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19. Juli 2005

20. Juli 1944

Abgelegt unter: Allgemein — Campo-News @ 19:29

Nun jährt sich zum 61. Male der Tag des bekanntesten Attentates auf Adolf Hitler.

Schon frühzeitig wurden auf Hitler Mordversuche ausgeübt - bereits vor 1933 geschah dies vier Mal, weitere zehn folgten im Jahr der Machtergreifung 1933. Ein oft erwähntes Attentat war das von Georg Elsner im Jahr 1939. Nie aber waren Menschen so nah daran, den Diktator zu beseitigen, wie die auf breiterer Basis stehenden Personen des 20. Juli 1944.

Insgesamt lassen sich 42 Versuche oder konkrete Planungen von Attentaten auf Hitler nachweisen, zuletzt soll es Albert Speer gewesen sein, der den “geliebten Führer” ermorden wollte.

Wer aber waren die Männer des 20.Juli? Waren es wirklich Demokraten? Der größte Einwand folgt ja meist von links, die Männer des 20 Juli seien keine Linken gewesen, als wäre es eine höhere Pflicht, links zu sein und nur man könne nur dort Widerstand gegen eine Diktatur leisten. Von rechter Seite ist noch heute der Vorwurf zu hören, da seien Verräter an der Sache des Vaterlandes tätig geworden.

Doch was sagten sie selbst in einer geheimen Regierungserklärung? - “…Aber noch ist Krieg. In ihm gebührt unser aller Arbeit, Opfer und Liebe den Männern, die das Vaterland verteidigen. …und daß wir diesen Krieg fernerhin mit reinen Händen, in Anstand, mit der Ehrenhaftigkeit, die jeden braven Soldaten auszeichnet, führen werden.” Churchill nannte den 20. Juli “Ausrottungskämpfe unter den Würdenträgern des Dritten Reiches”.

Was war er nun, dieser Tag, der sich nun zum 61. Mal jährt? Auf dieser Seite kann man – weiter unten rechts – abstimmen, oder auch im Blog einen Kommentar abgeben.

Daniel L. Schikora hat die Aussagen von Carl Friedrich Goerdeler, einem klassischen National-Konservativen und Hitler-Gegner zusammengestellt, um diese Strömung besser beurteilen zu können, er schreibt

Einer der führenden Verschwörer gegen Hitler, Carl Friedrich Goerdeler, gehörte zu jenen Deutschnationalen, die 1919 militärische Aktionen gegen Polen zur Rückgewinnung Westpreußens forderten. Als er 1920 Zweiter Bürgermeister von Königsberg wurde, verließen die SPD-Abgeordneten bei seiner Amtseinführung demonstrativ den Rathaussaal. Ab 1930 wirkte Goerdeler als Oberbürgermeister der Messestadt Leipzig, wo er die antisemitische Kulturpolitik der Nazis aufs schärfste verurteilte. Am 2. Februar 1945 wurde Goerdeler aufgrund eines „Volksgerichtshof“-Urteils hingerichtet.

In seiner geheimen, für die Generalität bestimmten Denkschrift vom 26.3.1943 schrieb Goerdeler:

Deutschland durch NS wirtschaftlich und sittlich bolschewisiert

„Im Innern sind die Grundlagen von Recht, Anstand, Sittlichkeit und Ehrliebe, der Sinn für Menschlichkeit und Verantwortungsbewußtsein zerstört. Diese Tatsache wird nicht dadurch gemildert, daß es noch gerechte Urteile, noch anständige Menschen, noch sittlich hochstehende Persönlichkeiten, noch freiheits- und ehrliebende Deutsche gibt. Entscheidend ist, daß jene für jede Gemeinschaft unentbehrlichen Bindungen und Werte nicht mehr vom Staate geachtet, sondern von seinen Organen und Gerichten sowie von hohen Parteifunktionären täglich auf das gröblichste und dem Volke erkennbar verletzt werden. Entscheidend ist, daß die Staatsführung diesen Zustand selbst herbeigeführt hat und bewußt aufrecht erhält. So wird durch sie unser Vaterland nicht nur wirtschaftlich, sondern sittlich allmählich bolschewisiert. Der russische Bolschewismus, den ich schroff ablehne und der heute in seinen Leistungen weit überschätzt wird, wird von ihr nur als Popanz zur Rechtfertigung verlustreicher Krieg sführung und zur Aufpulverung des deutschen Spießers benutzt nach der Devise: haltet den Dieb!“

Führende Stellung Deutschlands in Europa angestrebt

„Welche Ziele sind denn noch durch richtiges Handeln erreichbar?
a) Der Bestand des Reichs in den Grenzen von 1914, vermehrt um Österreich und Sudetenland. Vielleicht wird es notwendig sein, sich mit den Franzosen auf die Sprachgrenze zu verständigen, wie sie etwa 1918 oder 1938 feststellbar ist. Durch eine solche Verständigung würde erstmalig der alte Kampfbegriff Elsaß-Lothringen eliminiert werden. Das mag dem Nichtpolitiker oberflächlich erscheinen. Für eine Politik aber, die auch europäisch denken und sich daher darüber klar sein muß, daß rechtzeitige Schonung von Empfindlichkeiten gewaltige Früchte bringen kann, sind solche Erwägungen nicht ohne wesentliche Bedeutung.

b) Auch die führende Stellung Deutschlands auf dem Kontinent kann noch erarbeitet werden.

c) Erreichbar ist sogar noch die Wiedergewinnung Südtirols. Wir wissen, daß die Entente 1919 nicht sehr freudig dieses Gebiet an Italien gegeben hat. Sie wird es heute mit Vergnügen an Deutschland zurückfallen lassen, wenn wir selbst fähig sind, es zu besetzen. Der Raub dieses Gebietes durch Italien war eine solche bevölkerungspolitische Infamie, daß wir uns nicht zu scheuen brauchen, diesen Raub wiedergutzumachen. Ich mache überdies darauf aufmerksam, daß die Wiedergewinnung Südtirols das beste Mittel wäre, um Österreich im deutschen Reichsverbande aus freien Stücken zu halten. (…)“

In einem vermutlich für britische Leser bestimmten Friedensplan vom Spätsommer oder Herbst 1943 bemerkt Goerdeler zur Außenpolitik eines künftigen Deutschland u. a.:

Ablehnung jeglicher Siegerjustiz

„Deutschland muß Recht und Anstand bei sich selbst wieder herstellen. Das ist es seiner Ehre und anderen schuldig. Nur wenn es die Verbrecher gegen das Recht, auch die Verstöße gegen das Völkerrecht, selbst bestraft, kann es seelisch wieder gesunden. Daher muß dringend vor jedem Gedanken gewarnt werden, diese Bestrafung durch Dritte oder durch einen internationalen Gerichtshof vollziehen zu lassen. Selbst die Deutschen, die mit Haß und Verachtung auf die Schändung des guten deutschen Namens durch Deutsche blicken und zu jeder gerechten Härte bereit sind, oder vielmehr gerade diese Deutschen werden es entschieden ablehnen, an einer solchen Bestrafung durch Dritte teilzunehmen (…)“

Wiedergutmachung an europäische Völker nicht möglich

„An eine Wiedergutmachung des durch den Hitlerismus den europäischen und anderen Völkern zugefügten Schadens ist nicht zu denken. Deutschland ist durch Hitler schon vor diesem Kriege in ungeheure Schulden gestürzt. Die Bewunderung, die andere Völker Hitlers Künsten auf diesem Gebiete entgegengebracht haben, war für das deutsche Volk verhängnisvoll. Die gewaltige Schuldenlast dieses unseligen Krieges teilt Deutschland mit der ganzen Welt. Die Zerstörungen aber, die der Krieg angerichtet hat, sind heute schon in Deutschland größer als in jedem anderen Teil Europas. Es ist daher physisch für Deutschland unmöglich, außer dem Aufbau in Deutschland (…) auch noch den in anderen Ländern zu schaffen.“

Gemeinsames Interesse mit England hinsichtlich der russischen Bedrohung

„Zur Zeit herrscht in Rußland ein gleichmäßiges bolschewistisches System. Daß der Bolschewismus alles (selbsttätige) menschliche Leben und Streben tötet, ist eine Tatsache, der sich selbst die Russen nicht verschließen konnten. Sie haben daher den Kommunismus immer mehr abgeschwächt. Aber dazu gehört eigene bittere Erfahrung. Wenn das heutige Rußland Vorherrschaft über Europa ausübt, werden die mittel- und westeuropäischen Völker, durch den Krieg geschwächt, durch Leidenschaft bewegt, vor schier unerfüllbaren Aufgaben stehend, zunächst dem radikalen Bolschewismus verfallen. Das wäre der Tod der europäischen Kultur und der Geltung Europas, wäre wohl auch für England eine große Gefahr. Noch gefährlicher aber wird Rußland, wenn es zu den wahren Gesetzen der Wirtschaft und der Politik allmählich zurückfindet. Denn dann wird seine Kraft noch größer. Rußland dürfte die einzige Macht auf der Erde sein, die ohne eine große Flotte das englische Empire lebensgefährlich treffen könnte.

Es ist selbstverständlich eigenste Sache Englands, diese Lage zu prüfen und jede Schlußfolgerung zu ziehen, die es in seinem Interesse für notwendig erachtet. Wir können nur unsere Meinung sagen, und die besteht darin, daß alle europäischen Völker westlich Rußlands sich gegen eine russische Übermacht und Vorherrschaft sichern müssen. Weder Frankreich noch Italien noch ein Zusammenschluß der kleineren Völker kann diese Sicherung zur Zeit gewähren. Deutschland kann es eben noch, wenn es rechtzeitig die Verbrecher zum Teufel jagt und bestraft, und wenn ihm England und Amerika die Möglichkeit gewähren, den Krieg ohne Zusammenbruch zu liquidieren. Ein Hemmnis hierzu ist die Forderung der bedingungslosen Kapitulation.“

Grundlage einer europäischen Gemeinschaft muß freier Nationalstaat sein

„Jedenfalls kann die Grundlage einer europäischen Gemeinschaft nur Freiheit und Selbständigkeit der Nationalstaaten in allen ihren Entschließungen sein.“

Quelle: Bodo Scheurig (Hrsg.), Deutscher Widerstand 1938-1944. Fortschritt oder Reaktion?, dtv dokumente, München 1984.

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