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26. Juli 2006

Also sprach Friedrich Nietzsche

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 10:14

Leben und Werk, Teil II

Von Tanja Krienen

Zuletzt:

Nur an die Kunst Richard Wagners dachte der
Basler Philologie-Professor Friedrich Nietzsche,
als er im Januar 1872, seine erste Schrift veröffentlichte.
Sie trug den Titel „Die Geburt der Tragödie“.

Vormittag

Wir werden viel für die ästhetische Wissenschaft gewonnen haben,
wenn wir nicht nur zur logischen Einsicht,
sondern zur unmittelbaren Sicherheit
der Anschauung gekommen sind,
daß die Fortentwicklung der Kunst
an die Duplizität des Apollinischen
und des Dyonysischen gebunden ist.
Diese Namen entlehnen wir von den Griechen.

An ihre beiden Kunstgottheiten, Apollo und Dyonysus,
knüpft sich unsere Erkenntnis, daß in der griechischen Welt
ein ungeheurer Gegensatz, nach Ursprung und Zielen,
zwischen der Kunst des Bildners, der apollinischen,
und der unbildlichen Kunst der Musik,
als der des Dionysus, besteht.

Es wäre von Apollo zu sagen, daß in ihm
das unerschütterliche Vertrauen und das ruhige Dasitzen
seinen erhabensten Ausdruck bekommen habe.

Unter dem Zauber des Dionysischen schließt sich nicht nur der Bund
zwischen Mensch und Mensch wieder zusammen: auch die entfremdete,
feindliche und unterjochte Natur feiert wieder ihr Versöhnungsfest
mit ihrem verlorenen Sohn, dem Menschen.

Entweder durch den Einfluß des narkotischen Getränkes,
oder bei dem gewaltigen, die ganze Natur lustvoll
durchdringenden Nahen des Frühlings erwachen jene dionysischen Regungen,
in deren Steigerung das Subjektive zu völliger Selbstvergessenheit hinschwindet.

Der Grieche kannte und empfand die Schrecken
und Entsetzlichkeiten des Daseins:
um überhaupt leben zu können, mußte er vor sich hin
die glänzende Traumgeburt der Olympischen stellen.

Hier erinnert nichts an Askese, Geistigkeit und Pflicht:
hier redet nur ein üppiges, ja triumphierendes Dasein zu uns,
in dem alles Vorhandene vergöttlicht ist,
gleichviel ob es gut oder böse ist.

Es geht die alte Sage, daß König Midas
lange Zeit nach dem weisen Silen,
dem Begleiter des Dyonysus,
im Walde gejagt habe ohne ihn zu fangen.

Als er ihm endlich in die Hände gefallen ist,
fragt der König, was für den Menschen
das Allerbeste und Allervorzüglichste sei.
Starr und unbeweglich schweigt der Dämon;
bis er, durch den König gezwungen,
endlich unter gellem Lachen
in diese Worte ausbricht:
Das Allerbeste ist für dich
gänzlich unerreichbar:
nicht geboren zu sein, nicht zu sein.
Das Zweitbeste aber ist für dich –
bald zu sterben.

Jetzt öffnet sich uns gleichsam
der olympische Zauberberg
und zeigt uns seine Wurzeln.

Die Verzückung des dionysischen Zustandes,
mit seiner Vernichtung der gewöhnlichen Schranken
und Grenzen des Daseins, enthält nämlich während der Dauer
ein lethargisches Element, in das sich alles persönlich
in der Vergangenheit Erlebte eintaucht.

Sobald jene alltägliche Wirklichkeit wieder ins Bewußtsein tritt,
wird sie mit Ekel empfunden; eine asketische,
willensverneinende Stimmung ist die Frucht jener Zustände.

Die Erkenntnis tötet das Handeln, zum Handeln gehört
das Umschleiertsein durch die Illusion.
Jetzt verfängt kein Trost mehr, die Sehnsucht geht
über eine Welt nach dem Tode, über die Götter selbst hinaus,
das Dasein wird, samt seiner gleißenden Widerspiegelung
in den Göttern oder in einem unsterblichen Jenseits, verneint.

In der Bewußtheit der einmal geschauten Wahrheit
sieht der Mensch überall nur das Entsetzliche
oder Absurde des Seins, jetzt erkennt er
die Weisheit des Waldgottes Silen:
es ekelt ihn.

Aus dem dionysischen Grunde des deutschen Geistes
ist eine Macht emporgestiegen, - die deutsche Musik,
wie wir sie vornehmlich in ihrem mächtigen Sonnenlaufe
von Bach zu Beethoven, von Beethoven zu Wagner
zu verstehen haben.

Ja, meine Freunde, glaubt mit mir an
das dyonysische Leben und an die Wiedergeburt
der Tragödie. In ihr haben wir,
wiedergeboren aus der Musik,
den tragischen Mythos -
und in ihm dürft ihr alles hoffen
und das schmerzlichste vergessen!

Dann wird er Drachen töten,
die tückischen Zwerge vernichten
und Brünnhilde erwecken –
und Wotans Speer selbst
wird seinen Weg nicht hemmen können.

TK trägt vor.

Der Philologe Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff,
erhob wenige Monate nach der Veröffentlichung
des Nietzsche-Erstlings einen Frontalangriff auf das Werk.
Er kritisierte es als unhistorisch, attestierte Nietzsche
eine schlechte philologische Leistung und forderte ihn auf,
seine Lehrtätigkeit zu beenden:

,,Halte Herr Nietzsche Wort,
ziehe er nach Griechenland,
aber steige er herab vom Katheder,
auf welchem er Wissenschaft lehren soll;
sammle er Tiger und Panther zu seinen Knien,
aber nicht Deutschlands philologische Jugend.“

Obwohl Nietzsches Studienfreund, der Philologe Erwin Rohde,
ihm publizistisch zur Seite stand und auch Richard Wagner
einen öffentlichen Brief schrieb, traf Nietzsche die Auseinandersetzung sehr.

Im November 1872 schrieb Nietzsche an Richard Wagner:

LG fährt fort:

„Doch gibt es einen Punkt, der mich augenblicklich sehr beunruhigt:
unser Wintersemester hat begonnen und ich habe gar keine Studenten! –
Ich bin unter meiner Fachgenossenschaft plötzlich verrufen geworden.“

T.K. liest weiter.

Friedrich Nietzsche schrieb vierzehn Jahre später
den ,,Versuch einer Selbstkritik“ und fand ,,Die Geburt der Tragödie“
wäre schlecht geschrieben, peinlich, bilderwütig, verzuckert bis zum
Femininischen, ohne Willen zur logischen Sauberkeit.

Zu seinem Glück rückte der kleine Skandal den seine Arbeit hervorgerufen hatte,
wieder in den Hintergrund und seine Studentenzahl erhöhte sich.

Wie der Professor der Philologie Friedrich Nietzsche,
in jenen Jahren gewirkt haben muss, zeigen die Schilderungen seiner Schüler.

,,Die abgemessene, feierliche, gewählte
und doch naturwahre Ausdrucksweise,
wie das ganze Auftreten
und Benehmen des Mannes,
selbst seine Anrede, sein Gruß,
hatten etwas merkwürdig
in sich Ãœbereinstimmendes,
gewissermaßen Stilvolles.

Es imponierte die Verbindung
ausgesuchter Höflichkeit
und Vornehmheit der Haltung
und des Benehmens
mit der gewinnendsten
und natürlichsten Liebenswürdigkeit.

In vollem Einklang
mit dem in Haltung und Kleidung
beobachteten Feingeschmack
und der Exaktheit
stand auch die ganze
Ausstattung seiner Wohnung.
In hellen Beinkleidern und braunem Rock oder Jacke,
auf der Straße im grauen Zylinderhut,
so lebt er in meiner Erinnerung.“

„Das Benehmen der Schüler
gegen den verehrten Lehrer
war fast ausnahmslos
ein durchweg lobenswertes.

Ein jeder hütete sich
durch ungehörige Aufführung
den Mann zu verletzten,
der mit dem höchsten Wissen
die feinsten Umgangsformen verband,
der in seinem ganzen Auftreten
etwas Vornehmes hatte.“

„Er war geistig überaus feinfühlend,
wohlwollend und gütig.
Nie hätte sich einer erlaubt,
seine Güte zu mißbrauchen.
Unsere Verehrung
war eine aufrichtige und tiefe.

Körperlich fein und zart gebaut,
von eher weiblichem Habitus,
stand sein martialischer Schnurrbart
gleichsam überkompensiert,
im grellen Gegensatz
zu seinem übrigen Wesen.“

Friedrich Nietzsche arbeitete in den Jahren 1873 bis 1876
an einigen kleineren Schriften, den ,,Unzeitgemäßen Betrachtungen“.

Während dieser Zeit trat schubhaft eine Verschlechterung
seines Gesundheitszustandes ein;
so bremsten ständige Kopf – und Augenschmerzen seine Schaffenskraft
und manchmal versagten die Augen gar, sodass er eine Diktierhilfe benötigte.

Doch besonders in der Weihnachtszeit litt er unter der
vorherrschenden Stimmung. Er befürchtete,
so schrieb er an einen Freund, noch nicht einmal
das Alter seines Vaters zu erreichen, - also noch
vor der Vollendung des 36. Lebensjahres zu sterben.

In diesen Jahren wuchs auch die Distanz zum Hause Wagner;
der Bruch stand unmittelbar bevor.

L.G. liest.
Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben

Betrachte die Herde, die an dir vorüberweidet:
sie weis nicht was Gestern, was Heute ist,
sie springt umher, frisst, ruht, verdaut,
springt wieder, und so vom Morgen
bis zur Nacht und von Tag zu Tag,
kurz angebunden an den Pflock des Augenblicks
und deshalb weder schwermütig und überdrüssig.

Dies zu sehen geht dem Menschen hart ein,
weil er sich seines Menschentums
vor dem Tiere brüstet
und doch nach seinem Glück
eifersüchtig hinblickt, -
denn das will er, gleich dem Tiere
weder überdrüssig noch unter Schmerzen leben.

Und der Mensch fragt wohl einmal das Tier:
Warum redest du mir nicht
von deinem Glück und siehst mich nur an?

Das Tier will auch antworten
und sagen, das kommt daher,
dass ich immer gleich vergesse,
was ich sagen wollte –
da vergaß es aber auch schon
wieder diese Antwort und schwieg:
sodass der Mensch sich verwunderte.

Er wundert sich aber auch über sich selbst,
das Vergessen nicht lernen zu können
und immerfort am Vergangenen zu hängen:
mag er noch so weit, noch so schnell laufen,
die Kette läuft immer mit.

Dann sagt der Mensch „ich erinnere mich“
und beneidet das Tier.

Das Tier lebt ,,unhistorisch“:
denn es geht auf in der Gegenwart.
Der Mensch hingegen stemmt sich gegen
die grosse Last des Vergangenen:
diese drückt ihn nieder
oder beugt ihn seitwärts,
sie beschwert seinen Gang
als eine unsichtbare und dunkle Bürde.
Es ist möglich, fast ohne Erinnerung zu leben,
wie das Tier zeigt; es ist aber ganz und
gar unmöglich, ohne Vergessen überhaupt zu leben.

Es giebt Menschen,
die diese Kraft so wenig besitzen,
dass sie an einem einzigen Erlebnis,
an einem einzigen Schmerz,
oft zumal an einem
einzigen zarten Unrecht,
wie an einem ganz kleinen Risse verbluten;
es giebt auf der anderen Seite solche,
denen die schauerlichsten Lebensunfälle
so wenig anhaben, dass sie es kurz darauf
zu einem leidlichen Wohlbefinden
und zu einer Art ruhigen Gewissen bringen.

Die Historie, sofern sie im Dienst des Lebens steht,
steht im Dienste einer unhistorischen Macht
und wird deshalb nie, in dieser Unterordnung,
reine Wissenschaft, etwa wie die Mathematik.

Die Frage aber, bis zu welchem Grade das Leben
den Dienst der Historie überhaupt brauche,
ist eine der höchsten Fragen und Sorgen
in Betreff der Gesundheit des Menschen,
eines Volkes, einer Kultur.

Schopenhauer als Erzieher

Jener Reisende, der viele Länder und Völker
und mehrere Erdteile gesehen hatte und gefragt wurde,
welche Eigenschaft er überall wiedergefunden habe, sagte:
sie haben einen Hang zur Faulheit.

Manchen wird es dünken, er hätte richtiger
und gültiger gesagt: sie sind alle furchtsam.
Sie verstecken sich unter Sitten und Meinungen
aus Furcht vor dem Nachbar,
welcher die Conventionen fordert
und sich mit ihr selbst verhüllt.

Aber was ist es, was den Einzelnen zwingt,
den Nachbar zu fürchten, herdenmässig zu denken
und zu handeln und seiner selbst
nicht froh zu sein?

Wenn der grosse Denker die Menschen verachtet,
so verachtete er ihre Faulheit:
denn ihrethalben erscheinen sie als Fabrikware,
als gleichgültig des Verkehrs und der Belehrung unwürdig.

Der Mensch, welcher nicht zur Masse gehören will,
braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein;
er folge seinem Gewissen, welches ihm zuruft:
„sei du selbst!“

Ich will zur Freiheit kommen, sagt sich die junge Seele;
und da sollte es sie hindern, dass zufällig zwei Nationen
sich hassen und bekriegen oder dass rings um sie
eine Religion gelehrt wird, welche vor ein paar
Tausend Jahren nicht bestand.

Das bist du alles nicht selbst, sagt sie sich.
Warum an dieser Scholle,
diesem Gewerbe hängen,
warum hinhorchen nach dem,
was der Nachbar sagt?

Es ist so kleinstädtisch,
sich Ansichten zu verpflichten,
welche ein paar hundert Meilen weiter
schon nicht mehr verpflichten.

Aber wie finden wir uns selbst wieder?

Die junge Seele sehe
auf das Leben zurück mit der Frage:
was hast du bist jetzt wahrhaft geliebt,
was hat deine Seele angezogen,
was hat sie beherrscht und beglückt?

Stelle dir eine Reihe dieser Gegenstände auf,
vielleicht ergeben sie durch ihr Wesen
ein Gesetz, das Grundgesetz
deines eigentlichen Selbst.

Vergleiche diese Gegenstände,
sieh, wie sie eine Stufenleiter bilden,
auf welcher du bis jetzt
zu dir selbst hingeklettert bist;
denn dein wahres Wesen liegt nicht
tief verborgen in dir,
sondern unermesslich hoch über dir.

Und das ist das Geheimnis aller Bildung:
Befreiung ist sie,
Wegräumung allen Unkrauts,
Ausströmung von Licht und Wärme,
liebesvolles Niederrauschen
nächtlichen Regens.

Und so will ich denn heute
des einen Lehrers und Zuchtmeisters,
dessen ich mich zu rühmen habe,
eingedenk sein: Arthur Schopenhauer.

Richard Wagner in Bayreuth

Die Erscheinung des modernen Menschen
ist ganz und gar Schein geworden;
das fühlt jeder in dem Maße,
in welchem er selber
moderner Mensch ist.
Als ob man sich fürchtete,
an sich selber durch Ekel
und Stumpfheit zu Grunde zu gehen,
lechzt man nach Leiden,
Zorn, Hass, Erhitzung,
plötzlichem Schrecken,
athemloser Spannung
und ruft den Künstler herbei
als den Beschwörer dieser Geisterjagd.

Die Kunst ist jetzt in dem
Seelen-Haushalte unserer Gebildeten
ein ganz erlogenes,
entwürdigendes Bedürfnis,
entweder ein Nichts
oder ein böses Etwas.

Der Künstler,
der bessere und seltenere,
ist wie von einem
betäubenden Traume befangen,
dies alles nicht zu sehen.

Was Wagner diesem Volk sein wird?! -
etwas das er uns allen
nicht sein kann,
nämlich nicht der Seher der Zukunft,
sondern der Deuter und Verklärer
einer Vergangenheit.

TK spricht den Zwischentext

Hatte Richard Wagner wenige Jahre zuvor
den Bayernkönig Ludwig II
einen Phantasten und Kretin genannt,
so wurde dieser nun als Förderer
der 1876 zum ersten Male
durchgeführten Festspiele hofiert.

Nietzsche hatte für jene Gesellschaft,
welche er in Bayreuth erblickte
nur Verachtung über:
,,Müßiggängerisches Gesindel“,
nannte er die in Bayreuth versammelten;
„alles sehr gelangweilt und
unmusikalisch bis zum Katzenjammer“.

Als Friedrich Nietzsche von Wagner
den ,,Parsifal“ erhielt,
traten die Gegensätze unversöhnlich hervor.
Nietzsche empfand ,,alles zu christlich“,
und höhnte über die Vorstellung
Schauspieler ,,betend, zitternd
und mit verzückten Hälsen“
erleben zu müssen.

Die Auseinandersetzung mit Wagner,
liess ihn jedoch bis zu seinem Lebensende
nicht mehr los.

1878 erschien „Menschliches, Allzumenschliches“, -
,,Ein Buch für freie Geister“, wie es im Untertitel heißt.
Ein Jahr später folgte der zweite Teil.

Die gesamten Schriften bestehen
ausschliesslich aus Aphorismen.
Nietzsche Diktion hatte sich verändert,
sein Blick auf die Gegenstände seiner Betrachtungen
setzt das Ergebnis in helleres Licht.

LG rezitiert.

Hauptmangel der tätigen Menschen

Den Tätigen fehlt gewöhnlich
die höhere Tätigkeit:
ich meine die individuelle.

Sie sind als Beamte,
Kaufleute, Gelehrte,
das heißt als Gattungswesen tätig,
aber nicht als einzelne Menschen,
in dieser Hinsicht sind sie faul.

Es ist ein Unglück der Tätigen,
daß ihre Tätigkeit fast immer
ein wenig unvernünftig ist.
Man darf zum Beispiel
bei einem geldsammelnden Bankier
nach dem Zweck
seiner rastlosen Tätigkeit
nicht fragen: sie ist unvernünftig.
Die Tätigen rollen,
wie der Stein rollt,
gemäß der Dummheit der Mechanik. –

Alle Menschen zerfallen,
wie zu allen Zeiten
so auch jetzt noch,
in Sklaven und Freie;
denn wer von seinem Tage
nicht zwei Drittel für sich hat,
ist ein Sklave,
er sei übrigens wer er wolle:
Staatsmann, Kaufmann,
Beamter und Gelehrter.

Warum man widerspricht

Man widerspricht oft einer Meinung,
während uns eigentlich nur der Ton,
mit dem sie vorgetragen wurde
unsympathisch ist.

Hinrichtung

Wie kommt es, daß jede Hinrichtung
uns mehr beleidigt als ein Mord?
Es ist die Kälte der Richter,
die peinliche Vorbereitung,
die Einsicht, daß hier ein Mensch
als Mittel benutzt wird,
um andre abzuschrecken.

Denn die Schuld
wird nicht bestraft,
selbst wenn es eine gäbe:
diese liegt in Erziehern, Eltern,
Umgebung, in uns,
nicht im Mörder –
ich meine die
veranlassenden Umstände.

Des Tages erster Gedanke

Das beste Mittel
jeden Tag gut zu beginnen, ist:
beim Erwachen daran zu denken,
ob man nicht wenigstens
einem Menschen zu diesem Tage
eine Freude machen könne.

Wenn dies als ein Ersatz
für die religiöse Gewöhnung
des Gebetes gelten dürfte,
so hätten die Mitmenschen
einen Vorteil bei dieser Änderung.

Mittel der Verteidigung

Im Kampf mit der Dummheit
werden die sanftesten Menschen
zuletzt brutal.
Sie sind damit auf dem
rechten Weg der Verteidigung;
denn an die dumme Stirn gehört,
als Argument, von Rechts wegen
die geballte Faust.
Aber weil ihr Charakter sanft ist,
so leiden sie dadurch mehr,
als sie Leid zufügen.

Der europäische Mensch und die Vernichtung der Nationen

Der Handel und die Industrie,
der Bücher – und Briefverkehr,
die Gemeinsamkeit aller höheren Kultur,
diese Umstände bringen notwendig
eine Schwächung und zuletzt
eine Vernichtung der Nationen, mit sich.
Langsam geht der Gang vorwärts,
trotz jeweiliger Gegenströmungen:
dieser künstliche Nationalismus
ist übrigens gefährlich,
und braucht List,
Lüge und Gewalt,
um sich in Ansehen zu halten.

Hat man das einmal erkannt,
so soll man sich nur ungescheut
als guten Europäer ausgegeben
und durch die Tat
an der Verschmelzung
der Nationen arbeiten.

Der Sozialismus in Hinsicht auf seine Mittel

Der Sozialismus ist der phantastische
jüngere Bruder des Despotismus,
seine Bestrebungen sind also
im tiefsten Verstande reaktionär.
Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt,
wie sie nur der Despotismus gehabt hat,
ja er überbietet alles Vergangene dadurch,
daß er die förmliche Vernichtung
des Individuums anstrebt:
als welches ihm wie ein unberechtigter Luxus
der Natur vorkommt.
Er braucht die alleruntertänigste Niederwerfung
aller Bürger vor dem unbedingten Staat,
wie niemals etwas gleiches existiert hat;

Deshalb bereitet er sich im stillen
zu Schreckensherrschaften vor
und treibt den halbgebildeten Massen
das Wort ,,Gerechtigkeit“
wie einen Nagel in den Kopf,
um sie ihres Verstandes
völlig zu berauben,
und ihnen für das böse Spiel,
das sie spielen sollen,
ein gutes Gewissen zu schaffen.

Wenn seine rauhe Stimme
in das Feldgeschrei:
,, so viel Staat wie möglich“ einfällt,
dringt auch das Entgegengesetzte
mit um so größerer Kraft hervor:
,, so wenig Staat wie möglich“.

Viele Sprachen lernen

Viele Sprachen lernen
füllt das Gedächtnis mit Worten
statt mit Tatsachen und Gedanken.
Sodann schadet das Lernen vieler Sprachen.

Endlich ist es die Axt,
welche dem feineren Sprachgefühl
innerhalb der Muttersprache
an die Wurzel gelegt wird.

Die beiden Völker,
welche die größten Stilisten erzeugten,
Griechen und Franzosen,
lernten keine fremden Sprachen.

Weil aber der Verkehr der Menschen
immer kosmopolitischer werden muß
so ist ein Heilmittel zu finden:
es wird eine neue Sprache für alle geben,
so gewiß als es einmal Luftschiffahrt gibt.

Vortrag im Wechsel

LG als Wanderer,
Tanja Krienen mimt den Schatten

Der Wanderer und sein Schatten

TK beginnt

Da ich dich so lange
nicht reden hörte,
so möchte ich dir
eine Gelegenheit geben.

Es redet: - wo? und wer?
Fast ist es mir,
als hörte ich mich selber reden.

Freut es dich nicht,
Gelegenheit zum Reden zu haben?

Bei Gott und allen Dingen,
an die ich nicht glaube,
mein Schatten redet;
ich höre es,
aber glaube es nicht.

Nehmen wir es hin
und denken wir nicht weiter darüber nach,
in einer Stunde ist alles vorbei.

Ganz so dachte ich,
als ich in einem Walde bei Pisa
erst zwei und dann fünf Kamele sah.

Bei einem längeren Gespräch
wird auch der Weiseste
einmal zum Narren
und dreimal zum Tropf.

Ich merke erst wie unartig ich gegen dich bin,
mein geliebter Schatten:
ich habe noch mit keinem Wort gesagt,
wie sehr ich mich freue
dich zu hören.
Du wirst es wissen,
ich liebe den Schatten,
wie ich das Licht liebe.

Ich hasse dasselbe, was du hassest,
die Nacht; ich liebe die Menschen
und freue mich des Leuchtens,
das in ihrem Auge ist, wenn sie erkennen und entdecken.

Ich glaube dich zu verstehen,
ob du dich gleich etwas
Schattenhaft ausgedrückt hast.
Genug des Vorredens!

Aber die Schatten
sind schüchterner als die Menschen:
du wirst niemandem mitteilen,
wie wir zusammen gesprochen haben!?

Der Himmel behüte mich!

Damit bin ich zufrieden;
denn alle werden darin nur
deine Ansichten wiedererkennen:
des Schattens wird niemand gedenken.

Vielleicht irrst du!
Bis jetzt hat man
in meinen Ansichten
mehr den Schatten
wahrgenommen als mich.

Mehr Schatten als Licht?
Ist es möglich?

Sei ernsthaft!

Gleich meine erste Frage
verlangt Ernst!
Was ist vernünftiger,
die Maschine stillzustellen.
wenn das Werk ausgeführt ist, -
oder sie laufen zu lassen,
bis sie von selbst stille steht?
Der natürliche Tod
ist der eigentlich
unvernünftige Tod.
Der natürliche Tod
ist der Selbstmord der Natur.
Außerhalb der religiösen Denkungsart
ist der natürliche Tod
keiner Verherrlichung wert.

Der Wert der Arbeit

Das was wir jetzt Gerechtigkeit nennen,
ist eine höchst verfeinerte Nützlichkeit
die auf Dauerhaftigkeit aller Zustände sinnt,
und deshalb das Wohl des Arbeiters,
seine leibliche und seelische Zufriedenheit
ins Auge faßt.

Die Ausbeutung des Arbeiters war,
wie man jetzt begreift, eine Dummheit,
ein Raub-Bau auf Kosten der Zukunft,
eine Gefährdung der Gesellschaft.

Jetzt hat man fast schon den Krieg:
jedenfalls werden die Kosten,
um den Frieden zu erhalten
und Vertrauen zu erlangen,
nunmehr sehr groß sein,
weil die Torheit der Ausbeutenden
sehr groß und lang dauernd war.

Inwiefern die Maschine demütigt

Die Maschine ist unpersönlich,
sie entzieht dem Stück Arbeit
seinen Stolz, also sein bißchen Humanität.

Früher war alles Kaufen von Handwerkern
ein Auszeichnen von Personen:
der Hausrat und die Kleidung
wurde dergestalt zur Symbolik
gegenseitiger Wertschätzung
und persönlicher Zusammengehörigkeit
während wir jetzt nur inmitten
anonymen und unpersönlichen
Sklaventums zu leben scheinen.
Inhalt des Gewissens

Der Inhalt unseres Gewissens ist alles,
was in den Jahren der Kindheit
von uns regelmäßig gefordert wurde
durch Personen, die wir verehrten oder fürchteten.

Der Glaube an Autoritäten
ist die Quelle des Gewissens:
es ist also nicht die Stimme Gottes
in der Brust des Menschen.

Mode und Modern

Ãœberall, wo noch die Unwissenheit,
die Unreinlichkeit,
der Aberglaube im Schwange sind,
wo der Verkehr lahm,
die Landwirtschaft armselig,
die Priesterschaft mächtig ist,
da finden sich auch noch die Nationaltrachten.

Dagegen herrscht die Mode,
wo die Anzeichen des Entgegengesetzten sich finden.

Die Mode ist also neben den Tugenden
des jetzigen Europas zu finden.

Zunächst sagt die männliche Bekleidung,
welche modisch und nicht mehr national ist,
von dem, der sie trägt, aus, daß der Europäer nicht als
Standes – und Volksgenosse auffallen will.

Die europäischen Frauen wollen auch das Nationale nicht
und hassen es, als Deutsche, Franzosen, Russen
an der Kleidung erkannt zu werden.

Hier, wo die Begriffe ,,modern“ und ,,europäisch“
fast gleich gesetzt sind, wird unter Europa
viel mehr verstanden als das geographische Europa:
namentlich gehört Amerika hinzu,
soweit es eben das Tochterland
unserer Kultur ist.

TK fährt fort.

Im Frühjahr 1879 mußte Friedrich Nietzsche
aus gesundheitlichen Gründen
seine Professur in Basel endgültig niederlegen.
Die Universität sicherte ihm, zum großzügigen Dank,
zwei Drittel seiner Bezüge als vorläufige Rente zu.

Trotz neu gewonnener Freiheit erlebte Nietzsche
in der Weihnachtszeit einen völligen Zusammenbruch.
Er wartete gar, wie er einige Wochen später schrieb
„Auf den erlösenden Hirnschlag“.
Nur langsam erholte er sich wieder.

Um der deprimierenden Kälte zu entgehen,
wechselte er in den folgenden Jahren
ständig seinen Aufenthalt.

Im Engadin, im Ort Sils-Maria,
hielt er sich überwiegend
während des Sommers auf,
an der italienischen Küste,
oder später in Nizza
verbrachte er die Wintermonate.

Im Jahre 1881 erschien Nietzsches Buch „Morgenröte“ und im Jahr darauf „Die fröhliche Wissenschaft“.

Wieder benutzte er den aphoristischen Stil um seine Gedanken darzustellen.
Sein Angriff auf die herrschende Moral, - ja auf die Moral schlechthin,
gewann deutlich an Schärfe.

L.G. liest.

Bedenklich

Einen Glauben annehmen, bloß weil er Sitte ist,-
das heißt doch: unredlich sein,
feige sein, faul sein!-

Und so wären Unredlichkeit,
Feigheit und Faulheit
die Voraussetzung zur Sittlichkeit?

Es gibt jetzt vielleicht zehn bis zwanzig
Millionen Menschen in Europa,
welche nicht mehr an Gott glauben,-
ist es zuviel gefordert, daß sie einander
ein Zeichen geben?

Sie werden eine Macht in Europa sein,
und, glücklicherweise,
eine Macht zwischen den Völkern.
Zwischen den Ständen!
Zwischen Arm und Reich!
Zwischen Befehlenden und Untergebenen!
Zwischen den unruhigsten
und den ruhigsten,-
beruhigendsten Menschen.

Gefahr in der Stimme

Mit einer sehr lauten
Stimme im Halse
ist man fast außerstande,
feine Sachen zu denken.

Schonung

Väter und Söhne schonen sich viel mehr untereinander
als Mütter und Töchter.

Vorbereitende Menschen

Ich begrüße alle Anzeichen dafür,
daß ein männliches, ein kriegerisches Zeitalter anhebt.

Dazu bedarf es jetzt vieler tapferer Menschen:
Menschen welche es verstehen,
schweigend, einsam, entschlossen zu sein.

Menschen mit einem scharfen und freien Urteil:
gefährdete Menschen, fruchtbarere Menschen,
glücklichere Menschen.

Das Geheimnis, um den größten Genuss
vom Dasein einzuernten, heißt: gefährlich leben!

Lebt im Krieg mit euresgleichen
und mit euch selber.

Wir Heimatlosen

Nein, wir lieben die Menschheit nicht;
wir sind aber auch nicht deutsch genug
um dem Nationalismus und dem Rassenhaß
das Wort zu reden, um an der
nationalen Herzenskrätze und Blutvergiftung
Freude haben zu können, derenthalben sich jetzt in Europa
Volk gegen Volk wie mit Quarantänen
abgrenzt, absperrt.

Wir Heimatlosen,
wir sind zu vielfach und gemischt,
als moderne Menschen,
und folglich wenig versucht,
an jener verlogenen
Rassen-Selbstbewunderung
und Unzucht teilzunehmen,
welche sich heute in Deutschland
als Zeichen deutscher Gesinnung
zur Schau trägt.

Wir sind – und es soll
unser Ehrenwort sein –
gute Europäer,
die Erben Europas.

Muße und Müßiggang

Man schämt sich jetzt schon der Ruhe;
das lange Nachsinnen macht
beinahe Gewissensbisse.
Man denkt mit der Uhr in der Hand,
das Auge auf das Börsenblatt gerichtet,-
man lebt wie einer,
der fortwährend etwas
,,versäumen könnte“.

Denn das Leben auf der Jagd nach Gewinn
zwingt fortwährend dazu, seinen Geist bis
zur Erschöpfung auszugeben.
Ja, es könnte bald so weit kommen,
daß man einem Hange zum Spazierengehen
nicht ohne Selbstverachtung
und schlechtes Gewissen nachgäbe.

Nun! Ehedem war es umgekehrt:
die Arbeit hatte das schlechte Gewissen auf sich.
Der Sklave arbeitete unter dem Druck des Gefühls,
daß er etwas Verächtliches tue –
das Tun selber war etwas Verächtliches.

Der tolle Mensch

Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört,
der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete,
auf den Markt lief und unaufhörlich schrie:
„Ich suche Gott! Ich suche Gott!“

Da dort gerade viele von denen zusammenstanden,
welche nicht an Gott glaubten, so erregte er großes Gelächter.
Ist er verloren gegangen? fragte der eine.
Hat er sich verlaufen? sagte der andere.
Ist er zu Schiff gegangen?
Ausgewandert? so schrien und lachten sie durcheinander.

Der tolle Mensch sprang mitten unter sie:
Ich will euch was sagen!
Wir haben ihn getötet.
Wohin bewegen wir uns?
Stürzen wir nicht fortwährend?
Und rückwärts, seitwärts, vorwärts,
nach allen Seiten?
Gibt es noch ein Oben und Unten?
Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?
Ist es nicht kälter geworden?

Kommt nicht immerfort
die Nacht und mehr Nacht?
Müssen nicht am Tage
Laternen angezündet werden?
Riechen wir noch nichts
von der göttlichen Verwesung?
– auch Götter verwesen!

Gott ist tot! Gott bleibt tot!

Und wir haben ihn getötet.

dtv-Atlas der Philosophie

2 Kommentare »

  1. Dass Gott tot ist, weiß auch Papst Benedikt. Er versucht zu retten, was eigentlich nicht zu retten ist. Doch ist es interessant, dass er dies mit ähnlichen Metaphern beschwört, wie es Nietzsche tat. Die Sinne werden angesprochen - beim Papst die Ohren, bei Nietzsche der Geruch und das Sehen.

    Benedikt: “Es gibt nicht nur die physische Gehörlosigkeit, die den Menschen weitgehend vom sozialen Leben abschneidet. Es gibt eine Schwerhörigkeit Gott gegenüber, an der wir gerade in dieser Zeit leiden. Wir können ihn einfach nicht mehr hören – zu viele andere Frequenzen haben wir im Ohr. Mit der Schwerhörigkeit oder gar Taubheit Gott gegenüber verliert sich natürlich auch unsere Fähigkeit, mit ihm und zu ihm zu sprechen. Das Evangelium erzählt uns, daß Jesus seine Finger in die Ohren des Tauben legte, etwas von seinem Speichel auf seine Zunge gab…”

    Nietzsche, es selbst nicht fassend könnend das Gott tot ist, triumphiert nicht, sondern erschrickt. Doch die Fakten erscheinen ihm unumkehrbar: “Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! Ich suche Gott! Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht am Tage Laternen angezündet werden? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? – auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet.”

    Kommentar von Campo-News — 11. September 2006 @ 09:17

  2. Nochmal dies. Ich kritisiere Völker oder Religionen, weil ich sie für unmodern und rückwärstgewandt halte. Das MÜSSEN wir auch tun und dürfen nicht immer so beckmesserisch sein, wenn da mal Worte fallen, die heute aus bestimmten Gründen aus dem Sprachgebrauch einfach herausgebrannt wurden. Doch vor allem müssen wir sehen, dass eine Verschmelzung dann nicht geschehen kann, wenn Völker oder Bewegungen, Religionen und Kulturen dazu nicht reif sind. Ansonsten halte ich es mit Friedrich Nietzsche - -
    Der europäische Mensch und die Vernichtung der Nationen
    Der Handel und die Industrie, der Bücher – und Briefverkehr, die Gemeinsamkeit aller höheren Kultur, diese Umstände bringen notwendig eine Schwächung und zuletzt
    eine Vernichtung der Nationen, mit sich. Langsam geht der Gang vorwärts, trotz jeweiliger Gegenströmungen: dieser künstliche Nationalismus ist übrigens gefährlich, und braucht List,
    Lüge und Gewalt,um sich in Ansehen zu halten. Hat man das einmal erkannt, so soll man sich nur ungescheut als guten Europäer ausgegeben und durch die Tat an der Verschmelzung der Nationen arbeiten.
    Weil aber der Verkehr der Menschen immer kosmopolitischer werden muß so ist ein Heilmittel zu finden: es wird eine neue Sprache für alle geben, so gewiß als es einmal Luftschiffahrt gibt.
    Mode und Modern
    Überall, wo noch die Unwissenheit, die Unreinlichkeit, der Aberglaube im Schwange sind, wo der Verkehr lahm, die Landwirtschaft armselig, die Priesterschaft mächtig ist,
    da finden sich auch noch die Nationaltrachten. Dagegen herrscht die Mode, wo die Anzeichen des Entgegengesetzten sich finden.
    Die Mode ist also neben den Tugenden des jetzigen Europas zu finden.
    Zunächst sagt die männliche Bekleidung, welche modisch und nicht mehr national ist,
    von dem, der sie trägt, aus, daß der Europäer nicht als Standes – und Volksgenosse auffallen will.
    Die europäischen Frauen wollen auch das Nationale nicht und hassen es, als Deutsche, Franzosen, Russen an der Kleidung erkannt zu werden.
    Hier, wo die Begriffe ,,modern“ und ,,europäisch“ fast gleich gesetzt sind, wird unter Europa viel mehr verstanden als das geographische Europa: namentlich gehört Amerika hinzu, soweit es eben das Tochterland unserer Kultur ist.

    Kommentar von Campo-News — 23. August 2014 @ 11:57

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