Der Teufel liest Prawda
und: Warum deshalb unsere Kinder vor dem Film „Animal farm“ geschützt werden müssen.
Von Tanja Krienen
Während Meryl Streep derzeit im Kino mit ihrem Film „Der Teufel trägt Prada“ glänzt, posiert der Ex-KGB-Mann Putin auf dem politischen Parkett mit Frau Merkel, die bekanntlich nichts von Prada trägt, aber dafür russisch spricht, und das Werk ihres Vorgängers auf allen Gebieten fortsetzt. Siehe auch Ribbentin und Molokel, Putrop und Merkeltow.
Anna Politkowskaja ist tot. Ermordet. Das ist im „Neuen Russland“, welches sich vom alten darin unterscheidet, dass sich seine Gegner„demokratisch offenbaren“ und deshalb unliebsame Personen direkt erledigen werden können, während sie früher den versteckteren Umweg über den Gulag gehen mussten, nichts Neues. Neu war jedoch dieses Mal, dass die Opposition international Ausmaß Gehör fand, und zwar so deutlich, dass es nicht ignoriert werden konnte. So sah sich die Bundeskanzlerin auch erstmals genötigt die jüngsten Vorgänge in Russland öffentlich anzusprechen.
Natürlich distanzierte sich Putin von diesem Mord an einer der bekanntesten Journalistinnen Russlands, nicht ohne ihr hinter her zu höhnen, sie sei als Schreiberin nicht so wichtig gewesen, wohl aber wäre der Tod einer Mutter zu bedauern. Kaum pflichtgemäß also diese Erklärung, die auch das Versprechen zur Aufklärung des Mordes beinhaltete. Sein offen vor der Weltöffentlichkeit praktiziertes Gebaren auf anderen Gebieten, brachte ansonsten kaum jemand zur Sprache, schließlich will man doch nicht die ökonomischen Beziehungen gefährden und was es heißt, sich gut mit den Russen zu stellen, hat doch der FC Schalke 04 so eben erlebt. Ein 100 Millionen-Euro-Paket, dass der deutsch-polnische Bergarbeiterclub nun rubeln darf, ist der Dank einer bekannten Firma, zu der Ex-Kanzler Schröder ganz prompt nach seiner Abwahl wechselte.
Während also jedes Mal der Notstand regierte, wenn Georg Bush Deutschland besuchte, blieb es bei Putin fast ruhig. Aber doch nicht vollständig, denn z.B. Leute wie Graf Lambsdorff, die sich der beinahe zu den Akten gelegten Liberalität verpflichtet haben, durften kurz murren, ehe sie wieder in der Versenkung verschwinden mussten. Ob Tschetschenien-Krieg, Provokationen gegen die Ukraine oder Georgien, Kappung des Pluralismus, Verfolgung von Journalisten und Wirtschaftliberalen die auch schon einmal durch Scheinprozesse ausgeschalten werden – alles wurscht, solange der staatsdespotische Rubel rollt, wobei es eher Euros sind, die dem Gas in Gegenrichtung entgegenströmen.
Man redet in Deutschland viel vom Anti-Faschismus, von hehren Prinzipien des Anti-Totalitären, doch gilt es Zusammenhänge aufzuzeigen und auf geschichtliche Ereignisse, auch auf Lehren hinzuweisen, so schweigt man auf der Seite der institutionalisierten Mahnern und Warnern.
Ja wie sieht sie denn aus, die Ausbildung unserer Kinder, die Kultur, mit der sie groß werden? Soll sie nur dazu dienen Comic-Sprech geschulten Nachwuchs zu „fördern“? Soll sie nur dafür sorgen, dass die heutigen „Kids“ in Star-Trek und anderen Phantasiewelten landen? Soll sie dafür sorgen, dass die geschichtlichen Lehren in der Spaßgesellschaft untergehen, weil doch jetzt jedem – aber auch jedem! – der Lebensernst verboten wird?
Fast hat den Eindruck, wurde doch der großartige Zeichentrickfilm „Animal farm“ (auch bekannt der „Aufstand der Tiere“) nach einem Buch von George Orwell, nun gar in einer Fernsehzeitung als nicht geeignet für Kinder abgestraft und das Zuschaualter auf 12 Jahre angehoben, als könne nicht auch jüngeren Kinder prinzipiell der Sinn des Geschehens klar werden. Nicht nur ist der Film aus dem Jahre 1955 hervorragend gemacht, mit unzähligen hübschen Einfällen umgesetzt, liebvoll im Detail inszeniert, er zeigt auch ohne jemals in Propaganda abzurutschen, wohin die besten Ideale führen können. Das Buch ist nämlich eine Parabel auf die russische Revolution und ihren Gleichheitsidealen, die von einer Funktionärskaste, es sind – und das ist der Gipfel des herrlichen Films – tatsächlich die Mast-Schweine, jämmerlich verraten und ins Gegenteil verkehrt werden.
Nun haben wir wieder eine „russische Revolution“ erlebt, die immer mehr verkommt. Ach, wer kann sich noch an „Glasnost“ und „Perestroika“ erinnern? Nichts ist geblieben, fast nichts. Um die erbärmlichen Reste kämpft ein in die Minderheit geratener, recht kleiner Teil der Bevölkerung, der hierzulande kaum auf ein offenes Ohr hoffen kann. Und wieder wird eine „Animal farm“ zugrunde gerichtet, doch dieses Mal sogar aus den Medien (hier „tv14“) selbst vor „einer düsteren Gesellschaftskritik“, und zwar versimpelt, weil den wahren Inhalt des Films nicht adäquat wiedergebend, gewarnt. Putin wird es dankend zur Kenntnis nehmen. Und was machen wir?
Der Putin spricht ja so gut Deutsch, dass man das russische H (CH) zu überhören bereit ist.
Das er es als Tschekist erlernt hat, will man da gerne vergessen.
Fakt is, dass er im Windschatten von Bush und Bin Laden tatsächlich jede Form von Narrenfreiheit geniesst.
Klar wir er als Präsident rechtzeitig abtreten,aber als Parteipräsident von “Unser Haus Russland” so wiederauferstehen, dass man sich wünscht, dass sein Nachfolger in so fertig macht wie er Chodorkowsky erledigte.
Aus der Babuschka steigt die nächste Babuschka, die auch nur wieder ne Babuschka gebiert.
Keine Ahnung wenn das abreisst,
Wahrscheinlich erst, wenn sich die russische Bevölkerung aus ihren Fesseln der Unwissenheit befreien will.
Erik
Kommentar von Erik — 12. Oktober 2006 @ 01:47
Wer nach den erneuten Vorkommnissen nicht benennt, wie es in Russland steht, der hat wohl ein Interesse daran.
Kommentar von Campo-News — 16. April 2007 @ 18:16
Als Hitler Russlands Wahrheit druckte - http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground-xxl/24781/100_jahre_prawda.html
Kommentar von Campo-News — 5. Mai 2012 @ 08:01
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/krim-ukraine-eu-russland-und-die-angst-vor-sanktionen-a-956868.html
Kommentar von Campo-News — 5. März 2014 @ 12:08
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/anna-politkowskaja-russland-urteil-mord-prozess
Kommentar von Campo-News — 22. Mai 2014 @ 11:55
Das ist nicht alles. Der Freie bedarf der Zuwendungen nicht, aber diesen Krampfgedanken, ein glücklicher Sklave sei zufrieden, ist jene Pforte, die in die geduldete Diktatur führt. Ok, auch bei Orwell gibt es in “Animal farm” eine Szene, in der sich das gefangene Tier an seinen Halter kuschelt, weil es die zaun - und beschutzlose Freiheit fürchtet. Mag sein, dass es das gibt und dies meist kommt es bei jenen Menschen vor, die nicht so stark sind um selbstständig zu sein. Diesen Typhus, Verzeihung Typus, muss man auch immer mitdenken und er ist nicht nicht per se zu verachten, weil nicht jeder kann, wie er will. Ich bin deshalb durchaus für das Soziale, aber Orwells Beispiel gehört nur zum Kalaidoskop unterschiedlichster Verhaltensweisen, die ein guter Autor nunmal präsentiert. Taktgeber aber sind jene, die aufbegehren: Zugferde - und ja, auch die Schweine, die allzu klug das System pervertieren werden, wie das die Schweine immer machen!
Kommentar von Campo-News — 7. September 2014 @ 18:05
http://www.focus.de/politik/ausland/drei-stunden-vor-attentat-warnung-vor-totaler-katastrophe-das-ist-nemzows-letzte-botschaft_id_4508961.html Dieser Spinner - Dagegen warnte der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. “Gewisse Kräfte werden die Tötung zu ihrem eigenen Vorteil nutzen”, erklärte er. “Sie überlegen, wie sie Putin loswerden können.”
Kommentar von Campo-News — 28. Februar 2015 @ 11:54
http://www.spiegel.de/politik/ausland/nemzow-politkowskaja-beresowski-tote-putin-gegner-a-1021080.html
Kommentar von Campo-News — 1. März 2015 @ 07:55
Derzeit stehe ich auf der Seite Putins -
Am Tag nach dem Abschuss entlädt sich in Moskau die ganze Wut auf das Vorgehen der Türkei. Am besten fasste der Politiker Franz Klinzewitsch die Stimmung zusammen. Er ist Vorstandsmitglied der Kreml-Partei “Einiges Russland”. Der Angriff sei nicht spontan erfolgt, die türkische Luftwaffe habe “nur auf den passenden Moment gewartet, um ein russisches Flugzeug abzuschießen”.
Das Millionenblatt “Moskowskij Komsomolez” sieht das ähnlich: Die türkischen Jäger hätten “im Hinterhalt gelauert”. Der Angriff sei “wohlüberlegt und bewusst” geschehen, so Alexej Puschkow, Chef des Auswärtigen Ausschusses des russischen Parlaments. Premierminister Dmitrij Medwedew sprach gar von “verbrecherischen Taten der türkischen Regierung” - und drohte Konsequenzen für türkische Konzerne an.
Dabei bezweifelt kaum jemand, dass Russlands Frontbomber tatsächlich den Luftraum der Türkei verletzt haben könnte. Generalleutnant Rudskoi präsentierte zwar ein Schaubild, auf dem die Su-24 angeblich einen weiten Bogen um das türkische Territorium gemacht habe. Der Generalstab zeigte kurz darauf aber auch eine zweite Karte, der zufolge sich der Zwischenfall zumindest unmittelbar an der Grenze abgespielt hat.
Türkischen Angaben zufolge soll der russische Jet mindestens 17 Sekunden lang über türkisches Territorium geflogen sein. Man habe ihn während des Anflugs mehrfach gewarnt, aber keine Antwort erhalten. Russlands Öffentlichkeit empört das. Zahlreiche Moskauer Zeitungen werfen Präsident Recep Tayyip Erdogan Doppelzüngigkeit vor. 2012 hatte Erdogan den Abschuss eines türkischen Flugzeugs durch die Syrer scharf verurteilt. Eine “kurzzeitige Verletzung der Grenze darf niemals Vorwand für einen Angriff sein”, sagte er damals.
Die Nato stellte sich noch am Montag zwar an die Seite des Allianzmitglieds Türkei. Ein namentlich nicht genannter Vertreter der US-Regierung äußerte gegenüber der in Washington bestens verdrahteten Nachrichtenagentur Reuters aber Zweifel an Ankaras Darstellung. Die Maschine sei zwar kurzzeitig im türkischen Luftraum gewesen, dort aber nicht getroffen worden. Diese Beurteilung basiere auf Wärmedaten des Jets. Thomas McInerney, pensionierter General der US-Air Force, sprach gegenüber dem Sender Fox-News von einem “sehr schlimmen Fehler” der Türkei. Spon
Kommentar von Campo-News — 25. November 2015 @ 15:36
Der Pilot, der aus dem abgeschossenen russischen Kampfjet gerettet werden konnte, behauptet, dass die Maschine den türkischen Luftraum nicht überquert habe. Das berichtet die Nachrichtenagentur “Reuters”. Das türkische Militär habe die Piloten außerdem nicht gewarnt, bevor auf das russische Flugzeug geschossen wurde.
“Es hat keine Vorwarnung gegeben, weder per Funk noch visuell. Es hat überhaupt keinen Kontakt gegeben”, sagte der Pilot nach übereinstimmenden Angaben russischer Medien. “Wir haben sie nicht einmal gesehen und deshalb kein Ausweichmanöver eingeleitet.” Er weist damit Informationen aus Ankara zurück, laut denen das türkische Militär den russischen Kampfjet mehrmals vorgewarnt habe.
https://ef-magazin.de/2020/10/01/17598-staatlich-begleitetes-denken-politische-korrektheit-war-nie-einfach-nur-gut-gemeint
Kommentar von Campo-News — 25. November 2015 @ 16:49