Lichtspiel, Rampenlicht und Beleuchtungen VII
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Der Beihilfe zur Erhebung des Steueraufkommens und seiner anschließenden Verteilung zu Gunsten von Projekten in Afrika, die er doch stets so unaufdringlich einfordert, entzog sich der „Rockmusiker“ Bono (was auf Spanisch kurioserweise nicht Jagd- , sondern Gutschein bedeutet) dadurch, dass er jetzt abrechnungstechnisch ins Steuerparadies Niederlande entwich. So wie jene mit den dicksten Wurstfingern mit selbigen auf die Sparkapazitäten der Normalbürger verweisen, also mit der großen Klappe vor dem Mikro, Makro-Getöse zum Zwecke der Propaganda inszenieren, so ist es auf allen Gebieten - wenn man nur näher hinschaut. Das hat Tradition und war immer auch ein bisschen witzig. Als ein ehemaliger Kanzler, den Ulrich Roski vielleicht im Lied „Der kleine Mann auf der Straße“ vor Augen hatte („dessen Gesicht sehr stark ins Gesäßhafte spielt“), als also dieser Kanzler einst „maßhalten“und „den Grütel enger schnallen“ predigte, während er fast selbst aus den Nähten platzte – da hatte das in etwa den gleichen Überzeugungtäterscharakter.
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Die Männer freuten sich. Ihre Eisengießerei, irgendwo im mitteldeutschen Niemandsland, floriert wieder besser. Noch gar nicht so alt, aber dafür umso gräulicher aussehend, liegt ihre Hoffnung in der Option, die morschen Knochen eisengießend weiter zittern zu lassen. Da fiel mir etwas Kurioses auf: Wo waren eigentlich die Frauen? Niemand da, der zeternd den moralischen Finger der Berechtigung zur völlig Gleichheit des gesundheitlichen Verlustes erhob. Das irritiert. Die Quote für alle Berufe! Mein erster Lehr-Satz zur Gesundung der Verhältnisse, weil: Schon bald darauf wüsste man, wie skandalös die bisherige Praxis ist.
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Manchmal möchte man laut rufen: „Herr im Himmel, gibt es dich vielleicht doch?“ (lässt es dann aber besser, weil ein Sonnenstrahl noch keinen Frühling macht). Doch das Magazin „Wissen“ der „Süddeutschen Zeitung“, verschaffte mir diesen sonnigen Moment mit einem Interview des von mir seit meiner pädagogischen Ausbildung geschätzten Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Ich zitiere zusammenfassend:
(Auf die Frage, ob man einem Mann die weibliche Gefühlwelt beibringen solle):“Warum wollen Sie den Mann denn zerstören? Was soll das? Die, die das nicht machen, werden uns mit Vergnügen besiegen und unterdrücken….Die Idee, dass unterschiedliches Verhalten allein auf Erziehung und Übung zurückgeht, stimmt nun mal nicht. Die Geschlechter unterscheiden sich allein schon morphologisch stark…Zwar können Frauen, wenn sie stark trainieren eine gewisse Vermännlichung erleiden, aber ihr Hormonhaushalt gerät durcheinander. Aber dass die Geschlechter gleich seien, wie in den vergangenen Jahrzehnten oft behauptet, ist unsinnig….Man kann den Effekt der Hormone schon beeinflussen, aber insgesamt setzen sie sich durch. Menschen lassen sich nicht einfach gegen ihre biologische Disposition erziehen. Der Mensch ist nicht aus Wachs, das man beliebig formen kann, weil die Umwelt das wünscht. So hat auch die Angleichung der Geschlechterrollen in den Industrieländern die Frauen ungeheuer diskriminiert…Schaut man in traditionelle Kulturen, dann wird klar: Sie funktionieren nur mit geschlechtlicher Arbeitsteilung. Solche biologischen Muster setzen sich auch schon früh in den Kindern unserer modernen Gesellschaften durch…(und) muss biologisch vorbereitet sein, anderenfalls wären die Menschen wahrscheinlich schon ausgestorben. Wer die Weichen gegen die Biologie stellt, den bestraft sie mit geringem Fortpflanzungserfolg. Ich verstehe bei uns diesen Trend zur Gleichmacherei nicht, der sich meist darin zeigt, dass Frauen Männermodelle nachahmen sollen. (Zu den Knaben, die erst auf Grund einer genetischen Veranlagung mit ca. 12 Hoden herausbilden und deshalb zunächst als Mädchen erzogen wurden): Schon die geringe Verbreitung dieser Mutation zeigt ja, dass sie biologisch nicht von Vorteil ist. Würden sich solche Mutationen durchsetzen, könnte das eine Kultur schwer treffen….Nahezu alle männlichen Initiationsrituale sind vom Gedanken getragen: Jetzt müssen wir den Jungen zum Mann machen und aus der starken Mutterbindung lösen.“ In der Tat, und der Teil, bei dem das nicht gelingt, und der durch pathologische Mama-Verehrung bis zum bittren Ende auffällt, heißt sich selbst: „schwul“.
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Aus dem Focus 9/2007: Kinder, die ohne Vater aufwachsen, haben im späteren Leben möglicherweise Schwierigkeiten, eine enge Bindung zu einem Partner aufzubauen. Forscher der Uni Haifa befragten Männer und Frauen im Alter von 22 bis 32 Jahren. Abkömmlinge aus funktionalen Familien hatten zu 82 % eine enge und intime Partnerschaft, Kinder, die im Alter von sechs und zwölf zu Halbwaisen wurden oder regelmäßigen Kontakt zum Vater einbüßten, ließen sich dagegen nur zu 62, resp. 60 % auf eine enge Beziehung ein. Ein großer Teil der Befragten führte an, erneute Bindungen wegen Verlustängsten zu scheuen.
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Man muss nicht so vorgehen, wie es neulich ein Verleger in Münster mit der gesamten Lokalredaktion umsetzte, nämlich: sie freizusetzen. Aber die Begründung - sie hatte doch mehr als einem wahren Kern und passt nicht nur auf den lokalen Bereich. Schluss wolle er nämlich machen, so ließ er verlauten, mit diesem „Vereins – und Gefälligkeitsjournalismus“. Nicht schlecht, eine radikale Neuordnung wäre schon ganz nett, jedoch – was wären die Zeitungen ohne ihre schlecht lesenden Schützengilden, protestierenden Zentralräte und übelgelaunten Verbände? Nicht viel, ist zu befürchten. Dies wissend, ruderte auch der besagte Verleger Stück für Stück zurück.
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Robert de Niro schien extrem schlecht gelaunt, als er der „Kulturzeit“ ein Dreiminuteninterview während der Berlinale gab: Nie lächelnd, keinen Ansatz eines Spiels, kein Augenzwinkern, ein Gesicht, das mit „mürrisch“ zu beschreiben, eine Ruchlosigkeit im Sinne Schopenhauers gewesen wäre. Und dennoch war dieser „Auftritt“ der Höhepunkt eines Festivals, über das schon diese paar Worte, ein paar zuviel sind.
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Geht das so weiter, wird man bei zukünftigen „Miss-World“-Ehrungen nicht mehr „Twiggy Twiggy“ von „Pizzicato five“ spielen, sondern „I am the walrus“ von den Beatles.
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Apropos, Wahlrusse. Edmund Stoiber ist ja beinahe einer und damit erkenne ich, dass ich wohl gar nicht so falsch gelegen haben muss, als ich 1978 als „Jubelrussin“ auf dem Köln-Bonner Flughafen den großen Führer der Sowjetunion, jenen Nachfolger des Nachfolger Stalins, Leonid Breshnev, kreischend begrüßte, auf dass die Anhängerschaft „Papa Ratzis“ dagegen ein schlaffer Haufen sei. Der dumme Versprecher vom „US-Präsidenten - Breshnev“ anlässlich der Aschermittwochrede Stoibers war es, der den noch dümmerlicheren Teil der Presse zum kindischen Schenkelklatschen brachte, ein Versprecher, der nicht nur nach einer drei Stundenrede einmal passieren darf, sondern jenen Verhöhnern unzählige Male mehr unterlaufen wäre, bei denen ja nicht einmal gewiss ist, ob sie überhaupt 65 Jahre alt werden (geschweige dann so gut beieinand´sind, wie es bayerische Ministerpräsident zu sein pflegt). Aber der eigentliche Dünnpfiff Stoibers, der damit zeigt, dass seine Zeit nicht zu unrecht demnächst abläuft, gipfelte in seinen Ausführungen zu Putins Russland, das wohl ein tolles Land sein muss. Kein Wort der Kritik, lediglich vielerlei Hudeln von der Bedeutung der Sowjetun…äh, ich meine Russlands, das sich nicht anders anhörte als die DKP anno – siehe eingangs – 1978. Stoiber setzte noch einen drauf, als er - fast glaubte man eine Träne rollen zu sehen – über einen internationalen Empfang sprach, nach dem Stoibers politischer Vater Franz Josef Strauß, als einziger (!), wie Stoiber betonte, als einzigster (!) von Breshnev (war nicht sogar von strömendem Regen die Rede und weinte nicht Mütterchen Russland dabei), zum Auto gebracht wurde! Interessant, was Stoiber so alles für wichtig hält. Ich weiß nur, dass ich nach meinem vierwöchentlichen Aufenthalt in der SU (1979), langsam aber sicher zu anderen Ergebnissen kam. Hatte ich in Moskau noch Lenin im Schneewittchensarg „Spasiwa, Genosse (товарищ) Wladimir Iljitsch Uljanow - Dosvedanja“ gesagt, dann aber nach meiner Rückkehr an das Schwarze Meer (Sotschi) verstörend viel Militär gesehen (jeden Morgen kamen mir bei meinem morgendlichen Spaziergang Kolonnen von gutaussehenden, ca.18, 19jährigen Soldaten mit entblößten Oberkörpern entgegen), so ging er wenige Wochen später los: der Krieg in Afghanistan. Das zum Thema „Der Edmund, Franz-Josef, Leonid un´ i“.
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Dieser Tage sah ich Grönemeyer im TV, ich glaube, es war eine Aufzeichnung/Ausschnitt aus einer dieser entsetzlichen „Wetten, dass“- Sendungen. Au weh, was war das peinlich. Das schmerzte ja förmlich, so peinlich war das. Das verursachte so ein richtig schlimmes Gefühl im Unterleib, so habe ich mich geschämt. Für ihn. Dieses Gequetsche, diese atonale aber trotzdem schleimige Musik, dieser Mann, der immer nur da ist, anstatt Abstand zu zeigen – und dann dieser Text, der nur selten verständlich war. Irgendwie scheint die Erde lieb zu sein, meint er, und wir seien böse. Wofür haben die Denker dieser Welt eigentlich Bücher geschrieben?
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Barack Obama soll manchen Schwarzen zu hellhäutig sein, um als „schwarzer Kandidat“ tragbar zu sein. Dazu fällt mir nicht mal ein Witz ein. Oder doch? Harry Belafonte wurde jetzt 80. Der Piscator-Schüler war ja auch früher dunkler, wie die Älteren unter uns noch wissen. Kein Wunder, damals arbeitete er ja auch an „Negertheatern“. Woher ich das habe? Na, von seiner Plattenfirma. Glückwunsch!
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Dass die Flucht aus Ostpreußen eigentlich eine gigantische antifaschistische Aktion war, will uns die ARD gerade zeigen. Angeblich habe man darüber ja bislang nie gesprochen. Ist natürlich kompletter Unsinn. Am Liebsten mochte ich dazu die Lieder von Schobert & Black, die sie bereits Anfang der 70er einspielten und die im schönsten ostpreußischen Dialekt (beide kamen auch von dort) gehalten waren. Eingangs beteuerten beide beim Vortrag des Songs „Versöhnung-Never“ (”was so viel hejst wie`Vereinijung jarnich´), sie seien „die beiden einigen Ãœberlebenden dieser Musikgattung, die andern sind uns auf dem langen Marsch hier her abjestrapst“. Im Lied „Des Heizers Traum“ heißt es dann über den Vertriebenen:
Err hat im Kopp keen scharrfes Ziel
Bloß so sejn Hejmatlandjefiel
Denn wennse alle Hejmat schrein
Kann er doch nicht dajejen sejn
Das Lied endet:
Nich dass err da jerrn leben mecht
Denn schließlich hierr jeht ihm nich schlecht
Im Jrrunde isses ihm ejal (der Spanier sagt korrespondierend “igual”)
Hat Eijenhejm in Frrankenthal
So isses, auch wenn der Jedanke an die fiele scheene Trrakhener zu Trränen rriehrt. Und errstma an die Jejend um Kenichsbarch und Insterrburrch…
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,469659,00.html
Kommentar von Vaeter — 6. März 2007 @ 20:06