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3. November 2006

Die kleine Anhöhe

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 18:38

Von Tanja Krienen

Die kleine Anhöhe

Blutrot stand die Sonne knapp über dem dunkel werdende Horizont, als die sieben Männer einer, wie es schien, ungeordneten Formation, mit langsamen Schritten die kleine Anhöhe erreichten, auf der SIE, die dort seit dem frühen Morgen wartete, regungslos ihrer harrte.

Fast unmerklich nahmen sie eine Position ein, die jetzt wie abgesprochen erschien. Ein Jeder schulterte ein graues Bündel an dem sie sichtbar schwer trugen - beide Bügel hingen über den Rücken, die Oberkörper waren stark gekrümmt. Zeitgleich schüttelten sie ihre Last ab, hielten kurz inne, ehe sie auf ein wohl verabredetes Zeichen ihres Anführers, eines hellhäutigen, besonders bleichen Mannes allgemein auffälligen Verschnitts, die Reißverschlüsse ihrer jeweiligen Rucksäcke, als die sich nun jene Bündel erwiesen, bedächtig, fast zelebrierend, vollständig bis zum Anschlag, aufzogen.

Sie griffen hinein und beförderten etwas Matschiges, Erdigbraunes, scharf Riechendes an das Dämmerlicht. Lehm, Dung, schwer Gewichtiges gerührt mit moormodernde Leichenfäule jahrtausend alter abgestorbener Kadaver, nun losgelassen, augenblicklich, äugend aus dem Stoff der beseelter Materie – fast Kreatur geworden.

Doch SIE verharrte noch immer regungslos bis zu jenem Moment, da die nasskalten Klumpen SIE überall am Körper trafen: zuerst war es der Unterleib, dann die Brusthöhe, fortan nur der Kopf. Immer schneller trafen die Brocken, Steinen gleich, immer stärker warfen sie, Klumpen um Klumpen, immer erregten keckerten ihre Stimmen auf wie irres Vieh, urinierten sie gleich Schakalen vor dem Kampf.

Minutenlang vollzog sich die beabsichtigte Hinrichtung, doch SIE, die wenig sah, und noch weniger fühlte, bückte sich, mühsam zwar, da sie unablässig ihre Geschosse abfeuerten, aber plötzlich umfasste ihre Hand einen Klumpen, krampfte die Hand, hob zitternd vor Kälte, nicht vor Furcht, den Arm, und schleuderte, nicht sehr fest, aber immerhin doch so, dass er die Reihe der Täter erreichte, erst einen, dann einen weiteren Brocken auf die Angreifer.

Sie stutzten, verdutzten, hielten ein, wurden klein, sperren den Mund zu und auf, blickten mit weiten Augen auf SIE und sprachen, stockend, leise, dann dieselben Sätze lauter und polternd, stolpernd, hastelnd: „Habt ihr das gesehen? Habt ihr es gesehen? Ja seht doch nur! Sie hat uns beworfen! Sie hat uns getroffen! Seht, es klebt Dreck an ihren Händen! Ja taten wir nicht recht daran sie zu bewerfen, wo sie doch uns bewirft? Wer glaubt sie zu sein, dass sie uns bewirft, wo doch nur wir werfen dürfen?! Oh, wir Opfer! Helft uns doch!“

Nun erst bemerkte SIE, dass überall in der Stadt ähnliche Gruppen vor anderen Häusern standen und jeden traktierten, den sie habhaft werden konnten. Doch SIE flog auf, flatterte über die dunkel gewordene Stadt und warf Phosphor aus, auf dass es überall hell ward. Beruhigt blickte sie auf ihr Werk und machte sich auf die weite Reise nach Tralfamadore.

8 Kommentare »

  1. Alle gemein, alle kein Durchblick, nur du arme Unschuld wirst getroffen, du Heldin. Wie schröcklich. Elogen auf sich selber schreiben, das schafft nur eine Egomanin.

    Kommentar von A.S. — 4. November 2006 @ 12:21

  2. Das zeigt wieder, was du von Literatur verstehst - als würden Autoren nicht immer eigene Erlebnisse wiederspiegeln. Zudem: SIE bin nicht ich 1:1 - und wie du nachlesen kannst, geht es ja nicht allein um mich. Kapiert, du kleiner Mitläufer?

    Kommentar von Campo-News — 4. November 2006 @ 13:52

  3. Aber auf dich beziehst du es schon, du ex-sed-mitläuferin, oder? Natürlich!

    Kommentar von A.S. — 4. November 2006 @ 14:10

  4. Mensch Schmidt, du bist kaputter als ich dachte. Ich war keine Mitläuferin, sondern aktiv in der DKP: Stellvertr. Gruppenleiterin, Mitglied des Kreisvorstandes, Kandidatin für das Stadtparlament, dazu verantwortlich für die Bildung bei der SDAJ, Mitglied des SDAJ - Kreisvorstandes, Delegierte zur Bundesversammlung (Gast war damals Egon Krenz).

    Das alles ist ein Vierteljahrhundert her und ich habe lückenlos über diese Zeit Auskunft gegeben und sie aufgearbeitet - wie viele andere DKP-Mitglieder, die ebenfalls heute ordentliche Demokraten sind, allzumal man auch damals links UND aufrichtig sein konnte. Fast alle, die z.B. gegen Biermann-Ausbürgerung waren, waren AUCH links, fühlen sich sogar der Partei verpflichtet. Es war seinerzeit eine Ungeheuerlichkeit sich von der Partei trennen. Es hat viel Tränen gekostet: erst die der Wut, dann der Trauer, dann wieder der Wut…Ach Schmidt, du niederer Mensch du.

    Kommentar von Campo-News — 4. November 2006 @ 15:21

  5. Wo wir grad schon wieder bei niederen / unter Menschen sind : wann kommt denn nun endlich mal die Veröffentlichung des Prozesstermines?? Die Woche ist bald rum und es gibt sicher viele Leute die sich diesen Tag als als Prozessbeobachter im Kalender rot ankreuzen, oder braun, je nachddem :-)

    Kommentar von Lachflash — 4. November 2006 @ 15:55

  6. Mal sehen was das für eine Verhandlung ist:
    1. Die verklagt Broder
    2. Broder ist entnervt und verklagt die, weil nervig.
    3. Der zuständige Landkreis macht ein Feststellungsverfahren und setzt gegen die PsychKg ein.

    Ich halte letzteres für wahrscheinlich. Hoffentlich haben die dann in Bonnies Ranch auch INternetanschlüsse.

    Kommentar von A.S. — 5. November 2006 @ 05:32

  7. Du hältst Staatsanwaltschaften, die einen Termin ansetzen, für irre? Zudem: nicht ich beleidige, nicht einmal ist geschehen. Nie.

    Kommentar von Campo-News — 5. November 2006 @ 09:05

  8. Ein Staatsanwalt hat einen Termin angesetzt?

    TK: Der Rest wurde zensiert. Leute mit einer Mail-Adresse like “Tranny”, also jene, die nicht wissen ob sie Männchen oder Weibchen sind, und auch nichts daran wollen, scheinen nicht befugt auch nur irgendetwas richtig einzuschätzen, nicht mal ihre eigenen Neurosen. Beispiel: dieses, wo sie nicht wissen, was ihrer Phantasie entspringt, und was anderseits die Realitität abseits jenes Wahnsinns im eigenen Kopf bereit hält.

    Kommentar von Lachflash — 5. November 2006 @ 12:47

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