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2. Juni 2014

Madame Mao

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 13:26

Jiang Qing, die frühere Schauspielerin und fast vier Dekaden lang Gattin Maos, erhängte sich 1991 im Alter von 77 Jahren, zehn Tagen nach ihrer Entlassung aus der Haft. Ich kannte sie nur als „Witwe Maos“ und in ihrer Funktion als Mitglied der „Viererbande“, doch eine Dokumentation zeigte jetzt ihre Vielschichtigkeit. Ihre Herkunft als Schauspielerin sah man immer. Sie hatte „die Sonn´ stets im Gesicht“ um mit Brecht zu sprechen. Das fröhliche Lachen verschwand erst mit den Prozessen gegen sie, die Jiang Qing jedoch mit beeindruckend hellwachen Augen und angreifendem Instinkt, Witz und Schlagfertigkeit überstand. Verurteilt wurde sie dennoch und zwar zum „Tod auf Bewährung“.

Ein paar Jahre Gefängnis hatte sie sich redlich verdient, denn ihre Beteiligung an der „Kulturrevolution“ besaß kriminelle Züge. Nun ja, wer wünscht sich nicht einmal im Geiste über das Handwerkszeug zu verfügen, um den meschuggenen Lindenstraßen-Wahnsinn oder die Speidelei Juttas, Riemannsche Katja-Präsensen oder Xavier Naidoo-Jammereien im Handumdrehen öffentlich zu beenden? Na eben! Es soll jetzt aber nicht um die bösen Nebenwirkungen der Umwälzungen in China gehen, sondern: um das Produkt! Das war atemberaubend – für chinesische Verhältnisse! Hollywood und Pop gleichermaßen: Esther Williams Choreographien ohne Wasser, aber dafür mit vielen roten Fahnen. Eindrucksvoll – für chinesische Verh…aber das sagte ich schon! Und wie sie den Nixon bespielte!

Den Krampf der Alten Peking Oper hinwegfegend, diese üble Mixtur aus Zuckerguss, der sich über grausamste Zeiten wie eine undurchdringliche bunte Matte legt und den Infantilismus zurückgebliebener Völker mit seinen auf niedrigem Niveau widerspiegelnden kulturellen und historischen Inhalten anspricht, das war schon gut - und dieser Modernisierungsschub wirkt bis heute nach.

Als Jiang Qing sechs Jahre alt war, brach die Mutter ihre Fußknochen, damit sie „Lotusfüße“ erhalten sollte, verfolgte den Plan aber nicht konsequent, sodass sich die Füße später normal entwickelten. „Madame Mao“ hatte gute Gründe gegen die alte chinesische Gesellschaft aufzubegehren, doch wie häufig in derartigen Fällen, schlug sie den Hammer zu hart auf. Hammerschläge an sich sind jedoch bitter nötig.

 

5 Kommentare »

  1. Ambivalenter Dreck auf SPON - http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/frauen-mit-gebundenen-fuessen-in-china-portraetiert-von-jo-farrell-a-982143.html

    Kommentar von Campo-News — 24. Juli 2014 @ 17:23

  2. Vieles ist richtig, manches verkürzt oder der rechten Sicht geschuldet - http://www.pi-news.net/2014/09/1968-ein-import-aus-china/

    http://www.achgut.com/artikel/china_fuehrt_anstaendigen_punktesystem_ein

    https://www.achgut.com/artikel/china_entwickelt_sich_und_wir_huepfen_fuers_klima_warum

    Kommentar von Campo-News — 18. September 2014 @ 16:54

  3. https://www.achgut.com/artikel/faszination_totalitarismus

    Kommentar von Campo-News — 10. Dezember 2021 @ 17:53

  4. https://www.achgut.com/artikel/Revolution_der_angeklebten_Hand

    Kommentar von Campo-News — 22. Oktober 2022 @ 06:37

  5. https://www.achgut.com/artikel/china_und_corona_ueberwachungsstaat_im_letzten_gefecht

    Kommentar von Campo-News — 18. November 2022 @ 16:23

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