkose. Ich wurde sofort operiert. Mein rechtes Knie war nahezu zerschmettert, es brach gleich zweimal. Dazu war das linke Hüftgelenk aus der Hüftpfanne buchstäblich heraus gerissen und das Becken der Länge nach gebrochen. Mein Auge zudem indifferent beschädigt. So lag ich am Heiligabend unter der Einnahme von etwa 20 Tabletten und drei Spritzen pro Tag im Bett, hing am Tropf, roch wie weidwundes Tier durch die Ausdünstung der intravenös und oral eingenommenen Medikamente und befand mich in einem desaströsen psychischen Zustand, denn inzwischen war mir mein Schwerbehinderten-Status – hervorgerufen durch das Unfalltrauma – natürlich bewusst und ich war mir zu diesem Zeitpunkt keineswegs sicher, dieses Haus wieder lebendig zu verlassen.

    Da lag ich also nun in einem halbwachen Zustand, kaum fähig zu einem geordneten Gedanken, als plötzlich ein Stoß aus Posaunen und Hörnern das Haus erschütterte. Oh mein Gott! Was war das? Kam es direkt aus dem Himmel? Halluzinierte ich? Die vielen Spritzen mit drogenähnlichen Wirkungen hatten ja schon so manches nicht reale Bild entstehen lassen. Für einen Moment, glaubte ich den großen schwarzen Todesengel über meinem Bett kreisen zu sehen. Ja, ich spürte ihn, sah ihn an und schlug instinktiv nach ihm. Ich mochte ihn nicht. Wieder ertönte die Musik. Lauter als zuvor – sie schwoll zu einem durchdringenden Ton an. Schauerlich, alptraumartig – ich zitterte und weinte. War es jedoch ein Traum? Nein! Die Todesmusiker befanden sich im Flureingang der Station! Sie waren da, um Freude zu schenken! Ihre Todesfreude, - welche sonst? Es war ein Bläserensemble, das uns armen kranken Seelen, uns, den armseligsten Kreaturen (wer hier zu Weihnachten liegen muss, gehört – das wissen sie genau – zum todgeweihten Aussatz), die dazugehörenden Töne zuschmetterte: Abgrundtief erschütternde, todtraurige, erbarmungswürdige Musik, solche, die man manchmal bei Begräbnissen hört und die signalisiert: „Wir spielen zu Eurem Ende. Bald ist es vorbei. Lasset alle Hoffnung fahren. Gehet hin. Ruhet in Frieden. Seid bereit für die Rückkehr in den Schoß Eures Schöpfers. Kriiiiiiiiiiiiiieeeneeeeeen! - kleine Atheistenseele, siehst Du ein, dass wir mächtiger sind als dein Verstand und dein Wille? Komm zu uns! Komm…“

    Nein! Ich kämpfte, überstand dieses Weihnachtsfest aus Blut, Gerüchen und Todesfurcht. Die Waschungen im Bett, der Toilettengang auf einen untergeschobenen Topf, das Essen mittels hochgeschraubten Bettoberteiles, die Pillenesserei, Blutdruckmessungen, Spritzen, kleine und größere Visiten, zwei bisweilen nervende Mitpatienten auf dem Zimmer, eigene Besuche, störende Besuche der anderen, Zukunftsängste angesichts der Verletzungen - das alles geschah einem Menschen, der heute noch stolz darauf ist, seit “ewigen Zeiten” (1978) nicht mehr beim Zahnarzt gewesen zu sein, aus beinahe jedweder Entfernung Schilder und Bücher lesen zu können, völlig frei von jeder Spielart des Hypochondertums ist und unnötigen Gefahren im Alltag oder beim Sport stets aus dem Weg ging, um sich ja keine Verletzung einzufangen.

    Nach fünf Wochen wurden die Bolzen, mit denen mein Knie und die Hüfte zusammengehalten waren, entfernt. Meine Hüfte bzw. das Becken waren mit zwei langen Nägeln/Schrauben verschraubt worden und auch nach dem das alles wieder halbwegs zusammenwuchs, verblieben die Stahlteile zwecks Stabilisierung dort. Erst nach drei Monaten durfte ich zum ersten Male wieder das Bett verlassen und auf eigenen Füßen stehen – 1 ½ Jahre war ich insgesamt arbeitsunfähig.

    Noch heute humpele ich sichtbar, - besonders nach einem anstrengenden Tag; die Nägel in der Hüfte sind nicht entfernt (dem Himmel sei Dank, dass sie hält und noch nicht durch eine künstliche ersetzt werden musste). Es ist schon so, wie Robert Redford es im „Elektrischen Reiter“ sinngemäß raunte: „Wer alle Knochen gebrochen hatte, braucht morgens eine gewisse Zeit um sie wieder flott zu machen.“

    Dieser Unfalltag hätte eigentlich mein Todestag sein sollen. Nicht aufgrund einer höheren Macht, so glaube ich jedenfalls, aber durch „das Schicksal“. Nur wenig fehlte, vielleicht ein um 10 km/h höheres Tempo an jenem Mittag oder ein anderer Aufprallwinkel des Fahrzeuges und mein Leben wäre im Alter von 28 Jahren beendet gewesen. Es war jedenfalls das Ende meines unbehinderten Lebens. Aber dieses „Weihnachtsfest“ 1985, werde ich niemals vergessen. Unliebsame Ereignisse richten sich nicht nach dem Kalender - für niemanden gibt es die Gewissheit, den nächsten Tag zu überstehen. Der große schwarze Engel kommt und geht, wann immer er es will, es sei denn…
    2002 niedergeschrieben https://www.facebook.com/onthisday/?source=notification&notif_t=onthisday&notif_id=1480685492694391

    Kommentar von Campo-News — 11. Dezember 2015 @ 10:56

  3. DAS sind ja die schlmmsten Wichser - Der Geschäftsführer des Vereins Rote Nasen Deutschland, Claus Gieschen, betonte in Berlin: „Wer Kinder und Erwachsene erschrickt und sich dabei hinter einer Maske verbirgt, richtet nicht nur seelischen Schaden bei den Betroffenen an, sondern beschädigt das Bild von Clowns in der Öffentlichkeit.“ Der therapeutische Einsatz von Clowns in Krankenhäusern sei wegen der Gruselwelle gefährdet. Der Verein Rote Nasen spendet Klinikpatienten Trost und Heiterkeit. http://www.soester-anzeiger.de/kultur/immer-mehr-attacken-droht-grusel-clowns-zr-6880070.html

    Kommentar von Campo-News — 24. Oktober 2016 @ 17:00

  4. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-94139305.html

    Arschlöcher sind es - http://www.huffingtonpost.de/sonja-mitrevskaschwartzbach-bsn-rn-ccrn/krankenschwester-beruf-alltag_b_18706540.html?1512216872#

    Stef Rei Ich hoffe Du nutzt die Zeit 😉!
    Bild könnte enthalten: 1 Person, Text

    Tanja Krienen Er war einen Moment nicht da, wieso sollte ich irgendetwas nicht nutzen? Mein Leben lang habe ich versucht nützlich zu sein.

    Stef Rei Tanja Krienen, doch er war da, sonst wärst Du sicher Tod.

    Tanja Krienen Stef Rei Und wenn er es verursachte und ich ihn mit seinem abscheulichen Plan besiegte?

    Antje Broda Oh je. Schön, daß du bei uns geblieben bist.
    1

    Gefällt mir
    · Antworten · 1 Std.

    Hans-Gerhard KochJetzt aktiv
    Hans-Gerhard Koch Habe daran schon gedacht. Alles Gute weiterhin und auch Danke dir für die Glückwünsche.
    1

    Gefällt mir
    · Antworten · 1 Std.

    Tanja Krienen
    Tanja Krienen Ich danke dir ganz besonders, auch wegen deines Geburtstages. Was dem einen sein leid, ist dem anderen manchmal seine Freud.

    Gefällt mir
    · Antworten · 6 Min.

    Tanja Krienen
    Antworte Hans-Gerhard Koch …

    Lothar Föllmer
    Lothar Föllmer 2.Geburtstag?Herzlichen Glückwunsch.
    Ich bin 1968 bei einer Operation gestorben;aber sowas von weg.Muss man selbst erlebt haben,kann man nicht sonst nicht glauben. Hab echt meinen Körper verlassen und war voll an der Decke.Nein,ich habe nicht das Licht gesehen,hab wohl Stromrechnung nicht bezahlt,konnte alles mitkriegen,hörte dann Schreie,aber das war ich selber.Hatte ich sehr lange niemandem erzählt.Seitdem war ich anders als die anderen;Gott sei Dank!
    1

    Gefällt mir
    · Antworten · 47 Min.

    Tanja Krienen
    Tanja Krienen Lothar Föllmer Das ist auch eine kuriose Geschichte! Vielleicht ist sie der Anlass für DEINE Sensibilisierung! Du warst ja alt genug um das zu erleben. Ich hatte zwar auch etwa 1965 eine Engelsvision, aber die schreibe ich meinem Kinderalter zu, denn da passiert das wohl schonmal. Aber deine Schilderung ist schon heftig. Und ja, es ist so, wie Niki Lauda einmal nach seinem Unfall sagte - es gab einen Moment, da hätte ich aufgeben können. Träume, Realität - das führte mich zum Surrealismus, in dem das Wort real steckt, denn er ist beides. Ach, ich verlaufe mich.

    Gefällt mir
    · Antworten · 1 Min.

    Kommentar von Campo-News — 5. September 2017 @ 06:33

RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag. TrackBack-URL

Einen Kommentar hinterlassen

You must be logged in to post a comment.

kostenloser Counter

Weblog counter