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24. Dezember 2005

Eine schöne Bescherung

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 15:12

Fragen Sie Frau Krienen, Nr. 10

*poch, poch*

TK: Wollt ihr ihn mir bitte auf die Truhe legen?!

Dr. Deisler: Ich bin es nur. Was ist?

TK: Dr. Deisler, welch Überraschung! Ach, Verzeihung, ich spielte nur soeben das alte Spielchen „Szenen der Weltliteratur“.

Dr. Deisler: Was war das?

TK: „Die Gewehre der Frau Carrar“ – einer der letzten Szenen, wo…egal, Sie verstehen ja von solchen „Dingen“ eh nix.

Dr. Deisler: Ich bin ja doof!

TK: (lacht): Nein, nicht wirklich, aber, sagen wir es mal vorsichtig: einseitig, nicht einfach, einseitig gestrickt, gell?

Dr. Deisler: Finde ich nicht. Aber ich wollte Sie etwas fragen.

TK: Sie wollen mich heute etwas fragen? Haben wir denn heute keinen Patienten?

Dr. Deisler: Nein, heute ist doch der Heilige Abend.

TK: Ach ja, merkt man hier gar nicht so. Wissen Sie, draußen fahren sie mit dem Trecker umher, arbeiten wie immer – und wir haben zweistellige Temperaturen. Zudem beschenkt man sich eigentlich erst am 6. Januar. Das mag spanisch vorkommen, ist aber so.

Dr. Deisler: Ich wollte Sie nämlich fragen, was Sie vom Weihnachtsfest halten?!

TK: Ja doch.

Dr. Deisler: Mehr nicht?

TK: Doch.

Dr. Deisler: Ja und was?

TK: Können Sie mich das nicht ein anderes Mal fragen? Heute ist doch Heiligabend!

Dr. Deisler: Ach so. Wann denn?

TK: Na, ich denke so im Juli oder August! Dann machen wir eine Flasche auf, sitzen schön in der prallen Sonne – und dann philosophieren wir etwas. Das macht richtig Spaß.

Dr. Deisler: Ok, überredet.

TK: Aber, Dr. Deisler, ich war ja, das gebe ich gerne zu, schon auf ihren Besuch vorbereitet und deshalb habe ich auch hier – extra für Sie – ein Gedicht aus tiefsten Tiefen zusammen gefühlt. Nehmen Sie es mit nach Hause.

Dr. Deisler: Danke! Wo ist es denn?

TK: Na hier natürlich:

Weihnacht in Propan

Es wurd an kalten Wintertagen
Ein Mann geplagt von vielen Fragen.
Zum Beispiel stand er vor der Wahl
(Den Flaschen wars total egal)
Welch Brennstoff nun der Bessre sei
(Oder ob es einerlei)?
Ob Gas aus Butan oder Propan
Mehr wärmt, als es der gute Strom kann?!

Der Wind blies kräftig kalt von Norden
Um alles Lebende zu morden
Und unser Mann verzweifelnd klagte
Weil niemand ihm die Lösung sagte.
Da kam vom nahen Wald heran
Ein Kindlein mit dem Weihnachtsmann
Auf einem großen Rentierschlitten
(Sie schwebten mehr, als dass sie glitten)

Im unwirklichen Nebellicht
Da plötzlich dieser Strahl durchsticht
Das Kindlein flüstert leise: “Auf Wohlan!
Mach dich auf die Reise, - nach Propan!”
Der Mann glaubt nicht ganz zu verstehn
Er ruft: “Wohin soll ich, bittschön, nun gehn?”
Doch schon sind alle wieder fort.
Nur´s Nebellicht verharrt am Ort.

Doch ist der Mann nun frohen Mutes
So´n Nebellicht hat auch was Gutes
Er denkt: Soll sein, so fahr ich flugs nach Bhutan
Um 14. 50 kommt der Zug an.
So zuckelt er zwei Tage lang
Hinein, direkt und mittenmang
Ins Hochgebirg, dem Himalaya
Als er das sieht, denkt er: Auweia!

Er nimmt sich vor sich selbst zu schinden
(Die Buddhas das sehr komisch finden)
Und läuft die Felsen rauf und runter
(Den Sherpas ist er viel zu munter).
Er findet Holz und Kerosin
Und manches Wesen klandestin.
Doch Butan oder Propan
Er nirgends find in Bhutan.

Da sagt einer mit roter Mütze:
“Hallo, ich bin der Dieter Prütze
Doch jetzt heiß ich Thruhla Trullah
War schon dem Dalai Lama nah.
Du, den find ich so wunderbar
Ich freu mich auf das Nirwana.
Heut hab ich großen Fasten-Spaß
Hm, riechst du unser schönes Gras?”

Das Gas! Es fällt ihm wieder ein
Doch hier wächst nichts als starrer Stein.
Verdammt, was sagte dieses Kind?
Es ging so schnell, war zu geschwind.
Er lässt den Trullamann da sitzen
Läuft los und kommt sehr bald ins Schwitzen.
Die Nebelwand, die Nebelwand
Da packt ihn eine fremde Hand.

“Wo bin ich?”, fragt er die Gestalt
Die lächelt und sagt: “Warte, bald!
Dann wird dein Weg zu Ende sein
Setz dich hierher, trink diesen Wein!”
Er setzt sich und zur Tür herein
Da kommen zwanzig Engelein
Sie sind zwar eng und ziemlich klein
Doch sollten Englein anders sein?

Ja, auch der Weihnachtsmann ist da
Happy Xmas – wie wunderbar!
Jingle bells, jingle bells Jingle all the way!
What fun it is to ride in a one-horse open sleigh
“Wo bin ich hier”?, fragt unser Mann
Der´s immer noch nicht fassen kann.
“Nun, hier bist du in Propan
Der Gegenwelt zu Bhutan.”

Ach, das ist schön: Und richtig
Hier ist die Flaschenwahl nicht wichtig
Hier ist es immer warm und eben
Hier können Menschen menschlich leben
Allein, zu zweit oder zusammen
Hier lodern hoch die heißen Flammen
Es ist, wie es schon immer war:
Ein Hoch aufs neue, bessre Jahr!

Dr. Deisler: Das war ein sehr schönes Gedicht. Nur habe ich es nicht verstanden.

TK: Na, Sie verstehen ja nicht mal die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten.

Dr. Deisler: Ich kenne niemanden, der die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten versteht!

TK: Bitte werden Sie nicht frech, ja! Man könnte das so auffassen, als würden Sie die Autorität unserer ehrenwerten neuen Bundeskanzlerin infrage stellen, denn schließlich ist das ja ihre.

Dr. Deisler: Meiner einer?

TK: Unsinn. Seien Sie nicht so sophistisch. Ich meine, äh ihrer Ihrer, also der Kanzlerins´ - ist das manchmal schwer!

Dr. Deisler: Ja aber welche Autorität denn?

TK: Nun, zum Beispiel der, mit der sie sich jetzt bei der EU durchsetzte um Milliarden zusätzlich zahlen zu dürfen. Das war doch beeindruckend!

Dr. Deisler: Was stört Sie daran, ist doch für einen guten Zweck!? Außerdem zahlen Sie doch in Spanien Steuern.

TK: Na und? Ob ich nun für marode Ostprojekte oder für überflüssige Tomatenplantagen bezahlen muss – ist doch wurscht. Immerhin stimmt es mich überaus zufrieden, dass ich seit zwei Jahren den Bettelzuschlag für den Osten nicht mehr zahlen muss. Von der „Ökosteuer“ ganz zu schweigen. Und jetzt kommt bald die Mehrwertsteuer: Hähä!

Dr. Deisler: Sie haben ja eine ranzige Laune. Denken Sie doch mal ans Gemeinwohl.

TK: Wohl gemein, was? Quatsch beiseite. Wissen Sie was wirkliche Armut ist, Dr. Deisler?

Dr. Deisler: Ich habe während meines Medizinstudiums mindestens einmal in der Woche Hausbesuche machen müssen.

TK: Dann strotzen Sie ja vor Kompetenz auf diesem Gebiet, nicht wahr? Wenn Sie sich die Finger waschen, behaupten Sie mit Gewissheit, Sie seien soeben einem Ozean entstiegen, was?

Dr. Deisler: Jetzt sollte ich beleidigt sein.

TK: Keineswegs. Also, ich möchte ihnen zu diesem Gedicht noch zwei Bücher schenken, die sie unbedingt lesen sollten.

Dr. Deisler: Danke. Frohe Weihnacht!

TK: Is´scho recht. Auch. Hier, bitte. Außerdem zwei Gedichte, Nr.1 von Louis Fürnberg, Nr. 2 von Georg Kreisler


Weihnachten ist eine schöne Zeit
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
denn es wird gefeiert weit und breit.
Bitte, alle mit mir singen:
Weihnachten ist eine schöne Zeit.

Weihnachten ist eine schöne Zeit,
insbesondere wenn es tüchtig schneit.
Durch die Flocken klingen Glocken.
Weihnachten ist eine schöne Zeit.

Mutter kriegt Toilettenseife,
die sie zum Toilettenwaschen braucht.
Vater kriegt eine neue Pfeife,
weil er schon seit Jahren nicht mehr raucht.
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
wenigstens das sagen alle Leut.
Nicht verschnaufen! Weiterkaufen!
Weihnachten ist eine schöne Zeit.

Ich bekomm viel schöne Bücher.
Leider sind es jene Bücher,
die ich schon gelesen und gehaßt.
Tante kriegt zwei Seidenblusen,
wobei ihr von beiden Blusen
weder eine noch die andre paßt.
Oma kriegt die Samowaren,
die sie selbst vor zwanzig Jahren
irgendwem gegeben hat, zurück
Onkel kriegt zehn Taschentücher.
Taschentücher braucht er sicher,
er hat eine Taschentuchfabrik.

Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Drüber gibt es sicher keinen Streit.
Sternchen kleben! Geld ausgeben!
Weihnachten ist eine schöne Zeit.

Zwar es geht nicht jedermann zur Mette
denn Weihnachten gibt’s anderes zu tun untertags.
Dafür kauft sich jeder eine nette
Kerze mit ein’ Engerl dran, aus Plastik oder Wachs.
Und am Weihnachtsabend, wie erquicklich!
Man speist mit der Verwandtschaft, die man’s ganze Jahr vermied.
Nach dem Essen fühlt man sich so glücklich,
weil man die Verwandtschaft dann ein Jahr lang nicht mehr sieht.

Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Das ist sicher keine Neuigkeit.
Goschen halten! Hände falten!
Weihnachten ist eine schöne Zeit!

Gib uns Frieden, Fest des Friedens!
Gib uns Liebe, liebes Fest!
Gib, daß man statt Platitüden
uns die Wahrheit sehen läßt!
Gib uns Weisheit und Verständnis!
Laß uns nicht beim Lügen lachen!
Und verleih uns die Erkenntnis,
wie aus Menschen Menschen machen!
Laß uns nicht beim Geben sparen!
Laß uns nicht in Zorn entbrennen!
Gib, daß wir in Zukunftsjahren
endlich ehrlich sagen können:
Weihnachten ist eine schöne Zeit!
Weihnachten ist eine schöne Zeit!
Freut uns auch nicht, was wir kriegen,
macht uns Freude, was wir bringen.
Geben wir auch, weil wir müssen,
einmal wird es uns gelingen,
daß wir geben, weil wir wollen.
Dann laßt uns zusammen singen:
Weihnachten ist eine schöne Zeit!

1 Kommentar »


  1. Nun habe ich dem Stones Fan KHF gestern eine DVD geschenkt, die wir uns auch im Laufes des Abend mit Genuss und Gewinn angesehen haben, entstanden im Dezember 1968: Eine hervorragende Qualität, ein Supersound und in der Spitze Klasse - Musik. Welch ein Unterschied zu der gehauchten Seelenlosigkeit im Takt der Pressmusike von heute.

    Besonders stark: The WHO. Keith Moon benimmt sich so, wie es ein Schlagzeuger, ein nach außen Wirkender machen muss: jede Geste, jede Mimik stimmt (und das wahrscheinlich meist unbewusst). Und dann der Ausdruck Pete Townsends!Der Dialog zwischen Lennon und Jagger: einzigartig, abgeklärt - zwei Mitzwanziger in professioneller, artistischer Authentizität *g*

    Mittendrin - die Einlage der Frau, die sich ungefähr Bono nennt, aber hier nicht genannt werden soll: Sie schaffte es ca. vier Minuten lang zu wiehern! Nicht wirklich, sondern so ähnlich. Sie kreischte vier Minuten lang - völlig starr dar stehend - wie von irgendetwas gestochen, dabei umklammert. War es Pop-Art? Hm, nicht wirklich. Neo-Dada? Asiatische Volkskunst?Auch nicht. Es ist ihr vollster Ernst! Das ist ihr Problem. Sie zeigt auch nicht im Ansatz Abstand von diesem “Auftritt”, sie zwinkert nicht, sozusagen. Und trotzdem war das Ãœbel so kalkuliert provokatorisch, dass man nur fröhlich “Das gibt´s doch gar nicht!” grienen und applaudieren kann. Man frage mich nicht nach einer Auflösung des Phänomens! Hier das ganze Verhängnis, liegend - aus der Collage des WHITE ALBUM, das ich mir sofort nach seinem Erscheinen 1968 kaufte:

    Marianne Faithful! Tränen weinte ich, Tränen! Yer Blues von John Lennons Kunstband “The dirty Mac”, Gott, dass man sowas nochmal so sehen und hören kann -

    My mother was of the sky
    My father was of the earth
    But I am of the universe
    And you know what it’s worth
    I’m lonely wanna die
    If I ain’t dead already
    Ooh girl you know the reason why.

    The eagle picks my eye
    The worm he licks my bone
    I feel so suicidal
    Just like Dylan’s Mr. Jones
    Lonely wanna die
    If I ain’t dead already
    Ooh girl you know the reason why.

    Black cloud crossed my mind
    Blue mist round my soul
    Feel so suicidal
    Even hate my rock and roll
    Wanna die yeah wanna die
    If I ain’t dead already
    Ooh girl you know the reason why.

    Und dann die Stones selbst: Keith Richard noch mit einem wirklichen Gesicht, Jagger hochgradig verspielt und mit dem Hintern wackelnd, so, wie es uns ein Vorbild war, Charlie Watts noch langhaarig und nett, und: Brian Jones - eine Blondine mit merkwürdigen Stulpenstiefeln und glänzender Hose - sechs Monate vor seinem Tod.

    Nicht alles bekamen wir damals mit, “wir”, ein Haufen von Kids mit “Beatlefrisur, die wir aber weiter, höher waren, als die Mucker unserer Klasse, jenen, die Zinnsoldaten sammelten, an Preisausschreiben der Bundeswehr teilnahmen und Ratz-und Rübefrisuren auf dem Top ihres unsportlichen Körper spazieren trugen, nichts von Musik wussten und maximal Heintje hörten. Zwar lebte ich auch noch parallel, besuchte z.B. am 2. November 1968 ein Roy Black-Konzert, aber ich kaufte mir schon - um bei den hier verhandelten Musikern zu bleiben - 1968 “Pictures of Lily” und 1967 “Lets spend the night together/Ruby Thuesday”. Das ist das Level, da fängt die Musik erst an *g* und *lol* - und so lange “wir ” atmen, wird der Schafscheiß geklonter Lumpen, wird heiße Luft aus den geblähten Bäuchen schon jetzt halbplastinierter Plastikmusiker, bis zu jenem berühmten letzten Atemzug bekämpft. Einen kleinen historischen Moment glaubten wir vor rund 25 Jahren gesiegt zu haben, ehe die Brut der 68er Eltern, als Reaktion auf Unverdautes, durch die Ritzen drang und die Kultur, sowie ihre Anti-Thetik, auf immerdar, fast es so, vertrieb.

    TK 1968:

    I used to wake up in the morning
    I used to feel so bad
    I got so sick of having sleepless nights
    Went an’ told my Dad

    He said, “Son now here’s some little something”
    And stuck ‘em on my wall
    And now my nights ain’t quite so lonely
    In fact I, I don’t feel bad at all
    I don’t feel bad at all

    Pictures of Lily made my life so wonderful
    Pictures of Lily helped me sleep at night
    Pictures of Lily solved my childhood problems
    Pictures of Lily helped me feel alright

    and:

    I feel so strong that I can’t disguise (oh my)
    Let’s spend the night together
    But I just can’t apologize (oh no)
    Let’s spend the night together
    Don’t hang me up and don’t let me down (don’t let me down)
    We could have fun just groovin’ around around and around
    Oh my, my
    Let’s spend the night together
    Now I need you more than ever
    Let’s spend the night together


    Auftritt des Lehrers: groß schlank, weiße Pluderhose. Ein Pfau. Der Meister philosophierte über das „richtige“ Sitzen, das für Ungeübte schmerzhaft und schwierig sein kann. Eine Dame klagte, ihre Beine würden einschlafen. Was sie denn tun könne? Sie sei nicht bei sich, nicht im Jetzt, beschied der Meister. Sie müsse es probieren, bis die Beine nicht mehr einschliefen. „Das war für mich Arroganz pur“, so Lichter. „Nichts über Dehnübungen, Yoga oder eventuelle Rückenprobleme. Sie wurde einfach abgespeist. Die Frau hatte Schmerzen, das kann man doch nicht weglabern.“ Einmal entdeckte er eine Frau, die alle viere von sich gestreckt im Gras lag. „Bäuchlings herumliegen und zu Klangschalen meditieren, der Typ bin ich einfach nicht.“ https://www.goldenekamera.de/serien/article232206721/Horst-Lichter-Was-mich-drei-Tage-im-Kloster-lehrten.html

    Kommentar von Campo-News — 25. Dezember 2005 @ 12:04

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