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27. Juli 2006

Das Boss Hoss-Interview: “Rocken muss es!”

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 10:58

Tanja Krienen interviewt die Country-Rockband

Leider liegt mir ein Zeitungsexemplar noch nicht vor, sodass ich die erhaltene Datei nur ausdrucken und dann einscannen konnte. Dadurch ist die Qualität nicht so hoch – ich werde die Abbildung aber ersetzen, so ich das Original habe. Durch die unterschiedlichen Farben sind die Fragen auch nicht sehr gut zu lesen, weshalb ich das Interview im kompletten Wortlaut auch unten noch einmal eingestellt habe, zumal es leicht in der Print-Ausgabe gekürzt wurde.




Zum Thema
Golden globes
I walk the line
The winner is

Frage 1: Haben die Mitglieder der Gruppe die Johnny Cash-Biographie “Walk the line“ und den Cowboy-Film “Brokeback Mountains“ gesehen? Welchen Eindruck machten die beiden Filme?

BossHoss: Ich habe es leider in den letzten Monaten nicht ins Kino geschafft, aber mir sagen lassen, dass beide Filme sehr gut seien. Und davon gehe ich dann mal aus. Ansonsten interessiert mich natürlich eher „Cash“ als „Brokeback Mountain“.

Frage 2: Besteht ein Zusammenhang zwischen der Popularität dieser – vereinfacht gesagt - Country-Filme und dem Auftauchen von Boss Hoss? Gäbe es Boss Hoss also auch ohne diese “Country-Welle“?

BossHoss: BossHoss entstanden definitiv vor dieser „Country-Welle“. Als wir beide (Hoss+Boss) die Idee hatten einfach mal ´nen Country-Song zu machen, nur weil wir Lust hatten mal was anderes zu versuchen. Ohne überhaupt je auf den Gedanken gekommen zu sein eine Band zu gründen oder geschweige denn einen Plattenvertrag an Land zu ziehen. Das war im Sommer 2003, gab es noch keine „Welle“, kein Cash-Film, kein Texas Lightning, kein Brokeback M. etc. Also könnte man fast eher geneigt sein Bosshoss sind am auslösen der „Welle“ vielleicht nicht ganz unbeteiligt.

Frage 3: Welchen Bezug hat Boss Hoss zu den Klassikern der Country-Musik? Der Name Johnny Cash fiel ja schon – ich höre z.B. immer ein wenig Einflüsse von Gene Autry und vor allem Hank Snow heraus.

BossHoss: Wir haben uns ganz bewusst nicht an der Vorlage Country orientiert. Wir versuchen nicht authentisch zu sein oder analysieren den Stil Country in seine Bestandteile. Im Gegenteil, wir sind sehr unvorbelastet an die Sache herangetreten. Was dem BossHoss-Sound auch gerade gut tut. Wir sind Rock’n’Roller und spielen einfach unsere Interpretation von Country, so wie wir Country hören wollen. Vielleicht unterscheidet uns das und bringt einen angenehm frischen Wind in doch hin und wieder als angestaubt betrachteten Musikstil.

Aber klar: unterbewusste Einflüsse sind sicherlich vorhanden.

Frage 4: Und wie steht es mit den deutschen Interpreten? Nehmen wir einmal Gunter Gabriel oder Truck Stop?

BossHoss: Da wären wir beim gerade Erwähnten. Das ist uns zu schlagerhaft, zu schnarchig. Gunter Gabriel geht gar nicht. Gerade deswegen galt Country lange als extrem, sagen wir mal uncool, zumindest in Deutschland. Denn das ist es was man Jahre lang unter Country in Deutschland wahrgenommen hat.

Frage 5: Auf eurer brandneuen CD befindet sich der wunderbar neu erfundene, alte Punk Song “Ca plane pour moi“. Habt Ihr den neu entdeckt oder ist die Aufnahme das Produkt einer alten Liebe?

BossHoss: Beides, auch wir beiden sind ja mit den Achtzigern gross geworden. Wenn man Songs aus dieser Zeit sucht die wirklich cool waren stößt man automatisch auf „Ca plane…“. Also der Song war damals großartig und passt genau in unser Schema nach denen wir Songs aussuchen.

Frage 6: Die Mischung aus Punk-Rock und Country-Musik ist ziemlich originär; und wenn wir mal von den Pogues absehen, hat wohl keine Musikgruppe jemals Stilelemente so bearbeitet, dass eine neue Kreation als eigenständige Richtung dabei heraus kam. Etwas arglos gefragt: Ist es Zufall oder Überzeugung von BossHoss, dass Emotionen und Abläufe nur in dieser Art Musik erzählt werden können?

BossHoss: Die Summe unserer eigenen musikalischen Erfahrungen und Vorlieben. Wir machen jeder seit ca. 16 Jahren Musik. Durchaus in unterschiedlichen Stilrichtungen, aber doch immer als Klammer die Vorliebe zum Rock’n’Roll / Rock, ohne Gitarren geht da nichts. Von daher fügte sich ein zum anderen, als logische Konsequenz unserer musikalischen Prägung. Und vor allem „rocken muss es“!

Frage 7: Wer die Band nicht kennt, hält sie zunächst ohne jeden Zweifel für eine amerikanische. Wie groß sind die Einflüsse der US-Musik und was verbindet die Bandmitglieder mit dem Begriff “USA“?

BossHoss: Wie gesagt, natürlich sind die Meisten oder sehr viele Einflüsse automatisch in den Staaten verwurzelt. Von Elvis, über die Sonics, Jimmy Hendrix und und und. Wir spielen natürlich auch stark mit den Klischees die „southern america“ bietet und verbinden natürlich die Wiege des Rock’n’Roll und des Country mit diesem Land. Aber zu stark verbunden sind wir auch wieder nicht - außer im musikalischen Sinne.

Politisch gesehen muss die amerikanische Gesellschaft momentan erhöhte Wachsamkeit aufbringen, damit sie ihre positiven und freiheitlichen Grundsätze nicht selbst demontieren.

Frage 8: Was können wir mittelfristig von Boss Hoss erwarten? Eine Stiländerung? Vielleicht mehr Balladen? Möglicherweise auch mal einen deutschen Text? Gibt es eigentlich einen Grund warum die Band nicht deutsch singt?

BossHoss: Zunächst liegt die Priorität natürlich auf dem neuen Album „ Rodeo Radio“, das bedeutet viel Touren in D,A,S und Holland, sowie in Dänemark wo wir gerade beginnen uns ins Spiel zu bringen. Stilistisch haben BossHoss ihren Sound gefunden und werden sicher auch langfristig hier zu Hause bleiben. Das neue Album hat schon eine stärkere Dynamik und ist wesentlich abwechslungsreicher; heißt - es geht durchaus mehr nach vorne, rockt mehr, schlägt aber auch sehr ruhige Töne an, wie „Mary, marry me“, „Ist not unusual“, „Rodeo Queen“. Aber sicher weisß man vorher nie genau wo die Reise hingeht. Auf jeden Fall freuen wir uns, dass wir uns mit dem zweiten Album in Deutschland etablieren konnten und wollen mittelfristig auch etwas stärker im benachbarten Ausland aktiv werden. Vielleicht auch mal über den großen Teich schauen. Wir werden sehen!

Deutsch ist für uns kein Thema. Wir sind ja waschechte Cowboys aus Berlin-Mississippi. Es gehört für uns einfach ganz klar zum Country/R’n’R. Die Show lebt sehr stark davon, wir sprechen ausschließlich american-english auf der Bühne, nutzen und überziehen ganz klar in selbstironischer Weise die Südstaaten-Klischees. Auf Deutsch undenkbar.

7 Kommentare »

  1. Auf BossHoss ist das Interview nun eingestellt - über “Media” weiter zu Press.

    Kommentar von Campo-News — 18. August 2006 @ 15:04

  2. Hallo Tanja,

    Während ich dir hier poste läugt im Schweizer TV (DRS 2) ne Johnny Cash Tribute-Nacht (jetzt gerade I walk the Line).

    Ich werde sie mir natürlichst Pflichtschuldigst reinziehen,

    Erik

    Kommentar von Erik — 19. August 2006 @ 23:21

  3. Hallo Erik!

    Schön, gib mal eine “Manöverkritik” ab. Oft sind ja solche Nächte, von Kulturmenschen ohne Verstand und Herz, ausgesucht, und verunstalten das Gesamtwerk der betreffenden Künstler bis ins Unkenntliche. TK

    Kommentar von Campo-News — 20. August 2006 @ 07:39

  4. Hallo Tanja,

    Nein es war Live aus dem Ryman’s Auditorium in Nashville, dem alten Grand Old Opry Haus.
    Also eher ein bisschen zu Nashville.

    Es waren ein paar Pop/Rocker dabei:
    Sheryl Crow, John Cougar und Kid Rock.

    Dann Hank Williams Jr. der Ring of Fire brachte, wobei die Bläser gesampelt waren, Kris Kristoffersen war dabei, der Johnny Cash mit Muhammad Ali verglich, nun da Kristofferson ja zeit seines Lebens noch schlechter Sang als Cash, musste der ihm ja wie ein Schwergewichts-Champ vorkommen.

    Willie Nelson einmal im Duett mit Sheryl Crow und einmal ohne wurde zweimal gezeigt, er ist wirklich ein sehr guter Gitarrist, obwoh er wohl auch nicht mehr so Fingerfertig ist wie früher, nun ja der Zahn der Zeit.

    Rodney Crowell erzählte wie er, noch bevor er Rosanne Cash ehelichte, mit ihr nach Jamaica an den Wohnsitz von June und Johnny eingeladen wurde, war also mehr als nur ein Alterssitz wie ich bis gestern dachte.
    Dann war natürlich auch etliches an Nashville-Leuten dabei deren Namen ich immer schon immerwieder vergessen habe, wie auch jetzt.
    Das ganze lief etwa ab wie bei den Grammys, also so amerikanisch, das man den Amis liebend gerne sagen würde, dass sie sich wiedermal, kulturtechnisch unter Wert verkaufen.

    Mein Fazit:

    Die gemeine Behauptung, das Johnny Cash ein viel grösserer Künstler gewesen wäre hätte er nicht selbst gesungen sondern Singen lassen, will ich explizit nicht zurückziehen, auch wenn du mich dafür “erschiessen” wirst.

    Erik

    Kommentar von Erik — 20. August 2006 @ 12:27

  5. Hallo Erik!

    Hört sich nicht gut an, obwohl ich Sheryl Crow ganz passabel finde und eine CD von ihr besitze.

    Aber bitte: wer sollte Cash besser singen als Cash? Nein, ich habe noch nie jemandem erschossen (man soll nie “nie” sagen), aber deine Meinung über Cash teile ich selbstverständlich nicht. Er ist tatsächlicher ein Cassius Clay der Musik, und hatte, wie dieser, seine Schwächen. TK

    Kommentar von Campo-News — 20. August 2006 @ 14:18

  6. Nein, nein, Sheryll Crow macht ja gefälligen California-Rock, nicht das ich jetzt ne CD brauche, aber wenn es einem gefällt, wird man nicht betrogen, da wird nicht mehr versprochen, als was man bekommt, wenn ich sie früher beim durchzappen mal auf MTV gesehen habe fühlte ich mich nicht veranlasst weg zu zappen.

    Nein, echt schlimm war es nicht, die Songs waren ja schon gut. Und Gesanglich war ja auch etliches mehr als okay.

    Ich mein ja nur, es ist wie mit vielen US-Präsentationen US-Amrikanischer Kultur, sie unterfordern ihr Publikum.
    Ich gehöre ja nicht zu den Verächtern US-Amerikanischer Kultur, ich bedauere nur, das die US-Amis bis heute nicht herausgefunden haben worin den die Stärke US-Amerikanischer Kultur besteht: In der Dokumentation der Emotionen die sich aus real erlebten Situationen ergibt.
    Es ist nicht verwunderlich, warum viele US-Amerikanische Musiker lieber in Old-Europe auftreten:
    Hier wird ihre Kunst als Kunst auch dann akzeptiert, wenn sie nicht im grossen Stil verkauft und
    wenn sie sich doch gut verkauft auch von den meisten (ausser idealistischen Linken) geliebt wird, wenn sie gut ist (ich mein jetzt nicht im moralischen Sinne gut, sondern im Sinne von gut gemacht).

    Ich hätt natürlich (pluster, pluster) den Anlass sicher interessanter kuratiert, behaupt ich mal grosskotzig, aber ich hab die volle Zeit ausgehalten also konnte es so schlecht nicht sein.

    Erik

    Kommentar von Erik — 20. August 2006 @ 16:01

  7. Boss Hoss einfach lächerlich - http://www.focus.de/kultur/kino_tv/sing-meinen-song-im-live-ticker-kein-entkommen-von-der-kelly-family-bei-vox-graben-die-musiker-in-der-mottenkiste_id_7264646.html

    Kommentar von Campo-News — 21. Juni 2017 @ 05:37

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