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6. Dezember 2005

Hanns Dieter Hüsch ist tot

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 13:49

Von Tanja Krienen

Denn in jeder Leiche ist ein Kind versteckt
Das nach Zukunft fragt
Und nach Frühling schmeckt
Und sich dann erschreckt

aus “Obduktion”

Dabei würde ich heute gerne einen Nachruf auf jemanden schreiben (einem wirklich großen Künstler), der mich (ebenfalls vergängliches) Arbeiterkind aus Nordrhein-Westfalen, durch seine unverwechselbaren Texte und Lieder an einen artifizielle Umgang mit der Sprache, zum näheren Hinhören und Lesen animierte. Doch zu mehr als diesen Zeilen fehlt mir momentan die Zeit.

Hanns Dieter Hüsch starb in der letzten Nacht. Durch meine Kontakte zum Deutschen Kabarettarchiv wusste ich schon seit langer Zeit, dass es ihm sehr schlecht ging. Neue versponnene, lustige, melancholische Lieder, - sie fehlen “uns” schon lange. Aber es gibt ja gottlob die alten, die unzähligen LPs - und das ist ein Trost.

“Muss getz nich weinen”, hätte er vielleicht gesagt. Ich tu´s trotzdem. Vielleicht sieht er´s ja nich`.
Tschüss HDH - HD Hüsch




Kabarett auf eigene Faust, Blessing, ISBN 3-89667-051-4

3 Kommentare »

  1. Mein schweres Herz im Kopf reicht nach:










    Jürgen Kessler, Chef des Deutschen Kabaretts – Archiv und der Buchherausgeber im Campo-Blog - http://www.campodecriptana.de/blog/2005/08/28/311.html - Link zu den ersten Meinungsäußerungen beachten

    Kommentar von Campo-News — 6. Dezember 2005 @ 20:35

  2. Sehr schön, Berndhard Lassahn über Hüsch - „Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
    Am Schluss Gleichmacherei.
    Ihr seid aber nicht alle gleich.
    Noch nie wart ihr alle gleich.
    Ihr lasst es euch aber einreden.
    So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
    Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
    Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
    Behauptungen mit Beweisen.
    Gerechtigkeit mit Maß.
    Religion mit Moral.
    Desinteresse mit Toleranz.
    Satire mit Häme.
    Reform mit Veränderung.
    Nachrichten mit Wirklichkeit.
    Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
    Ihr habt die Maßstäbe verloren.
    Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/hanns_dieter_huesch_bewegt_uns_immer_noch

    Kommentar von Campo-News — 3. Mai 2015 @ 06:47

  3. Hanns Dieter Hüsch starb vor zehn Jahren. Wie verflucht schnell doch die verfluchte Zeit vergeht. Neben Kreisler hat er wohl mein Sprachzentrum am meisten beeinflusst. “Der Mann, der den Jazz in Worte fasste“, bemerkte Spiegel-online einmal zurecht. Zu seinem Tod schrieb ich am 6.12.05 über ihn, er sei ein wirklich großen Künstler gewesen (seine Schwächen wollen wir mal einen Augenblick ignorieren), “der mich (ebenfalls vergängliches) Arbeiterkind durch seine unverwechselbaren Texte und Lieder an einen artifizielle Umgang mit der Sprache, zum näheren Hinhören und Lesen animierte.” Und: “Neue versponnene, lustige, melancholische Lieder, - sie fehlen “uns” schon lange. Aber es gibt ja gottlob die alten, die unzähligen LPs - und das ist ein Trost. “Muss getz nich weinen”, hätte er vielleicht gesagt. Ich tu´s trotzdem. Vielleicht sieht er´s ja nich`.”

    Leider gibt es das poetische ABENDLIED bei You Tube nur von Blumfeld. - https://www.youtube.com/watch?v=0DiChXD_4WE

    Schmetterling kommt nach Haus
    Kleiner Bär kommt nach Haus
    Känguruh kommt nach Haus
    Die Lampen leuchten - der Tag ist aus

    Kabeljau schwimmt nach Haus
    Elephant läuft nach Haus
    Ameise rast nach Haus
    Die Lampen leuchten - der Tag ist aus

    Fuchs und Gans kommen nach Haus
    Katz und Maus kommen nach Haus
    Mann und Frau kommen nach Haus
    Die Lampen leuchten - der Tag ist aus

    Alles schläft und alles wacht
    Alles weint und alles lacht
    Alles schweigt und alles spricht
    Alles weiß man leider nicht
    Alles schreit und alles lauscht
    Alles träumt und alles tauscht sich im Leben wieder aus
    Es sitzt schon der Abend auf unserem Haus

    Schmetterling fliegt nach Haus
    Wildes Pferd springt nach Haus
    Altes Kind kommt nach Haus
    Aie Lampen leuchten - der Tag ist aus

    https://www.nrz.de/region/niederrhein/was-macht-eigentlich-anna-huesch-id10636955.html

    Es gibt einen einschlägigen Fall, der weit zurück liegt, und er betrifft einen Mann, der erheblich talentierter war als Nuhr. Hanns Dieter Hüsch galt als „der Poet unter den Kabarettisten“ – mit dieser Laudatio von 2008 hatte Bundespräsident Johannes Rau mal recht.
    Hüsch (1925 – 2005) war ein sensibler, auf sehr unterschiedlichen Feldern bewanderter Mann, auch ein begnadeter Jazzer. Als literarischer Kabarettist nahm er sich, wie alle Kollegen vor und nach ihm, gern des immergrünen deutschen Spießergemüts an. Er schuf den ewigen Nörgler und Angeber „Hagenbuch“. Der war allerdings differenzierter gestrickt als Ekel Alfred oder Heinz Becker. Wenn Hagenbuch räsonierte, dann las sich das wie ein Text des von Hüsch verehrten Thomas Bernhard; mäandernd, verschachtelt, über Bande gespielt. https://www.achgut.com/artikel/zirkus_bessermensch_entlaesst_seine_clowns

    Kommentar von Campo-News — 5. Dezember 2015 @ 09:41

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