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25. August 2005

Texte aus Israel

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 08:06

Ausgewählte Artikel von Ulrich Sahm in einer unruhigen Zeit.

1 Scharon, die Siedler und die Räumung
Jerusalem, 23. August 2005

Die verbreitete Ansicht, dass Ministerpräsident Ariel Scharon den Gazastreifen geräumt habe, um seinen “Griff auf das Westjordanland” zu festigen, ist nicht logisch. Er ließ auch vier Siedlungen im Norden des Westjordanlandes räumen ließ. Mark Regev, Sprecher des Außenministeriums, erklärte auf Anfrage: “Mit der Räumung der vier Siedlungen in Samarien wollte die Regierung signalisieren, dass es nicht allein bei Gaza bleibe. Das freigeräumte Gebiet in Samarien ist dreimal so groß wie der Gazastreifen. Noch ist kein Datum für dessen Ãœbergabe an die Palästinenser festgesetzt. Die Armee wird in dem Gelände bleiben. Aber entsprechend dem Verhalten der Palästinenser im Gazastreifen, vor Allem die Zerschlagung der Terror-Infrastruktur, könnte Israel jederzeit den Palästinensern ein weiteres zusammenhängendes Territorium als Geste übergeben.” Das widerspricht freilich nicht Scharons Erklärungen, vorläufig nichts mehr räumen und bestehende Siedlungen, die Israel ohnehin behalten will, auszubauen und zu festigen.

Auch die Behauptung, dass Scharon die Fernsehbilder eines schmerzhaften Abzugs benötige, um der Welt zu beweisen, dass Israel nicht die Kraft zu einem weiteren Rückzug im Westjordanland habe, entbehrt der Logik. Denn die Räumung vollzog sich schneller und gewaltloser als geplant oder befürchtet.

Scharon brachte mit seinem Rückzugsbeschluss die Siedlerbewegung, den rechten Flügel seiner Likudpartei und die nationalreligiösen Kreise gegen sich auf. Die Hetze gegen den früheren “Vater der Siedler” übertraf die Diffamierungen Jitzhak Rabins. Scharon wurde Verbrecher und Hochverräter geschimpft. Wie bei Rabin veranstalteten fromme Extremisten Zeremonien mit Todesflüchen. Scharon wurde mit Hitler gleichgestellt und in einer Siedlung schaufelte man ihm sogar ein Grab neben symbolischen Gräbern der schlimmsten Judenverfolger: Pharao, Hitler und Arafat. Unter diesen Umständen ist undenkbar, dass der Rückzug eine Verschwörung der Siedler, der Presse und Scharons war, um den Griff auf das Westjordanland zu festigen.

Auch wenn manche Abschiedsszenen reines Theater für die Kameras waren, so gab es doch bei vielen Siedlern große Wut auf die eigene Regierung, verschaukelt worden zu sein, ohne palästinensische Gegenleistung und ohne Hoffnung auf Frieden.

Trotz Verständnis für den Schmerz der Siedler, aus ihren Häusern vertrieben worden zu sein, machte sich die Siederbewegung bei der israelischen Bevölkerung zunehmend unbeliebt. Es begann mit der Verunglimpfung der Schoah durch das Tragen eines gelben Davidsterns an der Brust. Die Sperrungen der Hauptverkehrsadern stießen auf wenig Gegenliebe bei tausenden Autofahrern im stundenlangen Stau. Die Wut steigerte sich, als Öl und Nägel auf Autobahnen verschüttet wurden.

Während der Räumung begaben sich die Siedler weiter ins Abseits. Der Missbrauch von Kindern und Babies als “Schutzschild” gegen die Räumtrupps löste instinktiv Abscheu aus. Die Kleinkinder sind von ihren herzlosen Eltern als politische Kampfmittel trainiert worden. Das Ansehen der nationalistischen Siedlerbewegung erlitt den schwersten Schaden durch die ungezügelten verbalen Attacken auf die zur Räumung abkommandierten Soldaten und Polizisten. Denn die Rückzugsgegner verunglimpften die Nation und jene, die eine demokratisch abgesegnete Regierungspolitik vollziehen mussten. Mit dem verbrennen, zerreißen und zertrampeln der Nationalflagge stilisierten sich die einst feurigen Patrioten zu Staatsfeinden hoch. Die Siedlerführer veröffentlichten keine Distanzierung für symbolische Akte der schlimmsten Feinde Israels.

Bei allem Streit in Israel gibt es einen Konsens, an dem niemand zu rütteln wagte: die Armee. Im Prinzip wird jeder eingezogen, Männer wie Frauen. Deshalb empfinden die meisten Israelis eine Verunglimpfung der Armee auch als eine persönliche Beleidigung. Das Verhältnis zu den Soldaten ist in Israel persönlicher als in Ländern mit Berufsarmeen oder in Deutschland, wo “Mann” nur 18 Monate dient und viele freigestellt werden. In Israel dienen Männer drei und Frauen zwei Jahre. Hinzu kommt der jährliche Reservedienst. Deshalb gibt es kaum eine Familie, in der nicht gerade ein Sohn, Bruder oder Vater Uniform trägt.

Jetzt, nach dem Abzug machen sich die Siedler zusätzlich unbeliebt. Hunderte Familien verweigerten von der Regierung angemietete Wohnung, verschmähten in aller Eile errichtete provisorische Wohnsiedlungen, zogen demonstrativ in Zeltlager und stellten finanzielle Forderungen. Wegen Intifada und Wirtschaftskrisen lebt ein Drittel der Israelis unter der Armutsgrenze. Nur wenige bringen Verständnis für die umgesiedelten Siedler auf. Jahrelang lebten sie fast kostenlos in subventionierten Villen und jetzt erpressen sie schamlos den Staat.

Gerade weil Scharon den Abkopplungsplan als einseitigen Schritt und nicht als Friedensgeste konzipiert hat, dürfte eine israelische Bereitschaft zu weiteren Räumungen weitgehend von der palästinensischen Reaktion im geräumten Gazastreifen abhängen.

2 Hysterie, Geduld und Gewaltbereitschaft
Jerusalem, 18. August 2005

“Ab sofort ist die Frist endgültig abgelaufen. Die Busse stehen bereit, in zehn Minuten abzufahren nach Israel. Ab sofort bedeutet der Aufenthalt von Israelis im Gazastreifen ein Verstoß gegen Gesetze. ” Der stellvertretende Befehlshaber der Räumungstrupps kündigte so den Beginn der gewaltsamen Räumung der Synagoge von Newe Dekalim an. Alle Häuser dieser größten Siedlung des Gazastreifen waren schon am Mittwoch geräumt worden. Alle Rückzugsgegner, mindestens tausend aus Israel eingeschlichene Rechtsextremisten, und Siedler aus dem Westjordanland waren durch Ketten tausender Polizisten und Soldaten zur großen Synagoge gedrängt worden. Die ganze Nacht hindurch, blieb die Synagoge belagert. Bis zum Nachmittag dauerten Verhandlungen zwischen Rabbinern und Offizieren an. Immer wieder genehmigten die Militärs den Demonstranten, weitere endlos lange Gebete zu sprechen. Am Nachmittag, kurz vor 16 Uhr lief den Sicherheitskräften die Zeit weg. Sie wollten die Verzögerungstaktiken der Rückzugsgegner nicht mehr hinnehmen. Es gibt eine Absprache mit der Siedlerbewegung, die Räumung nichts Nachts durchzuführen und niemand will die Emotionen zusätzlich durch eine Entweihung des Sabbat schüren. Deshalb muss die Räumung möglichst bis Freitag Mittag abgeschlossen sein. Hunderte Soldaten, alle nur mit einer Wasserflasche auf dem Rücken “bewaffnet” drängten in die Synagoge hinein. Sie packten die ersten am Boden miteinander eingehängt liegenden Demonstranten. Mit schnellen Handgriffen hoben die Polizisten sie auf und trugen sie hinaus zu den bereitstehenden Bussen. Da nützte ihnen auch Strampeln nichts mehr. Zügig leerte sich das Gotteshaus trotz physischen Widerstandes.

Doch hunderte hatten sich auch auf dem Dach der drei Stockwerke hohen Synagoge verschanzt. Dort aufgestapelte Nahrungsmittel und Wasser hätten für eine Belagerung von mehreren Wochen ausgereicht. Das so genannte “Palkal-Dach” gilt jedoch als wenig stabil. Immer wieder forderten die Sicherheitskräfte die Demonstranten auf, sich über das Dach zu verteilen, damit es nicht zu einer Katastrophe komme. Schon in Yamit im Sinai 1982 hatten sich widerspenstige Siedler auf Dächern verschanzt. Damals stürzten Soldaten von den Leitern und wurden mit Farbe übergossen. Mit Käfigen wurden die Demonstranten zum Boden herabgelassen. Inzwischen hat die Armee ihre Methoden “modernisiert”.

Am frühen Abend bestiegen mit Helm und Schutzschilden gewappnete Soldaten einen riesigen Container. Sie ließen sich zum Dach hochhieven und wurde erst einmal mit Eiern und Milchtüten bombardiert.

In Kfar Darom, einer ausgeprägt ideologischen Siedlung, kam es an der Synagoge und in einem Frauenseminar zu ganz ähnlichen Szenen. Nur dass in Kfar Darom auch noch die Häuser geräumt werden mussten. Mehrere Siedler zündeten ihr Haus an, nachdem sie die Möbel ausgeräumt haben.

Der dritte “Kampfplatz” war Schirat Hajam, ein riesiges “Ferienlager” an einem wunderschönen Sandstrand am Mittelmeer. Rund tausend Rechtsextremisten hatten sich hier schon vor Wochen in einer Zeltstadt eingerichtet. Die Idylle wurde gestört durch dutzende Brände. In Brand gesteckte Matratzen und Reifen sollte die Armee stoppen, das Gelände zu stürmen. Doch mit einem Bulldozer war diese Hürde schnell überwunden. Dann meldete sich Arieh Jitzchaki, ein bekannter “aggressiver” Siedler in seinem Anwesen am Meer. Er ließ verbreiten, dass er bewaffnet sei. Das schlimmste befürchtete Szenario trat ein. Die Armee umstellte das Haus mit einer Hundertschaft und Rabbiner wie Knessetabgeordnete wurden gerufen, auf Jitzchaki einzureden. Erst am Abend legte sich die Aufregung: Jitzchaki händigte zwei Pistolen und ein Gewehr an Offiziere aus.

Am Donnerstag hatten die Siedler wohl aus den Erfahrungen des Mittwoch gelernt. Ihre Methode, Kinder als “ultimative Waffe” zu verwenden, hatte in Israel derart viel Abscheu und Kritik ausgelöst, dass sich besonders krasse Vorfälle nicht wiederholten.

“Nehmt sie doch, tragt sie zu den Bussen, deportiert sie doch”, schrie ein hysterischer Siedler mit Bart und großem gestickten Käppchen auf dem Kopf. Er griff immer wieder seine neunjährige Tochter im rotkarierten Kleid, hob sie den Polizisten entgegen und brüllte: “Ihr seid keine Juden, Ihr seid schlimmer als die Nazis, nehmt sie doch.” Die Szene wiederholt sich. Und jedes Mal bespuckte er “diese gottverdammte Flagge, die nicht mehr menschliche und jüdische Werte repräsentiert”. Die Polizisten schauten weg, einige hatten Tränen in den Augen, einige wandten sich ab. Das völlig verschreckte Mädchen heulte. Auf die blauen Einsatzjacken der Polizisten ist ein kleines israelisches Fähnchen aufgestickt, wohl Teil der “psychologischen Kampfführung” der israelischen Sicherheitskräfte. Die haben sich seit Monaten mit Psychologen auf solche Zwischenfälle “und schlimmere” vorbereitet. Ami Ayalon, ein ehemaliger Geheimdienstchef und heute Friedensaktivist kommentierte die Szene: “Das dreht mir den Magen um. Wie kann ein Vater eigenhändig seiner kleinen Tochter ein Trauma fürs Leben verpassen? Eltern sollten ihre Kinder beschützen und nicht für ihren Kampf missbrauchen.” Siedlersprecher Elijahu Benzur hatte eher Verständnis für den Vater: “Schaut Euch dessen Verzweiflung an. Er soll aus seinem Haus deportiert werden. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Er dürfte sich fühlen, wie jüdische Familien in Europa vor 60 Jahren.” Empört reagierten andere Teilnehmer in der Gesprächrunde: “Auf diesen Siedlervater wartet eine von der Regierung bereitgestellte Villa ein paar Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Die Siedler werden doch nicht in Gaskammern deportiert.”

Erst später stellt sich heraus, dass jener Mann, der seiner Tochter ein Trauma für ihr ganzes Leben verpasste, Ben Simra heißt und Rabbiner einer Siedlung im Westjordanland ist, die nicht geräumt wird.

3 Ein nationales Trauma
Jerusalem, 18. August 2005

Der Sechs-Tage-Krieg von 1967 weckte messianische Hoffnungen auf einen jüdischen Staat in den biblischen Grenzen. Vor Allem die Eroberung der Altstadt Jerusalems mit Tempelberg und Klagemauer bot nationalreligiösen Träumen den Nährboden.

Ähnlich wie die Aufteilung in links und rechts in Deutschland, hat auch der jüdische und später israelische Nationalismus gegensätzliche Richtungen entwickelt. Es hat nie ein “zionistisches Programm” gegeben. Vielmehr betonten linke Zionisten gesellschaftliche Werte, während den Rechten das Territorium wichtiger war.

Schon lange vor der Staatsgründung gaben die Sozialisten den Ton an. Unter David Ben Gurion riefen sie 1948 den Staat aus und gestalteten ihn bis 1977. Weder die Größe des Landes noch der Zugang zu den Stätten jüdischen Glaubens hatten Priorität. Allein die Schaffung eines sicheren Asyls für Juden aus aller Welt stand im Vordergrund. David Ben Gurion akzeptierte deshalb Minimalgrenzen entsprechend des UNO-Teilungsplanes von 1947 und konnte sich 1949 mit dem Verlust Ostjerusalems abfinden. Die Staatsgründer standen unter dem Eindruck des Holocaust. Millionen Menschen hätten überlebt, wenn es schon in der Nazizeit einen jüdischen Staat gegeben hätte. Unmittelbar nach der Staatsgründung setzte die Massenflucht von Juden aus allen arabischen Ländern ein. Israel nahm mehr Juden aus arabischen Ländern auf, als zuvor Araber aus den jüdischen Gebieten geflüchtet sind.

Erst nachdem sich Israel als nahöstliche “Supermacht” etabliert hatte, war die Zeit reif geworden für territoriale Ansprüche. Die “Rechten” unter Menachem Begin schufen die “politische Siedlungspolitik” und lösten so die militärstrategischen Ãœberlegungen der Sozialisten beim Festlegen des Standorts neuer Siedlungen ab. Die Rückkehr der 1929 aus Hebron vertriebenen Juden ist die wichtigste Ausnahme dieser Regel.

Selbst die “Rechten” änderten trotz ihrer Ansprüche auf die “biblische Heimat” nichts am Status der besetzten Gebiete. Außer Ostjerusalem, das schon 1967 erweitert und annektiert wurde, folgten der Eroberung des Westjordanlandes von Jordanien und des Gazastreifens von den Ägyptern keine politischen Schritte. Ausgerechnet Ariel Scharon bewies 1982 im Sinai, dass “Tatsachen vor Ort”, Siedlungen, rückgängig gemacht werden können. Amtsvorgänger Ehud Barak war bereit, Teile des annektierten Jerusalem aufzugeben.

Das Festhalten am Status der besetzten Gebiete war wegen demographischen Bedenken notwendig, den arabischen Bevölkerungsanteil Israels nicht zu vergrößern. Der “linke” Ministerpräsident Jitzhak Rabin löste das Dilemma, indem er im Rahmen der Osloer Verträge die arabischen Städte und über 95 Prozent der Palästinenser in eine Selbstverwaltung entließ, obwohl Jericho, Bethlehem und Sichem (Nablus) im Mittelpunkt der biblischen Geschichte standen. Premierminister Benjamin Netanjahu zerbrach bei den “Rechten” den Traum eines “Großen Landes Israel”, indem er Teile der Stadt der Erzväter, Hebron, an die palästinensische Autonomie übergab. Für religiös gefärbte Ideologen ist es eine schmerzhafte historische Tatsache, dass die Palästinenser mehrheitlich in biblischen Gefilden leben, während sich der jüdische Staat im biblischen Philisterland entlang der Mittelmeerküste etabliert hat.

Gleichwohl sterben Ideologien nicht einfach, vor Allem wenn sie mit irrationalen religiösen Glaubenssätzen versetzt sind. Wer glaubt, muss keine Beweise liefern und kann Realitäten wegzudiskutieren. Fromme Siedler behaupten gar, dass Erzvater Abraham in der isolierten Siedlung Netzarim gewesen sei.

Die Rückzugsgegner zählen zu den rechtsgerichteten frommen Ideologen. Ariel Scharon hingegen ist nicht fromm und war niemals ein Ideologe. Als pragmatischer Politiker besinnt er sich heute wieder auf die Grundsätze David Ben Gurions, einen jüdischen Staat als sicheres Asyl für alle Juden zu garantieren. Ebenso knüpft er an die Politik Rabins und Netanjahus an, indem er Gebiete an die Palästinenser abgibt, die nicht in sein Konzept Israels als jüdischer Staat in sicheren Grenzen passen. Für die Räumung von Siedlungen wie für die Ãœbergabe “biblischen” Landes an die Palästinenser gibt es schon Präzedenzfälle. Scharon handelt wie seine Vorgänger in einer schnell wandelnden Realität im Nahen Osten. Er definiert die Interessen Israels und passt sie der Wirklichkeit an. Solange kein arabischer Staat zu Frieden mit Israel bereit war und die PLO sich als politische Kraft noch nicht etabliert hatte, konnte Israel die besetzten Gebiete nur mit zivilen Siedlungen unter Kontrolle halten. Heute erweisen sich diese Siedlungen als Hindernis. Deshalb beschloss Scharon die Räumung des Gazastreifens, trotz der Gefahr, die Minderheit der ideologischen Rechten vom Rest der Bevölkerung zu entfremden. Die Mehrheit der Israelis, Linke wie Rechte, stimmt heute jedoch der Räumung der Siedlungen zu, so wie sie bis vor wenigen Jahren deren Errichtung mitgetragen hat.

4 Die palästinensische Perspektive
Jerusalem, 16. August 2005

“Heute Gaza, morgen Jenin und übermorgen Jerusalem.” Präsident Mahmud Abbas bereitet so die Palästinenser auf Siegesfeiern vor.
Vermummte Kämpfer der Hamas und des Dschihad veranstalten in den Straßen von Gaza schon Siegesparaden. Sie tragen ihre Waffen offen, eine direkte Herausforderung an die Autonomiebehörde. Gemäß einer Absprache zwischen Israel und der Autonomiebehörde sollen 5000 Polizisten einen ruhigen Abzug garantieren und Attacken der Hamas verhindern. Ein palästinensischer Polizist sagt: “Heute Gaza und dann Palästina bis zum Südlibanon. Alles wird uns gehören.” Chaled Maschal, Hamas-Chef, bringt es auf den Punkt: “Heute Gaza, morgen ganz Palästina bis zum letzten Zentimeter. Das ist das Ende des zionistischen Projekts.”

Die Absichtserklärungen von Abbas haben so viel Wert wie das Gerede von “Jerusalem als der ewigen vereinigten Hauptstadt Israels” oder gar alten Sprüchen Scharons, “niemals” Siedlungen aufzugeben. Die Demonstrationen der Hamas lassen nichts Gutes für die Zukunft erhoffen. Der Glaube, dass die Hamas die Israelis vertrieben habe, entspricht der Kritik rechtradikaler israelischer Rückzugsgegner an Scharon “vor dem Terror geflüchtet” zu sein.

Seit Scharons Verkündung seines “Abtrennungsplans” im Dezember 2003 reagierten die Palästinenser mit Unglauben, Misstrauen und sogar mit Versuchen, den Plan zum Scheitern zu bringen. Inzwischen wurden die Argumente so umgedreht, dass der Rückzug dazu dient, den palästinensischen Kampfgeist anzufeuern und die Zerstörung Israels in greifbare Nähe zu rücken. Von einer Chance für Frieden redet da keiner.

Zunächst war die Rede von einem “Trick” Scharons, um bei der internationalen Gemeinschaft politische Pluspunkte zu erhalten, ohne jedoch die Absicht zu haben, tatsächlich Siedlungen zu räumen. Im März 2004 sagte Minister Kadoura Fares bei einem Treffen mit deutschen Korrespondenten: “Wir sitzen in einem untergehenden Schiff und haben deshalb keine Zeit, Strategien für hypothetische Fragen auszudenken.” Bis heute scheint der Rückzug eher eine “hypothetische Frage” geblieben zu sein. Minister Saeb Erekat beklagt sich vorsorglich, dass der Gazastreifen “ein großes Gefängnis” werde und verlangt Milliardensummen von der internationalen Gemeinschaft für den Wiederaufbau der “von den israelischen Besatzern zerstörten palästinensischen Wirtschaft”. Welchen Beitrag aber die Palästinenser dazu leisten wollen, sagt er nicht und beschreibt auch nicht, welche Aufbauleistungen frühere Besatzer im Gazastreifen hinterlassen haben: Ägypter, Briten und davor vierhundert Jahre lang die Osmanen.

Seit Bekanntgabe von Scharons Rückzugsplänen haben freilich palästinensische Extremisten, teilweise mit Unterstützung der Autonomiebehörde, mehrfach die Grenzübergänge nach Israel und Ägypten mit Selbstmordattentätern oder unterirdischen Riesenbomben gesprengt und attackiert. Das große gemeinsame Industriezentrum am Erez-Ãœbergang wurde wegen zu vieler Menschenopfer vor einem Jahr stillgelegt. Tausende Palästinenser verloren ihre Arbeit und zehntausende Angehörige blieben ohne Lebensunterhalt. Schon früh forderte Minister Muhammad Dahlan, die “Siedlergebiete so zurückzuerhalten, wie Israel sie 1967 vorgefunden hat”. Alle Häuser sollten zerstört werden. Das war einen Monat vor dem Rückzug der einzige Punkt, auf den sich Palästinenser und Israelis mit amerikanischer Vermittlung einigen konnten. Nur einen Tag vor der Schließung des Gazastreifens am Sonntag kam eine zweite Einigung zustande. Internationale Vermittler handelten einen Kompromiss aus, einen Teil der israelischen Gewächshäuser aufzukaufen und an Palästinenser weiterzugeben. Mangels früherer palästinensischer Antwort hatten zuvor freilich israelische Landwirte schon Computer und teure Bewässerungsanlagen demontiert. Die Treibhäuser hätten Tausenden Palästinensern sofort einen Arbeitsplatz mit Millioneneinkünften geboten, wenn sie die gut eingefahrenen israelischen Exportwege für Weihnachtssterne und Sherry-Tomaten nach Europa und in die USA genutzt hätten, anstatt sich über den fehlenden Hafen oder Flugplatz zu beklagen.

Palästinensische Politiker bereiten derweil die Rechtfertigung für weitere Angriffe vor. Als eine Kassam-Rakete eine junge israelische Frau in Netiv Haassara in israelischem Gebiet tötete, erklärte Muhammad Dahlan, dass dieses Gebiet palästinensisch sei, weil es im ehemaligen “Niemandsland” liege. Die tote Frau sei eine “Siedlerin” und deshalb ein legitimes Ziel palästinensischen Widerstandes. Die Freigabe des Gazastreifens bedeute kein “Ende der Besatzung”, weil Westjordanland und Gaza als Einheit gesehen werden müssten.

Israelische wie amerikanische Vorstellungen werden von Mahmoud Abbas nur zögerlich aufgegriffen. Die Palästinenser hätten erstmals die Chance, in einem zusammenhängenden Gebiet ihre Fähigkeit zu einem geordneten Staatswesen und dem Aufbau einer Zivilgesellschaft zu beweisen. Bislang betrachteten die Palästinenser solche israelischen Anmaßungen als “Beweis” für Scharons Absicht seinen “Griff auf das Westjordanland” zu festigen. Gleichzeitig nimmt das Chaos in Gaza zu. UNO und Internationales Rotes Kreuz zogen zeitweilig ihre ausländischen Mitarbeiter ab. Ein französischer Journalist wurde gekidnappt und ist noch nicht wieder frei.

Ein Propagandaargument verschwand fast völlig: Die Behauptung, dass Scharon die 8000 Siedler aus Gaza benötige, um die 450.000 Siedler im Westjordanland zu stärken. Ausnahmslos werden alle Gaza-Siedler nach Israel umziehen.

5 Statt der israelischen werde ich die deutsche Flagge hissen
Jerusalem, 29. Juli 2005

Der stellvertretende Sicherheitschef im Gusch-Katif Siedlungsblock macht keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Scharon ist für ihn ein Verräter. Der Rückzug ist noch keine vollendete Tatsache. Zuhause mäht er seinen Rasen, während er einen Plan vorbreitet, um Entschädigung für jeden seiner Gummibäume zu verlangen. “Es ist mein Lebensziel geworden, den Staat zu schädigen”, sagt der überzeugte israelische Nationalist.

Dabei ist der 39-jährige Michael Nitzan, ursprünglich Nützel, ein waschechter Bayer aus Sonthofen im Allgäu, vor zehn Jahren “zufällig” in Israel hängen geblieben, zum Judentum konvertiert, vor neun Jahren “zufällig” in den Siedlungsblock gelangt und dort seit sieben Jahren als Sicherheitsmann tätig.

Mit einer Schiebermütze auf dem Kopf, die Maschinenpistole vor sich auf dem Tisch zwischen Aschenbecher und Colaflaschen, stopft er ein halb-meter langes vollgefülltes Baguette in sich hinein. Den Mund wischt er sich am Ärmel seines schwarzen T-Shirt ab. Nachdem er sich mit großer Geste eine Zigarette angezündet hat, in schnodderigem Hebräisch mit einer Israeli am Nebentisch geflirtet hat, sagt er: “Jetzt bin ich bereit für das Interview”.

Michael hat schon dutzende Scharfschützenattacken, Raketen und Granaten, Infiltrationen von Terroristen in jüdische Siedlungen und Bomben miterlebt, “alles was internationaler Terror zu bieten hat”. Angst habe er immer nur vorher und hinterher. “Zwischendurch ist man zu aufgeregt. Es geht alles viel zu schnell. Da hat man für Angst keine Zeit.”

Für den geplanten Abzug hat Michael nicht viel Verständnis: “Wir sind mit Sicherheit dagegen und werden versuchen, das alles zu verhindern.” Gleichwohl werde es keinen bewaffneten Widerstand der Siedler geben: “Nee, die Waffe dient nur zum Selbstschutz und zum Schutz der Siedler gegenüber Palästinensern. Waffen, das hoffen wir alle, bleiben auf beiden Seiten außen vor.” Michael sieht einen geplanten Volksaufstand voraus. “Man kann sich mit Händen und Füßen gegen die Räumung wehren. Zehntausende Leute werden versuchen, die Räumung auch innerhalb von Israel zu verhindern, durch blockieren von Straßen, Lahmlegen der Infrastruktur. Aber so gewaltfrei wie möglich.”

Als bewaffneter Sicherheitsmann soll Michael sich weder auf Seiten der Siedler noch der Armee an der Räumung beteiligen, sondern weiter für Schutz vor palästinensischen Attacken sorgen. “Ich habe einen deutschen Pass. Das ist natürlich ein Witz. Ich werde dann die israelische Fahne runterholen und die Deutsche hissen. Aber da würde ich hier keine 24 Stunden überleben. Die Araber würden mich in kleine, kleine Stücke schneiden”, lacht Michael. Er wird von der Hamas steckbrieflich gesucht: “Richtige Plakate, mit meinem Kopf drauf. Wer mich umbringt, bekommt eine Belohnung von 10.000 Dollar und dem werden dann nur Söhne geboren, keine Töchter…” Deutsche Siedlungen werde es nicht geben: “Den meisten Deutschen wäre das hier viel zu heiß.”

Wie andere Siedler hat auch Michael Scharon gewählt: “Ich könnte mir da heute noch die Hand abschneiden.” Er bezeichnet Scharon als einen Diktator. Der Räumungsbeschluss sei Wählerbetrug: “Das muss man sich so vorstellen, als wenn in Deutschland die Grünen die Wahlen gewonnen hätten und zwei Tage nach der Wahl ein Atomkraftwerk in einem Naturschutzgebiet errichtet hätten”, meint der Siedler aus Bayern.

Michael bezeichnet den Siedlungsblock als ein “Paradies ohne Kriminalität”. An die Zäune gewöhne man sich und die allgegenwärtige Verwahrlosung sei “typisch israelisch”. Er sei auf “Gottes Wegen” nach Gusch Katif gekommen und geblieben. “Das ist heute mein Zuhause. Jeder Mensch möchte in seinem Zuhause bleiben und wehrt sich mit Händen und Füßen, wenn man von seinem Zuhause vertrieben wird.”

Der Rückzug werde für Israel “verheerende Auswirkungen” haben. “Der palästinensische Terror wurde doch nur verstärkt. Palästinenser würden sehen, dass fünf Jahre Terror, Mord der Weg seien, weitere Gebiete zu erhalten. Sie werden Druck auf Jerusalem ausüben und andere Gebiete Israels. Es gibt keinen vernünftigen Grund warum die Palästinenser nicht mit dem Terror weitermachen und ihn sogar noch verstärken.” In Gusch Katif habe es 50 Tote gegeben und weit über 120 gefallene Soldaten. “Aber man kann ja nicht immer vor dem Terror fliehen. In Netanja, in Jerusalem, in Tel Aviv gab es mindestens genau so viele Tote. Wenn wir die Städte verlassen, wo der palästinensische Terror Leute tötete, gäbe es in zwei Jahren kein Israel mehr.”

Michael moniert vor allem, dass der Rückzug ein einseitiger Schritt sei, ohne Vertrag und ohne Frieden. “Mit den Ägyptern, das war ein internationales Friedensabkommen zu einer Zeit, als die Israelis zurecht wirklich den Arabern trauten. Israel und Ägypten haben ja einen….ziemlichen…Frieden. Also keinen hundertprozentigen. Aber mit diesem Zustand kann man leben. Sich heute auf die Palästinenser zu verlassen ist doch absoluter Selbstmord. Das ist unvorstellbar. Bei Scharon ist das kein Schritt sondern eine Flucht.”

Nach dem Interview in der Siedlung “Palmenoase” nahe Einkaufszentrum, Supermarkt und Verwaltungsgebäude, wie es für jede aus dem Boden gestampfte israelische Kleinstadt typisch ist, lädt Michael zum Kaffee in seinem Häuschen in der Minisiedlung Gadid ein. “Das sind Gummibäume, wie man sie im Wohnzimmer als Zierpflanze hat”, sagt der gelernte Ingenieur aus Sonthofen stolz über mächtige Bäume mit schaufelgroßen Blättern, die in der feuchtheißen Luft des Gazastreifens seinem Gartentisch Schatten liefern. Anstelle der Schiebermütze trägt er jetzt das gestickte Käppchen frommer Juden auf dem Hinterkopf. Ein Nachbar bringt den Rasenmäher und stutzt Michaels Rasen. “Für uns geht das Leben weiter, als gäbe es keinen Rückzug.” Seinen ganzen Verdienst hat Michael in seinen Garten investiert. “Allein für die Bewässerung muss ich jeden Monat 200 Euro hinblättern”, sagt Michael.

Zuletzt bittet Michael noch in das Wohnzimmer seiner bescheidenen “zwei-Zimmer-Villa” mit Kochecke im Salon. In der Pfanne des Junggesellen kleben ein paar Bratkartoffeln von gestern. Schmutziges Geschirr füllt das Waschbecken. Unter dem Fernseher liegen acht verbogene Reste palästinensischer Kassam-Raketen und einer Granate. “Die sind alle im Umkreis von 300 Metern um mein Haus eingeschlagen”, sagt Michael und zeigt auf Schrammen von Splittern an der Zimmerdecke. Besonders stolz ist er auf das Exemplar einer “Burak-Rakete”. Sie sei benannt “nach dem Esel von Muhammad, mit dem der angeblich in den Himmel geflogen ist. Die Rakete fliegt auch genau so wie ein Esel”, sagt Michael lachend und macht mit dem Arm das Flügelschlagen eines Vogels nach.

6 Der ausgeträumte Traum einer Siedlerin
Peat Sadeh, Gazastreifen, 1. August 2005

“Es war ein Paradies. Das ist es jetzt nicht mehr. Jetzt im Moment ist der Traum vorbei. Ich gehör nicht mehr dazu. Alles was ich geträumt habe für diesen Ort, ist vorbei. Es hat keine Zukunft. Der Horizont ist nahe. Es ist nicht, was ich gewollt habe.” Viki Sabach sitzt in einem ärmlich eingerichteten Wohnzimmer. Vor ihr auf dem Wohnzimmertisch steht ein wohlgefüllter Aschenbecher. Vor dem Computer steht ein billiger weißer Plastikstuhl. Der Fernseher läuft. Die Wienerin ist als junge Frau gleich nach dem israelischen Sieg 1967 eingewandert. “Ich hatte so einen Traum von Siedlungen. Das war nicht wirklich klar in Österreich, aber irgend so was. Als ich das hier gefunden habe, wusste ich, dass es das war, was ich tun wollte: siedeln.” Seit 15 Jahren lebt Viki Sabach mit ihrem Mann Carlos und drei erwachsenen Söhnen, von denen zwei beim Militär dienen, in Peat Sadeh. Zwischen sehr bescheidenen drei-Zimmer-Häuschen mit roten Dächern und zugenagelten Fenstern stehen protzige Villen mit kitschigen Säulen und anderen Geschmacksverirrungen. Peat Sadeh ist die einzige nicht-Fromme Siedlung im Siedlungsblock Gusch Katif im Süden des Gazastreifens. “Vielleicht ist das der Grund, weshalb einige Häuser nie bezogen wurden”, sagt Viki. Es sei schwer, sich als weltlicher Mensch unter den ansonsten frommen Siedlern zu behaupten.

Viki wohnt am Ende der versandeten Straße, nahe dem Sicherheitszaun. Auf den Dächern ihrer Nachbarhäuser fehlen Ziegel und die Sonnenkollektoren für das Warmwasser sind verrostet. Vor ihrer Haustür kläffen zwei bissige Hunde. Die Hundehütte steht schief im Sand. Die schmuddelige Verwahrlosung entspricht ihrer pessimistischen Weltsicht: “Ja man träumt und träumt und dann ist es vorbei, wie beim Schlafen. Dann wacht man auf. Man sortiert aus, was geträumt war und was Wirklichkeit ist und die Wirklichkeit ist meistens stärker als der Traum.” Sie trägt ein orangefarbenes Armband aus Plastik, Symbol der Rückzugsgegner. “Seit der Intifada ist das Leben hier teilweise zur Hölle geworden, aber ertragbar, weil ich gefunden habe, dass man ein Heim nicht verlässt, weil jemand auf mich schießt. Das war einfach. Das war wirklich einfach. Es war eine Frage von richtig und falsch. Der ganze Prozess, jetzt abzuziehen, nach der Intifada, macht es viel schwerer.”

Wie etwa die Hälfte der Siedler, die sich bei den Behörden gemeldet haben, um Entschädigung zu erhalten, hat sich Viki mit ihrem Schicksal abgefunden. “Ich fühle mich betrogen. Im Moment fühle ich mich schon gar nicht mehr. Das ist vielleicht das Ärgste. Ich will das jetzt fertig machen und Schluss. Ich will weg, ich will weg, bevor die Soldaten kommen. Ich will das Schauspiel nicht sehen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Das ist fürchterlich. Jeder Tag, den ich dasitze… Ich mag keine langen Abschiede. Es ist sinnlos, was ich hier tue. Ich sag das ganz klar: Wer will das letzte Opfer sein? Keiner will das letzte Opfer sein. Solange ich gewusst habe, dass hier eine Zukunft ist, dann schießt man, dann beschützt man sich, wie man kann. Aber nur so dasitzen, um die Zeit totzuschlagen…”

Ein Bewohner von Peat Sadeh ist während der Intifada von seinem palästinensischen Arbeiter im Gewächshaus ermordet worden. “Es hat fürchterlich gekracht. Ich habe das als Krieg angesehen. Es war nicht einfach, aber es war Feuer vom Feind. Was ich jetzt durchmache, ist Feuer von meinen Freunden. Ich will nicht sagen, dass Scharon mein Feind ist. Aber ich fürchte mich mehr vor ihm, als ich mich vor den Palästinensern gefürchtet habe.”

Viki zündet sich eine neue Zigarette an: “Die schießen in ganz Israel. Wenn ich nach Tel Aviv gehe, dann fürchte ich mich fürchterlich. Ich sitze im Autobus und weiß nicht, ob er explodiert. Hier fürchte ich mich nicht. Jeder kennt seinen Teufel. Jeder weiß, wie er mit seinem Teufel fertig wird. Es ist gefährlich. Da kann man gar nichts tun. Das Leben ist gefährlich, hier, in Israel, überall, in der ganzen Welt. Der Terror ist so stark geworden. Es gibt Länder, die das noch nicht so stark spüren. Wenn man dem Terror so nachgibt, wird er noch weiter wachsen.”

Viki bewundert die Rückzugsgegner. Sie glauben immer noch, den Abzug und die Zerstörung ihrer Häuser abwenden zu können: “Ich bewundere sie für ihren Glauben und für ihr Vertrauen in Gott. Ich bin nicht sicher, ob ich mich versündige. Vielleicht müsste ich mehr an Gott glauben und weniger an Scharon. Aber es scheint mir nicht so, als ob noch eine direkte Einmischung von Gott geschehen wird.”

In ihrem unordentlichen Wohnzimmer steht noch kein Karton. In der Theorie sollte sie noch vor dem 15. August in ein Dorf bei Aschkelon umgezogen sein: “Die Behörden antworten: Es wird sein und es wird gut sein und es wird alles in Ordnung sein. In der Zwischenzeit verläuft die Zeit. Ich bin nicht sehr begütert, wie Sie sehen. So ein Umzug und ein neues Leben aufbauenkostet Geld. Und ich sehe noch keinen Groschen. Ich sehe noch nicht, wie ich das alles einpacke und die Ãœbersiedlung zahlen soll, falls ich keinen Vorschuss bekomme.”

Zum Abschied erbittet Viki eine Kopie dieses Berichts per Post: “Ach Gott, ich kann Ihnen ja nicht einmal eine Adresse geben.”

Ein großes Dankeschön an Ulrich Sahm für die Überlassung der Texte. Immer einen Besuch wert: Homepage von Ulrich Sahm
Infos

3 Kommentare »

  1. Mit Gewalt gegen Demonstranten in Israel

    bittesschn:
    [url]http://www.freace.de/artikel/200608/130806a.html[/url]
    ich kann dazu echt nix sagen… menschenleben kostet dort nix mehr…

    Kommentar von 00de Forum — 17. August 2006 @ 22:51

  2. http://honestlyconcerned.info/2016/08/15/ulrich-w-sahm-wassernot-in-der-ard-tagesschau-redaktion/

    Kommentar von Campo-News — 16. August 2016 @ 12:27

  3. https://www.pi-news.net/2017/03/sahm-nazis-am-judenhass-des-islams-schuld/

    Kommentar von Campo-News — 4. März 2017 @ 11:44

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