Eine Rezension zu “Fackeln in der Dämmerung”
Von Dietrich Kantel auf rantlos.de
Fackeln in der Dämmerung
„Wenn einer sagt: `Ich komme mit jedem gut aus, so läge mir schon sehr daran, ihm das Gegenteil zu beweisen´“. Mit dieser Richtungsweisung hat Tanja Krienen, Jahrgang 1957, ein Lesebuch vorgelegt mit Texten aus vier Jahrzehnten. In (politischen) Essays, Aphorismen, Gedichten und Epen sowie einem besonderen Kapitel mit Texten zum akuten, kulturellen Großproblem, dem Islam, zeigt die Autorin unverblümt, was es mit ihrer eigenen Zielvorgabe auf sich hat.
Gutmenschen werden ihre Probleme mit der Lektüre haben und viele andere Charaktere bekommen ihr Fett weg, sollten besser den Kopf einziehen oder besser, was der Autorin wohl mehr imponieren würde – ihre Kritik- und Konfliktfähigkeit beweisen.
Köstlich bis bissige Überschriften reizen schon beim Blättern zum (Weiter-)Lesen. Aus der Fülle einige Beispiele:
Bundesrepublik Drillich
„ Freilandexperimente an Menschen sind … Jahre nach der letzten deutschen Diktatur wieder zunehmend in Mode. Der Bürger an sich, so die Auffassung fast aller Politiker und sonstiger Verantwortlicher… weiß nichts, kann nichts, und sollte auch nichts dürfen. Deshalb muß er mit Einschränkungen, Geboten, Verboten, und Regeln so überhäuft werden, bis sich nichts mehr regt“.
Ich bin ein Kamel – Genderidentitäten jetzt auch im Tierreich
„Ein süßes Kätzchen erklärt: Die implizite Behauptung, ich sei ein Kätzchen, weise ich als `faschistisch bestimmte Gesinnung zur eindeutigen Definierung transanimalischer Subjekte durch Zweibeiner humanitärer Herkunft´ zurück. Fakt ist nämlich, dass ich eindeutig ein Kamel bin. Sie werden jetzt sagen, ich sähe ganz und gar nicht danach aus? Das jedoch ist ein unverschämter Angriff auf mein Selbstbestimmungsrecht!“
Der kleine Muck
„Er, der jungkonservative Muck, bürstet sich stolz, spreizt sich ob seiner Zukunft, die…..längst nicht so sein wird wie die Gegenwart. Denn die ist doch: sehr mittelmäßig. Eher mäßig. So wie er. …Er widersteht im Geiste, manchmal auch im Hinterzimer. Sein Vorbild ist Stauffenberg. Wie der damals war, ja so mutig möchte er auch mal sein…Ästhetik ist ihm auch wichtig. Leni Riefenstahls Bilder – mit Beethoven untermalt…Momentan ergötzt er sich an Angela Merkel und Guido Westerwelle. Er hat damit einen schweren Stand. Die Linken lachen ihn aus. Er schlägt die Augen zum Protest nach innen, nach unten. Er ist sogar zu arrogant, um sich zu schämen“.
Darf man „anti-islamisch sein?
„Ja doch. Aber sicher. Warum nicht? Nietzsche postulierte doch auch den „Anti-Christ“. Es war bisher…möglich gegen alles und jeden zu sein, solange keine direkte Schmähkritik ohne Fakten vorlag…Niemand sage, die islamische Wirklichkeit liefere keine diesbezüglichen Fakten. Und ob es überhaupt eine ernstzunehmende theologische Substanz des Korans gibt, darüber streiten sich die Gelehrten. Jene meinen nicht selten, die sogenannte Heilige Schrift des Islam sei nicht mehr als eine dirigistische Vorlage zur Regelung des Alltages…oder wie Atatürk schon feststellte, es sei im Islam `die Form der Verfassung, die geringsten Handlungen und Gesten eines Bürgers festgesetzt, seine Nahrung, die Stunden für Wachen und Schlafen, Sitten und Gewohnheiten und selbst die intimsten Gedanken´. Warum sollte man nicht dagegen sein, so, wie unzählige säkulare Menschen in den islamischen Staaten, die aber daraufhin entweder ermordet, vertrieben oder unterdrückt wurden?“
Aphorismen und Gedichte
Nicht zu vergessen „Aphorismen, Krienismen, Miniaturen und Schnipsel“, wie die Autorin diesen Abschnitt ihres Buches überschreibt und auch nicht ihre Gedichte. Allein, Details würden den Umfang der Rezension hier sprengen. Einfach lesen.
Facettenreich und mutig?
Die Autorin hat etwas zu sagen. Facettenreich und mutig, würde das Feuilleton vielleicht schreiben. Dem könnte man sich anschließen, wären diese Begriffe nicht so ausgelutscht und verbraucht für Vieles, was heutzutage an Banalem zwischen zwei Buchdeckel geklemmt, mit Werbeaufwand in die Bestsellerlisten gepuscht und nach Kilogramm bezahlt wird. Die Texte von Tanja Krienen sind kenntnisreich, begriffsschöpfend und mit Wortwitz, politisch „unkorrekt“, provozierend, skuril, dann wieder nachdenklich und: auch schroff bis zur Schmerzgrenze – für manchen Leser vielleicht auch darüber hinaus. Doch letztlich wendet sich die Autorin erkennbar an den Selberdenker und fordert auch auf, neu zu denken. Man liest das Buch nicht „in einem Rutsch“. Dazu ist es zu themenvielfältig. So manche von Tanja Kriens Fackeln sind auch sprachspielerische Leuchttürme in der Dämmerung. Man kann und sollte sich Beiträge einzeln vornehmen und dann sacken lassen. Ein Lesebuch halt, das man immer wieder hervorholen kann. Sie meinen, der Rezensent sei (zu) begeistert? Das stimmt. Und deswegen wird das Buch hiermit auch zur Lektüre anempfohlen.
Dietrich Kantel
Tanja Krienen: „Fackeln in der Dämmerung“ (376 Seiten), Romowe Verlag, ISBN 9781512277197
Eine Rezension meines Buches “Fackeln in der Dämmerung - Texte aus vier Jahrzehnten” von Dietrich Kantel - “Ein Lesebuch halt, das man immer wieder hervorholen kann. Sie meinen, der Rezensent sei (zu) begeistert? Das stimmt. Und deswegen wird das Buch hiermit auch zur Lektüre anempfohlen.” http://www.rantlos.de/feingeist/musik_und_bucher/fackeln-in-der-daemmerung.html
Kommentar von Campo-News — 19. August 2015 @ 10:52
Unsere Buchempfehlung - auf Journalistenwatch - http://journalistenwatch.com/cms/unsere-buchempfehlung-tanja-krienen-fackeln-in-der-daemmerung/
Kommentar von Campo-News — 24. August 2015 @ 10:39