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7. Oktober 2006

Pissoir sisters

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 11:39

Von Tanja Krienen

Geradezu herkullisch wird die notwendige Anstrengung zukünftiger Generationen sein, die bestehende kulturelle Meningitis auszumendeln, also geschickt zu darwinieren, sowie ihre hydraischen Nachgeburten zu entsorgen. Einstweilen aber leben sie fort, wandeln sich, mutieren munter, krebsgeschwüren fröhlich einher und flöten auf den guten Geschmack des Lesers, Hörers, Denkers.

Veränderte Attrappen echoten unverhüllt „Schaut her, wir sind´s!“. Mein altes Shampoo hat einen neuen Duft, der so nicht mehr heißen darf, sondern zauberwörtlich, weil es grad cinematographisch modern ist, „Parfum“ getauft ward, während der Taufwart „Seelsorger“, statt Pastor heißt, der wiederum als „Pastor aleman“ in Spanien auch keine Schafe mehr hütet, sondern spanisch bellt und Strizzis optisch aufwertet.

Leni Riefenstahl heißt jetzt Sönke Wortmann und die CDU SPD, während die SED erst PDS hieß und sich jetzt Linkspartei verbalsalbt, aber nach der Fusion mit allen anderen wohl wieder zur SED umbenannt wird, besser zur „Asozialen Front“, weil ja nicht alles schlecht war weiland in der DDR, die doch jetzt Ostzone heißt, jedoch meist wie „DDR“ ausschaut, aber mitteldeutsch sein möchte.

Das Palimpsest des Grauens aber trägt aktuell den Namen Scissor Sisters (ehemals Dead Lesbian And The Fibrillating Scissor Sisters). Wer sich bei ihnen im Publikum sammelt („Du, ich lebe schon 20 Jahre mit diesen dunklen Flecken, damals hörte ich noch Queen“), hat keine anderen Sorgen. Mehr. Denn: jäh dringt die schwule Musik in die Gesellschaft ein, die auch danach aussieht.

Apropos Aussehen: Als hätten er Läuse und Zecken im String, sowie einen Dildo zwischen den Gesäßbäckchen, bewegt sich der unglückliche Vortänzer und „Sänger“ wie eine Raupe auf der Herdplatte, nur: wahrscheinlich schlechter riechend. Was die Bee Gees (deren frühe Schnulzenphase ja partiell noch vor ihrer späteren Vergangenheit in Schutz zu nehmen ist), Village people, Boney M., Silver Convention, Blues System und andere Spacken mit Sparren einst verkörperten, hervor kommend also aus dem Urschlamm von Disco, Phillisound und anderen Geschmacksbrechern, das wird nun gebündelt, gecovert und gefistelt als Pissoir-Sound dargeboten.

Der artverwandte und originale Pissoir-Sound ist eigentlich überall: Im Restaurant, im Kaufhaus, im Supermarkt und eben: dort. Da bislang noch niemand in diesen Etablissements rufend „Jetzt ist aber Schluss mit dem Gedudel“ gesehen wurde, ist davon auszugehen, dass es allen gefällt. Die Tassen, die den Massen im Schrank fehlen, scheppern im Takt, wohin man kommt, und stören den, der sie noch alle hat, obwohl grad ihm das Gegenteil beschieden wird. Schließen wir uns lieber ein, das ist gesünder.

3 Kommentare »

  1. Au weiha;

    Hier hilft nur noch Not-Keulung

    Kommentar von August Bebel — 7. Oktober 2006 @ 19:03

  2. Wen?

    Kommentar von Campo-News — 7. Oktober 2006 @ 22:10

  3. Hm…

    also Sönke Wortmann ist Leni Riefenstahl, der war gut…

    Wie eine Raupe auf der Herdplatte riecht, das weiss ich nicht genau, halt verbrannt, ich hab nen Gasherd…

    Kommentar von hegelxx — 24. April 2007 @ 15:39

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