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10. März 2006

Keine STERN-Stunde

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 15:05

Wie eine Online-Redaktion beharrlich die Anerkennung der Realität verweigert.

Von Tanja Krienen

Die PDS ist der Hoffnungsträger Deutschlands, die USA reichlich kriminell und Schalke ein Vorort der bayerischen Hauptstadtmetropole. So sieht die Welt aus, wenn man den STERN liest und wenn letzte Behauptung dort noch nicht stand, so kann es eigentlich nicht mehr lange dauern. Wieso? Na, lesen Sie mal das:

Die Online-Redaktion vom STERN ist nicht sehr groß, doch dass man es den Ergebnissen oft anmerkt, wird erst dann zur Peinlichkeit, wenn man beharrlich an ihnen festhält. So hatte man breit über den vergangenen und für die deutschen Mannschaften so düsteren Champions Leaque Spieltag berichtet, und auch mit der Schlagzeile „Viva Espana“ über das Abschneiden der spanischen Mannschaften informiert. In diesem Artikel kann man dann diese unverfänglich erscheinenden, aber hochgradig kuriosen Sätze lesen:

„Als drittes Team neben Barcelona und Juventus Turin, das durch ein 2:1 gegen Werder Bremen die nächste Runde erreichte, schaffte der FC Villareal den Einzug ins Viertelfinale. Den Madrider Vorstädtern reichte wie ihren Kollegen aus Barcelona ein 1:1 gegen die Glasgow Rangers zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte. In Madrids Vorstadt wurde der Mannschaftsbus der Heimelf Villareal von schottischen Fans mit Steinen und Flaschen beworfen.“

Villarreal (es fehlt zudem ein „r“) soll ein Vorstadtklub von Madrid sein? Oh je! Hat da jemand eine falsche Assoziation, weil das Stadion Madrigal heißt? Oder weil er meint „real“ habe etwas mit REAL (Madrid) zu tun? Real ist aber in Wirklichkeit, dass Vila-real ein kleines Städtchen vor den Toren Castellons ist. Castellon wiederum ist eine der drei Bezirkshauptstädte der Comunidad Valencia und liegt grob gesagt zwischen der Landeshauptstadt und Tarragona (Katalonien).

Ich rief also in der Redaktion um den Mittwoch-Mittag herum an. Der zuständige Redakteur war in der Konferenz. Nun denn, denke ich, schicke ich ihm mal eine E-Mail mit den ganzen Infos, dann müsste er doch wohl den Irrtum korrigieren. Erstaunen am nächsten Morgen: Der Bericht stand noch unverändert dort – eine Antwort hatte ich auch nicht erhalten. So rief ich am Donnerstag-Nachmittag nochmal an. Nun wurde ich verbunden und erklärte dem Redakteur, das, was ich ich ihm auch schon schrieb, nämlich, in dem Bericht habe sich ein „gravierender Fehler“ eingeschlichen.

Das schien ihn nicht zu beeindrucken. Zwar räumte er ein, diesen Artikel nicht selbst geschrieben zu haben, aber dass „Villareal“ in Madrid läge, wäre doch allen bekannt. „Nein nein“ warf ich ein, und dachte nur: „Wie erkläre ich es meinem Kinde?“ Händeringend versuchte ich ein wenig Reputation zu erlangen, in dem ich ihm erklärte, schließlich wohnte ich ja im selben „Bundesland“ und: „Das wäre ungefähr so, als würden Sie schreiben, Schalke 04 sei ein Vorortklub der bayerischen Landeshauptstadt München!“ Ich hörte ihn schwach seufzen. Daraufhin legte ich nach: „Also, verstehen Sie, äh, Madrid liegt im Landesinnern, aber Vila-real an der Mittelmeer-Küste. AN DER KÜSTE!“

Er murmelte etwas wie „dann ändere ich das“, aber so Recht überzeugend klang das nicht. Mit gespannter Erwartung schlief ich dem Freitagmorgen entgegen, um gleich zu schauen, ob der Text geändert wurde. Ergebnis: Nichts! Gar nichts! Ruft da jemand „Arroganz“!?

Fazit: Wenn man sich beim STERN einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bleibt es auch dort. Ist ja auch recht bequem. Jedenfalls wissen wir nun, wie dort partiell gearbeitet wird. Und wenn jemand dort demnächst behauptet, Schalke läge in München, oder Werder in den Alpen, dann nehmen wir das hin: Es schreibt ja der STERN. Und wer es nicht glaubt, kann es hier nachlesen - Keine STERN-Stunde

3 Kommentare »

  1. Ich würde mich auch bedanken, wenn man in meiner Redaktion anruft um mich auf “gravierende” Fehler hinzueisen. Schreiben sie doch lieber gleich an Henry Nannen und fordern sie die Entlassung des betreffenden Redakteurs!

    Kommentar von as — 12. März 2006 @ 10:09

  2. Ich eise aber nicht, und dass du dich bedanken würdest, wenn in deiner Redaktion statt “Hamburg unter Eis”, “Brütende Hitze bei 30 Grad in Hamburg an der Mosel” stehen würde - kann ich mir leblos vorstellen.

    Auf dieser Linie liegt auch die Option, den längst in x Würmermägen und zu eindruckvollem Humus mutierten “Henry” Nannen anzuschreiben. Versichern darf ich jedoch, dass ein solcher Redakteur bei mir nicht arbeiten würde.

    Servus

    Kommentar von Campo-News — 12. März 2006 @ 10:26

  3. Und:

    Kommentar von Campo-News — 24. März 2006 @ 09:10

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