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3. August 2005

Bush versus Darwin

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 10:06

Auch ein George W. greift schon mal daneben.

Von Tanja Krienen

08-02) 04:05 PDT WASHINGTON, (AP) —

President Bush said Monday he believes schools should discuss “intelligent design” alongside evolution when teaching students about the creation of life.

During a round-table interview with reporters from five Texas newspapers, Bush declined to go into detail on his personal views of the origin of life. But he said students should learn about both theories, Knight Ridder Newspapers reported.

“I think that part of education is to expose people to different schools of thought,” Bush said. “You’re asking me whether or not people ought to be exposed to different ideas, the answer is yes.”

The theory of intelligent design says life on earth is too complex to have developed through evolution, implying that a higher power must have had a hand in creation.

Christian conservatives — a substantial part of Bush’s voting base — have been pushing for the teaching of intelligent design in public schools. Scientists have rejected the theory as an attempt to force religion into science education.


Aus PM-History



Aus dem Nachwort eines DDR-Buches zu „Die Entstehung der Arten“ von Charles Darwin

Hier ein Text, mit dem ich einmal der idealistisch gesinnten Jutta Ditfurth eine Antwort auf ihr Buch „Entspannt in die Barbarei“ gab (Sommer 1998). Selbstverständlich argumentierte ich - damals wie heute - materialistisch.

UNTERSCHIEDE UND GEMEINSAMKEITEN VON MENSCH UND TIER

Der Kern meiner Kritik richtet sich aber gegen Ihre Abwertung der Tierwelt. Ich bin mit Ihnen völlig einer Meinung, daß der KZ - Vergleich völlig abwegig ist und die Inhumanität dieser Spökenkieker in diesem Punkt einen seiner deutlichsten Ausdrücke erfährt. Ein gequältes Huhn kann die momentane Lage nicht auf abstrakter Ebene reflektieren, da es nicht an der Reflektion der Moralverstöße, wie dies bei einem politisch inhaftierter Mensch der Fall ist, leidet. Es ist nicht melancholisch, denkt nicht über die Tage unbeschwerter Kindheit nach, fragt nicht nach Mann oder Frau, Vater und Mutter, Bruder und Schwester, sieht nicht im Geiste auf ewig verlorene Dinge an sich vorüberziehn, es kann nicht hassen!

Aber es leidet, so wie auch der Mensch leidet – an seinen Schmerzen! Tiere sind, und das wissen Sie genau, denn in einigen Zeilen kommt es verschämt zum Ausdruck, keine stumpfen Reflexmaschinen.

Zunächst fasse ich mal, etwas frei, aber die Aussagen nicht verfälschend, Ihre Ausführungen zusammen. Sie befürchten ,,die Entwertung von Menschen durch deren Gleichsetzung mit Tieren“, meinen, daß sich Tiere ,,nur bewußtlos an die vorgefundenen Umweltbedingungen anpassen können“, behaupten, ,,Die Lebensbedingungen von Tieren stehen außerhalb der Kontrolle von Tieren“, glauben, ,,Die nichtmenschlichen Teile der Natur haben weder einen besonderen noch einen gleichen Wert. Sie leben, sterben, werden gefressen, fressen selbst, wachsen, verblühen, passen sich veränderten Umweltbedingungen an oder sterben aus….reagieren instinktiv“, und sie verstehen deshalb nicht, ,,daß wir heute offensichtlich darüber diskutieren müssen, was den Menschen von anderen Teilen der Natur unterscheidet“.

Da muß ich Sie leider beunruhigen. Dieses Thema wurde schon vorgestern und gestern diskutiert und wird auch morgen und übermorgen Gegenstand philosophischer Reflektionen sein.

PHILOSOPHISCHE BETRACHTUNGEN

Aristoteles (384 – 322 v.u.Z.) sprach von der Seele, als ungeteiltes Lebensprinzip: ,,In den Pflanzen ist die Seele eine bloß ernährende und der Fortpflanzung dienende Kraft; in den Tieren dient sie auch der Empfindung und dem Ortswechsel; im Menschen ist sie auch Kraft des Verstandes und der Vernunft.“

Michel de Montaigne (1533 – 1592) schrie:, ,,Ich für meinen Teil habe nicht ohne Unmut mitansehen können, wie man ein unschuldiges Tier, das wehrlos ist und das nichts zuleide getan hat, verfolgt und tötet…Ich fange selten ein Tier lebendig, das ich nicht wieder in Freiheit setze. Pythagoras kaufte sie von Fischern und Vogelstellern, um desgleichen zu tun. Die Menschen, die blutdürstig gegen Tiere sind, bekunden damit einen natürlichen Hang zur Grausamkeit. Nachdem man sich in Rom erst an das Schauspiel der Tierschlächtereien gewöhnt hatte, kam die Reihe an die Menschen und die Gladiatoren. Die Natur selbst, fürchte ich, hat dem Menschen einen Trieb zur Unmenschlichkeit mitgegeben.“

Darf jemand dem Tier literarisch Reflektionen zuschreiben? Ich denke man darf, und dabei ganz im Sinne Schopenhauers, Mitleid mit der Kreatur haben. So auch Brecht, der im Sinne Montaigne seine Ballade ,,Ein Pferd klagt an“ schrieb. Das sterbende Pferd denkt, ,,Ich zog meine Fuhre, trotz meiner Schwäche. Ich kam bis zur Frankfurter Allee. Dort denke ich noch: Oh, je! Diese Schwäche. Wenn ich mich gehenlasse kanns mir passieren, daß ich zusammenbreche. Zehn Minuten später lagen nur noch meine Knochen auf der Straße ! Kaum war ich da nämlich zusammengebrochen, der Kutscher lief zum Telefon, da stürzten aus den Häusern schon hungrige Menschen um ein Pfund Fleisch zu erben, rissen mit Messern mir das Fleisch von den Knochen. Und ich lebte überhaupt noch und war garnicht fertig mit dem Sterben. Aber die kannt´ ich doch von früher die Leute, die brachten mir Säcke gegen die Fliegen doch. Schenkten mir altes Brot und ermahnten meinen Kutscher sanft mit mir umzugehn. Einst mir so freundlich- und mir so feindlich heute. Plötzlich waren sie wie ausgewechselt, ach was war mit ihnen geschehen? Da fragte ich mich, was für eine Kälte muß über die Leute gekommen sein. Wer schlägt da so auf sie ein, daß sie jetzt so durch und durch erkaltet ? So helft ihnen doch und tut das in bälde. Sonst passiert euch etwas das ihr nicht für möglich haltet.“

Charles Darwin (1809 – 1882 ) meinte: ,,Wohlwollen über die Schranken der Menschen hinaus, das heißt Menschlichkeit gegen die Tiere, scheint eines der am spätesten erworbenen sittlichen Güter zu sein.“ Wie hatte Arthur Schopenhauer (1788 - 1860 ) geschrieben: ,,Mitleid mit Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein.“ Schopenhauers Lieblingsgebet war jenes, womit die Alt-Indischen Schauspiele schlossen: Mögen alle lebenden Wesen von Schmerzen frei bleiben!


Charles Darwin

Mögen Ihnen die letzten Bemerkungen vielleicht etwas idealistisch erscheinen, - gut bleiben wir ganz sachlich. Idealistisch ist nämlich, im Gegensatz zu materialistischen Auffassung, die These der Ursprünglichkeit des Bewußtseins vor der Materie! Seit Darwin wissen wir, daß der Mensch sich aus dem Tierreich entwickelt hat, aber untrennbar damit verbunden ist. Keines seiner Organe ist originär, sowie auch sämtliche Prozesse zur Aufrechterhaltung des Lebens keinerlei Besonderheiten zum Tierreich aufweist.

Deshalb meinte Nietzsche: ,,Nun liegt es aber schon in der Abstammung des Menschen aus dem Tierreich, daß der Mensch die Bestie nie völlig los wird, so daß es sich also immer nur um ein Mehr oder Minder, um einen Unterschied des Grades der Bestialität resp. Menschlichkeit handeln kann. Eine Einteilung der Menschen in zwei scharf geschiedne Gruppen, in menschliche und Bestienmenschen, in Gute und Böse, Schafe und Böcke, kennt außer der Wirklichkeitsphilosophie nur noch das Christentum, das ganz konsequent auch seinen Weltrichter hat, der die Scheidung vollzieht.“

Na, jetzt habe ich doch ein wenig das Glatteis bemüht. Der obige Satz stammt nämlich von Friedrich Engels. Nichts für ungut, ich wollte nur einmal demonstrieren wie nah die Dinge oft beieinander liegen.

GRUNDBETRACHTUNGEN DER SOZIALISTISCHEN KLASSIKER

Also schrieb Friedrich Engels in seiner kleinen Schrift „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“, die später mit anderen naturphilosophischen Schriften in der „Dialektik der Natur“ erschien, ,,Es versteht sich übrigens von selbst, daß es uns nicht einfällt, den Tieren die Fähigkeit planmäßiger, vorbedachter Handlungsweise abzustreiten. Im Gegenteil. Planmäßige Handlungsweise existiert im Keime schon überall, wo Protoplasma, lebendiges Eiweiß existiert und reagiert, d.h. bestimmte, wenn auch noch so einfache Bewegungen als Folge bestimmter Reize von außen vollzieht. Solche Reaktion findet statt, wo noch gar keine Zelle, geschweige eine Nervenzelle, besteht… Bei den Tieren entwickelt sich die Fähigkeit bewußter, planmäßiger Aktion im Verhältnis zur Entwicklung des Nervensystems und erreicht bei den Säugetieren eine schon hohe Stufe. Auf der englischen Fuchsparforcejagd kann man täglich beobachten, wie genau der Fuchs seine große Ortskenntnis zu verwenden weiß, um seinen Verfolgern zu entgehn, und wie gut er alle Bodenvorteile kennt, und benutzt, die die Fährte unterbrechen. Bei unsern im Umgang mit Menschen höher entwickelten Haustieren kann man tagtäglich Streiche der Schlauheit beobachten, die mit denen menschlicher Kinder ganz auf derselben Stufe stehn…..Wie schon gesagt, waren unsere äffischen Vorfahren gesellig; es ist augenscheinlich unmöglich, den Menschen, das geselligste aller Tiere, von einem ungeselligen Vorfahren abzuleiten….die werdenden Menschen kamen dahin, daß sie einander etwas zu sagen hatten. Das Bedürfnis schuf sich sein Organ: Der unterentwickelte Kehlkopf des Affen bildete sich langsam, aber sicher um, durch Modulation für stets gesteigerte Modulation, und die Organe des Mundes lernten allmählich einen artikulierten Buchstaben nach dem anderen auszusprechen.“

Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, warum Piwitt Menschenaffen nicht abgewertet sehen möchte. Richtig, mit dem Affen kann er nicht oder noch nicht über den Wert des Menschen streiten, diese Polemik greift ins Leere und wird der Sache nicht gerecht, aber er könnte durchaus mit dem Affen herausfinden, welche Bananen die schmackhaftesten seien, wer die nächste zu essen bekommt oder ob der Piwitt von hinten im Spiegel betrachtet sich auf eine Banane gesetzt hat. Aber dazu später….

Jetzt erst mal weiter mit Engels, ,,Im Naturzustand fühlt kein Tier es als einen Mangel, nicht sprechen oder menschliche Sprache nicht verstehen zu können. Ganz anders, wenn es durch Menschen gezähmt ist. Der Hund und das Pferd haben im Umgang mit Menschen ein so gutes Ohr für artikulierte Sprache erhalten, daß sie jede Sprache leicht soweit verstehen lernen, wie ihr Vorstellungskreis reicht.Sie haben sich ferner die Fähigkeit für Empfindungen wie Anhänglichkeit an Menschen, Dankbarkeit usw. erworben,die ihnen früher fremd waren; und wer viel mit solchen Tieren umgegangen ist, wird sich kaum der Ãœberzeugung verschließen können, daß es Fälle genug gibt, wo sie jetzt die Unfähigkeit zu sprechen als einen Mangel empfinden….“ Engels geht noch weiter.

,,Wo aber das Organ vorhanden ist, da fällt auch diese Unfähigkeit innerhalb gewisser Grenzen weg. ..und….der Papagei, spricht am besten. Man sage nicht, er verstehe nicht, was er spricht…soweit sein Vorstellungskreis reicht, soweit kann er auch verstehen lernen, was er sagt…man reize ihn, und man wird bald finden, daß er seine Schimpfwörter ebenso richtig zu verwerten weiß wie eine Berliner Gemüsehökerin…..“

WARUM WIR EIN TEIL DES GANZEN SIND

Sicher die menschliche Ãœberlegenheit bei der Nutzung der Natur besteht, aber…,,Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben…so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn…“

Es ist also nicht so wie Sie schreiben, daß der Mensch nicht nur beim atmen, essen und trinken auf Distanz gehen kann, er ist mit ihr, wie auch mit dem Kosmos, untrennbar verbunden. Dies allerdings in keiner Nuance so, wie es sich unsere das Sonnengeflecht mit sich herumtragende Energiebündel vorstellen, sondern in einem zutiefst materialistischen Sinn.

Schon wieder Engels.

,,Die Physik war, wie schon die Astronomie, bei einem Resultat angekommen, das mit Notwendigkeit auf den ewigen Kreislauf der sich bewegenden Materie als Letztes hinwies…Alles Starre war aufgelöst, alles Fixierte verflüchtigt, alles für ewig gehaltene Besondere vergänglich geworden, die ganze Natur als in ewigem Fluß und Kreislauf sich bewegend nachgewiesen…unerbittlich rückt die Zeit heran, wo die sich erschöpfende Sonnenwärme nicht mehr ausreicht, das von den Polen herandrängende Eis zu schmelzen, wo die sich mehr und mehr um den Äquator zusammendrängenden Menschen endlich auch dort nicht mehr Wärme genug zum leben finden, wo nach und nach auch die letzte Spur organischen lebens verschwindet und die erde, ein erstorbner, erfrorner Ball wie der Mond, in tiefer Finsternis und in immer engeren Bahnen um die ebenfalls erstorbne Sonne kreist und endlich hineinfällt. Andre Planeten werden ihr vorangegangen sein, andre folgen ihr; anstatt des harmonisch gegliederten, hellen, warmen Sonnensystems verfolgt nur noch eine kalte, tote Kugel ihren einsamen Weg durch den Weltraum. Und so wie unserm Sonnensystem ergeht es früher oder später allen anderen Systemen unserer Weltinsel, selbst denen, deren Licht nie die Erde erreicht, solange ein menschliches Auge auf ihr lebt, es zu empfangen…Es ist ein ewiger Kreislauf, in dem die Materie sich bewegt, ein Kreislauf, ….in dem jede endliche Daseinsweise der Materie, sei sie Sonne oder Dunstnebel, einzelnes Tier oder Tiergattung,…gleichermaßen vergänglich (ist)…wir haben die Gewißheit, daß die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt, daß keins ihrer Attribute je verlorengehn kann, und daß sie daher auch mit derselben eisernen Notwendigkeit, womit sie auf der Erde ihre höchste Blüte, den denkenden Geist, wieder ausrotten wird, ihn anderswo und in andrer Zeit wieder erzeugen muß…“

Müßig darauf hinzuweisen, daß schon in Zeiten sich verändernder Mondphasen, erdverbundene Frauen auch mit der besten Bachblütentherapie nichts mehr reißen können; dann nämlich, werden auch die tibetanischen Gebetsmühlen schweigen und auch nach Hahnemann und seiner Schüttellei wird kein Huhn mehr krähen.

ESOTERIK UND HOMÖOPATHIE

An dieser Stelle fällt mir ein, wie notwendig eine Auseinandersetzung gerade mit dem homöopathischen Quatsch gewesen wäre, denn das ist der Punkt an dem sie sehr gut zu packen sind, da sich insbesondere die Hahnemannsche Schütteltechnik die Aufgabe gestellt hat, sämtliche Naturgesetze auf den Kopf zu stellen. Als Probanden nehme man einen der Gläubigen, schüttle ihn und stellt ihn nach erfolgreicher Therapie wieder auf die Füße, vielleicht hilfts.

In den gesamten Kontext gehört notwendigerweise auch die stärkere inhaltliche Auseinandersetzung mit der Steinerschen Waldorfpädagogik. Ein nicht geringer Teil der Jugend wächst im dumpfen Geiste dieser extrem lebensfeindlichen Auffassungen heran, und werden, wenn zum Boden sich das Blut gesellt, wie (um 1930) im Weinert-Lied „Gesang der Latscher“ singen, ,,Pfui, Klassenkampf wie ordinär, wir kennen nicht Tarife, der Reichtum kommt von innen her, aus unsrer Seelentiefe… was kümmern uns die Andern, juchuh juchuh wir müssen wandern.“

ERKENNTNISSE DER NEUEREN VERHALTENSFORSCHUNG

Leider kann ich es uns nicht ersparen, noch einmal ausführlich auf die Erkenntnisse über die Fähigkeiten und das Wesen der Tiere zurückzukommen. 1984 erschien das Buch des amerikanischen Biologen und Verhaltensforscher Donald R. Griffin „Wie Tiere denken“, aus dem ich einige Passagen zitieren muß. Der sich selbst als Materialisten bezeichnende Autor, versucht den zu Beginn des Buches zitierten Standpunkt des Philosophen David Hume (1711-1776) nachzuweisen, der sagte, ,,Keine Wahrheit erscheint mir offensichtlicher als die, daß Tiere ebenso mit Gedanken und Vernunft ausgestattet sind wie der Mensch..“

Zunächst definiert Griffin die Begriffe, um zu zeigen was wir unter ihnen zu verstehen haben: Bewußt: ,,gewahr sein, was man tut oder zu tun beabsichtigt; ein Ziel und eine Absicht in den Handlungen haben“; Bewußtsein: ,,die Gesamtheit der Eindrücke, Gedanken und Gefühle, die das bewußte Sein einer Person ausmachen“; Gefühl: ,,angenehmes oder schmerzliches Bewußtsein; emotionale Einschätzung oder Empfänglichkeit (für den eigenen Zustand oder für eine gewisse äußere Begebenheit)“; Denken: ,, im Geist gestalten; einen Gedanken fassen; etwas als Vorstellung, Idee usw. im Kopf haben“. Griffin gibt hierfür ein gutes Beispiel: ,,..unser hypothetisches Tier (könnte) die Angst vor dem herankommenden Gegenstand mit der Erinnerung verbinden, daß gestern ein ähnliches Ding einen vor Schmerz schreienden Artgenossen davongeschleppt, in Stücke gerissen und bis auf ein paar Hautfetzen aufgefressen hat. Oder das beängstigende seelische Erlebnis könnte gar zu dem Gedanken führen: Wenn ich in meinem Bau untertauche, kann mich dieses Ding nicht erwischen.“

Es gab Versuche mit Chimpansen,die bis zu 125 verschiedene Zeichen lernten und begrenzt anwandten. Dabei wurde auch deutlich, daß Chimpansen die Stufe der Begrifflichkeit von sehr kleinen Kindern nicht überschreiten konnten. Aber, und Singer in einer Feststellung recht geben, heißt noch lange nicht seine Schlüsse zu akzeptieren, müssen wir wohl die geistige Unterlegenheit eines stark behinderten Menschen, der nicht auf seine Umwelt reagieren kann, oder eines im Koma Liegenden, im Vergleich zum Affen, konstatieren. Denn Griffin schreibt, und da fällt mir noch mal Piwitt ein, ,,Beispielweise lautete eine der länderen Äußerungen des Gorillas Koko: Bitte Milch bitte mir wie trinken Apfelflasche, und von Nim: Gib Apfelsine mir gib essen Apfelsine gib mir essen Apfelsine gib mir du. Jedoch, ob nun grammatikalisch richtig oder nicht, es gibt keinen Zweifel über das, wonach Koko und Nim fragten. Um Descartes und Chomsky zu zitieren: Das Wort ist das einzige Zeichen und sichtbares Merkmal für die Anwesenheit von Gedanken.“

Nun könnten noch viele Ergebnisse benannt werden, die den Nachweis erbringen, daß Tiere keine mechanischen Apparate sind. Dieses würde den aber ohnehin schon weitgespannten Rahmen sprengen.

Aber da das Stichwort „Singer“ gefallen ist, noch einige Anmerkungen dazu, denn da er jetzt schon im neuen, 1998 erschienenen „Lesebuch der Ethik“ mit einem kruden Beitrag vertreten ist, muß sich mit ihm wohl auseinandergesetzt werden. Es ist wirklich zweifelhaft, ob jemand für Argumente offen ist, der zugespitzt polemisch fragt, ob die Grenze zur Feststellung der Leidensfähigkeit statt durch vorhandene Intelligenz oder Rationalität, nicht durch ein anderes Merkmal wie z.B. der Hautfarbe, festgestellt werden könnte. Sein krauses Beispiel von der vorauseilenden menschlichen Angst aus einem Park entführt zu werden, und das Leugnen dieser Angst bei Tieren zeigt, daß er seine eigene Ideologie nicht begriffen hat, oder sie leugnet, wenn es gilt, geschmeidig ein gegenteiliges Ergebnis zu erzielen, nämlich in der Tat, den Boden zu bereiten, für die schrankenlose Verwertbarmachung des Menschen, für eine Herabsetzung menschlicher Ethik. Das er die Gedankenspielerei möglicher Versuche sogar auf ,,normale“ Kleinkinder ausdehnt, zeigt die Verkommenheit dieser Überlegungen.

FRAGEN DER ETHIK

Doch sollten auch wir nicht alles in einen Topf werfen. Was die Sterbehilfe angeht, so ist so sagen, daß das Ertragen von Leid bei einem sterbenden Menschen nichts großes an sich hat, sondern vielmehr, die allerniedrigste Form der Existenz darstellt, die ein Mensch nur erfahren kann. Eine Ablehnung der Selbst,- oder auch Fremdtötung, im Falle der Hilflosigkeit, kann der Gipfel der Humanitätslosigkeit sein.

Francis Bacon (1561 – 1626) meinte z.B. schon, daß man den Ärzten die Erleichterung des Todes erlauben sollte, wo sich das Ende nur einige Tage und nur auf Kosten starker Schmerzen hinauszögern ließe. Dabei hatte er keine Vorstellung von den Möglichkeiten lebenserhaltener Apparate, die in geradezu öbszönerweise menschliches Leben auf das Niveau von Pflanzentiere drückt, welches nicht zu Unrecht vegetieren genannt wird!

Nur muß in Richtung der Befürworter uneingeschränkter Abtreibung der Hinweis erfolgen, daß diese, genauso wie die in Gedanken durchgespielten Versuche mit Kleinkindern, einer grotesken Auffassung von Ethik entspricht. Kann Singer & Co noch provokativ abstrakte Gedankenspielerei vorgeworfen werden, so ist die Durchführung einer Abtreibung, wirklich erfolgte Brutalität, reale Gewalt am menschlichen Leben. Singer hat Pech! Würden seine Überlegungen nicht auf das Kleinkind, sondern auf seine werdende Existenz zielen, wäre alle Aufregung umsonst.

Das Argument von Abtreibungsbefürwortern, die Gesellschaft kümmere sich nur um noch nicht, aber nicht, um geborenes Leben, wird nicht durch seine Umkehrung besser. Ich möchte bitte, und ich meine es nicht polemisch, bitte nur einmal erklärt haben, worin der Unterschied zwischen einem sich entwickelnden und noch nicht zur Welt gekommenen Menschen zu sehen wäre. Ist es nicht vorstellbar, daß die Überlebensgrenze bei zu früh kommenden Kindern noch stärker sinken wird? Oder, falls eine Frau nicht fähig ist ein Kind zu bekommen, gerne aber eines hätte, eine Entwicklung in einem künstlich geschaffenen Raum stattfindet und wäre dann nicht jedes Argument das auf eine Unterscheidung von geboren oder ungeboren hinauslief, hinfällig?!

Wo setzen Sie den lebenswerten Strich auf der beweglichen Skale der Lebensfähigkeit? Diese Fragen sind gerade aus philosophischer Sicht notwendig, um zum Wesensgehalt des Menschen vorzudringen. Ist der sich entwickelnde Mensch kein Mensch?

Wenn nicht, wann beginnt seine wahre Existenz, die Sie, Frau Ditfurth dann vehement, und auch mit gutem Recht schützen wollen. Während sie gerade das Bewußtsein als alleiniges Merkmal höherer Existenz gelten lassen, verteidigen Sie vegetierendes Leben gegen das höhere Tierische, haben aber plötzlich keine Skrupel, noch nicht voll entwickeltes Leben zu vernichten. Es paßt einfach nicht zusammen – es ist irrational !

FLEISCH UND PFLANZE

Immer noch nicht fertig bin ich mit der Grundproblematik, die im Verhältnis Mensch und Tier steckt und muß deshalb zum Schluß den grausamsten Bereich beleuchten der da heißt: Fressen und gefressen werden!

Oder: warum essen Biozentristen überhaupt?

Durch Lüften des mystischen Schleiers kann die Dummheit meistens demaskiert werden. Manchmal bedarf es dabei einer List. Akzeptieren wir den Wunsch dieser Menschen ausschließlich Pflanzen zu essen, lesen noch einmal Friedrich Engels und ziehen Schlüsse.


1876

,,Mit Verlaub der Herren Vegetarierer, der Mensch ist nicht ohne Fleischnahrung zustande gekommen, und wenn die Fleischnahrung auch bei allen uns bekannten Völkern zu irgendeiner Zeit einmal zur Menschenfresserei geführt hat (die Vorfahren der Berliner, die Weletaben oder Wilzen, aßen ihre Eltern noch im 10. Jahrhundert), so kann uns das heute nichts mehr ausmachen….Die Fleischkost enthielt in fast fertigem Zustand die wesentlichsten Stoffe, deren der Körper zu seinem Stoffwechsel bedarf; sie kürzte mit der Verdauung die Zeitdauer der übrigen vegetativen, dem Pflanzenleben entsprechenden Vorgänge im Körper ab und gewann damit mehr Zeit, mehr Stoff und mehr Lust für die Betätigung des eigentlich tierischen Lebens. Und je mehr der werdende Mensch sich von der Pflanze entfernte, desto mehr erhob er sich auch über das Tier….so hat die Angewöhnung an die Fleischnahrung neben der Pflanzenkost wesentlich dazu beigetragen, dem werdenden Menschen Körperkraft und Selbständigkeit zu geben.. Am wesentlichsten aber war die Wirkung der Fleischnahrung auf das Gehirn…“

Trotzdem ist es erlaubt, vor Ekel zu erschaudern, beim Nachdenken über das Töten! Diese Einstellung vermisse ich leider bei den meisten Verstandesessern.

Was fühlen (ja verdammt selbst wenn es nur fühlen wäre) Schweine oder Kälber, wenn sie den Tod im Schlachthaus wittern? Es bedarf einer großen Verdrängung (meiner) um trotzdem zu sagen: Ja, ich esse Fleisch, wenn auch nur in entritualisierter Form. Ein Hoch auf McDonalds, denn die üppige festliche Präsentation von toten Tieren ist pervers, aber dort zumindest seiner Brutalität beraubt.

Die ausschließlich der Zerstreuung dienenden Jagd der schlimmste Ausdruck der Einstellung des Menschen zum Tier. Was ein Angler anderes empfindet könnte als primitivste Machtvorstellungen über die Natur auszuleben, wird mir niemals klar werden. Hier übrigens kann wirklich und wahrhaftig von einem männlichen Verhalten gesprochen werden, denn Anglerinnen oder Jägerinnen gibt es kaum. Kann sein, es gibt eine zunehmende Zahl von Feministinnen die es den Männern gleichtun möchten und ihre Natur vom Kopf her zu ändern beabsichtigen. Es ist leider so, daß Feministinnen nun mal sehr selten feminin sind.

Lieber Dienst in der Kaserne,
als am Manne unter der Laterne.

So heißt es weiblich in Neudeutsch. Die emanzipierte Frau steht dem Soldatentum näher als der Hure. So schreiten wir fort…

Gesetzt, wir könnten vom Weltall aus auf die Erde sehen, vorzustellen ist dies, weil wir Abbilder der Vorstellung abrufen können, indem wir uns das Abbild vorstellen, so sehe es schön aus. So wie ein Landschaftsbild für den Betrachter eines verkümmerten Geistes ohne Vorstellungsvermögen schön aussieht. Doch die Oberfläche sehen, heißt nicht unbedingt das Wesen einer Sache erfassen. Deshalb sieht die Welt nur schön aus, näher betrachtet, erkennen wir ihr häßliches Wesen. Und gerade in diesem Punkt irren sich die Menschenhasser am meisten. Das Verschwinden der Menschen ändert nichts. Die Erde wäre noch häßlicher. Sie wird nur durch den, wenn auch nur schwach entwickelten Geist der Vernunft und Moralität verschönt. Wo dagegen verstoßen wird, herrscht Finsternis. Realitätsverschleierer versuchen durch primitiven Optimismus den erkenntnistheoretischen Fortschritt aufzuhalten. Um mit Schopenhauer zu sprechen ,,Der Optimismus ist eine absurde, ja ruchlose Denkungsart und ein bittrer Hohn auf die Leiden der Menschheit.“

Die idealisierte Darstellung in der Kunst ist verlogen, weshalb ich das Abbild eines Waldes in prächtiger deutscher Idylle nicht sehen kann, denn auch dort wird nicht der Hase, der vom Fuchs geschlagen wird, nicht die Heuschrecke, die vom Vogel gefressen, nicht die Fliege,die von der Spinne gefressen wird, sichtbar. Sterben stumme Tiere lautlos? Schreit ein in heißes Wasser geworfenes Seepferdchen so wie großes Pferd? Das Sterben eines Tieres, besonders durch verstandesgemäß herbeigeführtes töten in den Schlachthöfen, bleibt ein abscheulicher Akt. Der einzige Grund, der töten und essen der Tiere rechtfertigen kann ist der: Es ist natürlich und geschieht gerade in der ungezügelten Natur überall und in jedem Moment!

In der Natur allerdings gehört es zum ersten Lebensprinzip, während der Verstand des Menschen, und das haben Sie in Ihrem Buch ja auch erwähnt, frei wählen kann ob er tierisches zu sich nehmen möchte oder darauf verzichtet. Nur, warum benutzen wir nicht diese mögliche Moral und schränken uns ein, im Sinne der Achtung vor der ähnlich empfindenden Kreatur?

Doch wird es mit dem Verzehr der Pflanzen anders? Friedrich Engels im „Anti-Dühring“: ,,Alle organischen Körper, mit Ausnahme der allerniedrigsten, bestehn aus Zellen, kleinen, nur durch starke Vergrößerung sichtbaren Eiweißklümpchen mit einem Zellenkern im Innern.“

Engels weist darauf hin, das etwas lebt, auch wenn es kein Kreislaufsystem besitzt und eine entwickelte Körpergliederung nicht vorliegt, denn so müßten wir ,,sämtliche Polypen und andre Pflanzentiere aus der Reihe der lebenden Wesen ausstreichen. Gilt aber die Zirkulation der Stoffe durch besondre Kanäle von einem innern Punkt für das wesentliche Kennzeichen des Lebens, so müssen wir alle diejenigen Tiere für tot erklären, die kein Herz, oder auch die mehrere Herzen haben.Dazu gehören außer den vorerwähnten noch sämtliche Würmer, Seesterne und Rädertiere, ein Teil der Krustentiere und endlich sogar ein Wirbeltier, das Lanzettierchen. Dazu sämtliche Pflanzen.“

Engels spricht von pflanzlich/tierischen Zwischenformen, ,,daß es Organismen gibt, von denen wir platterdings nicht sagen können, ob sie Pflanzen oder Tiere sind; daß wir also überhaupt die Grenze zwischen Pflanze und Tier nicht scharf feststellen können…sind die sensitiven Pflanzen, die bei der leisesten Berührung ihre Blätter falten oder ihre Blumen schließen, sind die insektenfressenden Pflanzen ohne die leiseste Spur von Empfindungen und auch ohne jede Anlage dazu? Das kann selbst Herr Dühring nicht ohne ,,unwissenschaftliche Halbpoesie“ behaupten.“ Engels kommt zu dem Schluß: ,,Ãœberall, wo wir Leben vorfinden, finden wir es einen Eiweißkörper gebunden, und überall, wo wir einen nicht in der Auflösung begriffenen Eiweißkörper vorfinden, da finden wir ausnahmslos auch Lebenserscheinungen.“

Was machen die ideologischen Pflanzenfresser jetzt? Sie versündigen sich ebenso an der Natur. Fast alle. Nur die ganz konsequenten Nüsse-Fresser nicht.

Wer aus schlechtem Gewissen handelt, weil er sein Dasein als gegen die Natur gerichtet interpretiert, hat meine weitgehende Sympathie. Es ist die dahinterstehende idealistische Philosophie, die zu einem reaktionären Ergebnis führt und darum nicht akzeptiert werden sollte.


Das älteste Stück meiner Bibliothek aus dem Jahre 1920; Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie

BRÃœDER ZUR SONNE

Der heidnische und faschistische Sonnenkult hat eine seiner Ursachen in einer vereinfachten Erklärung der Welt, die ähnlich der Religion, aus der Zeit vor der Aufklärung, ja sogar vor der systematischen wissenschaftlichen Forschung überhaupt stammt. Die Gründe für den Gebrauch dieser anti-aufklärerischen Ideologie bleiben im Buch leider nur schwach beleuchtet. Die arme Sonne kann aber wenig dafür!

Naturalistische Bilder sind auch häufig von der Arbeiterbewegung benutzt worden, um das Streben nach Freiheit zu veranschaulichen. Auch Sie haben Ihr vorletztes Buch „Feuer in die Herzen“ genannt, und nicht ,,Abhandlung über den politischen, ökonomischen und psychologischen Zustand der BRD in der Zeit des Übergangs von der offenen zur autoritären Gesellschaft und die emotionslose Hinnahme dieses Vorgangs durch die sogenannte Linke“.

Auch Friedrich Engels mag die Sonne: ,,Unsre Erde selbst aber ist belebt nur durch die Sonnenwärme und strahlt ihrerseits die empfangene Sonnenwärme, nachdem sie diese zum Teil in andre Bewegungsformen umgesetzt, schließlich ebenfalls in den Weltraum aus…Ohne die von der Sonne zugestrahlten Repulsionsbewegung müßte alle Bewegung auf der Erde aufhören. Wäre morgen die Sonne erkaltet, bliebe die Erde…bei sonst gleichbleibenden Umständen, was sie heute ist…alle aktive Bewegung verdanken wir der Zufuhr von Repulsion durch die Sonne.“

Der Gebrauch von naturalistischen Erscheinungsformen in Kunst und Literatur ist nicht per se reaktionär, sondern wird es erst im Zweck, den er verfolgt. Selbstverständlich gab es in der Kunst auch weiterführende Stilrichtungen, die mir mehr am Herzen liegen, aber die manchmal auch etwas naiv anmutenden Bilder, haben durch ihre poetische Kraft oft aufbauenden Charakter. Wird der schmale Grad zum Kitsch nicht genügend beachtet, klingt es nur schwülstig und der Absturz ist gewiß.

Welcher Einfluß auf die Jugendbewegung von heute besteht ist schwer einzuschätzen. Die entpolitisierte Jugendbewegung der Raver, zappelt unter der Sonnenblume, so wie es zuvor die Alternativen, nur weniger schnell und weniger hübsch anzusehn, vollführten.

„Let the sunshine in“ war immer ein fragwürdiger jugendbewegter Befehl, gleich ob von Hippies, Ravern oder Rappern, in leicht abgewandelter und simpler Form als schnippndibnbadip sipndipndip hey, ich laß die Sonne rein und habe Spaß im Augenblick…doch steht das Wasser bis zum Hals, hilft positives Denken deshalb denke nicht an morgen, denk nur in der Gegenwart in der Tonne in der Sonne…Thomas D. und seine Philosophie…
leb im Augenblick, hör auf zuviel zu denken…also laß die Sonne rein (Gleichnamiges Lied der fantastischen Vier)

Wie schon kurz erwähnt, finden wir im Liedgut der Arbeiterbewegung reichlich naturalistische Poesie, wird häufig der Weg in eine bessere Zeit, mit Anleihen aus der Natur beschrieben.

,,Brüder zur Sonne zur Freiheit, Brüder zum Lichte empor
Hell aus dem dunklen Vergangnem, leuchtet die Zukunft hervor.“

Oder: ,,Dem Morgenrot entgegen“

Oder: ,,Ihr Brüder in den Städten dort, in Dörfern und im Schacht
Ihr Brüder in Süd, West und Nord, aus Ost die Sonn´ uns lacht
Doch wird die Sonn´ uns scheinen, solang die Fahne weht.
Ihr Flammenzeichen in uns glüht, bis rings die Welt in Frieden blüht.

Oder, wie im Lied von Louis Fürnberg:
,,Manchmal, dein Tag ist grau und trüb´
Schaut ein bißchen Sonne in dein Fenster
Und plötzlich hast du das Leben doch lieb
Und die Sorgen sind fort, weil das Licht sie vertrieb
Wie Gespenster – wie Gespenster:
Ja, mußt du denn im Hinterhause kleben
Da fällt zu wenig Sonne herein
Auch du kannst auf der Sonnenseite leben
Es gibt für alle Glück und Sonnenschein.“
Vom gleichen Autor ist das „Lied der Partei“
,,Sie hat uns alles gegeben, Sonne und Wind und sie geizte nie
Wo sie war, war das Leben, was wir sind, sind wir durch sie“

Oder: ,, Denn es muß uns doch gelingen, daß die Sonne schön wie nie, über Deutschland scheint“ Diese Zeile ist ja bekannt. Johannes R. Becher war der bekannteste Vertreter des literarischen Naturalismus. Seine Texte, gesungen von Ernst Busch sind, unvergessen:

Deutschland
Heimat, meine Trauer – Land im Dämmerschein
Himmel, du mein blauer, - Du mein Fröhlichsein
War, um dich zu einen, Dir ein Lied geweiht
Und mir dir zu weinen in der Dunkelheit
Himmel schien, ein blauer
Friede kehrte ein-
Deutschland, meine Trauer, Du mein Fröhlichsein“

Brecht schrieb hierzu:
,,Dieser Dichter besingt seine Heimat als ein Land im Dämmerschein. Dämmerung ist die Tageszeit zwischen Tag und Nacht, wenn die Helle dem Dunkel oder das Dunkel der Helle weicht…Der Dichter hat solche Dämmerung über seinem Land erlebt; da war eine, als es dem Faschismus anheimfiel, der Unmenschlichkeit, und eine, als der Morgen des Sozialismus begann. Himmel, du mein blauer, ist schön, weil es so zärtlich klingt…und sehr schön ist der Rythmus des Gedichts…wenn ihr es vor euch hinsagt, werdet ihr merken, was ich meine, und besonders leicht, wenn ihr es singt in der schönen Vertonung von Eisler.“

Und noch mal Becher – Im Frühling:
,,Wenn der Frühling läßt empor hoch den Himmel steigen
Summt es ihn uns wie ein Chor nach des Winters schweigen
Friede, Friede sei auf Erden! Menschen wollen Menschen werden.“

Im „Sozialistenmarsch“ heißt es:
,,Der Erde Glück, der Sonne Pracht - des Geistes Licht, des Wissens Macht“

Ein gutes Beispiel ist auch das Spanien-Lied „An der Sierra-Front“
Wie graue Wölfe schlichen sich die Wolken von Fels zu Fels und Regengüsse krachten
wie echtes Trommelfeuer auf uns nieder, die frierend in den Schützenlöchern wachten
Kein Sonnenstrahl drang durch in diesen Tagen und wäre nicht die Glut in unsern Herzen
so hätten wir die Kälte nicht ertragen.

Zum Schluß das Lied der Lieder aller Linken:
,,Erst wenn wir sie vertrieben haben, dann scheint die Sonn´ ohn´unterlass“

AUSBLICKE

Es kann keinen Zweifel geben, daß die Sozialdemokratie, hätte sie nur gedurft, ab 1933 konstruktiv im Reichstag weiter mitgearbeitet hätte. Immer zum Wohle des Volkes, so wie sie ja auch, zum Wohle der Partei, alle jüdischen Mitglieder aus dem Vorstand hinauswählten. Die sozialdemokratischen Abgeordneten des Reichstages stimmten am 17.5.1933 der außenpolitischen Erklärung Hitlers zu, in der die Revision des Versailler Vertrages gefordert wurde. Der Vorsitzende des ADGB, Leipart, hatte Hitler in einem Brief die Bereitschaft zur Mitarbeit des gewerkschaftlichen Dachverbandes im neuen Staat mitgeteilt. Die SPD hatte am 31.1.1933 die neue Hitlerregierung brav als ,,verfassungsmäßige Rechtsregierung“ bezeichnet. Es half ihr nur nichts.

Es wird ihr auch in naher Zukunft nichts helfen, wenn die ideologisch und ökonomisch entwurzelten Massen, die in ihrer Mehrheit niemals aus der politischen Einsicht heraus links handelten, dem selbst herbeigeführten sozialdemokratischen oder grünen Nichts entfliehen und dort hingehen, wo ihnen die gemeinschaftliche Volksidylle versprochen wird.

Vielleicht in Form der Region und/oder Heimatliebe. Das wird für das Volk, welches sich eigentlich immer mehr als Schwaben, Westfalen, Bayern, Schlesier, Pommern (Hinter oder Vor spielt dabei auch noch eine wesentliche Rolle) fühlte, ohnehin leichter zu verstehen sein. Wichtig ist, daß passiert, was der heimatverbundene Stumpfkopf möchte.

Ich möchte dann am liebsten nicht mehr hier sein.
Auf wen kann man noch bauen?
Sie haben es da leicht als Optimistin!
Sie schreiben vom ,,Selbstmitleid und Hoffnungsverlust bei Linken und potentiellen Linken.“
Ich bekenne mich dazu.

Es sind für mich aber immer noch die Kräfte des besseren, wenngleich nicht fehlerfreien Teiles der klassischen Linken, die, und Horkheimers Forschungen belegten dies schon, sich als Faschismus resistent erwiesen.

Franz-Josef Degenhardt hat, von ein paar falschen Einschätzungen abgesehen, in seinem 1971 entstandenen Lied „Progressiv, dynamisch, mit Phantasie – aber sachlich“, fast alles gesagt und in einem dialektischen Sinne recht:

“Ja, mein Lieber, jetzt kommen die siebziger Jahre, die achtziger, was meinen Sie was da los ist, da zählt nur noch Leistung, Leistung und nochmals Leistung. Wir müssen den Anschluß kriegen. Und Sie hören Sie zu. Ihr wollt euch drücken. Sie sind auf dem falschen Dampfer! Die Zeit der Postkutschen, Barrikaden und Klassenkämpfen, die ist vorbei. Und, was habt ihr denn schon zu bieten wenn ihr mal am Drücker seid. Na! Das ganz große Schweigen! Wer von euch kann denn zum Beispiel einen Computer füttern? Ihr Kelten! Ihr wollt die Massen befreien? Hahaha! Von was denn? Von Kühlschränken, Eigenheim und Autos. Nee, mein Lieber! Die wissen bescheid. Die blasen euch einen. Eure Massen die wollen geleitet werden und ihre Ruhe haben. Und das bieten wir. Die Industrie schafft ganze Armee von Sozialpartnern und Verbraucher. Und im Ãœbrigen kann jeder machen was er gerade will. Ihr mein Lieber, im Jahre 2000 wird keiner mehr euch sprechen.. Ja, grinsen Sie nur. Ich sag Ihnen was: Die Biochemie – da ist die H-Bombe gar nichts - die wird uns alle verändert. Ja, grinsen Sie nur. Mit China werden wir auch noch fertig. Kucken Sie sich mal unsere Außenbilanz an mit China heute schon. Wir steigen jetzt auf den Weltmarkt um! Asien, Afrika, Lateinamerika, die wollen da auch bloß leben, das sind Riesengebiete, das wird alles erschlossen und zwar progressiv, dynamisch, mit Phantasie: aber sachlich.“

SCHLUSS

Es gibt für mich einen schwer aufzulösenden Widerspruch, der darin besteht, einerseits die Natur zu bewahren wollen, aber andererseits Eingriffe zu befürworten, die eine Verbesserung der individuellen Existenz bewirken könnten. Welche Eingriffe sollten geduldet werden? Sollte eine Genmanipulation die darauf abzielt eine Erbkrankheit zu verändern, nicht vielleicht doch erlaubt sein? Wird durch diese Möglichkeit nicht sogar der gestaltende Mensch, der sich selbst schafft, Wirklichkeit? Warum nicht?

Ich habe schon von den Eingriffen des Menschen in die Natur gesprochen, und mit Engels alles relativiert. Hätte der Mensch aber auf Eingriffe und Experimente welcher Art auch immer verzichtet, wäre das Leiden auf dieser Welt größer. Alles fließt. Die Starrheit ist aufgelöst. Es ist heute schon möglich das Geschlecht eines Menschen zu ändern. Sollen jene darüber jammern, die an den Schöpfer glauben, alles als vorbestimmt ansehen, wie jene Frauen die erdverbunden und naturbewußt leben, was ja bekanntlich bei ,,linken“ Frauen UND Männern üblich ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !

Tanja Krienen, Juli 1998

3 Kommentare »

  1. Es ehrt dich, Tanja,

    dass du das einsiehst. Aber es ist schon manchmal schwierig, eine vernünftige Ansicht gegen pathische Krawalldeppen aller Couleur (Bush ist da nicht gemeint) zu verteidigen.

    Immerhin bist du dazu noch in der Lage. Die Krawalldeppen lauern aber…

    Kommentar von hegelxx — 4. August 2005 @ 14:30

  2. http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001753

    Kommentar von Campo-News — 18. Dezember 2014 @ 11:31

  3. grundsätzlich konnte bei den 1320 Probanden festgestellt werden, dass Vegetarier einen gesünderen Lebensstil pflegen. Sie trinken weniger Alkohol und sind weniger übergewichtig. Ihre Gesundheitszustand wurde trotzdem als schlechter eingestuft. http://www.huffingtonpost.de/2016/08/15/vegetarier-studie-gesund_n_11522558.html

    https://www.focus.de/wissen/mensch/neues-buch-denkt-mit-harald-lesch-ueber-wissenschaft-in-der-krise-koennen-mit-der-natur-keine-deals-machen_id_13350994.html

    Kommentar von Campo-News — 15. August 2016 @ 15:54

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