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5. März 2006

Bundesrepublik Drillich

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 12:54

Von Tanja Krienen

Bundesrepublik Drillich

Freilandexperimente an Menschen sind 15 Jahre nach der letzten deutschen Diktatur wieder zunehmend in Mode. Der Bürger an sich, so die Auffassung fast aller Politiker und sonstiger Verantwortlicher (die man früher so unschön „die Herrschenden“ nannte), weiß nichts, kann nichts, und sollte auch nichts dürfen. Deshalb muss er mit Einschränkungen, Geboten, Verboten und Regeln so überhäuft werden, bis sich nichts mehr regt. Die neuste Erfindung der Volkserzieher lautet: Drillich für alle Heranwachsenden!

Wenn schon die Verhältnisse in Unordnung geraten sind, muss Ordnung her. Nicht die Ordnung in der Steuergesetzgebung, auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem oder in den Kassen des Bundes – nein: Die Kleiderordnung! Nicht die mangelhafte Integrationspolitik, die unklare Einwanderungspolitik, die Bildungsexperimente, das Lernplanchaos sei schuld an dem Zustand in unseren Schulen, - Individualismus heißt plötzlich der große Verursacher der katastrophalen Situation.

So sagt jedenfalls die neue Mutter der Nation, die Karin Brose heißt, eine richtige Studienrätin ist und meist Kaki trägt. So jedenfalls präsentiert sie sich auf ihrer Homepage. Kaki ist toll, Kaki ist unauffällig, Kaki hat eine gewisse Tradition und weil das so ist, sagte sie dem SPIEGEL: „Schüler, die eine einheitliche Kleidung tragen, lernen besser, sind rücksichtsvoller und können sich besser konzentrieren.“

Da seufzt man und sagt sich: Schön, wenn man so ein einfaches Bild vom Leben hat. Und so gleich folgt die Unruhe, denkt man doch daran, was uns entgangen wäre, hätten wir uns nicht so kleiden dürfen, wie wir es wollten. Kein buntes Flower-Power-Hemd als Ergebnis des heißen Sommers 1969, welches uns doch half, das neue Schuljahr ein wenig leichter beginnen zu lassen. Keine weiten Hosen, keine Fransenstiefel, keine Lederjacke – ja vielleicht nicht mal einen anderen Haarschnitt als „08/15“? Ach, was waren das doch spannende Debatten, ob eine Wrangler-Jeans wirklich so gut wie eine Lewis ist!? Oder ob die Produkte der berühmten Drei-Streifen-Sportschuhmarke tatsächlich so viel exklusiver als die mit dem Raubtiernamen ausschauen?

Wieviel langweiliger wäre die Schule, gäbe es nicht das „Hey, wo haste das denn her?“ Oder: „Boa, wie siehst du denn aus! Vom welchem Flohmarkt ist das?“ In einem normalen Umfeld runden solche Frotzeleien den Alltags-Spaß ab, fühlt sich vielleicht auch mal einer angespornt sauberer, besser, schöner in die Schule zu kommen. Das sind die Erziehungsprozesse durch das Lernen, welche man schlicht „das Leben“ nennt.

Doch Frau Brose experimentiert bereits seit sechs Jahren in Hamburg und gibt sich zufrieden. Der naturblasse Regierungschef Beust aus der Hansestadt stimmt mit ein. Wenn schon blass, dann total. Egal auch, ob es die Erfahrungen der uniformierten Kinder zweier deutschen Diktaturen gab.

Und wie geht es weiter? Wird der Berufsalltag auch vereinheitlicht? Werden die Standes, - Klassen, - und ästhetische Unterschiede nun per Verordnung eingeebnet? Einheitslook für alle? Sind die Chinesen nicht prächtig damit gefahren? Sind Gesellschaften in denen in denen es Schuluniformen gibt wirklich friedlicher? Ist das Bildungslevel in diesen Ländern DESHALB höher? Ist der Preis, der Verlust an Individualität, für einen noch so kleinen Vorteil darum zu zahlen?

Der Individualismus bestimmt in nicht geringer Weise unsere kulturelle Ausprägung, besonders den populär-kulturellen Bereich. Rock, Pop, Film, Lebensentwürfe, ja auch die Sexualität sind die Produkte eines sehr individuellen Stils. Nicht, dass dabei nicht auch üble Tendenzen zu besichtigen wären. Wie wird es sich auswirken, wenn diese im Kindesalter schon einsetzende„Bekleidungs-Wende“ überall in Kraft tritt? Wann folgt die Forderung nach Kopftüchern für alle Mädchen, nach noch züchtigeren, hoch geschlosseneren Kleidern?

Wie bin ich manchmal froh schon so alt zu sein, dass ich für pädagogische Experimente, die meine aus der Schulzeit übertreffen, nicht mehr zur Verfügung stehen muss.

14 Kommentare »

  1. Ich kanns nicht fassen. Ein Artikel den ich richtig, richtig gut finde. Nichts zu nörgeln, nichts dran auszusetzen. Es geht also weiter: Schüler sind und bleiben Experimentierfeld für unausgefüllte Pädagogen und Politiker. Habe in meiner Schulzeit 4! (vier) Reformen überlebt. Jedesmal wollte sich jemand ein Denkmal setzen.

    (Nur vielleicht eine Anmerkung: Es kommt nicht alles vom Flohmarkt, ein paar Nike können manche Eltern ziemlich belasten.)
    Ansonsten volle Zustimmung zur Absage an Uniformen aller Art.
    https://www.focus.de/panorama/welt/kleidungs-eklat-in-italien-aendert-eure-mentalitaet-nicht-unsere-kleidung-proteste-nach-top-verbot-im-sportunterricht_id_24421156.html

    Kommentar von Robin Renitent — 8. März 2006 @ 17:29

  2. Meine Texte stehen für sich, daran hat sich nichts geändert, und wer meine Linie kennt, kann sich redlicherweise nur empörend äußern, in welche Ecken ich abwechselnd, willkürlich, und ohne jeden sachlichen Bezug gestellt wurde.

    TK

    Kommentar von Campo-News — 8. März 2006 @ 17:36

  3. Und hier

    Kommentar von Campo-News — 10. März 2006 @ 12:03

  4. Ob nun die Schulinformen in Hamburg endlich eingeführt werden? Der blasse, ungelenke Beust bejahte sie - siehe oben - und da nun das schwul-lesbische Bündnis mit der Wagner-Freundin Hajduk steht, werden die Dinge wohl ihren uniformellen Einlauf erleben. Die zunehmend von sexuellen Minderheiten in den Schlamassel geführte Republik wird ihre Prinzipien weiter bis zu ihrem Endsieg, der für alle normalen Menschen eine verhängnisvolle Niederlage sein wird, forcieren.

    Kommentar von Campo-News — 20. April 2008 @ 12:05

  5. http://www.netmoms.de/nachrichten/schule-vergleicht-schuelerinnen-mit-prostituierten-um-leggingsverbot-zu-legitimieren-112368/?omcid=FOL_Home_Teaser_HS_News+Schule+Prostituierte

    Kommentar von Campo-News — 14. Oktober 2014 @ 08:32

  6. http://www.spiegel.de/schulspiegel/hotpants-verbot-an-schulen-mit-t-shirts-gegen-nackte-haut-a-1042340.html

    Zuvor das - http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.gymnasium-in-pocking-elternbrief-wegen-fluechtlingen-bitte-keine-miniroecke.4e551366-1fff-4a86-bb28-88005a0a6e02.html

    Kommentar von Campo-News — 7. Juli 2015 @ 05:37

  7. Gute taz - http://www.taz.de/!5210457/

    Kommentar von Campo-News — 7. Juli 2015 @ 12:00

  8. Islamistische Körperlichkeits-Gebote, die nicht selten Morphologisches nach sich ziehen, können leicht ideologisch an die Vorstellungen ökosozialistischer Tantenschaften andocken, um die Volkserziehung zu funktionellem Einheitsbrei zu perfektionieren. Da wird in einer bayrischen Schule ein Gebot zur züchtigen Kleidung ausgesprochen, da sich “Flüchtlinge” sonst schockiert zeigen könnten und nun sieht eine Schulleiterin im Schwarzwald Werte gefährdet, wenn Mädchen kurze Hosen tragen oder Jungs ärmellos daherkommen, denn dann passiert dies: “der bekommt von der Schule ein großes T-Shirt gestellt, das er/sie sich bis zum Schultagsende anziehen muss.” Zu meiner Zeit zog man im Hagener Kindergarten einem Jungen, der noch im Alter von fünf Jahren in die Hose machte, zur Strafe Mädchenwäsche an. Das war eine moderne Karrierehilfe: er wurde Transvestit. Das nennt sich dann “gesundes Klima”, wie auch jetzt wieder zu lesen ist.

    Schon 2006 schrieb ich den folgenden Text!

    Bundesrepublik Drillich oder “Geht das so weiter, wird man bei zukünftigen „Miss-World“-Ehrungen nicht mehr „Twiggy Twiggy“ von „Pizzicato five“ spielen, sondern „I am the walrus“ von den Beatles.”

    Freilandexperimente an Menschen sind 15 Jahre nach der letzten deutschen Diktatur wieder zunehmend in Mode. Der Bürger an sich, so die Auffassung fast aller Politiker und sonstiger Verantwortlicher (die man früher so unschön „die Herrschenden“ nannte), weiß nichts, kann nichts, und sollte auch nichts dürfen. Deshalb muss er mit Einschränkungen, Geboten, Verboten und Regeln so überhäuft werden, bis sich nichts mehr regt. Die neuste Erfindung der Volkserzieher lautet: Drillich für alle Heranwachsenden!

    Wenn schon die Verhältnisse in Unordnung geraten sind, muss Ordnung her. Nicht die Ordnung in der Steuergesetzgebung, auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem oder in den Kassen des Bundes – nein: Die Kleiderordnung! Nicht die mangelhafte Integrationspolitik, die unklare Einwanderungspolitik, die Bildungsexperimente, das Lernplanchaos sei schuld an dem Zustand in unseren Schulen, - Individualismus heißt plötzlich der große Verursacher der katastrophalen Situation.

    So sagt jedenfalls die neue Mutter der Nation, die Karin Brose heißt, eine richtige Studienrätin ist und meist Kaki trägt. So jedenfalls präsentiert sie sich auf ihrer Homepage. Kaki ist toll, Kaki ist unauffällig, Kaki hat eine gewisse Tradition und weil das so ist, sagte sie dem SPIEGEL: „Schüler, die eine einheitliche Kleidung tragen, lernen besser, sind rücksichtsvoller und können sich besser konzentrieren.“

    Da seufzt man und sagt sich: Schön, wenn man so ein einfaches Bild vom Leben hat. Und so gleich folgt die Unruhe, denkt man doch daran, was uns entgangen wäre, hätten wir uns nicht so kleiden dürfen, wie wir es wollten. Kein buntes Flower-Power-Hemd als Ergebnis des heißen Sommers 1969, welches uns doch half, das neue Schuljahr ein wenig leichter beginnen zu lassen. Keine weiten Hosen, keine Fransenstiefel, keine Lederjacke – ja vielleicht nicht mal einen anderen Haarschnitt als „08/15“? Ach, was waren das doch spannende Debatten, ob eine Wrangler-Jeans wirklich so gut wie eine Lewis ist!? Oder ob die Produkte der berühmten Drei-Streifen-Sportschuhmarke tatsächlich so viel exklusiver als die mit dem Raubtiernamen ausschauen?

    Wieviel langweiliger wäre die Schule, gäbe es nicht das „Hey, wo haste das denn her?“ Oder: „Boa, wie siehst du denn aus! Vom welchem Flohmarkt ist das?“ In einem normalen Umfeld runden solche Frotzeleien den Alltags-Spaß ab, fühlt sich vielleicht auch mal einer angespornt sauberer, besser, schöner in die Schule zu kommen. Das sind die Erziehungsprozesse durch das Lernen, welche man schlicht „das Leben“ nennt.

    Doch Frau Brose experimentiert bereits seit sechs Jahren in Hamburg und gibt sich zufrieden. Der naturblasse Regierungschef Beust aus der Hansestadt stimmt mit ein. Wenn schon blass, dann total. Egal auch, ob es die Erfahrungen der uniformierten Kinder zweier deutschen Diktaturen gab.

    Und wie geht es weiter? Wird der Berufsalltag auch vereinheitlicht? Werden die Standes, - Klassen, - und ästhetische Unterschiede nun per Verordnung eingeebnet? Einheitslook für alle? Sind die Chinesen nicht prächtig damit gefahren? Sind Gesellschaften in denen in denen es Schuluniformen gibt wirklich friedlicher? Ist das Bildungslevel in diesen Ländern DESHALB höher? Ist der Preis, der Verlust an Individualität, für einen noch so kleinen Vorteil darum zu zahlen?

    Der Individualismus bestimmt in nicht geringer Weise unsere kulturelle Ausprägung, besonders den populär-kulturellen Bereich. Rock, Pop, Film, Lebensentwürfe, ja auch die Sexualität sind die Produkte eines sehr individuellen Stils. Nicht, dass dabei nicht auch üble Tendenzen zu besichtigen wären. Wie wird es sich auswirken, wenn diese im Kindesalter schon einsetzende„Bekleidungs-Wende“ überall in Kraft tritt? Wann folgt die Forderung nach Kopftüchern für alle Mädchen, nach noch züchtigeren, hoch geschlosseneren Kleidern?

    Wie bin ich manchmal froh schon so alt zu sein, dass ich für pädagogische Experimente, die meine aus der Schulzeit übertreffen, nicht mehr zur Verfügung stehen muss.

    Kommentar von Campo-News — 7. Juli 2015 @ 12:10

  9. Jürgen Hüttermann Toleranz steht auf dem Paravent, hinter dem sich Bequemlichkeit, Faulheit und Feigheit verstecken.
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    Tanja Krienen Die “Toleranten” aber administrieren zunehmend. Das ist die Gefahr!
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    Matthias Aeschlimann Vor den sogenannt “Toleranten” fürchte ich mich bald am meisten…
    Schon als das ganze zeigfingernde “Toleranz-” Gequatsche in meiner Jugendzeit Ende der Achtziger - anfang der Neunziger bei uns, in fast allen “gebyldeten” Milieus so richtig in Fahrt kam, habe ich ihm zutiefst misstraut…
    Einmal mehr hat mir mein ziemlich zuverlässiger Instinkt wohl recht gegeben..
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    Tanja Krienen Die “Toleranten” halten sich für liberal, sind aber völlig anti-liberal, wenn es um andere Meinungen geht. Sie sind in Wirklichkeit total totalitär. Doch die Ökotanten sind nur des Teufels.

    Kommentar von Campo-News — 7. Juli 2015 @ 16:08

  10. Ach, übrigens: Mädchen und junge Frauen in engbandagierte Kopftücher, Schleier, sackartige Umhänge und unförmige Mäntel zu verpacken, ist nicht nur eine ästhetische Beleidigung für das mitteleuropäische Auge, sondern auch eine menschenunwürdige Entstellung, die besonders bei diesen Temperaturen an Mißhandlung grenzt. Wäre auch mal ein Thema für schulische Kleidererlasse und Befreiungsappelle, oder? https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2015/kleiderstreit-im-sommerloch/

    Kommentar von Campo-News — 10. Juli 2015 @ 12:22

  11. http://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Mehrheit-befuerwortet-Hotpants-Verbot-an-Schulen-article15529951.html

    Kommentar von Campo-News — 16. Juli 2015 @ 15:37

  12. Die Polizei verhaftete fünf mutmaßliche Angreiferinnen. Sie sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Noch sei unklar, ob es sich um eine religiös motivierte Tat handelt, so der Bericht unter Berufung auf die örtliche Polizei. http://www.focus.de/panorama/welt/waren-die-angreifer-musliminnen-maedchengang-verpruegelt-frau-weil-sie-beim-sonnen-nur-einen-bikini-traegt_id_4840748.html

    Kommentar von Campo-News — 27. Juli 2015 @ 09:38

  13. Hamburg Ja sicher, Schulen sind kein Freibad, aber auch keine Moschee. Wenn schon, denn schon. https://www.waz.de/panorama/hamburger-schule-verbietet-kurze-roecke-und-bauchfreie-shirts-id210964059.html

    Kommentar von Campo-News — 20. Juni 2017 @ 10:39

  14. Berlin: Keine Werbung mit sexy Frauen, die „ohne Anlass lächeln“ http://www.pi-news.net/berlin-keine-werbung-mit-sexy-frauen-die-ohne-anlass-laecheln/

    https://www.huffingtonpost.de/entry/schule-verbannt-11-jahrigen-vom-unterricht-wegen-seiner-frisur_de_5b41b767e4b07b827cc1585d

    Kommentar von Campo-News — 20. Juni 2017 @ 10:52

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